zum Inhaltsverzeichnis


aus:
Adolf Poinsignon
Ödungen und Wüstungen im Breisgau. (Dreisamtal)

Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Neue Folge. Band II, 1887 

Alt-Falkenstein im Höllenthal. Die Überreste dieser anno 1388 von der Stadt Freiburg zerstörten Burg liegen auf einem sehr schwer zugänglichen Felsen etwas westlich schrag gegenüber dem Hirschsprung. Der Turm, der jetzt noch zwischen Alt-Falkenstein und dem Wirtshaus zu den Tauben steht, war nur die Vorburg von Alt-Falkenstein und hiess auch der Bubenstein. Ob wir diesen letzteren kleinen Burgstall als den Sitz der Herren von Neu-Falkenstein betrachten dürfen, die schon 1266 genannt werden (Schreiber, Urk.-Buch I, 65) und von denen einer 1272 das Patronatsrecht zu Kappel den Deutschherren verkauft, müssen wir dahingestellt sein lassen. Die Schicksale der Burg Falkenstein sind in so vielen Schriften behandelt, wie z. B. in Schönhut, die Burgen Badens n. a. a. 0. und das über die Burg sowie die Edelknechte von Falkenstein vorhandene Urkundenmaterial ist in allen Publikationen, welche das Breisgau betreffen, ein so zahlreiches, dass ein näheres Eingehen darauf hier überflüssig erscheint. 

St.Barbeln. Bei Littenweiler auf einer Waldwiese, in einer Schlucht südlich des Eichberges war eine Wallfahrtskirche mit Eremitage, zur Pfarrei Kappel gehörig. Sie wird 1512 in einer Grenzbegehung der städt. Forstbeamten von Freiburg zwischen den von Lütenwyler und sant Barbeln und anderen lüten angeführt. Die Kapelle mit den Stationen wurde im Jahr 1765 vom Konstanzer Weihbischof Grafen Jos. Fugger von neuem eingeweiht und ist schon im Anfang unseres Jahrhunderts wieder in Abgang gekommen. Jetzt ist nur noch ein einzeln stehender Hof dort vorhanden mit 7 Einwohnern. Vgl. Heft V d. Mttlngn. d. bad. hist. Komm. 

Berlachen im Kappeler Thale. Walther v. Falchensteina vergabt c. 1200 s. Gut zu Wilare (Weiler im Kirchzarter Thal) und zu Berlacha an Kl. St. Peter. Rot. Sanpetr. Diöc.-Arch. XV, 148. Nach dem dort beigefügten Ortsverzeichnis wäre es im Kappler Thale gelegen. Berlachen wird auch noch in Urkunden des Klosters Oberried von 1311, 1317 und 1327 gemeinschaftlich mit Verlinsbach, Geroldsthal, Oberried, Kappel, Litenweiler, Minderbach, Reichenbach, Minschwende u. Gitzenhofen genannt und dabei insbesondere des Waldeigentums zu Berlachen gedacht. Badenia 1844, III, 141. Auf der neuen topogr. Karte findet sich zwischen Neuhäusel und Kappel die Zahl 362, 2 eingetragen. Auf eben dieser Stelle befanden sich vor 60 Jahren noch bei einem laufenden Brunnen weit hervorragende Mauern, welche im Volksmund der Meierhof genannt wurden, wie das Gewann daselbst auch heute noch abwechslungsweise auch Schloss heisst. Vielleicht war dies einst Sitz der Herren von der nüwen Falkenstein zu Capelle, deren einer 1272 genannt wird. Ztschr. XXXVI, 270. Ein N. v. Berlachen wird in einer Spitalurkunde des Stadt-Arch. Freiburg 1. März 1317 erwähnt, dem vor jener Zeit schon das Haus zum Sperwer gehört habe. Der „Stein“ zu Kappel wird wiederholt genannt, z. B. im Dingrodel von Kappel v. J. 1484, Ztschr. XXXVI, 270 u. ff., „vom Schöweslande untz zu den velwen an den stein“ 

