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Memoiren des letzten Abtes von St.Peter.
Ein Beitrag zur vaterländischen Geschichte.

Herausgegeben von Dr. Stephan Braun.
Freiburg i. B. J. Dilger’sche Buchdruckerei. 1870

Inhaltsverzeichnis
 
Vorwort des Herausgebers

Unter den Ordensmännern, welche die schmerzliche Katastrophe der Klosteraufhebung in unserm Lande erlebten, war der letzte Abt des altehrwürdigen Benedictinerstiftes St.Peter bei Freiburg, Ignatius Speckle, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten. Derselbe war am 3. Mai 1754 zu Hausach im Kinzigthale geboren und hatte bei der Taufe den Namen Joseph Anton erhalten. Sein Vater, Michael Speckle, zu Wangen am Bodensee gebürtig, war als Pfannenschmied nach Hausach eingewandert und arbeitete später auf dem jetzt eingegangenen Fürstl. Füstenbergischen Hammerwerke. Er verehelichte sich hier mit Theresia König von Wangen am 14. Mai 1753. Aus dieser Ehe stammten fünf Kinder, von welchen Joseph Anton, der spätere Abt Ignaz, das älteste war.1) Die Mutter des Prälaten (+ 22. Febr. 1778) scheint eine sehr religiöse, fromme Frau gewesen zu sein; denn der damalige Pfarrer von Hausach widmete ihr im Todtenbuch die Worte: honesta ac virtuosa pientissimaque mulier, Prädicate, welche in dieser Anhäufung bei keinem andern Eintrage sich finden. Der Vater des Abtes starb am 7. Febr. 1789 und zwar als Director des Fürstenbergischen Hammerwerkes (director in offcina montis). Der Pfarrer setzte in dem Todtenbuche zu dem üblichen Prädicate honestus noch das weitere: atque egregins vir. Die Familie Speckle scheint in wohlhabenden Verhältnissen gelebt zu haben, wie denn die Pfannenschmiede zu Wangen ehedem reich und angesehen waren. 2) Doch wurde dieselbe später von mehreren Unglücksfällen, besonders in Folge einer Feuersbrunst nicht unempfindlich betroffen.
Den ersten Unterricht empfing der talentvolle Joseph Anton in der Elementarschule zu Hausach. Die höhern Studien machte er mit glänzendem Erfolge an der Universität zu Freiburg. Zu Anfang des Jahres 1773 klopfte er, das rühmlichste Baccalaureatszeugnis in der Hand, an der Klosterpforte zu St.Peter an und bat demüthig um die Aufnahme als Novize in das altehrwürdige Benedictinerstift. Seiner Bitte wurde am 11. Januar des genannten Jahres bereitwilligst entsprochen. Die Gründe, welche den jungen Candidaten der Theologie zu dem Ordensstande bestimmten, sind in seinen schriftlichen Aufzeichnungen nicht erwähnt. Wir glauben jedoch nicht zu irren, wenn wir das stärkste Motiv dieses Entschlusses in der frommen, tiefreligiösen Gesinnung desselben suchen. Wenngleich der Vater des angehenden Novizen so einsichtsvoll war, demselben in der Wahl seines Lebensberufes keine Schwierigkeiten zu bereiten, so hätte er es doch lieber gesehen, daß sein Sohn dem Säcularclerus angehöre, damit er später seine jüngeren (Geschwister unterstützen könne. Am 3. Mai 1775, nach vollendetem 21. Lebensjahr, legte Frater Ignaz (dies war sein Klostername), an seinem 22. Geburtstag die feierlichen Ordensgelübde ab. Die Zeit seines Noviziates war deshalb verlängert worden, weil nach den österreichischen Gesetzen die feierliche Profeßablegung vor dem 21. Lebensjahre nicht stattfinden durfte. Zwei Jahre später erhielt P. Ignaz die Priesterweihe und feierte in der Klosterkirche zu St.Peter am 8. Juni 1777 seine Primiz. Um dieselbe Zeit richtete der Vater des Neupriesters an das Stift St.Peter die Bitte: das Kloster wolle, in Anbetracht der Kosten, welche die Studien seines Sohnes erfordert, ferner mit Rücksicht auf die übrigen noch unversorgten Geschwister des jungen Ordensmannes und in Erwägung, daß seine Familie von einem Brandunglück schwer betroffen worden sei, statt des künftigen Erbtheils seines geistlichen Sohnes mit der Summe von 200 Gulden sich begnügen. Das Capitel acceptirte dieses Anerbieten. Am 17. Juni 1778 wurde P. Ignaz, nachdem er den gewöhnlichen Eid der Treue geschworen, unter die Zahl der Capitularen aufgenommen.

