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Stegen-Weiler aus der Sicht des Geistlichen Rates Dr. Fridolin Mayer

....Weiler im Zartener Tale war im 12. Jahrhundert ein Besitztum der Herzöge von Zähringen, welche einen sogenannten Ministerialen-Dienstmann, Edelknecht, Burgwart, daraufsetzten. Als Herzog Berthold II. ein Kloster zu gründen beabsichtigte, schickte er mehrere solche Dienstmänner aus, die des Schwarzwaldes besonders kundig waren, um einen günstigen Platz dazu auszusuchen. Die Namen der Ausgesandten waren: 
Kuno von Zähringen, 
sein Sohn Hitto von Weiler 
und dessen Söhne Giselbrecht und Hiltebert. 
Sie schlugen den Ort vor, auf dem dann der Herzog das Familienkloster der Zähringer baute: St. Peter, in welches am 1. Juli 1093 Hirsauer Benediktinermönche einzogen. Nach dem Aussterben der Zähringer und deren Nachfolger, der Grafen von Freiburg, entwickelte sich das Besitztum Weiler zu einer eigenen kleinen Herrschaft, zu der auch das untere Ibental und der Lindenberg gehörten. Im Jahre 1525 wird urkundlich der Name Stegen für die Herrschaft angeführt. Sie zählte damals 28 „ hüser von gemeynen lütten “ (das sind wohl Bauernhöfe) und dazu den Herrensitz, d. h. das Schlößchen. 

Im Jahre 1584 waren Besitzer der Herrschaft Herren aus dem Adelsgeschlecht von Reischach. 

Nach deren Aussterben wurde 1589 ein Bürgerlicher mit der Herrschaft belehnt: Justinian Moser, beider Rechte Doktor. Er und seine Nachkommen waren damit auch Herren des Lindenberges. Über die Ausübung der Herrschaft geben die Kirchenvisitationsberichte des Kapitels Breisach einigen Aufschluß. Der Herr von Weiler betrachtete sich als Eigentümer der Lindenbergkapelle. Auch die darin erzielten Opfer betrachtete er als sein Eigentum und verwendete sie für sich, ferner behauptete er 1650, er könne die Wallfahrt versehen lassen, durch wen er wolle. Die Kapelle hatte in diesem Jahre zwei Pfleger, welche die Opfergaben, „ so nit gering ", und die übrigen Gefälle einzogen. Sie legten lediglich dem Herrn von Weiler als der Ortsobrigkeit darüber Rechenschaft ab, so daß der Pfarrer von Kirchzarten nicht angeben konnte, wozu die Einkünfte verwendet werden. Er vermutete indes, daß der Herr von Weiler diese großenteils zu eigenem Nutzen verwende. Im übrigen hielt die Ortsherrschaft die Kapelle in gutem Zustande; der Pfarrer konnte 1666 berichten, es sei ihm nicht bekannt, daß seither bedeutendere Schäden an der Kapelle nicht ausgebessert worden seien. 

Als der Letzte dieses Geschlechtes gestorben war, verlieh Kaiser Leopold im Jahre 1702 seinem Statthalter Johann Friedrich von Kageneck, dem Begründer dieses gräflichen Hauses Breisgauer Linie, die Grundherrschaft Stegen. Das war ein großes Glück für die Wallfahrt Lindenberg, denn dieses gut katholische Geschlecht hat sich um Staat und Kirche bis in unsere Tage verdient gemacht; 22 Söhne und 14 Töchter aus ihm weihten sich dem Herrn im geistlichen Stand. Schon Abt Steyrer widmete sein Lindenbergbüchlein dem Freiherrn von Kageneck mit der Begründung, „weil dessen preiswürdigster Eifer für Auf- und Zunahme gedachter Marianischer Wallfahrt mir nicht unbewusst“. Heute beherbergt Stegen eine Missionsschule der Herz-Jesu-Priester mit einem Rektor, einem Schuldirektor, mehreren Patres als Lehrern und etwa 40 Zöglingen, wozu der Herrensitz mit der kunstvoll ausgestatteten Kapelle, seinem idyllischen Park und der ländlichen Stille sehr geignet ist....

Auszug aus dem Büchlein „Maria Lindenberg“ 
Erzb. Missionsinstitut Freiburg i.Br. 1950
Seiten 105-108

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