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Geschichte der Gemeinde Stegen
Dem Volke erzählt von Maximilian Walter, Bürgermeister in Stegen
Ehrentafel

Geschichtsquellen
Einleitung
Geschichtlicher Teil
•Aus alter Zeit

Hoheitsrechte und Leibeigenschaft
Stegen in alter und neuer Zeit. 

•Lokalgeschichtliches und Zusammensetzung der Gemeinde
Innere Einrichtungen; Wirtschafts- und Vermögensverhältnisse
Gemeindebeamte und Bedienstete
Stiftungen
Kirche und Schule
Güterbeschreibung und deren Inhaber Hauptort Stegen und Schloß Weyler Unterbirken Oberbirken Rechtenbach
•Allerlei Notizen
•Geld, Maß und Gewicht
•Wappenzeichen der einstigen Herren von Weyler
Anlagen
•Glossar zur Erklärung der Urkunden

Dingrodel über die Rechte zu Weyler, Yba und Stegen
Dingrodel über die Rechtenbacher Widumgüter
Gebot und Verbot zu Weyler
Abschrift einer alten Grenzbeschreibung
Vertrag zwischen Joppen von Reyschach zu Weyler und Hans und Claus Gebrüder
Stiftungsbrief der Capellen im Schloßhof zu Weyler
Zinsverschreibungen an der Pfründe zu Weyler
Verzeichnis der in Stegen von 1609 bis 1765 haupsächlich vorkommenden Geschlechter

Vorwort

Im Herbst des Lebens erinnern wir Menschen uns so gerne unserer Jugendjahre und ganz besonders unserer lieben Heimat, auch wenn dieselbe nur in einer Stroh- oder Bretterhütte besteht. Freudige Empfindungen lösen sich stets aus bei dem Gedanken an unser liebe Heimat. Deswegen kann es uns nicht gleichgültig sein, was in unserer Heimat vorgeht und bisher in derselben vorgegangen ist.

Je mehr wir unsere Heimat kennen lernen, desto mehr Liebe werden wir zu ihr gewinnen und unsere Zeit besser zu verstehen wissen.

Als ich im Jahre 1894 zum Ratschreiber der hiesigen Gemeinde ernannt wurde und dadurch Einsicht in unsere Gemeinderegistratur bekommen hatte, steigerte sich in mir das Interesse und die Liebe zu meiner Heimat. Schon damals wurde in mir der Gedanke wach, mich mit den vorzeitigen Verhältnissen unserer Gemeinde etwas näher zu befassen. Dieser Gedanke wurde aber durch meine vielseitigen Berufsarbeiten, insbesondere Grundbuchumschreibungen und Gemeinderechnungsstellungen usw. stets in den Hintergrund gedrängt. Als ich nun im Jahre 1909 die Ratschreiberstelle mit jener des Bürgermeisters vertauschen mußte, festigte sich in mir erst recht der Entschluß, in die Geschichte unserer Gemeinde etwas tiefer einzudringen, um wenigstens die wichtigsten Ereignisse aus früheren Zeiten der Vergessenheit zu entreißen, damit sie unseren Nachkommen so gut als möglich gesichert werden.

Ich begann nun die eigenen Archivalien unserer Gemeinde einer gründlichen Durchsicht zu unterziehen, wobei meine Gedanken alsbald auf das Generallandesarchiv in Karlsruhe gelenkt wurden. Auf mein Ersuchen um zeitweise Überlassung der Landesarchivalien wurde mir sämtliches in jenem Archiv befindliche Aktenmaterial über unsere Gemeinde in zwei Sendungen auf je 2 Monate bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Aus diesen Akten ergab sich, auch im Gräflich von Kageneck’schen Hausarchiv zu Munzingen noch bedeutendes Aktenmaterial, welches sich auf unsere Gemeinde bezieht, vorhanden ist. Meiner Bitte um Zutritt in jenes Archiv wurde seitens des Herrn Grafen Heinrich v. Kageneck in Munzingen sofort entsprochen, wofür ich dem Herrn Grafen meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Ich begab mich sofort auf einige Tage nach dem Schloß Munzingen, um das im dortigen Hausarchiv befindliche umfangreiche Aktenmaterial zu studieren, wobei mir Herr Pfarrer Dr. Spreter in Munzingen, welcher dieses Archiv ebenfalls durchstudiert hatte, recht beachtenswerte Aufklärung gab.

