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                Inhaltsverzeichnis der Stegen Chronik | Geschichte
                der Gemeinde Stegen Dem Volke erzählt von Maximilian Walter, Bürgermeister in Stegen | 
| Ehrentafel Geschichtlicher Teil •Aus alter Zeit Stegen in alter und neuer Zeit. Anlagen •Glossar zur Erklärung der Urkunden | ALLGEMEIN GESCHICHTLICHER TEIL. I.) Aus alter Zeit Die Bibel sagt, im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Pflanzen, die Tiere und zuletzt den Menschen. Wie unsere Gegend zu jener Zeit wohl ausgesehen haben wird, ist und bleibt uns verborgen. Die einen meinen, unsere Gegend sei ehemals ganz unter Wasser gestanden; andere dagegen glauben behaupten zu können, unser Schwarzwald sei zu unvordenklichen Zeiten ein Schneegebirge gewesen, welches seine Gletschermassen in die Täler hinabsandte, und wieder andere nehmen an, unser schönes Dreisamtal sei ehemals eine Wildnis, ein Urwald gewesen. Ob und inwieweit das eine oder das andere zutreffend ist, kann nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Die letztere Annahme rechtfertigen jedoch verschiedene Tatsachen. So zählt z.B. das jetzige Gräfl. von Kageneck’sche Stammgut, ohne den Nadelhof, nach einer Berein-Grenz- und Güterbeschreibung vom Jahr 1610 353 1/2 Jauchert Wald, 86 Jauchert Matten und 88 Jauchert Ackerland, und zu Anfang des vorigen Jahrhunderts zählte dasselbe Gut 320 Jauchert Wald, 86 Jauchert Matten, 88 Jauchert Acker und 30 Jauchert ausgestocktes Feld, während dasselbe Stammgut jetzt nur noch 170 Morgen Wald, 85 Morgen Wiesen, dagegen aber 180 Morgen Ackerland sein Eigen nennt. Aus diesen Zahlen sehen wir ganz deutlich, daß der Wald in dieser Verhältnismäßigkeit kurzen Zeit bedeutend abgenommen hat, was zu früheren Zeiten noch viel mehr der Fall gewesen sein wird, da die Gegend in jenen Zeiten viel weniger bevölkert war und deswegen die Bewohner auch weniger Kulturland benötigten. Und ich neige deshalb sehr zu der Ansicht hin, daß unsere Gegend ehemals eine große Waldfläche, vielleicht auch ein Urwald und Wildnis gewesen ist und der Wald mit seinen weitverschlungenen Wurzeln im Laufe der Zeit teilweise ausgestockt, der Boden für den Ackerbau urbar gemacht und so der alten Wildnis abgerungen worden ist. Eine weitere Frage wird nun sein, welches werden die ersten Menschen gewesen sein, die unsere Gegend bewohnt haben, wo werden sie hergekommen sein, wie werden sie gelebt und gewirkt haben. Diese Frage ist gerade wie die erstere nur sehr unbestimmt zu beantworten. Die Wissenschaft glaubt auf Grund verschiedener Ausgrabungen von menschlichen Skeletten, Tieren, Gerätschaften usw. festgestellt zu haben, daß jene Gegenden in der Ebene, namentlich am Rhein, am Kaiserstuhl usw. schon viel früher als unsere Schwarzwaldgegenden bewohnt waren. Und man nimmt weiter an, daß mehrere Jahrhunderte vor Christus zur Zeit der Pfahlbauten in jenen Gegenden ein Volksstamm, von welchem man nicht weiß, wo er hergekommen ist, dem Namen nach aber aus den Alpen stammen dürfte, unter dem Namen Alpinen geherrscht habe. Dieselbe Wissenschaft nimmt weiter an, daß jener Volksstamm, der schon Ackerbau und Viehzucht trieb, auch allmählich in unsere Schwarzwaldgegenden vorgedrungen ist. Mit dieser Annahme wäre nun festgestellt, daß jenes Volk eigentlich die ersten Bewohner unserer Gegend und somit auch die Begründer unserer Bauernschaft gewesen sind. Ob nun jenes Urvolk schon religiöse Empfindungen hatte, d.h. an ein höheres Wesen, an eine Vergeltung oder Bestrafung im Jenseits usw. glaubte, wissen wir nicht. Ob es bei ihnen soziale Unterschiede gab zwischen