Burgen-Motte
von Oberried aus: Heiko Wagner Burgenführer
Oberrhein 66 Burgen von
Basel bis Karlsruhe Herausgegeben von
Joachim Zeune
THEISS Verlag 2003
Am Nordostrand von O., direkt nördlich des weiträumig ummauerten
Klosterareals, erhebt sich neben der Straße zum Ortsteil Zastler
im Wiesengelände eine runde Motte von etwa 20m Durchmesser noch
etwa 3m hoch. Sie liegt auf Talniveau in einer Höhe von 451m
Höhe und zeichnet sich durch ihren guten Erhaltungszustand aus.
Auf der Motte bzw. Erdhügelburg ist ein Turm aus Stein oder Holz
zu vermuten, von dem nichts mehr sichtbar ist. Eine
Überlieferung will in dem Hügel einen Schutthügel vom Klosterbau
sehen. Eine schmale Terrasse am Hangfuß, die heute mit
Obstbäumen bepflanzt ist, deutet auf einen Vorwall mit Palisade
oder eine umlaufende Ringmauer hin.
Für die Motte wäre aus typologischen Gründen eine Entstehung
etwa im 12. Jh. zu vermuten, doch fehlen jegliche historische
Nachrichten zur Burg und ihren Besitzern. Frühe Urkunden
bezeugen in O. Besitz des Klosters St.Peter und die Herren von
Tengen als Lehensnehmer des Klosters St.Gallen (bis 1237).
Irgendwo im Bereich O. wird 1296 ein Burgstall in einem
Dingrodel erwähnt, bei dem es sich um die Motte handeln könnte.
Die Motte könnte auch in Bezug stehen mit einer möglichen
Verkehrsverbindung von hier durch das Zastler Tal nach
St.Blasien. Dieser Weg dürfte für die Zähringer seit dem Erwerb
der Vogtei über das dortige Kloster um 1090 (nach Streit
bestätigt um 1125) interessant geworden sein und könnte somit
auch das Vorhandensein einer kleinen Burgstelle im hinteren
Zastler Tal erklären.
Ein vordergründig naheliegend erscheinender Bezug zum
benachbarten Kloster Oberried ist fraglich, da dieses erst im
17. Jh. an diesem Standort errichtet wurde. Ob ältere
Klostergründungen durch die Nonnen von Günterstal und die
Wilhelmiten
in O. oder- wahrscheinlicher -im Ortsteil St.Wilhelm bestanden,
ist unklar.
Die Motte, die auch schon als eiszeitlicher Rundhöcker
missinterpretiert wurde, ist eines der schönsten Beispiele für
diesen selten gewordenen, da äußerst fragilen frühen Burgtypus
im gesamten Regierungsbezirk Freiburg.