Bickenreute, falschl. Birkenreuthe genannt, gehörte zu den ältesten Salgütern von St.Märgen u. kam mit dem ganzen Grundbesitz dieses Gotteshauses im Kirchzartener Thal durch Kauf v. 30. Apr. 1462 an die Stadt Freiburg, in deren Besitz es nach mehrfachen Unterbrechungen jetzt wieder ist. Es bestand nach den im Stadt-Archiv darüber vorhandenen Plänen aus einem Herrenhaus, einem sog. Weiherschloss, und zwei Meierhöfen mit vier Ökonomiegebäuden. In der Mitte unseres Jahrhunderts wurde das Schloss aus ökonomischen Rücksichten abgetragen und der Weiher ausgefüllt. Heute steht nur noch ein einzelnes Haus dort, dessen Tage auch gezählt sind. Biggenrüti hatte seinen eigenen Adel, der sich schon sehr frühe unter dem Freiburger Patriziat findet und dessen festes Haus an einem der Thore diesem den Namen gab, dem Biggenrüti-Thor. Die Spuren des Weihers sind noch kenntlich.

Burg u. das Burgfeld im Kirchzartener Thal. Ganz nahe beim Weiler Burg erhebt sich als südl. Ausläufer des Galgenbühls eine bewaldete Kuppe, ein sog. Köpfle, auf dessen höchstem Punkte, da wo im Blatt 117 der neuesten topograph. Karte die Höhenzahl 469,6 eingetragen ist, die deutlich erkennbaren Fundamentmauern eines ehem. Gebäudes von ca. 25 Fuss im Geviert wahrzunehmen sind. Der Bau, welcher nicht viel mehr als ein Turm gewesen sein kann, wurde s. Zt. nach Nord-osten, wo die Kuppe mit dem Bergrücken nur durch einen schmalen Grat verbunden ist, durch einen jetzt noch 20 Fuss tiefen und auf der Sohle 10 Fuss breiten Einschnitt gesichert. Nordöstlich hievon auf der noch höher gelegenen aber damit durch den erwähnten Grat zusammenhängenden Kuppe findet sich ein kleiner Bergkegel mit dem Namen „Brandenburg“ eingezeichnet. Auch dort waren noch, nach Angabe eines Augenzeugen, vor 30 Jahren Mauerreste wahrnehmbar, die aber jetzt verschwunden sind. Für beide Bauten kenne ich keine urkundl. Belege. Die Benennung Brandenburg beruht auf keiner geschichtl. Unterlage, da es eine Burg Brandenburg in dieser Gegend niemals gegeben hat. Offenbar steht sie in Beziehung mit der sagenhaften Stadt „Brandenburg“, welche die nimmer ruhende Phantasie des Volkes erst in unserem Jahrhundert, als die gelehrten Hypothesen von Tarodunum unverstanden zu ihm drangen, eigens errichtet hat. Der Name Brandenburg aber, der vor 80 Jahren noch ganz unbekannt in unserer Gegend war, ist durch Vereinigung der beiden Hofgemarkungen „Brand“ u. „Burg“ erst in der Mitte unseres Jhrdts. im Kirchzartener Thal aufgekommen. Ob die beiden in Frage kommenden Fundamentreste vielleicht Bestandteile eines mittelalterl. Burgsitzes der alten Herren v. Wilare waren, die im Rot. Sanpetr. genannt werden und am Ausgang des Unter-Ibenthales zu Hause waren, muss eine spätere Forschung ergeben. Was das Burgfeld anbelangt, so wird wohl hierunter das grosse Gelände zu verstehen sein, das von dem alten Ringwalle von Tarodunum umschlossen war. Die Bezeichnung Burgfeld kommt in einer Urk. des Stadt-Arch. Freiburg v. 24. Mai 1301 vor, wo Rudolf v. Hochdorf, Bürg. zu Freiburg, dessen Sohn Tümherr des gotteshuses ze allen heiligen daselbst ist, diesem Kloster Gülten u. Gefälle ze Bickenrvti, Eschebach‚ vf dem Bvrgfelde, ze Birchan, ze Rota, Tuetenbach, Kilchzarten etc. schenkt. Perg.-Or. Kl. Allerheiligen. Vgl. unter Tarodunum. 

