zum Inhaltsverzeichnis

Die Chronik des Musikvereins Eschbach
100 Jahre musikalisches Wirken und Vereinsleben im Wandel der Zeit
1905
wird der Verein und die Kapelle am 31. Dezember 1905 im Gasthaus „Löwen" gegründet. Bürgermeister Pius Rombach wird zum 1. Vorsitzenden gewählt.

1906
an Fronleichnam tritt die Kapelle zum ersten Mal öffentlich in Eschbach unter Dirigent M. Koch aus Freiburg-Littenweiler auf,

1913
wird die erste Vereinsfahne feierlich eingeweiht

1914-1918
muss der Verein seine musikalische Tätigkeit während der Dauer des 1. Weltkriegs unterbrechen, da die Musiker an die Front berufen werden.

1915
versenden Eschbacher Bürger und Vereinsmitglieder Feldpostschachteln mit Landjägern und Zigarren an die Vereinsmitglieder an der Front.

1919
formiert Wilhelm Läufer die Kapelle wieder neu und bildet junge Musikanten aus: Gemeinsam mit den zurückgekehrten Musikern wird die Probenarbeit wieder aufgenommen. Der Verein hat den gefallenen Kameraden Pius Schweizer zu beklagen.

1931
feiert der Verein sein 25-jähriges Stiftungsfest im Gasthaus „Löwen"

1933
übernimmt Karl Schuler aus Kirchzarten das Dirigat der Kapelle. Eine neue und besondere musikalische Ära findet ihren Anfang.

1939
wird dem Verein von den Nationalsozialisten verboten, an Fronleichnam zu spielen. Unter Protest stellt daraufhin der Verein das Musizieren ganz ein. Der 1. Vorstand, Ratschreiber Josef Helmle sammelt die Instrumente ein und bringt sie in Sicherheit.

1939-1946
wird die Vereinstätigkeit aufgrund der Wirren des 2. Weltkrieges ganz unterbrochen. Wieder müssen aktive Musiker in den Krieg ziehen, einige kommen gar nicht mehr, andere erst nach langer Gefangenschaft wieder nach Hause.

1946
im Winter ruft Karl Scherer als Initiator und bisheriger Vizedirigent die zurückgekehrten Musiker zur Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit und der Probenarbeit zusammen. Junge Musiker lernen unter seiner Anleitung das Spielen eines Blasinstrumentes.

1947
spielt die neu aufgestellte Musikkapelle an Fronleichnam Prozessionsmärsche. Der Verein gibt sich eine neue Satzung, die 1948 in Kraft tritt. Max Spitz wird zum 1. Vorsitzenden gewählt.

1948
kehrt Karl Schuler aus russischer Gefangenschaft zurück und übernimmt wieder die Leitung der Kapelle.

1955
erzielt die Kapelle beim Wertungsspiel in Freiburg-St. Georgen die Note „vorzüglich”,

1955
feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen mit einem eindrucksvollen Jubiläumsfest.

1958
nehmen die Musiker am Bundesmusikfest in Karlsruhe teil und erhalten bei der Teilnahme am Wertungsspiel ebenfalls die Note „vorzüglich‘.

1965
wird das 60-jährige Vereinsjubiläum beim neuen Feuerwehrgerätehaus gefeiert.

1967
umrahmt der Musikverein die Einweihungsfeier der neuen Eschbacher Halle. Die Musiker haben nun ein neues Aufführungsdomizil, auch für das jährlich stattfindende Weihnachtskonzert.

1970
beginnen über 25 „Zöglinge" die Ausbildung an einem Instrument unter Anleitung einiger Aktiver, Bald darauf hat die erstmals in der Vereinsgeschichte gegründete Jugendkapelle ihren ersten Auftritt.

1971
gibt es erstmals einheitliche Uniformen.

1972
zieht der Musikverein vom alten Rathaus in sein neues Probenlokal im Untergeschoss des neu erbauten Kindergartens.

1978
wird durch viele Neuzugänge in der Kapelle abermals eine neue Uniform erforderlich und u. a. aus dem Erlös eines „Zeltmusikfestes" angeschafft.

1980
feiert der Verein sein 75-jähriges Jubiläum mit einem Festakt und einem Festwochenende.

1981
nimmt der Verein am Bundesmusikfest in Villingen-Schwenningen teil.

1983
kann Karl Schuler sein 50-jähriges Dirigentenjubiläum in Eschbach feiern.

1984
gibt Max Spitz nach 34 Jahren als 1. Vorsitzender sein Amt an seinen Stellvertreter
Georg Mayer ab.

