Geographie:
Umrahmt von Schwarzwaldbergen liegt Oberried - 450-1428 m d. M. -
12 km von Freiburg entfernt am südlichen Rand des Dreisamtales. Die
Gemarkung umfaßt Teile des 450 m hoch gelegenen Oberrieder Tals und
Einschnitte des Bruggatales‚ des unteren Zastlertales, des
Weilersbachtals, sowie die mit einer Höhendifferenz von über 1000 m
hinaufreichenden Hänge zum Schauinsland, Stübenvasen, Feldberg, Todte
Mann und Hinterwaldkopf. Zum ländlichen Raum Oberried zählen seit der
Gemeindereform am 1.10.1974 die ehemals selbständigen Gemeinden
Hofsgrund, St.Wilhelm und Zastler als Ortsteile. Die Gemarkungsfläche
der Gesamtgemeinde beträgt 65,83 km2, die Einwohnerzahl 2500.
Ortsname: An den Ausgängen des Zastler- und Weilersbachtals lag
früher ein Sumpfgelände, ein Ried. Das Tal nach diesem Ried, also “ob
dem Ried“ nannte man bereits um das Jahr 1200 Obirrieht, später
Oberried.
Ortswappen: Das Wappen zeigt “in Rot ein silbernes Einhorn“ und
erinnert an die Herren von Tengen, welche bis 1252 vom Kloster
St.Gallen mit Oberried belehnt worden waren.
Geschichte: Die im Kirchzartener Becken weitverbreitete
sanktgallische Grundherrschaft erstreckte sich auch auf das Oberrieder
Gebiet. Von der Abtei St.Gallen besaßen die Herren von Tengen Lehen in
Oberried. Auf dieses hatten sie 1237 verzichtet, als dasselbe den
Nonnen von Günterstal übertragen wurde unter der Bedingung, daß sie
dort ein Kloster errichteten. 1252 kamen die Wilhelmiten in den Besitz
der Niederlassung, dazu gaben die Freiburger Ritter Ludwig von
Munzingen und Konrad Schnewlin Wälder und Weiden. Eine weitere
Abrundung erfuhr die Grundherrschaft der Wilhelmiten von Oberried durch
den Erwerb des Dinghofs Wittelsbach aus dem Besitz der Herren von
Falkenstein (1283), wozu 1298 auch der dortige Zehnt erhoben wurde.
Güter in Geroldstal wurden 1292 erworben. Sodann verkauften 1317 die
Ritter Johannes und Walter Schnewlin von Freiburg die Güter und Rechte,
die ihnen in Oberried, Vörlinsbach und Geroldstal als Erbe von
St.Gallen noch zustanden, mit Ausnahme der “Wilden Schneeburg“, an das
Priorat. Die Klosterherrschaft umfaßte nunmehr mit der heutigen
Gemarkung auch das Tal von St.Wilhelm, dazu die 1289 von den Schnewlin
geschenkte Rüti, später Hofsgrund genannt. Der Dingrodel von Oberried,
aufgezeichnet 1296, erneuert 1395 und später noch ergänzt, umschreibt
die Rechtsverhältnisse der Herrschaft und ihrer Untertanen. Die
Kastenvogtei über das Kloster befand sich in den Händen der Linie des
Konrad Schnewlin. 1308 war der Schultheiß von Freiburg, Johann
Schnewlin, Vogt von Oberried. Die Schnewlin besaßen die Vogtei bis ins
15. Jahrh. 1496 ging sie in die Hände der Stadt Freiburg über.
Erzherzog Albrecht von Österreich nahm als Landesherr das Kloster in
seinen besonderen Schutz und ernannte den Prior zu seinem Kaplan
(1457). Wie der 1510 neu erstellte Dingrodel zeigt, standen die
dinghöfischen Rechte im Dorf Oberried dem Prior des Freiburger Klosters
zu. Das Priorat zu Oberried im Wald bestand nun nicht mehr, doch
dürften Mönche sich dort oder zu St.Wilhelm weiterhin aufgehalten
haben.
