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Die Schwesterngemeinschaft von der ewigen Anbetung auf dem Lindenberg 1854-1869
bei St.Peter im Schwarzwald

von Joseph Hog
in: Freiburger Diözesan-Archiv 97. Band, 3. Folge, 29. Band, 1977, Seite 569-583

Das Schicksal der Klostergründung auf dem Lindenberg im vergangenen Jahrhundert verdient es, in der Diözesangeschichte endlich festgehalten zu werden. »Mägde vom Lindenberg« nannten sie sich selbst, diese tapferen Töchter des hl. Franz und der hl. Clara; »arme Mägde Christi« nannte man sie im Haus Nazareth in Sigmaringen und bei den Benediktinerinnen in Ottmarsheim. Noch steht das arme Klösterlein als »Kaplanei« auf dem Lindenberg, eines der armseligsten kirchlichen Gebäude der Erzdiözese, noch leben die letzten Zeugen, die die »Mägde« noch kannten, in Zarten, Eschbach, St.Peter und Unteribental; die Grabstätte in Ottmarsheim ist die einzige Gedenkstätte, die noch ganz erhalten ist und Namen nennt. Auf dem Gubel bei Menzingen jedoch liest man immer noch die Chronik und denkt an die einstige Zweigniederlassung dieses heute so blühenden Anbetungsklosters der Kapuzinerinnen. Die Einsicht in die dortige Chronik und das Studium der Akten in Karlsruhe und im Ordinariatsarchiv in Freiburg gaben erst in neuester Zeit einen vollen Aufschluß über die Gründung, die Blüte und den Untergang des Anbetungsklosters auf dem Lindenberg.

Der Ursprung der Gründung ist im Priesterseminar St.Peter zu suchen. Subregens Theodor Lender war die treibende Kraft 1. Den Vorstehern war mit dem Dienst im Seminar auch die Pfarrseelsorge übertragen, dem Subregens die Seelsorge der Frauen und Jungfrauen. So bildete sich in der Gemeinschaft des III. Ordens der Weltleute eine Kerngruppe, die den Willen und die Bereitschaft hatte, das Priesterseminar durch besonderes Gebet zu unterstützen. Aus der Pfarrei Breitnau fand diese Gruppe Hilfe. Im Jahrhundert zuvor hatte dort schon Pfarrer Magon, der heute noch ein Ehrengrab auf dem dortigen Friedhof hat, versucht, ein Frauenkloster zu gründen, wovon ihn Abt Michael Fritz abzubringen versuchte 2. So kamen 1850 aus Breitnau Veronika Benitz, aus Schwärzenbach Fides und Maria Tritschler, aus Zarten Magdalena Pfändler und waren bereit, mit Katharina Ruf vom Steingrubenhof in St.Peter eine Gebetsgemeinschaft zu gründen. Katharina Ruf kaufte am 9.3.1852 von den Geschwistern Kleiser das Haus und die Ökonomie mit Feldern (heute Haus Zähringer Straße 3), wozu Tritschler und Benitz das Geld gaben und sich das Recht sicherten, für 20 Jahre mit noch 3 Gefährtinnen das Wohnrecht und die Mitnutzung der Felder zu haben 3. Dieses »Zusammenleben mehrerer unverheirateter Frauenspersonen in St.Peter« erregte anläßlich der Landesvisitation des Regierungsrates etwas Bedenken wegen der Nähe des Priesterseminars 4. Im gleichen Zusammenhang erscheint jedoch bereits die bessere Lösung dieser Frage, wenn diese Frauenspersonen auf dem Lindenberg sich niederließen. Darüber ließ der Großherzogl.-Kath. Oberkirchenrat gutachtlich am 26. 1. 1856 das Ministerium wissen, daß dagegen nichts einzuwenden sei, nur werden Bedenken gegen die Wallfahrt auf dem Lin denberg angemeldet. Subregens Lender hatte in dieser Richtung bereits längst klug vorgearbeitet. Er liebte den Lindenberg offenkundig, wie auch die anderen Vorsteher und die Seminaristen von St.Peter. Dort war in aller Stille die seit 1806 mit dem Inderdikt belegte, notdürftige Wallfahrtskapelle wiedererstanden, seit 1820 etwa, angefertigt worden 5.

Die Ibentäler Bauern, Besitzer des Lindenberges, sahen ihren uralten Wunsch der Wiederherstellung ihrer lieben Wallfahrt und damit ihrer Kirche in greifbarer Nähe und waren für jeden Gottesdienst dort dankbar. 1849 hatte Erzbischof Hermann Gottesdienste dort wieder gestattet 6 .

Freilich hatte dieses Vorgehen die katholischen Gegner der Wallfahrten, insbesondere den älteren — aufgeklärten — Klerus, zu Gegenaktionen veranlaßt. Dort beschloß man, das »eigensinnige«, die Verordnungen der weltlichen und geistlichen Obern nicht sonderlich achtende Verhalten der Bauern zu tadeln. Allerdings ist aus den Dekanatsakten zu ersehen, daß im Klerus eine heftige Diskussion (Priesterseminar und jüngere Geistliche gegen die älteren Geistlichen: die Pfarrer von Buchenbach, Kirchzarten, Kirchhofen usw., wohl auch aus Sorge um die eigenen Pfarreien und Wallfahrten) entstanden war 7.

1851 hatte der Seminardiener Gregor Gremmelsbacher das Bruderhäuschen mit Platz und Weg den Bauern von Unteribental abgekauft 8.  Er übernahm den Mesnerdienst und leistete offenbar weiter Dienste als Diener im Priesterseminar. Er wurde später der Hausmeister und offenbar Ökonom der Landwirtschaft der späteren Klostergemeinschaft. Im Sterbebucheintrag der Gemeinde Unteribental wird er »Gutsverwalter« genannt; er gehörte dem Gemeinderat Unteribental an.

Bereits 1854 kaufte Veronika Benitz das Wirtshäuschen bei der Kapelle und 1858 den Renzenhof der Gemeinde Eschbach (Grundbuch Eschbach), der unmittelbar an die Linden berggebäude angrenzt. Diesen Kauf konnte sie dadurch bewerkstelligen, daß sie das ihr als Alleinerbin gehörende Elternhaus — Schuhmächerlehof — in Breitnau verkaufte. Ihre Mutter Theresia geb. Waldvogel, für die sie zu sorgen hatte, hatte sich bereits der Gebetsgemeinschaft angeschlossen und zog nun auch 1854 von St.Peter auf den Lindenberg. Die Gebetsgemeinschaft behielt das Kleisersche Anwesen in St.Peter und nutzte vor allem die dortige Landwirtschaft. Im Jahre 1855 wurde nun die weltliche Obrigkeit aktiv, da Gottesdienst und Wallfahrt den Gegnern des Lindenberg zum Ärgernis wurden. Am 11. Sept. 1855 erließ unt. Nr. 19375 die Regierung des Oberrheinkreises in Freiburg an den Gemeinderat Unteribental folgenden Beschluß:

»Dem Herrn Landrat in Freiburg werden seine Akten mit dem Auftrage zurückgefordert, sorgfältig darüber zu wachen, daß die alten kirchenobrigkeitlichen Anordnungen streng befolgt werden und hiernach in der Kapelle auf dem Lindenberg keinerlei gottesdienstliche Handlungen, als Messelesen, Beichehören, Predigen udgl. verrichtet werden, daß ferner die Kapelle stets unter Verschluß gehalten und allem etwaigen Unfug jeder Art bei derselben kräftig vorgebeugt werde.« gez...