1984
Nach 52 Jahren als Dirigent in Eschbach übergibt Karl Schuler den Taktstock an Manfred Gimbel.

1985
veranstaltet der Musikverein ein Festkonzert anlässlich des 80-jährigen Bestehens.

1986
nimmt der Verein am 6. Bundesmusikfest in Freiburg mit einem Sternmarsch teil.

1987
wird die erste große Konzertreise nach Berlin als offizieller Vertreter des Landes
Baden-Württemberg bei der 750-Jahr-Feier durchgeführt.

1989
am Karfreitagmorgen ist der Musikverein zum ersten Mal im Radio beim „Morgenläuten" des Südwestfunks zu hören.

1992
unternimmt die Kapelle eine Konzertreise zum 9. internationalen Trachtentreffen in
Bliesransbach/Saarland.

1995
blickt der Verein bei einem großen Musikfest auf sein 90-jähriges Bestehen zurück.

1997
veranstaltet der Verein ein Wunschkonzert anlässlich der Ehrung zweier seit 50 Jahren aktiver Musiker.

1998
führt der Verein unter Dirigent Dirk Müller das Weihnachtskonzert wegen Neubaus der Halle in der Pfarrkirche St.Jakobus durch,

1999
nimmt der Verein am „Eschbach-Treffen” in Eschbach/Loreley teil und gestaltet die Festlichkeiten musikalisch.

1999
umrahmt der Musikverein die Feierlichkeiten zur Eröffnung der neuen Halle in Eschbach. Das neue Probenlokal im Obergeschoss der Halle wird bezogen.

2001
gibt der Verein das „Konzert der Generationen" mit Aufführungen der Jugendkapelle und des Gesamtorchesters unter Manfred Gimbel und ehrt langjährig aktive Musiker.

2003
führen einige Aktive des Vereins erstmals ein Theaterstück in der Halle Eschbach
auf, mit musikalischer Unterstützung in den Pausen durch ein vereinseigenes Bläserensemble.

2003
wird mit dem Konzert „Rhapsodie in Air" bei Musikalischem und Kulinarischem im
Pfarrhof ein neuer Veranstaltungsrahmen erfolgreich eingeführt.




Die Gründer und das Gründungsprotokoll
Gründungsprotokoll (Umschrift) No. 1

Nachdem mehrere hiesige Einwohner bestrebt waren, hier eine Musik zu errichten, so hat man für gut befunden zu diesem Zweck einen Musik-Verein zu gründen. Zu diesem Zweck wurden auf den heutigen Tag alle Freunde und Gönner einer Musik zu einer Versammlung im „Löwen" eingeladen. Diese Versammlung war sehr gut besucht, und in der Versammlung wurde die Gründung eines Vereins beschlossen. Es traten zu diesem Verein vorläufig 52 „nichtausübende” und 14 „ausübende" Mitglieder bei.

Die bereits schon entworfenen Satzungen wurden in der Versammlung verkündet, ergänzt und durch Versammlungsbeschluß angenommen.

Auch wurde mittels geheimer Wahl der Verwaltungsrat dieses Vereins gewählt. Der Verwaltungsrat besteht somit aufgrund des Wahlergebnisses aus folgenden
Mitgliedern:

I. Vorstand:
Pius Rombach, Bürgermeister

Il. Vorstand:
Albert Rombach, Landwirt von Stegen

Schriftführer:
Josef Helmle

Rechner:
Wilhelm Scherer, Gemeinderechner

Inventarier:
Karl Ihringer

Musiker:
Joseph Tritschler
Joseph Maier
Karl Walter

Die Rechnungsführung beginnt ordnungsgemäß mit 1. Januar 1906.
Der Verwaltungsrat beschließt: Die aufgestellten Satzungen der zuständigen Behörde vorzulegen und dieselben in das Vereinsregister eintragen zu lassen.
Eschbach, den 31. Dezember 1905
Der Verwaltungsrat
Pius Rombach, Bgstr.
Josef Helmle, Schriftfhr.
Wilhelm Scherer
Karl Ihringer
Joseph Tritschler
Joseph Maier
Karl Walter



Die Fahnenweihe 1913

Auszug aus der Vereinschronik und Denkschrift anlässlich der 25-jährigen
Stiftungsfeier am 14. Juni 1931 als Originaltext:

Umschrift: (Bezug auf die Generalversammlung vom 21. Juli 1912)

