Die
Vaterunser-Kapelle in Buchenbach-Unteribental
Geschichte, Programmatik und Beschreibung des Baus
In Buchenbach-Unteribental, zwischen Freiburg und St. Peter, wo
sich das Ibental zum Dreisamtal hin öffnet, liegt auf einer
kleinen Anhöhe die Vaterunser-Kapelle oberhalb des
Wagensteigbachs und der Straße, die von Burg ins Ibental führt.
Jenseits des Baches lag die Keltensiedlung Tarodunum, deren
Siedlungs- und Kulturgeschichte in die Antike zurückweist.
Der kleine, zeltartige
Kirchenbau, errichtet 1965-1967 unmittelbar nach dem Zweiten
Vatikanischen Konzil, besitzt den Grundriss eines Sechsecks des
Davidsterns ein Hinweis auf die jüdischen Wurzeln des
Christentums.
Die eingezogenen Außenwandscheiben
zwischen den Sechseckpfeilern - im Vorsatz zwischen beiden die
Fenster — bilden sechs Nischen.
Darüber erhebt sich
über einem Fensterband der sechskantige, spitzauslaufende und
kreuzbekrönte 18 Meter hohe Turm mit der Glockenstube.
Architekt der Kapelle im Stil des seinerzeit modernen Béton
brut war der Karlsruher Werner Groh (1919-2011), ein
Baumeister des katholischen Kirchen-Wiederaufbaus nach dem
Zweiten Weltkrieg.
Die Kapelle ist eine Stiftung des Verlegers Dr. Theophil
Herder-Dorneich (1898-1987) und seiner Ehefrau Elisabeth
(1900-1980). Der gesamte Bau „über dem Grundriss des
Vaterunsers“ (so der Erbauer) ist symbolhafte Deutung der
„immerwährenden Prophetie der sieben Vaterunser-Bitten“ und der
Geschichte der Weltschöpfung.
Der Stifter Theophil Herder-Dorneich erlebte als Soldat im
Ersten Weltkrieg das Vaterunser als das einzige Gebet, das am
offenen Grab gefallener Soldaten von Kameraden verschiedener
Konfessionen gemeinsam gebetet werden konnte.
Aus dieser Erfahrung heraus beschäftigte er sich zeitlebens mit
dem Vaterunser und errichtete dann, einem Gelöbnis folgend,
diese Kapelle für Gebet und Gottesdienst, für Frieden unter den
Völkern, Konfessionen und Religionen, als „Zeichen am Weg für
das Wirken des Geistes in der Welt“.
Inneres der Kapelle
Der Innenraum ist ganz auf die Mitte hin zentriert mit dem von
sechs hölzernen Stützen begrenzten Altarraum. Wie ein
Mittelpfahl ragt über dem Altar ein Kreuz gleich einer
Himmelsstütze des Dachzelts in die Höhe.
Das vom Fensterband des Turms her einfallende Licht durchflutet
den etwas erhöhten Altarraum. Altar und Kreuz werden auf diese
Weise in Licht gehüllt, sei es am Tag vom Sonnenlicht des
Fensterbands her, sei es in der Nacht vom Mondlicht und den
Kerzenleuchtern um den Altar. Um diese Mitte fügen sich sechs
Nischen (eingezeichnet in das Sechseck des Davidsterns), jeweils
einer VaterunserBitte zugeordnet, wobei der Altar selbst die
vierte Bitte, die Brotbitte, darstellt.
In den sechs Nischen stehen Bildwerke, Symbole zu den Elementen
der Schöpfung: Feuer, Wasser, Felsgestein.

Über den Nischen und an der
Stirnseite des Altars kann man im Uhrzeigersinn den Text des
Vaterunsers verfolgen. So vereinen sich durch Symbole und Text
die sieben Bitten des Vaterunsers und die sieben Schöpfungstage
der Bibel.
Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass ein wesentlicher
Gedanke bei der Errichtung der Vaterunser-Kapelle der „Umgang“
war: Umgang in der Waagrechten, von Nische zu Nische, und im
Zentrum der Aufstieg nach oben (Jakobsstiege). Im Altar neigen
sich aus allen Nischen des Umgangs die geschaffenen Dinge der
Mitte zu.
Die Bildwerke wurden vom Architekten (Feuerherd, Weihebrunnen)
sowie vom Breisacher Künstler Helmut Lutz (*1941) geschaffen
(Findling, Gnadenstuhl, Sandsteinstelen).
Auszug aus der Informationsbroschüre in der Kirche