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Die
Memoiren des letzten Abts von St. Peter |
II.
Amtsantritt und erste Beruftsthätigkeit des neuen Abtes.
1.
Die Benediction des neuen Abtes wurde am 26. Nov. durch Weihbischof Hrn. von
Baden in der Klosterkirche zu St.Peter nach dem gewöhnlichen Ritus vollzogen.
Nachdem die von auswärts gekommenen Prälaten und Gäste wieder abgereist und
wir am 27, wieder allein waren, ließ ich alle Capitularen in mein Zimmer rufen,
bestätigte die Obern, ernannte P. Landelin Biecheler zu meinem Successor in
Bissingen, ermahnte alle Capitularen zur Ordnung, zur brüderlichen Unterstützung;
bat sie nicht zu schnell über meine Verfügungen zu urtheilen und sich keine Pläne
zu machen, die vielleicht nicht ausführbar wären und die darum nur unzufrieden
machen würden. Am 30. Nov. fuhr ich mit P. Landelin zu Schlitten nach St.Märgen,
um den Hrn. Prälaten zu besuchen. Unterdessen wurden die officiellen
Anzeigebriefe an die verbundenen Klöster und andere auswärtige, mit denen wir
in Verbindung stehen, ausgefertigt und von mir unterschrieben.
2.
Am nächsten Tage (1. Dec.) reiste ich nach Freiburg, um die nöthigen Visiten
zu machen. Da mein Herr Vorfahrer Alters halben selten nach Freiburg kam, und
ebendadurch dem Kloster manches Präjudiz geschah, auch meine Feinde mich schon
als stolz ausgeschrieen hatten, so waren diese Besuche um so nöthiger und
erschien es als rathsam, eher zu viele als zu wenige zu machen. In Freiburg
hatte man sich nur zuviel für unsere Wahl interessirt; in jeder Gesellschaft
machte man einen Prälaten, theils den P. Beda Litschgi, theils den P. Thaddä
Rinderle, theils auch mich. Manchem war ich noch bekannt; die wichtigsten
Personen kannten mich nicht. Man bediente sich niedriger Kunstgriffe und gar der
Verleumdung, um die Wahl zu lenken. Die meisten wurden aber noch zur Zeit
entdeckt. Ich reiste also nach Freiburg, von sehr Vielen erwartet, theils aus
guter, theils aus anderen Absichten, und voraus wissend, daß ich mich
unendlicher Kritik aussetzen müsse.
3.
Gleich nach meiner Ankunft im Petershofe ließ ich mich bei Herrn Präsidenten
von Summerau melden. Der Herr Präsident ist ein Mann von anerkanntem guten
Willen, doch war er unserm Kloster nicht sehr geneigt, weil Abt Philipp Jakob
seinen Wünschen in Absicht auf die Gymnasien in Freiburg und Constanz nicht
ganz entsprach und keinen Professor nach Constanz geben wollte, welche Abneigung
auch die Feinde des Klosters und persönliche Feinde des Prälaten und des Großkellners
P. Karlmann Lang benützten. Die Sache war mir bekannt. Ich ersuchte also vorläufig
den Regierungsrath Will, Hrn. Generalvicar, Weihbischof und Notarius Sturm, den
Hrn. Präsidenten über meine Person, auch wegen P. Karlmann etwa aufzuklären,
und äußerte meine Geneigtheit, den Professor nach Constanz abzuschicken. Obige
Herren erfüllten ihr Versprechen und empfahlen mich. In Rücksicht auf die
Gymnasien war nach der ernstesten Ueberlegung nichts Anderes zu thun als
nachzugeben. Man hatte durch Weigerung den Präsidenten, die Regierung und den
Prälatenstand aufgebracht; Jedermann drang in mich. So wenig es also die
Finanzen unseres Stiftes und die geringe Anzahl brauchbarer Männer zuzulassen
schien, so war doch kein anderes Auskunftsmittel. Ich ward also vom Hrn. Präsidenten
gnädig empfangen; doch wurde bald der Gymnasien gedacht. Ich äußerte meine
Bereitwilligkeit mit der Zusicherung, daß ich, um die Ehre meines Vorfahrers zu
salviren, nicht von freien Stücken den Antrag machen könnte; 2) daß ich wünschte,
die Sache bis auf künftigen Herbst verschieben zu können; 3) daß ich eine
billige Repartition der Beiträge, dem Vermögen jedes Klosters angemessen,
