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Bickenreute
aus:
Heiko Wagner
Burgenführer Oberrhein
66 Burgen von Basel bis Karlsruhe
Herausgegeben von Joachim Zeune
THEISS Verlag 2003

Erwa 1 km südlich von Kirchzarten liegt am östlichen Talrand das ehemalige Rittergut B (fälschlich auch „Birkenreute“). Die kleine Wasserburg wurde am Fuß des hinter dem Hause ansteigenden Berghanges errichtet.

Hinter der Ortsmitte von Kirchzarten sind linker Hand Sportanlagen mit einem Parkplatz ausgeschildert. Von hier führt ein Wanderweg zur B.

Im 14. Jh. werden Albrecht, Jakob und Thoman von Falkenstein von Bickenreute genannt. Dies lässt vermuten, dass die Falkensteiner, deren Stammburg im Höllental stand, die Erbauer der Burg waren. Die spätere Besitzerfolge ist unklar, weil in den relevanten Urkunden oft keine Unterscheidung zwischen einem- heute abgegangenen-oberen und unteren Hof (dem Weiherhaus) vorgenommen wurde. Seit 1493 unterstand das Gut der Stadt Freiburg, d.h. der Talvogtei in Kirchzarten, was ständig umstritten war. Über weitere Besitzer kam es an Sebastian von Blumeneck, Bürgermeister und Münsterpfleger in Freiburg. Über den Kaufmann und Ratsherrn Hans Graf ging es an dessen Sohn Ulrich, der 1548 das Gut abstieß, nachdem er aufgrund des Streits um die Rechtsstellung des Gutes sogar in der Talvogtei Kirchzarten inhaftiert gewesen war.

Ab 1570 gehörte B. Ludwig Held, dem Sohn des kaiserlichen Vizekanzlers Dr. Mathias Held, dann Adam von Schwalbach, Fürst des Johanniterordens in Heitersheim, mit zwei seiner Verwandten und im frühen 18. Jh. schließlich dem Ratsschreiber Franz Ferdinand Mayer, der für die Rettung Freiburgs während einer Belagerung als „von Fahnenberg“ geadelt worden war. Offenbar verwandelte er die Burg in ein barockes Herrenhaus mit Vollwalmdach. Von 1740 bis 1993 war das Gut im Besitz der Stadt Freiburg und wurde an
Landwirte verpachtet.

Die Hauptfront nach Westen präsentiert sich als barockes Herrenhaus mit zwei Wohngeschossen und sieben Fensterachsen. Die Hausecken und die Umrahmung des rundbogigen Eingangsportals bestehen aus einer aufgeputzten Rustikaquaderung. Ein Anbau nach Osten könnte als Kapelle
gedient haben. Der auf Plänen des 18./19. Jhs. dokumentierte Wassergraben ist noch teilweise erkennbar und soll reaktiviert werden.

Auf ältere Bauphasen verweisen einige Buckelquader an den nördlichen Hausecken, ein sekundär vermauertes Fenstergewände und ein Knick in der rückwärtigen Hausfront. Sie lassen u.U. ein turmartiges Gebäude der halben Gebäudegröße erschließen.

Blick von Südosten auf das Herrenhaus. Rechts der evtl. Kapellenanbau. Foto: H. Wagner, 2002.