Mühle-Schrieners im Wittental |
Foto 1956, Josef Hug mit Ehefrau Berta geb. Pfändler |
Das Taglöhnerhaus liegt am Ende der Flurstücke Krozinger.-und Mühleacker und wird durch einen alten Fahrweg, unterhalb vom Krozingerwald, früher Viehgasse genannt, verbunden. An der Abzweigung zum Anwesen, der früheren Gemarkungsgrenze zwischen Wittental und Stegen, steht noch ein alter Grenzstein mit dem Landeckisch.- und Reichachschen Wappen mit der Jahreszahl 1585.
Aus der Bezeichnung „Mühle“
und „Schrieners“ erfahren wir, dass es einmal eine Zeit
gegeben hat, wo vormals auf dem Anwesen eine Mühle stand und später dort eine
kleine Landwirtschaft mit Schreinerei betrieben wurde. Der Flurname „Mühlacker“ ist im Dingrodel von 1459 (GLA
66/98637) eingetragen. Über den weiteren Zeitgang erfahren wir nichts mehr.
Lediglich in einem Dispositio der Frau Anna von Sickingen, geb.von Landeck, vom
03.11.1603, ist die Mühle noch erwähnt (GLA 72,61). Spätere Nachrichten
fehlen. Die Mühle gehörte ursprünglich zum „Schloß“ Falkenbühl und
wurde durch die Zeitläufe zum Baldenweger Hof gezogen. Im Ortsplan
vom 26. Oktober 1780 (GLA H1 Wittental) ist dort kein Gebäude mehr
eingezeichnet. Auch bei einer Veranschlagung der zu versicherten Gebäude am
24.01.1768, der „Hochfrhl. von Sickingischen“ Gebäude, wird sie nicht mehr
erwähnt (GLA 229/22013). Das Mühlengebäude oder deren Reste sind in den späteren
Übergangszeiten vermutlich noch als Hanfreibe, „ das Brunnenwasser so bei der
Hanf Rötzi entspringt“ (GLA 66/9837), genutzt worden. Im östlichen Teil des
Anwesens, in der Nähe des ehemaligen Baldenwegerplatzes, entspringt heute noch
eine Quelle. Es kann angenommen werden, dass dieses Wasser in einem Weiher
gespeichert wurde und bei Bedarf über ein hoch angelegten Kähner auf die
Schapfen des Mühlrads geleitet wurde.
Die genannte „Rötze“ hat vielleicht schon im Anfang des17. Jahrhundert
nicht mehr bestanden. Welches Ereignis oder Entwicklung dazu geführt hat bleibt
im dunkeln.
Zur Baugeschichte:
Grund und Boden
gehörte zum Erblehen des Bankenhofs in Wittental. Das Anwesen wurde 1805
als Blockhaus mit Blockscheuer unter einem Dach, mit Schweinestall, gebaut. Im
Gebälk über dem Türrahmen steht noch
die Jahreszahl 1805 eingebrannt und liegt heute unter einer Holzverschalung. Am
12.12.1896 konnte an das Taglöhnergut eine Schreinerwerkstatt und ein
Schopfanbau, nach Genehmigung, angebaut werden. Um 1911 kam ein Bienenhaus, das
vom Hermann Bank gebaut wurde, dazu. In einer Statistik (Freiburger Zeitung
vom.09.02.1935) waren in der
Gemeinde Wittental 9 Imker mit 61 Bienenvölkern verzeichnet. Zum landw. Anwesen
gehörten laut Inventarverzeichnis von 1839, 1 Bienenstock, 62 Ruthen Acker am
Krozingerberg, 1 Jauchert und 4 Ruthen Acker das Krozinger Berglein, 2 viertel
und 40 Ruthen Acker der Krozinger, 1 Jauchert und 6 Ruthen Matten
auf dem Holzacker. Johann, Georg, Fischer und Lorenz Ruh, Eigentümer des
Baldenwegerhof, verkauften dem
ersten Besitzer 1814 für 433
Gulden, 2 Jauchert Wald in
Wittental (Frauenwald). An Tieren waren 2 Kühe, 3 Schweine, 3 Schaafe, 1 Hase
und 12 Hühner auf dem Hof.
