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Die Geschichte der Gemeinde Hofsgrund (Schauinsland)
I.Band
Der Bergbau im Schauinsland von 1340 bis 1954

von Paul Priesner

Gebäude der Bergleute in Hofsgrund


Die noch stehenden Häuschen


Das »Fallerhäusle«

Das Fallerhäusle im Gegendrum ist in seinem alten Bestand nicht mehr erhalten, weil es einem Brand zum Opfer fiel und dann neu errichtet wurde. Es war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wahrscheinlich die Wohnstätte des Bergmannes Jakob Bichelmayer. Aber schon in den siebziger Jahren bewohnte es ein Nichtbergmann: der Schuster Josef Sonner. Da er eine Bergmannstochter zur Frau hatte, war die Eigenart des Hauses als Heimstätte von Bergleuten gewahrt. Jäh unterbrochen aber wurde die Überlieferung durch einen Unglücksfall. Im Jahre 1805 fing das Häuschen durch die Unachtsamkeit eines »alten Wib«, das Küchle backte, Feuer und brannte nieder.


Der Neubau wurde neuen Bedürfnissen angepaßt, unter anderen wurden die Wirtschaftsräume durch einen Kuhstall erweitert. Aus dem ehemaligen Bretterhäusle wurde ein kleines Haus im heimischen Baustil.


Den Namen verdankt das Fallerhäusle dem Säger Konstantin Faller, der es am 19. März 1882 durch Kauf erwarb.


Die Schmiede

Der »Gassenseppel« Mathias Wißler hatte elf Kinder. Sein jüngster Sohn, nach geltendem Recht der künftige Hofbesitzer, war noch nicht acht Jahre alt, als der 23 Jahre ältere Bruder Josef aus der Fremde zurückkehrte, wo er das Schmiedehandwerk erlernt hatte. Josef bat den Vater, ihm ein Stück Feld abzutreten, damit er darauf ein kleines Wohnhaus und eine Werkstatt errichten könne. Er wollte in seinem Heimatort als Hufschmied bei den Bauern und als Bergschmied im Dienste des aufblühenden Bergwerks lohnende Beschäftigung finden. Der Vater stand vor der schwerwiegenden Entscheidung, ob er dieser Bitte willfahren oder seinen Hof ungeschmälert dem jüngsten Sohn erhalten solle. Er gab dem Drängen seines Sohnes Josef nach und verkaufte diesem am 29. Mai 1739 ein Stück Feld, das sogenannte »Neustück«, um 400 Gulden. Die Oberrieder Herrschaft genehmigte die Veräußerung und erlaubte dem Käufer, auf dem erworbenen Grund und Boden »ein Häusle und Schmiten« zu errichten. Da der Vater mit der Abtretung des Grundstücks ungefähr den vierten Teil seiner Liegenschaften einbüßte, mußte der Sohn auch den vierten Teil des Bodenzinses, nämlich acht Batzen und fünf Pfennig, übernehmen. Für das Häusle und die Schmiede hatte er mit Wirkung von Michaeli 1739 außerdem folgende Lasten zu tragen: einen weiteren Bodenzins in Höhe von sechs Batzen und fünf Pfennig, eine Fasnachtshenne und ein Frontauen.


Josef Wißler verehelichte sich am 29. Juni 1740 mit Maria Spiegelhalderin. Der einzige Sohn Andreas erlernte beim Vater das Schmiedehandwerk, und im väterlichen Haus fand er mit seiner Frau Katharina und acht Kindern ein Unterkommen. Die Gutsübergabe aber verschob der Vater immer wieder, bis er am 23. April 1779 vom Tod überrascht wurde. Der Pfarrvikar von St.Ulrich rühmt ihn in einem Nachruf als gütigen und rechtschaffenen Mann, der alle Tage seines Lebens unverdrossen gearbeitet hatte und schließlich einem schwindsüchtigen Fieber erlag. Seine Ehefrau war schon am 29. Juli 1772 aus dem Leben geschieden.


