Die Namensgleichheit des Dorfnamens Zarten mit dem ursprünglich
keltischen Tarodunum ist seit Okens Entdeckung (1815), geb. in
Bohlsbach, Naturphilosoph) von der Sprachwissenschaft anerkannt. Die
Örtlichkeit selbst, die bereits im 2. Jahrh. nach Chr. von dem
griechischen Geographen Ptolomäus erwähnt wird, wurde lange vergebens
gesucht, bis 1901 durch die Ausgrabungen von Fabricius und Leonhard aus
Mitteln der Stadt Freiburg an der Ostseite der Hochfläche hinter
Kirchzarten, südlich vom Schlüsselwirtshaus am sog. ,,Heidengraben“
keltische Besiedelung festgestellt wurde. (Vgl. Wagner, Fundstätten und
Funde in Baden, I, 1908, S. 221 f.). Die von Schreiber in der
»Geschichte der Stadt Freiburg« (1857) genannten römischen Reste sind
verschollen, es handelte sich damals um bloße Gerüchte. Die römische
Überlieferung wurde daher von Historikern und Geographen stark
angezweifelt, man suchte das römische Tarodunum anderwärts, Karl Christ
in Heidelberg vermutete die Stätte in Offenburg (»Die angebliche
Römerstadt Tarodunum«, Mein Heimatland 1925), während ich selbst an der
Tradition aus dem Altertum festhielt (,,Die Römerstraße Breisach –
Zarten - Rottweil« ebenda 1927), und zwar mit Recht, wie die Entdeckung
vom 28. Oktober 1928 bewiesen hat.
Auf der genannten steilen Hochfläche zwischen Rotbach und
Wagensteigbach, den Hauptquellflüssen der Dreisam, 2 Kilometer westlich
von der keltischen Fundstelle, wo noch Spuren des keltischen Ringwalls
zu sehen sind, ergaben sich nach langjährigen Forschungen die ersten
sicheren römischen Spuren, auf einem abgeernteten Acker des
Gutsbesitzers Riesterer zu Brandenburg, Gefäßscherben und Ziegelstücke,
darunter ein Leistenziegel. Kleine Versuchsgrabungen, vorgenommen mit
Hilfe meiner Schüler, erbrachten noch weitere Beweise: römische Nägel,
das Randstück einer Reibschale, Stücke von großen Krügen usw. Die
Spuren erstrecken sich von West nach Ost nahezu 300 Meter in die Länge
und 100 Meter in die Breite. Hinter einer Humusschicht von nur 20 bis
30 Zentimetern befand sich ein Pflaster aus teilweise behauenen
Geröllsteinen (Granit und Gneis), darüber ein Belag aus Leistenziegeln,
alles vom Pflug zerwühlt und zerstört, aber stellenweise noch deutlich
zu erkennen. Ein großer, achteckiger Block (Findling) gehörte
anscheinend zur Umfassungsmauer, sonst ist das Mauerwerk schon längst
beseitigt und anderwärts verwendet worden. Stücke von Heizröhren lassen
auf das Vorhandensein einer Boden- und Wandheizung (Hypokausten)
schließen.
Da das Gelände wenig fruchtbar ist (diluviales Schwemmland), so werden
die Bewohner der Niederlassung hauptsächlich Viehzucht getrieben haben,
wozu sich besonders die heutigen ,,Aumatten« eigneten. Im übrigen
beherbergten sie die Reisenden, die die Straße von Breisach durchs
Dreisam- und Wagensteigtal über den Schwarzwald nach der von den Römern
schon früh besiedelten Baar benutzten. An dieser uralten Wegverbindung
kamen auch an anderen Stellen Silberreste aus der Römerzeit ans
Tageslicht, so bei Gottenheim und Lehen (von K. Gutmann in Breisach und
Professor Schreiber entdeckt), römische Münzen bei St.Märgen,
Reiselfingen und Löffingen, ferner zahlreich in den Kastellen Breisach,
Hüfingen und Rottweil, den Endpunkten der Straße. Auch die Gegend von
Villingen birgt römische Altertümer.
Die Errichtung der Reisestation Tarodunum dürfte in der Zeit der
Besitznahme des Zehntlandes durch die Römer fallen, als die römischen
Truppen von Windisch in der Nordschweiz, wohl auch von Breisach aus
vorrückten, also etwa in das Jahr 70 n. Chr. Aus dieser Zeit stammt
auch das bei Riegel nachgewiesene römische Kastell. Nach dem Jahre 260
eroberten bekanntlich die Alemannen das Land.
Mit der Wiederentdeckung des römischen Tarodunum hat auch das
sagenhafte »Heidenschloß«, das in der Gegend genannt wird, seine
Bestätigung erfahren.