voraussetze. Ich ward auf den 3. Dec. zur Mittagstafel eingeladen, wo der ganze
hohe Adel versammelt war und wo ich Gelegenheit fand, mich aufrichtig gegen den
Hrn. Präsidenten zu äußern über Obiges und noch einen Vorfall wegen
Capitularität der Professen, die noch nicht Priester sind, welche bei unserer
Wahl gesucht worden, aber vom Präsidenten nicht nur nicht begünstigt, wie man
vorgab, sondern sogar abgewiesen worden. Wegen der Gymnasien erschien bald, da
ich noch zu Freiburg war, mit dem Gratulationsschreiben eine ziemlich dringende
Aufforderung des Fürsten von St.Blasien, desgleichen ein Glückwunsch von dem
Collegio der Professoren zu Constanz mit Bezeugung ihrer Freude über meine
vernommene Bereitwilligkeit, einen Professor zu geben. Manch' Anderm mag diese
Bereitwilligkeit nicht so ganz angenehm gewesen sein. Die Antwort und der
fernere Verfolg dieser Sache wird bis zur eingelangten Aufforderung der
Regierung verschoben. ( Die übrigen Persönlichkeiten, bei welchen der Abt
Besuch machte, sind laut Tagebuch: Fürst von Heitersheim, Präsident von Baden,
Regierungsrath von Greiffeneck, Oberamtmann Dürrfeld, Syndicus Baumann,
Appellations-Rath Betzeck. Appellat.-Rath Jellenz, Rector magnificus Weissegger,
Professor Klüpfel, Bürgermeister Eiter, Baron Hornstein, Commandeur; Baron
Harsch, Graf Duran, Gräfin von Kageneck, Regier.-Secretär Thaler, Baron von
Dominik, Director Bob, Commissarius Häberle, Univers.-Advocat Stückel, Prof.
Me-derer. Ferner besuchte der Prälat Prof. Zanner, Steinmeyer und Rathsherrn
Wiest als alte Freunde. Bei Hrn. Feldmarschall-Lieutenant Melas suchte der Abt
durch Intercession des Fürsten von Heitersheim um einen Feldpater nach, was
auch sehr gnädig zugesagt wurde.)
4.
Als ich schon zur Abreise entschlossen war, erhielt ich ein Schreiben vom P. Großkellner
wegen neuer Neckereien von Seiten des Lazareths. Ich suchte in Freiburg an
verschiedenen Orten Rath. Das Resultat war, daß, da die Sachen doch meist von
Subalternen regiert würden, es absolut nöthig wäre, diese zu gewinnen. Da
diese Leute eben nicht die feinsten sind, so war es gefährlich, sich zu
compromittiren. Ich ließ den Hrn. Stabschirurg Fischer einladen; er erschien,
war höflich und nachgiebig, suchte den mit dem Oberchirurgen entstandenen
Verstoß beizulegen, ersuchte mich, selbem die Kost wiederzugeben, was ich auch
zusagte. Nirgends aber fand ich sichere Hoffnung zur Rettung. Nur Hr. Professor
Mederer, der als Protochirurg ernannt war, versprach Beistand und gab Gründe
an, die etwas erwarten ließen. Ueberhaupt aber vermehrte mein Aufenthalt in
Freiburg meine Achtung für Menschen nicht. Nur Interesse ist bei den meisten
der Grund der Handlungen. Gott und Gewissen sind meist leere Namen. Die Herren
Confratres, Professoren am Gymnasium waren so höflich, daß, unsern Capitularen
P. Beda ausgenommen, kein Einziger mich eines Besuches würdigte.
5.
Da drei unserer Professen in Freiburg Theologie studirten, brauchte ich einige
übrige Zwischenstunden, mit ihnen zu sprechen und sie kennen zu lernen. Ich eröffnete
ihnen meinen Wunsch, die zwei besten, Fr. Placidus und Fr. Joseph, die Examina
rigorosa machen zu lassen, da sie von ihren Professoren großes Lob
erhielten. Fr. Bernhard ist schwächer und leichtsinniger. Ich stellte ihnen
erst die Nothwendigkeit einiger Ordnung und Einschränkung vor, und dann verbot
ich ihnen das Ausgehen ohne Erlaubnis ihres Aufsehers, P. Basil. Auch jeder
Ausgang eines Einzelnen und das Studiren außer dem eigenen Hause wurde
untersagt. Während meines Aufenthaltes zu Freiburg lud ich täglich einige
Freunde zu Tisch; unterredete mich mit P. Basil wegen der Fratres, ebenso mit P.
