zum
Inhaltsverzeic
Vor 200 Jahren,
am 23. März 1772, starb in Freiburg Franz Xaver Anton Hauser der meist
Anton Xaver in Klammer ab …) Genannte Barock Bildhauer.. Dieses
Freiburger Künstlers und aller Mitglieder/6 Generationen im Breisgau
tätigen Bildhauerfamilie zu gedenken, wird das Augustinum Museum
Freiburg während des Sommers 1972 eine Sonderausstellung veranstalten.
Pfarrer Manfred Hermann, neue Frau (und so lang, erfasste dafür seit
sechs Jahren das künstlerische Werk der einzelnen Meister. Er wird den
Ausstellungskatalog schreiben und beim Landesverein badische Heimat
eine Arbeit über das künstlerische Schaffen der genannten Bildhauer
veröffentlichen. Im Rahmen freundschaftlich vereinbarte Zusammenarbeit
fiel mir dagegen die Aufgabe zu, die Biografien der Hause
zusammenzustellen und den Schauinsland Jahrbuch vorzulegen. Teil eins
1971 Teil II in einem Heft der nächsten Jahre.)
Obwohl immer wieder
Hinweise auf die Bildhauer Hauser im Druck erschienen sind 1, mangelte es
bisher an dem Versuch aus archivalischen Quellen einen möglichst
vollständigen Überblick über das Werk der kunstgeschichtlich
beachtenswerten Familienmitglieder zu gewinnen. Nicht zu Unrecht
schrieb Peter P. Albert im Jahr 1920: gegen die Hauser hat die
einheimische Forschung noch eine große Ehrenschuld abzutragen. 2" Vermutlich hatte er erkannt, dass seine 1909 veröffentlichten Hauser-Notizen 3
auf die sich die Kunsthistoriker bisher stützten, selbst mancher
Ergänzungen und Korrekturen bedürften. Hinzu kam allgemein der
leichtfertige Gebrauch der Vornamen 4,
besonders bei den drei letzten Hause-Generationen, der der "zu
vielerlei Verwirrung und Fehlbestimmungen in der kunstgeschichtlichen
Forschung Anlass gab 5". Ich hielt es
deshalb für dringend erforderlich, die persönlichen, familiären
Verhältnisse und Lebensumstände der in Kirchzarten, Schlettstadt und
Freiburg arbeitenden Bildhauer nochmals von Grund auf zu untersuchen.
Für die Beschreibungen im Katalog der großen Stadtausstellung 1970
stellte ich meine Arbeitsergebnisse schon vor einiger Zeit dem
Augustinermuseum Freiburg zur Verfügung.
Meinem Freund Manfred Hermann, den Archiven und allen Persönlichkeiten
danke ich an dieser Stelle für die gute Zusammenarbeit und erwiesene
Hilfe nochmals herzlich.
1a) Thieme-Becker, Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 16/1923, S. 139/140 (mit Literaturangaben) ;
1b) Friedrich Schaub, Die Universität Freiburg in ihren Beziehungen
zur Freiburger Kunst im 18. Jahrhundert — Zeitschrift des Freiburger
Geschichtsvereins 37/1923, S. 79;
1c) Joseph L. Wohleb, Die alte Pfarrkirche von Wiehre-Adelhau —
Schau-ins-Land 61/1934, S. 46/47, Anmerkungen im Abschnitt 4, Nr. 6—20;
1d) Joseph L. Wohleb, Freiburger Barockmeister, 4. Anton Xaver Hauser
Alemannische Heimat, Heimatgeschichtliche Beilage der Freiburger
Tagespost vom 31. Mai 1936, o. S.;
1e) Johann Christian Wenzinger — Ausstellungskatalog des Augustinermuseums Freiburg 1960, S. 22/23 und; 29.
2 Peter P. Albert, 800 Jahre Freiburg i. Br. (1120 1920), Bilder aus
der Geschichte der Stadt - Verlag Herder, Freiburg,, 1920, S. 106.,
3 Karl Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18.
Jahrhundert Freiburger Münsterblätter V/1909, S. 13/14 Anmerkung des
Schriftleiters P. P. Albert mit biographischen
Angaben über die Hauser.