„.. In dieser Versammlung wurde die Anschaffung einer Musikvereinsfahne beschlossen. Die Mittel zur neuen Musikvereinsfahne wurden durch freiwillige Spenden gedeckt, eine Versammlung im Jahre 1913 an der sich 157 Personen des Kirchspiels beteiligten, erbrachte die schöne Summe von 293 Mk 36 d. Besonders gedenken wir heute an dieser Stelle den beiden Vorständen | u. Il Bgstr. Rombach mit 10 Mk und Karl Ihringer mit 50 Mk.
Allen diesen 157 Stiftern zur Fahne nimmt die Vereinsleitung heute an dieser Stelle nochmals Anlaß, allen aufs herzlichste dafür zu danken. Die neue Fahne wurde von Herrn Rud. Dischler in Freiburg geliefert komplett für 258 Mk, und es verdient an dieser Stelle festgehalten zu werden, dass durch freiw. Spenden bereits 40 Mk mehr eingingen als die Fahne kostete und folgedessen nun der Musikverein an der Fahnenweihe am 4. August 1913 in sehr angenehmer Lage an 85 anwesende Vereinsmitglieder 61 Liter Bier pro Person 2 Würste mit Kartoffelsalat (Musiker pro Person 3 Würste mit Kartoffelsalat) aus der Musikvereinskasse zu bezahlen. (61 l Bier a 27 d 85 Essen 42 x 55 d 54,12 Mk)"

(Anmerkung der Red.: d stand damals für Pfennig)



Aufwendungen der Gemeinde Eschbach für den Musikverein von 1924 bis 1949

03.11.1924
Der Gemeinderat beschließt, dem Musikverein zur Beschaffung und Reparatur von Musikinstrumenten ein Darlehen von 200 RM zu bewilligen. Dieses Kapital wird dem Rechner Josef Helmle sofort ausgezahlt und ist innerhalb von drei Jahren (auf den 1.12.1927) zurückzuzahlen. Das Darlehen ist bis zu diesem Termin zinslos.

1925
Die Gemeinde spendet ein Fass Bier für 17,55 RM wegen Mitwirkung des Vereins beim Dienstjubiläaum des Ratschreibers Hug.
Die Gemeinde bewilligt 50 RM für Noten und Reparatur von Instrumenten und gewährt eine Zuwendung von 50 RM für das Mitwirken bei kirchlichen und weltlichen Festen. Die 100 RM werden nicht bar ausgezahlt, sondern sind für die Tilgung des 1924 gewährten Darlehens zu verwenden.

1926
Die Gemeinde bewilligt 50 RM zur Anschaffung von Noten sowie zur Instandsetzung von Musikinstrumenten, außerdem 50 RM für die Mitwirkung bei weltlichen und kirchlichen Festen. Auch diese insgesamt 100 RM werden für die Tilgung des 1924 bewilligten Darlehens verwendet.

1927
Die Gemeinde kauft für den Musikverein einen gebrauchten Aktenschrank für 40 RM.

1927-1930
Die im Haushaltsvorschlag der Gemeinde für die genannten Jahre eingestellten 50 bzw. 100 RM für Spielen bei Festen und 50 RM für Musik und Gesang wurden
nicht ausgezahlt.

1932
Die Gemeinde stiftet für das Spielen am Tag der Nationalen Arbeit (1. Mai) ein Fass Bier für 13,30 RM.

1933
Die Gemeinde stiftet dem Musikverein für das Spielen anlässlich der Reichtagswahl am 12.11.1933 Bier für 6 RM.

1937
Der Musikverein erhält von der Gemeinde für das Spielen bei verschiedenen politischen Anlässen 20 RM.

1948
Die Gemeinde gewährt zur Unterstützung der Musikkapelle einen Beitrag von
50 DM.

1949
Für Getränke an Fronleichnam zahlt die Gemeinde der Musikkapelle 9 DM.



  100 Jahre Musikverein Eschbach - Ein Kulturträger im Wandel der Zeit
von Prof. Siegfried Thiel


100 Jahre welch ein kurzer Zeitraum im Verlauf der Weltgeschichte, aber welch lange Zeit im Leben eines Vereins. Das 20. Jahrhundert hat den Verein geprägt, ein Jahrhundert, welches in der ersten Hälfte von zwei Weltkriegen bestimmt wurde und in der zweiten Hälfte sich eines Wohl» Standes erfreuen durfte, wie er noch nie da gewesen war.

Heute, am Anfang des neuen Jahrhunderts, werden aber Entwicklungen und Umwälzungen sichtbar, die neue Anforderungen bringen und hoffentlich auch neue Möglichkeiten eröffnen. Darauf wird sich der Verein einstellen die Erfahrungen aus der Vergangenheit machen Mut dazu.

