DIE CHRONIK DES LANDKREISES BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD
1982
STEGEN - WITTENTAL
Geographie:
Das kleine Dorf Wittental mit einer Gemarkung von 654 ha liegt ca. 8 km
Östlich von Freiburg im Schwarzwald, 340-843 m ü. d. M. Die Gemarkung
erstreckt sich von den bewaldeten Höhen des Mittleren Schwarzwaldes bis
in das Zartener Becken hinab.
Das Dorf Wittental, das am 1.7.1974 nach Stegen eingemeindet wurde,
gliedert sich in das Attental und das Wittental, die beide aus
Einzelgehöften und Neubaugebieten bestehen. Zu nennen wäre noch die
Staatsdomäne Baldenwegerhof in der Nähe des Eschbaches.
Ortsname: Die Schreibweise des Ortsnamens veränderte sich nur in
geringem Maße: schon 1260/70 finden wir im Berain von St.Märgen
"Witental“, 1397 heißt es "Witendal“. Im 15. Jahrh. lesen wir
"Widendal“ und "Wydenntal“ (1461). Ortswappen: Das Wappen von Wittental zeigt „in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, begleitet von vier roten Kugeln“.
Geschichte: Zwei Dörfer werden von jeher im Wittental
unterschieden: so wird im St.Märgener Berain von 1260/70 von „Witental
superior“ und „Witental inferior“, dem oberen und unteren Wittental
berichtet, die jedoch dem gleichen Vogt unterstanden. Die Güter des
Klosters St.Märgen in Wittental unterstanden dem Meieramt Zarten. Als
Ortsherr waltete‚ wie wir in einer Urkunde aus dem Jahre 1408 lesen,
der Freiburger Bürger Bernhard Tegelin, der auch zu dieser Zeit das
Sogenannte „Haus Falkenbühl“ besaß. Es handelt sich dabei um eine Burg
der Falkensteiner, die vielleicht sogar die älteste dieses Geschlechts
ist. Die Falkensteiner Herren waren Ministeriale der Zähringer Herzöge.
Zur Burg gehörte ein Hof, der „obere Hof zu Baldenweg, genannt
Falkenbühl“, wie es 1423 in einer Urkunde heißt. Der Hof Falkenbühl war
in den Händen des Klosters St.Märgen, das ihn damals an die
Falkensteiner zu Lehen gab. Im Jahre 1423 jedoch verkaufte das Kloster
seine Rechte an Konrad Tegelin‚ der 1451 Haus Falkenbühl an die Herren
von Blumeneck in Kirchzarten veräußerte. Hans Dietrich von Blumeneck
kaufte 1491 Falkenbühl, von dessen Witwe dieser Besitz, der neben der
Burg auch vier bäuerliche Anwesen umfaßte, an David Schnewlin von
Landeck überging. Als Teil der Herrschaft Ebnet ging Falkenbühl vorn
Geschlecht der Schnewlin von Landeck Ende des 16. Jahrh. an die Herren
von Sickingen über.
Von Bernhard Tegelin gingen Vorder- und Hinterwittental an Konrad
Tegelin den Jüngeren über, der 1432 beide Dörfer an Heinrich von
Blumeneck zu Kirchzarten verkaufte.
1463 wurden die Vogtrechte in Wittental von Hans Schnewlin von Landeck
an die Stadt Freiburg verkauft. Wann die Landecker die Ortsherrschaft
übernommen haben, ist nicht geklärt. Ende des 16. Jahrh. ging sie von
den Landeckern an die Herren von Sickingen über.
Wittental war zu der Zeit immer noch im Gemeindeverband mit Zarten
(vgl. Meieramt Zarten). Um 1800 schließlich wurde Wittental mit
Falkenbühl und Baldenweg zu einer eigenständigen Gemeinde, welche durch
die napoleonische Neuordnung im Jahre 1808 großherzoglich-badisch
wurde. Unter der badischen Landesherrschatt wurden schließlich 1829/30
die Drittel abgelöst, um die es im 18. Jahrh. zwischen der Gemeinde und
den Sickingischen Herren unentwegt Auseinandersetzungen gegeben hatte.
Das Attental gehörte zu den Gründungsbesitzungen des Klosters
St.Märgen. Seit 1499 war die Stadt Freiburg im Besitz des gesamten
Attentales. Nachdem das Großherzogtum Baden die Freiburger
Grundherrschaft in diesem Talgebiet aufgelöst hatte, wurde das Attental
1813 aus dem Gemeindeverband mit Zarten gelöst und mit Wittental
vereinigt. Um diese Vereinigung gab es jahrelange Auseinandersetzungen.
Im Jahre 1852 wurden 238 Einwohner gezählt. Ab Mitte des 19. Jahrh. bis
zur Jahrhundertwende ist ein erheblicher Bevölkerungsrückgang aufgrund
von Auswanderungen (vor allem aus dem Attental) zu verbuchen. 1895
lebten hier nur noch 183 Personen. 1939 waren es 207, 1961 225, 1974
339 Einwohner.
Kirche: Wittental und Attental gehörten seit jeher zur Pfarrei
Kirchzarten und verfügten nie über ein größeres Gotteshaus. Die St.
Martinskapelle‚ über deren Alter man nichts Genaues weiß, gehörte zum
Hof Baldenweg. Um 1800 war sie bereits völlig verfallen. Von der St.
Georgskapelle, wohl Schloßkapelle von Falkenbühl, die 1462 genannt
wird, ist nichts mehr bekannt.
Die Katholiken, die bis 1960 zur Pfarrei Kirchzarten gehörten, werden
heute von der Pfarrei Stegen betreut, die evangelischen
Gemeindemitglieder zählen zu Kirchzarten.
Schule: Wittental gehörte im 18. Jahrh. zum Schulverband Weiler
in Stegen. Attental hatte um 1770 in einem Privathaus eine Schulstube
eingerichtet. Nach der Vereinigung beider Orte wurde ein
Schulhausneubau geplant. Nach langwierigen Einigungsversuchen wurde ein
Bauplatz in der Mitte zwischen den Tälern ausgewählt, auf dem dann
1835/36 das gemeinsame Schulhaus errichtet wurde. Im Neubaugebiet
zwischen Attental und Wittental wurde 1965 ein zweigeschossiges
Schulhaus erbaut, in dem bis 1972 die Grundschule untergebracht war.
Heute werden hier drei Sonderschulklassen unterrichtet. Die Schüler der
Klassen 1, 3, 4, 7 und 9 werden in Stegen unterrichtet, die Klassen 2,
5 und 6 in Eschbach.
Ilona Jerger