Trotz seines fast noch jugendlichen Alters (P. Ignaz war erst 25 Jahre alt) ernannte ihn der Abt in der am 2. Oct. 1778 gehaltenen Capitelssitzung zum Professor der Theologie. Diese Ernennung erscheint zwar als einen Beweis des großen Vertrauens, dessen der junge Pater bei dem Abte sich erfreute; allein anderseits scheint sie die Unzufriedenheit älterer Ordensmitglieder erregt zu haben. P. Ignaz selbst macht in seinem Tagebuch kein Hehl daraus, daß er für dieses Amt noch zu jung gewesen sei. Die Anfeindungen gegen den neuernannten Theologieprofessor blieben denn auch nicht aus, und sie steigerten sich bald zu einem so hohen Grade, daß der Abt am 24. October 1783 sich veranlaßt sah, den P. Ignaz zur Aushilfe in der Seelsorge nach St.Ulrich zu versetzen. In dieser Stellung verblieb Speckle bis Januar 1788, wo er zum Pfarrvikar in Sölden ernannt wurde. Er trat diese Stelle am 8. Januar des erwähnten Jahres an und bekleidete dieselbe bis Herbst 1789 *) Die nächsten sechs Jahre (von 24. Oct 1789 bis 16. Nov. 1795) war P. Ignaz mit der Verwaltung der zum Stifte St.Peter gehörenden Pflege Bissingen unter Teck in Württemberg betraut. Seinem Eifer und seiner Gewissenhaftigkeit gelang es die dortige zerrüttete Oeconomie wieder herzustellen. Nach dem am 7. November 1795 erfolgten Ableben des greisen Abtes Philipp Jakob wurde P. Ignaz von dem Vertrauen seiner Ordensgenossen zum Abte von St.Peter erwählt· Von diesem Zeitpunkte an (23. Nov. 1795) erzählt der Abt selbst in seinem Tagebuche die weiteren Begebenheiten seines bewegten Lebens.

