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Die
Schwesterngemeinschaft von der ewigen Anbetung auf dem Lindenberg
1854-1869 |
von
Joseph Hog |
Das
Schicksal der Klostergründung auf dem Lindenberg im vergangenen Jahrhundert
verdient es, in der Diözesangeschichte endlich festgehalten zu werden. »Mägde
vom Lindenberg« nannten sie sich selbst, diese tapferen Töchter des hl. Franz
und der hl. Clara; »arme Mägde Christi« nannte man sie im Haus Nazareth in
Sigmaringen und bei den Benediktinerinnen in Ottmarsheim. Noch steht das arme Klösterlein
als »Kaplanei« auf dem Lindenberg, eines der armseligsten kirchlichen Gebäude
der Erzdiözese, noch leben die letzten Zeugen, die die »Mägde« noch kannten,
in Zarten, Eschbach, St.Peter und Unteribental; die Grabstätte in Ottmarsheim
ist die einzige Gedenkstätte, die noch ganz erhalten ist und Namen nennt. Auf
dem Gubel bei Menzingen jedoch liest man immer noch die Chronik und denkt an die
einstige Zweigniederlassung dieses heute so blühenden Anbetungsklosters der
Kapuzinerinnen. Die Einsicht in die dortige Chronik und das Studium der Akten in
Karlsruhe und im Ordinariatsarchiv in Freiburg gaben erst in neuester Zeit einen
vollen Aufschluß über die Gründung, die Blüte und den Untergang des
Anbetungsklosters auf dem Lindenberg.
Der
Ursprung der Gründung ist im Priesterseminar St.Peter zu suchen. Subregens
Theodor Lender war die treibende Kraft 1.
Den Vorstehern war mit dem Dienst im Seminar auch die Pfarrseelsorge übertragen,
dem Subregens die Seelsorge der Frauen und Jungfrauen. So bildete sich in der
Gemeinschaft des III. Ordens der Weltleute eine Kerngruppe, die den Willen und
die Bereitschaft hatte, das Priesterseminar durch besonderes Gebet zu unterstützen.
Aus der Pfarrei Breitnau fand diese Gruppe Hilfe. Im Jahrhundert zuvor hatte
dort schon Pfarrer Magon, der heute noch ein Ehrengrab auf dem dortigen Friedhof
hat, versucht, ein Frauenkloster zu gründen, wovon ihn Abt Michael Fritz
abzubringen versuchte 2. So kamen 1850
aus Breitnau Veronika Benitz, aus Schwärzenbach Fides und Maria Tritschler, aus
Zarten Magdalena Pfändler und waren bereit, mit Katharina Ruf vom
Steingrubenhof in St.Peter eine Gebetsgemeinschaft zu gründen. Katharina Ruf
kaufte am 9.3.1852 von den Geschwistern Kleiser das Haus und die Ökonomie mit
Feldern (heute Haus Zähringer Straße 3), wozu Tritschler und Benitz das Geld
gaben und sich das Recht sicherten, für 20 Jahre mit noch 3 Gefährtinnen das
Wohnrecht und die Mitnutzung der Felder zu haben 3.
Dieses »Zusammenleben mehrerer unverheirateter Frauenspersonen in St.Peter«
erregte anläßlich der Landesvisitation des Regierungsrates etwas Bedenken
wegen der Nähe des Priesterseminars 4.
Im gleichen Zusammenhang erscheint jedoch bereits die bessere Lösung dieser
Frage, wenn diese Frauenspersonen auf dem Lindenberg sich niederließen. Darüber
ließ der Großherzogl.-Kath. Oberkirchenrat gutachtlich am 26. 1. 1856 das
Ministerium wissen, daß dagegen nichts einzuwenden sei, nur werden Bedenken
gegen die Wallfahrt auf dem Lin denberg angemeldet. Subregens Lender hatte in
dieser Richtung bereits längst klug vorgearbeitet. Er liebte den Lindenberg
offenkundig, wie auch die anderen Vorsteher und die Seminaristen von St.Peter.
Dort war in aller Stille die seit 1806 mit dem Inderdikt belegte, notdürftige
Wallfahrtskapelle
Die
Ibentäler Bauern, Besitzer des Lindenberges, sahen ihren uralten Wunsch der
Wiederherstellung ihrer lieben Wallfahrt und damit ihrer Kirche in greifbarer Nähe
und waren für jeden Gottesdienst dort dankbar. 1849 hatte Erzbischof Hermann
Gottesdienste dort wieder gestattet 6 .
Freilich
hatte dieses Vorgehen die katholischen Gegner der Wallfahrten, insbesondere den
älteren — aufgeklärten — Klerus, zu Gegenaktionen veranlaßt. Dort beschloß
man, das »eigensinnige«, die Verordnungen der weltlichen und geistlichen Obern
nicht sonderlich achtende Verhalten der Bauern zu tadeln. Allerdings ist aus den
Dekanatsakten zu ersehen, daß im Klerus eine heftige Diskussion
(Priesterseminar und jüngere Geistliche gegen die älteren Geistlichen: die
Pfarrer von Buchenbach, Kirchzarten, Kirchhofen usw., wohl auch aus Sorge um die
eigenen Pfarreien und Wallfahrten) entstanden
1851
hatte der Seminardiener Gregor Gremmelsbacher das Bruderhäuschen mit Platz und
Weg den Bauern von Unteribental abgekauft 8.
Er übernahm den Mesnerdienst und leistete offenbar weiter Dienste als
Diener im Priesterseminar. Er wurde später der Hausmeister und offenbar Ökonom
der Landwirtschaft der späteren Klostergemeinschaft. Im Sterbebucheintrag der
Gemeinde Unteribental wird er »Gutsverwalter« genannt; er gehörte dem
Gemeinderat Unteribental an.
Bereits
1854 kaufte Veronika Benitz das Wirtshäuschen bei der Kapelle und 1858 den
Renzenhof der Gemeinde Eschbach (Grundbuch Eschbach), der unmittelbar an die
Linden berggebäude angrenzt. Diesen Kauf konnte sie dadurch bewerkstelligen, daß
sie das ihr als Alleinerbin gehörende Elternhaus — Schuhmächerlehof — in
Breitnau verkaufte. Ihre Mutter Theresia geb. Waldvogel, für die sie zu sorgen
hatte, hatte sich bereits der Gebetsgemeinschaft angeschlossen und zog nun auch
1854 von St.Peter auf den Lindenberg. Die Gebetsgemeinschaft behielt das
Kleisersche Anwesen in St.Peter und nutzte vor allem die dortige Landwirtschaft.
Im
»Dem
Herrn Landrat in Freiburg werden seine Akten mit dem Auftrage zurückgefordert,
sorgfältig darüber zu wachen, daß die alten kirchenobrigkeitlichen
Anordnungen streng befolgt werden und hiernach in der Kapelle auf dem Lindenberg
keinerlei gottesdienstliche Handlungen, als Messelesen, Beichehören, Predigen
udgl. verrichtet werden, daß ferner die Kapelle stets unter Verschluß gehalten
und allem etwaigen Unfug jeder Art bei derselben kräftig vorgebeugt werde.«
gez...
