Schuh-Mathise, früher:
„Schwärs“ Häusle (nach dem Name des Schuhmachers Mathias Birkle) |
Foto um 1909, Kinder der Familie Ketterer, v. lks.: Stefanie, Sofie, Rosina und Albert |
Zwischen Wittental und Attental war bis zum Anfang des 19. Jahrhundert keine Straße oder Verbindung. Erst als ein gemeinsames, neues Schulhaus 1835 gebaut wurde, ist der bis dorthin genannte Viehweg zum Schulweg und Fahrstraße ausgebaut worden.
Von der Straße in Ebnet ausgehend in Richtung Wohngebiet Steinhalde, nach Attental, führt ein alter Weg am Südhang des „Guggenbühls“ vorbei. Danach führt der Weg über den Attentalbach ( in früherer Zeit für Fußgänger über ein hölzernes, gedecktes Brückchen ). Von diesem alten Fahr.- und Wanderweg und dem weiteren Verlauf der Straße zeigt sich das Taglöhnergütchen „Schuhmathis“. Vom weiterführenden und nicht mehr vorhandenen Fußgängerpfad über die Wiese, sieht man auf dem Foto das nicht mehr existierende Wanderschildchen vom „Bodensee-Querweg“. Ebenfalls liegt dort sichtbar ein Brett zur Überwindung des kleinen Wassergrabens für Fußgänger. Für Gäste und Besucher ist dieses Haus stets ein markanter Orientierungspunkt mit Blick auf die heimatliche Bergwelt. Ignaz Speckle (Abt des Klosters St. Peter/Schw.) schreibt in seinem Tagebuch (1803-1819) dass von der württembergischen Kommission der Befehl kam, noch drei Hoheitspfähle mit dem württembergischen Wappen aufzustellen. „Einen am Eingang des Mattentales (früher manchmal so genannt), einen auf dem Flaunser und einen beim Einfluss des Schwarzen Reichenbaches in die Glotter“ . Diese Grenzmarkierung mit Hoheitstafel sollte am Eingang des Attentales, bei „Schwärs Häusle“, gesetzt werden. Es kam nicht dazu, die Württemberger mussten wieder abziehen. Anlässlich einer „Bahnsbeschreibung“ (Ortsgemarkung) vom 20.06.1726 (GLA 66/9837) wird vermerkt, dass die Grenze Attental bei „ Schwärs Häusle“ beginnt. Am Eingang des früheren „Freiburgischen Attentals“ (1499-1813) steht am Hangfuß des Fohrenbühls und dem „Klorer Berg“ (Kloster Sankt Clara Freiburg) das Häusle. In den früheren Gemarkunsplänen erstreckte sich der Fohrenbühl (manchmal auch Forlenbühl genannt) vom Taglöhnerhäuschen, entlang der Attental Straße, in nördliche Richtung, bis zum Flurnamen „Brenner“ (alter Flurname: Vogelsang). Das Wohnhaus hat ein Balkenkeller, Scheune und Stall, Schweinestall, Schopfanbau. Der Brunnenschopf wurde ca. um 1928 angebaut neben dem Hauseingang. Die zugehörige Brunnenstube liegt auf dem eigenen Grundstück entlang der Attental Straße. 1928 war das Wohnhaus mit 1/3 Ziegel 2/3 Schindeln gedeckt, der Schweinestall mit Stroh. Der Schopfanbau hat ein Kellerraum und ist aus 2/3 Stein und 1/3 Holz. Im Haus waren 2 Spinnräder, 30 Ellen Zwilch, 50 Ellen Reisten Tuch (grob gewobene und gebleichte Tücher) und 1 Ellenstecken. Zum Taglöhnergut gehörten 1 Jauchert Acker (Breitehofgewann), 1 Jauchert Acker an Christian Frey (heute Fam. Steinhart, Breitehof), 80 Ruthen Acker am Eschbach und Weg, 3 Ruthen Matten, 3 Viertel 13 Ruthen Matten am Baldenwegerhof, 3 Viertel Berg oder Reutfeld an Christian Frey und sich selbst. Ein Jauchert Adlerhauser Acker, 1 Jauchert 2 Viertel Wald an Lorenz Laule (heute Heizmann, Andresenhof). Die Gesamtfläche beträgt ca. 2 ha 91Ar,31qm, davon ein Wald von 78Ar und 77qm. Nach Aufgabe der Freiburgischen Grundherrschaft und Herauslösung aus dem Gemeindeverband Zarten, wurde 1813 Attental mit Wittental zu einer einzigen Gemeinde vereinigt. Die Schüler von Attental hatten ca. von 1818- 1834 in diesem Taglöhnergütchen Schule.
