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Das Taglöhnergut  „s`Fohrebure auch Zähringers“ genannt (heute Familie Walter) in Stegen - Wittental

um 1960

Das Taglöhnergut steht  in sonniger Lage am Südabhang des Dreisamtales. Vom Haus aus hat man  einen herrlichen Blick von Wittental über die Dreisamtaltebene mit den sanften Höhenzügen in der Ferne. Mit der Rückwand lehnt sich das Anwesen an die untere Schuhhalde an. Bevor das Taglöhnerhaus gebaut wurde, war der Platz vom bisherigen Beständer des Baldenweger Hofgutes an einen städtischen Untertan, Namens König, Ende der Jahre 1790 und Anfang 1800, zur Nutzung überlassen worden. Grund und Boden gehörte der Sickingen-Herrschaft in Ebnet. Der ledige Schuster Josef  Molz, der in Falkensteig wohnt, hat die Gräflich Sickingische Verwaltung  wiederholt gebeten, dass er als Untertan in Wittental angenommen werden will und ein Häuslein bauen möchte. Ein Vertragsabschluss mit der sickingischen Verwaltung zu einem früheren Zeitpunkt war nicht möglich, da Reichsgraf Wilhelm von Sickingen- Hohenburg erst „Ende 1801 für volljährig erklärt wurde“ (Michel Benz Sickingen-Bildnisse, Seite 154). Er möchte 1 bis 1 ½ Jauchert  (1 Jauchert = 1 Badischer Morgen= 36 Ar) Ödfeld auf dem Grundstück des Baldenwegerhofs Erblehensweise erwerben gegen einen jährlichen Bestandszins von 5 fl. (Gulden). Der Platz wurde mit 6 Steinen ausgesteckt und hatte eine Größe von ½ Jauchert, 25 Ruthen ( 1 Rute = 10 Fuß= 3  Meter) und 52 Quadratschuhe (1 Quadratschuh = 0,089 qm). Reichsgraf  Wilhelm von Sickingen-Hohenburg in Ebnet hat dieses Gelände selbst besichtigt. Da es von seinem Hofgut (Baldenwegerhof) weit entfernt liegt stimmte er dem Verkauf zu. Für die überlassenen Grundstücke soll er jährlich und zwar im Mai einen Bestandszins zahlen. Am 03. Januar 1804  wurde der Vertrag mit dem Gräflichen Sickingisch.- Hohenburgischen Amt , Amtmann Wetzel, abgeschlossen und unterzeichnet. In 5 Artikeln wurde festgelegt und vereinbart, dass sich der Verkäufer das Eigentum auf dem Platz vorbehalten werde. Das Bauvorhaben wurde genehmigt mit der Auflage, dass er sein Haus, im unteren Stock, mit Stein und die Küche mit einem Kamin aufbauen soll. Des weiteren soll er die herrschaftlichen Güter mittels eines Hags (Pfosten mit Holzlatten) schützen, auch vor allem wegen des Viehtreibens. Weiter ist ihm verboten eine Geiß zu halten. In einem weiteren Artikel haben sie mit ihm vereinbart, dass er die herrschaftlichen Waldungen, mit „wachsamen Auge“, vor Holzdieben schützen soll. Einen Tag lang fronen, 2 Klafter Holz machen oder das ganze mit Geld ablösen (Kaufbrief vom 03.01.1804 GLA 229/115 246). Das kleine Taglöhnergütlein, Haus, Scheuer und Stallung unter einem Dach baute er im Jahr 1807. Graf Wilhelm von Sickingen-Hohenburg verkauft Ende 1808, als letzter Ortsherr, seine Herrschaften an den Großherzog Carl Friedrich von Baden. Von diesem Zeitpunkt an hat die hiesige Grundherrschaft der Familie von Sickingen aufgehört. Lorenz Ruh in Zarten und Georg Fischer von Ebnet (Hirschenwirt) ersteigerten den Baldenwegerhof mit Falkenbühl vom Großherzog und wurden somit Grundeigentümer. Zur Finanzierung des Hofs verkauften sie landwirtschaftliche Grundstücke an Josef Molz und an andere Bürger in Witten.- und Attental. Am 11.03.1814 eine Wiese, 1 Jauchert groß beim Haus für 640fl. In einem Aktenstück wird vermerkt, dass bei Josef Molz  seit 2 Jahren  Schule für die Kinder gehalten wird und „derselbe nicht mehr in sein Haus nehmen will“  (B702/7 Nr. 1035 StAA/Frbg.). Sein Nachfolger, Peter Busset, kaufte am 11.01.1861 ebenfalls ½ Jauchert Wiese für 345 fl. von Mathias Hug , die er von seinem Vater Kaspar  Hug geerbt hatte. Am 09.03.1861 tauschte er diese Wiese mit der Gemeinde Wittental, somit hatte er alles an einem Stück. Die getauschte Wiese wurde Schulwiese der Gemeinde Wittental. Weitere Um- und Anbauten folgten. Im Jahr 1906 kam ein neues Schweinestallgebäude mit Abort, 1 stöckig mit Kniestock, dazu. Um 1910 und der weiteren folgenden Jahre kamen der Einfahrtschopf (Brunnenschopf), 1931 ein Holzschopf und 1936, beim Hausgarten, ein Bienenhaus, dazu. Ein zweites Bienenhaus stand auf der westlichen Seite vom Anwesen. Die Landwirtschaft wurde größtenteils im Nebenerwerb betrieben. Durch Strukturveränderungen in der Landwirtschaft stehen eine Reihe von modernen Wohnhäuser am Hangfuß der „oberen und unteren Schuhalde“ (heute Fohrenbühl) und prägen das dortige Landschaftsbild. Zum Anwesen gehörten 2,90 Ar Reben. Wegen der Wasserversorgung wurde ihm eine Röhrenleitung , durch das Grundstück der Gemeinde und den Anschluss an den Schulhausbrunnen, gestattet. Die Quelle des Schulhausbrunnen lag auf dem Grundstück  „Obere Moosmatten“ im Attental.