Beda und Thaddä über Verschiedenes. Dem Letztem ließ ich auf sein Ansuchen
zwei Saum Wein verabfolgen. Am 8. Dec. früh fuhr ich in Freiburg ab, las in
Eschbach Messe und speiste bei P. Franz über Mittag. Abends kam ich zu St.Peter
wieder an.
6.
Schon vor meiner Abreise hatte ich in Betracht der sehr geringen Anzahl meiner
Religiosen und des Spitals, welches manche Verrichtung unmöglich macht, die
Einrichtung getroffen, daß fürderhin die Vesper Nachmittags um 2 Uhr sammt
Complet und um 5 Uhr Abends die Mette gehalten werde, nach welcher zu Nacht
gespeist wird. Bei Tisch verordnete ich eine Lesung, so aber, daß über jede
Mahlzeit ein anderer, auch zwei lesen sollten, und dann durfte das Lesen
unterbrochen und etwas dazwischen gesprochen werden. - Ferner, als am 28. Dec.
wieder 100 Mann Kranke gebracht wurden, ließ ich für die künftig Sterbenden
einen eigenen Kirchhof herstellen, welchen P. Prior am 29, benedicirte und
woselbst fürderhin die gestorbenen Soldaten begraben werden. An den folgenden
Tagen (9. - 11. Dec.) suchte ich mich nach und nach in den Geschäften zu
unterrichten. Zu diesem Zwecke las ich Abt Philipps Tagebuch, das corpus juris S. Petrini, das System unseres Archivs, einige
Rechnungen; auch fing ich an den Chor, besonders Prim u Vesper, zu frequentiren.
Am 12, kam der Bote aus Württemberg zurück, welcher den P. Landelin begleitet
hatte, mit einer groß Anzahl Briefe. Unter diesen befand sich ein Schreiben vom
Bürgermeister und Rath der Stadt Rothweil. P. Landelin hatte schon eine Menge
Zweifel und Anstände, welche ich in den Tagen beantwortete.
7.
Am 13. Dec. kam Stabschirurg Fischer hierher, um das Militärspital zu visitiren.
Es lag seinem Besuche aber auch noch eine andere Ursache zu Grunde. Schon unter
dem 23. Nov. war ich genöthigt, mich über die hiesigen Chirurgen bei der
Spitaldirection zu beklagen, weil dieselben alle Höflichkeiten, die man ihnen
bewies, mit Grobheiten vergalten, trotzten, eine eigene Küche forderten, den
Spitalcommandanten, Herrn Rittmeister, verachteten ec. Fischer muß von der
Wirkung dieser Anklage Nachricht erhalten haben. Derselbe bemühte sich also,
die Sache auszugleichen, war sehr höflich, versprach den einen, den Martini,
abzurufen. Ich zeigte mich ebenfalls gefällig, versprach den Chirurgen die Kost
wieder und gab Hrn. Fischer ein Zeugniß, daß die Zwistigkeiten durch seine
Vermittelung und in Folge der getroffenen Abänderungen gehoben seien. Am 15,
erhielt ich erst die Antwort von Hrn. v. Schillerhof, worin er mir eine größere
Satisfaction gab, als ich je erwartet hätte: der eine Chirurg erhielt 8 Tage
Arrest und beide wurden amovirt. Zum Unglück kam dieser Brief ein paar Tage zu
spät. Der Hergang beweist, daß man den Soldaten, besonders den Chirurgen, Muth
entgegensetzen muß, da sie die Klöster auch darum mißhandeln, weil sie selbe
für furchtsam halten. - Abgesehen von den Rohheiten, welche die Wundärzte sich
erlaubten, und von der ThatSache, daß die Disciplin des Klosters zerrüttet
wurde, führte das Lazareth auch noch andere höchst beklagenswerthe Uebelstände
mit sich, welche den guten Ruf des Hauses gefährdeten. So wurde bald entdeckt,
daß eine der Küchenmägde, Agathe H., in anderen Umständen sich befinde. Als
sie darüber zur Rede gestellt worden, entwich sie. Nach einigen Tagen von den
Ihrigen wieder entdeckt und hierher gebracht, gab sie an, der Fehltritt sei mit
einer Person aus dem Lazarethe geschehen. Unterdessen stellte sich heraus, daß
auch die andere Magd in ähnlichem Unglück war. Dieselbe gab den Amtschreiber
