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Franz Xaver Kraus [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden
(Band 6,1):
Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land)
Tübingen u.a., 1904

STEGEN

(Under Yben und Stegen 1525)

Erwähnt: Under Yben und Stegen hat xxviii hüser von gmeynen lütten nach 1525
(Z- 37, 94)-

Ehemaliger Sant Blasianer Besitz; derselbe kam später an die Snewelin von Weiler, dann an die Grafen von Kageneck; gehörte bis 1805, wo es badisch wurde, zur Landgrafschaft Breisgau.

Zu der Gemeinde zählte der Zinken Weiler (Wifare 12. Jh., Rot. Sanpetr.; Wiler 13I4f-) wo im 12.Jh. ein Ortsadel existirte {erw. 1111, 1112, 1122 de Willer de domo ducis [de Zaringen]; eine andere Familie die Rischach zu Weyler 1521, 1528). Eine Burg der Ritter Herrmann und Walther Meiger von Wiler aus dem Geschlechte Geben zu Freiburg stand auf der Stelle des jetzigen Kageneck'sehen Schlosses, am Ausgange
des Unteribenthales (Poinsignon Schau ins Land XIII 11). (K.)

Das jetzige Schloss der Grafen von Kageneck stammt in seinem Kern aus dem 15. bis 16. Jh. Ueber sein damaliges Aussehen giebt ein Altargemälde in der Schlosskapelle Auskunft (s. dort). Im Keller hat sich noch als deutlicher Rest des alten Baues eine spitzbogige Thüröffnung mit Sandsteingewände erhalten. Im 18. Jh. wurde der Bau gänzlich überarbeitet und um die Hälfte vergrössert; es entstand so das schlichte, rechteckige, dreigeschossige Gebäude von heute, mit dem Wappen der Kageneck und Sickingen in Rocaille-Einfassung über dem Eingang.

Das Innere birgt eine kleine Sammlung von Kunstgegenständen, aus der zunächst einige Gemälde hervorzuheben sind : Eccehomo-Brustbild mit Henkersknechten dahinter, von einem geringen deutschen Meister aus der Mitte des 16. Jhs. Das Bild, auf Holz gemalt, stammt aus altem Privatbesitz in Nürnberg. -  Eine Heimsuchung, auf Holz{?) gemalt, etwa vom Ende des 16. Jhs., ebendaher. - Lebensgrosses Porträt des Franz Heinrich Wendelin von Kageneck, Bischofs von Eichstädt (1704 bis 1781), übliches Repräsentationsbild. - Lebensgrosses Porträt einer französischen Dame mit ihrem Knaben im Arm, angeblich Marie Antoinette mit dem Dauphin vorstellend. - Ein paar unbedeutende Landschaften des 18. Jhs.— Brustbild eines Mannes mit dem gefälschten Monogramm Dürer's.

Von den Möbeln sind zu nennen: Geschnitzter Schrank des 16./17. Jhs. mit Innenhandeln, die in vorzüglicher Aetzung den Crucifixus, sowie Hirsche in Rankenwerk zeigen (vergl. Fig. 140). Sie gehören wohl noch der ersten Hälfte des 16. Jhs. an und stammen aus dem oben erwähnten Nürnberger Besitz. Des Weiteren noch vier theils geschnitzte, theils eingelegte Schränke aus dem 17. und 18. Jh., und aus letzterem noch eine gute, eingelegte Kommod.

In dem kleineren Wohngebäude, das über der Strasse liegt, befinden sich eine Anzahl weiterer Stücke, vor Allem:

Silbervergoldeter Kelch mit spätgothischem Nodus, worauf eingravirtes Ornament, Fischblasen u. s. w. Am Fuss eingelassen in späterer Zeit zwei Niellomedaillons, eines mit
einem Crucifixus und einem Mönch, der ein Spruchband hält, worauf in Minuskeln steht:

gote fridi meiger mes 1383 iar

(Meigermes war angeblich Pfarrrektor in Freiburg) und ein weiteres Medaillon mit dem Wappen der Reischach und Königseck aus der Zeit um 1600, während daneben eingravirt steht 1383.

