Die Villa des Baldenweger Hofs in
Stegen-Wittental.
Geschichte eines Hauses
Ich möchte Ihnen aus der Geschichte eines Hauses erzählen: von der
Villa des Baldenwegerhofes.
Sie sind an diesem Haus sicher schon öfter vorbei gegangen,
zwischen Wittental und Attental etwas zurück am Hang, und dachten:
hier sollte man wohnen.
Aber der Reihe nach.
Im Jahre 1910 war das Anwesen Baldenwegerhof kräftig verschuldet
ca. 100 000 Mark Schulden standen im Grundbuch. Das Gut musste
verkauft werden. Als Käufer trat auf, ein Mann namens Fritz
Schueler van Krieken.
Wer war dieser Fritz Schueler van Krieken?
Er war der Sohn von Major Gustav Adolf Wilhelm Schueler aus Berlin
und Antonia van Krieken aus Ingelheim, der Tochter einer aus
Holland stammenden Familie die in Indonesien mit Zucker-Gewinnung
ein Vermögen machte.
Friedrich Egidius Anton Schueler van Krieken wurde am 10.10.1885
in Berlin geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Darmstadt
besuchte er dort die Schule und begann am 10.1.1904 seinen
Militärdienst. 1915-1916 war er Beobachter in der
Feldfliegerabteilung 23, war im 1. Weltkrieg als türkischer
Rittmeister und Major in Gallipoli in der Türkei. Er heiratete
1922 in Kronstetten Kreis Schwandorf Oberpfalz Ada Suermondt
(1885-1966) die in erster Ehe seit 1911 mit Baron Carl Heinrich
Gayling von Altheim in Ebnet verheiratet war (von dem sie 1921
geschieden wurde). Carl Heinrich Gayling von Altheim war ein
Kriegskamerad von Schueler van Krieken. Nach Kriekens frühem
Eintritt in die NSDAP (1926) entwickelte sich eine Freundschaft
mit Adolf Hitler, dessen geistiger und vor allem finanzieller
Mentor er wurde. Er hatte eine Adresse in Freiburg, Garmisch
Partenkirchen, Zürich. Schueler van Krieken kaufte im Jahre 1910
das ganze Anwesen Baldenwegerhof und lies im Jahre 1911 die Villa
an der heutigen Fohrenbühlstraße vom Freiburger Architekten Rudolf
Schmid planen und bauen. Der heutige Schloßbesitzer in Ebnet,
Nikolaus Freiherr zu Gayling und Westphal, erzählt von seiner
Großmutter (der schon erwähnten Ada), dass in der Villa vom
Baldenwegerhof oft kräftig gefeiert wurde. Ob auch van Kriekens
Freund Hitler mal zu Gast in der Villa war, ist mir nicht bekannt.
Doch von gemeinsamen Essen in Garmisch der Familie Schueler van
Krieken mit Hitler hat die Tochter der Ada ihrem Sohn (dem
heutigen Herren von Gayling) erzählt.
Ada
Suermont
Van Krieken lebte auf großem Fuß
und schon 1925 war im Grundbuch eine hohe Schuld eingetragen.
Spielsucht und Rauschgift wird gemunkelt. 1936 wurde auch die Ehe
mit Ada geschieden. Mehrfach wurde von van Krieken das Testament
geändert. Mehrere Klinikaufenthalte im Glotterbad sind erwähnt.
Schließlich musste das Anwesen verkauft werden.
Die Ära Schueler van Kriekens in der Villa war zu Ende.
Fritz Schueler van Krieken starb am 12.05.1936 in
Freiburg
Es gibt den Erlaß von Hitler vom 25.5.1936 in den Akten der
Partei-Kanzlei der NSDAP, die Verbindlichkeiten des verstorbenen
Majors Schüler van Krieken (Freiburg) in Höhe von 22.000 RM zu
übernehmen.
ca 1926
ca 1927
ca 1942
ca 1950
Die neue Besitzerin ist ab 1926 die Heiliggeistspitalstiftung
Freiburg.
Als nächstes wurde in der Villa ein Tuberkulosenheim für Männer
eingerichtet. Nach einigen Finanzierungsproblemen wurde auch eine
Liegehalle errichtet (1927) zum Stillliegen in der guten Luft des
Dreisamtales. Auch diese Liegehalle ist heute noch zu sehen. Nach
wenigen Jahren wurde die Anstalt 1933 wieder geschlossen.
1934 wurde in der Villa des Baldenwegerhofes von dem
Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) ein
Müttererholungsheim eingerichtet.
1943/44 bot die NSDAP die Villa dem damaligen Stardirigenten
Wilhelm Furtwängler als Domizil an. Dieser wollte oder konnte
nicht, auf jeden Fall wurde nichts daraus. Dann war die Villa ein
Kinderheim der NSV (der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt).
Später im Krieg wurden in diesem Kinderheim hauptsächlich Kinder
von ausgebombten Familien aus dem Ruhrgebiet betreut. Zur gleichen
Zeit war aber auch die Kreisleitung der Partei im Haus
untergebracht.
Der Krieg war zu Ende, die Nazis verschwanden wohin auch immer,
die Villa war frei. Als erstes wurde hinter der Villa eine
Meteorologische Meßstation aufgebaut. Es wurde oberhalb des Hauses
am Hang ein neues kleineres Gebäude mit großer Terrasse in
Richtung Süden für die Messgeräte errichtet. Doch schon 1950 wurde
in der Villa die Forstschutzstelle Südwest der Forstlichen
Versuchsanstalt B-W eingerichtet. Prof. Wellenstein hatte mit
Maikäfer und Borkenkäfer-Plagen zu kämpfen. Hubschrauber flogen
Begiftungsflüge von den Wiesen gegenüber der Villa. Dieses Gelände
wurde am Anfang des Krieges auch schon als Ausweichflugplatz
benutzt. Im Jahre 1987 ging die Villa an die Universität Freiburg
über. Ein Laborgebäude wurde hinter dem Haus errichtet und das
Forstzoologische Institut konnte mit der Erforschung der
Borkenkäfer beginnen. Heute ist noch das selbe Institut dort
ansässig, nur das Forschungsgebiet hat sich geändert. Nun werden
dort exotische Schmetterlinge gezüchtet.