Als der Musikverein Eschbach am 31. Dezember 1905 auf Anregung von Joseph Tritschler gegründet wurde, war Eschbach eine Gemeinde von ca. 600 Einwohnern. Diese Zahl blieb bis 1950 fast gleich, stieg aber danach sprunghaft auf heute (2005) 1.375 an.

Die alten Bilder und Flurkarten von damals zeigen eine kleine Streusiedlung rund um die Kirche, umringt von einer Gemarkung‚ die von Einzelhöfen bestimmt und gegliedert wird hinauf bis fast 900 m Meereshöhe. Das Gebiet um den Reckenberg war noch unbebaut, das Unter-, Mittel- und Obertal säumten einige Häuser und Gehöfte entlang der ViIlinger Landstraße nach St. Peter hinauf. Viele Höfe waren noch strohgedeckt, verfügten über eine eigene Wasserversorgung und waren noch weitgehend Selbstversorger. Die Äcker liefen die Bergflanken auf der Sommer- und Winterseite hinauf und hinunter wo heute vorwiegend Wald und Wiese zu sehen sind, stand damals die „Frucht“.

Aber auch die ersten Zeichen der Moderne waren erkennbar, nicht zuletzt durch die verstärkte Industrialisierung des Deutschen Reiches nach dem Krieg mit Frankreich von 1870/71. 1903 wurde das Schul- und Rathaus errichtet und die erste zentrale Wasserversorgung der Gemeinde gebaut ursprünglich als Schulbrunnen gedacht, an die sich nach und nach 15 Häuser anschlossen. Beispielhaft lässt sich dies an der zunehmenden Verwendung des Fahrrades ablesen, die eine größere Mobilität und damit auch Unabhängigkeit im Dorf brachte. Von den Pfarrern wurde dies nicht gerne gesehen, vor allem die Benutzung des Rades durch die „WeiberIeut". Wahrscheinlich kann auch die Gründung des Musikvereins auf dem Hintergrund größerer Selbstständigkeit und erhöhter Mobiiität betrachtet werden, die neueren ldeen und Organisationsformen Raum gaben.

‘l. Vorsitzender des Vereins wurde 1905 Plus Rombach, der Löwenwirt. der seit 1901 auch Bürgermeister war und dieses Amt bis 1931 innehatte. lm Hinblick auf die Entwicklung des Vereins war diese Wahl besonders wichtig, weil er die gesellschaftliche Anerkennung vermitteln konnte und dazu auch eine finanzielle Förderung leistete.

Diese war deshalb besonders wichtig, weil bei den meist jungen Musikern in der Regel kaum Geldmittel für den Kauf von Instrumenten vorhanden war. Hier ist auch der damalige Pfarrer Gustenhofer zu nennen, der 1.000 l\/lark aus seiner privaten Schatulle zur Verfügung stellte und damit zur "Anschubfinanzierung" beitrug. Pfarrer Gustenhofer war auch sonst ein großzügiger und selbstloser Spender. Ein Satz aus seinem Testament zeigt dies deutlich: „Vermögen wird sich bei meinem Tode nicht finden“. So hatte er u. a. seine Lebensversicherung beIiehen‚ um immer wieder helfen zu können, wobei er sich, wie einer seiner Nachfolger, Pfarrer Joseph Hog berichtete, manchmal auch von Durchreisenden ausnutzen ließ. Aber diese Unterstützung für den Musikverein war richtig und auch in kirchlichem Interesse, denn schon im Jahr darauf betrachtete es der Musikverein als seine vornehmste Pflicht, bei der Fonleichnamsprozession zu spielen. Natürlich nicht nur da, sondern bei fast allen öffentlichen und kirchlichen Anlässen der nächsten Jahre.

Aber schon wetterleuchtete es am Horizont. Europas Nationalstaaten konnten mit ihren wachsenden technischen Möglichkeiten und imperialistischen Machtansprüchen anscheinend nicht umgehen. Das deutsche Kaiserreich wollte mit Frankreich und England im Hinblick auf Weltgeltung gleichziehen und begann deshalb 1913 einen Krieg, der mit der Katastrophe von 1918/19 endete. Die weitere Entwicklung des Vereins wurde zwangsläufig unterbrochen, weil viele Musiker Kriegsdienst leisten mussten. lnsgesamt verloren 22 Eschbacher ihr Leben in diesem unsinnigen Krieg, darunter der aktive Musiker Pius Schweizer.