Auf
der Rückseite: »Vorseitige Abschrift geht an den Gemeinderat Unteribental zur
Nachricht und genauen Überwachung. Freib. 11. X. 1855 9.«
Offenkundig tat man im Unteribental das Gegenteil, die Herrn des
Priesterseminars hielten die Gottesdienste, die Mägde beteten und arbeiteten tüchtig
weiter. Am 18. 12. 1855 antwortet das Innenministerium (GLA 235/13100) auf die
Anfrage des Regierungsrates Obkircher wegen der Gottesdienste auf dem
Lindenberg, ob die seit 1849 dort abgehaltenen Gottesdienste zu dulden seien: »Nach
unserer mit der Landesamtlichen übereinstimmenden Ansicht dürfte dies
wenigstens unter den gegenwärtig obwaltenden Verhältnissen gestattet sein.«
Ergebnis: Karlsruhe gestattet, was Freiburg zu verbieten versucht hat. Somit
waren im Jahre 1856 die Anfänge der Klostergemeinschaft auf dem Lindenberg
vorhanden, jedoch äußerste Vorsicht geboten, daß nicht weitere
Schwierigkeiten entstehen konnten. Veronika Benitz, die sich als die treibende
Kraft erweist, bemüht sich, ihre Gründung als weltliche Vereinigung erscheinen
zu lassen. Was damals in einem Gesellenhaus in Köln und Freiburg möglich und
gesetzlich erlaubt war, konnte man ihr nicht verbieten. So verteidigte sie später
ihr Tun (siehe Vernehmungsprotokoll bei Störk). Subregens Lender war in
seinenPlänen grosszügiger und weniger ängstlich. Die Chronik des Gubel,
Kloster der Ewigen Anbetung der Kapuzinerinnen, berichtet
Aus
dem Briefwechsel der einen Schwester Maria Schmid aus Oberlauchringen, der von
den Angehörigen 1975 dem Lindenberg zur Verfügung gestellt wurde, ist zu
ersehen, wie eine Kandidatin ihre ganze Habe und ihr Erbanteil der Gemeinschaft
zur Verfügung stellt und so sich glücklich schätzt, am Aufbau ihres Klösterchens
mithelfen zu können (Hausarchiv Lindenberg). Maria Schmid starb im Alter von 35
Jahren 1868, kurz vor der Schließung des Klosters.
In
der Zeit zwischen 1859 und 1866 erfolgte auch der Erweiterungsbau der
Lindenbergkapelle nach dem Vorbild der Gubelkirche. Die Kapelle wurde ein
Drittel nach hinten erweitert, die Empore als Platz der Schwestern eingebaut,
zur Empore eineigener Aufgang und zu diesem ein gedeckter Gang auf der Südseite
der Kapelle zum Wirtschaftsgebäude. Das Türmchen wurde von der Vorderseite des
Daches auf die neue Südseite über die Empore gesetzt, da die Schwestern
zu jeder beginnenden Gebetsstunde, wie auf dem Gubel heute noch, ein
Glockenzeichen gaben. Im Tal wußte man dann: sie beten. Unterblieb das Läuten,
so wußte man: Es stimmt etwas nicht, man muß helfen!
Den
Bauarbeiten war die Regelung der rechtlichen Verhältnisse vorausgegangen. Bis
1860 hatte die Kapelle noch den 18 Bauern von Unteribental gehört. Sie wurde
durch Gemeinderats- und Bürgerbeschluss in den Besitz der Gemeinde übergeführt,
der Kapellenfond hatte für die Unterhaltung zu sorgen, für größere Arbeiten
verpflichtete sich die Gemeinde aufzukommen. Der Veronika Benitz und ihren Gefährtinnen
wurde das Recht zur Benutzung der Kapelle übertragen, die Geistlichen des
Priesterseminars besorgten die Gottesdienste. Seitens des Ministeriums wurde
gegen diesen Vertrag auf Anfrage kein Einwand erhoben. Veronika Benitz erwarb
weiterhin ein Stück des ehemaligen Pretschenhofes, offenbar Waldgelände. Von
der Gemeinde St.Peter wurde rühmend erwähnt, ebenso von der Gemeinde Eschbach,
wie die Schwestern den landwirtschaftlichen Betrieb auf eine vorbildliche Höhe
brachten und eine bedeutende Ertragssteigerung erreichten. 1859 und 1861 werden
Einkleidungen von jeweils sieben Schwestern erwähnt; es wird auf andere
Kandidatinnen und Mägde auf dem Renzenhof hingewiesen, die zur Erprobung der
Gemeinschaft angehören. Die Chronik des Gubel erwähnt vor allem 1866 das blühende
Leben auf dem Lindenberg, in dem man eine stets wachsende Zweig- oder Tochtergründung
sieht. Als 1866 die Erweiterung der Kapelle, heute noch an den runden Fenstern,
wie auf dem Gubel, zu erkennen, abgeschlossen war, konnte auch von einer Blüte
der Wallfahrt gesprochen werden. Der Neupriester Wilhelm Störk feierte dort
seine Pimiz. Er wurde so auch der treueste Verteidiger des Lindenberg und sein
Chronist. Er hatte als Theologe die Entwicklung der Klostergemeinschaft
miterlebt, als Seminarist die hervorragende Persönlichkeit von Regens Lender
kennengelernt. In seiner Artikelfolge „Wallfahrtsgeschichte des
Lindenberg" finden wir jeweils auch die Quellenangaben und Hinweise auf die
benützten Archivalien. Man kann also keineswegs die Berichte von Störk etwa im
Lindenberggebetbuch nur als „Andachtsliteratur ohne historischen Wert"
abtun. Die Bevölkerung des Ibentales, von Eschbach, Rechtenbach und St.Peter
erfreute sich eines vor allem an den Sonntagen und Marienfesten sehr würdigen
Gottesdienstes. Die Mägde hatten eine Orgel beschafft; es waren drei Glocken
auf dem neuen Türmchen; es wurde mehrstimmige deutsche und lateinische Gesänge
vorgetragen. Auf der Empore hatten die Schwestern an der Wand ein sehr
ausdrucksstarkes Kreuz, an dessen Seite sie bei der Anbetung knieten. Dieses
Kreuz aus der Barockzeit, vielleicht aus dem Kloster St.Peter stammend, wird
heute noch als Andenken und Heiligtum in Zarten bei den Verwandten der Magdalena
Pfändler aufbewahrt.
In
der mündlichen Überlieferung bei der ältesten Bevölkerung in der Umgegend
sowie im Haus Nazareth und in Ottmarsheim bei den Bendiktinerinnen weiß man
aber auch von der Armut und Not der „Mägde" zu berichten, aber auch von
ihrer Frömmigkeit und Heiligkeit, wie sie die Armut ertragen haben. Wenn man
den Grundriß der Gebäude, die mit einer Mauer umfriedet waren, in den
Grundbuchakten in Unteribental betrachtet und das noch heute stehende größte
Gebäude, die Kaplanei, sich anschaut, muß man sich fragen, wie hier 46
Ordensmitglieder leben und wohnten konnten. Dazu kam noch eine kleine Wohnung für
den Geistlichen und den Mesner. Die 1975 abgebrochene Scheuer stand noch nicht,
Stallgebäude und Waschhaus waren offenbar armselige Hütten. Da wir aus dem
Totenbuch von St.Peter erfahren, wer in dieser Zeit auf dem Lindenberg starb,
woher er war und wie alt beim Tode, wird uns klar, wie sie wohl zusammenkamen,
Die
kirchenpolitische Situation, das Verhältnis von Regierung und Kirchenbehörde,
waren von 1866 an der Gemeinschaft auf dem Lindenberg wahrhaftig nicht günstig.
Der Erzbischof war sich offenbar bewußt, daß die Gemeinschaft auf dem
Lindenberg in ihrer offenkundigen Abhängigkeit vom Kloster Gubel und dessen
Obern den Vereinbarungen von 1860 12
nicht entsprach. So wurde auch keine einzige Verordnung über den Lindenberg und
seine Gemeinschaft kirchlicherseits erlassen. Mit der Verschärfung der
kirchenpolitischen Situation nach 1866, besonders unter der Regierung Jolly, die
von einem harten Kurs der Liberalen getragen war, zog sich nun das Gewitter über
dem Lindenberg zusammen. Die Zeitgenossen sprechen von einer unmittelbaren Folge
der Beschlüsse des Offenburger Parteitages der Liberalen. So kam es im Herbst
1868 zu einer Anzeige wegen des „Klosters" auf dem Lindenberg beim
Bez.-Amt Freiburg. Oberamtmann Haas berichtete an das Ministerium. Dieses
beauftragte den Oberamtmann mit einer Vernehmung auf dem Lindenberg, die am 18.