 Besitzergeschichte.

Wie schon erwähnt war Schuster Josef  Molz, geb. am 05.03. 1759, mit seiner Ehefrau geb. Gutmann, erster Besitzer. Er hatte 6  Kinder mit folgenden Namen:  Franziska, Josef, Johann, Maria, Christian und Anna. Seine älteste Tochter Franziska ist mit 41 Jahren verstorben. Wegen der großen Schuldenlast in Höhe von 1209 fl. sahen sie sich gezwungen, das Gütchen an die Kinder, gegen ein Leibgeding abzugeben, damit es nicht in fremde Hände kommt. Im Übergabevertrag wird erklärt, dass er und seine Frau nicht mehr im Stand sind „ihrer Haushaltung nachzukommen“ ( GAST/W1/164). Sein Sohn Josef, Gemeinderat und Ortsschätzer, geb. 1802, heiratete am 05.07. 1829 Agatha geb. Raufer, geb. 1795, verstorben am 18.01.1855. Am 30.05.1827 übernahm Josef das Gütlein von seinem Vater für 1412 fl.

Nachfolger wird am 20.11.1856 sein Sohn Andreas für den Preis von 1024 fl. Die Geschwister erhielten jeweils ein Gleichstellungsgeld von 15fl.und10 kr. (Kreuzer). Am 03.03. 1857 verkauft er das Anwesen an Andreas Busset, geboren in Dietenbach, (heute Kirchzarten - Dietenbach), verheiratete sich mit Maria geb. Rombach, ebenfalls von Dietenbach. Von den Kindern übernahm sein Sohn Peter, geb. am 23.01.1821, das Taglöhnergut. Er verheiratete sich am 26.05.1857 mit Theresia  geb. Rombach, geboren am 30.03.1820, in Eschbach (heute Stegen - Eschbach). Sein Sohn Mathias war Uhrmacher in Neustadt und ist ausgewandert nach Amerika. Die Tochter Amalie, geb. am 08.11.1852, übernimmt das Taglöhnergut am 24.06.1877. Sie heiratet den Johann Hug vom Hugenhof-Berghäusle im hinteren Attental. Am 17.06.1903 verkauft Johann das Taglöhnergut  an den ledigen Xaver Steinhart von Kirchzarten - Dietenbach (Großvater des Verfassers). Bereits 6 Jahre später verkauft er das Anwesen wieder an Josef Walter, verheiratet mit Rosa geb. Andris, Sohn des Landwirts Heinrich Walter in Stegen und Ehefrau Philipina geb. Steinhart, für 11.500 Mark. Der neue Besitzer, geb. am 04.08.1882, heiratet am 01.02.1910 Rosina geb. Andris , geboren am 15.02. 1885, in Stegen, Tochter des Leopold Andris und der Theresia geb. Bank. Josef Walter starb am 19.08.1914, durch einen Gewehrschuss in die Brust, bei einem Gefecht in Dornach / Mülhausen/Elsass. Er war im 1. Weltkrieg  (1914-1918) Soldat in der 6. Komp., Landwehr - Infantrie Regiment Nr. 110. Die Witwe heiratet am 03.02.1919 zum zweitenmal den Theodor Zähringer, Sohn des Wilhelm Zähringer und seiner Ehefrau geb. Zipfel, von Stegen. Der Sohn aus erster Ehe, Otto Walter, geb. am 17.08.1912, heiratet am 01.03.1940 Maria, Theresia geb. Pfändler, geb. am 04.01.1912, in Zarten. Sie haben 4 Kinder, Erich, Martha, Erwin und Rudolf. Als Landwirt war Otto Walter bei der Gemeinde Wittental Gemeinderat und über 20 Jahre Gemeinderechner. 30 Jahre lang Feuerwehrkommandant, Ehrenkommandant, seit 1969 Wassermeister bis zur Eingliederung nach Stegen und übernahm im Winter auch den Schneeräumdienst in der Gemeinde (GAST/Zeitungsarchiv). Auch bei der Wegebaugemeinschaft Wittental / Attental war er aktiv. Im Musikverein Wittental war Otto Walter lange Zeit aktives Mitglied als Trommler, Notenwart, Beisitzer und Ehrenmitglied. Ein weiteres Hobby war die Imkerei. Mit 74 Jahren ist Otto Walter 1987 verstorben. Einer seiner Söhne, Erich,  baute 1987  neben dem elterlichen Haus ein Wohngebäude. Das Taglöhnerhäuschen gehört heute der Erbengemeinschaft  Familie Walter.


Stegen, 14. 03. 2009
Oskar Steinhart