4 Hermann Brommer, Johann Baptist Sellinger, ein Breisgauer
Barockbildhauer Kap. Kunstgeschichtliche Zusammenhänge: Hauser
Schau-ins Land 81, 1963, S. 92/93.
5 Kunstepochen der Stadt Freiburg Ausstellungskatalog des Augustinermuseums Freiburg 1970, S. 336/337.
Georg Hauser (I) und Johann Georg Hauser (II)
Das Kirchzartener Geschlecht der Hauser läßt sich bis ins 16.
Jahrhundert zurückverfolgen. Unter den ältetsten Namensträgers fällt
häufig ein Schreiner Hans Hauser 6 auf,
der in ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts häufig in Rechnungsbelegen
erwähnt wird. Die Frage, ob er der Stammvater der Bildhauer gewesen
sein könnte, muß unbeantwortet bleiben. Ich habe in den archivalischen
Unterlagen aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege vergeblich nach
Zusammenhängen gesucht. Lediglich die Überlegung, daß Hans Hauser als
Schreiner bei der Möbelherstellung wohl auch mit dem Schnitzmesser
umging, würde eine fragwürdig bleibende Vermutung unterstützen. Auf
sicherer Grundlage vermochte ich erst zu arbeiten , als ich die
Kirchenbücher der Pfarrei Kirchzarten auswerten konnte. Herr Paul
Priesner, Freiburg, stellte mir in entgegenkommender Weise seine
Kirchzartener Kirchenbuch-Photokopien und die von ihm eigens
angefertigten Register zur Verfügung. Dafür und für seine freundlichen
Hinweise auf Kirchzartenenr Archivalien möchte ich mich aufrichtig
bedanken.
Georg Hauser (I), 1614 als "pictor & Sculptor" bezeichnet,
führt die Reihe der Hauser-Bildhauer an. 1611, 1614, 1629 und 1631
nennt das Taufbuch vier Kinder, die ihm seine Frau Maria Fränck hin
geboren hatte7.
Unter den Taufpaten bemerkte ich neben Müllern und Bäckern Anna
Reichenbächin, die Frau des Ortsvogtes, und Johannes Gerhard (Gebhard?)8, "Caplon. allhir im Freyhoff" oder "capellanus tenore de falckenstein9". Georg Hauser gelangte offensichtlich 1620 in den Besitz eines eigenen Hauses, denn die Thalrechnung 1620/21 10
meldet unter "Innom Gelt Boden Zinß Zue Kirch Zarten Uff Martini Ao
1620 Verfallen": "Caspar franckh, Jetz Georg hauser von seinem Hauß 1
fl 4 d." Damit dürfte der zweite Eintrag zusammenhängen: "Abzug Von
Vahrender Haab von Jedem hundert fünf = Item Von Geörg haußer für 130
fl abzug empfangen 4 pf 1 fl 3 d." Demnach übernahm Georg Hauser von
Caspar
Franckh, wohl dem Schwiegervater, das hinterlassene Haus und zahlte
auswärts lebenden Verwandten einen Vermögensanteil von 130 fl (mit
entsprechendem Abzugsgeld an die Talvogtei) aus. Für die Jahre 1621 bis
Martini 1653 berichten die Talvogteirechnungen, daß "Georg Haußer der
Mahler von seinem Hauß" 1 fl 4 d an jährlichem Bodenzins zu entrichten
hatte. Allerdings verschwinden von 1628 an seine Berufsbezeichnungen
aus den Ortsakten. Auch ein Freiburger Schatzungsregister des Jahres
1629 11 schweigt sich diesbezüglich
aus. Mit dem Erlöschen der Einträge um 1654 muß der Tod Georg Hausers
in Verbindung gebracht werden. Daß er Bildhauer und Maler zugleich
gewesen ist, bestätigen zwei Belege. Herr Paul Priesner entdeckte die
älteste Notiz in den Sickinger Amtsprotokollen: "1617 Aug. 9 Meister
Georg Haußer der Bildhauwer hat vff den Kürchhoff Zu St: Oßwaldt
(Höllental) Ein fünff
schuöhig Crucifix machen mit guten Öhl fahrben Anstreichen Vndt
Vffrichten für dise Arbeith Vndt Zue Außmachung dises Werkkhs will man
Ime geben 9 fl Vndt funff batzen bey dem Vff richten Zu Erlegen12a."
