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Unterbirken Haus Nr 24 (heute Nr. 2)




Unterbirken Haus Nr. 24 (Lgb Nr. 42) heute Haus Nr. 2
Foto Fridolin Hensler,Kirchzarten am 5. Dezentber 2012
Der frühere Bürgermeister in Stegen Maximilian Walter hat 1920 in seiner ,,Geschichte der Gemeinde Stegen" auch über die Entwicklung der Häuser in Unterbirken berichtet. Dabei werden allerdings leider nur Hausnummern, aber keine Flurstücksnummern genannt. Diese Aufzeichnungen sind im Internet unter www.stegen-dreisamtal.de einzusehen.

Lageplan von Unterbirken 1890 im Archiv des staatl. Vermessungsamtes
Bei dem Haus Nr. 24, das 1966 in den Besitz von Karl Vogt kam, handelt es sich offensichtlich um das im Grundbuch 1890 schon bestehende Hofgut Flurstück Nr. 42 mit einem straßenseitig gelegenen Wohnhaus mit angebautem Ökonomiegebäude und einem separat stehenden Schopf.

Über die Vorbesitzer von Karl Vogt konnte ich teilweise von M. Walter, daneben im Standesamt und Grundbuchamt Stegen und im Erzbischöflichen Archiv in Freiburg erfahren:

Rosina Zähringer geb. 2. Nov. 1850 hat 1876 das Hofgut von ihren Eltern übernommen und sich am 1. Mai 1877 mit dem Schneider Romuald Geggis von Reckenberg verheiratet. Nach dem Tod seiner Frau am 21. Aug. 1881 heiratete Romuald Geggis am 17. Dez. 1882 die Philippina Schweizer aus Burg (geb. 3. Marz 1861). Aus dieser Ehe entstammte die Tochter Maria Geggis geb. 12. Dez. 1883 in Stegen, gest. 10. Mai 1942 in Freiburg (Haushälterin). Sie war vermutlich im Haushalt von Pfr. K.F. Schweizer beschäftigt.

Am 7. Januar 1885 schon verstarb Romuald Geggis infolge eines Sturzes von der Tenne in die Scheune. Auch der Vater von Romuald Geggis, Josef Geggis war bereits am 27. Sept. 1881 durch den Sturz von einem Baum ums Leben gekommen.

Die Witwe Philippina Schweizer heiratete in 2. Ehe am 2. Aug. 1887 einen Ignaz Schweizer, Schuhmacher aus Eschbach, der in Stegen auch als Polizeidiener fungierte. Dieser Ignaz Schweizer starb bereits am 9. April 1892. Aus dieser Ehe entstammt Karl Friedrich Schweizer geb. 31. März 1888, der sich dem Priesterberuf zuwandte, 1912 die Priesterweihe erhielt und in Bernau und St. Blasien sein Wirken entfaltete. Anscheinend hat dort die
Stiefschwester Maria Geggis aus 1. Ehe den Pfarrhaushalt in Bernau und St. Blasien geführt.

In dritter Ehe verheiratete sich Philippina Schweizer am 1. Okt. 1893 mit Max Winterhalter aus Oberried (geb. 5. Juni 1865). Philippina Schweizer ist am 16. Juni 1937 in St. Blasien gestorben. Dort war ihr Sohn aus 2. Ehe als Priester tätig.

Der Erbteil der Mutter ging an die beiden leiblichen Kinder Maria Geggis und Karl Schweizer. Nach dem Tod von Maria Geggis am 10. Mai 1942 in Freiburg kam das Hofgut in Unterbirken in die Hände von Pfarrer Karl Schweizer, der am 7. Juli 1967 in Waldshut verstarb. Er wurde beerdigt am 14. Jull 1967 in Häusern.

