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Die Geschichte des Markenhofes
Karl Motsch
Alemannische Heimat, Nr. 5, 1937

An den Eingängen zu den beiden uralten Paßstraßen über den Schwarzwald, dem Höllen- und dem Wagensteigtale, haben wir eine kleine Siedlung, die eigentümlich genug, jedesmal auch eine Wirtschaft aufweist. Vor dem Höllental ist es die alte Wirtschaft zum Himmelreich und vor dem Wagensteig- und Ibental die Wirtschaft zu Burg oder der heutige Laubische Hof. Um diese alten Wirtschaften haben sich naturgemäß größere und kleinere Höfe festgesetzt, die teilweise von dem „Fremdenverkehr“ lebten, Schmiede, Wagner, Taglöhner usw. Aber bei beiden finden sich eine Anzahl größere Höfe, die, wohl ebenso alt, Landwirtschaft und Viehzucht trieben. Gerade die Höfe zu Burg und die in ihrer Nähe können schon auf ein ehrwürdiges Alter zurückblicken, sie enden schließlich im Dunkel der Vorgeschichte, wovon nur noch wenige Bodenspuren uns ein stummes Zeugnis geben. Aber diese Mauerreste aus großen Dreisamwacken sagen genug von der Festungsbaukunst der alten Reiten, die hier ihre Burg Tarodunum gebaut hatten, deren Name bis heute noch lebendig ist. So mag auch der Markenhof der nächst der Keltenmauer bei dem Laubischen Hofe erstand, noch als Siedelung in jener Zeit gründen, worüber uns die Geschichte nichts näheren zu berichten weiß. Interessant ist noch, daß ebenfalls ganz in der Nähe letztes Jahr auf einem Acker Reste eines Landhauses entdeckt wurden, deren Tonziegel auf römischen Ursprung hinweisen.

Bestimmte Nachrichten von den Höfen erfahren wir erst, als das Kloster St.Märgen in dieser Gegend Land erworben hatte und seine Besitzrechte geltend machte. In dem sog. Dingrodel von Zarten vom Jahre 1397 hat der Abt Johann vom Kloster St.Märgen diese Rechte an den Höfen im Zartener Tal säuberlich aufgezeichnet. Es ist darin die Rede von dem „hoff ze Burg und alle die güter, die dar in zinsent“. Der ,,hoff ze Burg“ ist aller Wahrscheinlichkeit nach der sogenannte Müllerbauernhof und eines der dazugehörigen Güter war der Markenhof. Lange erfahren wir nichts mehr über die Geschichte bis im Jahre 1462 das Kloster unter dem Druck seiner Schulden, die ihm hauptsächlich durch die schlechte Verwaltung seiner Schirm- und Kastenvögte verursacht waren, alle Güter im Dreisamtale an die Stadt Freiburg verkaufte. In den nachfolgenden Jahren richtete die Stadt in Kirchzarten die Talvogtei ein und kurz nach 1500 wurden die Güter genau vermessen und im Beraine vom Jahre 1505 verzeichnet. Nun fließen auch die Quellen reichlicher. Um 1500 saß ein Hans Wirbser auf dem Hofe, der noch im Jahre 1535 in einer Streitsache als Zeuge erwähnt ist. Auf einer Schätzungsliste vom Jahre 1575 ist ein Michel Schörlin als Besitzer angegeben. Zu den darauffolgenden Jahren finden sich die Namen: Mathis Mentz, Mathis Sidler - bis zum 30jährigen Kriege sehr häufig vorkommende Hofeigentümer im Dreisamtale - Wolf Steinhart und Chrystan Wyllmann - beides heute noch vorkommende Sippennamen im Schwarzwald. Vielleicht haben die Nachwirkungen des Bauernkrieges zu einem häufigeren Besitzwechsel Anlaß gegeben. Nach dem Michel Schörlin folgte ein Martin Meder und dann mehrere Geschlechter lang die Markh, von denen auch der Hof den Namen hat.

Der erste, ein Matheis Markh, mag nach dem 30jährigen Kriege auf den Hof gekommen sein, denn im Jahre 1679 machte noch eine Tochter Maria, die in Breitnau lebte, Ansprüche auf das Erbe ihres verstorbenen Vaters von ihrem Bruder Christian, der schon Lehensbesitzer war. Aber die Zeiten scheinen sehr schlecht gewesen zu sein und der Bruder war trotz des großen Hofes zahlungsunfähig; denn am 2l. Januar 1681 war er ihr immer noch 28 Gulden schuldig. Um anscheinend etwas bares Geld zu bekommen, verkaufte dieser Christian an seinen Bruder Ulrich am 7. Dezember 1682 eine Hofstatt und eine Juchert Acker. Der jüngste Sohn des Christian Markh, Mathis Markh, erhält nach altem Erbhofbrauch den Hof am 13. Februar 1716, und dieser bezahlt für Haus, Hof, Scheuer, alle Liegenschaften den Betrag von 1575 Gulden. Dessen Sohn Simon Markh, der ihm im Lehensbesitz folgte, war aber von einem schweren Unglück betroffen worden: der Hof brannte im Jahre 1760 ab. Anscheinend war es im Sommer dieses Jahres geschehen, denn am 2. September nahm er 100 Gulden zur Erbauung seines Hauses bei Jakob Pfaff in Eschbach auf und verzinste sie mit 5 Prozent. Aber das aufgenommene Geld reichte nicht, im nächsten Jahre machte er nochmals Schulden und lieh am 21. August bei Lorenz Föhrenbach in Zarten wieder 100 Gulden, ebenfalls zu 5 Prozent und gab dafür 12 Jucherten Matten als Pfand. Dieser Simon Markh war der letzte seines Geschlechts auf dem Markenhofe, seine Tochter Maria erhielt den Hof, und sie heiratete einen Michel Gremmelsbacher, dessen Nachkommen wieder mehrere Geschlechter lang auf dem Hofe waren. Die Uebergabe an den Michel Gremmelsbacher muß um die Mitte der 1780er Jahre geschehen sein, denn am 13. März 1788 zahlte er die Zinsen und Gebühren die bei der Hofübergabe üblich sind. Auch er hatte dasselbe Unglück wie sein Vorfahr auf dem Hofe zu erleiden. An einem kalten Wintermorgen am 22. Januar 1795 zwischen 5 und 6 Uhr, stand er schon lichterloh in Flammen, als man es merkte und zu Hilfe eilen konnte. Alle Fahrnisse verbrannten, beinahe alles Vieh und zu allem Unglück kam noch „eine alte Weibsperson“ in den Flammen um. Nach langen Verhandlungen und vielen Schwierigkeiten konnte er wieder ein neues Hofgebäude erbauen, schon damals bestand die Vorschrift, daß bei Neubauten der Schwarzwaldhäuser mindestens der Sockel aus Stein sein müsse und so baute er sein Haus teils aus Stein und teils aus Holz. Auf eine Eingabe an die Stadt erhielt er eine größere Menge Bauholz aus dem Wald von Bickenreute, einem jetzt noch der Stadt eigentümlichen Gute jenseits von Kirchzarten im Oberrieder Tale.
 
Nach mehrmaligem Besitzerwechsel im vorigen und im jetzigen Jahrhundert befand sich zuletzt auf dem Markenhof eine Bauernhochschule, die seit einiger Zeit von einer Abteilung des weiblichen Arbeitsdienstes abgelöst wurde.
Karl Motsch