Seine nächsten Bemühungen waren der Hebung der klösterlichen Disciplin, welche bei dem hohen Alter seines sonst um das Stift hochverdienten Vorgängers etwas erschlafft war, und der Beförderung des Volkschulwesens zugewendet. In diesem freudigen Streben wurde der Abt jedoch bald durch die über den Breisgau hereinbrechenden Kriegsstürme sehr unliebsam unterbrochen. Doch zeigte sich in diesen schweren Bedrängnissen, mitten in den Schrecken des Krieges, die Umsicht, die Standhaftigkeit und das unerschütterliche Gottvertrauen des Prälaten in dem glänzendsten Lichte. In seiner Eigenschaft als breisgauischer Landstand war er die Seele des vorderösterreichischen Confesses. Während der französischen Occupation des Breisgaues im Jahre 1796 leitete der kluge einsichtsvolle Abt die ständischen Verhandlungen mit solcher Energie und Umsicht, daß ihm unter dem 18. Jan. 1797 in einem besondern Belobungsschreiben aus Wien das allerhöchste kaiserliche Wohlgefallen dafür zu erkennen gegeben wurde. (Tagebuch, Febr. 1797.) Aber auch von Seite der Franzosen richtete man ein wachsames Auge auf den klugen Prälaten von St.Peter: als der französische General Klein, um die Ablieferung der dem Breisgau auferlegten Contribution zu beschleunigen, aus dem Prälaten- und Ritterstande Geiseln auszuheben beschloß, griff er alsbald nach dem Abt Ignaz, den er unter Begleitung mehrerer Dragoner von St.Peter abholen und nach Straßburg führen ließ (2. Nov. bis 23. Dec. 1800). Nach Ueberstehung der fast zehnjährigen Kriegsgefahren, welche mehr als einmal dem hartgeprüften Kloster den Untergang drohten, traf erst der schwerste Schlag das altehrwürdige Gotteshaus. In Folge des Preßburger Friedens kam der Breisgau 1806 an Kurbaden und damit hatte die letzte Stunde für die breisgauischen Klöster geschlagen. Zwar glaubte der Abt aus dem Umstände, daß St.Peter die Stiftung und die Grabstätte der alten Herzoge von Zähringen ist, einige Hoffnung auf die Erhaltung und den Fortbestand seiner Abtei schöpfen zu dürfen. In Carlsruhe selbst schien man anfangs absichtlich die Aussicht auf den ferneren Bestand von St.Blasien und St.Peter noch offen zu halten, sei es aus politischen Gründen, sei es aus Unsicherheit über die Tragweite der eingeräumten Befugnisse. So kam es, daß das drohende Damoklesschwert fast ein ganzes Jahr lang über diesen beiden Abteien schwebte und den Prälaten eine höchst peinliche Situation bereitete. Zwischen Furcht und Hoffnung getheilt, ließ der Abt kein Mittel der Rettung unversucht. Er reiste im März 1806 nach Carlsruhe, um dem Kurfürsten Carl Friedrich seine Angelegenheit persönlich zu empfehlen. Er wurde zwar, wie auch sein Reisegefährte, der Fürstabt Bottler von St.Blasien, in der Residenz höflich empfangen und zur kurfürstlichen Tafel eingeladen, aber mit einem Hofbescheid entlassen. Er wandte sich an die kaiserlichen Höfe von Paris und Wien. In Wien aber konnte man für die Breisgauer Klöster nichts thun und in Paris wollte man, wie scheint, für sie nichts thun. Die Begierde nach dem reichen Klosterbesitz und die Abneigung des Zeitgeistes gegen diese kirchlichen Institute hatten sich zum Untergang derselben verschworen. Im November 1806 wurde das Stift St.Peter förmlich aufgelöst, ein Theil der Ordenspriester wurde in der Seelsorge verwendet, die übrigen erhielten eine Pension. Abt Ignaz, der bis zum letzten Augenblick, trotz aller Schwierigkeiten die klösterliche Uebung und insbesondere das canonische Chorgebet, aufrecht erhielt, verließ auch jetzt, nachdem der Todesstreich gegen die Stiftung der alten Herzoge von Zähringen geführt war, das ihm so liebe und theuere Gotteshaus nicht. Während mehrere andere Prälaten den Zeitpunct kaum erwarten konnten, in welchem die Bürde ihres Amtes ihnen abgenommen werden sollte, suchte er auch nach der Aufhebung des klösterlichen Verbandes mit einigen Ordensbrüdern ein gemeinsames Leben im Abteigebünde fortzusetzen. Noch im Jahre 1813 wohnte der Abt mit vier Pfarrgeistlichen und einigen pensionirten Ordenspriestern in der Abtei St.Peter. Am 15. December des genannten Jahres empfing er jedoch die Weisung seine Wohnung zu räumen, weil das Gebäude zu einem Militärspital eingerichtet wurde. Der Prälat zog nach Freiburg. 1817 erhielt er von St.Peter aus eine Einladung sein früheres Quartier wieder zu beziehen. Verschiedene inzwischen eingetretene Veränderungen, der Einzug weltlicher Beamten in das Kloster, und wohl auch sein vorgerücktes Alter, bestimmten den Prälaten der Einladung keine Folge zu geben, sondern in Freiburg zu bleiben. Seine Wohnung war im Hause des Dr. Schlaar, gegenüber der Universitätsbuchhandlung.) Selbst als Greis gab Abt Ignaz die Hoffnung auf Wiederherstellung seines Klosters nicht auf. Im Jahre 1817 richtete er durch die Nunciatur in Luzern ein Bittgesuch nach Rom, um den Papst zu veranlassen bei Gelegenheit der Verhandlungen mit den süddeutschen Höfen die Herstellung einiger Klöster zu verlangen. Zwei Jahre später, 1819, wandte er sich mit einer schriftlichen Vorstellung an den Grotßherzog Ludwig nach Carlsruhe. Der Landesfürst beehrte den Abt mit einem gnädigen Handschreiben des Inhalts, daß er gerne auf sein Ansuchen einginge, wenn die finanziellen Zustände des Landes es ihm erlauben würden. – Ein wiederholter apoplectischer Anfall setzte am 15. April 1824, Morgens 10 Uhr, dem bewegten und verdienstvollen Leben des Prälaten ein Ziel. Seine sterbliche Hülle wurde seinem Wunsche gemäß nach St.Peter geführt und in der Klostergruft am 17. April Morgens 4 Uhr beigesetzt.