Burkarzlehen. Der Hof zu Burkartslehen wird in verschied. Urkdn. unter den Gütern des Klosters St.Märgen im Kirchzartener Thal angeführt. Spit.-Urk. v. 27. Mai 1357 im Stadt-Arch. Freibg. Dingrodel von Zarten v. 23. Juli 1397, und zuletzt beim Verkauf der Klostergüter an die Stadt Freiburg am 29. Apr. 1462. Schreiber, Urkh. II, 473. Der Hof scheint zwischen Attenthal und der Wagensteig gelegen zu haben. 

Burg bei Dietenbach zwischen Kirchzarten u. Oberried. In einem anonymen Zinsrodel auf der Grenze des 13. u. 14. Jhrdts. im Stadt-Arch. Freibg fol. l3 sind folgende Stellen enthalten: III ivch ackerz in der owe wider Tvtenbach vnd zwo ivch. bi Redinges acker vnd eins mannes mat lit ob des Scheres bivange vnd zewein acker wider bvrk, der zvhet eine vber den graben, so stosset eine an hern Kotzen matten vnd ein matten lit bi hern Abrehtes von Valkenstein wvrkhove. Ganz in derselben Gegend unter der Rubrik Kilzarten erwähnt auch der Adelhauser Berain v. 1327 im gen. Archiv: ein acker lit vor der Bvrg den weg gen Tvtenbach und 1/2 iuch. acker lit veber das becheli gen dem miselhuse nebent Burcart Redinge. Wir haben also hier nahe beisammen eine Burg, einen Schmelzhof und ein Krankenhaus der Aussätzigen. Die Burg zu Kirchzarten, welche heute noch steht, kann es der Örtlichkeitsbeschreibung nach nicht sein, da sie ganz beim Dorf und fast in entgegengesetzter Richtung von Dietenbach steht. Vielleicht dürfen wir eher die „Kastelegge“ bei Weilersbach, welche 1409 erwähnt wird (Ztschr. VIII, 390) hierauf beziehen. 

Falkenbühl, ehem. Burg mit einem zugehör. kleinen Weiler bei Ebnet an der Ausmundung des Wittenthales nahe beim Baldenweger Hof. Ein Dingrodel von Wittenthal enthält ein Urteil des Gerichts zu Valkenbihel v. J. 1459, Hartfelder in Ztschr. XXXVI, 285, und ein anderer enthält die Stelle: „Wer den Burgfrieden bricht in dem schloss ze Valkenbühel ist sim herrn und dem hof verfallen l3 Pf. Rappen.“ Bader, Badenia N. F. II, 259. Im Breisgauer Brandschatzungsbuch v. J. 1525 heisst es: „Falkenbühel hat vier hüser an gemeynen lütten, nütz me.“ Soll dieses „nütz me“ vielleicht andeuten‚ dass es vor dem Bauernkrieg grösser war? Es hatte nämlich damals auch noch seinen eigenen Vogt, l. c. XXXVII, 95, wie es denn auch unter den l4 Vogteien, welche nach Kirchzarten eingepfarrt waren, mitzählte. S. Huhn unter Kirchzarten. F. war früher Eigentum der Herren v. Falkenstein im Höllenthal, dann der Junker Tegelin v. Falkenbühl. Schreiber, Gesch. d. Stadt Freibg. III, 189. Ausser der Ruine ist jetzt nur noch ein Haus dort. Die Ruine selbst besteht jetzt bloss noch aus den Trümmern eines Turmes von 35 Fuss im Geviert, etwa 2 m hoch, bei einer Mauerdicke von 4 bis 5 Fuss. Der gegenwärtig mit Humus reichlich bedeckte Schuttkegel selbst, auf dem diese Turmreste sich erheben, ist teilweise mit Reben bepflanzt, ragt gegen 50 Fuss aus dem umliegenden Wiesengrunde hervor und hat einen Umfang von etwa 350 Schritten. 