Dez. 1868 stattfand. Das Protokoll ist von Stör k, S. 4, vollständig
wiedergegeben. Veronika Benitz wurde als Vorsteherin, sie stellte sich als
Besitzerin des Hauses und Vorsteherin des Vereins vor, vernommen. Offenbar hatte
sie keine Möglichkeit, den Regens Leder zuvor um Rat zu fragen oder wollte eben
die Verantwortung ganz auf sich nehmen. Sie gab im Protokoll die Zahl der Mägde
mit 46 und 2 Novizinnen an und erwähnte 6 weitere Frauenspersonen. Sie nannte
die Art ihrer Arbeit, des Gebetes, der land- und hauswirtschaftlichen Tätigkeit,
ihre Finanzen und Schulden. Sie bekannte, daß alle Mitglieder Tertianierinnen
des hl. Franziskus sind, Profeß ablegen und der Vorsteherin Gehorsam
versprechen. Sie glaube nicht, daß ihre Vereinigung als privater Verein einer
staatlichen Genehmigung bedürfe. Das Protokoll ist von Veronika Benitz und Idda
Hubmann unterzeichnet. Dem Oberamtmann wurde auch die Drittordensregel, in einem
Heft geschrieben, übergeben. Das Bezirksamt handelte rasch und verfügte am 24.
Dezember 1868 die sofortige Auflösung der Gemeinschaft.
Der
Aufhebungserlaß ist vom 22. Dez. in Karlsruhe unterzeichnet, beruft sich auf
die Anordnung des Innenministers vom 10. 10. 1868 Nr. 13072 mit Hinweis auf das
Gesetz vom 9. 10. 1860. Es wurde angeordnet, daß bis zum 10. 1. 1869 alle Angehörigen
des Klosters mit Ausnahme von Katharina Wangler und Veronika Benitz das Haus auf
dem Lindenberg zu verlassen haben. Veronika Benitz legte sofort Berufung gegen
den Erlaß ein. Die Eile, mit der die Prozedur vorgenommen wurde, ist immerhin
typisch für Methoden eines Polizeistaates: am 18. 12. Feststellungen, am 22.
Beschluß des Ministeriums, am 24. 12. Eröffnung der Aufhebung. Ebenfalls am
24. 12. veröffentlichte die „Karlsruher Zeitung" die Aufhebung, beim
Parteitag der Liberalen am 27. 12. berichtete dieselbe Zeitung vom Jubel der in
Offenburg versammelten liberalen Abgeordneten. Am 28. 12. legte Rechtsanwalt Dr.
von Wänker den Rekurs ein. Im General-Landesarchiv sind nicht alle Aktenstücke
enthalten, jedoch ein Gutachten von 18 Seiten Umfang über die Erhebungen und
Tatbestände. Der Rekurs des Anwalts wurde vom Bezirksamt als verworfen am 1.
Febr. 1869 gemeldet und als Termin der Räumung der 10. Februar 1869
(Aschermittwoch) angesetzt. Am 10. Februar räumten die Schwestern nicht. So
erschien morgens früh am 11. Februar ein Gendarmeriaufgebot auf dem Lindenberg
(auf dem Fußweg vom Rechtenbach her — nicht auf dem Fahrweg von St.Peter), um
die Räumung mit Gewalt durchzuführen. Jetzt erst wurde die Ewige Anbetung, die
seit 1858 nie unterbrochen war, abgebrochen, die Schwestern wurden auf drei
Leiterwagen verfrachtet und bei strömendem Regen nach St.Peter befördert. Bürgermeister
und Bürger von St.Peter nahmen die Mägde sofort liebevoll auf, soweit sie
nicht im Kleiserschen Anwesen, das nicht von der Aufhebung betroffen war, Platz
fanden. Nur die krank im Haus auf dem Lindenberg liegenden Schwestern durften
jeweils unter Vorlage eines amtsärztlichen Zeugnisses bleiben. Die Besetzung
durch Gendarmerieposten blieb aufrechterhalten. Nun versuchte Veronika Benitz
nochmals durch eine gewisse List die Gemeinschaft weiter zu erhalten, wenigstens
die Gruppe der ältesten und treuesten Mitglieder. Der gute Mesner Gregor
Gremmelspacher war bereit, seinen Anteil am Haus und der Waschküche an acht der
Mägde zu verkaufen. Der Verkauf wurde sofort am 23. Februar in Unteribental
vollzogen, die Steuer bezahlt, und die 8 Schwestern besetzten von hinten das
Haus. Sofort erfolgte der Gegenschlag: acht Mann Gendarmerie wurden auf den
Lindenberg geschickt, um den sofortigen Abzug der acht Schwestern zu erzwingen.
Veronika Benitz erhielt 10 Minuten Bedenkzeit und war dann bereit, auf ihrem
Leiterwagen sechs der Schwestern nach St.Peter zu befördern, zwei lagen krank
im Haus. Jede Woche mußte wiederum ein amtsärztliches Zeugnis vorgelegt
werden. Idda Hubmann mußte als Ausländerin ebenfalls, als sie gefähig war,
den Lindenberg verlassen. Sie kehrte auf den Gubel zurück, wurde dort später
Helfmutter und danach 1892-98 Oberin und starb 1909.
Bereits
am 25. Febr. 1869 hatten 18 der Schwestern auch St.Peter verlassen, nach einem
Abschiedsgebet am Grabe des Erzbischofs Hermann in Freiburg zogen sie in
Neuenburg über den Rhein und wurden am anderen Ufer mit Freuden vomPfarrer von
Ottmarsheim empfangen und fanden im Kloster der Benediktinerinnen dort
liebevolle Aufnahme. Die Leiden des Krieges 1870/71 jedoch brachten zur Enge des
Raumes und der Armut weitere Not. Schwester Maria Tritschler aus Schwärzenbach
und Elisabeth Haas aus Gremmelsbach, die zu dem engeren Kreis um Veronika Benitz
gehört hatten, übernahmen offenbar die Leitung dieser Gruppe. 1871 starben
schon fünf dieser Schwestern, 1883 die letzte der Vertriebenen. Man hat ihnen
bis auf den heutigen Tag eine ehrenvolle Grabstätte auf dem Klosterfriedhof von
Ottmarsheim bereitet, die einzige heute noch recht gepflegte Gedenkstätte der Mägde.
Regens Lender suchte für die anderen Schwestern Obdach in seiner näheren
Heimat und fand Hilfe bei Prälat Geiselhart in Sigmaringen, der sie im neugegründeten
und von den dem Gubel nahestehenden Schwestern aus Ingenbohl betreuten Haus
Nazareth (Waisenanstalt) aufnahm. 1871 zogen 15 der Mägde dorthin. Wie in
Ottmarsheim behielten sie ihre schlichte Kleidung und ihre III. Ordensregel bei
und versuchten durch Arbeit und Gebet den Gastgebern hilfreich zu sein. In
Sigmaringen übernahm Paula Haas aus Gremmelsbach die Leitung der Gruppe. Auf
dem Höhepunkt des Kulturkampfes mußten auch diese sich entscheiden, wie die
Ingenbohler Schwestern, ob sie die Ordenskleidung ablegen, die Bindung an den
Orden aufgeben oder das Land Preußen/Sigmaringen verlassen wollten. Fünf der
Schwestern wählten wiederum die Verbannung und suchten Zuflucht auf dem Gubel.
