VII.
Nachwort
VIII. Personenliste
IX. Fußnoten
VII. Nachwort
Warum eigentlich forscht man 50 Jahre nach den damaligen,
schon zur Vergangenheit gewordenen Ereignissen in den Lebenschicksalen von
Menschen aus einer anderen Zeit? Nach einem Wort von Baal Schem Tov ist die
Erinnerung das Geheimnis der Erlösung ist (45), vor allem die Erinnerung an gefährdete
Menschen und schwere Zeiten. Eine persönliche Erinnerung des Verfassers dieser
Schrift mag mit dazu beigetragen haben: Es war um das Jahr 1941. Als etwa fünfjähriger
Junge lebte er bei seinen Großeltern in Barßel, einem Dorf des Oldenburger Münsterlandes
im Norden Deutschlands. Eines Tages stand er bei seiner Großmutter und seiner
Tante neben dem Haus. Sie schauten auf die Straße. Dort wurden auf Wagen Judenmöbel
vorbeigefahren. Wer wollte, konnte sich davon nehmen. Seine Großmutter sagte
zur Tante (auf Plattdeutsch): "Dorvan nähme wie nix; de bringet se ale ümme"
(Davon nehmen wir nichts; die bringen sie alle um). Ob seine Großmutter es wußte
oder ahnte? Aber auf den Jungen machten diese Worte einen unauslöschlichen
Eindruck und er spürte, daß sich hinter diesem Geschehen Schreckliches
verbarg. Er wußte nicht, was Juden waren; aber er ahnte, daß es Menschen in
großer Not waren.
Menschen in Not, - das war auch der entscheidende
Beweggrund Pater Middendorfs. Er half jedem, der in Not war, auch jenen Nazis
unter den ausgebombten Freiburgern, die in Stegen Zuflucht suchten,
Italienern und Franzosen ebenso wie Deutschen und Juden. So versteckte er
Juden nicht nur, weil sie Juden, sondern Menschen in ständiger Lebensgefahr
waren. Das Motiv für seine Menschlichkeit war auf ihn gekommen aus eben jenem
Humanitätsgedanken, der zum erstenmal in Israel als dem Volk Gottes,
niedergelegt in den Heiligen Schriften, ersonnen bzw. geoffenbart wurde und
durch die Vermittlung des Christentums zur ethischen Grundlage der Menschheit
geworden ist. Man kann ihn aufschlüsseln nach den Stichworten: Lebensheiligkeit
oder Recht auf Leben, Lebensschutz für alle Menschen, auch für Kinder und
Alte, Kranke und Behinderte, Liebes- und Gerechtigkeitsgebot, Erbarmen, Mitleid,
Nachsicht, Gewissen, Gleichheit aller Menschen, Abkehr von allem Rassismus, Versöhnung
und Frieden. "Ihr Kerngedanke verdichtet sich in einem einzigen
prophetischen Satz: Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer (Hosea
6,6)" (46). Dieser Humanitätsgedanke findet schon im AT seinen Ausdruck in
dem Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr
(Lev 19,18), den Jesus von Nazareth nochmals verdeutlicht in dem Gebot: Liebt
eure Feinde (Mt 5,44).
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland nicht mehr
viele Orte und Stätten, an denen man als Deutscher hätte in Würde stehen können.
An Pater Middendorf erinnern in Deutschland drei Stätten, mit denen seine
Person verbunden war und bleibt: Stegen, wo er die jüdische und christliche
Humanität vorlebte, Handrup, wo auf seinem Grab sein neuer Name "Gerechter
unter den Völkern" steht, und seine Heimat Aschendorf, wo seine frühere
Schule den Namen "Heinrich-Middendorf-Realschule Aschendorf" erhielt.
An diesen Orten sowie vor der Gedenkwand der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem,
wo er als erster katholischer deutscher Priester geehrt wurde und eine
Ehrentafel seinen Namen verewigt, - dort möge es auch einem Deutschen erlaubt
sein, in Würde zu stehen (47).
VIII. Personenliste
A. Patres: 8
1. P. Middendorf, Heinrich, Rektor |
2. P. Deeken,
Alfred |
3. P. Größchen,
Georg |
4. P. Herz,
Karl |
5. P. Männersdörfer,
Robert |
6.
P. Notermans, Piet
|
7.
P. Rüss, Leonhard
|
8.