Reich und Arm, zwischen Vornehm und Nieder, zwischen Gebildeten und Nichtgebildeten, zwischen Herrschenden und Dienenden, dieses alles ist und bleibt uns verborgen. Wohl deuten einige Bestattungsgebräuche aus jener Zeit schon auf religiöse Ansichten und Riten hin; aber kein Schimmer über Sitten und Recht, kein Name, kein Denkmal, kein Wort ihrer Sprache, kein Buchstabe ihrer Schrift ist uns überkommen; wir wissen nicht, ob sie geschrieben haben und wo sie hingekommen sind und ahnen nur ungefähr, wie diese Kultur unterging. Der äußere Anlaß dieses Untergangs war wohl die Keltenbewegung. Gegen das vierte Jahrhundert v. Chr. bezogen die Kelten das oberrheinische Gebiet und brachten eine andersartige neue Kultur mit, zum Teil auch eine Fortbildung und Weiterbildung der bisherigen Formen. Unter diesem Volksstamm tritt auch zum erstenmal ein neues Kulturgut, das bisher fehlte, nämlich das Geld auf. Dieser kriegerische Volksstamm, der auch Ackerbau und Viehzucht trieb, baute schon Straßen und Wege, Städte und Dörfer. So soll z. B. nach übereinstimmendem Urteil verschiedener Historiker etwa um das Jahr 350 v. Christus bei Zarten eine mächtige Festung mit dem Namen Tarodunum, auf deutsch Oschenburg, bestanden haben. Aus diesem Tarodunum wurde nachmals der Name Zardunum, später Zartuna und hiernach schließlich der Ortsname Zarten hergeleitet. Über die Entstehung sowie über den Zerfall dieser Stadt ist nirgends Erwähnung getan. " Der historisch - statistische - topographische Lexikon von dem Großherzogtum Baden von Kolb Band I A-Z " berichtet hierüber: Zarten: Dorf und Filial der Pfarrei Kirchzarten mit 653 Einwohnern und 97 Häusern im 2ten Landamt Freiburg an der Straße von Freiburg nach Donaueschingen. Der Ort ist sehr alt; den schon im Jahr 765 übergab der edle Breisgauer Trudbert zu Zeiten des Breisgauischen Grafen Adelard dem Kloster St. Gallen all dasjenige, was er in der Mark (Zartuna) besessen hatte. Es ist zu vermuten, daß ehemals die Mark Zartuna, das nunmehrige ganze Kirchzartenertal, samt den nahegelegenen kleinen Tälern und Maierhöfen von dem Dorf Ebnet bis an die Fürstenbergische Baar in sich begriffen habe. Trudbert war nicht der ganze Inhaber dieser Mark; Tuoto besaß auch einen Teil derselben, den er aber um das Jahr 856 auch dem Stift St. Gallen überlassen hat. Doch blieb diese Vergabung nicht lange bei St. Gallen, denn in einer Urkunde, welche Kaiser Otto der I im Jahr 973 die Besitzungen des Klosters Einsiedeln bestätigt, wird Zarten ausdrücklich ein Einsiedlisches Gut genannt. Das Kloster Maria Zell oder St. Märgen Hat einen großen Teil dieses Tales an sich gebracht, in folgenden Zeiten aber an die Edlen Ritter Schwelin V. Landeck und an die Stadt Freiburg verkauft. Die Stadt Freiburg besaß bis zu den neuesten Zeiten den größten Teil dieses Tales, die mit den übrigen Teilhabern Gotteshaus St. Peter, Commende Freiburg, Stift Günterstal, Graf Kageneck, Freiherr v. Sickingen, v. Pfürdt, v. Neven, v. Baaden und Gotteshaus Oberried die Talgenossen genannt wurden. Viehzucht und Ackerbau nähren die Einwohner. Gegen Ende des dritten und zu Anfang des vierten Jahrhunderts v. Chr. wurden die Kelten von den aus dem Norden herandrängenden Germanen, welche das Land allmählich in Besitz nahmen, vertrieben und mehr in den Schwarzwald zurückgedrängt. Die Geschichte lehrt uns, daß im Jahr 58 v. Chr. ganz Baden im Besitz germanischer Stämme war; ihr Einrücken bedeutet sicher einen kulturellen Rückgang, denn dieses war eine Zeit recht dürftiger Besiedlung. Im Herbst 58 v. Chr. rückten die Römer von Frankreich aus in das Rheintal ein; sie schlugen die Germanen