Auf der Rückseite: »Vorseitige Abschrift geht an den Gemeinderat Unteribental zur Nachricht und genauen Überwachung. Freib. 11. X. 1855 9.« Offenkundig tat man im Unteribental das Gegenteil, die Herrn des Priesterseminars hielten die Gottesdienste, die Mägde beteten und arbeiteten tüchtig weiter. Am 18. 12. 1855 antwortet das Innenministerium (GLA 235/13100) auf die Anfrage des Regierungsrates Obkircher wegen der Gottesdienste auf dem Lindenberg, ob die seit 1849 dort abgehaltenen Gottesdienste zu dulden seien: »Nach unserer mit der Landesamtlichen übereinstimmenden Ansicht dürfte dies wenigstens unter den gegenwärtig obwaltenden Verhältnissen gestattet sein.« Ergebnis: Karlsruhe gestattet, was Freiburg zu verbieten versucht hat. Somit waren im Jahre 1856 die Anfänge der Klostergemeinschaft auf dem Lindenberg vorhanden, jedoch äußerste Vorsicht geboten, daß nicht weitere Schwierigkeiten entstehen konnten. Veronika Benitz, die sich als die treibende Kraft erweist, bemüht sich, ihre Gründung als weltliche Vereinigung erscheinen zu lassen. Was damals in einem Gesellenhaus in Köln und Freiburg möglich und gesetzlich erlaubt war, konnte man ihr nicht verbieten. So verteidigte sie später ihr Tun (siehe Vernehmungsprotokoll bei Störk). Subregens Lender war in seinenPlänen grosszügiger und weniger ängstlich. Die Chronik des Gubel, Kloster der Ewigen Anbetung der Kapuzinerinnen, berichtet recht deutlich von der Tätigkeit des Subregens Lender von St.Peter 10. In der dortigen Chronik Bd. 1. S. 15 steht: »1857 am 16. Herbsten kommt abends spät der H. H. Subregens von St.Peter von seinem Diener begleitet an die Pforte unseres Klosters. Er verlangt dringend, die Frau Mutter zu sprechen. ... es haben sich bei St.Peter in einem Haus mehrere versammelt und diese seien entschlossen, ein Klösterlein zu gründen. Diese Reise habe er unternommen, um zu sehen, wo ihm ein Kloster am besten gefalle, und wo er zugleich auch Hilfe erlangen könne. Am Morgen des 17. Herbsten — Wundmale St.Franzisci — hielt er das Amt... Es wurde beschlossen, wenn die Jungfrauen in St.Peter einverstanden wären, so müssten 2 von denselben auf den Gubel kommen, um die Ordnung einzuüben und das Noviziat zu beginnen. Zwei von unseren Schwestern müssten dann mit ihnen hinunter, um auch die anderen einzuüben... sowie die ewige Anbetung einzuführen... Im Dezember kamen nun die 2 Töchter: Magdalena Pfändler (aus Zarten), sie war die erste, die in St.Peter den Anfang gemacht hat; die andere hieß Veronika Benitz... diese zwei Töchter wurden in die Lehrstube geführt und in der klösterlichen Ordnung unterrichtet.« S. 18. Es rückt nun die Zeit heran, wo die zwei Novizen wieder auf den Lindenberg zurückkehren sollten. Der Subregens bat dringend, sie zu schicken. 1. 8. 1858: H. H. Pfarrer Röllin (Pfr. v. Menzingen) verreist selbst nach St.Peter und auf den Lindenberg. Er findet alles bereitet und in Ordnung. In der Zwischenzeit war also auf dem Lindenberg gebaut worden, d. h. das Bruderhäuschen war zum Kloster umgebaut worden, so wie es heute noch als Kaplanei dasteht. Durch den Kauf des Renzenhofes war auch dort Platz für weitere Mägde gefunden worden und vor allem die wirtschaftliche Existenz gesichert. Die Gubelchronik fährt S. 18 fort: »Pfarrer Röllin will, da auf dem Lindenberg so einfache Leute sind, die einfachsten ihnen mitgeben: Schwester Ida Hubmann und Schwester Juliana Wyss 11. Der Ausdruck „einfach" besagt doch von unserem alemannischen Sprachgebrauch her soviel wie „arm", und auf dem Gubel war man wahrhaftig nicht begütert, sondern lebte franziskanisch arm und bescheiden. Chronik I S. 19: „4. X. Fest St. Franzisci: Abschied auf dem Gubel mit dem Salve Regina. Sie gehen zu Fuß nach Zug, mit dem Fuhrwerk nach Luzern, mit der Eisenbahn nach Freiburg, wo sie der Hofkaplan des Erzbischofs abholt, zum Erzbischof und dann zu den Vinzentinerinnen bringt, am anderen Tag reisen sie nach St.Peter und auf den Lindenberg." S. 20: „8. Okt. 1858 morgens um 8 Uhr ist ein Amt mit Aussetzung des Ss. und die erste Betstunde wird nun von Schwester Idda u. Juliana gehalten, die Anbetung wird jedoch erst im Laufe des Jahres 1859 zur „ewigen Anbetung“ erweitert, nachdem die klösterliche Ordnung nach und nach eingeübt ist. Der Herr Subregens war nun als Superior des Klosters die meiste Zeit auf dem Lindenberg." 21. Juni 1859 ist die erste Einkleidung von 7 Kandidatinnen. 27. Aug. 1859: Pfr. Röllin und Frau Mutter reisen auf den Lindenberg: „Es ist große Freude, als sie den guten Fortgang des neuen Klosters sahen." Es ist nun Profeß der Schwestern Heinrika (Magdalena Pfändler) und Franziska (Veronika Benitz). Leider liegen keine genauen Unterlagen für die einzelnen Kandidatinnen vor, die Mitglieder der Gemeinschaft der Mägde sind nur aus den Totenbucheinträgen in St.Peter, Sigmaringen und Otmarsheim festzustellen und aus Namensangaben in den Gerichtsakten bei der Auflösung 1869.

Aus dem Briefwechsel der einen Schwester Maria Schmid aus Oberlauchringen, der von den Angehörigen 1975 dem Lindenberg zur Verfügung gestellt wurde, ist zu ersehen, wie eine Kandidatin ihre ganze Habe und ihr Erbanteil der Gemeinschaft zur Verfügung stellt und so sich glücklich schätzt, am Aufbau ihres Klösterchens mithelfen zu können (Hausarchiv Lindenberg). Maria Schmid starb im Alter von 35 Jahren 1868, kurz vor der Schließung des Klosters.

In der Zeit zwischen 1859 und 1866 erfolgte auch der Erweiterungsbau der Lindenbergkapelle nach dem Vorbild der Gubelkirche. Die Kapelle wurde ein Drittel nach hinten erweitert, die Empore als Platz der Schwestern eingebaut, zur Empore eineigener Aufgang und zu diesem ein gedeckter Gang auf der Südseite der Kapelle zum Wirtschaftsgebäude. Das Türmchen wurde von der Vorderseite des  Daches auf die neue Südseite über die Empore gesetzt, da die Schwestern zu jeder beginnenden Gebetsstunde, wie auf dem Gubel heute noch, ein Glockenzeichen gaben. Im Tal wußte man dann: sie beten. Unterblieb das Läuten, so wußte man: Es stimmt etwas nicht, man muß helfen!

Den Bauarbeiten war die Regelung der rechtlichen Verhältnisse vorausgegangen. Bis 1860 hatte die Kapelle noch den 18 Bauern von Unteribental gehört. Sie wurde durch Gemeinderats- und Bürgerbeschluss in den Besitz der Gemeinde übergeführt, der Kapellenfond hatte für die Unterhaltung zu sorgen, für größere Arbeiten verpflichtete sich die Gemeinde aufzukommen. Der Veronika Benitz und ihren Gefährtinnen wurde das Recht zur Benutzung der Kapelle übertragen, die Geistlichen des Priesterseminars besorgten die Gottesdienste. Seitens des Ministeriums wurde gegen diesen Vertrag auf Anfrage kein Einwand erhoben. Veronika Benitz erwarb weiterhin ein Stück des ehemaligen Pretschenhofes, offenbar Waldgelände. Von der Gemeinde St.Peter wurde rühmend erwähnt, ebenso von der Gemeinde Eschbach, wie die Schwestern den landwirtschaftlichen Betrieb auf eine vorbildliche Höhe brachten und eine bedeutende Ertragssteigerung erreichten. 1859 und 1861 werden Einkleidungen von jeweils sieben Schwestern erwähnt; es wird auf andere Kandidatinnen und Mägde auf dem Renzenhof hingewiesen, die zur Erprobung der Gemeinschaft angehören. Die Chronik des Gubel erwähnt vor allem 1866 das blühende Leben auf dem Lindenberg, in dem man eine stets wachsende Zweig- oder Tochtergründung sieht. Als 1866 die Erweiterung der Kapelle, heute noch an den runden Fenstern, wie auf dem Gubel, zu erkennen, abgeschlossen war, konnte auch von einer Blüte der Wallfahrt gesprochen werden. Der Neupriester Wilhelm Störk feierte dort seine Pimiz. Er wurde so auch der treueste Verteidiger des Lindenberg und sein Chronist. Er hatte als Theologe die Entwicklung der Klostergemeinschaft miterlebt, als Seminarist die hervorragende Persönlichkeit von Regens Lender kennengelernt. In seiner Artikelfolge „Wallfahrtsgeschichte des Lindenberg" finden wir jeweils auch die Quellenangaben und Hinweise auf die benützten Archivalien. Man kann also keineswegs die Berichte von Störk etwa im Lindenberggebetbuch nur als „Andachtsliteratur ohne historischen Wert" abtun. Die Bevölkerung des Ibentales, von Eschbach, Rechtenbach und St.Peter erfreute sich eines vor allem an den Sonntagen und Marienfesten sehr würdigen Gottesdienstes. Die Mägde hatten eine Orgel beschafft; es waren drei Glocken auf dem neuen Türmchen; es wurde mehrstimmige deutsche und lateinische Gesänge vorgetragen. Auf der Empore hatten die Schwestern an der Wand ein sehr ausdrucksstarkes Kreuz, an dessen Seite sie bei der Anbetung knieten. Dieses Kreuz aus der Barockzeit, vielleicht aus dem Kloster St.Peter stammend, wird heute noch als Andenken und Heiligtum in Zarten bei den Verwandten der Magdalena Pfändler aufbewahrt.