P. Stork, Josef
|
|
B. Brüder: 12
1. Br. Agathon
Wilhelm Prinz |
5. Br. Gebhard
Hugo Marschall |
9. Br. Markus Karl Ständer |
2. Br. Alfons
Hermann Schöter |
6. Br.
Innozenz Michael Minarik |
10. Br. Martin Anton Wolters |
3. Br.
Bartholomäus August Surmann |
7. Br. Jakobus Leonhard Laumen |
11. Br. Modestus Otto Kröger |
4. Br. Erich
Johannes Janssen |
8. Br. Lazarus
Adam Schreiber |
12. Br. Willibald Aloys Kurpiers |
C. Dominikanerinnen: 3
1. Sr. Petra,
Oberin |
2. Sr.
Gerharda |
3. Sr.
Tarzisia |
D. Kinderheim:
a) Erzieher, Betreuer und Sonstige: 7
1. Abel,
Friedrich, Lehrer |
4. Heckenkämper,
Paula |
7. Schiwon,
Hilde |
2. Brück,
Maria, Lehrerin |
5. Herweg,
Agnes |
|
3. Haarmann,
Maria |
6. Ofschonka,
Rita |
|
b) Vinzentinerinnen: 8
1. Sr.
Agathika |
4. Sr.
Dietharda |
7. Sr.
Engeltrudis |
2. Sr.
Brunoldis |
5. Sr.
Dominata |
8. Sr. Marolis |
3. Sr.
Dionysia |
6. Sr. Emma |
|
c) Kinder
Vorbemerkung: die folgende Liste ist nicht unbedingt vollständig,
sondern das Ergebnis des augenblicklichen Forschungsstandes. Die mit Sternchen
versehenen Namen nennen Kinder, die nicht zum Hagener Schutzengelkinderheim gehörten,
sondern aus Eilper Familien stammten. Ihre Eltern wollten einer Erziehung in
einem KLV-Lager zuvorkommen und schickten sie mit Hilfe des Pfarrers der Eilper
Herz-Jesu-Gemeinde, Wilhelm Hansknecht, ins Stegener Kloster, wo sie mit den
Kindern des Waisenhauses gemeinsam aufwuchsen. Sie kamen später als die
Waisenkinder nach Stegen, nämlich etwa von Spätsommer 1943 bis November 1943,
und verließen Stegen nach Kriegsende. Die Personen, deren Namen mit einem Kreuz
versehen sind, sind verstorben. Von den zu Beginn Genannten kann man sich nur
noch an die Vornamen erinnern.
1. ... Hansi |
2. ... Ötteken |
3. ... Arthur |
4. ... kleine
Gisela |
5. ... und
ihre Schwester |
6. ... Gerd |
7. Bach, Gerd
* |
8. Bach, Gerda
* |
9. Bach,
Renate * |
10. Bachenheimer, Dieter |
11. Bachenheimer, Eva |
12. Brocksieper, Ursula * |
13. Bücker, Annemarie |
14. Buß, Wilfried |
15.
Casparie, Eugen
|
16.
Casparie, Marianne |
17. Dertmeyer, Erika |
18. Dertmeyer, Ingrid |
19. Ernst, Gertrud * |
20. Fiege, Karl |
21. Flusche, Dieter |
22. Fuhrmann, Gerda |
23. Fuhrmann, Ursula |
24. Gehrke, Günther |
25. Gosebrink, Hanni |
26. Gräwe, Hans-Georg |
27. Greif, Hubert |
28. Haarmann, Heinz Dieter |
29. Hano, Christel * |
30. Hano, Wolfgang * |
31. Hecker, Annemarie |
32. Hecker, Fritz |
33. Hüser, Ilse |
34. Hüser, Lore |
35. Karmiol, Heinz-Kasimir |
36. Karmiol, Helga |
37. Kleine, Helga |
38. Kolan, Albert |
39. Koschenk, Gustav |
40. Köser, Ernst-Ludwig + |
41. Köser, Klaus |
42. Köser, Rudi |
43. Kötter, Agnes |
44. Krischler, Marianne |
45. Kugler, Marianne * |
46. Kugler, Willi * + |
47. Lehmann, Anni |
48. Loose, Herta |
49. Löwe,
Betti |
50.