Am 6. Sept. 1966 hatte zuvor Pfr. Karl Schweizer das Grundstück Lgb. Nr. 42 mit Hofraite, Hausgarten und Gebäulichkeiten mit einer Fläche von 16 a 66 qm in Unterbirken an Karl Vogt verkauft.
Über verwandtschaftliche Verhältnisse von Pfarrer Karl Friedrich Schweizer oder die Beweggründe, die zum Verkauf des Hofgutes an Karl Vogt führten, bin ich nicht informiert.
  Unterbirlken 1974 (Luftbild Dia33/31i Fridolin Hensler, Kirchzarten)


Photo von 1937 im Besitz des erzbischöfl. Archivs Freiburg
Karl Schweizer - Lebensbeschreibung im Erzb. Archiv in Freiburg
(Abschrift Fridolin Hensler, Kirchzarten Febr. 2014)
Geb. 11.3.1888 in Stegerı, ord. 2.7. 1912; Vikar in Oberwinden, Karlsruhe-Daxlanden; Pfarrer in Bernau 30.7.1924; Pfarrer in St. Blasien 27.12.1935; Kurat in Häusem 24.4.1951, Gest. 11.7.1967 in Waldshut (Krankenhaus), beerd. in Hausem.

Nach den humanistischen und theologischen Studien, beide in Freiburg absolviert, begann der Jungpriester im schönen Elztal die Arbeit in der Seelsorge, „ein frommer Mann, fleißig, von wohltuender Bescheidenheit und gewinnendem Wesen“, wie es von ihm heißt. Zehn Jahre wirkte Karl Schweizer als Vikar in Karlsruhe, mehr als einmal vom Pfarrer auf seinem Posten gehalten, als er versetzt werden sollte.

Seiner ganzen Veranlagung nach war er aber doch mehr für die Landseelsorge geschaffen, wie sich klar in Bernau zeigte. Man hörte ilm gern auf der Kanzel, und wie hier war ihm auch in der Schule das Talent einer volkstüınlichen urıd doch gediegenen Rede zu eigen. Vor allem aber war es das kirchliche Vereinswesen, das Pfarrer Schweizer in Bemau auf- und ausbaute und zu beachtlicher Blüte brachte. Groß war sein Einfluß auch in den nicht kirchlichen dörflichen Vereinen.

Immer wieder wird von seinem geradezu übereifrigen Arbeitsdrang gesprochen, so daß ihm die eigene Pfarrei zu klein wurde und er zusätzlich zahlreiche außerpfarrliche Dienste übemahm, sei es als Dekanatspräses der Jungrnännervereine, sei es als ständiger Beichtvater im nahen St. Blasien oder als Leiter von Einkehrtagen für Schulentlassene und Jugendliche.
Noch mehr Verantwortung und Arbeit bürdete sich Pfarrer Schweizer im Kurort St. Blasien auf. Er übemahm hier zur Pfarrseelsorge die Seelsorge im Militärlazarett, die religiöse Betreuung der Ordensschwestern in den verschiedenen Sanatorien, die Vorträge in den monatlichen Kongregationen der Kapitelsgeistlichen und ließ sich auch rnit der Dekanatsleitung der Männer- und Frauenseelsorge beauftragen. Kein Wunder, daß unter solcher Arbeitslast die Gesundheit, namentlich des Nervensystems, allmählich merklich abnahm und ein Zusammenbruch nur durch den Wechsel auf einen kleineren Posten verrmieden werden konnte.

Der von Erzbischof Gröber zum Geistlichen Rat emannte verdienstvolle Seelsorger erholte sich wieder, so daß er noch manches Jahr als Kurat in Häusem-Blasiwald in der bei ihm gewohnten Weise weiterwirken korınte. Auch hier allezeit zu jeglicher Aus- und Mithilfe bereit, die „personifizierte Güte“, wie er mehrmals in amtlichen Berichten genannt wird, gab bis ins hohe Alter sein Bestes, ein wahrhaft guter und getreuer Knecht seines Herrn. E.K.