Ein neuer Vertrag zwischen dem Gotteshaus Oberried in Freiburg und der
Stadt als Inhaberin der Kastenvogtei, der auch fiir die Untertanen des
Klosters in Oberried galt, wurde 1594 abgeschlossen. 1644 übergaben die
Conventualen des verlassenen Klosters dasselbe samt seinen Gütern dem
Freiburger Kastenvogt zur Verwaltung. Eine neue Lage ergab sich erst,
als Freiburg mitsamt seinen Außenbesitzungen durch den Frieden von
Nimwegen 1679 unter die Krone Frankreichs kam. Diese beanspruchte auch
die Hoheit in der Gemarkung von Oberried. Doch die Gemeinde wehrte sich
mit Unterstützung der vorderösterreichischen Regierung erfolgreich
dagegen, zumal auch die Mönche ihre Niederlassung in Freiburg aufgaben
und nach Oberried übersiedelten, wo sie mit kräftiger Unterstützung des
Kaisers, der die städtische Vogtei 1681 annullierte, eine neue Kirche
samt Klostergebäuden erbauten (1682-1688). Die Selbständigkeit des
Priorats in Oberried ließ sich auch nach der Rückkehr Freiburgs zu
Österreich — 1697 — nicht mehr lange erhalten. 1722/24 gelang es der
Abtei St.Blasien, die Einverleibung der drei deutschen
Wilhelmitenklöster (Oberried, Mengen a. d. Donau und Klingnau) zu
erwirken. Die neue sanktblasische Herrschaft ließ Oberried durch einen
Amtmann verwalten. Die Säkularisation brachte das Ende der
klösterlichen Ortsherrschaft Oberried. Am 24. Februar 1806 nahm der
Beauftragte des Großherzogtums Baden den Ort für dieses in Besitz.
Verwaltung: Die Gemeinde arbeitet nach der Eingliederung in den
einzelnen Ortsteilen mit Ortsverwaltungen, um aufgrund der
topographischen Situation bürgernah zu bleiben. Für jeden Ortsteil
besteht ein Ortschaftsrat mit Ortsvorsteher. Im strukturellen Charakter
der Gemeinde hatte früher die Landwirtschaft den Vorrang, heute fügen
sich gepflegte Wohnbauzentren harmonisch in das alte Siedlungsbild ein.
Kirche: Die katholische Pfarrei umfaßt das Kirchspiel Oberried
mit den Ortsteilen St.Wilhelm und Zastler. Oberried gehörte früher zur
Pfarrei Kirchzarten. In Oberried selbst stand nur die 1494 erbaute
St.Michaelskapelle, in welcher der Kaplan von Kirchzarten jährlich
einig Messen hielt. Die Gründung der Pfarrei Oberried erfolgte 1786.
Bis 1807 war sie dem Priorat in Oberried einverleibt. Die Klosterkirche
dient heute noch als Pfarrkirche, im Kloster selbst sind das Pfarrhaus
und das Rathaus untergebracht.
Bekannt ist Oberried als Wallfahrtsstätte. Das Kleinod, der Oberrieder
Kirche ist der Kreuzaltar und das darauf befindliche Wallfahrtskreuz, im
Volke unter dem Namen “der bärtige Heiland“ bekannt. Der
überlebensgroße, im naturalistischen Stil seiner Epoche holzgeschnitzte
Korpus zeigt einen Kruzifixus mit Haupthaaren, dessen Physiognomie einen
leidenden Christus darstellt, der verklärt in die Erlösung eingeht.
Zahlreiche Legenden umweben die Herkunft des Kreuzes, das aus Hagenau
im Elsaß, der Urzelle des Klosters Oberried stammen dürfte.