Am 10. Mai 1779 fand durch das Kloster die Erbübergabe an Andreas statt. Das Anwesen, die »Schmiede«, wurde dabei zu 750 Gulden bewertet. Die Einschätzung war notwendig wegen der Berechnung der Abgaben.


Der neue Schmied arbeitete hauptsächlich für das Bergwerk. Sein Sohn Thomas stand ihm als Schmiedknecht zur Seite. Am 1. Dezember 1794 schlossen die beiden mit dem »Oberbergamt und Berggericht« in Freiburg einen Vertrag, in welchem der Bergschmied und sein Sohn sich verpflichteten, sämtliches bergmännisches »Gezäh«, wie Bohrer, Stufeisen, Fimmel, Fäustel, Stampfer, Krätzen, Keilhauen und Brechstangen instand zu halten und den Abgang zu ersetzen. Die Bezahlung richtete sich nach der Zahl der Arbeiter und nach dem Standort ihrer Arbeitsplätze. Für einen Hofsgrunder Bergmann wurde monatlich ein Gulden, für einen Schauinsländer 1 Gulden 40 Kreuzer vergütet.


Thomas Wißler übernahm die Schmiede nach seines Vaters Tod nicht. An seine Stelle rückte der jüngere Bruder Mathias. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verließen die Wißler das Gütchen. Kinder zogen nach St.Märgen und Weilersbach. Einer ihrer leiblichen Nachkommen ist der heute in Ebnet wirkende Schmiedemeister Josef Wißler.


Das »Neuhaus«


Das Neuhaus nimmt unter den ehemaligen Hofsgrunder Bergwerkshäuschen einen besonderen Rang ein, weil es seit seinem Bestehen an bebauter Grundfläche größer ist als alle anderen. Nicht weniger als drei Bergwerksfamilien gewährte es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gleichzeitig Wohnraum: den Familien des Anton Biller (Eltern mit vier Kindern aus der ersten Ehe des Vaters), des Thomas Steiner (Eltern mit sieben Kindern) und des Josef Steiner, Bruder des Thomas (Eltern mit acht Kindern aus zwei Ehen des Vaters). Wahrscheinlich war die Errichtung eine Gemeinschaftsleistung der drei Erstbewohner. Alle Hausteile wechselten oft den Besitzer.


Am 18. Juli 1854 erwarb die Gemeinde Hofsgrund im Vollstreckungsweg den Anteil des Anton Biller und verwendete ihn fortan als Armenhaus. Am 5. Dezember 1935 verkaufte sie die Hofraite - »jetzt unbebaut, da die Gebäude, die darauf standen, jetzt abgebrochen sind« - und den Hausgarten, aber ohne die dazu gehörende Wiese, an den Taglöhner Virgil Gremmelspacher und dessen Sohn Eduard, von Beruf Dachdecker, zu je hälftigem Miteigentum. Die Erwerber waren schon Eigentümer und Bewohner der zwei andern angebauten »Häuschen«, die zwölften und zehnten Besitznachfolger der beiden Brüder Thomas und Josef Steiner, wie sich auf Grund vorzüglicher Quellenüberlieferung nachweisen läßt.


Das »Kreuzhäusle«

Der erste nachweisbare Bewohner dieser Stätte war der am 28. September 1731 geborene Michael Wißler. Unvermögend hatte er 25jährig die ebenfalls mittellose Katharina Rees, Tochter des »Reeshansels« Blasius Rees, geehelicht. Aber nach der Einsegnung hätte das Ehepaar seinen Heimatort verlassen und anderswo ein Unterkommen suchen sollen. Der Prior hatte ihnen eröffnet, daß er sie in der Herrschaft nicht brauchen könne, da es ihnen an den nötigen Mitteln fehle, sie nicht wüßten, wo sie übernachten könnten und weil Hofsgrund mit Hintersassen übersetzt sei.


