Der Recklehof im Wittental |
Foto um 1930 |
Erste Hinweise auf den „Recklehof“ (Name Recklehof nicht geklärt) stammen aus dem 17. Jahrhundert. Der Hof liegt an der Bergseite und am Talende im hinteren Wittental als Eindachhof, der die Landschaft prägt. Das Feldsträßlein dorthin war früher für alle, Mensch und Tier, eng,
schmal und steil. Das Wohnhaus mit Balkenkeller, Stallung und Scheune ist um 1670 erstellt worden. Die Schlangenkapelle, als lohnendes Wanderziel,, liegt ca. 100 Höhenmeter über dem Hof in nördlicher Richtung. Den Holz und Wagenschopf hatte Josef Fehr 1913 an die Scheune
angebaut. Das ehemalige Taglöhnergut war bis 1950 noch mit Stroh, Holzschindeln und Schiefer gedeckt.. Unserer heutigen Zeit entsprechend ist der Hof inzwischen umgebaut und mit Ziegeln gedeckt worden. Das Bienenhaus, das um 1934 neu errichtet wurde, ist 1967 abgebrochen worden. Im Rahmen des Flurbereinigungsverfahren wurde 1982 eine neue Hofzufahrt gebaut.
Zur Geschichte:
Am Anfang der Hofbauten steht der Name Fehr. Martin Fehr, Knecht beim Andresenhof in Wittental, und seine erste Ehefrau geb. Laule vom Andresenhof, erhielten am 04.April 1669 vom Schwiegervater Georg Laule ein Stück Matten und etwas „ wildes Feld „ zumalen der Martin Fehr ein Häuslein zu seiner Erben und Nachkommen Bewohnung und Herberge auf diesem Gut bauen möge“. ( Urkunde vom 08.03.1669 im Generallandesarchiv Karlsruhe – GLA 229/112 251). Der Vertrag wurde nach den Notzeiten des Dreißigjährigen Krieges abgeschlossen.
Der Bauplatz lag auf dem Grundstück des Andresenhofs in Wittental. Grundherren waren die Herren von Sickingen und somit war Grund und Boden „drittteilig“, d.h. bei allen Hofveränderungen, Feldgeschäften und Sterbefällen war ein Drittel des Wertes abzuführen. Der Drittelabzug für den Hof betrug 33 Rheinische Gulden (Rh.) und fünf Batzen. Die Ablösung ( Pflicht zur Abgabe von 33 Prozent vom Wert eines Hofes) der Drittel erfolgte in Wittental erst 1829/30 durch die badische Landesherrschaft. Für den großen Fruchtzehnten, der ebenso an die Grundherrschaft zu leisten war, wurde vom Taglöhnergut Fehr ein Betrag von 31,40 Gulden (fl.) und für den Heuzehnten 19,00fl. von der Domänenverwaltung in Freiburg gefordert. Anton Gabler, Bauer auf dem Hanissenhof, hat dem Martin Fehr unentgeltlich den Zugang über sein Feld zugesagt, denn ein Weg war vorher noch nicht angelegt gewesen. Martin Fehr war also mit dem Bau des Taglöhnerhäuschen um 167 der erste Ansiedler im hinteren Wittental. Das Frongeld des Hofes betrug 4 Batzen und 8 Schilling, dazu kamen 2 Klafter Holz ohne Bezahlung, eine Fron mit Mähen oder Öhmden, dazu mussten die Frauen jährlich 3 Pfund Butter beitragen.
Am 8. Juni 1675 verkaufte Georg Laule seinem Schwiegersohn Martin Fehr nochmals einen Wald und dazu am 03.August 1676 einen Acker. Der anscheinend tüchtige Martin erwarb in der Folgezeit weitere Grundstücke bzw. Waldflächen. Nachfolger von Martin Fehr und seiner zweiten Ehefrau Maria
geb. Tritschler, war sein Sohn Adam, der das Taglöhnergut am 14. April 1700 von seinem Vater gekauft hatte. Von der Kaufsumme von 370 R. forderte die Herrschaft selbstverständlich den „Drittel“ von 123 R. 5 Batzen. Da das Gütlein
„gering“ war, wurde ihm 9R. 5 Batzen nachgelassen.