Schule: Nachrichten über die Schule sind seit 1756 bekannt. 1787
wurde der Gemeinde die bisherige Michaelkapelle als neues Schulhaus
überlassen. 1834 wurde die Kapelle von Grund auf zu einem neuen
Schulgebäude mit Lehrerwohnung umgebaut. Zum Schulverband
Oberried gehörte seit 1825 auch die Gemeinde Weilersbach, die bisher
einen eigenen Schulbetrieb unterhalten hatte. Die Schule in Oberried
besuchten 1852 103 Kinder. Sie war eine Hirtenschule, welche die Kinder
im Sommer, wenn sie das Vieh hüteten, nur jeden zweiten Tag zu besuchen
brauchten. In dem 1955-57 umgebauten und erweiterten Schulgebäude an
gleicher Stelle mit einer 1973 errichteten Turn-und Festhalle werden
heute 150 Schüler der Klassen 1- 4 der Grundschule unterrichtet.
Weiterührende Schularten und die Jugendmusikschule sind im
Bildungszentrum Kirchzarten untergebracht.
Waldungen: Die Waldungen befanden sich im Obereigentum der Wilhelmiten,
während der Gemeinde Nutzungsrechte zustanden. Der badische Staat, an
den der Klosterbesitz 1806 gefallen war, brachte 1814/15 eine
Waldteilung zustande, die der Gemeinde 1346 Juchert zu eigen überließ.
1842 teilte man den bisherigen Wald der Gemeinde zu ungefähr gleichen
Teilen in einen Gemeindewald und einen Genossenschaftswald, dessen
Nutzung einer Waldgenossenschaft der Hofbauern mit 52 Beteiligten
überlassen wurden.
Tourismus: Teile der Gemeinde sind in das Landschaftsschutz- und
Naturschutzgebiet Feldberg einbezogen. In Bannwäldern kann die Natur im
Urzustand erlebt werden. Viele Gehöfte stehen wie die sehenswerte
Klosteranlage in Oberried unter Denkmalschutz. Als
Fremdenverkehrsgemeinde mit günstigen geographischen und klimatischen
Verhältnissen weist der seit 1976 staatlich anerkannte Erholungsort
jährlich 100 000 Übernachtungen auf. Mit 11 z. T. beleuchteten
Skiliften und Langlaufloipen in Hofsgrund und in Stollenbach-Zastler
Oberried als Wintersportgebiet von vielen Skifahrem sehr schätzt.
Die Gemeinde Oberried entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten immer
mehr zu einem attraktiven Naturpark. Sie hat sich zum Ziel gesetzt,
diese Erholungslandschaft zu schützen und zu pflegen, das kulturelle
Erbe zu erhalten und den Fremdenverkehr zu fördern.
Vereine: Das gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Leben wird
maßgeblich von 20 Vereinen mitgeprägt. Sie gewährleisten Geselligkeit
und Unterhaltung, aber auch sinnvolle Freizeitgestaltung für die
Jugend.
Das von Osten her in das Oberrieder
Haupttal einmündende 3 km lange Weilersbachtal bildete früher eine
selbständige Gemeinde und wurde am 1. April 1936 mit Oberried
vereinigt. Die Herkunft eines 1263 überlieferten Deutschordenskomturs
Konrad von Villcherbach wird auf Weilersbach gedeutet. 1394 lautet die
Namensform Willisbach, 1399 Wilersbach. Vom Zastlertal führte über
Weilersbacher Gemarkung der Kirchweg nach Kirchzarten, zu dessen
Sprengel auch Weilersbach bis zur Einrichtung der Pfarrei in Oberried
(1786) gehörte.
Rolf Schilz
Geographie: In einem Seitental der Brugga‚ einem Hochtal am Ostabhang des Schauinsland eingebettet, erstreckt sich Hofsgrund.
Ortsname: 1289 schenkten die Ritter Konrad und Johann Schnewlin
dem Kloster St.Wilhelm diesen Platz “Rütti“, auch “Reuthe“ genannt. Die
Mönche bauten in der Tiefe des Tals, also im Grunde, einen Hof, ihren
Meierhof.
Ortswappen: Es zeigt “in Silber drei rote Lilien“, die dem Wappen des Klosters Oberried entnommen sind.