Um der Androhung wirksam zu begegnen, tat Wißler den in dieser Lage einzig möglichen Schritt: er trat in die Dienste des Bergwerks, schüttelte damit die klösterlichen Hoheitsrechte ab, genoß die Bergfreiheit und nahm Wohnung in einem wahrscheinlich mit Unterstützung des Gewerken Kreuz erstellten Bergmannshäuschen.


Im Jahre 1811 wurde es wegen Alters und Baufälligkeit abgebrochen. Unter Verwendung des noch brauchbaren Abbruchholzes ließ es der damalige Eigentümer, der Hofsgrunder Lehrer Josef Ortlieb, auf dem gleichen Platz neu errichten.


Das Kreuzhäusle entwickelte sich im Laufe von zwei Jahrhunderten durch An- und Ausbauten und durch Ankauf von Wiesengelände zu einem halbwegs mittelgroßen Bauerngütchen.


Der »Bühl«


»Es ist ein rechtes Elend, daß die Leut nicht gehorsamen und der Gemeind nichts geben wollen.« Mit diesen Worten geißelte der Hofsgrunder Vogt Josef Wißler das Verhalten einiger seiner Gemeindeangehörigen vor dem unter dem Vorsitz des Priors Franz Xaver König am 21. Februar 1754 in Oberried abgehaltenen Dinggericht. Sie entzögen sich ihren Pflichten, klagte der Vogt, »da sie im Bergwerk arbeiten«. Wenn sie ehedem ihre Monatsgelder entrichtet, Frontauen geleistet oder den Freihaber geliefert hätten, so würden sie jetzt gegen das herrschaftliche Verbot Häuser bauen, Gärten anlegen und Erdäpfelfelder einschlagen. Er nannte dabei vier Leute mit Namen. Unter ihnen befand sich Martin Wißler, der am 10. Juni 1721 geborene Sohn des »Gassenseppels« Mathias Wißler und dessen Ehefrau Maria Lorenzin.


Die Anschuldigung des Vogts, Martin Wißler habe entgegen dem herrschaftlichen Verbot eigenmächtig gebaut, entsprach nicht ganz den Tatsachen. Der Prior hatte ihm im Jahre 1750 die Erlaubnis erteilt, für sich und seinen jüngeren Bruder Andreas, der auch im Bergwerk »schaffe und schaffen wolle«, ein »zweigehältig« Häusle zu errichten, »so nicht mehr Platz als eine Baracke einnehme«. Ein Jahr später war ihm aber das Baurecht wieder entzogen worden, weil er einer Aufforderung des Priors, sich wegen eines angeblichen Jagdvergehens zu verantworten, auf Anordnung des Bergrichters nicht Folge geleistet hatte. Er baute trotzdem weiter und begründete sein Vorgehen mit dem Hinweis, er habe sich nicht mit Holz versehen, »daß dieses wirklich zum Aufrichten auf dem Platz liegen bleibe«. Daraufhin schloß ihn der Prior aus der bürgerlichen Gemeinschaft seiner Untertanen aus.


Die Maßregelung verfehlte ihre Wirkung nicht. Martin Wißler sprach beim Prior vor, bekannte sich schuldig und bat um die Wiedereinsetzung in seine bürgerlichen Rechte. Dabei bemerkte er, daß er einer Anregung des Bergrichters gefolgt sei, als er seinen Beruf wechselte und Bergmann wurde, und kraft der ihm verliehenen Bergfreiheit habe er dann am Erzkasten ein Wohnhäuschen errichtet beziehungsweise den angefangenen Bau vollendet.


Nach diesem Schuldbekenntnis nahm ihn der Prior wieder als Bürger auf, verpflichtete ihn aber, die im Hofsgrunder Dingrodel niedergelegten Bestimmungen künftig genau zu beachten. Das Bergmannshäuschen durfte er stehen lassen und weiterhin bewohnen.