Martin Fehrs Sohn Johannes mit seiner Ehefrau Maria, geb. Hiltzin waren die nächsten Besitzer, denen Georg Fehr, ein Weber, mit seiner Ehefrau Agatha, Willmann, am 28.05.1817 als Erbe folgte. Bereits 1818 übernahm deren Sohn gleichen Namens und seiner Ehefrau Gertrud, geb. Feser aus Eschbach, den väterlichen Hof. Seine zweite Ehefrau Agatha, geb. Fehrenbach, stammte aus Falkensteig. Dieser Georg Fehr kaufte
1819 Grundstücke vom damaligen Besitzer des Baldenweger Hofes, Lorenz Ruh, dazu den Weiheracker und tauschte mit Lorenz Laule vom Andresenhof (Hof des heutigen Ortsvorsteher Karl Heizmann) 1826 zwei Jauchert Berg- Ackerfeld und ein Jauchert Matten im vorderen Wittental.. 1831 kaufte er 1 Jauchert Acker von Martin Bank (Bankenhof- heute Familie Hug) den Mühlenacker (auch Krozinger genannt). Von Johann Dengler (Hanissenhof -heute Familie Gremmelspacher ) kaufte er ein Wiesenteil, den so genannten „Zweitel“. Dort stand auch das ehemalige„Recklekreuz“, das heute beim Hof 1984 wieder errichtet wurde. Der Hanissenhofbauer Josef Birkenmeier hatte vor 1844 auf dem „Zweitel“ ein Bildstöckchen errichtet. Aus Gründen eines Unglückfalls oder aus einer anderen persönlichen Betroffenheit -wir wissen es nicht. Andreas, der Sohn von Georg Fehr, verheiratete sich am 15.10.1857 mit Josepha, geb. Laule vom Andresenhof in Wittental. Seine zweite Ehefrau Brigitta, geb. Bögelspacher aus Burg heiratet er am 30.08.1860. Sein Sohn aus erster Ehe, Maximilian, ersteigerte den „Dreierhof „(Drechslerei)
in Wittental (heute Familie Saum/Fehr) 1888.
Joseph Fehr, aus erster Ehe des Andreas und der Josepha, geb. Laule, hatte am 03.09.1894 für 11.000 Mark den Recklehof von seinem Vater übernommen und verheiratete sich mit Anna Vogt, Tochter des Andreas Vogt, Bürgermeister in Falkensteig und seiner Ehefrau Magdalena, geb. Rombach. Aus dieser Ehe gingen 12 Kinde hervor, 6 Buben und 6 Mädchen. Neben der Landwirtschaft wurde von ihm, wie auch schon von seinen
Vorfahren, die Weberei als Gewerbe betrieben. Als weitere Erwerbsquelle diente das vorwiegend von den Frauen bediente Spinnrad.
Erbberechtigt war in der nächsten Generation der Sohn Josef, der sich mit Maria geb.Maier aus dem Steurental verheiratete. Sie war die Tochter des Felix Maier, gebürtig aus dem Unteribental und dessen Ehefrau Sophie, geb. Tritschler. Die Übernahme des Taglöhnergutes Recklehof erfolgte 1934. Joseph Fehr ist am 09.01.1943, 2 km südwärts von Welekije-Luki, Russland, im zweiten Weltkrieg, gefallen. Er hinterlies eine Witwe mit zwei unmündigen Kindern Alfred und Klara, die den Hof mit einem ausländischen Erntehelfer als Aushilfe bewirtschaftete. Maria Fehr heiratete ihren Schwager Bernhard Fehr, der dann das Taglöhnergut 1949 übernahm.
1970 wurde Alfred Fehr, Sohn der Maria geb. Maier, aus erster Ehe, Eigentümer. Seine Ehefrau Anna, war eine geborene Schuler aus Eschbach. An neuen Vorstellungen und Planungen hat es ihm nie gefehlt. So erhielt 2004/05 die Scheune einen neuen Dachstuhl. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs wurde im Jahr 1975 das Leibgeding-Haus mit darunter befindlichen Geräte-Garagen neu gebaut. Daneben steht das wieder errichtete Kreuz, das bis 1984 am Wittentäler Weg beim „Zweitel“ seinen Platz hatte. In der Nähe des Hofes stand ehemals ein schlichtes, hölzernes, Bildstöckchen mit einer Marienfigur, umgeben von zwei Apfelbäumen. Einzelheiten hierzu sind nicht bekannt. Vielleicht wurde dieses weiter schon erwähnte Bildstöckchen vom „Zweitel“ weggenommen und zum Hof gebracht, als beim Kauf dieses Grundstücks das Bildstöckchen Eigentum des Recklehofs wurde. Das Hofgelände mit seinem Umfeld ist heute noch als einziges in Wittental seit Generationen im Besitz der gleichen Familie Fehr und prägt dort die Landschaft. Das bäuerliche Anwesen verkörpert den gelungenen Versuch, eine über Jahrhunderte gewachsene Eigenart zu erhalten, wobei Wohnteil, Scheune, Schopf, Kuh- und Schweinestall heute noch die ursprünglichen Funktionen erkennen lassen. Die Nebenerwerbslandwirtschaft wurde in den letzten Jahren eingeschränkt betrieben, wobei heute die Aufgabe vorwiegend in der Landschaftspflege besteht.
Stegen, 10.12.2007
Oskar Steinhart, Stegen