In der mündlichen Überlieferung bei der ältesten Bevölkerung in der Umgegend sowie im Haus Nazareth und in Ottmarsheim bei den Bendiktinerinnen weiß man aber auch von der Armut und Not der „Mägde" zu berichten, aber auch von ihrer Frömmigkeit und Heiligkeit, wie sie die Armut ertragen haben. Wenn man den Grundriß der Gebäude, die mit einer Mauer umfriedet waren, in den Grundbuchakten in Unteribental betrachtet und das noch heute stehende größte Gebäude, die Kaplanei, sich anschaut, muß man sich fragen, wie hier 46 Ordensmitglieder leben und wohnten konnten. Dazu kam noch eine kleine Wohnung für den Geistlichen und den Mesner. Die 1975 abgebrochene Scheuer stand noch nicht, Stallgebäude und Waschhaus waren offenbar armselige Hütten. Da wir aus dem Totenbuch von St.Peter erfahren, wer in dieser Zeit auf dem Lindenberg starb, woher er war und wie alt beim Tode, wird uns klar, wie sie wohl zusammenkamen, wie sie auch litten und darbten. Von 1862-1868 starben 12 Jungfrauen, von denen keine das 40. Lebensjahr erreichte. Wir müssen wissen, wie kalt es wohl im Winter auf dem Lindenberg war, besonders in der Kapelle. Wohl konnten die Schwestern im Winter bei Nacht die Anbetung vom Gang des Klösterleins aus halten, da dort ein schmales Fenster, das heute noch existiert, den Blick zum Hochaltar erlaubte. Man muß wissen, wie groß wohl im Sommer die Not bei Hitze und Trockenheit war. Die Wasserversorgung war ja bis in die neueste Zeit ein Kummer auf dem Lindenberg wie auf dem Gubel. Die schöne Höhenlage dieser Gebetsstätten hat auch eine andere Seite. Die alten Schwarzwaldhöfe baute man an etwas geschütztere Plätze und nicht so an den Wind!

Die kirchenpolitische Situation, das Verhältnis von Regierung und Kirchenbehörde, waren von 1866 an der Gemeinschaft auf dem Lindenberg wahrhaftig nicht günstig. Der Erzbischof war sich offenbar bewußt, daß die Gemeinschaft auf dem Lindenberg in ihrer offenkundigen Abhängigkeit vom Kloster Gubel und dessen Obern den Vereinbarungen von 1860 12 nicht entsprach. So wurde auch keine einzige Verordnung über den Lindenberg und seine Gemeinschaft kirchlicherseits erlassen. Mit der Verschärfung der kirchenpolitischen Situation nach 1866, besonders unter der Regierung Jolly, die von einem harten Kurs der Liberalen getragen war, zog sich nun das Gewitter über dem Lindenberg zusammen. Die Zeitgenossen sprechen von einer unmittelbaren Folge der Beschlüsse des Offenburger Parteitages der Liberalen. So kam es im Herbst 1868 zu einer Anzeige wegen des „Klosters" auf dem Lindenberg beim Bez.-Amt Freiburg. Oberamtmann Haas berichtete an das Ministerium. Dieses beauftragte den Oberamtmann mit einer Vernehmung auf dem Lindenberg, die am 18. Dez. 1868 stattfand. Das Protokoll ist von Stör k, S. 4, vollständig wiedergegeben. Veronika Benitz wurde als Vorsteherin, sie stellte sich als Besitzerin des Hauses und Vorsteherin des Vereins vor, vernommen. Offenbar hatte sie keine Möglichkeit, den Regens Leder zuvor um Rat zu fragen oder wollte eben die Verantwortung ganz auf sich nehmen. Sie gab im Protokoll die Zahl der Mägde mit 46 und 2 Novizinnen an und erwähnte 6 weitere Frauenspersonen. Sie nannte die Art ihrer Arbeit, des Gebetes, der land- und hauswirtschaftlichen Tätigkeit, ihre Finanzen und Schulden. Sie bekannte, daß alle Mitglieder Tertianierinnen des hl. Franziskus sind, Profeß ablegen und der Vorsteherin Gehorsam versprechen. Sie glaube nicht, daß ihre Vereinigung als privater Verein einer staatlichen Genehmigung bedürfe. Das Protokoll ist von Veronika Benitz und Idda Hubmann unterzeichnet. Dem Oberamtmann wurde auch die Drittordensregel, in einem Heft geschrieben, übergeben. Das Bezirksamt handelte rasch und verfügte am 24. Dezember 1868 die sofortige Auflösung der Gemeinschaft.

Der Aufhebungserlaß ist vom 22. Dez. in Karlsruhe unterzeichnet, beruft sich auf die Anordnung des Innenministers vom 10. 10. 1868 Nr. 13072 mit Hinweis auf das Gesetz vom 9. 10. 1860. Es wurde angeordnet, daß bis zum 10. 1. 1869 alle Angehörigen des Klosters mit Ausnahme von Katharina Wangler und Veronika Benitz das Haus auf dem Lindenberg zu verlassen haben. Veronika Benitz legte sofort Berufung gegen den Erlaß ein. Die Eile, mit der die Prozedur vorgenommen wurde, ist immerhin typisch für Methoden eines Polizeistaates: am 18. 12. Feststellungen, am 22. Beschluß des Ministeriums, am 24. 12. Eröffnung der Aufhebung. Ebenfalls am 24. 12. veröffentlichte die „Karlsruher Zeitung" die Aufhebung, beim Parteitag der Liberalen am 27. 12. berichtete dieselbe Zeitung vom Jubel der in Offenburg versammelten liberalen Abgeordneten. Am 28. 12. legte Rechtsanwalt Dr. von Wänker den Rekurs ein. Im General-Landesarchiv sind nicht alle Aktenstücke enthalten, jedoch ein Gutachten von 18 Seiten Umfang über die Erhebungen und Tatbestände. Der Rekurs des Anwalts wurde vom Bezirksamt als verworfen am 1. Febr. 1869 gemeldet und als Termin der Räumung der 10. Februar 1869 (Aschermittwoch) angesetzt. Am 10. Februar räumten die Schwestern nicht. So erschien morgens früh am 11. Februar ein Gendarmeriaufgebot auf dem Lindenberg (auf dem Fußweg vom Rechtenbach her — nicht auf dem Fahrweg von St.Peter), um die Räumung mit Gewalt durchzuführen. Jetzt erst wurde die Ewige Anbetung, die seit 1858 nie unterbrochen war, abgebrochen, die Schwestern wurden auf drei Leiterwagen verfrachtet und bei strömendem Regen nach St.Peter befördert. Bürgermeister und Bürger von St.Peter nahmen die Mägde sofort liebevoll auf, soweit sie nicht im Kleiserschen Anwesen, das nicht von der Aufhebung betroffen war, Platz fanden. Nur die krank im Haus auf dem Lindenberg liegenden Schwestern durften jeweils unter Vorlage eines amtsärztlichen Zeugnisses bleiben. Die Besetzung durch Gendarmerieposten blieb aufrechterhalten. Nun versuchte Veronika Benitz nochmals durch eine gewisse List die Gemeinschaft weiter zu erhalten, wenigstens die Gruppe der ältesten und treuesten Mitglieder. Der gute Mesner Gregor Gremmelspacher war bereit, seinen Anteil am Haus und der Waschküche an acht der Mägde zu verkaufen. Der Verkauf wurde sofort am 23. Februar in Unteribental vollzogen, die Steuer bezahlt, und die 8 Schwestern besetzten von hinten das Haus. Sofort erfolgte der Gegenschlag: acht Mann Gendarmerie wurden auf den Lindenberg geschickt, um den sofortigen Abzug der acht Schwestern zu erzwingen. Veronika Benitz erhielt 10 Minuten Bedenkzeit und war dann bereit, auf ihrem Leiterwagen sechs der Schwestern nach St.Peter zu befördern, zwei lagen krank im Haus. Jede Woche mußte wiederum ein amtsärztliches Zeugnis vorgelegt werden. Idda Hubmann mußte als Ausländerin ebenfalls, als sie gefähig war, den Lindenberg verlassen. Sie kehrte auf den Gubel zurück, wurde dort später Helfmutter und danach 1892-98 Oberin und starb 1909.