Frödenbach. Unter den vogtbaren Gütern des Klosters St.Märgen werden zwei Meierämter in Fr. aufgezählt, „der vahet eins an se Sweinhrunnen und gat untz an Wagensteig, das ander von Wagensteig untz an den Dietzenhach, in das selbe hört des Kölners lehen und des Löwen lehen ze Wissnegge . . . In den meigerampten ze Frödenbach sol der abt von St.Merien setzen zwen meiger der ietweder da sessehaft sie.“ Dingrodel n. Zarten v. 23. Juli 1397. Im Verkauf der Vogtei zu St.Märgen an die Stadt Freiburg 4. Novbr. 1463 wird auf eine Urkunde des Grafen Albrecht v. Hohemberg am 23. Jan. 1293 hingewiesen, in welcher dieser die Vogtei über Leut und Gut des Klosters zu Frolenbach, zu Zarten u. s. w. an Herren Burkart Turner verkauft hat. Schreiber Urk.-Buch II, 482. Frödenbach war also früher der Gesamtname für das Thal Wagensteig, während man unter Wagensteig nur die kleine Häusergruppe verstand, wo jetzt das Gemeindehaus und die Schule der Gemeinde Wagensteig stehen. Freudenbach war offenbar auch der Name des Wagensteigbaches. Vgl. Bader in Diöc.-Arch. II. 213, Bad, neue Folge II, 236 u. ff. u. Ztschr. II, 338. 

Gitzenhofen wird ein Ort gleichzeitig mit Geroldsthal‚ Oberried, Kappel, Litenweiler, Minderbach, Reichenbach, Minschwende u. Berlachen in Kaufurkunden von 1311, 1317 u. 1323 genannt, Erwerbungen des Klosters Oberried betr. Baders Bad. III, 141. Es scheint ein kleiner Weiler des oberen Kirchzartener Thals gewesen zu sein. 

Kolbach. Die Mermatten in dem Sellande under Colbach im Kirchzarter Thal werden in einer Spit.-Urk. im Stadt-Arch. v. 9. Dez. 1311 genannt. Kolbach gehörte zu den geschlossenen grossen Hofgütern des Klost. St.Märgen und wird in Urkunden v. 1332, Diöc-Arch. II, 235, und vom 27. Mai 1357, Stadt-Arch. Freibg.‚ angeführt zwischen Burg und Burkarzlehen. Aber der Dingrodel von Zarten v. J. 1397 erwähnt seiner nicht mehr, ebenso die Kaufbriefe v. 1462 u. 1463. Schreiber, Urkb. II, 473 u. l1“. Es scheint also schon im 14. Jhrdt. abgegangen zu sein. 

Mettenzarten lag westlich bei Kirchzarten im Amt Freiburg, und wird nach 1344 von Zarten und Kirchzarten unterschieden. Güntersthaler Güterb. F.77.78 In: Ueber die ausgegangenen Orte in Baden. Mone Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 14, S. 395. 1862 