Man hatte dort mit dem besten Willen bei der damaligen Not und Enge fast keinen
Platz für sie, behielt sie »um der Barmherzigkeit willen einige Tage«, wie
die Chronik berichtet, zwei zogen wieder weiter nach Ottmarsheim, zwei kehrten
nach St.Peter zurück, nur Katharina Ruf aus St.Peter, die zu den Gründerinnen
der Gemeinschaft zählte, bat um dauernde Aufnahme in die Gemeinschaft des Gubel,
die ihr gewährt wurde. Rühmend erwähnt die Chronik ihr Leben und Leiden im
Alter und besonders ihre Frömmigkeit (Gubelchronik Bd. 4 u. Bd. 5). Die in
Sigmaringen verbliebenen fanden alle nach frühem Tod ihre Grabstätte auf dem
kleinen Friedhöfchen bei der Gärtnerei des Hauses Nazareth. Heute künden noch
zwei Kreuze und einige Rosenstöcke von dieser Grabstätte.
Das
Bezirksamt Freiburg ließ immer wieder feststellen, ob noch jemand von der
Gemeinschaft in St.Peter weilte; erst nach über einem Jahr wurde die ständige
Besetzung des Klösterchens aufgehoben und nur gelegentliche Kontrollen
vorgenommen. Veronika Benitz und Katharina Wangler blieben als
Grundbesitzerinnen auf dem Renzenhof bzw. dem Wirtschaftsgebäude bei der
Kapelle; im eigentlichen Klostergebäude wohnten nun nur noch der »Kaplan« und
der Mesner sowie einige Dienstpersonen, die sich um die Fortführung des
landwirtschaftlichen Betriebes mühten. Die Vertriebenen hatten nie mehr die
Kapelle, in der sie so manches Jahr die Anbetung gehalten hatten, betreten dürfen;
auf der Gemarkung Eschbach, d. h. auf dem Renzenhof, konnten sie bisweilen ihre
bisherige Oberin besuchen. Nach dem Ende des Kulturkampfes 1866 konnten 15 der
noch lebenden Mägde auf den Lindenberg zurückkehren. Veronika Benitz litt seit
der gewaltsamen Vertreibung ihrer Mitschwestern auch seelisch und verzehrte sich
in Sorge um die armen und kranken Mitschwestern, die ihr ja ihr ganzes Hab und
Gut anvertraut hatten. 1878 zog sie den Rechtsanwalt Ludwig Marbe als Berater
auf den Renzenhof. Nur ungern nahm Marbe ihre Bitte an, ihr Erbe zu verwalten
und für die Schwestern zu sorgen, den Besitz so zu verwalten, daß er später
wieder seiner Zweckbestimmung übergeben werden konnte. überraschend starb sie
am 24. 7. 1878 im Alter von 50 Jahren. Wenige Tage vor ihrem Tode hatte sie
Ludwig Marbe zu ihrem Universalerben eingesetzt mit der Auflage, er müsse für
die noch lebenden Mitschwestern sorgen. Ludwig Marbe ist in der Geschichte der
Erzdiözese und in der politischen Geschichte Badens genügend bekannt. Er hat
seine Aufgabe treu erfüllt. Die Trennung Kaplanei mit Kapelle und Gärtchen
davor wurde durchgeführt 13. Die übrigen
Grundstücke bildeten das landwirtschaftliche Gut Lindenberg mit Renzenhof. Auf
der von den Mägden geschaffenen Grundlage konnte das Hofgut erträglich
arbeiten. Veronika Benitz fand ihre Grabstätte in St.Peter; bis 1938 war diese
Grabstätte mit denen der übrigen auf dem Lindenberg und in St.Peter
verstorbenen Mägde erhalten und in Ehren. Zweifellos gehört Veronika Benitz zu
den bedeutenden Frauen unserer Diözese, wenn sie auch mit ihrer Gründung nicht
den Erfolg hatte, den man ihrer Selbstlosigkeit gewünscht hätte. Die
Auseinandersetzungen um ihre Testament sind von Paul Priesner aufgearbeitet 14
.
Durch
die Vertreibung der Mägde war die Wallfahrt in der Kapelle nicht berührt, wenn
die Gottesdienste auch nicht mehr die so feierliche Form wie unter den
Schwestern hatten. Das Priesterseminar besorgte sie. Im Gegenteil: Die Liebe zur
Wallfahrt nahm gerade als Protest gegen das Unrecht an den Schwestern zu, vor
allem aus den Pfarreien der Vertriebenen. Die Akten im Ordinariats-Archiv
berichten nun wieder von den Anstellungen von Geistlichen als Kapläne bzw.
Wallfahrtsgeistliche; es werden Beichtvollmachten erteilt, Jahrtagsstiftungen
entgegengenommen. Die Kapelle konnte von 1880 an laufend erneuert und besser
ausgestattet werden dank der Gebefreudigkeit der Wallfahrer und Wohltäter.
Zugleich konnten nun die noch überlebenden Mägde wieder auf den Lindenberg zurückkommen,
in der »Kaplanei« wohnen, sogar das Ordenskleid tragen. Für die bessere
Besorgung der Landwirtschaft wurde die 1975 abgebrochene Scheuer erbaut. Die
treueste Mitarbeiterin von Veronika Benitz, Katharina Wangler, fungierte als 2.
Oberin, der bis 1886 vor allem Magdalena Pfändler aus Zarten eine treue
Helferin war. Deren Angehörige auf dem Hof in Zarten wußten ihren Kindern und
Enkeln bis heute von den Bettelfahrten der Tante zu berichten: »Wenn man auf
dem Lindenberg nichts mehr zu essen hatte, fuhr Tante Magdalena mit dem Leiterwägelchen
von Hof zu
Käufer
war nun der Erzb. Seminarfond und dessen Treuhän
Mägde
sehr gelitten hat. Die Verfolgungen seiner Seminaristen taten ein weiteres. Er
starb nach längerem Leiden im Haus Nazareth in Sigmaringen am 25. Juni 1887 16 .
Der
treue Helfer des Regens und der Schwestern, »Seminardiener«
und Mesner des Lindenberg, Gregor Gremelspacher, starb am 15. 9. 1882 auf dem
Lindenberg im Alter von 63 Jahren. Eine Zeile der Dankbarkeit hat sicher auch
dieser dienende Mann stellvertretend für so manchen stillen Seminar- und
Konviktsdiener verdient. Am längsten haben die drei Geschwister Rombach vom
Maierhof in Eschbach das harte Schicksal ihrer Mitschwestern überstanden: die
Schwestern Philippine, Cherubine und Seraphine. Sie hatten in der Notzeit einen
Rückhalt am heimatlichen Hof in Eschbach, erlebten noch die Freude, daß der
ehemalige Knecht des Lindenberg, Anton Rombach, welcher 1890 die jetzt noch
stehenden Linden auf dem Lindenberg gepflanzt hatte, Maierbauer wurde. Im Stöckle
dieses Hofes lebte bis kurz vor ihrem Tode die letzte der Mägde vom Lindenberg,
Schwester Seraphine. Sie starb am 12. 1. 1915 und wurde auch als letzte von 32,
die in St.Peter begraben wurden, dort beigesetzt. Durch die Nachprüfung in den
Totenbüchern der Pfarreien und Gemeinden und den dortigen Angaben war es möglich,
das vollständige Verzeichnis der Mägde vom Lindenberg für den Lindenberg
wiederherzustellen und somit das Andenken an ihr Beten und Opfern für die Erzdiözese
und das Priesterseminar zu erhalten.
Die
Schwestern der Ewigen Anbetung auf dem Lindenberg 1858-1869
Die Kerngruppe und Begründer:
1.
Katharina Ruf, St.Peter |
10.
Creszentia Rombach, Breitnau |
2.