Nun ging er daran, sein Wohnhaus zu einem kleinen landwirtschaftlichen Anwesen auszubauen. Am 30. Juni 1755 erwarb er von der Grundherrschaft für 60 Gulden »ein Stück Feld, der Heubehr Böhel genannt«. Es lag »an seinem Häuslin unter der Straßen« und war 1 1/2 Jauchert groß. Das Kloster erhöhte den bisher auf zwölf Batzen festgesetzten Bodenzins auf einen Gulden und belastete den Besitzer des Gütchens außerdem mit der Verpflichtung zur Abgabe eines Monatsgeldes in Höhe von drei Pfennigen, einem Frontauen und einem Fasnachtshuhn. Dagegen wurde ihm ein Weide- und Holzrecht zuerkannt. Die Quelle, die ihn bisher mit Wasser versorgte, blieb ihm erhalten, den neben seinem Wohnhaus durch einen Dobel in die Lochmatte des Andreas Wißler fließenden Bach aber durfte er weder zum Wässern seiner Matte benützen, noch ihn in seinem Lauf hemmen.


Dreizehn Jahre lang bewirtschaftete er den »Heubehr Böhel«. Mit einer Kuh und drei Geißen konnte er offenbar seine Familie nicht ernähren. Im Jahre 1768 folgte er einem lockenden Ruf in die Ferne: er wanderte mit seiner Ehefrau Apollonia Gremmelspacherin und mit acht Kindern nach Ungarn aus. Vorher, am 12. Februar 1768, hatte er sein Gütchen um neunhundert Gulden an den ältesten Sohn des Lorenzenbauern, Lorenz Lorenz, verkauft. Der »Bühl« ist heute ein landwirtschaftliches Anwesen mittlerer Größe.


Die »Obere Lochmatte« (»’s Ferdis«)

»Dieses Häuslein ist von den Bergleuten erbauet, von der Herrschaft aber gezogen und hinwieder verkauft worden.« So lautet eine Notiz im »Protokoll von Hoffsgrund ab anno 1781«. Sie ist das Nachwort zu einem Kaufvertrag vom 9. Juni 1791, der besagt, daß ein Hans Pfefferle, der die Erlaubnis erhalten hat, auf seinem Gut am »Mittleren Rain« ein neues Haus zu bauen, seine alte, in der Oberen Lochmatte stehende »kleine Wohnung« an einen Ulrich Rees um 191 Gulden 30 Kreuzer verkauft.


Johann Pfefferle, am 2. Juli 1755 auf dem Stohren in der unteren Schindelmatte geboren, zog in den siebziger Jahren nach Hofsgrund und erwarb das Bergmannshäusle in der Lochmatte. Im Jahre 1779 übersiedelte er bei seiner Verehelichung mit der Tochter Maria des Bergmannes Michael Wißler und dessen Ehefrau Katharina Sonnerin auf den Mittleren Rain.


Als er dort beim Neuaufbau seines Häuschens zwölf Jahre später zu den Ersparnissen, die er von seinem Broterwerb als Schuster auf die Seite gelegt hatte, weiteres Geld benötigte, verkaufte er sein Häusle in der Lochmatte. Der Käufer Ulrich Rees, ein Schneider, wohnte wahrscheinlich schon seit einer Reihe von Jahren, spätestens wohl seit 1784, dem Jahre seiner Verehelichung, als Hintersäß in Miete im Haus.


Hintersassen oder Halbbürger strebten nach dem Bürgerrecht. Der Weg führte über den Erwerb von Grundstücken, welche die Wohnstätte in den Rang eines Bauerngutes erhoben. Da Ulrich Rees früh starb - noch keine 42 Lebensjahre waren ihm beschieden -, gelang ihm der Aufstieg nicht. Aber der Ehemann seiner Witwe, Jakob Rees, bemühte sich mit Erfolg um eine kleine Bauernwirtschaft. Als ihm der Dürrenbauer Andreas Wißler am 10. Mai 1813 drei Jauchert Matten abtrat, war das Fundament gelegt.