Herr Graf Philipp von Kageneck überließ mir einen Urkundenband, welcher sehr bedeutendes Material zu dieser Arbeit lieferte.

Die Herren Pfarrer Mattes in Eschbach und Weiß in Kirchzarten unterstützten mich durch Überlassung ihrer Kirchenbücher.

Herr Pfarrer Geißler von Riegel, früher in Oberried, und Hauptlehrer Bossert in Gundelfingen gaben ebenfalls sehr beachtenswerte Ratschläge, und schließlich erteilten Herr Archivrat Professor Dr. Albert und Dr. Flamm am Stadtarchiv zu Freiburg recht treffliche Winke. All den obengenannten Personen, die mich bei meinen Arbeiten so liebevoll unterstützten, sage ich ein herzliches Vergeltsgott.

Im Jahre 1914 drohte ein politisches Wetterleuchten meine historische Arbeit zu stören, und schon am Ende diese Monats prasselte das schwere Gewitter eines Weltkrieges auf unser Land hernieder. Alle Kraft und Arbeit, insbesondere die eines Bürgermeisters, mußte nunmehr auf dieses furchtbare Ereignis verwendet werden. Tag und Nacht war ich derart in Anspruch genommen, daß ich zu meiner bereits begonnenen Lieblingsarbeit keinen Augenblick mehr Zeit fand.

Durch dieses schwerste Ereignis das die Welt je gesehen hat, mußte ich die Bearbeitung des bereits bewonnenen Materials verlassen mit der Hoffnung, nach dem Krieg die Arbeit wieder aufnehmen zu können.

Infolge des unglücklichen Kriegsausgang und der darauf folgenden Revolution haben sich meine Berufsarbeiten zwar nur wenig vermindert; aber dennoch will ich versuchen, wenigstens das bereits gesammelte Material zusammenzustellen und meine Erfahrungen auf dem Gebiete einer Gemeinde-Chronik niederzuschreiben.

Vielen wird diese Ortsgeschichte zwar gleichgültig sein, manche aber werden sie in Liebe zur Heimat lesen, insbesondere die Geschichte ihres eigenen Hauses und ihrer Familie. Und wenn sie nur von wenigen erkannt wird und ihnen daraus Heimatliebe zufließt, dann bin ich erfreut und belohnt.

Leider ist es mir nicht möglich, all die heldenhaften Leistungen unserer tapferen Krieger, sowie die schweren Sorgen und Kümmernisse der hiesigen Gemeindebewohner während des Weltkrieges mit all seinen Trübsalen, worüber unsere Nachkommen staunen würden, in dieses Werk aufzunehmen. Hoffentlich wird die Kriegsgeschichte hierüber später erschöpfende Auskunft geben. Doch den größten Helden unserer Gemeinde, die ihr kostbarstes was sie hatten, ihr Herzensblut und ihr junges Leben, für uns geopfert haben, wollen wir auch in diesem Werke und zwar an erster Stelle in dankbarer Erinnerung eine Ehrengedenktafel widmen. All die Gefallenen und an den Folgen des Krieges gestorbenen, sowie die bis heute noch vermißten Helden der hiesigen Gemeinde einschließlich jener, die zwar bei Kriegsausbruch nicht mehr hier gewohnt haben, aber durch ihre Geburt, ihre Eltern usw. mit der Gemeinde aufs innigste verwachsen sind, insbesondere ihre Jugendzeit hier verbracht und ihre Erziehung und Bildung hier genossen, will der Verfasser in diesem bescheidenen Werke ein Ehrenplätzlein finden lassen.

Wer aber außerdem einmal ein kleines Bild von all den schweren Opfern, Sorgen und Arbeiten der hiesigen Gemeindebewohner und insbesondere von dem dornenvollen Amt eines Bürgermeisters aus jener Zeit erhalten will, der durchprüfe einmal unsere Gemeinde-Kriegs-Registratur.

Gerne hätte ich diesem Werke auch einige Illustrationen beigefügt und dasselbe im Druck erscheinen lassen, um es möglichst allen Gemeindebewohnern zugänglich zu machen, allein die Kosten hierfür sind so grenzenlos hoch, daß leider davon abgesehen werden mußte.

Möge nun das vorliegende Werk den Mitbürgern und allen, die es lesen, namentlich der heranwachsenden Jugend unserer Gemeinde, sowie auch unseren einstigen Nachkommen zum Glück und Segen werden.

S t e g e n , im D e z e m b e r 1920

Der Verfasser:

Maximilian Walter, Bürgermeister