Nach dieser nationalen Katastrophe, die die Begriffe Nation und Vaterland fragwürdig erscheinen ließ, rückte der Begriff der Heimat als zentrale Orientierungshilfe in den Mittelpunkt der Gesellschaft. Nicht nur als Richtschnur für die Weimarer Republik, sondern auch für den badischen Staat und damit auch für die einzelne Gemeinde. In Eschbach zeigte sich dies u. a. daran, dass die Musikkapelle wieder schnell neu aufgestellt werden konnte. Treibende Kraft dabei war Wilhelm Läufer vom Peterhof, der sich gleichzeitig um die Ausbildung des Nachwuchses sorgte. Beinahe 5 Jahre Krieg hatten eben jede sinnvolle Weiterentwicklung empfindlich gestört die Lücken in der Besetzung der Kapelle mussten so schnell wie möglich geschlossen werden. Aber die Weltwirtschaftskrisen der 20-er Jahre wirkten zwangsläufig auch auf den Musikverein zurück. Besonders die Anschaffung und Instandhaltung der Musikinstrumente (Umstimmungen etc.) erforderte wieder finanzielle Beträge in einer Höhe. die in bäuerlichen Gesellschaften mit ihrer Naturalwirtschaft und Selbstversorgung nicht so leicht aufzubringen sind. Aber die Eschbacher Einwohner ließen ihre Musiker nicht im Stich. und die Chroniken berichten von der Großzügigkeit der Eschbacher Waldbesitzer, die über einen außerplanmäßigen Holzeinschlag die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen konnten.

Am 14. Juni 1931 wurde das erste Jubiläumsfest des Vereins gefeiert. d. h. man beging die 25. Stiftungsfeier, wenn auch ein Jahr später vielleicht aus Termingründen. lm selben Jahr war der Mitgründer und erste Vorstand, Altbürgermeister Pius Rombach. gestorben. Ihm folgte als Bürgermeister Wilhelm Läufer, der Peterbauer. Er sorgte zusammen mit Ratschreiber Josef Helmle, der 30 Jahre von 1926 bis 1956 im Dienst war und den Vorstand im Musikverein innehatte. dafür, dass die Gemeinde Eschbach nicht zu sehr von untragbaren Entscheidungen der nationalsozialistischen Diktatur betroffen wurde. Manches aber ließ sich nicht verhindern und auch der Musikverein war davon betroffen. Einerseits war man durchaus bereit bei nationalen Anlässen zu spielen. Als aber im Verlauf der zunehmend kirchenfeindlicheren Politik der Nationalsozialisten dem Musikverein verboten wurde, bei der Fronleichnamsprozession zu spielen. stellte dieser protestierend am 9. Juli 1939 die aktive Tätigkeit ein. Außerdem waren im Zweiten Weltkrieg die meisten Musiker Soldaten, so dass wie schon im ersten Weltkrieg, keine Aktivitäten möglich waren. Bewundernswert die Risikobereitschaft einzelner Mitglieder wie des 1. Vorstandes Josef Helmle, der noch die meisten Musikinstrumente einsammeln konnte, um sie dem möglichen Zugriff eifriger Materialsammler für Kriegszwecke zu entziehen.

Es folge die Nachkriegszeit mit ihrer unbeschreiblichen Not. Einquartiert waren Ausgebombte aus Freiburg, dazu Teile der Bevölkerung von Gündlingen bei Merdingen, die sich schon 1944 vor der französischen Artillerie nach Eschbach geflüchtet hatte. Dazu noch 16-jährige Jungen vom Volkssturm, die in Schule und Bürgersaal einquartiert waren. Wie sollte es da mit dem Musikverein weitergehen? Aber gerade in solch schwierigen und dunklen Zeiten wächst auch die Sehnsucht nach Normalität, nach gemeinsamem Tun, nach Kommunikation auf möglichst unbeschwertem Gebiet.

So fanden sich wie nach dem ersten Weltkrieg am raschesten die Vereine wieder zusammen. lm Winter 1946/47 rief Karl Scherer (Tenorhorn) die verfügbaren ehemaligen Aktiven wieder zum Spielen auf.

Dazu kamen die später aus der Gefangenschaft Heimkehrenden. So konnten schon 1947 bei der Fronleichnamsprozession wieder die vertrauten Prozessionsmärsche von den Musikern gespielt werden, wenn auch unter der wachsamen, weil misstrauischen Beobachtung der französischen Militärbehörden, die alle gesellschaftlichen Aktivitäten überprüften. Ein Beispiel dafür ist die 1948 von der Militärregierung erlaubte „Gründungsversammlung", die eigentlich nur die „Neukonstitution" des alten Vereins darstellte, der sich schon 1947 eine neue Vorstandschaft und Satzung gegeben hatte.