Im Jahre 1822 legte Rees sein Häuslein wegen Baufälligkeit nieder und errichtete mit dem noch brauchbaren Holz ein neues Haus auf dem selben Platz.


Das Bauerngut auf der Oberen Lochmatte gehört heute noch zu den kleinen Betrieben.


Den Namen »s’ Ferdis« gaben ihm die Hofsgrunder, nachdem der am 14. Oktober 1839 in Freiburg geborene Ferdinand Pfefferle am 16. November 1870 von ihm Besitz ergriffen hatte.


Der »Mittlere Rain«


Am Beginn der Entwicklung des Hofguts»Mittlerer Rain« steht der am 29. September 1711 als Sohn des »Gassenseppels« Mathias Wißler und dessen Ehefrau Maria Lorenzin geborene Bergmann Michael Wißler. Er verdingte sich aber verhältnismäßig spät beim Bergwerk. Noch im Jahre 1752, ein Jahr nach seiner Hochzeit, schenkte ihm sein Vater eine Kuh. Wahrscheinlich gewährte er ihm und seiner Familie auch Unterkunft im Wohnhaus. Einige Jahre später aber machte sich Mathias Wißler selbständig: sein Bruder Andreas, der ebenfalls in Bergwerksdiensten stand, erwarb 1759 den »Usseren Rain«, und an der Nahtstelle der beiden Rainhöfe »Usserer Rain« und »Schwizer Hof« durfte Michael auf einem kleinen Eckplatz am Weg ein Häuschen errichten. Da er kein Feld erhielt, konnte er sich nicht landwirtschaftlich betätigen. Er wurde Bergmann und übte diesen Beruf bis nahe an sein Lebensende aus. Sein Sohn Josef, ebenfalls Bergmann, folgte seinem Vater schon sieben Jahre später im Tode nach. Er war erst 22 Jahre alt. »Ein Häusle ohne einiges Feld«, zwei Geißen - die Haustiere der Bergleute - ein altes Bett, zwei Tröge und ein Kasten waren die ganze Hinterlassenschaft des Verstorbenen. Erbin wurde die 25jährige Schwester Maria. Deren Ehemann, der am 2. Juli 1755 auf dem Stohren in der Unteren Schindelmatte geborene Johann Pfefferle, war in den siebziger Jahren nach Hofsgrund gekommen, hatte das in der Oberen Lochmatte von Bergleuten erbaute Häuschen erworben und zog nun in den Mittleren Rain ein - nicht als Bergmann, sondern als Schuster, aber darauf bedacht, die Stätte durch den Erwerb von Grundstücken zu erweitern und in den Rang eines Bauerngütchens zu heben. Im Laufe von neunzehn Ehejahren gelang ihm sogar noch mehr: er erwarb nicht nur drei Jauchert Matten, die ihm der Bauer am »Usseren Rain« abtrat, sondern erbaute auch sein Wohnhäuschen ganz neu auf.


Nach seinem Tod im Jahre 1798 erlebte das Gut für kurze Zeit einen Rückfall in seine Vergangenheit: der Obersteiger Franz Haller erwarb es im Versteigerungswege, verkaufte es aber schon am 13.April 1801 wieder - ohne Gewinn - an den Schuster Michael Wißler, Sohn der »Dobelbauer«-Eheleute Johann Wißler und Maria Thomain.


Im Jahre 1823 wurde das Haus wegen Baufälligkeit abgerissen und in einiger Entfernung vom alten Platz neu aufgerichtet.