Geschichte: Das Gebiet des späteren Hofsgrund gehörte, ebenso
wie Oberried, vor dem 13. Jahrh. zur Klosterherrschafl St.Gallen. 1566
ist sodann von den Erz- und Bergknappen auf dem Hofsgrund die Rede. Der
Hofsgrund (Rütte) blieb nun dauernd Bestandteil der Grundherrschaft des
Oberrieder Klosters. Zum Neubau der Klostergebäude in Oberried (1685)
mußten die Hofsgrunder eine Anzahl Handfronen verrichten.
Hofsgrund war innerhalb der Oberrieder Grundherrschaft eine eigene
Gemeinde mit Vogt und Gericht. 1677 saß Michael Burckhardt als Vogt im
Namen des Priors zu Gericht. Eine Aussteinung der Bänne zwischen
Hofsgrund und Oberried wurde 1765 vorgenommen, 1766 zwischen Hofsgrund
und Freiburg. Ein Fronablösungsertrag zwischen der Gemeinde Hofsgrund
und dem sanktblasischen Priorat Oberried kam 1784 zustande. Die
Ablösung der lästigen Drittelspflicht geschah 1829/30.
Die Gemeinde besaß keinen eigenen Wald, lediglich Nutzungsrechte in den
grundherrschaftlichen Wäldern. Nachdem diese an den badischen Staat
gefallen waren begannen 1810 langwierige Verhandlungen wegen einer
Teilung des Waldbesitzes zwischen Staat und Gemeinde. 1834 besaß die
Gemeinde 743 Morgen, der Fiskus 485 Morgen Wald. 1854 war die
Gemeindewaldfläche durch Aufforstung auf fast 840 Morgen angewachsen.
Beim Gemeindewald handelt es sich größtenteils um einen Bürgerwald‚ bei
dem das Holzrecht auf den Höfen liegt.
Besiedlung: Die Besiedlung dieser engen, abgelegenen Täler
und rauhen Höhen und die Entstehung der Gemeinden in diesem Raum ist
das Werk des Klosters Oberried. Die Wilhelmiten entdeckten in den
Tälern und Bergen, besonders am Schauinsland, reiche Schätze an Silber.
Sie verpachteten den Betrieb der Bergwerke meist an Kaufleute und Adlige
der Stadt Freiburg. So entstand das Dorf Hofsgrund als Niederlassung
der Bergleute. Zum Stützen der Schächte und Stollen war eine
Menge Bauholz nötig, zum Schmelzen der gewonnenen Erze die Glut
der Holzkohle. Mit den Bergleuten zogen daher auch Holzhauer in die
Täler ein, und in den gelichteten Wäldern rauchten die Meiler der
Kohlenbrenner. Das waren die ersten Ansiedler dieser Täler. Der
abgeholzte Waldboden wurde gerodet und anstelle der Köhlerhütten traten
später die Bauernhöfe. Ab 1525 ging der Silberbergbau sichtlich zurück.
1724 begann der Abbau von Blei und Zink, das Bergwerk wurde bis 1954
betrieben.
In Hofsgrund liegt das 300 Jahre alte Bauernhaus “Schniederlihof“. Es
ist Mitte des 17. Jahrh. erbaut und in seiner Grundsubstanz nicht mehr
verändert worden. Bis 1965 wurde es bewirtschaftet, 1972 von der
ehemaligen Gemeinde Hofsgrund erworben und in Zusammenarbeit mit dem
Amt für Denkmalpflege renoviert. Als wertvolles Kulturdenkmal
bäuerlich-bodenständiger Art gibt der zu einem Museum umgestaltete
Schniederlihof - 1005 m - Zeugnis Schwarzwälder Hausgeschichte. Der Hof
repräsentiert den Typ des alten Schauinslandhauses‚ den Eindachhof.
Unter dem gewaltigen Walmdach befinden sich die Wohn-, Vieh- und
Wirtschaftsräume. Dieses Bauernhausmuseum ist eine Dokumentation der
Wohnkultur und Lebensweise der Menschen, die rings um den Schauinsland
lebten.