Der neu aufgestellte Verein konnte die allgemeine positive Entwicklung vor allem nach der Währungsreform von 1948 nutzen. Es wurde nun überhaupt erst möglich, neue Musikinstrumente zu kaufen, Dirigenten ein kleines Salär zu bezahlen, Gastvereine einzuladen und an Wertungsspielen teilzunehmen.

Einer der Höhepunkte zum Abschluss der Nachkriegszeit war 1955 das Fest zum 50jährigen Vereinsjubiläum, von dem heute noch die dabei Gewesenen berichten, es sei das schönste Fest gewesen, das in Eschbach jemals stattgefunden hatte. Die junge Bundesrepublik Deutschland mit ihrem Wirtschaftswunder und der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft von 1954 bildeten dafür den optimistischen Rahmen‚ der auf europäischem Feld durch die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 in Rom einen weiteren institutionellen Abschluss fand. Bei Max Spitz als erstem Vorstand und dem 1948 spät aus der Gefangenschaft heimkehrenden Dirigenten Karl Schuler sowie verdienten Mitstreitern wie Karl Scherer war der Musikverein Eschbach in guten Händen, direkt abzulesen an den Erfolgen, die bei Wertungsspielen erreicht wurden und dem zu beobachtenden ständig steigenden Niveau. Dazu ermöglichte die 1967 neu gebaute Turn- und Festhalle an der Schule neue Formen der Festgestaltung, die vorher im Gasthaus „Löwen" stattgefunden hatten.

Das 60-jährige Vereinsjubiläum 1965 beim Feuerwehrhaus war gleichzeitig Abschluss und Neubeginn, denn Eschbach begann sich massiv zu verändern. im selben Jahr wurde mit der Bebauung des Gebietes "Sommerberg" begonnen, dessen Erschließung erst den Bau der Schule mit Halle ermöglicht hatte. Weitergebaut wurde in Richtung L127 (Villinger Landstraße) einschließlich des Baugebiets Reckenberg. Durch den massiven Zuzug von Neubürgern aus Freiburg und dem übrigen Bundesgebiet wurde eine Entwicklung in Richtung „Verstädterung" eingeleitet.

Der Musikverein Eschbach hat diese Entwicklung bewusst und positiv aufgenommen. Das war auch notwendig, denn gesellschaftiiche Probleme, die sich bei einer solchen Zuwanderung besonders zeigen, können nur dann bewältigt werden, wenn sie öffentlich gemacht werden. Die Gründung der Jugendkapelle Anfang der 70er Jahre war so eine Entscheidung, die auch der Eingliederung der Neubürger dienen konnte und sollte. Die weiter zunehmende Aufnahme von Mitgliedern aus anderen Gemeinden und Gemeindeteilen zeigt die Öffnung des Vereins (und der Gemeinde) in eine neue Zukunft. wobei aber die Funktion des Vereins als integrations- und ldentifikationsfaktor innerhalb der Gemeinde erhalten blieb. Das 75-jährige Jubelfest im Jahr 1980 zeigte diese beginnende Entwicklung überdeutlich, wobei der grandiose Festumzug, das Festbankett und der große „Bunte Abend" das Wirken des Vereins in der Gemeinde und sein Hineinwirken in den größeren regionalen Raum verdeutlichten.

Diese Entwicklung hat sich in den 90-er Jahren fortgesetzt, wobei vor allem sichtbar wird, wie jung die Kapelie des Musikvereins ist und wie gleichzeitig die stattliche Schar von fördernden Mitgliedern eine zusätzliche Verankerung in der Gemeinde darstellt.

Welche erzieherische Aufgabe ein solcher Verein hat, kann mit einem sarkastischen Ausspruch von Napoleon umschrieben werden: „Ein Pfarrer erspart mir 10 Gendarmen”. Übertragen könnte man heute sagen: Was die Vereine für die Erziehung, Sozialisation und Integration der Jugendlichen und der Erwachsenen leisten, kann nicht hoch genug geschätzt werden und wäre von staatlicher Seite auch gar nicht zu leisten.

So geht der Verein gut aufgestellt ins Jubiläumsjahr 2005. Die hundert Jahre seiner Geschichte in Verbindung mit den Ereignissen in Gesellschaft, Kirche, Gemeinde und Staat haben gezeigt, wie sich der Musikverein immer wieder auf die wechselnden Zeitläufe eingestellt hat, waren sie auch noch so schwierig. Möge dies auch in Zukunft gelingen auf dem Weg durch die Zeit im neuen 21. Jahrhundert.