Bereits am 25. Febr. 1869 hatten 18 der Schwestern auch St.Peter verlassen, nach einem Abschiedsgebet am Grabe des Erzbischofs Hermann in Freiburg zogen sie in Neuenburg über den Rhein und wurden am anderen Ufer mit Freuden vomPfarrer von Ottmarsheim empfangen und fanden im Kloster der Benediktinerinnen dort liebevolle Aufnahme. Die Leiden des Krieges 1870/71 jedoch brachten zur Enge des Raumes und der Armut weitere Not. Schwester Maria Tritschler aus Schwärzenbach und Elisabeth Haas aus Gremmelsbach, die zu dem engeren Kreis um Veronika Benitz gehört hatten, übernahmen offenbar die Leitung dieser Gruppe. 1871 starben schon fünf dieser Schwestern, 1883 die letzte der Vertriebenen. Man hat ihnen bis auf den heutigen Tag eine ehrenvolle Grabstätte auf dem Klosterfriedhof von Ottmarsheim bereitet, die einzige heute noch recht gepflegte Gedenkstätte der Mägde. Regens Lender suchte für die anderen Schwestern Obdach in seiner näheren Heimat und fand Hilfe bei Prälat Geiselhart in Sigmaringen, der sie im neugegründeten und von den dem Gubel nahestehenden Schwestern aus Ingenbohl betreuten Haus Nazareth (Waisenanstalt) aufnahm. 1871 zogen 15 der Mägde dorthin. Wie in Ottmarsheim behielten sie ihre schlichte Kleidung und ihre III. Ordensregel bei und versuchten durch Arbeit und Gebet den Gastgebern hilfreich zu sein. In Sigmaringen übernahm Paula Haas aus Gremmelsbach die Leitung der Gruppe. Auf dem Höhepunkt des Kulturkampfes mußten auch diese sich entscheiden, wie die Ingenbohler Schwestern, ob sie die Ordenskleidung ablegen, die Bindung an den Orden aufgeben oder das Land Preußen/Sigmaringen verlassen wollten. Fünf der Schwestern wählten wiederum die Verbannung und suchten Zuflucht auf dem Gubel. Man hatte dort mit dem besten Willen bei der damaligen Not und Enge fast keinen Platz für sie, behielt sie »um der Barmherzigkeit willen einige Tage«, wie die Chronik berichtet, zwei zogen wieder weiter nach Ottmarsheim, zwei kehrten nach St.Peter zurück, nur Katharina Ruf aus St.Peter, die zu den Gründerinnen der Gemeinschaft zählte, bat um dauernde Aufnahme in die Gemeinschaft des Gubel, die ihr gewährt wurde. Rühmend erwähnt die Chronik ihr Leben und Leiden im Alter und besonders ihre Frömmigkeit (Gubelchronik Bd. 4 u. Bd. 5). Die in Sigmaringen verbliebenen fanden alle nach frühem Tod ihre Grabstätte auf dem kleinen Friedhöfchen bei der Gärtnerei des Hauses Nazareth. Heute künden noch zwei Kreuze und einige Rosenstöcke von dieser Grabstätte.

Das Bezirksamt Freiburg ließ immer wieder feststellen, ob noch jemand von der Gemeinschaft in St.Peter weilte; erst nach über einem Jahr wurde die ständige Besetzung des Klösterchens aufgehoben und nur gelegentliche Kontrollen vorgenommen. Veronika Benitz und Katharina Wangler blieben als Grundbesitzerinnen auf dem Renzenhof bzw. dem Wirtschaftsgebäude bei der Kapelle; im eigentlichen Klostergebäude wohnten nun nur noch der »Kaplan« und der Mesner sowie einige Dienstpersonen, die sich um die Fortführung des landwirtschaftlichen Betriebes mühten. Die Vertriebenen hatten nie mehr die Kapelle, in der sie so manches Jahr die Anbetung gehalten hatten, betreten dürfen; auf der Gemarkung Eschbach, d. h. auf dem Renzenhof, konnten sie bisweilen ihre bisherige Oberin besuchen. Nach dem Ende des Kulturkampfes 1866 konnten 15 der noch lebenden Mägde auf den Lindenberg zurückkehren. Veronika Benitz litt seit der gewaltsamen Vertreibung ihrer Mitschwestern auch seelisch und verzehrte sich in Sorge um die armen und kranken Mitschwestern, die ihr ja ihr ganzes Hab und Gut anvertraut hatten. 1878 zog sie den Rechtsanwalt Ludwig Marbe als Berater auf den Renzenhof. Nur ungern nahm Marbe ihre Bitte an, ihr Erbe zu verwalten und für die Schwestern zu sorgen, den Besitz so zu verwalten, daß er später wieder seiner Zweckbestimmung übergeben werden konnte. überraschend starb sie am 24. 7. 1878 im Alter von 50 Jahren. Wenige Tage vor ihrem Tode hatte sie Ludwig Marbe zu ihrem Universalerben eingesetzt mit der Auflage, er müsse für die noch lebenden Mitschwestern sorgen. Ludwig Marbe ist in der Geschichte der Erzdiözese und in der politischen Geschichte Badens genügend bekannt. Er hat seine Aufgabe treu erfüllt. Die Trennung Kaplanei mit Kapelle und Gärtchen davor wurde durchgeführt 13. Die übrigen Grundstücke bildeten das landwirtschaftliche Gut Lindenberg mit Renzenhof. Auf der von den Mägden geschaffenen Grundlage konnte das Hofgut erträglich arbeiten. Veronika Benitz fand ihre Grabstätte in St.Peter; bis 1938 war diese Grabstätte mit denen der übrigen auf dem Lindenberg und in St.Peter verstorbenen Mägde erhalten und in Ehren. Zweifellos gehört Veronika Benitz zu den bedeutenden Frauen unserer Diözese, wenn sie auch mit ihrer Gründung nicht den Erfolg hatte, den man ihrer Selbstlosigkeit gewünscht hätte. Die Auseinandersetzungen um ihre Testament sind von Paul Priesner aufgearbeitet 14 .

Durch die Vertreibung der Mägde war die Wallfahrt in der Kapelle nicht berührt, wenn die Gottesdienste auch nicht mehr die so feierliche Form wie unter den Schwestern hatten. Das Priesterseminar besorgte sie. Im Gegenteil: Die Liebe zur Wallfahrt nahm gerade als Protest gegen das Unrecht an den Schwestern zu, vor allem aus den Pfarreien der Vertriebenen. Die Akten im Ordinariats-Archiv berichten nun wieder von den Anstellungen von Geistlichen als Kapläne bzw. Wallfahrtsgeistliche; es werden Beichtvollmachten erteilt, Jahrtagsstiftungen entgegengenommen. Die Kapelle konnte von 1880 an laufend erneuert und besser ausgestattet werden dank der Gebefreudigkeit der Wallfahrer und Wohltäter. Zugleich konnten nun die noch überlebenden Mägde wieder auf den Lindenberg zurückkommen, in der »Kaplanei« wohnen, sogar das Ordenskleid tragen. Für die bessere Besorgung der Landwirtschaft wurde die 1975 abgebrochene Scheuer erbaut. Die treueste Mitarbeiterin von Veronika Benitz, Katharina Wangler, fungierte als 2. Oberin, der bis 1886 vor allem Magdalena Pfändler aus Zarten eine treue Helferin war. Deren Angehörige auf dem Hof in Zarten wußten ihren Kindern und Enkeln bis heute von den Bettelfahrten der Tante zu berichten: »Wenn man auf dem Lindenberg nichts mehr zu essen hatte, fuhr Tante Magdalena mit dem Leiterwägelchen von Hof zu Hof und voll beladen, den Rosenkranz betend, durch den Rechtenbach wieder auf den Lindenberg 15.« 1892 feierte der auch durch Leiden im Kulturkampf geprüfte Pfarrer W. Störk auf dem Lindenberg sein silbernes Priesterjubiläum und verfaßte sein Lindenberggebetbuch. Rosa Wangler starb am 12. 1. 1901; nach ihrem Tode endete praktisch die Ordensgemeinschaft. Die Chronik des Gubel Bd. V. schreibt unter dem 14. Juli: »Heute hat es während der Vesper wieder gehagelt und besonders an der Frucht schweren Schaden gemacht. Der liebe Gott hat diesen Schaden wieder auf andere Weise ersetzt, indem wir von den lieben Schwestern auf dem Lindenberg, Baden... etwa 17 wollene Kutten, 2 Mäntel, 400 Hauben und etwas Kelchtüchlein erhalten haben als Geschenk. Wir sind diesen Schwestern großen Dank schuldig und beten für sie.« Damit schließen die Bemerkungen über den Lindenberg in der Klosterchronik des Gubel. Rechtsanwalt Ludwig Marbe verwaltete als Erbe für die noch lebenden Schwestern das Gut der ehemaligen Klostergemeinschaft in bester Treue. Kurz vor seinem Tode (1907), als die Versorgung der letzten drei Schwestern geregelt war, verkaufte er den Besitz um 80 000 Mark an die Gemeinde Unteribental mit der Auflage, ihn im Sinne des Lindenberg zu verwalten. Das taten die Ibentäler treu und gern. Ebenso selbstlos im besten Sinne verkauften sie diesen Besitz mit Ausnahme des Waldstückes Pretschenhof am 19. 9. 1921 für 420 000 Mark, die mitten in der Inflation wie Schnee in der Sonne zerrannen.

Käufer war nun der Erzb. Seminarfond und dessen Treuhän der für den Lindenberg, das bereits beginnende Exerzitienwerk, Missionar Heinrich Bockel. Es ist verständlich, daß die Unteribentäler Gemeinde über »ihren« Lindenberg, für den sie so viele Opfer in 400 Jahren gebracht hat, mit Aufmerksamkeit wacht. Erwähnt sei noch, daß der geistliche Leiter der Gemeinschaft der Mägde, Regens Lender, unter dem Mißerfolg seines Werkes und dem leidvollen Sterben der meisten seiner

Mägde sehr gelitten hat. Die Verfolgungen seiner Seminaristen taten ein weiteres. Er starb nach längerem Leiden im Haus Nazareth in Sigmaringen am 25. Juni 1887 16 . 

