zum Inhaltsverzeichnis

Das Leben des Heinrich Graf von Kageneck (1886 - 1957)
und seiner Frau Gemahlin
Gertrud Gräfin von Kageneck (1898 - 1974)

Heinrich Graf von Kageneck , geb. am 05.10.1886 in Pfaffendorf (Bayern), war einer der Söhne seines im Jahre 1895 durch einen Reitunfall verstorbenen Vaters Franz Reichsgraf von Kageneck (siehe unten). Seine Kinder- u. Jugendjahre verbrachte er innerhalb der elterlichen Familie auf dem Stegener Schloß Weiler. Doch bald verließ er das elterliche Haus und wohnte seither nicht wieder auf Schloß Weiler. Zudem zog dann auch die gräfliche Familie aus Stegen fort. Seither war Schloß Weiler nicht mehr bewohnt, ebenso wie die Wirtschaftsgebäude viele Jahre leerstanden und erst Ende der 20iger Jahre bis in die heutige Gegenwart anderen Verwendungen zugeführt wurden.

Als junger Mensch lebte er eine Reihe von Jahren als Mönch völlig zurückgezogen in einem nach strengen Regeln geführten Kloster des Trappisten-Ordens.

Während des Weltkrieges 1914-1918 trug er die Uniform des Deutschen Heeres und diente an der Westfront.


Seit den 20iger Jahren wohnte er in Berlin. 1930 erfolgte die Eheschließung mit seiner Frau Gertrud, geb. Lishy, die bis zuletzt kinderlos blieb. Nach 1932 wurde er unter dramatischen Verhältnissen zweimal von der Gestapo verhaftet, verhört und auch im sogenannten Columbushaus mit anderen politischen Häftlingen festgehalten.

Beruflich war er journalistisch beim TAGEBLATT der Berliner Volkszeitung, dann als Agent bei verschiedenen Versicherungen und die letzten Jahre bis 1943 für den Verlag Heinrich Hoffmann in Berlin tätig.

Im August 1943 siedelten die Kagenecks samt Hausdiener nach Stegen und bezogen neben dem Schloßgelände das zwischen Landstraße und dem Eschbach als Renteigut ausgewiesene Herrschaftshaus (Tantenhaus) an der Dorfstraße 20.

Von nun an überwachte und verwaltete er unter Hinzuziehung des zuständigen Forstmeisters alle in seinem im Besitz befindlichen Liegenschaften, bestehend aus Wald, verpachteten Wiesen und Äckern, Mietwohnungen und bewirtschafteten Grundstücke. Seine untadelige Lebenshaltung entsprach seiner edlen Gesinnung. Zu allen Zeiten bot er unverschuldet in Not geratenen Menschen Obhut und ließ sie am Vorhandenen teilhaben.

Als seriöser Kant-Philologe befaßte er sich in freien Stunden mit der Kant'schen Weisheitslehre. Sie war ihm so vertraut, dass er die meisten Passagen aus dem Gedächtnis vollkommen wiederzugeben und zu erklären vermochte. Als Krönung seiner langjährigen Bestrebungen widmete er sich begeistert dem Dichten, in dem er die gesamte "Kritik der Urteilskraft" in Verse umsetzte.

Heinrich Graf von Kageneck kam 1957 durch einen tragischen Verkehrsunfall auf der Landstraße von Stegen nach Kirchzarten ums Leben.

Seiner als Universalerbin eingesetzten Gattin, Gertrud Gräfin von Kageneck , geb. am 17.12.1898 in Morgenroth (Oberschlesien), war es ein besonderes altruistisches Anliegen, den Wald gegen eine schlichte Rente unwiderruflich in den Grundbesitz der Gemeinde Stegen zu überführen, einigen Landwirten die Pachtgrundstücke zu recht akzeptablen Preisen zu verkaufen sowie ein größeres Areal zu günstigen Konditionen für die Stegener Gehörlosenschule abzutreten. Darüberhinaus machte sie der Gemeinde Stegen ein besonders Geschenk, in dem sie ihr für den ansässigen Sportverein ein größeres Gelände für einen Sportplatz kostenlos übereignete.

In den Gemeindeaufzeichnungen heißt es: "Daß Stegen heute eine nicht zu arme Gemeinde ist, mag auch dem früheren Bürgermeister und Ehrenbürger Pius Rebmann zu verdanken sein, dessen sympathische Art die Gräfin zu Kageneck veranlaßte, der Gemeinde große Ländereien zu überschreiben."Die Stegener Bürger dankten und erinnern sich, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Verwendung des Namens bei der feierliche Einweihung der "Kagenecksportanlage" und "Kageneckhalle".

Gertrud Gräfin von Kageneck verstarb 1974.

Diese Informationen wurden uns dankenswerter Weise von Herrn Walter Lishy, Gärtringen, überlassen

------------------------------------------------

Nachrichten zum Reiterunfall des Grafen Franz v. Kageneck im Jahre 1895

Freiburger Nachrichten, 31.5.1895
Ein bedauerliches Unglück wird uns soeben aus Stegen gemeldet: Graf Kageneck ist gestern von einem wild gewordenen Pferde gestürzt; er geriet unter die Hufe des Rosses und erlitt dabei einen Schädelbruch. Die sofort hinzugerufenen Ärzte sind mit Eifer bemüht, dem so schwer Verunglückten, der besinnungslos darniederliegt, Hilfe zu spenden.

Freiburger Nachrichten, 1.6.1895
Wie uns gemeldet wird, hat alle ärztliche Kunst die schwersten Folgen des Unglücksfalles, von dem Herr Graf Kageneck betroffen wurde, nicht abwenden können. Der auf so bedauerliche Weise verunglückte Herr ist seinen Verletzungen erlegen.

Freiburger Nachrichten, 2.6.1895
Eingesandt. Herr Graf Franz v. Kageneck auf Schloß Weyler in Stegen wird am Pfingstmontag zur letzten Ruhe bestattet werden. - Die Betrübnis über den jähen Tod dieses Herrn ist eine allgemeine. In ihm verliert die katholische Kirche einen treuen Sohn, die Zentrums-Partei einen unerschrockenen Vorkämpfer. Herr Graf von Kageneck hat sicherlich keine Feinde hinterlassen. Alle, welche mit ihm verkehrten, waren durch sein ungeschminktes, gewinnendes Wesen gefesselt. Besonders der Bauersmann wird seinen Verlust tief empfinden. Noch in der letzten Kreisversammlung trat er mannhaft für die Interessen derv Landwirte ein. Der Verblichene war auch Bezirksrath im Amtsbezirke Freiburg, seine Tätigkeit auf diesem Gebiete war gleichfalls eine erfolgreiche. Das Andenken dieses Mannes wird immerdar ein gesegnetes sein. Gott schenke ihm die ewige Ruhe!