Die eingegangenen Häuschen


Das »Rot-Michele«-Häusle

Hoch über dem Fallerhäusle stand im 18. und 19. Jahrhundert ein aus Brettern gezimmertes Bergwerkshäuschen, das sogenannte »Rot-Michele«-Häusle. Michael Maderspacher, der »rote Michel«, der es seit 1790 bewohnte und wahrscheinlich auch erbaut hatte, gab ihm den Namen. Er verdiente den Lebensunterhalt für sich, seine Frau und vier Kinder fünfzehn Jahre lang als Bergmann; dann war er Taglöhner, und zuletzt hütete er die Geißen seiner ehemaligen Berufskameraden, die in ihren Häuschen im Gegendrum sitzen geblieben waren, nachdem das Bergwerk im Jahre 1803 seinen Betrieb eingestellt hatte. Nach seinem Tod bewohnten »die sogenannte Hütte« seine Tochter Katharina und deren Sohn Josef Maderspacher. Im Sterbejahr der Mutter, aber noch vor ihrem Lebensende, wanderte Josef nach Amerika aus. Die Hütte wurde dann abgebrochen.


Das »Basili-Bammert-Bernauer«-Häusle

Dieses Häusle bestand aus zwei Häuschen. Sie waren aber zusammengebaut, so daß sie alsein einziges gelten konnten. Sie hatten ein gemeinsames Hausdach und die gleiche Hausnummer.


Das »Basili«-Häusle, das eine der beiden, trug seinen Namen nach einem Basilius Lorenz, der es im Jahre 1838 von einer Anna Gutmann erworben hatte. Es war nachweislich im Jahre 1794 von dem Dachdecker Andreas Rees »ganz.neu errichtet worden, wo noch kein Haus gestanden hat«.


Das andere Häuschen, dessen Erbauungszeit nicht bekannt ist, wurde von dem Bergmann Georg Bernauer bezogen, der am 29. März 1733 in Muggenbrunn geboren war, sich dort am 29. Mai 1760 mit der Hofsgrunderin Maria Anna Wißler verehelichte und sich nach dem Willen des Oberrieder Priors auch dort hätte niederlassen sollen. Das Ehepaar zog aber trotzdem noch im Jahre seiner Verehelichung nach Hofsgrund.


Von vier Söhnen des Bergmannes wählten drei den Beruf des Vaters, aber nur zwei von diesen blieben am Ort. Sie teilten sich in die väterliche Behausung und wurden Nachbarn der Anna Gutmann im »Basili«-Häusle. Über hundert Jahre saßen Bernauer - Großvater, Vater und Sohn - in dem später nach ihnen benannten Hausteil. Im anschließenden Teil, der nur einen Raum hatte, nahm im Jahre 1843 der Bammert Josef Ortlieb Wohnung. Alle drei Wohnstätten ließ die Gemeinde 1879 abreißen, nachdem es ihr gelungen war, sie käuflich zu erwerben.


Das »Melcherhäusle«

Oberhalb des »Murerhäusle«, nur einige Meter von ihm entfernt, stand von Ende des 18. bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein Bergmannshäuschen, das von den Hofsgrundern nach dem Sohn des Erbauers Mathias Rees namens Melchior den Namen Melcherhäusle erhielt. Weil Mathias Rees zehn Jahre nach seiner Verehelichung noch keine Wohnung hatte, erteilte ihm das Oberbergamt die Erlaubnis, im »Gegendrum« auf einer alten Grubenhalde »ein Häuslein oder Hütte« zu errichten. Als Baumaterial durfte er»das alte, unbrauchbare Holz« der abgerissenen Poche verwenden, die einem Neubau Platz machte. Das »kleine Plätzlein« auf der Halde hatte der Steiger Haller ausgesteckt, weil er »vorhin wußte, daß die Hofsgrunder keine Menschenfreunde« seien und nicht bereit gewesen wären, ein Stückchen Boden abzutreten. Sein Vorausdenken war richtig. Denn als die Hütte kaum halb erstellt war, erhoben sowohl die Herrschaft des Klosters Oberried als auch die Gemeinde Einspruch gegen den Bau. Sie verlangten, daß Rees »keinen Streich mehr« mache. Des »armen, notleidenden Mannes« erbarmte sich jetzt wieder der Steiger. Er munterte ihn auf, mit seiner Arbeit einstweilen fortzufahren; er wolle, sagte er ihm, dem Oberbergamt berichten, und er zweifle nicht, daß dieses den Einspruch zurückweisen werde. Haller kannte die einschlägigen Bestimmungen der Bergordnungen und war außerdem überzeugt, daß Rees auf der Halde neben seiner Wohnung einen Arbeitsplatz finde, der »viele grüne Pocherz« enthalte und der ihn anreize, »weiter zu untersuchen und Erze herauszulassen«.