Der treue Helfer des Regens und der Schwestern, »Seminardiener« und Mesner des Lindenberg, Gregor Gremelspacher, starb am 15. 9. 1882 auf dem Lindenberg im Alter von 63 Jahren. Eine Zeile der Dankbarkeit hat sicher auch dieser dienende Mann stellvertretend für so manchen stillen Seminar- und Konviktsdiener verdient. Am längsten haben die drei Geschwister Rombach vom Maierhof in Eschbach das harte Schicksal ihrer Mitschwestern überstanden: die Schwestern Philippine, Cherubine und Seraphine. Sie hatten in der Notzeit einen Rückhalt am heimatlichen Hof in Eschbach, erlebten noch die Freude, daß der ehemalige Knecht des Lindenberg, Anton Rombach, welcher 1890 die jetzt noch stehenden Linden auf dem Lindenberg gepflanzt hatte, Maierbauer wurde. Im Stöckle dieses Hofes lebte bis kurz vor ihrem Tode die letzte der Mägde vom Lindenberg, Schwester Seraphine. Sie starb am 12. 1. 1915 und wurde auch als letzte von 32, die in St.Peter begraben wurden, dort beigesetzt. Durch die Nachprüfung in den Totenbüchern der Pfarreien und Gemeinden und den dortigen Angaben war es möglich, das vollständige Verzeichnis der Mägde vom Lindenberg für den Lindenberg wiederherzustellen und somit das Andenken an ihr Beten und Opfern für die Erzdiözese und das Priesterseminar zu erhalten.

Die Schwestern der Ewigen Anbetung auf dem Lindenberg 1858-1869
Die Kerngruppe und Begründer:

1. Katharina Ruf, St.Peter

10. Creszentia Rombach, Breitnau

2. Magdalena Pfändler, Zarten

11. Fides Tritschler, Schwärzenbach

3. Veronika Benitz, Breitnau

12. Katharina Maier, Waldau/Langenordnach

4. Theresia Benitz geb. Waldvogel, Breitnau

13. Theresia Roder, Rheinheim bei Waldshut

5. Katharina Wangler, Breitnau

14. Katharina Walz, Thiergarten/O.

6. Maria Tritschler, Schwärzenbach

15. Theresia Hermann, Breitnau

7. Idda Hubmann, Bichelsee, Kt. Zug/CH, aus dem Kloster Gubel bei Zug

16. Creszentia Rombach, St.Peter

8. Juliana Hügle, Wittenhofen/Üb.

17. Magdalena Ritter, Büsslingen

9. Magdalena Heitzmann, St.Peter

18. Maria Schmid, Oberlauchringen

Diese (8-18) starben schon in jungen Jahren 1862-68.

11. Februar 1869 Vertreibung der anderen mit Polizeigewalt.
Von den Vertriebenen starben in Ottmarsheim im Elsaß:

19. Prosa Thoma, Bubenbach

25. Carola Thoma, Zähringen/Frbg.

20. Gebharda Legler, Baldenbrunn

26. Paula Heizmann, Langenbach

21. Sekunda Albietz, Birkendorf

27. Elisabeth Haas, Gremmelsbach

22. Franziska Kraesig, Erlach bei Offenburg

28. Anna Hilpert, Andlekofen

23. Franziska Sauter, Büsslingen

29. Sophia Waidele, Hausach i. K.

24. Johanna Kirner, Rudenberg bei Neustadt

30. Helene Weber, Oberwinden

Die Grabstätte dieser Schwestern ist in Ottmarsheim heute noch erhalten.

Im Haus „Nazareth" in Sigmaringen fanden Zuflucht und starben dort:

31. Brigitta Hettich, Gremmelsbach

36. Ursula Brugger, Neustadt/Schw.

32. Bonifatia Zimmermann, Schönau

37. Augustina Hirtler, Endingen

33. Maria Xaveria Haas, Gremmelsbach

38. Agatha Rombach, Breitnau

34. Wallburga Armbruster, Schapbach

39. Hilaria Thoma, Herdern b. Frbg.

35. Paula Haas, Gremmelsbach

40. Amata Thummel, Liel

 

41. Antonia Schupp, Heimatort?

An deren Grabstätte erinnern noch zwei Kreuze beim Haus Nazareth.
Im Kulturkampf 1874 wurden auch die weiteren dort vertrieben.

Nach der Vertreibung lebten in St.Peter und starben dort:

42. Maria Lauber, Büsslingen

52. Magdalena Kiefer, St. Georgen

43. Anna Schlegel, St. Märgen

53. Scholastika Schuler, St.Peter

44. Walburga Kaltenbadi, Unteribental

54. Philippine Waldvogel, St.Peter

45. Sophie Späth, Breitnau

55. Theresia Birkenmaier, Zarten

46. Anna Barbara Haas, Gremmelsbach

56. Scholastika Kürner, St.Peter

47. Susanne Krieget, Kadelburg

57. Philippine Rombach, Eschbach

48. Barbara Hipp, Unteribental

58. Franziska Feger, Thiergarten b. 0.

49. Juliana Waidele, Haslach i. K.

59. Adelheid Tritschler, Rudenberg

50. Maria Schweizer, Burg

60. Amalie Rombads, Eschbach

51. Verena Kürner, St.Peter

61. Anna Rombach, Eschbach

Diese konnten nach Ende des Kulturkampfes auf den Lindenberg zurückkommen, durften aber nur im Hause Schwesternkleider tragen.

Die Grabstätten von Katharina Ruf und Idda Hubmann sind auf dem Gubel erhalten. Veronika Benitz, Magdalena Pfändler, Theresia Benitz, Katharina Wangler und Maria Tritschler sind in St.Peter begraben. Das Grab von Veronika Benitz wurde immer besonders gepflegt und blieb bis 1938 erhalten.

Joseph Hog
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Quellen•

Badisches Generallandes-Archiv Karlsruhe (GLA), Heft: Kloster Lindenberg 235/13 100.

Klosterchronik des Gubel Kt. Zug, handgeschr. Bd. I—V. 1857-1901, Klosterarchiv.

Gem. Archiv Unteribental, Fasz. Lindenberg u. Grundbuchakten, Totenbücher.

Gem. Archiv St.Peter, Grundbuchakten.

Ord. Archiv Freiburg, Akten Pfarrei St.Peter, Abt. Lindenberg 10705 u. Inv. 10709.

Literatur:

Zeitgenössische Literatur: 
J. M. Hägele, Das erste Brandopfer der Offenburgerei oder die Treibjagd auf dem Lindenberg. 2. Auflage 1896. 

Die kirchlichen Zustände in der Erzdiözese Freiburg, in: Katholik 49, 1869. — H Maas, Die Austreibung „ordensähnlicher" Vereine in Baden, Arch. f. kath. Kirchenrecht 31, 1874.

Die neueste Einordnung der Vertreibung vom Lindenberg bei Josef Becker, Liberaler Staat und Kirche in der Ara von der Reichsgründung und Kulturkampf. Geschichte und Struktur ihres Verhältnisses in Baden, 1860-1876 (= Veröffentlichungen d. Kommission f. Zeitgeschichte. Reihe B: Forschungen, Bd. 14). Mainz 1973, 228.

Wilhelm Störk, Pfarrer von Bleibach, Artikelfolge im „Freiburger Boten" 1889. Org. Ausg.

Pfarrarchiv Eschbach und Gem. Archiv Unteribental. Wilhelm Störk (Nekrolog FDA 1916) geb. 1842 in Ettenheim. Ord. 1866, Primiz a. d. Lindenberg, 1869 Vikar in St.Peter, Augenzeugen der Vertreibung, später Pfv. in Boll, Ortenberg, Großweier, Pfr. in Bleibach 1877, in Mösbach 1893, in Bohlsbach 1901, + 1916.

Die Artikelfolge: „Klostersturm auf dem Lindenberg" ist die bedeutendste Schrift über die Ordensgemeinschaft. 1892 schrieb Störk das Wallfahrtsbuch: Die Gottesmutter v. Lindenberg. Die Artikelserie und das Wallfahrtsgebetbuch sind die Grundlage für die späteren Darstellungen über den Lindenberg, so: Fehringer, Maria Lindenberg. Engen 1923. Josef Schofer, Das Unrecht am Lindenberg. Freiburg 1928. Frzd. Mayer, Maria Lindenberg. Freiburg 1950. Paul Priesner in „Schauinsland" 1972: Die Klostergründung a. d. Lindenberg, aus den Akten.

L. Marbe; Prozeßakten über den Nachlaß von Veronika Benitz.

Die Totenbücher der Pfarreien St.Peter, Sigmaringen, Ottmarsheim.

Archivakten von „Haus Nazareth', Sigmaringen.

Verloren sind die Akten im Haus Marbe, Freiburg, und Bockel, Missions-Institut.