Löwe, Hermann
|
51. Löwe, Karl |
52. Lütteke, Hermann |
53. Matuschewski, Manfred |
54. Meier, Willi |
55. Meixner, Hans |
56 Molitor,
Manfred |
57. Müller, Erna |
58. Müller, Fritz |
59. Müller, Anni |
60. Münze, Dieter |
61. Münze, Erika |
62. Müsgen, Matthias |
63. Niehaus, Norbert |
64. Nierhaus, Maria * |
65. Nierhaus, Resi * |
66. Nierhaus, Willi * |
67. Nüffel van, Karl-Heinz |
68. Nüffel van, Rudolf |
69. Nüffel van, Werner |
70. Oleiko, Franz-Josef |
71. Plätzer, Dieter |
72. Riemann, Jürgen |
73. Röhr, Hildegard |
74. Salowski, Lena |
75. Sattler, Ruth * |
76. Sauer, Elisabeth |
77. Schiwon, Hedwig |
78. Schmidtkunz, Ingrid |
79. Schröter, Siegfried |
80. Sieg, Otto |
81. Siegmund, Gerda * |
82. Siegmund, Ruth * |
83. Siepmann, Renate * |
84. Stadtler, Ingrid |
85. Strunk, Adalbert |
86. Strunk, Gisbert |
87. Tasche, Hildegard * |
88. Thiel, Hörst |
89. Tugend, Christel |
90. Tugend, Wolfgang |
91. Vögler, Emil * |
92. Wischnewski, Else |
93. Wüst, Heino
+ |
94. Zerska, Elli |
|
94 darunter 75
Kinder aus dem Schutzengelkinderheim und
19
Kinder aus Hagener Familien
E. Sonstige Personen
a) Menschen jüdischer Herkunft: 9 (- 4 oben erwähnt) = 5
1. (Bachenheimer, Dieter) |
2. (Bachenheimer, Eva) |
3. Giessler, Irmgard |
4. Giessler, Ursula |
5.
Paepcke,
Lotte
|
6.
Paepcke,
Peter
|
7. Zacharias, Gerhard |
8. (Karmiol, Heinz-Kasimir) + |
9. (Karmiol, Helga) |
b) Familien und Einzelpersonen:
- Familie Coenenberg (Vater Adolf blieb in Düsseldorf): 9
1. Grete,
Mutter |
2. Resi |
3. Bernhard |
4. Hans |
5. Maria |
6. Liesel |
7. Adolf |
8. Ursula |
9. Margret |
- Familie Rettig (Vater Eberhard fiel im Krieg):
1. Treschen |
2. Ursula |
3. Christel |
- Weitere Personen:
1. Herr Kolan,
Vater von Albert Kolan |
2. Frau Kolan,
Mutter von Albert Kolan |
3. Frau Matuschewski, Mutter von Manfred Matuschewski |
Damit ergibt sich folgende Gesamtzahl:
8
Patres
12
Brüder
3
Dominikanerinnen
8
Vinzentinerinnen
7
Erzieher, Betreuer, Sonstige
75
Kinder des Waisenhauses
19
Kinder der Herz-Jesu-Gemeinde
5
weitere Menschen jüdischer Herkunft (Heimkinder abgezogen)
9
Coenenbergs
3
Rettigs
1
Vater von Albert Kolan
-----------------------
150 Personen
insgesamt
Fußnoten
In den Fußnoten werden angeführte Schriften nur mit Autor
und Titel angegeben. Weitere bibliographische Angaben stehen im Bücherverzeichnis
I.
1 G. Trampe:
Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit, S. 21.
2 G. Haselier:
Kirchzarten, Geographie, Geschichte, Gegenwart, I, S. 3-4 und 18 im Zusammenhang
der S. 1-23.
3 Vgl. F.
Kern: Das Dreisamtal mit seinen Kapellen und Wallfahrten.
4 M. Müller:
Die Schloßkapelle in Stegen-Weiler, S. 16.
5 Vgl. P.
Notermans: Schloß Weyler zu Stegen, unveröffentlichte Chronik.
6 Zur
Geschichte der Ordensgemeinschaft vgl. G. Manzoni: Leo Dehon, ein Mensch mit
einem großen Herzen. "SCJ" ist die Abkürzung des lateinischen Namens
"Sacerdotes (S) Cordis (C) Jesu (J)" und bedeutet zu deutsch
"Herz-Jesu-Priester".