Misswende. Herr Cunr. Dietr. Sneweli und seine Nichte Margaretha, Witwe des Ritters Lanz v. Falkenstein, verkaufen das Wasser zu Münschwendi genannt die Ostra und den See zu Münschwendi um l0 Mark. Silb. an hern Snewlin von Wisenegge. Spit.-Urk. im Stadt-Arch. v. 27. Jan. 1329. Dietr. v. Valkenstein giebt am l8. Aug. 1384 das Wasser unter Wisenegg dem Johans v. Blumenegg und erhält dafür das Wasser zu Müsswende hinter Biggenrüti. Spit.-Urk. im Stadt-Arch. Der Dingrodel von Kirchzarten v. 7. Juni 1395 bestimmt, dass die Leute von Oberriet, Misswende, Geristal u. s. w. keinen andern Weg fahren sollen als bei den Nüwenhuser herab. Schreiber, Urk.-Bch. II, 104. Das Schreiben der vord.-östr. Regierung an Freiburg v. 25. Aug. 1525 berichtet, dass die Unterthanen Davids v. Landeck zu Mysswende sich auf Gnade und Ungnade unterworfen haben. Schreiber, Bauernkrieg III, 104. Die Brandschatzung des Breisgaus v. J. 1525 führt unter den Ortschaften nächst vor Falkenstein an: Miswend hat sieben Hüser von gemeinen lütten. Stadt-Arch. Freiburg. Weilersbach kann es nicht sein, da dieses besonders genannt wird, und dürfte vielleicht zwischen dem jetzigen Helmlehof und Hanisenhof gelegen haben, wo das Weilersbächle in den Osterbach fliesst. - Kolb führt III. 14 unter den Weilern und Zinken, welche zu seiner Zeit in die Vogtei Oberried gehörten, unter anderen auch ein Meerswendi an, dessen Name heute ebenfalls verschollen ist; wir hätten es also mit einem Minderschwendi und einem Mehrerschwendi zu thun, wovon das letztere am Ausgang des Zastlerthales lag, vgl. Kolb III, 404 - und das andere im Ausgang des Weilerbachsthales. 

Neuhäuser. Auf dem weiten Mattenfeld zwischen dem Bruggabach u. Krummbach im Kirchzarter Thal nördl. von Neuhausern ist im Gewann Hohstauden auf der neuen topogr. Karte ein ehem. Schloss eingetragen. Es sind keinerlei Nachrichten darüber vorhanden, welches Schloss dieses gewesen sein könnte. Ebenso rätselhaft ist mir der Name des anstossenden Gewannes „Klösterle“. Die in Urk. v. 24. Mai 130l (unter Rota) vorkommende Bezeichnung „ufl dem burgfelde“ möchte ich lieber auf das offene Feld zwischen Burg und Brand beziehen. Was das Gewann Klösterle betrifft, will ich nur erwähnen, dass mehrere Urbare des Stadt-Arch. aus dem 14. Jhrdt. einer Swester Agnesvn der closnerinvn von Kiltzharten erwähnen und auch sonst mehrere Schwestern zu K. als Klausnerinnen genannt werden. An der Stelle, wo das ehem. Schloss gestanden haben soll, erhebt sich in einem Kreise von 50 Schritt Durchmesser der Rasenboden etwa einen Meter hoch aus der weiten Mattenebene; das von diesem Ringe eingeschlossene Terrain ist vertieft und von gleichem Niveau wie das ausserhalb des Ringes liegende Gelände. Der Platz wäre gut gewählt für eine Burg, denn er bildet den höchsten Punkt der weiten Thalfläche zwischen den beiden alten Strassen von Freiburg nach der Falkensteig und nach dem Oberrieder Thal. Der Weiher, der etwa die Burg umgab, fand reichliche Speisung aus einem hart nebenan vorbeifliessenden Seitenarm des während des ganzen Jahres nie trocken liegenden Krummbaches. Da das topogr. Bureau zu Karlsruhe als Unterlage für seine Angabe einen Anhaltspunkt gehabt haben muss, möchte ich mir eine Konjektur erlauben. In einer Urk. v. 1266 in Schreibers Urk.-Buch I, 64 erscheint ein Ritter Walter de Valkinstein dictus de nova domo. Nahe bei der Örtlichkeit, wo das fragl. ehem. Schloss gestanden haben soll, befindet sich der alte Weiler Neuhäuser. Sollte vielleicht hier die noch nicht ganz sicher ermittelte Burg Neu-Falkenstein gestanden haben? Derselbe Walther von Valkinstein, der sich 1266 de nova domo nennt, heisst i. J. 1272 auch „von dem nüwen huse“ oder auch „von der nüwen Valkenstein zu Capelle“. Ztschr. XXXVI‚ 270. Bader spricht es in Badenia N. F. II, 259 als eine ausgemachte Gewissheit aus, dass Neufalkenstein bei Neuhäuser ober Kappel lag; auf welche andere Quellen gestützt, weiss ich nicht. Vgl. auch oben Berlachen. 

