zum Inhaltsverzeichnis


Turmhaus in Zarten
aus:
Heiko Wagner
Burgenführer Oberrhein
66 Burgen von Basel bis Karlsruhe
Herausgegeben von Joachim Zeune
THEISS Verlag 2003

Der Ort Zarten (Dreisamtal) birgt ein echtes Kleinod: ein noch heute bewohntes Turmhaus des 13. oder 14. Jhs. (Haus Bundesstraße 16).

Das Haus wird gelegentlich fälschlich für den Dinghof des Klosters St.Märgen gehalten, den man aber näher an der Kirche zu suchen hat. In einer Urkunde von 1420, die den ehemaligen Freiburger Schultheißen Paulus von Riehein als Lehensträger des Klosters St.Märgen nennt, werden ein Turm, Hof und Gesesse mit Baumgarten sowie acht Jauchert Matten (Wiesen) erwähnt. Der Turm war spätestens 1502 im Besitz der Stadt Freiburg.

Das gut erhaltene, mindestens viergeschossige Turmhaus mit steilem Dachgiebel verkörpert zweifelsfrei das Hauptelement des repräsentativen Landsitzes eines Adeligen oder Stadtpatriziers. In seiner Architektur greift es daher bewusst Elemente auf, die auch an Burgen zu finden sind. Hinzuweisen ist auf die an drei Ecken noch sichtbaren Buckelquader, auf die - teilweise allerdings veränderten - spätgotischen Fenster und auf den ebenerdigen, leicht überformten gotischen Eingang an der Nordseite. Ob die Buckelquader der Hausecken im oberen Teil nur sekundär zu Glattquadern abgearbeitet sind oder eine jüngere Aufstockung vorliegt, ist ohne genauere Untersuchung nicht zu entscheiden.

Eine Zeichnung von F. Lederle von 1884 zeigt an der Nordseite im 1. OG zwei Drillingsfenster mit erhöhtem Mittelteil, die gut dem fortgeschrittenen 14. Jh. zugewiesen werden könnten, in dieser Gestalt aber nicht mehr existieren. Für die Authentizität der Darstellung spricht, dass sich heute exakt in ihrer Position zwei größengleiche Fensteröffnungen befinden. Auch der von Lederle dargestellte Brunnen ist mittlerweile verschwunden, würde aber gut zu einem adeligen Anwesen passen.

Von Lederle wiedergebene Mauerreste im Umgriff des Turmes könnten von einer ehemaligen Hofummauerung stammen, insofern sie nicht eine romantische Zutat des Künstlers darstellen. Das Haus befindet sich in Privatbesitz und ist lediglich vom öffentlichen Gehweg einzusehen.
 
Ansicht der Frontseite des Turmhauses von Nordwesten kurz vor 1884. Zeichnung F. Lederle. Otto von Eisengrein, 1884, 5. 38.
Die modernisierte Frontseite des Turmhauses von Nordwesten. Foto: H. Wagner, 2002.