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Vogten- Hisli 
(Name nach dem früheren Besitzer),

Foto um 1980  

Freiburger Zeitung 11.11. 1880

Das Anwesen steht östlich an der vorbeiführenden Ortsstraße und an der Abdachung am alten Flurnamen „Holzhau“ (Gemarkungsatlas der Gemeinde Wittental von 1889/1892). Auf der westlichen Seite begrenzt durch den mit frischem Quellwasser vorbei fließenden Attentäler Bach.

Zur Baugeschichte:

Nach einem alten Plan von Attental (GLA H1/Attental), gefertigt vom Feldmesser Franz Keller, aus dem Jahr 1774 ist belegt, dass das Häuschen schon damals dort gestanden hat. Zum Anwesen gehörten 161 Ruthen Acker. Spätere Kaufbriefe aus den Jahren 1823 weisen 1 Jauchert Matten auf dem Brühl, vom Jahr 1828 ½ Jauchert Matten auf der Baldenweger Großmatte, aus. 
Zu dieser Zeit war Mathis Thoma Eigentümer. Das ursprüngliche Bauernhaus, mit Blockhaus und Blockscheuer unter einem Dach ist um 1892 durch eigene Kinder, die mit Streichhölzer gezündelt hatten, abgebrannt. Mit Genehmigung der zuständigen Behörde in Karlsruhe, vom 06.02.1893, konnte die Scheune neu aufgebaut werden. In der Scheune war der Vieh- und Schweinestall, ein Schopf und ein kleiner Balkenkeller, mit Weberwerkstätte, untergebracht. 1850 sind im Attental 3 und in Wittental 1 Weber gemeldet (STAW Freiburg, B 702/13). Hauptlehrer Metzger von der Volksschule Wittental berichtet 1894, an das Amt für Volkskunde in Freiburg, nur noch von einem Weber. Ein kleiner Garten befand sich neben dem Wohnhaus und der Scheune. Ein weiterer befindet sich noch heute auf der südlichen Seite der Scheune und am Ende des alten Flurnamen „Fohrenbühl“ (Gemarkungsatlas Wittental von 1889/1892). Neben diesem Taglöhnergut hat Mathias Thoma (Weber) mit seiner Ehefrau Maria geb. Saier um 1865 ein neues Wohnhaus, zweistöckig, ohne Keller, mit Stein und Ziegel errichtet. Sie kauften von den Eheleuten des Andreas Frey in Ebnet für 425fl. (Gulden) am 30.10.1828 ein Ackerfeld auf dem Harsch (Ebneter Gemarkung), mit 3/4 Jauchert und 14 Ruthen und 27 Schuh. Der Gesamtwert der Liegenschaft wurde auf 1325 fl. geschätzt. Ein Holzschopf kam 1922 , der neu gebaut wurde, dazu. Joe Dunne aus Dublin (Kunststudent und Maler), hat es 1980 in seinen Lehr- und Wanderjahren, in einem Aquarell (Privatbesitz) angefertigt. 
Das gesamte Gebäude wurde durch den heutigen Besitzer, Klaus Gremmelspacher, durch einen neuen Schuppen ersetzt. Östlich des Wohnhauses, in ca. 8 m Entfernung, stand am Steilhang ein Bienenhaus. Ein anderes wurde um 1922 neu gebaut und steht heute in ca.15 m Entfernung, auf der westlichen Seite, am Attentäler Bach. In der Nähe befand sich eine Brunnenstube für das Schulhaus in Wittental, die heute stillgelegt ist. Unweit davon, westlich der oberen Moosmatte, war ein kleiner Steinbruch der 1883 in Betrieb gesetzt wurde. Das Material wurde vertraglich der Großherzoglichen Land Straßenbauinspektion in Freiburg, gegen Bezahlung, geliefert. Auf Grund der Kriegslage Ende 1944/45 hatten Zartener Bürger, während der Kampfhandlungen in und um Freiburg, in den dort stehenden Baracken (Häusledobel), Schutz gesucht. Die Gemeinde Wittental hat in den 1960er Jahren auf diesem Gelände, für seine Bürger, einen Müllplatz eingerichtet. In den späteren Jahren wurde er wieder stillgelegt.

