Der Markenhof - Gründer Konrad Goldmann
Quelle: https://stolpersteine-in-freiburg.de/
KONRAD GOLDMANN
085 | Mozartstraße 30, 79104 Freiburg | A
KONRAD (Elchanan) GOLDMANN wurde am 20.März 1872 in Tukum im Kurland
geboren. Er studierte Ingenieurwesen an der Hochschule in
Mönchengladbach, wo er auch sein Diplom erhielt. Er wohnte in
Seelbach/Lahr und zog 1907 nach Freiburg um. Er lebte bis 1921 in
verschiedenen Wohnungen, unter anderem in der Faulerstraße,
Mozartstraße, Karlstraße, Friedrichstraße und gründete die Firma Draht-
und Kabelwerke in der Wentzingerstraße 34. Verheiratet war er mit
ROBERTINA GOLDMANN, geb. KATZ. Ihr gemeinsamer Sohn Martin Goldmann
(*10.August 1901) übernahm 1925 die Firma, die in Wego-Werke umbenannt
worden war. Er floh im März 1933 über Basel nach London, 32 Jahre alt.
KONRAD GOLDMANN war, wie Ruben Frankenstein in seinem Artikel über ihn
berichtet (Quelle 36, S. 124ff.), ein "leidenschaftlicher Anhänger
einer nationalen jüdischen Wiedergeburt." Ihm reichte es nicht, nur
Mitglied in einer zionistischen Ortsgruppe zu sein. Seine Firmengewinne
wollte er für die Gründung eines jüdischen Landwirtschaftsvereins und
einer Ausbildungsstätte zur Vorbereitung auf die Ausreise nach
Palästina verwenden. Mit anderen kaufte und gründete er 1919 den
Markenhof bei Kirchzarten-Burg in der Nähe von Freiburg.
Markenhof-Absolventen - zum Beispiel der Sohn von JULIAN ROSENTHAL und
SOFIE ROSENTHAL, Ludwig (später Uri) Rosenthal und seine Frau, waren
die Mitgründer des ersten Kibbuz von deutschen Juden in Palästina,
Bet-Sera im Jordantal.
Ab dem Jahr 1925 in der Finanzkrise nach dem 1.Weltkrieg geriet auch
die Firma Wego-Kabelwerke von KONRAD GOLDMANN in Finanznot. Er sah sich
gezwungen, den Markenhof 1925 zu verkaufen. 1930 musste er auch die
Villa in der Mozartstraße 30 verkaufen. Er zog in die Mozartstraße 14
und danach in die Weiherhofstraße 16 um. KONRAD GOLDMANN floh
schließlich in die Schweiz und nach Frankreich.
"Aus einem Dorf im Elsass", so schreibt Ruben Frankenstein, "kam noch
eine letzte Nachricht von ihm, wonach er einsam und verlassen sein
ganzes Vermögen verloren habe." ( ... ) 1940, mit der deutschen
Besetzung Frankreichs, wurde er von den Nazis verhaftet und im KZ
Drancy, nördlich von Paris, inhaftiert. Konrad Goldmann wurde durch die
menschenunwürdigen Bedingungen im KZ Drancy am 15.Juli 1942 ermordet.
Er wurde 70 Jahre alt.
STOLPERSTEIN-Verlegung für KONRAD GOLDMANN im Januar 2005
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle
der deutschen Juden in der Ausgabe vom Februar 1925: "Auf dem Gebiet
der Erholungsfürsorge sei erwähnt, dass der Markenhof bei Freiburg im
Schwarzwald von dem Besitzer pachtfrei für ein Erholungsheim der Jugend
überlassen und schon in diesem Sommer von den Angehörigen aller
Jugendorganisationen beschickt werden soll. Es können dort jährlich 500
Jugendliche gegen Ersatz der Verpflegungskosten Aufnahme
finden."
Auf dem Gut Markenhof bei Kirchzarten betrieb seit 1919 Alexander Moch
aus Schwanau-Nonnenweier eine Landwirtschaft, die auch als Hachschara,
das heißt der Vorbereitung auf die Einwanderung nach Palästina diente.
Der Markenhof gilt als "erster Kibbuz deutscher Juden" (Ruben
Frankenstein). Das Lehrgut wurde vom jüdischen Unternehmer Konrad
Goldmann finanziert. Er richtete mit seinen Mitteln auch eine Synagoge
auf dem Hof ein, deren Fenster von Friedrich Adler aus Laupheim
gestaltet wurden. Später gab Goldmann die Fenster als Schenkung an den
Bürgermeister Meir Dizengoff für das Tel Aviv Museum of Art. Im Museum
Schloss Großlaupheim sind Kopien der Fenster zu sehen, Motive der 12
Stämme Israels. Die Säulen, die die Fenster von Adler ursprünglich
umrahmten, befinden sich heute in einem Kibbuz bei Nahariya (Kibbuz
Beit Haemek/Israel). Hier erinnern auch Gedenktafeln an den in Drancy
umgekommenen Konrad Goldmann und an den Markenhof
Kirchzarten.