Magdalena Pfändler, Zarten |
11.
Fides Tritschler, Schwärzenbach |
3.
Veronika Benitz, Breitnau |
12.
Katharina Maier, Waldau/Langenordnach |
4.
Theresia Benitz geb. Waldvogel, Breitnau |
13.
Theresia Roder, Rheinheim bei Waldshut |
5.
Katharina Wangler, Breitnau |
14.
Katharina Walz, Thiergarten/O. |
6.
Maria Tritschler, Schwärzenbach |
15.
Theresia Hermann, Breitnau |
7.
Idda Hubmann, Bichelsee, Kt. Zug/CH, aus dem Kloster Gubel bei Zug |
16.
Creszentia Rombach, St.Peter |
8.
Juliana Hügle, Wittenhofen/Üb. |
17.
Magdalena Ritter, Büsslingen |
9.
Magdalena Heitzmann, St.Peter |
18.
Maria Schmid, Oberlauchringen |
Diese
(8-18) starben schon in jungen Jahren 1862-68.
11.
Februar 1869 Vertreibung der anderen mit Polizeigewalt.
Von den Vertriebenen starben in Ottmarsheim im Elsaß:
19.
Prosa Thoma, Bubenbach |
25.
Carola Thoma, Zähringen/Frbg. |
20.
Gebharda Legler, Baldenbrunn |
26.
Paula Heizmann, Langenbach |
21.
Sekunda Albietz, Birkendorf |
27.
Elisabeth Haas, Gremmelsbach |
22.
Franziska Kraesig, Erlach bei Offenburg |
28.
Anna Hilpert, Andlekofen |
23.
Franziska Sauter, Büsslingen |
29.
Sophia Waidele, Hausach i. K. |
24.
Johanna Kirner, Rudenberg bei Neustadt |
30.
Helene Weber, Oberwinden |
Die
Grabstätte dieser Schwestern ist in Ottmarsheim heute noch erhalten.
Im
Haus „Nazareth" in Sigmaringen fanden Zuflucht und starben dort:
31.
Brigitta Hettich, Gremmelsbach |
36.
Ursula Brugger, Neustadt/Schw. |
32.
Bonifatia Zimmermann, Schönau |
37.
Augustina Hirtler, Endingen |
33.
Maria Xaveria Haas, Gremmelsbach |
38.
Agatha Rombach, Breitnau |
34.
Wallburga Armbruster, Schapbach |
39.
Hilaria Thoma, Herdern b. Frbg. |
35.
Paula Haas, Gremmelsbach |
40.
Amata Thummel, Liel |
|
41.
Antonia Schupp, Heimatort? |
An
deren Grabstätte erinnern noch zwei Kreuze beim Haus Nazareth.
Im Kulturkampf 1874 wurden auch die weiteren dort vertrieben.
Nach
der Vertreibung lebten in St.Peter und starben dort:
42.
Maria Lauber, Büsslingen |
52.
Magdalena Kiefer, St. Georgen |
43.
Anna Schlegel, St. Märgen |
53.
Scholastika Schuler, St.Peter |
44.
Walburga Kaltenbadi, Unteribental |
54.
Philippine Waldvogel, St.Peter |
45.
Sophie Späth, Breitnau |
55.
Theresia Birkenmaier, Zarten |
46.
Anna Barbara Haas, Gremmelsbach |
56.
Scholastika Kürner, St.Peter |
47.
Susanne Krieget, Kadelburg |
57.
Philippine Rombach, Eschbach |
48.
Barbara Hipp, Unteribental |
58.
Franziska Feger, Thiergarten b. 0. |
49.
Juliana Waidele, Haslach i. K. |
59.
Adelheid Tritschler, Rudenberg |
50.
Maria Schweizer, Burg |
60.
Amalie Rombads, Eschbach |
51.
Verena Kürner, St.Peter |
61.
Anna Rombach, Eschbach |
Diese
konnten nach Ende des Kulturkampfes auf den Lindenberg zurückkommen, durften
aber nur im Hause Schwesternkleider tragen.
Die
Grabstätten von Katharina Ruf und Idda Hubmann sind auf dem Gubel erhalten.
Veronika Benitz, Magdalena Pfändler, Theresia Benitz, Katharina Wangler und
Maria Tritschler sind in St.Peter begraben. Das Grab von Veronika Benitz wurde
immer besonders gepflegt und blieb bis 1938 erhalten.
Joseph
Hog
__________
Quellen•
Badisches
Generallandes-Archiv Karlsruhe (GLA), Heft: Kloster Lindenberg 235/13 100.
Klosterchronik
des Gubel Kt. Zug, handgeschr. Bd. I—V. 1857-1901, Klosterarchiv.
Gem.
Archiv Unteribental, Fasz. Lindenberg u. Grundbuchakten, Totenbücher.
Gem.
Archiv St.Peter, Grundbuchakten.
Ord.
Archiv Freiburg, Akten Pfarrei St.Peter, Abt. Lindenberg 10705 u. Inv. 10709.
Literatur:
Zeitgenössische
Literatur:
J. M. Hägele, Das erste Brandopfer der Offenburgerei oder die Treibjagd auf dem
Lindenberg. 2. Auflage 1896.
Die kirchlichen Zustände in der Erzdiözese Freiburg, in: Katholik 49, 1869. — H Maas, Die Austreibung „ordensähnlicher" Vereine in Baden, Arch. f. kath. Kirchenrecht 31, 1874.
Die
neueste Einordnung der Vertreibung vom Lindenberg bei Josef Becker, Liberaler
Staat und Kirche in der Ara von der Reichsgründung und Kulturkampf. Geschichte
und Struktur ihres Verhältnisses in Baden, 1860-1876 (= Veröffentlichungen d.
Kommission f. Zeitgeschichte. Reihe B: Forschungen, Bd. 14). Mainz 1973, 228.
Wilhelm
Störk, Pfarrer von Bleibach, Artikelfolge im „Freiburger Boten" 1889.
Org. Ausg.
Pfarrarchiv
Eschbach und Gem. Archiv Unteribental. Wilhelm Störk (Nekrolog FDA 1916) geb.
1842 in Ettenheim. Ord. 1866, Primiz a. d. Lindenberg, 1869 Vikar in St.Peter,
Augenzeugen der Vertreibung, später Pfv. in Boll, Ortenberg, Großweier, Pfr.
in Bleibach 1877, in Mösbach 1893, in Bohlsbach 1901, + 1916.
Die
Artikelfolge: „Klostersturm auf dem Lindenberg" ist die bedeutendste
Schrift über die
L.
Marbe; Prozeßakten über den Nachlaß von Veronika Benitz.
Die
Totenbücher der Pfarreien St.Peter, Sigmaringen, Ottmarsheim.
Archivakten
von „Haus Nazareth', Sigmaringen.
Verloren sind die Akten im Haus Marbe, Freiburg, und Bockel, Missions-Institut.
Joseph
Hog, Pfarrer - Eschbach Mitteltal - 7801 Stegen
Anmerkungen
im Text:
1 Theodor Lender geb. 1813 in Pfullendorf, ord. 1837; Rep. in Freiburg 1840;
1842 Subregens
2 FDA 1969, 219 u. 249.
3 Grundbuch St.Peter 1852 III 64.
4 GLA No. 26763 v. 18. 12. 55.
5 Rest. Bauernfeind stellte anl. der Rest. 1976 dieses Alter des
Wallfahrtsbildes fest.
6 Ord.Arch. a.a.O.
7 Resolution der Herbstkonferenz des Dekanats Breisach v. 11. 11. 44.; Ord.
Arch. 10705.