7 E. Breckel:
Schloß Weiler, in: 50 Jahre Herz-Jesu-Priester in Stegen 1929-1979, S. 12-13 im
Zusammenhang der S. 6-13.
8. L. Paepcke: Unter einem fremden Stern, S. 99.
9 C.
Schreiner: Frauenorden in Deutschland, Dominikanerinnen: S. 108.
Vinzentinerinnen: S. 56-59.
10 Stegen gehörte
damals zur katholischen Pfarrgemeinde St. Jakobus, Eschbach. Nach dem Eschbacher
Taufregister wurden 1944 folgende Kinder von P. Stork in der Schloßkapelle in
Stegen bedingungsweise getauft: Dieter Flusche, Wilfried Buß, Dieter Münze, Günter
Gehrke, Karl-Heinz van Nüffel, Helene Lalowski, Maria Krylar (vgl. Eschbach,
Taufbuch der katholischen Pfarrei Eschbach, 1906-1964, S. 248-249).
11 Vgl. 75
Jahre Schutzengelkinderheim Hagen-Eilpe, 1987. 1978 wird der Name "Hagener
Katholisches Waisenhaus GmbH" geändert in "Schutzengelkinderheim
GmbH" (vgl. ebd. S. 1). Über den Namen des Heimes besteht Unklarheit. 1908
wird das Heim als "Katholisches Waisenhaus Hagen" ins Grundbuch
eingetragen. In einem Nachruf auf den "Vater der Waisenkinder, Adolf Voss
sen." vom 2.5.1926 ist vom "Schutzengelwaisenhaus" die Rede.
Schon 1938 ist es den Waisenkindern nur als "Schutzengelkinderheim"
bekannt, von den Kindern auch liebevoll "Schutzengelburg" genannt.
Auch der Stempel des Heimes während der Zeit der Evakuierung nach Stegen
druckt: "Schutzengel-Kinderheim, Hagen-Eilpe, Stegen b. Freiburg i.
Br." (vgl. P. Notermans: Schloß Weyler zu Stegen, Teil 2: S. 7, Stempel
zwischen den Bildern der linken Seite). In einem Brief als Antwort auf eine
entsprechende Anfrage an die derzeitige Heimleitung wurde mitgeteilt: "daß
die Angaben in der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des
Schutzengelkinderheims 1986 zutreffen. Vermutlich war es so, daß die
Bezeichnung 'Hagener Katholisches Waisenhaus' aus Gründen der Diplomatie zu
Zeiten des Nationalsozialismus in 'Schutzengelkinderheim' geändert wurde. Darüber
gibt es aber keine Dokumente ö.ä. Es handelt sich - wie gesagt - um eine
Vermutung" (Brief vom 29.3.1996). Vgl. auch: 50 Jahre
Schutzengel-Kinderheim Hagen-Eilpe, 1961.
12 Friedrich
Abel, Volksschulrektor, geb. 1887 in Hagen, gest. 1970 in Koblenz. In den
letzten Kriegstagen versuchte er gemeinsam mit dem jungen Grafen Heinrich von
Kageneck, der aus Berlin gekommen war, in Stegen einen Volkssturm aufzustellen,
was aber kläglich mißlang, da niemand dafür zu gewinnen war (vgl. Brief von
Bernhard Coenenberg vom 7.7.1994). Ehemalige Waisenkinder berichten, daß Abel
großen Wert darauf legte, von den Kindern mit "Heil Hitler" bei
gleichzeitigem "Erheben und Strecken des rechten Armes bis zu den
Fingerspitzen" begrüßt zu werden. Das taten die Kinder zum Ärger des
Lehrers auch dann noch, als die alliierte Front heranrückte, und solches Grüßen
gefährlich wurde.
13. B. Coenenberg: Stegener Jahre, S. 168-169.
14 Ebd. S.
176.
15 L. Paepcke:
Unter einem fremden Stern, S. 94-95.
16 Vgl. ebd.
S. 95-98.
17 Vgl. im Bücherverzeichnis
weitere bibliographische Hinweise.
