Das
Leben des Heinrich Graf von Kageneck (1886
- 1957) |
Heinrich
Graf von
Kageneck , geb. am 05.10.1886 in Pfaffendorf (Bayern),
war einer der Söhne
seines im Jahre 1895 durch einen Reitunfall verstorbenen Vaters
Franz Reichsgraf
von Kageneck (siehe unten). Seine Kinder- u. Jugendjahre
verbrachte er innerhalb der
elterlichen Familie auf dem Stegener Schloß Weiler. Doch bald
verließ er das
elterliche Haus und wohnte seither nicht wieder auf Schloß
Weiler. Zudem zog
dann auch die gräfliche Familie aus Stegen fort. Seither war
Schloß Weiler
nicht mehr bewohnt, ebenso wie die Wirtschaftsgebäude viele
Jahre leerstanden
und erst Ende der 20iger Jahre bis in die heutige Gegenwart
anderen Verwendungen
zugeführt wurden.
Als junger Mensch lebte er eine Reihe von Jahren als Mönch
völlig zurückgezogen
in einem nach strengen Regeln geführten Kloster des
Trappisten-Ordens.
Während des Weltkrieges 1914-1918 trug er die Uniform des
Deutschen Heeres und
diente an der Westfront.
Seit den 20iger Jahren wohnte er in Berlin. 1930 erfolgte die
Eheschließung mit
seiner Frau Gertrud, geb. Lishy, die bis zuletzt kinderlos
blieb. Nach 1932
wurde er unter dramatischen Verhältnissen zweimal von der
Gestapo verhaftet,
verhört und auch im sogenannten Columbushaus mit anderen
politischen Häftlingen
festgehalten.
Beruflich war er journalistisch beim TAGEBLATT der Berliner
Volkszeitung, dann
als Agent bei verschiedenen Versicherungen und die letzten Jahre
bis 1943 für
den Verlag Heinrich Hoffmann in Berlin tätig.
Im August 1943 siedelten die Kagenecks samt Hausdiener nach
Stegen und bezogen
neben dem Schloßgelände das zwischen Landstraße und dem Eschbach
als
Renteigut ausgewiesene Herrschaftshaus (Tantenhaus) an der
Dorfstraße 20.
Von nun an überwachte und verwaltete er unter Hinzuziehung des
zuständigen
Forstmeisters alle in seinem im Besitz befindlichen
Liegenschaften, bestehend
aus Wald, verpachteten Wiesen und Äckern, Mietwohnungen und
bewirtschafteten
Grundstücke. Seine untadelige Lebenshaltung entsprach seiner
edlen Gesinnung.
Zu allen Zeiten bot er unverschuldet in Not geratenen Menschen
Obhut und ließ
sie am Vorhandenen teilhaben.
Als seriöser Kant-Philologe befaßte er sich in freien Stunden
mit der
Kant'schen Weisheitslehre. Sie war ihm so vertraut, dass er die
meisten Passagen
aus dem Gedächtnis vollkommen wiederzugeben und zu erklären
vermochte. Als Krönung
seiner langjährigen Bestrebungen widmete er sich begeistert dem
Dichten, in dem
er die gesamte "Kritik der Urteilskraft" in Verse umsetzte.
Heinrich Graf von Kageneck kam 1957 durch einen tragischen
Verkehrsunfall auf
der Landstraße von Stegen nach Kirchzarten ums Leben.
Seiner als Universalerbin eingesetzten Gattin, Gertrud
Gräfin von Kageneck ,
geb. am 17.12.1898 in Morgenroth (Oberschlesien), war es ein
besonderes
altruistisches Anliegen, den Wald gegen eine schlichte Rente
unwiderruflich in
den Grundbesitz der Gemeinde Stegen zu überführen, einigen
Landwirten die
Pachtgrundstücke zu recht akzeptablen Preisen zu verkaufen sowie
ein größeres
Areal zu günstigen Konditionen für die Stegener Gehörlosenschule
abzutreten.
Darüberhinaus machte sie der Gemeinde Stegen ein besonders
Geschenk, in dem sie
ihr für den ansässigen Sportverein ein größeres Gelände für
einen
Sportplatz kostenlos übereignete.
In den Gemeindeaufzeichnungen heißt es: "Daß Stegen heute eine
nicht zu
arme Gemeinde ist, mag auch dem früheren Bürgermeister und
Ehrenbürger Pius
Rebmann zu verdanken sein, dessen sympathische Art die Gräfin zu
Kageneck
veranlaßte, der Gemeinde große Ländereien zu überschreiben."Die
Stegener Bürger dankten und erinnern sich, nicht zuletzt auch im
Hinblick auf
die Verwendung des Namens bei der feierliche Einweihung der
"Kagenecksportanlage"
und "Kageneckhalle".
Gertrud Gräfin von Kageneck verstarb 1974.
Diese
Informationen
wurden uns dankenswerter Weise von Herrn Walter Lishy,
Gärtringen, überlassen
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Nachrichten
zum Reiterunfall des Grafen Franz v. Kageneck im Jahre 1895
Freiburger
Nachrichten, 31.5.1895
Ein bedauerliches Unglück wird uns soeben aus Stegen gemeldet:
Graf Kageneck ist gestern von einem wild gewordenen Pferde
gestürzt; er geriet unter die Hufe des Rosses und erlitt dabei
einen Schädelbruch. Die sofort hinzugerufenen Ärzte sind mit
Eifer bemüht, dem so schwer Verunglückten, der besinnungslos
darniederliegt, Hilfe zu spenden.
Freiburger Nachrichten, 1.6.1895
Wie uns gemeldet wird, hat alle ärztliche Kunst die schwersten
Folgen des Unglücksfalles, von dem Herr Graf Kageneck betroffen
wurde, nicht abwenden können. Der auf so bedauerliche Weise
verunglückte Herr ist seinen Verletzungen erlegen.
Freiburger Nachrichten, 2.6.1895
Eingesandt. Herr Graf Franz v. Kageneck auf Schloß Weyler in
Stegen wird am Pfingstmontag zur letzten Ruhe bestattet werden.
- Die Betrübnis über den jähen Tod dieses Herrn ist eine
allgemeine. In ihm verliert die katholische Kirche einen treuen
Sohn, die Zentrums-Partei einen unerschrockenen Vorkämpfer. Herr
Graf von Kageneck hat sicherlich keine Feinde hinterlassen.
Alle, welche mit ihm verkehrten, waren durch sein
ungeschminktes, gewinnendes Wesen gefesselt. Besonders der
Bauersmann wird seinen Verlust tief empfinden. Noch in der
letzten Kreisversammlung trat er mannhaft für die Interessen
derv Landwirte ein. Der Verblichene war auch Bezirksrath im
Amtsbezirke Freiburg, seine Tätigkeit auf diesem Gebiete war
gleichfalls eine erfolgreiche. Das Andenken dieses Mannes wird
immerdar ein gesegnetes sein. Gott schenke ihm die ewige Ruhe!