Und Pfarrer Jakob Ebner machte den zweiten, aus dem (im
Generallandesarchiv aufbewahrten) Anniversarium der Pfarrei Waldkirch
bei Waldshut gewonnenen Hinweis bekannt: "Volget nun, welche an das
Creuz underm Chorbogen verehrt haben anno 1648... Jtem die Erbaren
unndt bescheidenen Georg Hauser unndt sein geliebter Sohn der Ehrbar,
bescheiden unndt züchtig unndt kunstreich Jüngling Georg Hauser, beede
kunstreiche Bildhauer von Kilchzarten, welche dise 3 Bilder underem
Chorbogen geschnizlet unndt für ausgestelt haben, verehrt umb ihrer
Seelen Heyl willen, unnd das man der selben an gemeinen Kilbe Jahrzeit
gedenkhe 2 Gulden12b."
In dem eben erwähnten kunstreichen Jüngling Georg Hauser erkennen wir
einwandfrei den ältesten Sohn Georg Hausers (I), den am 8. Juni 1611 in
Kirchzarten geborenen Johann Georg Hauser (II)13.
Bevor er die Werkstatt weiterführte, hatte er sich durch Lehre und
Mitarbeit beim Vater die erforderliche Kunstfertigkeit erworben. Über
Gesellen- oder Wanderjahre in der Schreckenszeit des Dreißigjährigen
Krieges ließ sich sonst nichts mehr feststellen. Daß Johann Georg
Hauser im Jahr nach der Waldkircher Arbeit die Aufnahme unter die
Zünftigen der Stadt Freiburg erreichte, deutet
nicht nur auf die Übernahme der väterlichen Werkstatt hin, sondern auch
auf das Bestreben, sich gesicherte Arbeitsbedingungen zu verschaffen.
Das Einnahmebuch der Stadt Freiburg vermerkt: "Item den 15 May 1649
Hanß Georg Hauser der Bildhauwer von Kirch Zarten, so von einem
Ehrsamben Rath für einen Zünfftigen ahngenommen Vh erhaltene gnadt für
sein Einkhauf gelt 4 pf 14." Weil ihm
die Aufnahmegebühr zu hoch erschien, bat er den Amtsschreiber zu
protokollieren: "Sambstag d 15 Maij 1649 Einkhaufgelt —
Hannß Georg Hußer der Bildthauwer von Kirchzahrten so von E: E: Rath
für ein Zünfftigen Ufgenommen der hat uf bittliches ansuechen Und
Vorwenden, das er meiner g: H: Underthan Und Zue Kirchzahrten gebürtig,
Uf begnadigung Eines pfundtes erlegt Und bezalt 4 pf. doch mit dem
verding Und vorbehalten, das Es sich solte befinden, das die
Kirchzahrter diß orthes etwas
befreyet, das Er derselben Zue ermäßen Haben solle15."
Beide Einträge aus dem Jahre 1649 beweisen unmißverständlich, daß der
in Kirchzarten wohnende Johann Georg Hauser mit vollen Rechten unter
die Zünftigen der nahen Stadt aufgenommen wurde. Zumal er bis zu seinem
Tode der einzige in Freiburg zugelassene Bildhauer blieb, könnte diese
Feststellung für die Zuschreibung von Arbeiten nicht ohne Bedeutung
sein.
Am 14. Februar 1650 verheiratete sich Johann Georg Hauser in Kirchzarten mit der 18 Jahre jüngeren Magdalena Hoffmännin 16,
Tochter eines Friedrich Hoffmann. Als Trauzeugen fungierten Jerg
Steinert, der Vogt zu Kirchzarten, und ein Hanns Dengler, den wir
später bei den Taufen der sieben aus der Ehe Hausers hervorgehenden
Kinder 17 als Taufpaten wiederfinden.