8 Gregor Gremmelspacher geb. 1819 in Sölden. In seiner Heimatkirche, Sölden
(früher
9 Gem.Arch. Unteribental.
10 Kloster „Maria Hilf" gegründet 1849/50 bei der alten
Wallfahrtskapelle und ehemaligen Schladukapelle auf dem Gubel, Kt. Zug, von Pfr.
RöIlin in Menzingen ist eine Zweiggründung des P. Theodosius Florentini, der
die Klöster Ingenbohl und Menzingen, die eine Gründung für Kinder- und
Krankenfürsorge, die andere für Schule und Jugenderziehung ins Leben gerufen
hatte, erkannte, wie notwendig das besondere Gebet einer Gemeinschaft für solch
große Werke ist. Auf dem Gubel trafen sich in der schweren Notzeit der Kirche
der Schweiz die katholischen Männer der katholischen Kantone. Der Gubel liegt
(ähnlich wie der Lindenberg etwas einsam) in der Nähe von Menzingen und war
bisher schon Marienwallfahrtsort, betreut von Einsiedeln. Vgl. P. R. Henggeler:
Das Kapuzinerkloster auf dem Gubel, Zürich/Zug 1951
11 Idda Hubmann geb. 1828 in Bidielsee, 1856 Profeß auf dem Gubel; später war
sie
12 Kirchengesetze vom 9. Oktober 1860.
13 Gemeindearchiv Unteribental.
14 Schau-ins-Land 90, 1972.
15 Mitteilung von Angehörigen in Zarten und Unterbirken.
16 Vgl. FDA 1887, n. 22.
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Liebe
Freunde des Lindenberg!
Anbei
übersende ich Ihnen 5 Blätter Ergänzungen zu meinem Beitrag:
Schwesterngemeinschaft Lindenberg. FDA 1977 S. 569 ff.
Dadurch
kann ich die Druckfehler korrigieren und das aus dem Abstand von fast 2 Jahren
Antwort auf einige Fragen vom Leser geben.
Diese
Arbeit machte ich gerne aus Liebe zum Lindenberg. Das Wissen um das Werk der
„armen Mägde“ soll nicht untergehen, unvollkommene Vorstellungen von den
Absichten der Veronika Benitz, der Tätigkeit von Ludwig Marbe sollen aus
wiederentdeckten Quellen korrigiert werden. Dem Werk der Anbetung der Männer in
unserer Zeit soll eine kleine Hilfe gegeben sein. Andere Gemeinschaften können
Jubiläen feiern, Geld für umfangreiche Bauten ist vorhanden. Zum 100.
Todestag, 24. Juli, der Veronika sei dieser bescheidene Blumenstrauß
sinnbildlich an ihr Grab gelegt. Damit sei diese kleine Arbeit abgeschlossen.
Nos
cum prole pia benedicat virgo Maria!
Mit
freundl. Gruß: gez. Jos. Hog.
Für
die Freunde der Heimatgeschichte und besonders des Lindenberges seien die
folgenden Ergänzungen und Bemerkungen gegeben.
Der
Beitrag wurde der Schriftleitung des FDA am 1.X. 1976 übergeben, Ende Nov. 1977
ist er erschienen.
Das
Ablieferdatum 1976 erklärt den Satz: Noch steht das arme Klösterlein....
Oktober 1976 war es noch von Kaplan Münk und Ordensschwestern bewohnt. Am
8.XII. 1976 stand der Richtbaum auf dem Neubau. 1. September 1977 wurde dieser
bezogen, kaum 14 Tage später brannte der Bau I. Haus Lindenberg z.T. aus, in
der Woche darauf wurde die „Kaplanei“ abgebrochen.
Erwerb
des Kleiserschen Anwesens in St.Peter.
Grundbuch
St.Peter (Mitteilung von Klaus Weber). Der Kauf des Hauses Kleiser in St.Peter.
2.3.1852
Vertrag zwischen Katharina Ruf, St.Peter und Magdalena Pfändler, Zarten und
Maria und Fides Tritschler, Schwärzenbach. Die drei letztgenannten leihen der
Katharina Ruf 5858 Gulden zum Ankauf des Kleiserschen Anwesens mit der
Bedingung, daß sie mit noch drei anderen Personen zusammenarbeiten können -
auf 20 Jahre.
9.3.1852
Die Geschwister: Josef Kleiser und Kreszenz Kleiser und Maria verheiratete
Zipfel verkaufen an die ledige Katharina Ruf ihr zweistöckiges Wohnhaus, das Ökonomiegebäude
mit Milchhaus und Brunnen, ferner drei Grundstücke. Kaufpreis 8000 Gulden. Die
Verkäufer Josef und Kreszenz Kleiser schenken der Käuferin 200 fl.
20.3.1853
Georg Kürner, Burlebauer, werden 22 Morgen Wald in der Obibt. Allmend
versteigert. Katharina Ruf kauft sie für 2000 fl. Bürge ist Lorenz Blattmann,
Steingrubenbauer.
20.6.1853
Vertrag: Veronika Benitz aus Breitnau überläßt der Katharina Ruf 2000 fl. zu
diesem Kauf auf 19 Jahre ohne Zinsen und erhält für sich und ihre Mutter das
Wohnrecht.
Nach
Ablauf der 20 Jahre und dem Verbot der Gemeinschaft auf dem Lindenberg:
Katharina Ruf, als arme Magd nun in Sigmaringen, (siehe dortige Akten!) verkauft
durch Vermittlung durch Gregor Gremmelspacher ihr Haus in St.Peter:
24.8.1875:
Katharina Ruf, ledig, verkauft ihr Haus und ihre Grundstücke in St.Peter mit
Fahrnissen an Paul Gremmelspacher, Uhrenhändler z.Zt. in London für 11800 fl.
oder 20228 Mark.
Im
Haus wohnen : Oberlehrer Braun, Frau Doktorin und Frau Maierin.
21.9.1875:
Katharina Ruf vertreten durch Gregor Gremmpelspacher verkauft an die Gebrüder
Hermann, die die Scheuer zur Hälfte gepachtet haben: den Allmendwald für 14400
Mark.
Bemerkungen
zu Kauf und Verkauf:
Verkäufer
Josef Kleiser und seine Schwester: Josef Kleiser ist Pfarrer und Dekan in
Steinenstadt +1877.
Laut
Mitteilungen von Ang. Pfändler in Zarten waren Ruf, Benitz und Pfändler
miteinander verwandt.
Zum
Verkauf 1875: Veronika Benitz bezahlte für die Vertriebenen im Haus Naz. pro
Woche 2 Gulden Verpflegungsgeld. Durch den Verkauf erwarb man wieder Mittel für
die weitere Versorgung der Vertriebenen, die ja ihr Vermögen ebenfalls für den
Aufbau des Klosters und die Erweiterung der Lindenbergkirche gegeben hatten.
Veronika Benitz war deswegen in Sorge um die weitere Verwaltung nach ihrem Tode.
Daher ihr Drängen bei Ludwig Marbe um Hilfe.
1877
bittet Katharina Ruf, auch von Sigmaringen vertrieben, auf dem Gubel um
Aufnahme, was ihr gewährt wurde. Sie erhielt den Namen Schwester Aloisia, der für
den Gubel besondere Bedeutung hatte.
Das
Kleisersche Haus gehört jetzt dem Priesterseminar.