Die Maßnahme des Steigers fand die Billigung des Berggerichts. Es ordnete an, daß die Hütte stehen zu bleiben habe, weil sie im Einklangmit den Bestimmungen der Bergordnungen errichtet worden sei.


Mathias Rees übte außer dem Beruf als Bergmann auch den eines Schindeldeckers aus. Auch sein Sohn Melchior, der das väterliche Anwesen im Jahre 1826 erwarb, war Bergmann und Schindeldecker.


Nachdem Melchior Rees mit seiner Familie im Jahre 1851 weggezogen war und sich in Ebringen niedergelassen hatte, wechselte das Melcherhäusle innerhalb von zwanzig Jahren noch dreimal den Besitzer. Der letzte war Blasius Schlatterer. Nach dessen Tod erwarb es am 15. Januar 1872 die Gemeinde und ließ es niederreißen.


Das »Maurerhäusle«


Dem Fallerhäusle gegenüber stand auf der anderen Talseite des »Gegendrum« unterhalb dem Melcherhäusle das »Murerhäusle«. Es barg in seinem Bestand eine alte, zerfallene und für das Bergwerk nicht mehr nutzbare »Bochy«, die »schon vorlängst auf herrschaftlichem Grund und Boden auferbaut« worden war. Sie war aber für Wohnungen noch ausbaufähig. Unbeschwert von Erwägungen, ob nicht auch die Grundherrschaft des Klosters Oberried bei der Baugenehmigung mitzusprechen habe, weil sie Eigentümerin von Grund und Boden war und diesen »niemalen hingegeben oder verkauft« hat, übernahmen Anfang der fünfziger Jahre zwei Bergleute den Ausbau und bezogen die Wohnungen mit ihren Familien. Es waren der um 1716 an unbekanntem Ort in Tirol geborene Andreas Maderspacher und der Hofsgrunder Bergmann Peter Wißler. Ihr Vorgehen zog den Einspruch der Grundherrschaft nach sich, hatte aber weiter keine Folgen für die Bergleute.


Wißler starb am 7. September 1772, Maderspacher wurde um diese Zeit als Steiger nach Etzenbach versetzt. Er räumte die Wohnung in Hofsgrund seiner Tochter Katharina und deren Ehemann, dem Vorarlberger Heinrich Freyeis, ein.


Als gelernter Maurer fand Freyeis in Hofsgrund Arbeit bei der Schule, bei Reparaturen am Kirchlein, bei Bauern und besonders im Dienste des Bergwerks. Erst nach dem Tode des Vaters konnte die Tochter das Häuschen als Eigentum erwerben. Ihre beiden Brüder Mathias und Johann Georg überließen es ihr zum Kaufpreis von 138 Gulden 54 Kreuzer.


Den Maurerberuf vererbte der Vater auf seinen Sohn Johann, und dieser gab ihn weiter an den unehelichen Sohn seiner Ehefrau Maria Kreszentia Wunderer namens Josef Wunderer. Alle bewohnten das väterliche Häuschen; mit Recht gaben ihm die Hofsgrunder daher den Namen »Murerhiesle«.


Nach dem Tode des Josef Wunderer verkaufte dessen Witwe am 29. Juli 1860 das Anwesen um vierhundert Gulden an die Gemeinde gegen die Zusicherung eines lebtäglichen Wohnrechtes. Am 14.Dezember 1873 starb die Witwe. Dann ließ die Gemeinde das ehemalige Bergmannshäuschen abreißen.