Angebaut wurden, Roggen, Kartoffel, Hafer und Hanf. Zum weiteren Inventar gehörten
3 Spinnräder, 1 Haspel, und 2 Hanfbrechen.
Zur Besitzergeschichte:
Der erste Besitzer, der das Taglöhnergut aufgebaut hat, nennt Josef Mäder (auch Meder), geb. am 06.05.1774 in Stegen, der sich am 27.12. 1803 mit Magdalena geb.Bank, geb. am 22.10.1780, verstorben am 15.02.1834, vom Bankenhof in Wittental, verheiratete. Sie hatten 6 Buben und 2 Mädchen. Der Sohn Josef, geb. 1804, ging auf die Wanderschaft und war als „Mühlarzt“ (Mahlmühlen) und Spielmann (Musiker) unterwegs ( Archiv Gemeinde der Gemeinde Stegen GAST/W1/236). Ein weiterer Sohn Johannes, geb. 01.04. 1806, ging ebenfalls als Schustergesell auf Wanderschaft und verheiratete sich in Niederschwier bei Colmar/Frankreich. Sein Bruder Georg, Josef, geb. 20.03.1811, war großherzoglicher Soldat in Karlsruhe. Der zweitjüngste Sohn Ignatius geb. am 16.06.1820, verheiratete sich am 16.03.1848 mit Theresia geb. Fehr vom Recklehof in Wittental, geb. am 21.09.1826. Sie hatten 4 Mädchen und 4 Buben.Von diesen 8 Kindern übernahm sein Sohn Maximilian, geb. am 05.01.1852, das Taglöhnergut. Er verheiratete sich am 15.05.1895 mit der Dienstmagd Susanna geb. Hug, geb. am 24.08.1862, Tochter des Zimmermeisters Engelbert Hug und Franziska geb.Maier aus Kirchzarten-Dietenbach. Seine Tochter Stefanie Mäder übernimmt das väterliche Anwesen mit Bauernwirtschaft für dreitausend Goldmark.
Stefanie verheiratet sich am 08.04.1927 mit Felix Hug, geb. am 31.05.1891, Sohn des Gemeindewegwart von Stegen-Eschbach, Lorenz Hug und Karolina geb. Steiert geb. am 08.05.1889 in Burg. Felix war Gemeinderat, Leichenschauer, Waldhüter und Steinsetzer (Grenzsteine) der Gemeinde Wittental. Teilnehmer am 2. Weltkrieg, Kriegsgefangenschaft in Le Havre/Frankreich (im Nordwesten Frankreichs). Nach einem Arbeitsreichen Leben verstarb er 1962. Die Eheleute hatten 3 Söhne Lorenz, Josef und Ernst, 2 Töchter Wilhelmine (Mina) und Johanna. Sein jüngster Sohn Josef , Zimmermann von Beruf, hat 1960 den elterlichen Betrieb als Nebenerwerb übernommen. Beim Musikverein und der Feuerwehr in Wittental war er aktives Mitglied. Dieser heiratete 1956 Berta Pfändler vom Pfändlerhofbauern in Zarten. Drei Söhne und 1 Mädchen sind aus der Ehe hervorgegangen.
Von der noch lebenden Mutter übernahm Martin, Zimmermann und Hausmeister, 1975 das väterliche Anwesen. Martin heiratete 1988 Maria Helene geb. Zolg. Sie haben 3 Söhne.
Neben dem landwirtschaftlichen
Anwesen baute er 1997, nach den heutigen Bedürfnissen, ein Wohnhaus.Wie sein
Vater ist er aktives Mitglied und spielt im Musikverein Wittental das
Waldhorn.
Stegen, 17. 02. 2009
Oskar Steinhart