Aufgeklärter
Klerus in Freiburg: Dr. Häberlin, ehemaliger Universitäts-Professor,
Stadtpfarrer von St.Martin, Bischöfliche Kommission - aus seinem Gutachten an
Wessenberg. Störk, Lib. S. 347
In
der Befürchtung, der Pfarrverweser Burchert ...von Buchenbach möchte ihm mit
einem Bericht über die „allerliebste Lindenbergkapelle“ zuvorkommen (!)
schrieb 1806 nach Konstanz:
„Zuverlässig
ist ein ganz neu verfertigter Altar auf dem Lindenberg wieder aufgestellt und
die mutwilligen Erbauer dieser offenbar schädlichen Wallfahrtskapelle, welche
man eher anzünden als einweihen sollte, werden sich alle Mühe geben, daß
die Kapelle bei Gelegenheit der Firmung consekriert werde. Es gibt bekannter
Dinge im Breisgau kein im Christentum unwissenderes und darum liederlicheres Volk, als gerade im Kirchzartener
Tal, und daran sind hauptsächlich die vielen Neben- und Wallfahrtskapellen
schuld, welche die Leute vom eigenen Gottesdienst und christlichen Unterricht
wegziehen.“ 1820-60 waren Schüler von Häberlin, Dannemaier uws. Pfarrer im
Breisgau.
Schumächerlehof
in Breitnau: Es ist einer der mittleren Höfe von Breitnau. Veronika Benitz,
einzige Tochter und Erbin des Hofes, offenbar eine tüchtige Bauernmagd bzw. Bäuerin
nutzte für ihr Werk zunächst den Wald für den Aufbau des Klösterchens auf
dem Lindenberg d.h. sie machte Kahlhieb. Als der Renzenhof dann zu haben war,
verkaufte sie den Heimathof an die Fam. Kienzler, die ihn heute noch, in der 5.
Generation bewirtschaftet. Die Bäuerin aus der 5. Generation ist aus dem
Unteribental! Fam. Kienzler hat den Wald wieder angepflanzt nach 100 Jahren
konnte es wieder voll genutzt werden, wird aber noch „Klosterwald“ genannt.
Es war verständlich, daß die Verwandtschaft Benitz, wenn sie den schön
gelegenen Renzenhof sahen, wesentlich kleiner als der Schumächerlehof,
versuchten, Erbansprüche durchzusetzen. Sie scheuten auch nicht gegen den
Freiburger Rechtsanwalt Ludwig Marbe bis ans Reichsgericht zu gehen. Da in den
ersten 10 Jahren nach dem Verbot ja der größte Teil der „Mägde“ in Kummer
und Armut gestorben war, glaubte man, für die noch Überlebenden
sei genügend gesorgt. Marbe dachte jedoch an das geistige Erbe: den
Lindenberg und das Gebet am Wallfahrtsort. Durch seine scharfe und treue
Verwaltung - deswegen auch auf dem Lindenberg und St.Peter nicht beliebt - war
der Ausbau, die Verschönerung der Kapelle nach 1880, der Bau der Scheuer, an
deren Fundamenten im Winter 1868 einige der „Mägde“ gerade Erdarbeiten
machten (Störk: Klostersturm S.4), dann möglich geworden. Diese Scheuer tat
fast 100 Jahre gute Dienste, war unter Heinrich Bockel, und danach in bester
Funktion: 2 Pferde, 8 Kühe, Jungvieh, Schweine, Hühnerzucht, Obst und Gemüsebau.
Beim Heuen 12 Leute!
Der
Gemeinderat Eschbach nannte im Bittgesuch für die „Mägde“ Januar 1869 die
Landwirtschaft vorbildlich, fortschrittlich, da auch das benötigte
Brotgetreide, Winterroggen, gebaut wurde. Eine Steinmauer - Lesesteine, an der
Grenze zum Hugmichelhof nennt man heute noch: Schwesternmauer d.h. um mit der
Sense sauber Mähen zu können, wurde jeder Stein aufgelesen und an der Grenze
gelagert. Das Korn wurde mit der Sichel geschnitten, damit keine Ähre verloren
ging (Mitteilung meiner Mutter die den Lindenberg von 1890 an kannte. Mein
Schwester Maria Hog war 1929-32 Stall- und Küchenmagd auf dem Lindenberg bis
sie 1932 krank wurde.)
Was
vom Werk der Schwestern bis heute -1978- geblieben ist:
Der Grundbesitz auf der Gemarkung Eschbach u. Unteribental: er stellt einen ganz großen, stets wachsenden Wert dar. Er war lange Zeit die Grundlage der Landwirtschaft bis 1968. Auch der Grundbesitz der Kaplanei, von Marbe vom anderen Komplex getrennt und zum unangetasteten Kaplaneifond geworden. Der Grundbesitz auf Gemarkung Unteribental, Haus Lindenberg, Garten und Parkgelände einschl Weiher. Dieser Besitz ging einzig durch das tapfere Bemühen von L. Marbe auf dem Umweg über die Gemeinde Unteribental wieder in kirchliche Hand. Der Renzenhof, wiederum durch Marbe, Unteribental, und H. Bockel, wieder in Besitz der Kirche (Seminarfond). Vom Besitz der Klostergemeinschaft musste als Notverkauf werden: das Kleisersche Anwesen, der Almendanteil, der Anteil Pretschenhof,. Dieser ganze Besitz, jetzt ein Wert in Millionenhöhe war ausschließlich aus den Opfern aller Mitglieder u. von Gr. Gremmelsbacher erworben worden.
An Gebäuden, jetzt 1978 noch erhalten: Das hintere Drittel der Kapelle. Am Dachstuhl ist der Übergang genau zu erkennen. Der Querbau hinten war bis 1977 noch deutlich als der Große Speicher und Werkraum zu kennen, daher oben ein großer Laden mit Aufzugmöglichkeit vor allem für Brennholz und Waren. Jeder Meter des Speichers war genutzt, auch als Trockenraum (Wäsche für mind. 50 Personen!) Das Glockentürmchen mit der Einrichtung für drei Glocken und eine Uhr.
Nach Abschlagen des Putzes sah man die Nischen für die Türen an der Südwand beim Altar und beim Zugang zur Empore. Dort war, am Gubel heute noch erhalten, der gedeckte Zugang für die Anbetungsschwestern vor Chor der Kapelle zur Empore, wo meist die Anbetung gehalten wurde. Vorhanden ist noch die Öffnung vom Gemeinschaftsraum Kloster-Kapelle und das schmale Fenster vom gang mit Blick zum Hochaltar.
Geräte und Kultgegenstände: Das Kreuz auf der Empore, heute im Pfändlerhof in Zarten (bei den Angehörigen der Magdalena Pfändler). Bei den liturg. Geräten u. Statuen läßt sich nicht leicht Sicheres sagen, vor allem die „Reinigung“ um 1960 hat stark aufgeräumt. Die Kopie des Meigerniskelches hat Marbe anfertigen lassen, die Figuren von Konrad und Gebhard wurden offenbar zum Konradsjubiläum 1876 beigebracht. Von einer Schwester soll in St.Peter noch ein Ring mit Bild Lindenberg-Muttergottes vorhanden sein. Die Grabsteine in Ottmarsheim und auch in Sigmaringen sind offenbar auf Betreiben von Marbe beschafft worden.
Schriften und
Akten
sind nur wenige vorhanden. Auf dem Kirchenspeicher konnten noch glücklicherweise
vor Einzug der Handwerker einige Musikalien gerettet werden, besonders das
Orgelbuch und Singstimmen des Schwesternchores. In einem Buch betr. Franziskus
ist die Unterschrift der Veronika Benitz erhalten, in den Grundbuchakten ebenso,
sowie die Unterschrift von Gregor Gremmelsbacher, der oft die Gemeinschaft
juristisch vertrat. Das Bruderschaftsbuch ab 1866 ist ebenfalls ein wichtiges
Namensdokument. Dort stehen die Gubelschwestern und die Anbetungsschwestern
sowie Namen von Geistlichen und Laien, die sich ihnen angeschlossen hatten u.a.
auch Pfarrverweser Lorenz Sayer, später Dekan in Meßkirche (siehe K. Gröber
in FDA!) Urgroßonkel von Erzbischof Oskar Sayer und verwandt mit Josef Saier
Pfarrer von Ötigheim. Es ist zu hoffen, daß da und dort noch das eine oder
andere Schriftstück in Zusammenhang mit dem neuen Lindenberg und weiteren
Forschungen auftaucht. Vernichtet sind alle Akten von Marbe und Bockel durch
Kriegseinwirkung 1944/45.