Waren einst Landwirtschaft und Bergbau die Erwerbsquellen der
Dorfsiedlung Hofsgrund, so wurde mit der Erschließung des
Schauinslandgebietes durch den Bau der Seilschwebebahn und der
Schauinsland-Bergrennstrecke der Fremdenverkehr zu einem beachtlichen
Faktor. Heute ist aus der Bergmannssiedlung ein Erholungsort geworden.
Der Name “Schauinsland“, dessen Bergseite nach dem Oberrieder Tal zur
Gemarkung Hofsgrund gehört, ist typisch für den Berggipfel mit seiner
umfassenden Fernsicht und das Ziel vieler Besucher aus dem In- und
Ausland.
Kirche: In Hofsgrund ist eine selbständige katholische Pfarrei.
Schon 1718 wurde ein Kirchlein erbaut, das dem hl. Laurentius geweiht
wurde. 1810 erhielt Hofsgrund einen eigenen Pfarrer. Die heutige
Pfarrkirche - 1055 m hoch gelegen - wurde 1955/56 anstelle der älteren
Kirche erbaut.
Schule: Nachrichten über die Schule sind von 1760 an vorhanden.
Damals wurde in der Stube eines Bauernhofes Schule gehalten. Lehrer war
der Sohn einer ortsansässigen Familie. Unterricht fand nur im Winter
statt. Im 19. Jahrh., als ein Schulhaus vorhanden war, verrichtete der
Lehrer zugleich den Mesnerdienst. 1853 besuchten 66 Kinder die Schule.
1950 wurde ein neues Schulhaus erbaut. Das Schulhaus steht heute leer.
Die Klassen 1-4 sind der Grundschule Oberried, ab Klasse 5 dem
Bildungszentrum Kirchzarten zugeordnet.
Rolf Schilz
Geographie:
Die an der westlichen Abdachung des Feldbergmassivs gelegene Gemarkung
St.Wilhelm umfaßt 1917 ha. Zum St.Wilhelmer Tal gehören auch die
Kar-Nebentäler Katzensteig und Wittenbach, sowie der Teil des
Bruggatals bei der Wilden Schneeburg.
Ortsname: Der Name St.Wilhelm stammt von dem kleinen Kloster der Wilhelmiten, das in diesem entlegenen Tal stand.
Ortswappen: Es zeigt „in Silber ein rotes, geschliffenes Kreuz,
belegt mit zwei schräggekreuzten Abtstäben“. Die Abtstäbe sollen auf
die frühere Verbindung mit St.Blasien hinweisen, das Kreuz soll dem
Wappen der Stadt Freiburg entnommen sein.
Das Wilhelmitenkloster: Die Wiege des Oberrieder Klosters stand
im heutigen Ortsteil St.Wilhelm. Schon im Jahre 765 gehörten Oberried
und seine Seitentäler dem Benediktinerkloster St.Gallen. Zu Beginn des
13. Jahrhunderts waren die Herren von Tengen, später die Ritter
Schnewlin und von Munzingen im Besitze des sanktgallischen Lehens.
Rudolf von Tengen verzichtete auf das Lehensgut zu Oberried zugunsten
der Nonnen aus dem Kloster Günterstal bei Freiburg. Der Abt von
St.Gallen nahm die Zisterzienserinnen als Lehensleute an. Sie gründeten
1238 im einsamen Bruggatale eine Zelle. Doch schon 1244 mußten die
Nonnen vielfachen Schwierigkeiten weichen. Wilhelmitenbrüder aus dem
Kloster Marienpforte bei Hagenau im Elsaß bezogen 1252 das verlassene
Klösterlein und nannten ihre neue Niederlassung “Mariencron“. Die
Lehensherren vermehrten den Besitz der Mönche durch Schenkungen von
Wald und Land. Von den Wilhelmiten erhielt das Tal seinen Namen. Die
Bewirtschaftung der Klostergüter erfolgte durch die Pächter der
Meierhöfe. In St.Wilhelm standen der vordere und der hintere Meierhof.