Eschbacher Musikkapelle nach einem Auftritt im Frühjahr 1928

Vorstanschaft und Kapelle des Musikvereins Eschbach beim 25-jährigen Stiftungsfest 1931




Die Vereinsgeschichte der ersten 50 Jahre


Der Musikverein Eschbach e. V. feiert im Jahr 2005 sein 100-jähriges Jubiläum. Die ersten 50 Jahre der Vereinsgeschichte sind anlässlich des 50-jährigen Stiftungsfestes vom ehemaligen 1. Vorstand Josef Helmle im Jahr 1955 so ausführlich erfasst und beschrieben worden, dass wir diese Niederschrift als schon historisches Dokument im Original wiedergeben möchten.

Originalabschrift aus der Festschrift 1955
„Lange schon bestand unter den Einwohnern von Eschbach der Wunsch, eine eigene Musikkapelle zu besitzen, da man bei Bedarf immer auf auswärtige Kapellen angewiesen war. Diesem Wunsche zu entsprechen, hat sich ein hiesiger Bürgersohn namens Joseph Tritschler, Schreiner, im Jahre 1905 entschlossen, eine Musikkapelle zu gründen. Er verständigte hiervon einige gleichgesinnte, musikliebende junge Männer, die sich ihm willig anschiossen. Diese brachten ihr Vorhaben alsbald bei dem damaligen Bürgermeister Pius Rombach, Löwenwirt, zum Ausdruck. Dieser begrüßte das Vorhaben und stand den unternehmungslustigen jungen Leuten mit Rat und Tat zu Seite. Es wurde dann auf den 31. Dezember 1905 alsbald eine Versammlung aller Musikfreunde in das Gasthaus „Zum Löwen", einberufen. Die große Anzahl der Erschienenen rechtfertigte das Vorhaben in vollstem Maße. Von den Anwesenden wurde sofort die Gründung des Musikvereins beschlossen. Der Kapelle traten alsbald 14 ausübende Mitglieder bei. Es war dies folgende:

1. Joseph Tritschler +
2. Joseph Maier, ausgewandert nach Amerika
3. Karl Walter. Stegen  +
4. Pius Schweizer +, im ersten Weltkrieg gefallen
5. Konrad Hug
6. Wilhelm Läufer
7. Max Rombach +
8. Otto Andris, Stegen
9. Karl Andris +, Stegen
10. Andreas Rombach +
11. Albert Hug +
12. Emanuel Scherer +
13. Otto Helmle +
14. Wilhelm Faller

Von diesen sind 9 gestorben.

52 der Anwesenden ließen sich als passive Mitglieder aufnehmen. Durch die Wahl des Vorstandes und des Verwaltungsrates wurde die Gründung des Vereins endgültig besiegelt und damit der jungen Kapeile Rückhalt und Fortbestand gewährleistet. Bei der Wahl des Verwaltungsrates wurden folgende gewählt:

Als. 1. Vorstand Pius Rombach. Bürgermeister,
2. Vorstand Albert Rombach, Stegen,
als Schriftführer Josef Heimle,
als Rechner Wilhelm Scherer, Schneidermeister,
als Beisitzer Karl lhringer, Joseph Tritschler‚ Joseph Maler und Karl Walter.

Mit großer Liebe und Hingabe widmeten sich nun die jungen Leute ihrer Ausbildung als junge Musikanten. Auch kirchlicherseits wurde in Anbetracht der Mitwirkung der Kapelle bei kirchlichen Anlässen dem Unternehmen Verständnis gezollt. Schon beim nächsten Fronleiehnamsfest im Jahr 1906 trat die junge Musik mit gutem Erfolg an die Öffentlichkeit. Als 1. Dirigent war Herr Koch von Littenweiler bestellt. der jeweils zu den Proben am Bahnhof Kirchzarten mit dem Fuhrwerk abgeholt und wieder hingebracht werden musste, weil es damals noch keine motorisierten Fahrzeuge gab. Dies war für die einzelnen Pferde- und Fuhrwerksbesitzer eine opfervolle. schwere Aufgabe, besonders zur Winterszeit. Aber dieser edlen Kunst zuliebe haben sie sich dieser Aufgabe unentgeltlich unterzogen.

lm Laufe des Jahres hatten verschiedene Dirigenten die Leitung und Ausbildung der Musikkapelie übernommen. Nach dem 1. Weltkrieg war es Herr Wilhelm Läufer. der die Musikkapelle wieder neu formierte. Unter zuzug etlicher junger Leute für die durch den Krieg aus der Kapelle ausgeschiedenen Musikanten nahrn er die Leitung und Ausbildung derselben als Dirigent bis auf weiteres seibst in die Hand. Herr Schuler von Kirchzarten leitete die Kapelle seit 1933 bis zum Beginn des 2. Weltkrieges.