Zur Liste der
Schwestern:
Woher kamen sie?
Veronika
Benitz sagt bei der Verteidigung ihrer Mitschwestern: „Wir sind alle
Bauernmägde einfacher Herkunft“ (Vernehmungs Protokoll bei Störk) Bei den
gesunden und gläubigen Familien auf den Schwarzwaldhöfen, die nicht vom Geist
der Aufklärung verdorben waren, sah man in der großen Kinderzahl einen Segen
Gottes. Wohin aber mit ihnen, da von den Mädchen nicht alle zur Heirat auf
einen Hof oder in ein „Häuschen“ kamen. Die Brüder wanderten damals aus
oder zogen als Uhrenhändler „ins Land“. Die Ledigen, die daheim blieben,
waren dann eben Mägde beim Bruder, und von diesen suchten die idealsten und
besten einen Weg in die Nachfolge Christi. Gute Seelsorgen wiesen ihnen diesen
Weg, so die Vorsteher des Priesterseminars nach 1842, so gute Pfarrer gerade in
armen Gemeinden. Auffallend sind folgende Beispiele:
Pfarrei
Gremmelsbach bei Triberg: Diese Pfarrei gehörte seelsorgerlich zu St.Peter. 1805 weihte
der Abt Ignaz Speckle die heutige Kirche. Aus seiner Heimat kommt eine
Lindenbergmagd! Der Abt sorgte sich nach der Aufhebung des Klosters sehr um die
Klosterpfarreien. Im Pfarrarchiv ist ein Verzeichnis der Ordensberufe jener
Zeit. Es sind in 20 Jahren 9 Klosterberufe, aus der Sippe Haas kamen 4 der Mägde, aus der Familie Hettich 1, eine weitere ging in ein anderes Kloster. Pfarrer Primus
Hettich + 1973 war auch aus dieser Familie. Nach der Vertreibung gingen diese
meist nach Sigmaringen und starben dort in Heiligkeit und Armut.
Thummel, Amata von Liel war
die Schwester des Spirituals Thummel, der auf dem Lindenberg wohnte, Spiritual
der Schwestern und des Priesterseminars war, + als Pfarrer von Schuttern. Nach
der Vertreibung durfte die Schwester den Bruder auf dem Lindenberg nicht
besuchen, die Polizei wachte darüber (siehe bei Störk!)
Von
den Mägden aus St.Peter brachte Schwester Coelestine, Philippine Waldvogel
aus der Gerbe, einen schönen Beitrag auf den Lindenberg. Auch da war wie bei
Veronika Benitz nach dem Verbot der Gemeinschaft die Frage der Rückgabe aus dem
Vermögen aktuell. Als sie 1907 starb, beließ man es aber dort, „was dem
Lindenberg gehören sollte“, heute eine Ehre für die Familie Waldvogel.
Priester,
die in dieser Zeit für den Lindenberg entscheidend tätig waren:
Neben den Vorstehern des Priesterseminars von 1842 an: Kössing, Lender,
Knittel, Thummel ist zuerst zu nennen:
Kaplan F.X. Höll, 1842-45 in St.Peter, er kämpfte mit Idealismus und Geschick für das Wiedererwachen der Wallfahrt, begünstigt später offenbar von Karlsruhe aus, wo er von 1845-1880 der große Organisator der Seelsorge war. Er hat Beziehungen zu F.J. Mone, Direktor des General Landesarchivs ! (Bild in : Die Katholische Kirche in Karlsruhe III 1815-1870). Die Zusammenstellung der Akten im GLA weist eine wohlwollende Hand auf. In der Zeit 1854-1869 finden die Schwestern einen treuen Helfer in Hofkaplan Strehle, der für den greisen Erzbischof Hermann die Sachen des Lindenberg beschützte. Von den Pfarrern der Umgebung ist schon erwähnt der Pfarrverweser von Kirchzarten Lorenz Sayer. Seine Tätigkeit für den Lindenberg war wohl auch ein Grund, warum er in Karlsruhe für Kirchzarten abgelehnt wurde (Geschichte der Pfarrei Kirchzarten. Jahrbuch II 1965). Pfarrer Johann Blank von Eschbach 1859-80 in Eschbach förderte die Wallfahrt sehr, bringt 1860 das Medaillon mit den Wallfahrtszeichen wieder auf den Lindenberg. Er kommt dann wegen seiner Beziehung zu Ingenbohl / Menzingen / Gubel als Priritual nach Hegne. Nach dem Tod von Regens Lender fördert Pfarrer Störk wie bekannt die Wallfahrt sehr (Wallfahrtsbuch 1892). In dieser Zeit sind dann verschiedene Geistliche als Hausgeistliche genannt, bis 1909 Pfarrer W. Gustenhofer, bisher Eschbach als Benefiziat, in die von Marbe errichtete Kaplanei kommt. Er bringt die Gengenbacher Schwestern Nothgurga und Jeremia mit auf den Lindenberg. Mit dem Tod der Nachfolgerin von Veronika Benitz: Katharina Wangler 1901 war die Betreuung des Lindenbergs nur noch von Marbe besorgt, 1907 starb auch er. 1909 beginnt nun die Tätigkeit der Gengenbacher Schwestern. Gustenhofers konnte trotz seines eisernen Willens nur noch bis 1913 wirken. Es gab nun nie einen eignetlichen Inhaber der Kaplaneipfründe, sondern nur Hausgeistliche, die dem Regens des Priesterseminars bzw dem Pfarrer von St.Peter unterstellt sind. Das Vermögen der Kaplanei ging zuerst als Kriegsanleihe, dann durch die Inflation zugrunde. Unter den Kaplänen ist dann bedeutend: Fehringer, Verfassers des 3. Lindenbergbuches. Mit der Tätigkeit von H. Bockel als Missionar 1915 ist das Geschick des Lindenberg nun geprägt von seinem unermüdlichen Eifer, seinem geschäftlichen Geschick und seiner großen Liebe zur Gottesmutter. Er betreibt den Rückkauf 1921, den Neubau 1926/27. Eine Kollekte in der Erzdiözese, die etwa 100000 RM erbrachte waren die Grundlage für das damals neue, fortschrittliche Bauen, das Exerzizienhaus. Kurgäste im Sommer brachten die Möglichkeit, das haus auszugestalten. Die stets drohende Feuersgefahr für das hölzerne Haus, Wassermangel, Bau des Brandweihers 1932/33, Bau des Sträßchens 1928 waren stete Sorgen für ihn. Landwirtschaft und Gartenbau, Obstbau, Schweine- und Hühnerzucht mußten alle mithelfen, daß auch das Kurhaus Lindenberg ohne Schulden bestehen konnte - Einzelzimmer von 4,50 an... Unter den Kaplänen jener Zeit ist besonders zu nennen: Dr. Anton Nohe 1931-36. Daß der Lindenberg das III. Reich und die Kriegszeit gut überstanden hat, war einmal seiner Leistungsfähigkeit als Bauernhof in Ablieferungen, Aufnahme von Volksdeutschen, gute Querverbindungen von H. Bockel mit der Wehrmacht, und dann der Gebetsmacht der blühenden Wallfahrt zu verdanken. Die Schwestern brauchten nie zu weichen. So konnte der Lindenberg nach 1945 sogleich wieder seine volle Tätigkeit entfalten. H. Bockel konnte die Leitung getrost der sehr tüchtigen Schwester Oberin Novata überlassen, die bis 1973 das Haus leitete.