Das Kloster forderte als Pacht Geld- und Naturalabgaben und
verpflichtete die Meier zu Leistungen, welche die bauliche
Sicherung der Hofgebäude bezweckte. Bald wurde die Klostergründung
wieder aufgegeben, 1262 zogen die Mönche nach Freiburg und gründeten
dort die Heimstätte “Marienzelle“. 1266 wurde die alte Stätte in
St.Wilhelm wieder von einigen Mönchen bezogen. In der Folgezeit spricht
man von den “Wilhelmiten in der Stadt“ und von den “Wilhelmiten im
Walde“. Harte Schicksalsschläge trafen das Kloster in St.Wilhelm:
Hungersnot, Feuersbrunst, Kriege. Als im Jahre 1386 Freiburg zu
Österreich kam, bildete der niedere Breisgau bis 1803 einen Teil der
österreichischen Vorlande - Vorderösterreich -. Zum Breisgau gehörend,
teilte Oberried von frühesten Zeiten die Schicksale desselben. Die
Wegelagerer der Wilden Schneeburg auf Gemarkung St.Wilhelm
bedrängten die Klosterbrüder, die nur noch auf Umwegen zur Stadt
Freiburg gelangten. 1314 wurde dieses Raubritternest von den Freiburger
Bürgern zerstört. 1507 erfolgte die Wiedervereinigung, die “Brüder im
Walde“ gingen zu jenen nach Freiburg. Nach Zeiten schwerer Bedrängnis
während des 30jährigen Krieges und der französischen Expansion unter
Ludwig XIV. siedelten sich nun die Mönche in Oberried an und bauten
unter Prior Hefelin ihr Kloster, das 1687 bezogen wurde. Zur
Klosteranlage gehörten die Klosterscheuer, die Klostermühle und
auf dem sagenumwobenen Goldberg das Bergschlößle. Um die Klosteranlage
bildete sich im 18. Jahrhundert ein Haufendorf. Der Klosterkomplex in
Form eines Vierecks bildet heute noch das Zentrum des Ortes.
Kostbare Kunstschätze birgt das Kloster. Der Hochaltar in
barocker Form ist ein Werk des Bildhauers Christian Wenzinger, das
Hauptbild am Hochaltar wurde von Gottlieb Rebele gemalt (1730). Bereits
1725 erfolgte die Einverleibung des Klosters Oberried in das
Benediktinerkloster St.Blasien. Das Benediktinerpriorat Oberried unter
Leitung der Abtei St.Blasien dauerte bis 1807 und wurde danach
aufgehoben.
Verwaltung: Bis 1824 gehörte St.Wilhelm politisch zur Gemeinde
Oberried und bildete erst von diesem Zeitpunkt an eine eigene
selbständige Gemeinde. Seit der 1974 erfolgten Gemeindereform gehört
St.Wilhelm (wieder) zur Gesamtgemeinde Oberried.
Kirche: Die Kirche im Südflügel der Klosteranlage dient heute
noch als Pfarrkirche, Nord- und Ostflügel bilden das Pfarrhaus, und im
Westflügel ist das Rathaus untergebracht. Wo ehemals das
Wilhelmitenkloster stand, wurde 1964 die neue Kapelle “Maria Königin“
gebaut.
Schule: Seit Anfang des 19. Jahrh. besitzt St.Wilhelm ein
eigenes Schulhaus, 1850 besuchten 30 Kinder die Schule. 1968/69 wurde
ein neues Schulhaus errichtet, das heute leersteht. Die Klassen 1- 4
besuchen die Grundschule Oberried, ab Klasse 5 werden die Schüler im
Bildungszentrum Kirchzarten unterrichtet.