Ferner einige Gemälde: zwei Flügel eines Altargemäldes (Holz), David mit dem Haupt des Goliath und eine Musikscene von einem deutschen, italienisirenden Meister vom Ende des 16. Jhs. - Halbfigur einer Madonna mit Kind (Leinwand) in der Art des Sassoferrato (alter Besitz). - Geringes Madonnenbild des iS. Jhs. mit dem sogen. Jesuitenschlösschen bei Freiburg im Hintergrund.

 
Thürbänder eines Schrankes in dem v. Kageneck'sehen Schloss Weiler.


An Möbeln: ein theilweise erneuter, geschnitzter Schrank vom Anfang des 18. Jhs.; eine gute, eingelegte Renaissance-Kredenz um 1600; derbgeschnitzter Rococo-Kirchenstuhl; Uhr mit hübschem, getriebenen Gehäuse in eingelegtem Standkasten; Ansbacher Steinkrüge aus dem 17. Jh. u. a. m.

Die neben dem Hauptgebäude stehende Kapelle S. Sebastiani hat einen flachgedeckten Betraum und einen gerade geschlossenen Chor, den ein Kreuzgewölbe mit dem Kageneck'schen Wappen im Schlussstein überspannt. Das Ganze ist stark überarbeitet, alte Reste sind mit neuen Stücken vermengt. Dem 16. Jh. gehört in seinem Kerne das kleine Langhaus an; der Chor scheint älter, während sein Gewölbe neuesten Datums ist.

Der Hochaltar zeigt im Mittelschrein einen geschnitzten Crucifixus, eine vorzügliche Arbeit aus der Zeit um. 1500, auf den Flügeln gemalt die Heiligen Georg und Urban, Christoforus und Antonius; alles in schöner geschnitzter Umrahmung mit trefflichem, gothischem Ranken- und Aehrenomament. In der Predella ein Relief des Gebets am Oelberg, geringere Arbeit. Der obere Aufsatz ist moderne Ergänzung. Der Altar ist abgebildet bei Münzenberger Mittelalter!. Altäre (vergl. unsere Abbildung unten).

 
Hochaltar der Schlosskapelle in Weiler bei Siegen.

Der rechte Seitenaltar zeigt im Mittelschrein die Holzstatue der Madonna mit dem Kind (die Engel mit der Krone darüber neu) und auf den Seitenflügeln die aufgeklebten Reliefgestalten der h. Joberga und Afra vom Anfang des 16. Jhs. Aufsatz und Predella sind neuere Arbeiten.
Im Mittelschrein des linken Seitenaltares befinden sich die (hinten etwas flach gearbeiteten) Holzstatuen der h. Sebastian und Wolfgang, Gestalten von hervorragender Charakteristik; auf den Seitenflügeln geringe Gemälde aus der Zeit um 1500 und zwar je zwei Heilige übereinander: Barbara und Magdalena, Katharina und Lucia. Im erneuten Aufsatz das ganz vorzügliche, alte Holzfigürchen des h. Martin.
Die drei Altäre sind in München gekauft worden, wie angedeutet vielfach ergänzt, selbstverständlich im Wesentlichen neu gefasst. Sie dürften der Augsburger Kunst zuzuweisen sein.

 
Rechter Seitenaltar der Schlosskapelle in Weiler bei Stegen.

An der Nordwand hängt ein Flügelbild eines alten Altars {vielleicht von Kirchzarten ?) mit der stark übermalten Figur des h. Sebastian, etwa aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs., in dem etwas unbeholfenen Hintergrund, mit Namen bezeichnet, Burg WISNECK, Schloss WEYLER (über dem Portal das österreichische Wappen) und KIRCHZARTEN.
An der Außenwand der Kapelle verschiedene Grabsteine der Moser u. s. w., meistens nur noch in Bruchstücken, der besterhaltene trägt das Moser'sche Wappen und die Inschrift in Capitale:
1654 DEN ERSTEN MARTII STARB DIE WOHLEDEL GEBOHRNE FRAU MARIA CLARA ANNA MOSERIN ZU WEYLER .........

An den Straßen nach Kirchzarten und Freiburg Geländesteine mit den Wappen
der Moser, Reischach, Snewlin, Landeck und Kageneck. (Wth.)