Joseph Hog, Pfarrer - Eschbach Mitteltal - 7801 Stegen -Eschbach. 26. Mai 1978

Anmerkungen im Text:
1 Theodor Lender geb. 1813 in Pfullendorf, ord. 1837; Rep. in Freiburg 1840; 1842 Subregens
in St.Peter, Doz. f. Aszetik, ab 1862 Regens, ab 1880 krank in Ottmarsheim u. Sigmaringen, dort gest. 1887.
2 FDA 1969, 219 u. 249.
3 Grundbuch St.Peter 1852 III 64.
4 GLA No. 26763 v. 18. 12. 55.
5 Rest. Bauernfeind stellte anl. der Rest. 1976 dieses Alter des Wallfahrtsbildes fest.
6 Ord.Arch. a.a.O.
7 Resolution der Herbstkonferenz des Dekanats Breisach v. 11. 11. 44.; Ord. Arch. 10705.
8 Gregor Gremmelspacher geb. 1819 in Sölden. In seiner Heimatkirche, Sölden (früher
zu St.Peter als Priorat gehörig), waren die früheren Altäre der ersten Lindenhergkapelle, die um 1720 durch neue ersetzt worden waren.
9 Gem.Arch. Unteribental.
10 Kloster „Maria Hilf" gegründet 1849/50 bei der alten Wallfahrtskapelle und ehemaligen Schladukapelle auf dem Gubel, Kt. Zug, von Pfr. RöIlin in Menzingen ist eine Zweiggründung des P. Theodosius Florentini, der die Klöster Ingenbohl und Menzingen, die eine Gründung für Kinder- und Krankenfürsorge, die andere für Schule und Jugenderziehung ins Leben gerufen hatte, erkannte, wie notwendig das besondere Gebet einer Gemeinschaft für solch große Werke ist. Auf dem Gubel trafen sich in der schweren Notzeit der Kirche der Schweiz die katholischen Männer der katholischen Kantone. Der Gubel liegt (ähnlich wie der Lindenberg etwas einsam) in der Nähe von Menzingen und war bisher schon Marienwallfahrtsort, betreut von Einsiedeln. Vgl. P. R. Henggeler: Das Kapuzinerkloster auf dem Gubel, Zürich/Zug 1951
11 Idda Hubmann geb. 1828 in Bidielsee, 1856 Profeß auf dem Gubel; später war sie
nach der Auflösung der Gemeinschaft auf dem Lindenberg wieder auf dem Gubel, wurde Helfmutter und Mutter Oberin. Eine spatere Bemerkung eines Besuchers in der Chronik: „Das kleine Frau Mutterchen entwickelte eine nicht geringe Energie." Sie ist gestorben 2. 1909. Schwester Juliana war aus Oberrütte, geb. 1832, prof. 1855, gest. 12. 10. 1880.
12 Kirchengesetze vom 9. Oktober 1860.
13 Gemeindearchiv Unteribental.
14 Schau-ins-Land 90, 1972. 
15 Mitteilung von Angehörigen in Zarten und Unterbirken.
16 Vgl. FDA 1887, n. 22.

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Liebe Freunde des Lindenberg!

Anbei übersende ich Ihnen 5 Blätter Ergänzungen zu meinem Beitrag: Schwesterngemeinschaft Lindenberg. FDA 1977 S. 569 ff.

Dadurch kann ich die Druckfehler korrigieren und das aus dem Abstand von fast 2 Jahren Antwort auf einige Fragen vom Leser geben.

Diese Arbeit machte ich gerne aus Liebe zum Lindenberg. Das Wissen um das Werk der „armen Mägde“ soll nicht untergehen, unvollkommene Vorstellungen von den Absichten der Veronika Benitz, der Tätigkeit von Ludwig Marbe sollen aus wiederentdeckten Quellen korrigiert werden. Dem Werk der Anbetung der Männer in unserer Zeit soll eine kleine Hilfe gegeben sein. Andere Gemeinschaften können Jubiläen feiern, Geld für umfangreiche Bauten ist vorhanden. Zum 100. Todestag, 24. Juli, der Veronika sei dieser bescheidene Blumenstrauß sinnbildlich an ihr Grab gelegt. Damit sei diese kleine Arbeit abgeschlossen.

Nos cum prole pia benedicat virgo Maria!

Mit freundl. Gruß: gez. Jos. Hog.

Für die Freunde der Heimatgeschichte und besonders des Lindenberges seien die folgenden Ergänzungen und Bemerkungen gegeben.

Der Beitrag wurde der Schriftleitung des FDA am 1.X. 1976 übergeben, Ende Nov. 1977 ist er erschienen.

Das Ablieferdatum 1976 erklärt den Satz: Noch steht das arme Klösterlein.... Oktober 1976 war es noch von Kaplan Münk und Ordensschwestern bewohnt. Am 8.XII. 1976 stand der Richtbaum auf dem Neubau. 1. September 1977 wurde dieser bezogen, kaum 14 Tage später brannte der Bau I. Haus Lindenberg z.T. aus, in der Woche darauf wurde die „Kaplanei“ abgebrochen.

Erwerb des Kleiserschen Anwesens in St.Peter.

Grundbuch St.Peter (Mitteilung von Klaus Weber). Der Kauf des Hauses Kleiser in St.Peter.

2.3.1852 Vertrag zwischen Katharina Ruf, St.Peter und Magdalena Pfändler, Zarten und Maria und Fides Tritschler, Schwärzenbach. Die drei letztgenannten leihen der Katharina Ruf 5858 Gulden zum Ankauf des Kleiserschen Anwesens mit der Bedingung, daß sie mit noch drei anderen Personen zusammenarbeiten können - auf 20 Jahre.

9.3.1852 Die Geschwister: Josef Kleiser und Kreszenz Kleiser und Maria verheiratete Zipfel verkaufen an die ledige Katharina Ruf ihr zweistöckiges Wohnhaus, das Ökonomiegebäude mit Milchhaus und Brunnen, ferner drei Grundstücke. Kaufpreis 8000 Gulden. Die Verkäufer Josef und Kreszenz Kleiser schenken der Käuferin 200 fl.

20.3.1853 Georg Kürner, Burlebauer, werden 22 Morgen Wald in der Obibt. Allmend versteigert. Katharina Ruf kauft sie für 2000 fl. Bürge ist Lorenz Blattmann, Steingrubenbauer.

20.6.1853 Vertrag: Veronika Benitz aus Breitnau überläßt der Katharina Ruf 2000 fl. zu diesem Kauf auf 19 Jahre ohne Zinsen und erhält für sich und ihre Mutter das Wohnrecht.

Nach Ablauf der 20 Jahre und dem Verbot der Gemeinschaft auf dem Lindenberg: Katharina Ruf, als arme Magd nun in Sigmaringen, (siehe dortige Akten!) verkauft durch Vermittlung durch Gregor Gremmelspacher ihr Haus in St.Peter:

24.8.1875: Katharina Ruf, ledig, verkauft ihr Haus und ihre Grundstücke in St.Peter mit Fahrnissen an Paul Gremmelspacher, Uhrenhändler z.Zt. in London für 11800 fl. oder 20228 Mark.

Im Haus wohnen : Oberlehrer Braun, Frau Doktorin und Frau Maierin.

21.9.1875: Katharina Ruf vertreten durch Gregor Gremmpelspacher verkauft an die Gebrüder Hermann, die die Scheuer zur Hälfte gepachtet haben: den Allmendwald für 14400 Mark.

Bemerkungen zu Kauf und Verkauf:

Verkäufer Josef Kleiser und seine Schwester: Josef Kleiser ist Pfarrer und Dekan in Steinenstadt +1877.

Laut Mitteilungen von Ang. Pfändler in Zarten waren Ruf, Benitz und Pfändler miteinander verwandt.

Zum Verkauf 1875: Veronika Benitz bezahlte für die Vertriebenen im Haus Naz. pro Woche 2 Gulden Verpflegungsgeld. Durch den Verkauf erwarb man wieder Mittel für die weitere Versorgung der Vertriebenen, die ja ihr Vermögen ebenfalls für den Aufbau des Klosters und die Erweiterung der Lindenbergkirche gegeben hatten. Veronika Benitz war deswegen in Sorge um die weitere Verwaltung nach ihrem Tode. Daher ihr Drängen bei Ludwig Marbe um Hilfe.

1877 bittet Katharina Ruf, auch von Sigmaringen vertrieben, auf dem Gubel um Aufnahme, was ihr gewährt wurde. Sie erhielt den Namen Schwester Aloisia, der für den Gubel besondere Bedeutung hatte.

Das Kleisersche Haus gehört jetzt dem Priesterseminar.