Nur in einem Kirchenbucheintrag, und zwar bei der Taufe des
zweitletzten Kindes, wurde der Beruf Johann Georg Hausers mit "pictor
ac sculptor" (= Maler und Bildhauer) angegeben, eine Bezeichnung, die
mit der Georg Hausers I übereinstimmt
Wie wichtig die mit der Einzünftung hergestellten Verbindungen für den
Bildhauer gewesen sind, zeigen vereinzelte Nachrichten aus Freiburger
Archivalien. 1651 bezahlte die Münsterfabrik unter "No 10 — Mehr dem
goldtschmidt in auszug wegen des heiligen Lamberti auch der sarkh 6 pf
2 fl 6 d" aus. In unmittelbarer Verbindung dazu steht der
Auszahlungsvermerk "No 10 - Jtem dem bildthauer zue Kirkh zarten bezalt
2 pf 18." Bevor die Münsterpfleger das silberne Bild des Stadtpatrons Lambert 19
in Auftrag gaben, hatten sie vermutlich von Johann Georg Hauser ein
Modell anfertigen lassen. Hermann Gombert berichtet über einen
ähnlichen Vorgang, als im Jahre 1710 die Silberstatue des heiligen
Joseph bei Goldschmied Johann Zeckel in Augsburg bestellt wurde 20.
Im übrigen erhielt der "bildthawer zue Kirkh zarten" noch eine zweite
Entlohnung von 1 pf 17 fl 6 d durch die Münsterfabrik, die den
Betrag unter "ausgab gelt in gemein" registrierte. Aller
Wahrscheinlichkeit nach brachte das Jahr 1653 Johann Georg Hauser einen
größeren Auftrag. Damals waren die Büsten der neuen Freiburger
Zunftpatrone zu schnitzen 21.

|
Hl. Agnes, Reliquienbüste der
Freiburger Gerberzunft zum Ochsenstein, 1653 vermutlich von Bildhauer
Johann Georg Hauser geschnitzt.
Photo: Manfred Hermann, Neufra/Hhz. |
Ich
erinnere an folgende Zusammenhänge: 1650 weilte Pater Raphael
Schachtelin, der Freiburger Kapuziner-Guardian und Feiertagsprediger im
Münster, anläßlich eines Generalkapitels seines Ordens in Rom. Papst
Innocenz X. schenkte ihm bei dieser Gelegenheit die Gebeine des
Freiburger Stadtpatrons Alexander und 13 andere Knochenpartikel von
Heiligen. 1651 wurden die Reliquien feierlich nach Freiburg ins Münster
übertragen 22.1653, auf den Neujahrstag, erhielten die Zünfte die "Particul" ihrer neuen Schutzpatrone zugeteilt. "Auf anRathen
Besagten P. Raphael ließen die 12 Zünfte zu Ehren jhrer Neyen Zunft
Patronen - die Vorstellung des nemlichen Heiligen ein Brustbild Von
Holz theilß Vergoldet theilß Versilbert auf schwarzen Sarch gesezet"
anfertigen 23.
Die Zünfte trugen die Büsten ihrer neuen Schutzheiligen erstmals am
Fronleichnamsfest desselben Jahres bei der Prozession durch die Straßen
der Stadt. Weil im 18. Jahrhundert einige Zünfte ihre Reliquienbüsten
durch künstlerisch qualitätsvollere Neuanfertigungen 24
ersetzten, blieb vom Bestand des Jahres 1653 nur ein Teil bis heute
erhalten. Den Schöpfer der ersten Arbeiten konnte noch niemand
archivalisch ermitteln. Arbeitsvertrag und Rechnungsbelege scheinen
verloren zu sein. Aus der Situation heraus kann ich aber nur Johann
Georg Hauser als Bildhauer annehmen, denn bei den strengen
Zunftbräuchen und den Notzeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg dürften
die Zünfte wohl kaum einen auswärtigen Meister mit der Herstellung und
Lieferung der Zunftbüsten betraut haben. Immerhin war Johann Georg
Hauser seit vier Jahren Zunftmitglied und damit zur gegebenen Zeit als
einziger Bildhauer in Freiburg arbeitsberechtigt gewesen. Ein drittes
Beispiel unterstützt diese Zuschreibung. Die Marianische Sodalität
Freiburgs nahm 1656 Johann Georg Hauser in ihren Bund auf 25.
