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Die wilde Schneeburg
Hoch
über dem Tal der Brugga liegen am westlichen Abhange des 1261
Meter hohen Hochfahrns die Trümmer der wilden Schneeburg. Die
Schnewlin, ein Freiburger Rittergeschlecht, haben hier in dieser
wilden Gegend für ihre Vögte und Lehensleute diese Trutzburg
errichten lassen. Sie hat also nichts mit Schnee zu tun, sondern
sie hat den Namen von ihren Erbauern. Wild wird sie genannt,
weil sie in einer felsigen und unwegsamen Gegend steht. Auch
wird sie so genannt zum Unterschied von der anderen Schneeburg
auf dem Schönberg.
Durch die wilde Schneeburg beherrschten die Ritter Kolmann,
Verwandte der Schnewlin, das Oberrieder Tal und den Weg nach
Todtnau. Sie lebten in dauernder Fehde mit den Freiburgern,
denen sie Schaden zufügten, wo immer sie konnten. Die Kolmann
lauerten den Kaufleuten auf, überfielen sie, beschlagnahmten
die Waren und setzten die Kaufleute im Turm ihrer Zwingburg
gefangen. Auch die Mönche von St. Wilhelm sollen viel zu leiden
gehabt haben. Diese griffen daher zu einer List und ließen ihren
Pferden die Hufeisen verkehrt aufnageln. So täuschten sie die
Raubritter über ihren Weg und ihr Reiseziel.
Eines Tages gelang es den Freiburgern, Heinrich Kolmann
gefangenzusetzen und ihn im Turm hinter Schloß und Riegel zu
bringen. Der andere Bruder, Wilhelm, ergriff danach zwei
Freiburger Kaufleute und warf sie in den Turm seiner Trutzburg.
In einem Vergleich vor Gericht beschworen dann die Ritter
Kolmann mit einem feierlichen Eid, in Zukunft der Stadt Freiburg
keinen Schaden mehr zuzufügen und Urfehde zu halten. Kaum war
Heinrich freigelassen, so wurde Wilhelm eidbrüchig, begann
seine Raubtaten aufs neue und schädigte die Stadt auf alle
Weise.
Da riß den Freiburgern die Geduld. Mit ihren Verbündeten zogen
sie vor die Burg und nahmen sie nach kurzer Zeit ein. Der letzte
Schneeburger soll, so berichtet die Sage, durch den Verrat
seiner Dienerin den Tod gefunden haben. Durch ein Zeichen tat
sie kund, daß ihr Herr beim Mahle sitze. Die Freiburger schossen
nun durch das bezeichnete Fenster, trafen den Ritter zu Tode und
zerstörten die Burg.
In den folgenden Jahren zogen die Freiburger gegen andere
Raubritternester zu Felde und brachen die Burgen Scharfenstein
im Obermünstertal und Falkenstein im Höllental. Danach hatte
Freiburg Ruhe.
Aus: Heimat am Oberrhein. Eine Sammlung heimat-
und zeitgeschichtlichers Lesestücke von Hans Mecking und Josepf
Weber. Mit vielen Zeichnungen von Alois Pesot. Verlag Herder
Freiburg 1961