an, nebenher wurde ein Klosterbedienter in Verdacht gebracht. Der Abt trug dem
Oberamtmann aus, die Sache zu untersuchen. Der Amtschreiber leugnete auf alle
Weise, während das Mädchen auf seiner Aussage beharrte. Da die angestellte
Untersuchung zu keinem Ergebnis führte, wurde die Person aus dem Dienste
entlassen. Die Pflege der kranken Soldaten im Lazareth war so mangelhaft, daß
im Januar 1796 zwei Patienten aus Hunger und Kummer desertirten. Dieselben
wurden aber zu Waldau angehalten und wieder eingeliefert. Auf die Besorgung der
Kranken wurde die wenigste Rücksicht genommen. Privatabsichten müssen erreicht
werden, gehe es den Kranken wohl oder übel und koste es das Aerarium viel oder
wenig. Ohne Bestechung geschieht nichts, und am Ende will Jeder nicht leer
abziehen. Gott allein kann uns retten! - Im Monat Mai 1796 wurde endlich das
sehnliche Verlangen des Abtes erhört und das Lazareth aus St.Peter entfernt.
8.
Außer der Spitalangelegenheit beschäftigte den neuen Abt vor Allem die Sorge für
die Hebung der klösterlichen Disciplin und die Ordnung des Hauswesens. Wir
entnehmen hierüber dem Diarium einige bezeichnende Einzelheiten: Am 24. Dec.
ließ ich, so schreibt der Prälat, die in Freiburg studirenden Fratres über
die Feiertage hierher kommen zur Mithilfe beim Gottesdienste. Bei ihrer Ankunft
ward beobachtet, daß einer derselben sich durch Eitelkeit an Schuhschnallen und
Stockbändern distinguirte, welche ich ihm abnahm und andere dafür gab, wie sie
von Capitularen getragen werden. Zugleich erhielt dann dieser einen sehr
ernstlichen Verweis, daß er einmal nach dem Nachtessen ausgegangen. Die übrigen
wurden von P. Basil wegen ihrer bescheidenen Ausführung gelobt. Doch ergab sich
hier ein Fall, der im gelindesten Sinne noch viel Leichtsinn verräth. Ich traf
sie Abends nach 9 Uhr auf ihrem Zimmer, da das Kloster noch von Kranken occupirt
war, nebst einigen Bedienten bei einer Bouteille Bier an. Es ist ein Glück für
sie und wird gute Folgen für die Zukunft haben, daß ich sie gerade antraf.
Seit einigen Jahren, bei Anwesenheit eines fremden Religiosen, bei dem hohen
Alter des Abtes Philipp Jacob schlichen sich durch Beihilfe einiger
Klosterbedienten derlei Mißbräuche ein, welche aber fernerhin auf keinerlei
Weise werden geduldet werden. Einige Tage später (2. Jan.) ließ ich alle
Capitularen versammeln und trug ihnen nach einer kurzen Erinnerung an unsere
Pflichten zur klösterlichen Ordnung vor: 1) daß zur Beförderung dieser
Ordnung Abends um 3/4 auf 8 Uhr alle in dem kleinen Tafelzimmer zusammenkommen,
wo sodann eine Stelle aus der Nachfolge Christi gelesen und die Litanei gebetet
werden soll, nach welcher sich Niemand mehr außerhalb seines Zimmers aufhalten
darf. 2) Keine Weibsperson in die Zimmer zu lassen, sondern wenn mit einer zu
reden sei, soll es öffentlich geschehen. 3) Erlaubte ich ein Frühstück ohne
besondern Anhalt, doch kein anderes als eine Suppe. Nicht jeder soll sich eine
eigene Suppe kochen lassen, keiner sie in der Küche essen, sondern man solle
sie durch einen Conventdiener bringen lassen. In einem spätern Capitel wurden
auf meinen Antrag alle „Ehrenspeisen und Ehrentrünke“ außer an den festen primae
classis abbestellt, dagegen wurde die Collation gemildert und, den
Mittwochen und Freitagen der Advent- und Fastenzeit ausgenommen, zur Collation
eine warme gekochte Speise gegeben. Auch wurde jedem freigestellt, anstatt der
großen, dreischöppigen Bouteille eine kleinere, halbmäßige zu gebrauchen.