18 Nach dem
Brief, der sich im Besitz des Verfassers befindet, wurde Dr. Karl Borgmann durch
seinen Bruder Theodor Borgmann (1887-1925) mit 13 Jahren Schüler des Gymnasiums
der Herz-Jesu-Priester "Missionshaus Sittard" in den Niederlanden. Während
sein Bruder Theodor Herz-Jesu-Priester wurde und als Missionar nach Südbrasilien
ging, wo er schon 1925 mit 38 Jahren starb, verließ Karl Borgmannn vor der
Priesterweihe den Orden und heiratete die gebürtig aus Koblenz stammende Grete
Sieber. Aber die alten Beziehungen zu den Herz-Jesu-Priestern, auch zu P.
Middendorf, blieben bestehen und sollten sich in der Kriegszeit im Guten bewähren.
19 Vgl. A. D.
Röhm: Lotte Paepcke - Die Entdeckung einer badischen Autorin für die Schule.
20 Das
Lebensschicksal ihrer Eltern, das hier ausgespart bleiben muß, wird ausführlich
beschrieben in Lotte Paepckes Buch "Ein kleiner Händler, der mein Vater
war" und in der Schrift "Das Schicksal der Freiburger Juden am
Beispiel des Kaufmanns Max Mayer" (siehe Bücherverzeichnis I).
21 Vgl. G.
Borgmann: "...daß das Menschen waren, nicht Steine", S. 32: vgl. S.
30-32.
22 L. Paepcke,
Unter einem fremden Stern, S. 92.
23 Lotte
Paepcke hat auch in Fernsehsendungen über ihr Schicksal bzw. über die
Judenverfolgungen berichtet. Genannt seien: (1) "Wie ein Schicksal... wie
ein Verhängnis", Kirche im Dritten Reich, Fragen von Michael Albus und
Franz Stephan; (2) Lotte Paepcke - eine Jüdin in Freiburg, ein Film von Klaus
Figge; (3) Zeugen des Jahrhunderts, Lotte Paepcke im Gespräch mit Michael Albus.
Die Filme befinden sich im Besitz des Verfassers.
24 Die Angaben
über Familie Giessler wurden einem Briefwechsel entnommen, den der Verfasser
von 1990-94 mit Ursula Giessler führte.
25 Vgl. G.
Borgmann, ebd. S. 29-30.
26 Ebd. S. 30.
27 Brief vom
15.8.1993, S. 2-3.
28 Die
folgenden Angaben wurden zunächst dem Briefwechsel mit Ursula Giessler
entnommen und dann im Gespräch mit Gerhard Zacharias, das am Freitag, dem
8.4.1994, in dessen Wohnung stattfand und auf Kassetten aufgenommen wurde,
erweitert und vertieft.
29 Gerhard
Zacharias beschloß, nach dem Krieg bei Martin Heidegger zu studieren und
eventuell zu promovieren. Da es damals noch keine Telephonverbindungen gab, ging
er im Frühsommer oder Sommer 1946 zu Heideggers Wohnung am Rötebuckweg, um mit
ihm zu sprechen. Er klingelte; die Türe öffnete sich und es erschien
unverkennbar Frau Elfriede Heidegger. Zacharias sagte: "Guten Tag."
Frau Heidegger schwieg zunächst und sagte dann, ohne den Gruß zu erwidern:
"Wir haben von den KZs nichts gewußt." Zacharias antwortete.
"Darum geht es gar nicht." Und er erläuterte sein Anliegen. Frau
Heidegger gab ihm die Adresse ihres Mannes, den er auf der Bühler Höhe
besuchte. Heidegger teilte ihm mit, daß er bei ihm nicht promovieren könne, da
er seinen Lehrstuhl verloren habe. So ging er zu Max Müller, bei dem er dann
promovierte. Frau Heideggers Antwort - so Dr. Zacharias - habe ihn noch lange
beschäftigt.
30 B.
Coenenberg, ebd. S. 176.
31 Das
schriftliche Dokument des Zeugen befindet sich im Besitz des Verfassers.
32 Das
schriftliche Dokument der Zeugin befindet sich im Besitz des Verfassers.
33 L. Paepcke:
Unter einem fremden Stern, S. 119-120.
34 B.
Coenenberg, ebd. S. 177-178.
35 Aus den
Tagebüchern von Wilfried Buß.
36 G. Haselier:
Kirchzarten, Geographie, Geschichte, Gegenwart, vgl. I/535 u. 529.
37 Vgl. zur
Familiengeschichte P. Thoben: Pater Dr. Heinrich Middendorf SCJ; zur politischen
Rolle des Vaters G. Steinwascher: Die politische Entwicklung vom ausgehenden 19.
