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Die Markenhofkapelle ist renoviert
Ein beachtliches Maß an Eigeninitiative des heutigen Eigentümers
Badische Zeitung vom 25.11.1985

Kirchzarten-Burg (ar). Viel bleibt nicht mehr zu tun, bis die kleine ‚Markenhofkapelle in Burg am Wald vollständig renoviert ist. Mit viel Eigeninitiative und beachtlichem finanziellen Aufwand setzte der Eigentümer, Wolfgang Kullmer aus Stegen, das verwahrloste Gemäuer in Stand. Was noch fehlt, sind die witterungsabhängigen Malerarbeiten.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg soll die Markenhofkapelle entstanden sein. Pfarrer Franz Kern führt in seinem kürzlich erschienenen Buch über die Kapellen im Dreisamtal in die Geschichte der Markenhofkapelle ein. Demnach errichtete wahrscheinlich der damalige Bauer des Hofes, Matthias Markh, die Kapelle aus Dankbarkeit darüber, daß seine Tochter auf wundersame Weise der Ermordung durch die plündernden schwedischen Reiter entgangen war. Altar, Figuren oder Bilder existieren nicht mehr; was die Jahrhunderte der Kapelle gelassen haben, sind zwei hölzerne Kniebänke. Über dem Eingang läßt sich die Jahreszahl 1801 erkennen, so daß der jetzige Bau auf ein 185j ähriges Bestehen zurückblicken kann.

Das Grundstück an der Markenhofstraße, auf dem die Kapelle steht, ging Ende der sechziger Jahre in den Besitz der Familie Kullmer über. Neben der Kapelle waren noch ein zerfallenes Gewächs- und ein ebenso morsches Waschhaus vorhanden. Die Kapelle war verunstaltet durch einen hölzernen Anbau, der, so der heutige Besitzer, „ein Vielfaches des Volumens der Kapelle“ aufweist. Dieser Anbau hatte zuvor einem Bildhauer als Atelier gedient, auch als Garage mußte das Anhängsel herhalten. Zuletzt diente er als Abstellraum. Das Dach sei kaputt gewesen, erinnert sich Wolfgang Kullmer, und der Anbau wäre vom Verfall gekennzeichnet gewesen. „Das war der Anlaß für eine erste bauliche Maßnahme“, kommentiert Kullmer, zumal „man wirklich nichts von dem Ding“, gemeint ist die Kapelle, „erkennen konnte,

Mitte der siebziger Jahre fiel so der undekorative Anbau dem Abriß zum Opfer. Da der Anbau teilweise über dem Dach der Kapelle war, stellte die sich hernach als „skalpiert“ hervor. Der Eigentümer Kullmer schritt zur Tat und versah die Markenhofkapelle aus dem Abbruchmaterial mit einem neuen Dach. Das Mauerwerk, erklärt er, habe fortan zwar nicht mehr gelitten, doch diente die Hofkapelle fortan Kindern als Tummelplatz.

Die kleine Glocke im Dachreiter fiel schließlich noch einem Dieb in die Hände. Jedoch nach ein, zwei Jahren habe die Polizei der entwendeten Glocke wieder habhaft werden können. Und - „das ist eines der Wunder“, sagte Kullmer - die Glocke hatte auf einmal wieder einen Schwengel bekommen, der vorher schon längst gefehlt hatte. Der Räuber, scheinbar auf Kirchenraub spezialisiert, hatte das Glöcklein instandgesetzt.

Trotz dieser Kostenersparnis wurde die Renovierung der Kapelle für Kullmer ein teurer Spaß. Nachdem „das alte Gemäuer“ weiter zerfallen war und das, was lange Jahre wertlos gewesen war, auf einmal von der Öffentlichkeit, wieder als wertvoll angesehen wurde, entschloß sich der Besitzer zum Gang zum Landesdenkmalamt. Dort wurde die Markenhofkapelle für erhaltenswürdig befunden, und Kullmer, nachdem er eilig im Spätsommer 1984 einen Kostenvoranschlag in Höhe von rund 5300 Mark eingeholt hatte, bekam in Aussicht gestellt, daß das Land sich zu 50 Prozent an den Kosten beteiligen würde.

In diesem Jahr kam endlich grünes| Licht für die Instandsetzung. Im September ging der Gipser als erster ans Werk; mit so viel Lust und Liebe sei der Handwerker an die Arbeit gegangen, resümiert Kullmer, daß er selbst auch Interesse gefunden hätte. Auch wenn zunächst geplant gewesen war, die Kapelle nur soweit zu sanieren, daß sie dem Verfall trotzt, fand man seitens des Denkmalamtes bei Kullmer offene Ohren, als der Vorschlag, kam, auch innen alles hübsch und ordentlich zu machen. Jedoch, seufzt Kullmer, wenn auch ohne Groll, auf, sei seine Annahme falsch gewesen, daß mit zunehmenden Kosten auch der Landeszuschuß in die Höhe klettern würde. So kam dieser Tage unter dem Strich heraus, daß aus den rund 5300 Mark inzwischen 6500 Mark geworden waren. Der öffentliche Zuschuß beläuft sich allerdings nur auf knapp 2700 Mark; „vermutlich krieg’ ich das“, spekuliert der Besitzer.

Immerhin hatte sich bei der Instandsetzung auch die Gemeinde Kirchzarten nicht lumpen lassen. Nachdem Bürgermeister von Oppen Unterstützung zugesichert hatte, wandte sich Kullmer im Spätsommer an den Bürgermeister. Allerdings wollte er kein Geld von der Gemeinde, sondern Sachleistung. Und um den Grund der Kapelle mit Kieseln aufzufüllen, damit Regenwasser besser ablaufen kann,
trat so in den Herbstferien der Bauhof zur tatkräftigen Mithilfe an.

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