In Urkunden von St. Peter erstmals erwähnt
Ein Schlaglicht auf die frühe Geschichte von Stegen-Weiler
aus: Badische Zeitung vom 14.Februar 1968 von Klaus Weber, St. Peter
Die vor kurzem eingeweihten neuen Volksschulen in Eschbach und Stegen haben beiden Gemeinden Anlaß gegeben, sich mit ihrer Ortsgeschichte zu befassen. Nach den gewonnenen Erkenntnissen liegt die Gründung und Besiedlung beider Orte zwar im Dunkeln, ihre erste urkundliche Erwähnung ist aber eng mit dem Kloster St. Peter verbunden. Für Stegen ist dabei vorauszuschicken, daß das Schloß Weiler nicht nur den historischen Kern und Mittelpunkt der Gemeinde, sondern auch den Sitz der späteren Herrschaft von Stegen-Weiler bildet. Schon der Name Weiler allein deutet auf eine frühe fränkische Siedlung im Dreisamtal und läßt somit seine Gründung bis in das achte Jahrhundert zurückverlegen.
Der Gründer St. Peters, Herzog Bertold II. von Zähringen, hatte in der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst das Herzoftum Schwaben an die Hohenstaufen verloren und versuchte daher im deutsche Südwesten, wo er durch die Heirat mit der Königstochter Agnes über großen Besitz verfügte, seine Machtstellung weiter auszubauen. Entsprechend der Verschiebung der zähringischen Macht nach dem Breisgau und nach Burgund wollte Herzog Bertold II. die von seinem Vater zu Weilheim unter Teck gegründete Probstei zu Ehren des hl. Petrus in die Nähe seines neuen Wohnsitzes im Breisgau verlegen. Wie die Klosterberichte melden, war es um die Jahre 1090 oder 1091, als der Herzog einige seiner Dienstmannen aussandte, um für Kloster und Dorf St. Peter ein geeignetes Baugelände zu suchen. Diese Dienstmannen, von denen es heißt, daß sie sich in der Wildnis des Schwarzwaldes gut auskannten, waren Kuno von Zähringen mit Sohn und - damit kommte die erste Erwähnung Stegens - Hitto von Weiler und seine Söhne Gieselbert und Hiltebert. Der Vorschlag dieser fünf Männer für die Gründung St. Peters entsprach nicht nur den Erfordernissen des neuen Klosters, sondern wird noch heute den Ansprüchen des Ferienortes gerecht: Landschaftliche und klimatische Vorzüge und ruhige Höhenlage auf einer Hochfläche am Schnittpunkt wichtiger Verkehrsverbindungen.
Dieser Gründungsbericht ist überliefert in dem Urbar des Kloster Tennenbach vom Jahre 1341. Er stellt einen Auszug aus einer Vorlage dar, deren Urschrift im Kloster St. Peter befand, aber im Laufe der Zeiten, wohl durch einen der zahlreichen Brände, in Verlust geraten ist.
Auch nach der Gründung von St. Peter im Jahre 1093 blieben enge Beziehungen zwischen dem Rodungskloster und Stegen-Weiler bestehen. Im berühmten Rotulus Sanpetrinus, einer über sechs Meter langen Urkundenrolleaus dem 12. Jahrhundert, wird Stegen-Weiler (Wilare, Wiler) und seine Herren sieben Mal erwähnt. Als im Jahre 1113 die neue Kirche zu St. Peter in Anwesenheit von zwei Bischöfen, sechs Äbten und einer großen Volksmenge eingeweiht wurde, wird unter den 30 adligen Gästen auch ein Wido von Weiler aufgeführt, dessen Name vielleicht in der Gründung von Wittental weiterlebt.
Bei den zwei großen Grenzbeschreibungen über den klösterlichen Grundbesitz, der sich von Eschbach bis nach Neukirch und Waldau erstreckte, werden als Zeugen für die richtige Angabe der zahlreichen Grenzpunkte auch Reginhard und Giselbert von Weiler genannt, von denen uns der letztere als Teilnehmer am Erkundungstrupp von 1090 bekannt ist. Um das Jahr 1111 erscheint Reginhard von Weiler als Zeuge bei einer Schenkung an das Kloster in Anwesenheit der Herzöge Bertold III. und Konrad, die beide als Gründer Freiburgs i. Br. gelten. Reginhard von Weiler scheint selbst sehr begütert gewesen zu sein, denn in der Zeit nach 1122 übergab er an das Kloster St. Peter seinen Teil an einem Weinberg bei Malterdingen und zwei Äcker bei Teningen, und zusammen mit seiner Frau schenkte er ein Bauerngut bei Zarten und den halben Anteil an einem Gewässer gegen den Feldberg an das Kloster.
Bei den Herren Reginhard und Giselbert von Weiler wird nicht nur vermerkt, daß sie besonders glaubwürdige Zeugen seien, sondern auch, daß sie zur Familie und zum Hause des Herzogs gehörten. Der Ortsadel von Stegen-Weiler stand somit eindeutig auf der Seite der Zähringer Herzöge, einem der bedeutensten Fürstengeschlechter jener Zeit. Ihre Widersacher im Dreisamtal waren die Grafen von Hohenberg, deren Hauptsitz die Burg Wiesneck, zu Lebzeiten von Reginhard und Giselbert um 1120 für lange Jahrzehnte zerstört wurde.
Nach diesem ersten Schlaglicht auf die frühe Geschichte von Stegen-Weiler für die Zeit von 1090 bis 1122 tauchen weitere Nachrichten erst wieder gegen Ende des folgenden Jahrhunderts auf.