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Badische Zeitung
Dienstag, 25, Juli 1967/ Nr. 168.

Der Silberschatz am Bankenbrunnen
Vom Zauber und Geheimnis verborgener Schätze Sagengut aus dem dem Wittental

Wittental.
Seit jeher war die Auffindung eines verborgenen Schatzes der Wunschtraum der Menschen. Habgier, Neid und Geiz standen der Wunsch und die Hoffnung auf ein sorgenfreies, glückliches Leben gegenüber Die menschliche Phantasie kennt selbst in neuerer Zeit keine Grenzen bei der Suche nach verborgenen Schätzen, die unter alten Burgruinen, in Kellergewölben, in Seen, in Höhlen oder dergleichen ruhen sollen.

Die Vorläufer der heute bei Kindern, Jugendlichen und auch bei Erwachsenen so beliebten Film- und Fernsehserien über einen Silberschatz, einen geraubten Goldschatz. oder über eine Schatzinsel waren in früheren Zeiten die vom Volksmund erfundenen Sagen. Diese Unterlagen waren bei mündlicher Überlieferung einem ständigen Wechsel unterworfen, so daß viele heute noch erhaltene Sagen inhaltlich sehr ähnlich geworden sind.

Am, Nordrand der Dreisamtales, wo, der Eschbach in einem starken Knick bei Stegen nach Westen abbiegt und in Richtung Freiburg fließt, liegt das romantisch stille Wittental. Auf der gut ausgebauten Straße, von Ebnet nach Stegen zweigt einen Kilometer vor Stegen ein kleines Sträßchen links ab, führt über den Eschbach und am Baldenwegerhof vorbei. Nur wenige Bauernhöfe finden sich in dem etwa zwei Kilometer langen Tal. Am Taleingang führt ein Feldweg rechts ab und endet nach wenigen hundert Metern in einer Talmulde (Bild). Hier befindet sich - wie jede bessere Heimatkarte zeigt - der Bankenhof.

Wer dieses stille Plätzchen einmal zehn gesehen hat, dem fehlt oft die Vorstellung nicht schwer, daß hier vor langen Zeiten Volkssagen wurzeln konnten. Eine davon soll hier kurz erzählt werden.

In der Nähe des Bankenbrunnens im Wittental - so berichtet die Sage - ist ein Weidplatz, auf dem früher vier uralte Eichen standen. Eines Tages scharrten hier die Schafe des Bankenhofes etwas Blinkendes aus der Erde. Der Bub, der das Vieh hütete, ging hin und sah eine Menge Silbermünzen auf der Erde liegen. Er füllte seine Mütze damit und lief voll Freude zu den Leuten, die auf dem Felde arbeiteten, um ihnen das Geld, von dem jeder eine Hand voll nahm, zu zeigen.

Als er wieder zu den Eichen zurückkehrte und weitersuchte, fand er nur noch einige kleine Münzen , die voll Schmutz und Grünspan waren. Der Knabe ging mit diesen Münzen zum Brunnen, um die Münzen zu waschen. Plötzlich stand ein Mann neben ihm, der wie ein Jäger gekleidet war. Er sagte mit drohender Stimme zu dem Knaben "Hättest du heute Morgen nicht gebetet, so wärst du mir mit Leib und Seele verfallen." Der erschrockene Bub rannte davon und erzählte zu Hause, was ihm begegnet war. Kurz darauf überfiel den Jungen eine Wochen dauernde schwere Krankheit, während der er häufig im Fieber jammerte, daß der Jäger drohend neben ihm stehe. Darauf veranlaßte der Pfarrer, dem das Ereignis ebenfalls zu Ohren gekommen war, daß alle diejenigen, die von dem Geldfund des Jungen genommen hatten, es ihm zurückgaben. Als dies geschehen war wurde der Junge bald wieder gesund. Durch das zurückgegebene Geld wurde der Hirtenbub so reich, daß er seine Arbeit aufgeben konnte. - Auf dem genannten Grasplatz soll noch öfter gegraben worden sein, aber stets habe man nur wertlosen Erzstaub gefunden.                         - ng -


Der Schatz beim Bankenbrunnen

Ein armes Mädchen aus Wittental hatte in der Umgegend Brot zusammengebettelt und ging damit nachts seiner Heimat zu. Bei dem Bankenbrunnen, der unweit des Dorfes auf dem Feld hervorquillt, sah es ein Männlein mit seinem Halbmaltersack zwischen den beiden Stämmen eines Zwieselbaumes stehen. Das winkte ihr mehrmals, hinzukommen, indem es den Sack aufhob, Allein sie hatte dazu nicht den Mut und lief zuletzt vor Angst davon. Da fuhr das Männlein ganz feurig am Baum hinauf, und der Sack, der voll Geld war, versank klingend in den Boden.

In der Nähe des Bankenbrunnens ist ein Grasplatz, von vier uralten Eichen umstanden. Dort scharrte eines Tages ein Schaf von der Herde des Bankenhofes etwas Blinkendes aus der Erde. Einer der Hirtenbuben ging hin und sah, daß es mehrere alte Silbermünzen waren, so groß wie Kronentaler. Sogleich rief er seinen Kameraden, der eben die Herde zusammentrieb. Aber der hielt es für Scherz und kam nicht, worauf der Bub allein im Boden suchte und so viele Münzen fand, daß er seinen Hut damit ganz füllte. Voll Freude lief er zu den Leuten, die auf dem Feld des Bankenhofes arbeiteten, zeigte ihnen das Geld und gab jedem etwas davon. Als er dann wieder auf den Grasplatz eilte und weitersuchte, fand er nur noch einige kleine Münzen, die voll Grünspan waren. Er ging zum Brunnen und fing an, die Münzen abzuwaschen. Da sah er auf einmal einen langen Mann neben sich stehen. Der war wie ein Jäger gekleidet, trug Schnallenschuhe und auf der Brust ein glänzendes Schild von Kupfer. Der Mann sagte zu ihm mit drohender Gebärde: „Hättest du dich heute morgen nicht gesegnet, so solltest du jetzt sehen, was ich mit dir anfinge !“ Heftig erschreckt, rannte der Bub davon, und als er wieder zu den Arbeitern kam, erzählte er ihnen das Geschehene. Seine Schwester ging nun so weit mit ihm zurück, daß sie den Brunnen sehen konnte. Allein sie gewahrte den Jäger nicht, den ihr Bruder noch dort stehen sah.

Kurz darauf verfiel der Bub in eine lange, schwere Krankheit, und häufig jammerte er, daß der Jäger bei ihm stehe. Nachdem er wieder genesen war, mußten die Leute auf Befehl des Pfarrers ihm alles zurückgeben, was sie ihm von seinem Fund genommen hatten. Hierdurch erhielt er so viel Vermögen, daß er seinen Dienst aufgeben konnte, Auf dem Grasplatz ist seitdem öfters nach Geld gegraben worden, aber stets fand man nur wertlosen Erzstaub.