Die oppositionelle Stellung, welche Prälat Ignaz in der letzten Periode seines Lebens gegen Wessenberg einnahm, zog demselben manche Gegner zu. Man bezeichnete den Abt als das Haupt der Römlinge, der Obscuranten, der Ultramontanen, und wie alle die Namen heißen, mit welchen man die kirchlich gesinnten Katholiken bezeichnet. Die Wahrheit ist, daß der Prälat ein aufrichtiger und eifriger Diener der Kirche, ein gewissenhafter Ordenstmann und ein dem kirchlichen Oberhaupt mit unverbrüchlicher Treue ergebener Vertheidiger der katholischen Religion und des Rechtes war. Nicht persönliche Abneigung oder selbstsüchtige Motive, sondern seine katholische Ueberzeugung und die Liebe zur Kirche veranlaßten den Prälaten gegen Wessenberg und seine Bestrebungen aufzutreten. Noch jetzt lebende glaubwürdige Zeugen, welche den Abt persönlich kannten, bestätigen, daß derselbe ein äußerst sittenreiner, gewissenhafter und frommer Priester und Ordensmann gewesen. Sein Brevier betete er mit größter Pünctlichkeit und Sorgfalt, sogar während seiner Krankheit. Die hl.Messe las er täglich in der Hauscapelle, die jetzt abgebrochen ist. Er war sehr unterrichtet, einsichtsvoll und durchaus kirchlich gesinnt. Mit den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit, wie mit Binterim u. A, stand er noch in den letzten Jahren seines Lebens in brieflichem Verkehr. Seine äußere Gestalt war Ehrfurcht gebietend, sein Auge feurig. Aufbrausend und bisweilen sogar heftig von Character war er doch ebenso versöhnlich und im nächsten Augenblick wieder beschwichtigt. Die kirchlichen Vorschriften beobachtete er pünctlich, namentlich hielt er das Fastengebot streng. Der freiere Geist seiner Zeit, der namentlich auch bei den Theologie Studierenden sich bemerklich machte, mißfiel ihm höchlich. Ein Theologe, den der Prälat näher kannte, war einmal zu einem Studentenball gegangen. Als der Abt dies erfuhr, ließ er ihn zu Tisch einladen. Während des Essens sprach er seine Mißbilligung aus über den freien Ton der Theologen und äußerte: es sei jetzt so weit gekommen, daß Candidaten des geistlichen Standes sogar Bälle besuchten. Auf die Entgegnung des Studenten, daß dies ja nichts so Schlimmes sei, sagte der Abt: „Es scheint, daß Sie selbst schon dabei gewesen sind.“ Als dieser es zugestand, gerieth der Prälat darüber in solchen Eifer, daß er die Tafel aufhob, und voll Entrüstung auf sein Zimmer ging. Nach einigen Tagen jedoch ließ er den gemaßregelten Studenten wieder rufen und erwähnte des Vorfalles nicht weiter.