Die Bergweiden: Bestandteile der großen Weiden im St.Wilhelmer
Tal waren neben dem am Südwesthang des Hochfahrn in 1125 m Höhe
gelegenen Erlenbach - 1653 vom Wilhelmitenkloster an 13 Untertanen in
Oberried verkauft - dem Wittenbach und der Katzensteig der Höllrain und
der Feldberg. Die vorübergehende Einstellung des Bergbaus in der 2.
Hälfie des 16. Jahrhunderts führte dazu, daß sich die Bewohner
vorwiegend der Viehzucht widmeten. Die Herder auf dem Feldberg standen
im Dienst des Klosters. Bereits im 18. Jahrhundert stand eine
St.Wilhelmer Viehhütte auf dem Feldberg. Nach dem Übergang der
klösterlichen Besitztümer an das Land Baden infolge der Säkularisation
wurden auch die ehemaligen Meierhöfe Staatsgut. Am 19. Januar 1808
kaufte sie der Regierungsrat Freiherr von Neveu für 12 000 Gulden. In
den Kauf eingeschlossen waren das alte Kirchlein, der Klosterweiher,
634 Jauchert Weideboden, von denen 279 Jauchert auf dem Feldberg lagen,
und der 13. Anteil Weide vom Erlenbach. Neveu veräußerte später die
erworbenen Liegenschaften einzeln nach seinem Ermessen. Die alten
Weidegebiete wurden dabei zerstückelt. In einem im Jahre 1838 zwischen
dem Forstfiskus und 18 St.Wilhelmer Bauern abgeschlossenen
Waldabteilungsvertrag trat das Land sämtliche noch im Staatsbesitz
befindlichen Weidfelder an die Nutzungsberechtigten ab. Heute noch
dienen die Kuppen des Hinterwaldkopf-, Todte Mann-und
Schauinslandgebietes im Sommer als Weideflächen für das Jungvieh. Die
bewirtschaftete Fläche auf diesen Hochweiden beträgt 408 ha, insgesamt
werden jährlich über 400 Rinder aufgetrieben. Das gesamte Weidegebiet
befindet sich im Gemeinde- oder Genossenschaftsbesitz, wird
gemeinschaftlich bewirtschaftet und von Jungviehhütten aus genutzt.
Die Wilde Schneeburg: Die Wilde Schneeburg stand über den
Felsabstürzen an der Ostseite des Bruggatals unterhalb St.Wilhelm. Vor
700 Jahren war diese Burg ein Raubritternest‚ das den handeltreibenden
Städtern und freien Bauern arg zusetzte. Die Burg wurde um 1250 von den
Schnewlin, einem Freiburger Rittergeschlecht, erbaut. In einem
Kaufbrief von 1311 wird die Burg “die nüwe und wilde Snevesburg“
genannt. Sie war 1314 im Besitz der Brüder Heinrich und Wilhelm
Kolmann. Ihr Vater, Konrad Kolmann, ein Schwager der Schnewlin, war als
Vogt und Lehensmann eingesetzt worden. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts
gerieten die Brüder Kolmann mit der Stadt Freiburg in Fehde. 1314 wurde
die Burg von den Freiburgern völlig zerstört. Den Burgbezirk mit dem
anliegenden Gfällmattenhof und den drei Schneeberghöfen erwarb die
Stadt Freiburg durch Kauf. Als eigene Gemarkung unterstand der
Burgbezirk der Freiburger Talvogtei Kirchzarten. Bei der Bildung der
selbständigen Gemeinde St.Wilhelm 1824 wurde der Bannbezirk dieser
zugeteilt. Holzflößerei: Den
natürlichen Gegebenheiten der Gemarkung entsprechend, war in St.Wilhelm
- wie auch in den anderen Ortsteilen der Gemeinde Oberried - die
Holzarbeit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Ein weiterer
Erwerbszweig, der bis ins 19. Jahrhundert blühte, war die Holzflößerei
- Holztrift - aus den Wäldern. Nach der Zerstörung der Wilden
Schneeburg 1314 hatte die Stadt Freiburg den dazugehörigen Waldbesitz
von mehreren hundert Hektar gekauft und später einen Floßkanal von
St.Wilhelm über Oberried nach Zarten zur Dreisam gebaut. Rolf
Schilz
Geographie:
Zastler liegt in einem vom Feldberg nach Nordwesten auslaufenden 8 km
langen Tal und hat eine Gemarkungsfläche von 2036 ha. Durch das
Zastlertal fließt der Osterbach, er mündete früher oberhalb Geroldstal
in die Brugga. Im 17. Jahrh.‚ als man für die Holzflößerei einen
künstlichen Kanal baute, erhielt der Osterbach ein neues Bett gegen
Birkenreute bei Kirchzarten. In früheren Zeiten hieß der vordere Teil
des Tals Müswendi, der hintere Zastler. Den Mittelpunkt des engen Tales
bildet der Steilabsturz des Scheibenfelsens. Das obere Zastlertal trägt
subalpine Züge. 1938 setzte man hier steierische Waldgemsen aus, die
sich zu einem großen Bestand im Schwarzwald vermehrt haben.