Das »Marksteinerhäusle«


Im Jahre 1749 erbaute der Tiroler Bergmann Johann Marksteiner in einem kleinen Dobel, der sich über der Gasse zur Poche hin öffnet, auf grundherrlich Oberriedischem Boden ein kleines Wohnhaus. Das Bauholz hatte er aus Todtnau bezogen. Als die Herrschaft von diesem ungesetzlichen Vorgang Kenntnis erhielt, stand schon »ein ganzes und vollkommenes Häuslein« da. Der Prior sah davon ab, den Abbruch desselben zu verlangen, »weil solches, ehe und bevor gnädige Herrschaft diesseits einige Nachricht und Wissenschaft erhalten, zu vollkommenem Stand gelangt und das Holz dazu mehrerteils aus Todtnauer Waldungen angeschafft worden« war.


Unheilvoll endete das »Marksteinerhäusle«. Schneemassen erdrückten es in einem strengen Winter und deckten es zu. Die Trümmer wurden im Frühjahr abgerissen; einen Wiederaufbau wagten die Enkel und Urenkel nicht.


Das »Burgstallerhäusle«


Den Namen dieses heute verschwundenen Bergmannshäuschens prägte ein Bergmann aus Tirol, der am 10. November 1708 in Brixlegg bei Innsbruck geborene Martin Burgstaller. Um 1740, als das Hofsgrunder Bergwerk unter dem Gewerken Johann Franz Litschgi sich gut zu entwickeln begann, war Burgstaller einer der Knappen. Im Jahre 1744 trat er in die Geschichte des Bergdörfchens anläßlich seiner Verehelichung mit Katharina Brender, einer Tochter des Bauern auf der Muggenmatte Mathias Brender und dessen Ehefrau Elisabeth Wißler. Bestimmungsgemäß hatte er die Heiratserlaubnis beim Prior in Oberried einzuholen. Das besorgte für ihn sein Schwiegervater, und weil Mathias Brender die jungen Eheleute in sein Haus aufnehmen wollte, verband er mit dem Gesuch auch die Bitte um die Gewährung der Herberge. Während der Prior der ehelichen Einsegnung zustimmte, versagte er dem Vater aber die Genehmigung, »den Bergknappen haushäblich einzulassen«; weder die Obrigkeit noch die Hofsgrunder Gemeinde werde hierzu die Einwilligung geben, erklärte er. Es bedurfte eines zweiten Gesuches, daß die Wohnungsangelegenheit doch noch im Sinne des Antragstellers entschieden wurde. Aber das Wohnrecht im elterlichen Haus wurde nur mit dem Vorbehalt erteilt, daß Braut und Bräutigam »weiters ziehen« und »kein Ansprach als Bürger in Hofsgrund« erheben, »wann über kurz oder lang das Bergwerk abgehen sollte«.


Die Aufnahme im elterlichen Haus war wegen Platzmangels zeitlich beschränkt.


Als die jungen Leute sieben Kinder hatten, siedelten sie eines Tages im Gewann Brenden in einem Häuschen unweit des Gasthofs »Zum Hof«. Dort blieben sie wohnen bis an ihr Lebensende, und dort nahmen Wohnung auch die Töchter Maria, Ehefrau des Bergmannes Simon Maderspacher, und Gertrud, verehelicht mit dem Bergmann Martin German.


Im Jahre 1817 traten die Schwestern Helena und Gertrud Burgstaller das Eigentum des Häuschens zum Kaufpreis von hundert Gulden an die Gemeinde Hofsgrund ab mit dem Vorbehalt, daß ihnen das lebenslängliche Wohnungsrecht gewahrt bleibe. Das Burgstallerhäusle war nach dem Willen der Käuferin jetzt ein Armenhaus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es auf Anordnung der Gemeinde abgebrochen.