Große Freude verursachte dem Abte die am 24. Dec. 1817 zu Freiburg erfolgte Conversion des protestantischen Diacons M. Volz ans Carlsruhe. Unbefriedigt von den Grundsätzen seiner Confession, war derselbe durch das Studium des Trienter Concils und des römischen Katechismus zum katholischen Glauben geführt worden. Im folgenden Jahre wurde Volz Priester, darauf Kaplan zu Meersburg und 1819 Professor am Gymnasium in Freiburg. Hier trat er zum Prälaten Ignaz in freundschaftliche Beziehungen, der ihm in seinem Tagebuch (es ist der letzte Eintrag) das Zeugnis eines würdigen, frommen und kenntnisreichen Priesters gibt. Volz starb 1826 als Karthäusermönch zu Ittingen im Thurgau.

Gegen seine Ordensgenossen und frühern Untergebenen bewahrte der Prälat bis zu seinem Tod die aufrichtigste Theilnahme und eine wahrhaft väterliche Zuneigung. Es gereichte ihm zu hoher Freude, daß er aus Anlaß der 50jährigen Jubelfeier der PP. Thaddäus Rinderle, Beda Litschgi und Franz Steyrer im October 1817 alle damals noch lebenden Ordensbrüder zu einem frugalen Festmahl um sich vereinigen konnte. Den schon zur ewigen Ruhe eingegangenen Ordenspriestern von St.Peter ließ er in der Vorhalle der Gottesackerkapelle Fu Freiburg ein noch jetzt vorhandenes Denkmal errichten. Auch das steinerne Crucifix auf dem Kirchhof zu St.Peter ist eine Stiftung Speckles. Es trägt die Inschrift: Diviserunt sibi vestimenta mea (eine Anspielung auf die Säcularisation des Klosters). Der Kirche zu Sölden schenkte der Prälat eine Ampel für das ewige Licht. Die Sautier´sche Stiftung in Freiburg zur Aussteuer armer Jünglinge und Jungfrauen erfreute sich so sehr seiner Zustimmung, daß er selbst einen Freiplatz stiftete, der zunächst für arme Verwandte oder in deren Ermangelung für andere Bedürftige bestimmt sein sollte. Mit päpstlicher Genehmigung machte der Abt ein Testament, in welchem er seine Hinterlassenschaft wohlthätigen Zwecken widmete. Etwa 1 1/2 Jahre vor seinem Tode erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr ganz erholte.
Das schönste Denkmal seines edlen Characters, seines religiösen Eifers, seiner kirchlichen Treue und seiner patriotischen Gesinnung hat der Prälat von St.Peter in seinem, mit seltenem Fleiße und unermüdlicher Ausdauer geschriebenen Tagebuch, das ein Vierteljahrhundert umfaßt und vollständig vor uns liegt, sich selbst gesetzt. Durch ein glückliches Geschick ist dieses Diarium (ein dicker, enggeschriebener Folioband, dessen Schrift aber mitunter sehr schwer zu lesen ist) vor dem Untergang bewahrt geblieben. Bei der Versteigerung der Effekten des verstorbenen Prälaten wurde dasselbe vom Archivrath Leichtlin zu Freiburg erworben. Von diesem ging es entweder unmittelbar oder nach dessen Tod durch seine Frau an Hrn. Geheimen Hofrath Dr. Zell über. Zell vertauschte dasselbe gegen ein Exemplar der Schriften des Aristoteles, das von der ehemaligen Seminariumsbibliothek zu Heidelberg nach St.Peter gekommen war und so wurde das Manuskript Eigenthum des Seminars zu St.Peter. Der Güte des hochw. Hrn. Regens, Geistl. Rath Lender, verdankt der Herausgeber die Erlaubnis, dasselbe zu benützen und im Drucke zu veröffentlichen. Mit Weglassung des minder Wichtigen oder für unsere Zeit weniger Interessanten übergebe ich anmit diese Arbeit der Oeffentlichkeit. Ich glaube damit eine Pflicht der Pietät gegen einen um die Kirche so hochverdienten Prälalen zu erfüllen und zugleich einen, wie mir scheint, nicht unwichtigen Beitrag zur Geschichte der kirchlichen, politischen und culturhistorischen Zustände des Breisgaues