Ortswappen: “Das silberne Mühlenrad im blauen Wappenschild“ ist ein Hinweis auf die durch Wasserkraft betriebenen Sägemühlen.
Geschichte: Erstmals erscheint 1609 eine Vogtei ‚ Zaster, 1658
ist die “Vogtei Zastler und Mißwende“ genannt, die ihr Dinggericht auf
dem Rain (Rainhof bei Burg) zu halten hatte. Auf der Höhe des
Mittelalters befand sich das Zastlertal im Falkensteinischen Besitz,
gelangte dann nacheinander in die Hände der Adelsfamilie
Schnewlin von Landeck, des Hauses von Sickingen, der Barone von Pfirt
und zuletzt an die Barone von Neveu. 1809 ging die Neveusche
Grundherrschaft durch Verkauf an die Landesherrschaft über.
Zastler ist ein Ort mit bedeutender Holzwirtschaft. Wegen der
regellosen, die Waldungen schädigenden Holzentnahmen, traf die
Ortsherrschaft 1727 eine Verfügung, die jedem Hof eine bestimmte Anzahl
Stämme zuwies. 1815 kam es zum Streit um die Waldnutzung. 1820
entschied das Kreisdirektorium‚ die Waldungen von 1300 Jauchert seien
solange als Eigentum der ganzen Gemeinde zu behandeln bis die Bauern
ihre ausschließliche Berechtigung darauf vollständig bewiesen hätten.
1833 verwahrten sich die Bauern aufs neue gegen die Behandlung ihres
Waldes als Gemeindewald. 1840 kam es zu einer ministeriellen
Entscheidung, wonach es den Bauern zustand, das überschüssige Holz zu
verkaufen, während die Taglöhner auf Deckung des Eigenbedarfs
beschränkt wurden.
Verwaltung: Mitte des 19. Jahrh. gab es neben dem Bürgermeister
drei Gemeinderäte. Der Schullehrer war zugleich Ratsschreiber. Ein
Ratszimmer befand sich im Schulhaus.
1939 wurde ein großer Teil des Gemarkungsbereiches - 133 ha - von der
Gemarkung Zastler abgetrennt und der damals neugebildeten Gemeinde
Feldberg zugewiesen. Ein Teil des Gebietes um die Zastlerhütte - 49 ha
- wurde jedoch 1964 wieder an die Gemeinde Zastler zurückgegliedert. Im
Zuge der Gemeindereform wurde Zastler 1974 zur Gesamtgemeinde Oberried
eingemeindet.
Schule: Schon 1783 war ein Schulhaus vorhanden. 1840 baute die
Gemeinde ein neues Schulhaus mit Lehrerwohnung und Ratszimmer. 1853
wurden 25 Kinder unterrichtet. 1962 wurde ein neues Schulgebäude mit
Turnraum erstellt, das heute leer steht. Die Klassen 1 bis 4 sind der
Grundschule Oberried zugeordnet, die Klassen 5 und aufwärts dem
Bildungszentrum Kirchzarten.
Rolf Schilz