und nahmen kaum ein Jahrhundert später auch unsere Gegend in Besitz und führten hier vollständige römische Kultur ein. Unter diesem Volksstamm scheint auch der Zehnten, von dem später noch die Rede sein wird, eingeführt worden zu sein, weshalb das jetzige Land Baden damals auch Zehntland genannt wurde. Etwa um das Jahr 260 nach Chr. war die Römerherrschaft auf badischem Boden zu Ende. Das Land war in langen blutigen Kämpfen von einem der bedeutendsten Germanenstämmen, den Alemannen, erobert worden. Dieser Alemannenstamm faßte nun endlich festen Fuß, und es werden aus diesem Volksstamm in Verbindung mit den Kelten unsere Urväter hervorgegangen sein. Doch war es den Alemannen nicht beschieden, die Herren unserer Gegend zu sein. Etwa um das Jahr 500 n. Chr. drang die damals mächtigste Völkerschaft, die Franken, in unser Land ein und unterwarfen es. Die Franken teilten das Land in Gaue ein, und so erhielt unsere Gegend den Namen Breisgau. Unter dieser Herrschaft begann alsdann auch das Christentum in unserer Gegend festen Fuß zu fassen; wohl gab es z. Zt. der Römer schon vereinzelte Christen, allein jene vermochten sich in dem damaligen Heidentum nicht zu halten. Erst vom Beginn des achten Jahrhunderts hat das Christentum jenes zähe Volk erobert, und schon im neunten Jahrhundert hat dasselbe eine recht erfreuliche Kultur hervorgerufen. Und es waren insbesondere der hl. Gallus, der hl. Fridolin, der hl. Trudpert u.a., welche das Christentum in unseren Landen verbreiteten. Welcher Glaubensbote dieses erhabene Kulturgut speziell in unserer Gegend verbreitete, ist nirgends erwähnt. Mit dem Kreuze brachten jene Asketen auch den Spaten und das Saatkorn zur Bebauung des Landes mit. Im Jahr 843 kam unser Land an Ludwig den Deutschen, den ersten König des eigentlichen deutschen Reiches. Zu jener Zeit waren wohl die meisten Höfe freies Eigentum der Bauern, so daß sie mit demselben beliebig schalten und walten konnten. Das herrenlose Land aber gehörte dem König. Zu Ende des neunten und zu Anfang des zehnten Jahrhunderts kamen schwere Zeiten. Die Not zwang auf der einen Seite zahlreiche kleine Bauern, sich teils freiwillig, teils gezwungen unter den Schutz mächtiger Herren zu begeben, wodurch immer mehr freie Leute zur Leibeigenschaft herabsanken. Auf der anderen Seite stiegen unternehmende Männer zu großem Einfluß und Macht empor, wurden vom König mit großen Gütern und Herrenrechten belehnt und sind so Herren über ganze Gegenden geworden. Auf diese Weise ist ein großer Teil unseres Landes an die Grafen von Breisgau gekommen, die sich später Herzoge von Zähringen nannten. Einige dieser Herzoge waren große Förderer der damaligen Kultur; so erbaute Herzog Berthold der II. um das Jahr 1091 die Burg Zähringen und 1093 das Kloster St. Peter. Er regierte von 1078-1111 und liegt im Kloster St. Peter begraben. Herzog Berthold der III. (1111-1122) starb im Jahre 1122 kinderlos. Auf ihn folgte sein Bruder Herzog Konrad. Dieser gründete im Jahr 1120 die Stadt Freiburg und erbaute das herrliche Münster. Er starb am 8. Januar 1152 und liegt in der Familiengruft zu St. Peter begraben. Auf diesen folgte sein Sohn Berthold der IV. (1152-1186); er war ein Zeitgenosse des Kaisers Friedrich Barbarossa; auch er liegt in St. Peter begraben. Erbe des Breisgaus ward zunächst Bertholds Schwager, dann sein Schwestersohn Egon von Urach (zu Hohenurach im heutigen Württemberg), der sich seitdem zuerst Herr, dann Graf von Freiburg nannte. Von den Herzogen von Zähringen kamen auch verschiedene hiesige Güter an die nachmaligen Grafen von Freiburg, die einstigen Vorfahren der Herrschaft von Weyler. |