zu liefern. In dieser Ansicht werde ich bestärkt durch das Urtheil eines der ausgezeichnetsten vaterländischen Gelehrten, des Hrn. Geheimen Hofrathes Dr. Zell, der mich zu dieser Arbeit ermunterte, nachdem er selbst in früheren Jahren einige kurze Auszüge ans Speckle´s Tagebuch in dem Süddeutschen Katholischen Kirchenblatt veröffentlicht hat. „Diese Schriften, so bemerkte Dr. Zell bei dem erwähnten Anlaß, sind nicht blos zur Characteristik des Verfassers von Interesse; sondern sie bieten nicht minder ein bedeutendes Interesse dar in Bezug auf die politischen, kirchen-und culturgeschichtlichen Verhältnisse des Breisgaues, worunter manche zugleich von allgemeiner Wichtigkeit sind. Wir gewinnen daraus anschauliche Bilder von den Einrichtungen und dem Leben in jenen von dem erlauchten Stamme der Zähringer gegründeten und begünstigten Gotteshause; von den Scenen des Krieges nach der ersten französischen Revolution; von den Verhandlungen und Personalitäten der breisgauischen Landstände; von der Aufhebung des Klosters und den mancherlei damit in Verbindung stehenden öffentlichen Geschäften, und dem Privatleben angehörenden characteristischen Zügen; von den darauf folgenden kirchlichen Zuständen, namentlich hinsichtlich der den Bisthumsverweser Freiherrn von Wessenberg betreffenden Angelegenheiten. Dabei kommen mancherlei interessante Notizen und Urtheile über die Zeitgeschichte und die allgemeinen politischen Verhältnisse, wie nicht minder über Personen und Vorfälle, die dem Breisgau angehören, vor. Alle Mittheilungen des Tagebuchs tragen das lebhafte Gepräge des ersten, unmittelbaren Eindruckes; da die Veröffentlichung derselben vom Verfasser weder beabsichtigt war, noch von ihm vorausgesehen werden konnte, so läßt sich nicht im mindesten daran zweifeln, daß er offen und unverstellt seine Gedanken darin niederlegte. Der größte Theil des Inhaltes dieser Papiere gehört der Geschichte an, und somit ist jetzt der Zeitpunct eingetreten, ihre Veröffentlichung nicht länger zurückzuhalten.“ Es bleibt nur noch übrig eine mir sehr angenehme Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen. Hr. Decan Werkmann zu Heitersheim, der sich schon früher für Specke´s Tagebnch sehr interessirte und mehrere Abschnitte desselben copirte, hatte die Gefälligkeit, mir diese seine Abschrift zur Benützung zu überlassen. Dadurch ist meine Arbeit, die namentlich für die Augen sehr anstrengend war, bedeutend erleichtert worden. Ich spreche dafür dem hochw. Herrn meinen verbindlichsten Dank aus. Ebenso bin ich Hrn. Pfarrverwalter Keller zu Hausach für die Bereitwilligkeit, mit welcher er nach mündlicher Erkundigung bei den noch lebenden Verwandten des Prälaten, sowie durch Auszüge aus den Kirchenbüchern die von mir an ihn gerichteten Fragen beantworten, sehr verbunden. Hr. Repetitor Maier zu St.Peter hatte die Gefälligkeit das Kloster-Nekrologium und einen Band der Capitelsprotokolle zur Benützung mir mitzutheilen. Ueberdies erfreute er mich durch ein in Stahlstich ausgeführtes Brustbild des Abtes. Auch allen übrigen Gönnern, welche mit Rath und That die Ausarbeitung dieses Buches unterstützten, sei mein aufrichtigster Dank gezollt. In Anbetracht der großen Schwierigkeiten, welche das Manuscript des Tagebuches dem Herausgeber bot, glaube ich bei etwaigen Irrungen oder Versehen auf die gütige Nachsicht des Lesers zählen zu dürfen.

So sei denn dieses Buch dem Wohlwollen aller Freunde der Wahrheit, des Rechtes und der vaterländischen Geschichte anmit bestens empfohlen.

Freiburg, 27. Nov. 1869

Dr. Stephan Braun