Jahrhundert bis zum Ende der Weimarer Republik, S. 145-172; vgl. besonders S.
151-153, 155-159, 164-166. - Heinrich Middendorfs Eltern wohnten in Aschendorf.
Seine Mutter starb schon am 16.6.1922 und sein Vater am 12.2.1933. Beide wurden
in Aschendorf beigesetzt. Die sieben Kinder hießen: Angela Maria, Bernhard,
Heinrich, Wilhelm, Hermann, Klara und August. Angela Maria, eine künstlerisch
begabte Frau, eine Malerin, trat bei den Franziskanerinnen vom hl. Georg, den
volkstümlich genannten Thuiner Schwestern, im unweit gelegenen Thuine ein, wo
sie Schwester Immakulata hieß; sie starb aber schon mit 26 Jahren an
Schwindsucht. Bernhard lebte in Krefeld und ist dort verstorben. Wilhelm, der
bei der Eisenbahn tätig war, zog nach Münster. Seine erste Frau kam im Zweiten
Weltkrieg mit zwei Kindern bei einem Bombenangriff auf die Stadt ums Leben. Sein
Sohn Heinrich überlebte, weil er im Rahmen der Kinderlandverschickung in Bayern
war. Sein Vater Wilhelm, der ein zweites Mal heiratete, hatte zwei weitere
Kinder, Ferdinand und Margret. Alle drei leben heute in Westfalen. Hermann fiel
im Zweiten Weltkrieg. Klara heiratete einen Mann mit sechs Kindern und lebt noch
als einzige Schwester P. Middendorfs mit über 80 Jahren als Klara Gröger im
Rheinland. August fiel im Zweiten Weltkrieg. So sind die Schwester Klara Gröger
und die Neffen Heinrich und Ferdinand und die Nichte Margret, die den Namen
Middendorf tragen, die Nachkommen der Familie Pater Middendorfs.
38 "Ursache
war eine ausgesprochene Schwäche des Herzmuskels." Die Einzelheiten
ergeben sich aus einem Brief des Marienhospitals Osnabrück vom 8.3.1996 und aus
der Hauschronik des Klosters der Herz-Jesu-Priester in Osnabrück und wurden von
P. Theodor Schulte SCJ erforscht und mitgeteilt.
39 L. Paepcke:
Unter einem fremden Stern, S. 92-93.
40 Vgl.
Baedekers Allianz Reiseführer Israel, S. 274-277; E. Gorys, Heiliges Land, S.
144-145.
41 Badische
Neueste Nachrichten vom 28.6.1995.
42 Nach einer
Anmerkung von Paul Thoben in einem Brief vom 03.03.1997 wurde Jakob Sax (genannt
Julius) am 09.12.-1899 in Aschendorf als Sohn des Viehhändlers und Schlachters
Simon Sax und seiner Frau Jenni geb. Rosenthal geboren. Er besuchte nach der
Rektoratschule das Gymnasium, heiratete 1931 in Bornheim, wurde deportiert, überlebte
und ging nach Baltimore. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Sechs
Mitglieder der Familie Sax kamen in den Vernichtungslagern ums Leben, unter
ihnen auch der Vater Simon, der nach Sobibor deportiert wurde.
43 Badische
Zeitung vom 19.06.1997.
44 Der
Dreisamtäler vom 26.06.1997.
45 Vgl.
Freiburger Rundbrief, 3/1995, S. 168, dazu den Kommentar ebd. S. 166-167. Israel
Ben Elieser (1700-1760), Baal Schem Tov genannt, was "Herr des (göttlichen)
Namens" bedeutet, verstand Erinnerung im historischen und theologischen
Sinne. Religionen wie das Judentum und Christentum leben aus der Erinnerung an
Gottes Heilstaten in der Geschichte und schöpfen daraus die Kraft zur Bewältigung
der jeweiligen Zeitgeschichte. Darin liegt auch der Sinn aller großen Feste der
beiden Religionen. Wie aber läßt sich dieses Wort auf Auschwitz anwenden? Nur
die Erinnerung an Auschwitz vermag ein zukünftiges Auschwitz zu verhindern.
Denn "man kann Greuel und Verführungen nur wirksam bekämpfen, wenn ihre
Erinnerung tief ins religiöse Bewußtsein der Menschen aller Religionen
eindringt", sagt der israelische Staatspräsident Ezer Weizmann (vgl. ebd.