Besitzergeschichte
Auf einer Pergament geschriebenen Kaufurkunde vom Jahr 1720 (Original in Privatbesitz) erwarb Andreß Schwehr
(Schwähr), von Beruf Schuhmacher, verheiratet mit Catharina Vöglin (Vogtin ?) von Zarten, für den Preis von 500 R. von dem Michell Rauffer aus Zarten , das Häuschen. Weiter wird in diesem Brief erwähnt, dass Rauffer das Häuschen von den „Schnezt`schen“ Erben abgekauft hat. In einem Attest vom 24. Oktober 1731 (Original in Privatbesitz) hat ihm der damalige Tal.-und Obervogt von Kirchzarten, Hug von Hugenstein, bestätigt , dass er „ von ehelichen Eltern gebohren, beij seinem vilgeliebten Vater seel. Christian Schwähr als zünfftigen Meister ds (=das) Schuhmacher Handwerck erlernet, und nach Handt Wercks Brauch ledig gesprochen“. Er war jederzeit ehrbar , fromm und bescheiden. Auch seinem verstorbenen Großvater Jacob Schwähr, der das gleiche Handwerk ausgeübt hatte, wurde das „teilhaben“ in Kirchzarten nie untersagt. Der Talvogt bestätigt ihm, dass alle unter einer Herrschaft stehen und die Kirchzartener Schuhmacher nicht befugt seien ein neues Recht einzuführen. Hintergrund dieses Attest war, dass zwei Kirchzartener Schuhmacher, Georg Ruff und Christian Freij, ihm das verkaufen an Kirchweih in Kirchzarten verboten haben. Nach einer weiteren Kaufurkunde vom 16. November 1768 (Original , Pergament, in Privatbesitz) kaufte Johannes Schwehr für 970R. (=Rauher Währung) von der verstorbenen Mutter , Schwehr geb. Vöglin, Catharina, das Häuschen. Als Gewalthaber (Bevollmächtigter eines Rechtsgeschäfts) war für die Erben und den Verkauf Christian Hug von Attental eingesetzt. Eine seiner Töchter, Ursula, heiratet 1802 den Joseph Birkle, geb. 1770. Sein Sohn Mathias, von Beruf Schuhmacher, geb. 1809, heiratet am 27.06. 1836 Magdalena geb. Thoma, Tochter des Joseph Thoma und seiner Ehefrau Maria geb. Zipfel. Von seinem Vater übernimmt er das Taglöhnergut für 2625 fl. In unabgeteiler Erbschaft übernehmen die Kinder Regina und Anton 1896 das väterliche Haus. Sie verkauften das elterliche Anwesen 1902 an Ignaz Ketterer, Sohn des Bartholomäus Ketterer aus Stegen, Ziegler in Rechtenbach. Er heiratete am 19.06.1902 Rosa geb. Hermann, geb. am 02.08. 1880 in Waltershofen (heute Freiburg-Waltershofen). Ihr Vater, Adolf Hermann, ist Mühlenbesitzer in Waltershofen und stammt aus dem Attental. Aus der Ehe gingen 3 Buben und 7 Mädchen hervor. Sohn Wilhelm, geb. am 18.04.1923, war im 2. Weltkrieg an der Westgrenze und in anderen Einsatzorten als Soldat eingesetzt. Im Kampfraum „Stalingrad „ 1943 als vermisst gemeldet. Am 31.12.1945 wurde er für tot erklärt. Seine älteste Tochter Anna, Regina heiratet am 18.03.1935, den am 04.05.1904 in Oberried geborenen Josef Dilger, verheiratet mit Anna, Regina geb. Ketterer, Tochter des Vorbesitzers. Als Nebenerwerbslandwirt führt er den Schwiegerelterlichen Betrieb. Auch die Bienenzucht spielte für ihn eine Rolle. Josef war in verschiedenen Betrieben in Freiburg i. Br. angestellt und während des Krieges in Kappel als Maschinenwärter im Bergbau beschäfigt. Aus der Ehe gingen 2 Mädchen und 4 Buben hervor. Er war Gemeinderechner und spielte gerne Zego , passives Mitglied im Musikverein Wittental und aktiver Sänger beim MGV „Liederkranz“ Zarten (heute Kirchzarten-Zarten). Otto Dilger ist 1993 verstorben und seine Ehefrau 1996. Heute ist das Anwesen im Besitz eines Enkels der das alte Taglöhnerhäuschen 2002 abgerissen hat und im Sommer 2003 an gleicher Stelle neu aufbauen lies. Schon äußerlich macht das Zweifamilienhaus, mit seinem halbgewalmtem Dach und schmucken Holzbau-Stil, einen freundlichen Eindruck.