Rota im Kirchzartner Thal wird in einer Schenkungsurkunde des Klost. Allerheiligen zu Frbg. i. J. 1301 Mai 24 genannt nebst den Örtlichkeiten Bickenrüti, Eschebach, uf dem Burgfelde, ze Birchau, Tütenbach, Kilchzarten. Stadt-Arch. Frbg. Geistl. Sachen. In der Nähe von Zarten zwisch. dem Heuweg u. dem Krummbach ist ein Gewann Rotmatten. Rota heisst auch der Bach, welcher aus dem Höllenthal herausfliesst, auch Höllenbach genannt. 

Tarodunum. Die von Ptolemäus im 2. Jhrdt. uns. Zeitrechnung im 3. Klima des grossen Germanien u. in der Nähe der Donau angeführte ........... ist im ersten Viertel uns. Jhrdts. von verschied. Gelehrten, von Clüver‚ Oken u. Leichtlen als die im frühen Mittelalter, zum erstenmal i. J. 765, genannte villa Zarduna u. marcha Zardunensis (Wartmann l , 48) u. als das heutige Zarten nachzuweisen versucht worden. Im Allgem. gilt diese Annahme seither als gesichert, da gegen die Etymologie des Wortes Zarten aus Tarodunum mit der Zwischenform Zarduna nichts einzuwenden ist. Auffallend ist nur, dass auch nicht eine einzige Inschrift, keine Skulptur an Ort und Stelle gefunden wurde, die diese Annahme bestätigen od. wenigstens unterstützen würde. Wohl sagt Schreiber in seiner Gesch. d. Stadt Frbg. I, 9, dass auf dem fragl. Terrain Fundamente von Gebäuden, antike Leistenziegel u. röm. Münzen gefunden worden seien. Was die Fundamente anbelangt, so können dieselben ja auch mittelalterl. Bauten angehören, wenn sie nicht ausdrückl. als röm. Mauerwerk erkannt sind; von den Leistenziegeln ist nicht ein einziges Stück mehr vorhanden; - der sonst so fleissige Sammler konnte offenbar keines derselben habhaft werden - u. die Münzen sind kein stringenter Beweis. Die hier in Betracht kommende Örtlichkeit ist ein Geländeabschnitt östl. von Zarten u. Kirchzarten, dessen naturl. Vertheidigungsstärke, noch durch Menschenarheit erhöht, auch dem Laien sofort auffallen muss. Das Ganze bildet eine Hochebene mit einer Bodenfläche von nahezu 1 1/2 km2 Ausdehnung in Gestalt eines spitzwinkeligen Dreiecks, dessen beide Langseiten durch die scharf abfallenden n. teilweise 50 Fuss hohen Hochränder des Rota- u. Wagensteigbaches entstanden sind, auf der Schmalseite durch die Krümmung des Wagensteigbaches u. durch eine künstl. Erdbefestigung, der Heidengraben gen., abgeschlossen. An der Peripherie dieses ganzen Raumes, hart an die Hochränder gelegt, erhebt sich eine Erdanschüttung von durchschnittl. 5 Fuss Höhe u. 15 Fuss ob. Breite. Der Heidengraben in Form einer zieml. gerad. Linie zeigt an den best erhalt. Stellen eine regelrechte Verschanzung von den angegeb. Dimensionen; jedoch sind hier die Böschungswinkel noch deutl. zu erkennen als bei den übrigen Teilen des Ringwalles. Die innere Böschung ist eine steilere, während die äussere mehr glacisartig sich verflacht; die Krone hat eine leichte Senkung nach aussen. Die Anlage entspricht so sehr den Anforderungen uns. modernen Feldbefestigung, dass ich versucht bin anzunehmen, dass in einem der Kriege des verfloss. Jahrhunderts der alte Ringwall an dieser Stelle für die Feuervertheidigung hergerichtet worden sei. Die ganze, unzweifelhaft der prähistor. Zeit angehör. Umwallung hat in neuester Zeit viel gelitten, namentlich der Heidengraben, dessen Anlehnung an den Wagensteigbach zunächst beim Wirtshaus zum Schlüssel nach Versicherung des dort. Grundbesitzers sogar mit gemauerten Substruktionen versehen war. Einen Teil hat die darüb. hinwegführende Eisenbahn zerstört, eine andere Strecke ist eingepflügt; da wo er von den Wandelungen der Neuzeit unberührt blieb, macht er sich durch eine Anhäufung grosser Steine und Felsbrocken, die mit Gesträuch überwuchert sind, kenntlich. Von einem Graben ist gegenwärtig nichts mehr wahrzunehmen, obwohl die Verschanzung den Namen Heidengraben führt. Schreiber hat l. c. einen lithogr. Grundriss des ganzen Ringwalles mit nächster Umgebung beigegeben, der ein deutl. Bild giebt, nur sind überall die inneren Böschungen des Walles nicht angegeben. - So viel mir bekannt, haben sich die Hoffnungen, bei der Anlage der Eisenbahn auf Funde zu stossen, nicht erfüllt. - Endlich sei hier noch erwähnt, dass D. Grässe in seinem Orbinus latinus den Namen Tarodunum auf Reutlingen anwendet.