Aufgeklärter Klerus in Freiburg: Dr. Häberlin, ehemaliger Universitäts-Professor, Stadtpfarrer von St.Martin, Bischöfliche Kommission - aus seinem Gutachten an Wessenberg. Störk, Lib. S. 347

In der Befürchtung, der Pfarrverweser Burchert ...von Buchenbach möchte ihm mit einem Bericht über die „allerliebste Lindenbergkapelle“ zuvorkommen (!) schrieb 1806 nach Konstanz:

„Zuverlässig ist ein ganz neu verfertigter Altar auf dem Lindenberg wieder aufgestellt und die mutwilligen Erbauer dieser offenbar schädlichen Wallfahrtskapelle, welche man eher anzünden als einweihen sollte, werden sich alle Mühe geben, daß die Kapelle bei Gelegenheit der Firmung consekriert werde. Es gibt bekannter Dinge im Breisgau kein im Christentum unwissenderes  und darum liederlicheres Volk, als gerade im Kirchzartener Tal, und daran sind hauptsächlich die vielen Neben- und Wallfahrtskapellen schuld, welche die Leute vom eigenen Gottesdienst und christlichen Unterricht wegziehen.“ 1820-60 waren Schüler von Häberlin, Dannemaier uws. Pfarrer im Breisgau.

Schumächerlehof in Breitnau: Es ist einer der mittleren Höfe von Breitnau. Veronika Benitz, einzige Tochter und Erbin des Hofes, offenbar eine tüchtige Bauernmagd bzw. Bäuerin nutzte für ihr Werk zunächst den Wald für den Aufbau des Klösterchens auf dem Lindenberg d.h. sie machte Kahlhieb. Als der Renzenhof dann zu haben war, verkaufte sie den Heimathof an die Fam. Kienzler, die ihn heute noch, in der 5. Generation bewirtschaftet. Die Bäuerin aus der 5. Generation ist aus dem Unteribental! Fam. Kienzler hat den Wald wieder angepflanzt nach 100 Jahren konnte es wieder voll genutzt werden, wird aber noch „Klosterwald“ genannt. Es war verständlich, daß die Verwandtschaft Benitz, wenn sie den schön gelegenen Renzenhof sahen, wesentlich kleiner als der Schumächerlehof, versuchten, Erbansprüche durchzusetzen. Sie scheuten auch nicht gegen den Freiburger Rechtsanwalt Ludwig Marbe bis ans Reichsgericht zu gehen. Da in den ersten 10 Jahren nach dem Verbot ja der größte Teil der „Mägde“ in Kummer und Armut gestorben war, glaubte man, für die noch Überlebenden  sei genügend gesorgt. Marbe dachte jedoch an das geistige Erbe: den Lindenberg und das Gebet am Wallfahrtsort. Durch seine scharfe und treue Verwaltung - deswegen auch auf dem Lindenberg und St.Peter nicht beliebt - war der Ausbau, die Verschönerung der Kapelle nach 1880, der Bau der Scheuer, an deren Fundamenten im Winter 1868 einige der „Mägde“ gerade Erdarbeiten machten (Störk: Klostersturm S.4), dann möglich geworden. Diese Scheuer tat fast 100 Jahre gute Dienste, war unter Heinrich Bockel, und danach in bester Funktion: 2 Pferde, 8 Kühe, Jungvieh, Schweine, Hühnerzucht, Obst und Gemüsebau. Beim Heuen 12 Leute!

Der Gemeinderat Eschbach nannte im Bittgesuch für die „Mägde“ Januar 1869 die Landwirtschaft vorbildlich, fortschrittlich, da auch das benötigte Brotgetreide, Winterroggen, gebaut wurde. Eine Steinmauer - Lesesteine, an der Grenze zum Hugmichelhof nennt man heute noch: Schwesternmauer d.h. um mit der Sense sauber Mähen zu können, wurde jeder Stein aufgelesen und an der Grenze gelagert. Das Korn wurde mit der Sichel geschnitten, damit keine Ähre verloren ging (Mitteilung meiner Mutter die den Lindenberg von 1890 an kannte. Mein Schwester Maria Hog war 1929-32 Stall- und Küchenmagd auf dem Lindenberg bis sie 1932 krank wurde.)

Was vom Werk der Schwestern bis heute -1978- geblieben ist:

Das geistige Werk: Die Wallfahrt, über die Grenzen des früheren Bereiches weit hinaus in die Diözese, dorthin, woher die Mägde kamen und wohin sie vertrieben wurden bis Hohenzollern, Bodensee, Schweiz, Elsaß, in ihrem Gefolge: Die Exerzizienbewegung, das Werk von H. Bockel mit allen seinen Ausstrahlungen: Schulung, Brautleutewochen, die Kaplanei war bis 1927 deren Mittelpunkt, sie leistete Hilfsdienste bis 1977.

Der Grundbesitz auf der Gemarkung Eschbach u. Unteribental: er stellt einen ganz großen, stets wachsenden Wert dar. Er war lange Zeit die Grundlage der Landwirtschaft bis 1968. Auch der Grundbesitz der Kaplanei, von Marbe vom anderen Komplex getrennt und zum unangetasteten Kaplaneifond geworden. Der Grundbesitz auf Gemarkung Unteribental, Haus Lindenberg, Garten und Parkgelände einschl Weiher. Dieser Besitz ging einzig durch das tapfere Bemühen von L. Marbe auf dem Umweg über die Gemeinde Unteribental wieder in kirchliche Hand. Der Renzenhof, wiederum durch Marbe, Unteribental, und H. Bockel, wieder in Besitz der Kirche (Seminarfond). Vom Besitz der Klostergemeinschaft musste als Notverkauf werden: das Kleisersche Anwesen, der Almendanteil, der Anteil Pretschenhof,. Dieser ganze Besitz, jetzt ein Wert in Millionenhöhe war ausschließlich aus den Opfern aller Mitglieder u. von Gr. Gremmelsbacher erworben worden.

An Gebäuden, jetzt 1978 noch erhalten: Das hintere Drittel der Kapelle. Am Dachstuhl ist der Übergang genau zu erkennen. Der Querbau hinten war bis 1977 noch deutlich als der Große Speicher und Werkraum zu kennen, daher oben ein großer Laden mit Aufzugmöglichkeit vor allem für Brennholz und Waren. Jeder Meter des Speichers war genutzt, auch als Trockenraum (Wäsche für mind. 50 Personen!) Das Glockentürmchen mit der Einrichtung für drei Glocken und eine Uhr.

Nach Abschlagen des Putzes sah man die Nischen für die Türen an der Südwand beim Altar und beim Zugang zur Empore. Dort war, am Gubel heute noch erhalten, der gedeckte Zugang für die Anbetungsschwestern vor Chor der Kapelle zur Empore, wo meist die Anbetung gehalten wurde. Vorhanden ist noch die Öffnung vom Gemeinschaftsraum Kloster-Kapelle und das schmale Fenster vom gang mit Blick zum Hochaltar.

Geräte und Kultgegenstände: Das Kreuz auf der Empore, heute im Pfändlerhof in Zarten (bei den Angehörigen der Magdalena Pfändler). Bei den liturg. Geräten u. Statuen läßt sich nicht leicht Sicheres sagen, vor allem die „Reinigung“ um 1960 hat stark aufgeräumt. Die Kopie des Meigerniskelches hat Marbe anfertigen lassen, die Figuren von Konrad und Gebhard wurden offenbar zum Konradsjubiläum 1876 beigebracht. Von einer Schwester soll in St.Peter noch ein Ring mit Bild Lindenberg-Muttergottes vorhanden sein. Die Grabsteine in Ottmarsheim und auch in Sigmaringen sind offenbar auf Betreiben von Marbe beschafft worden.

Schriften und Akten sind nur wenige vorhanden. Auf dem Kirchenspeicher konnten noch glücklicherweise vor Einzug der Handwerker einige Musikalien gerettet werden, besonders das Orgelbuch und Singstimmen des Schwesternchores. In einem Buch betr. Franziskus ist die Unterschrift der Veronika Benitz erhalten, in den Grundbuchakten ebenso, sowie die Unterschrift von Gregor Gremmelsbacher, der oft die Gemeinschaft juristisch vertrat. Das Bruderschaftsbuch ab 1866 ist ebenfalls ein wichtiges Namensdokument. Dort stehen die Gubelschwestern und die Anbetungsschwestern sowie Namen von Geistlichen und Laien, die sich ihnen angeschlossen hatten u.a. auch Pfarrverweser Lorenz Sayer, später Dekan in Meßkirche (siehe K. Gröber in FDA!) Urgroßonkel von Erzbischof Oskar Sayer und verwandt mit Josef Saier Pfarrer von Ötigheim. Es ist zu hoffen, daß da und dort noch das eine oder andere Schriftstück in Zusammenhang mit dem neuen Lindenberg und weiteren Forschungen auftaucht. Vernichtet sind alle Akten von Marbe und Bockel durch Kriegseinwirkung 1944/45.

Zur Liste der Schwestern: Woher kamen sie?