Besitzergeschichte

Welcher Vorfahre das Taglöhnerhaus gebaut hat, konnte nicht ermittelt werden. Kaufbriefe oder andere Unterlagen fehlen. Wie oben schon erwähnt war bereits 1774 Mathis Thoma Inhaber dieses Taglöhnergütchen. Wer seine Frau oder Kinder waren ist ebenfalls nicht bekannt. Vermutlich war wohl Christian Thoma, eines seiner Kinder, Erbe und Lehens Nachfolger. Christian Thoma, Weber, geboren 1760, war in erster Ehe verheiratet mit Katharina geb. Pfaff aus Kirchzarten. Sie starb am 09.04.1814. Der Witwer heiratete danach die ledige Barbara Fresle aus dem Weilersbach (heute Oberried). Aus der ersten Ehe gingen 2 Buben hervor, Joseph, geb.am ? und Landolin, geb. am 25.09. 1795. Die zweite Ehe blieb Kinderlos. Als der Vater am 24.09.1818 verstarb, ging die Besitzgerechtigkeit an seinen Sohn Landolin über. Das Anwesen wurde 1818 auf 907.30 Gulden geschätzt (GAST/W1/205). Die Stiefmutter, Barbara Fresle, hatte wie im Ehevertrag vom 16. Juli 1814 vereinbart, lebenslänglich das Wohnrecht im Haus. Auf dem Hof waren 7 Geisen, 2 Schafe, 1 Schwein. 2 Webstühle, 12 Überleisten, 18 Stück Webergeschirr und 100 Weberspulen. Landolin verheiratete sich am 22.02.1819 mit der ledigen Anna Thoma vom Henslehof im Attental (heute Stegen), geb. am 16.04.1792. Im Ehevertrag vom 26.02.1819 brachte er das von ihm übernommene väterliche Hofgut mit in die Ehe und seine Ehefrau, Anna, ein Vermögen in Höhe von 600 Gulden (GAST/W1 206). Sie lebten miteinander in vollkommener Gütergemeinschaft. Am 15. Mai 1839 verstarb ihr Ehemann im Alter von 44 Jahren. Erbe wurde sein einziger Sohn Mathias, geboren am 05. Februar 1826. Seine Mutter verstarb am 28.02.1851. Ihr Sohn heiratet am 06.11. 1851 Maria geb. Saier, geb. am 18.03.1820, von Kirchzarten-Neuhäuser. Die Eltern der Ehefrau, Andris Saier und die Mutter geb. Schlegel, haben in Neuhäuser einen Bauernhof. Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor, Rosa, geb. am 22.02.1854, Stefanie, geb. 25.12.1855 (Ehefrau des Anton Frei, Landwirt in Ebnet), Mathias, geb. am 27.03.1860, Maria, geb. am 09.02.1861 und die Zwillinge Anna und Josef, geb. am 08.02. 1863. Die Mutter war seit 1866 in der Heil-und Pflegeanstalt in Illenau bei Achern und ist am 14.02. 1868 in Pforzheim verstorben. Nach dem Tod der Mutter hatten die Kinder mit ihrem Vater eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Tochter Rosa ersteigerte am 06. Dezember 1880 die Liegenschaften. Dem Vater wurde für die Dauer seines Witwenstandes das Wohnungsrecht, unendgeldlich, eingeräumt. Am 17.05.1882 verstarb der Vater. Tochter Rosa verehelichte sich am 28.02.1881 mit Josef Vogt, geb. am 07.03.1847, Sohn des Andreas Vogt, Sattlermeister, und der Mutter Franziska geb. Ruh aus Eschbach (heute Stegen). Sie hatten 6 Kinder: Maria, Josepha geb. 20.03.1882, Rosina, geb. 27.02.1883, Ehefrau des Xaver Steinhart in Wittental, Amalie, geb.17.08.1884, Wilhelm, geb.13.11.1887, selbständiger Schreinermeister in Zarten, verheiratete sich mit Sofie Fehr vom Recklehof in Wittental, Josef, geb. am 22.12.1888, Sophie, geb. am 20.07.1893. Das elterliche Anwesen übernahm der jüngste Sohn Josef im Oktober 1921. Er verehelichte sich am 20.02.1924 mit Paulina Steinhart, geb. am 08.03. 1889. Ihre Eltern: Felix Steinhart, Urberhofbauer, und Maria geb. Lauby, von Zarten. Die Ehefrau von Josef verstarb am 25.09.1947. Der Witwer heiratet ein zweites mal die Tochter Klara vom Luxhofbauern, Stefan Gremmelspacher und Ehefrau Rosa geb. Schuler, in St. Peter. Aus erster Ehe hatte er 4 Kinder, Maria, Elisabeth, 20.12.1924, Franz, Josef, geb. 30.11.1926, gefallen im zweiten Weltkrieg, Theresia, geb. 13.03. 1928 und Maria, geb. 09.12.1929. Aus zweiter Ehe: Klara Elisabeth, Hermann Josef und Mathilde. Die Ehefrau brachte ihren Sohn Stefan Gremmelspacher mit in die Ehe. Am 10. Januar 1966 verstarb Josef Vogt. Nach dem Luftangriff am 27. November 1944 in Freiburg fand eine Freiburger Flüchtlingsfamilie bei ihm Quartier. Diese kehrten Anfangs Mai 1945 wieder nach Freiburg zurück. Sie hatten über dem Kuhstall und im nebenstehenden Schopf ihre Unterkunft. Auch ein 12jähriges Mädchen, das ihre Eltern beim Angriff auf Freiburg vor den eigenen Augen am 27.11.1944 verlor, kam am 10.12.1944 zur Familie Vogt (Bericht vom 07. Februar 2005 an die Badische Zeitung , Video: „Bomben auf Freiburg SWR“). Die Witwe übergab das Anwesen 1990 an ihren Sohn Stefan, der sich mit Agnes, Maria geb. Albrecht, aus Oberried-Zastler, verheiratete. Stefan war aktives Mitglied im Musikverein Wittental und Gründungsmitglied (aktiv) im Musikverein Stegen. Das Hofgebäude übernahm 1992 sein Sohn Klaus. Er hat den Schopf 1997 neu gebaut und 1999/2000 das Wohnhaus, nach den neuzeitlichen Erfordernissen, umgebaut und saniert. Die Scheune, die nach dem Brand von 1893 neu aufgebaut wurde, ist in ihrem alten Zustand bis heute erhalten. Die Nebenerwerbslandwirtschaft ist seit längerer Zeit eingestellt. 


Oskar Steinhart
Stegen, 15.02.2010