S. 166).
46 G.
Heinsohn: Warum Auschwitz? S. 137. Vgl. zur Herkunft des Humanitätsgedankens
ebd. besonders S. 13-20; 134-142. Heinsohn beantwortet die Frage des Buchtitels:
"Ich vertrete die Auffassung, daß der Mord an den Juden aus Fleisch und
Blut der Versuch gewesen ist, die Ethik des Judentums zu beseitigen, die ihren
überwältigenden Kerngedanken in dem aus der Opferverwerfung resultierenden
Recht auf Leben hat" (S. 18). Und: "Mit der Ausschaltung der jüdischen
Ethik wollte Hitler die 'nordischen' Völker vom Gewissens- und Gesetzeskonflikt
fürs Töten beim Erobern und Ausmorden von Lebensraum befreien" (ebd.).
Dagegen: "Im Jahre 1948... sind die 'Tafeln vom Berge Sinai' (Hitler) nicht
nur in Deutschland von neuem zur Geltung gebracht, sondern zum Gesetz der
gesamten Menschheit geworden. Jede Nation, die der UNO beitreten will, muß die
'Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes' vom 9.
Dezember 1948 annehmen und darüber hinaus auch den Artikel 3 der am 10.
Dezember 1948 angenommenen 'Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte'
unterzeichnen, in dem es heißt: 'Jedermann hat das Recht auf Leben, Freiheit
und persönliche Sicherheit'" (ebd. S. 177).
47 Um Irrtümer
zu vermeiden, soll abschließend über Pater Middendorf folgendes klargestellt
werden. Er ist der erste "katholische deutsche Priester", dem der
Staat Israel für die Rettung von Menschen jüdischer Abstammung von 1942-45
postum (also nach seinem Tod) den Titel "Gerechter unter den Völkern"
verlieh und eine Gedenktafel mit seinem Namen in die Gedenkwand der
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem in Jerusalem einmauern ließ. Manchmal wird
verkürzt gesagt: "der erste katholische Priester" oder "der
erste deutsche Priester". Beides ist irreführend. Wenn man das
"deutsche" wegläßt, ist das so nicht richtig. Denn es gibt eine
Reihe ausländischer katholischer Priester, die Juden gerettet haben und in Yad
Vaschem geehrt wurden, wie etwa Père Joseph André aus Namur oder Padre Rufino
Nicacci aus Assisi oder der Kardinal Jules Saliège, Erzbischof von Toulouse,
nur um ein paar konkrete Namen zu nennen. Auch Ordensschwestern finden sich
unter ihnen wie die Oberin des Dominikanerinnenklosters in Kolonia Wilenska bei
Wilna, Mutter Anna Borkowska (vgl. E. Silver: Sie waren stille Helden, S.
134-148), oder die deutsche Schwester Cläre Barwitzky von den "Gefährtinnen
des Hl. Franziskus" (vgl. H. Straeten: Andere Deutsche unter Hitler, S.
133-136; vgl. die aktuelle Liste der "Gerechten unter den Völkern"
aus Deutschland S. 181-187). Es ist aber auch wichtig festzuhalten, daß er der
erste "katholische" deutsche Priester ist (vgl. U. Krause.-Schmitt:
Heimatlicher Wegweise durch Stätten des Widerstandes und der Verfolgung
1933-1945, Bd. 5/2: Baden-Württemberg II, S. 20, vgl. S. 19-20).). Denn es gibt
auch Pastoren aus dem Bereich der Evangelischen Kirchen wie Heinrich Grüber und
Hermann Maas, die beide für Ihren Einsatz für die Juden verhaftet wurden, im
KZ Bitteres durchgemacht haben und später geehrt wurden (vgl. G. Trampe:
Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit, S. 46 u.57). Deshalb ist der Zusatz
"katholisch" ebenfalls wichtig, so daß es heißen muß: Pater
Middendorf ist der erste "katholische deutsche" Priester, dem 50 Jahre
nach seiner rettenden Tat die Ehrung in Yad Vaschem zuteil wurde. Zur Ergänzung
sei darauf aufmerksam gemacht, daß zur Zeit die Rettungsaktionen zweier
weiterer Priester, P. Aurelius Arkenau OP und P. Alfred Delp SJ, im Hinblick auf
eine mögliche Ehrung in Yad Vaschem erforscht werden.