Große Schwierigkeiten bereitete dem jungen Verein die finanzielie Seite. Schon die Anschaffung der Instrumente und Musikalien erforderten große Opfer von der Einwohnerschaft, da dem Verein die Anschaffung aus Vereinsmitteln nicht möglich war. Ebenso veranlasste die Anschaffung einer Vereinsfahne, die Mildtätigkeit der Allgemeinheit in Anspruch zu nehmen. Die Erwartungen haben vollauf befriedigt und die neue Fahne wurde am 4. August 1913 geweiht. Die Umstimmung der Musikinstrumente verursachte wiederum große finanzielle Sorgen. ln lobenswerter Weise haben aber die Waldbesitzer durch Hoizspenden die fehlenden Mittel zum Teii gedeckt, so dass die Instrumente ausgebessert und umgestimmt werden konnten.

Während des 50-jährigen Bestehens der Musikkapelie und des Vereins fungierten als Vorstände und Vereinsleiter die folgenden:
Von der Gründung [31.12.1905] bis 23.2.1919 Pius Rombach, Bürgermeister. Er wurde nach dem 1. Weltkrieg zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Vom 23.2.1919 bis 20.7.1924 Wilhelm Scherer, Schneider jr.
Vom 20.7.1924 bis 19.7.1925 Emanuel Scherer. Wagnermeister
Vom 19.7.1925 bis 2.9.1928 Wilhelm Läufer, Peterhof
Vom 25.11.1928 bis 15.8.1930 Hauptlehrer Walch
Vom 15.8.1930 bis 24.2.1935 Wilhelm Saum, Schneidermeister
Vom 24.2.1935 bis 24.1.1937 Karl Scherer, Wagnermeister
Vom 24.1.1937 bis 10.10.1937 Josef Spitz, Landwirt
Vom 10.10.1937 bis Ausbruch des 2. Weltkrieges Josef Helmle, Schriftführer seit Gründung bis 1931.

Die beiden Weltkriege haben dem Vereinsleben große und unerwartete Opfer an Gut und Blut auferlegt, die die Vereinstätigkeit fast völlig zum Erliegen brachte. Mit der Genehmigung der Militärregierung ist der Verein am 18.1.1948 wieder neu konstituiert und die Neuwahl des Verwaltungsrats vorgenommen worden, wobei der jetzige Vorstand Max Spitz zum 1. Vorstand gewählt wurde. Mit neuem Mut und Ausdauer wurde die Tätigkeit wieder aufgenommen.

Nach dem 2. Weltkrieg war es ganz besonders der unermüdliche Musikfreund und stellvertretende Dirigent Karl Scherer, der die alten Kameraden zu neuem Tatendrang anspornte und ermunterte. Durch Vorbildung jungen Nachwuchses hat er sich um den Fortbestand der Musikkapelle besonders verdient gemacht. Am 14. Juni 1931 feierte der Verein im Gasthaus „Zum Löwen" im schlichten Rahmen das 25-jährige Stiftungsfest. Rechner Hug verfasste eine umfangreiche Denkschrift, die zur Verlesung kam. Am Pfingstmontag 1954 war die Kapelle beim Musikfest in Pfaffenweiler vertreten und beteiligte sich am Wertungsspielen in der Mittelstufe. Sie erheilt die Note gut bis sehr gut nebst einem schönen Pokal.

Am gieichen Tag und tags darauf spielte sie beim Feuerwehrfest in Stegen. Am 10. Juli 1954 beteiligte sie sich an dem Musikfest in Kappel. Am 15. Mai 1955 war sie beim Musikfest in Bingen und Ihringen. Am 22. Mai 1955 war sie in St. Georgen beim dortigen Musikfest und beteiligte sich am Wertungsspiel in der Mittelstufe. Sie erhielt die Note „vorzüglich“ nebst einer Urkunde. Herr Karl Schuler von Kirchzarten leitet die Kapelle nun wieder seit Kriegsende bis heute. Es muß dankbar anerkannt werden, dass er die Kapelle zu hohen Leistungen befähigte und zur respektablen Höhe brachte. Möge er noch recht lange an der Spitze der Kapelle ausharren."

Verfasst von Josef Helmle anläßlich des 50-jährigen Stiftungsfests 1955