Von Schuh-Mathise, in nördliche Richtung, kam man früher nach etwa ca. 400m zum
„Brennerhäusle“.
Brenner-Häusle(vor Ende des 19. Jahrhunderts abgegangen)
In einem Zinsrodel von 1502 hatte das Kloster St. Märgen im Attental Anteile an Wirtschaftsgüter und Lehen. Aus diesem Rodel erfahren wir, an welche Bauern diese Güter verliehen sind. Darunter waren auch Lehensbauern des Rauferhofes. Sie haben u. a. ein Lehen mit Acker, Matten, Holz und Feld genannt „Vogelsang“ ( GLA 66/1250). Auf dem Grundstück mit dem Flurnamen „Vogelsang“ stand das sogenannte
„Brennerhäusle“ Das Brennerhäusle war ein Blockhaus mit Blockscheuer unter einem Dach, mit Schweinestall und Futtergang. Dazu gehörten 1 Jauchert Acker auf dem Adelhauser, 1 Jauchert Moosmatte, 1 Krautgarten, 2 Jauchert Acker auf dem Harsch (Gemarkung Ebnet). Es stand also auf dem heute noch genannten Flurnamen „Brenner“. Der Name ist abgeleitet aus dem früheren Flurnamen „Vogelsang“. Diese Flur war ein durch Feuer gerodeter Platz. Der Name deutet auf sang, gesang=Brand hin. „In diesen eben gebrannten üppig aufwachsenden Buschhölzern ist ja der Aufenthalt der Vögel ganz natürlich ( Dr. M.R. Buck Oberdeutsches Flurnamensbuch)“. Um 1743 ist das Taglöhnergütchen gebaut worden und hatte 1843 ein Versicherungswert von 700fl. Bis zum Verkauf im Jahr 1864 war es im Besitz der Familie Raufer die ursprünglich vom Rauferhof stammten. Ein weiterer Hinweis auf die Existens dieses Häuschens wurde in einem Visitationsprotokoll vom Landamt Freiburg von 1844 festgehalten. Wegen der Zustände über die Gemeindewege in Witten.-und Attental wird gerügt: „Christian Raufer hat bei seinem Haus Holz und Wellen in den Weg hinein sizen, u. solche zurück zu ziehen“ (GAST/W1/11). Welches weitere Schicksal dieses Taglöhnergütchen hatte ist nicht bekannt. Wir können davon ausgehen, dass es vor Ende des Jahres 1900 nicht mehr existiert hat.
Besitzergeschichte
Inhaber der Grundstücke ab 1502 waren: Anstatt Karrer, Martin Karrer, Christian Raufer, Martin Raufer, alle Lehensinhaber des Rauferhofes. Vermutlich hat es einer der Söhne vom Rauferhof gebaut. Ein weiterer Erbe war Christian Raufer, geb. 1748, verstorben am 29.09.1831. Er war verheiratet mit Anna geb. Meder. Ein Sohn, gleichen Namens, geb.14.04.1797, Taglöhner und Kübler, hat die Liegenschaft für 1920fl. von seinem Vater übernommen. Er verheiratete sich 1828 mit Anna geb. Molz, Tochter des Michael Molz und Ehefrau geb. Zipfel, verstorben am 30.01. 1852. Der Witwer heiratete am 15.06.1852 zum 2. mal Anna geb. Haury, Tochter des Michael Haury , Taglöhner aus Eschbach. Ihr Mann verstarb am 4.11.1863. Danach verkaufte sie am 18.02.1865 das
„Brennerhäusle“ mit Quelle, die im Keller des Häuschen entspringt, an Johann Frey`s Witwe, Johanna, Maria geb. Steinhart (Breitehof). Die neue Eigentümerin lies dort eine Brunnenstube bauen und führte das Wasser mittels hölzerner Deicheln auf den Breitehof. (Staatsarchiv Freiburg 18/11). Heute gehört die Quelle mit Grundstück der Familie Steinhart, Breitehof in
Kirchzarten-Zarten.
Stegen, den 23.04.
2009
Oskar Steinhart