Zugleich gab ich folgende Erinnerung: a) über Vermeidung des zu freien Umgangs
mit Auswärtigen; b) gegen Einmischung in fremde Geschäfte, unnöthige
Plauderei und Zeitverderbnis; c) gegen Eigenmächtigkeit und d) in Betreff der nöthigen
Correctionen. Endlich ermahnte ich, daß bei dieser Gelegenheit jeder selbst überlege,
wozu er berufen worden sei, und daß er nun neuerdings zur guten Erfüllung der
Pflichten seines Standes sich ermuntere. - Es war hier nie üblich, daß die
Conventualen, den Prior ausgenommen, Sackuhren trugen. Den Ordensleuten außerhalb
des Klosters war es zwar erlaubt, doch wurden selten silberne Uhren zugelassen.
Ein Capitular erhielt vor einigen Jahren eine silberne Sackuhr zur Verehrung,
getraute sich jedoch nicht, unter dem Abt Philipp Jacob dieselbe zu zeigen,
sondern gab sie unterdessen einem Weltlichen zur Verwahrung. Endlich dieser Tage
wies er selbe mir und erzählte den Hergang. Ich sagte ihm zwar, daß ich ungern
es gestatte, doch wolle ich es nicht wehren, nur müsse ein messingenes Gehäus
darüber gemacht werden. (Unter den Gründen, aus welchen der Abt dem Begehren
des Conventualen willfahrte, wird auch der aufgezählt, weil eine Sackuhr
heutzutage nichts Absonderliches mehr sei, da jeder Schneider eine solche trage.
Doch sei darauf zu beharren, daß Keinem vom Kloster eine solche angeschafft
werde.) Bei einer andern Gelegenheit ermahnte der Abt die Mönche, in der
Kleidung sparsamer zu sein, nicht so leichtsinnig ganz gute Kleider abzulegen,
um sich neue machen zu lassen. Auch verbot er, daß Einer die abgelegten Kleider
den Armen selbst gebe, sondern gemäß der hl. Regel solle Jeder, sobald er neue
Kleider erhält, die alten zurückgeben, damit sie hernach gemeinsam unter die
Armen vertheilt werden könnten.
9.
Ein ganz besonderes Augenmerk richtete der neue Prälat auf die Hebung des
Volksschulunterrichtes. Als Beweis hiefür mögen folgende Aufzeichnungen seines
Tagebuchs dienen: Heute (15. Dec.) besuchte ich mit Hrn. Oberamtmann die Schule
zu St.Peter, um zu zeigen, daß es mir Ernst sei das Schulwesen zu befördern,
und in der Hoffnung, der Ruf, daß ich selbst nach den Schulen sehe, werde einen
guten Eindruck machen. Die Absicht ward nicht ganz verfehlt: die Kinder
erschienen fleißiger in den folgenden Tagen. Um den Unterricht überhaupt in
bessere Ordnung zu bringen und zu heben, unterredete ich mich über die Sache
mit P. Prior, Hrn. Oberamtmann ec. und beschloß aufs neue Jahr einen
herrschaftlichen Befehl in alle Vogteien darüber ergehen zu lassen. In hiesiger
Pfarrei traf ich die Einrichtung, daß an Sonntagen Vormittags wechselweise das
einemal Predigt, das anderemal Katechese mit den entfernteren, Nachmittags aber
allezeit Katechese mit den näheren Kindern gehalten werde. Zur vormittägigen
Katechese erbot sich P. Prior selbst, und eben diesen und P. Peter bestellte ich
zur Schulvisitation, welche wöchentlich zweimal geschehen muß. Am 22. Dec.
fuhr ich mit Hrn. Oberamtmann nach Eschbach, um die dortige Schule zu besuchen.