Verisberg, auch Verlisperg u. Werisperg vffen den eggen ist jetzt Zwerisberg auf dem Bergrücken zw. dem Ob.-Ibenthal u. der Wagensteig

Wilde Schneeburg. Eine halbe Stunde südl. von Oberried oberh. des Schneeberg. Hofes auf der steilen Felswand der Gefällmatte erhob sich einst eine Burg, die wildun Snewesberg gen., im Besitze einer Ritterfamilie Colman, welche vom Beginn des 14. Jhrdts. an wiederholt in Fehde mit der Frbg. Bürgerschaft geriet. Nach vorausgegangenen erfolglosen Sühneversuchen wurde i. J. 1314 die Burg erobert, ausgebrannt u. dem Erdboden gleichgemacht. Im Jahr darauf wurden die streitenden Parteien dahin verglichen, dass die Stadt sämtl. Liegenschaften den Colman abkaufte u. letztere dann sich in Keysersberg i. Els. niederliessen. S. H. Schreiber, Urk-Buch I, 203 u. ff. u. Gesch. d. Stadt Frbg. II, 101 u. ff. Die Wilde Schneeburg war gemeinschaftl. Besitz der Colman u. eines Zweiges der Familie Schnewlin, welcher sich lt. Kaufbriefen v. 1311, 1317 u. 1327 beim Verkauf verschied. Güter im Oberried. Thal an das Klost. Oberried nichts vorbehielt, als „die burg, der man sprichet wilde Snewesberg und die hölzer und die matten, die zu der selben burg ussbenempt sint“. Bader‘s Bad. III, 141. Der Wortlaut der citierten Urkk. ist mir nicht selbst zu Gesicht gekommen. In wie weit sich der obige Vorbehalt auch noch auf die Zeit nach der Zerstörung i. J. 1314 erstreckt, lasse ich dahin gestellt. Über das Verhältnis der Colman zu den Schnewlin bin ich noch nicht aufgeklärt. Bekanntl. zählt man die Colman zum grossen Stamm der Schnewlin, allein beide Familien führen ganz verschied. Wappen. S. Schreiber, Urk.-Buch I, Taf. VII, No. 6 u. II, Taf. VI, No. 17. Überreste der Burg sind nicht vorhanden, aber ein isolierter Felszacken beim Gefällmattenhof heisst „das Räuberschloss“.