Veronika Benitz sagt bei der Verteidigung ihrer Mitschwestern: „Wir sind alle Bauernmägde einfacher Herkunft“ (Vernehmungs Protokoll bei Störk) Bei den gesunden und gläubigen Familien auf den Schwarzwaldhöfen, die nicht vom Geist der Aufklärung verdorben waren, sah man in der großen Kinderzahl einen Segen Gottes. Wohin aber mit ihnen, da von den Mädchen nicht alle zur Heirat auf einen Hof oder in ein „Häuschen“ kamen. Die Brüder wanderten damals aus oder zogen als Uhrenhändler „ins Land“. Die Ledigen, die daheim blieben, waren dann eben Mägde beim Bruder, und von diesen suchten die idealsten und besten einen Weg in die Nachfolge Christi. Gute Seelsorgen wiesen ihnen diesen Weg, so die Vorsteher des Priesterseminars nach 1842, so gute Pfarrer gerade in armen Gemeinden. Auffallend sind folgende Beispiele:

Pfarrei Gremmelsbach bei Triberg: Diese Pfarrei gehörte seelsorgerlich zu St.Peter. 1805 weihte der Abt Ignaz Speckle die heutige Kirche. Aus seiner Heimat kommt eine Lindenbergmagd! Der Abt sorgte sich nach der Aufhebung des Klosters sehr um die Klosterpfarreien. Im Pfarrarchiv ist ein Verzeichnis der Ordensberufe jener Zeit. Es sind in 20 Jahren 9 Klosterberufe, aus der Sippe Haas kamen 4 der Mägde, aus der Familie Hettich 1, eine weitere ging in ein anderes Kloster. Pfarrer Primus Hettich + 1973 war auch aus dieser Familie. Nach der Vertreibung gingen diese meist nach Sigmaringen und starben dort in Heiligkeit und Armut.

Aus der Pfarrei Friedenweiler Ortsteil Schwärzenbach und Rudenberg kamen die Tritschler und Kirner. In Friedenweiler wirkte lange segensreich der Pfarrer Speckle, Bruder des Abtes von St.Peter +1845 (siehe Tagebuch von Ignaz Speckle Band I und II). Wie oft in den Schwarzwaldpfarreien, waren die Filialisten sehr gute Leute. So waren es die Tritschler auf dem Ebenemooshof in Schwärzenbach (Quellen: Sippenforschung von Altratsschreiber Mathäus Kleiser, Schwärzenbach - Gemeinde Archiv). Martin Tritschler und Fides geborene Schwörer hatten 14 Kinder, der Hot hat 500 Badische Morgen. Maria und Fides geben mit Magd Magdalena Pfändler 5850 Gulden an Katharina Ruf, damit diese 2.3.1852 das Kleisersche Anwesen in St.Peter kaufen konnte. Vermittlerin und Helferin ist Veronika Benitz. Fides starb schon 1864 39 Jahre alt auf dem Lindenberg. Maria gehörte in der Gemeinschaft dann zu den bedeutensten, sie ging wohl als Vorsteherin mit ihren Mitschwestern nach der Vertreibung nach Ottmarsheim. Dorts starb auch sie schon 1872 und ist auf dem Grabstein als Schwester  Hildagard genannt. Ein Bruder von Maria und Fides ging wie zwei andere Brüder in die neue Welt. Martin kam zu Wohlstand in Mexiko, zur Einweihung der schönen großen Hofkapelle kam er 1864 noch einmal nach Schwärzenbach. Sein erster Sohn wurde Priester, später Erzbischof in Mexiko 1906. 1907 besuchte der Bischof die Heimat, der andere Sohn wurde geistlicher Professor. 2 Töchter gingen ins Kloster. Auf dem Ebenemooshof, wo heute noch die Tritschler sind, freut man sich sehr über diese Glieder der Familie, die in der Pfarrei eine ganz hervorragenden Rolle spielt, „Bauernkönig“ im guten Sinne des Wortes. das Foto von Vater Martin Tritschler ist bis jetzt das einzige zur Geschichte der Mägde !

Thummel, Amata von Liel war die Schwester des Spirituals Thummel, der auf dem Lindenberg wohnte, Spiritual der Schwestern und des Priesterseminars war, + als Pfarrer von Schuttern. Nach der Vertreibung durfte die Schwester den Bruder auf dem Lindenberg nicht besuchen, die Polizei wachte darüber (siehe bei Störk!)

Von den Mägden aus St.Peter brachte Schwester Coelestine, Philippine Waldvogel aus der Gerbe, einen schönen Beitrag auf den Lindenberg. Auch da war wie bei Veronika Benitz nach dem Verbot der Gemeinschaft die Frage der Rückgabe aus dem Vermögen aktuell. Als sie 1907 starb, beließ man es aber dort, „was dem Lindenberg gehören sollte“, heute eine Ehre für die Familie Waldvogel.

Priester, die in dieser Zeit für den Lindenberg entscheidend tätig waren:
Neben den Vorstehern des Priesterseminars von 1842 an: Kössing, Lender, Knittel, Thummel ist zuerst zu nennen:

Kaplan F.X. Höll, 1842-45 in St.Peter, er kämpfte mit Idealismus und Geschick für das Wiedererwachen der Wallfahrt, begünstigt später offenbar von Karlsruhe aus, wo er von 1845-1880 der große Organisator der Seelsorge war. Er hat Beziehungen zu F.J. Mone, Direktor des General Landesarchivs ! (Bild in : Die Katholische Kirche in Karlsruhe III 1815-1870). Die Zusammenstellung der Akten im GLA weist eine wohlwollende Hand auf. In der Zeit 1854-1869 finden die Schwestern einen treuen Helfer in Hofkaplan Strehle, der für den greisen Erzbischof Hermann die Sachen des Lindenberg beschützte. Von den Pfarrern der Umgebung ist schon erwähnt der Pfarrverweser von Kirchzarten Lorenz Sayer. Seine Tätigkeit für den Lindenberg war wohl auch ein Grund, warum er in Karlsruhe für Kirchzarten abgelehnt wurde (Geschichte der Pfarrei Kirchzarten. Jahrbuch II 1965). Pfarrer Johann Blank von Eschbach 1859-80 in Eschbach förderte die Wallfahrt sehr, bringt 1860 das Medaillon mit den Wallfahrtszeichen wieder auf den Lindenberg. Er kommt dann wegen seiner Beziehung  zu Ingenbohl / Menzingen / Gubel als Priritual nach Hegne. Nach dem Tod von Regens Lender fördert Pfarrer Störk wie bekannt die Wallfahrt sehr (Wallfahrtsbuch 1892). In dieser Zeit sind dann verschiedene Geistliche als Hausgeistliche genannt, bis 1909 Pfarrer W. Gustenhofer, bisher Eschbach als Benefiziat, in die von Marbe errichtete Kaplanei kommt. Er bringt die Gengenbacher Schwestern  Nothgurga und Jeremia mit auf den Lindenberg. Mit dem Tod der Nachfolgerin von Veronika Benitz: Katharina Wangler 1901 war die Betreuung des Lindenbergs nur noch von Marbe besorgt, 1907 starb auch er. 1909 beginnt nun die Tätigkeit der Gengenbacher Schwestern. Gustenhofers konnte trotz seines eisernen Willens nur noch bis 1913 wirken. Es gab nun nie einen eignetlichen Inhaber der Kaplaneipfründe, sondern nur Hausgeistliche, die dem Regens des Priesterseminars bzw dem Pfarrer von St.Peter unterstellt sind. Das Vermögen der Kaplanei ging zuerst als Kriegsanleihe, dann durch die Inflation zugrunde. Unter den Kaplänen ist dann bedeutend: Fehringer, Verfassers des 3. Lindenbergbuches. Mit der Tätigkeit von H. Bockel als Missionar 1915 ist das Geschick des Lindenberg nun geprägt von seinem unermüdlichen Eifer, seinem geschäftlichen Geschick und seiner großen Liebe zur Gottesmutter. Er betreibt den Rückkauf 1921, den Neubau 1926/27. Eine Kollekte in der Erzdiözese, die etwa 100000 RM erbrachte waren die Grundlage für das damals neue, fortschrittliche Bauen, das Exerzizienhaus. Kurgäste im Sommer brachten die Möglichkeit, das haus auszugestalten. Die stets drohende Feuersgefahr für das hölzerne Haus, Wassermangel, Bau des Brandweihers 1932/33, Bau des Sträßchens 1928 waren stete Sorgen für ihn. Landwirtschaft und Gartenbau, Obstbau, Schweine- und Hühnerzucht mußten alle mithelfen, daß auch das Kurhaus Lindenberg ohne Schulden bestehen konnte -  Einzelzimmer von 4,50 an... Unter den Kaplänen jener Zeit ist besonders zu nennen: Dr. Anton Nohe 1931-36. Daß der Lindenberg das III. Reich und die Kriegszeit gut überstanden hat, war einmal seiner Leistungsfähigkeit als Bauernhof in Ablieferungen, Aufnahme von Volksdeutschen, gute Querverbindungen von H. Bockel mit der Wehrmacht, und dann der Gebetsmacht der blühenden Wallfahrt zu verdanken. Die Schwestern brauchten nie zu weichen. So konnte der Lindenberg nach 1945 sogleich wieder seine volle Tätigkeit entfalten. H. Bockel konnte die Leitung getrost der sehr tüchtigen Schwester Oberin Novata überlassen, die bis 1973 das Haus leitete.