Der Schulmeister ist ein wackerer tauglicher Mann. Die Kinder sind munter und
gelehrig, wurden aber sehr nachlässig zur Schule geschickt, weswegen den säumigen
Eltern fürs erstemal zwar nur eine geringe Strafe angesetzt und sogleich
eingezogen und dem Schulmeister übergeben worden. Aehnliche Besuche wurden in
den Schulen zu St.Ulrich, Sölden und Zähringen gemacht. In St.Ulrich waren
Pfarrer und Lehrer zufrieden, minder war dies in Sölden und am wenigsten in Zähringen
der Fall. Ich erinnerte die Vögte und die Schulmeister an ihre Pflichten,
bezeugte, daß es mir sehr ernst mit der Schule sei und gab dem Hrn. Amtmann die
Weisung die Nachlässigen zum Besten der Schule zu strafen. - Heute (16. Febr.
1796) besuchte ich die hiesige Schule wieder. Seit dem ersten Besuche und dem
erlassenen Befehl auch in Folge der getroffenen Einrichnung geht das Schulwesen
ganz gut. Die Kinder erscheinen ziemlich fleißig, auch die größere Jugend
zeigt Eifer bei den Wiederholungsstunden. Einige bleiben sogar 2 Stunden lang.
Nur fehlt es gegenwärtig am tüchtigen Unterweisen. Prior Anselm hat Eifer und
trug sich selbst an. Allein die ächte Methode kennt er einmal nicht. Ich wünschte
wieder einen Gesang einzuführen und nun kömmt er mit seinen alten Liedern ohne
Sinn, so auch im katechetischen Unterricht. P. Peter, dessen Gehilfe, hat etwas
mehr Methode, aber auch mehr Leichtsinn, für einmal läßt es sich nicht anders
machen, nur ordnete ich eine schickliche Abtheilung für Kinder an. - Am 21, d.
M, kamen die beiden Schulmeister von Glashütte und Wildgutach und überreichten
mir die Schriften der Schüler vom vorigen Monat. Beide scheinen gute, fleißige
Leute zu sein, Ersterer beklagte sich, daß seine Schule, welche in drei
Pfarreien gehört, nach Neukirch, Waldau und St.Märgen, von keinem Geistlichen
besucht werde, weil der Pfarrer in Neukirch hiezu unvermögend sei, es aber doch
nicht gerne gestatte, wenn die zwei andern Pfarrer es thun wollen. Ich ertheilte
also dem P. Ottmar zu Waldau den Auftrag diese Schule etwa einigemal zu
besuchen, so oft es seine Geschäfte und seine Gesundheit gestatteten.
10.
Auf das Verhältniß der Universität zu den von Ordensmännern geleiteten
Gymnasien wirft folgende Episode ein ziemlich helles Schlaglicht: Herr von
Mederer, als ehemaliger Professor in Freiburg, erklärte sich gerade, daß alle
Hindernisse, welche die Universität bisher dem Benedictinergymnasium gemacht
habe, eigentlich gegen St.Blasien gezielt hätten, daß wenn St.Blasien entfernt
wäre, Constanz allein übernehmen würde, die Universität, die nur St.Blasiens
Stolz und Prädominanz hasse, mit den übrigen Klöster, besonders mit St.Peter
bald harmoniren würde; daß die Universität in der Folge nach erhaltenen Revenüen
auch gerne den Professoren am Gymnasium einiges hievon auswerfen würde; daß
die Universität wenigstens einigen Schein einer Oberinspection über das
Gymnasium behalten wolle ec. Er äußerte freilich noch, daß nach seinem
Vorschlage die Professoren am Gymnasium von ihren Obern independent sein und in
der Folge fähig sein sollten Pfarreien zu erhalten. Da ich hierüber meine
Bedenklichkeiten äußerte, sagte er, hierüber hätte man immer noch reden können,
und er für sich würde ganz gerne Gegenvorstellungen gehört und Gründen
nachgegeben haben. Er versicherte wiederholt, daß die Universität unauslöschlichen
Haß gegen St.Blasien habe, für St.Peter aber ganz gut gestimmt sei. - Viele
Freude bereitete dem Abt Ignaz das Regiminalrescript, worin bekannt gemacht
wurde, daß vermöge Hofdecrets den Benedictinerstiften gestattet werde, die
Philosophie wieder in den Klöstern durch einen einzigen Professor, der jedoch
successive die vorschriftsmäßigen Fächer vortrage, gelehrt werden dürfe.