St.Wilhelm, die Burg u. das Kloster. Laut Cessions-Urk. v. J. 1237 überlässt Abt Konrad I. v. St.Gallen den Frauen v. Güntersthal die Besitzungen zu Oberried‚ um dort ein Konventshaus zu bauen u. sich daselbst niederzulassen. Gerbert N. S. III, 141. Die Chronik v. Oberried v. J, 1300 (Mone, Quellensmlng. I, 196) sagt, dass die Gegend dieser Niederlassung so rauh u. für die Herbeischaffung der Lebensmittel so schwer zugängl. gewesen sei, dass die Kolonie nach 6 Jahren schon wieder einging u. die Frauen nach Güntersthsl zurückkehrten. Auch die Mönche vom Orden des hl. Wilhelm, welche nach einigen Jahren in das verlassene Klösterlein einzogen, hielten es nur l4 Jahre daselbst aus u. siedelten 1262 nach Freiburg über. Eine solche Unwirtlichkeit aber lässt unmögl. auf eine Ansiedelung zu Oberried selbst schliessen, da dieser Ort u. angebaute Güter daselbst schon im Rotul. Sanpetr. Diöc-Arch. XV, 143, 145 u. 146, also jedenfalls vor 1203 erwähnt werden, auch die Legende von der ersten Niederlassung der Güntersthal. Klost.-Frauen auf eine abgeleg. Stelle im tiefen Walde hindeutet. Es bleibt nur die Wahl zw. dem Zastlerthal u. der breiteren für eine Ansiedelung daher etwas günstigeren Thalfläche von St.Wilhelm. Bader, Schicksale des ehem. Frauenstiftes in Diöc.-Arch. V, 140 entschied sich für den Eingang des Zastlerthales. Aber in solcher Nähe des Dorfes Oberried konnte man doch nicht von Unzugänglichkeit sprechen, während schon der Name St.Wilhelm auf die Niederlassung der Wilhelmiten daselbst hinweist. Noch steht zu St.Wilhelm eine kleine Kapelle, welche nach der fortlebenden Tradition der dort. Einwohner die Stelle bezeichnet, wo das alte Klöstercheu gestanden haben soll. Das Klost. im Dorf zu Oberried halte ich erst für eine dritte klösterl. Niederlassung. Leider sind die meisten Oberrieder Urkk. im 30jähr. Krieg zu Grunde gegangen, als dorthin in dem Turm der alten Burg zu St.Wilhelm die Habseligkeiten u. das Archiv der Freiburger Wilhelmiten geflüchtet worden waren. Nachdem den Schweden die Sache verraten worden war, plünderten sie den Turm u. brannten ihn dann aus. Bader’s Bad. III, 144. Wem diese Burg gehört haben u. wo sie gestanden haben mag, ist zu ermitteln nicht möglich gewesen. Sie wird sonst nirgendwo erwähnt.

Wittelsbach, das Burgstall. Im Dingrodel v. Oberried aus dem Jahr 1296, veröffentlicht v. Hartfelder in Ztschr. XXXVI‚ 279, wird ein Wald, „dem man da sprichet an dem burgstal“, erwähnt. Die Lage dieses Burgstalls, also einer damals schon zerstörten Burg, ist aus dem Wortlaut des Rodels selbst nicht genau zu ersehen, doch scheint er mir in der Nähe von Wittelsbach, einem kleinen Seitenthal bei Oberried, gelegen zu haben, vielleicht selbst zum alten Dinghof Witolfesbach gehörend.

Wulffenbach im Kirchzartner Thal wird in der sog. „Visitation des Brisgow“ v. 1525 gemeinschaftlich mit Neuhäuser, zusammen 9 Häuser, aufgezählt. Stadt-Arch. Frbg.

Im Zastlerthal erheben sich östlich über dem Schulhause die Schlossfelsen. Neue topogr. Karte Bl. 117. Es ist mir keine Erklärung hierüber bekannt. Früher soll man unter Zastler nur zwei Höfe nördlich am Feldberg verstanden haben, die aber „Casteler Hofe“ geschrieben wurden. Nach Kolb soll auch die Höhe, welche das Zastlerthal vom Weilersbachthal und der Falkensteig trennt, „Kasteleck“ geheissen haben. Jetzt finde ich diesen Namen nicht mehr auf den Karten eingetragen. In der Wörl´schen Karte v. 1838 sind noch drei Häuser am oberen Ende des Thales mit der Benennung „bei der Klause“ eingezeichnet.