Er hatte ihr ein "bild und neues album geschnitten", "daz ist ein
geschnittenes und übergultes bilt beatissimae virginis von 6 schu hoch,
welichs der sodalium geschriben nämen under dem mantel hat 26".
Wie schon 1651 für das Münster, war auch jetzt der Kirchzartener
Meister als Künstler herangezogen worden. Es gibt aus dieser Sicht
keine Argumente, die gegen eine Ausführung der Zunftbüsten durch Hauser
II sprächen
Johann Georg Hauser wurde noch bei einer zweiten Freiburger
Bruderschaft Mitglied, und zwar 1659 zusammen mit seiner Frau als
"Dienst = Und Haußgenosse der Heylig Ermelten Haußhaltung" der
Lorettokapelle 27, ein Beweis für die
fortdauernd guten Beziehungen, die er zur benachbarten Stadt hatte.
Trotzdem löste er sich nie von Kirchzarten, weil sein Werkstattbetrieb
offenbar nicht ausreichte, um allein damit die Familie ernähren zu
können. Johann Georg Hauser konnte nicht auf die vom Vater überkommene
Landwirtschaft verzichten. Das entnehme ich einem Eintrag der
Talvogtei-Rechnung. Unter "Einnam An Groß= undt Kleinen Frefflen Zue
Kirchzarten 1657" steht dort nachzulesen, daß "Hanß Georg Haußers Vieh"
wegen eines kleinen Strafbetrages von 3 fl "gepfändt" werden mußte 28.
P. P. Albert und das Künstlerlexikon Thieme-Becker legten das
Sterbedatum Johann Georg Hausers "vor 1680" fest. Diese ungenaue
Datierung ist irreführend gewesen, weil ein lückenloser Übergang der
Bildhauerwerkstatt
vom Vater Johann Georg Hauser (II) auf den Sohn Franz Hauser (III)
vorgespiegelt wurde und wichtige Zusammenhänge mit einer anderen
Schwarzwälder Bildhauerfamilie unbeachtet blieben. Ich muß darüber im
nächsten Abschnitt ausführlicher berichten. Gewiß, die Sterbebücher
Kirchzartens und das Freiburger Necrologium 29
enthalten keine entsprechenden Einträge, trotzdem läßt sich das
Todesjahr Johann Georg Hausers sicher bestimmen: Am 11. November 1660
taufte man in Kirchzarten Catharina Hauser, das siebte Kind unseres
Bildhauers 30. Im Jahr darauf, am 21. Oktober 1661, schloß Magdalena Hoffmännin, "Weylandt Hanß Georg Haußers gewesten Bildthauwers Zue
Kirch Zarten sei: hinder laßene witibin", einen Heiratsvertrag zur
Vorbereitung ihrer zweiten Ehe. Zwischen beiden Daten lag demnach der
Tod Georg Hausers (II).
6 Stadtarchiv Freiburg, Akten Städtische Grundherrschaft, Talvogtei
Rechnungen 1600—1650. Außerdem: Max Weber, Geschichte der Pfarrei
Kirchzarten — Bd. II der Kirchzartener Ortschronik 1967, S. 159.
7 Privatarchiv Paul Priesner, Freiburg, aus dem Pfarrarchiv
Kirchzarten, Ältestes Taufbuch 1609 bis 1645, S. 27, 79, 307 und 331.
8 Max Weber, wie Anmerkung 6, S. 219: 1631 erster Pfarrer in Ebnet.
9
GLA Karlsruhe, Abt. 229/53 204 Beschaffenheit der Pfarrey Kirchzarten,
1738, Abschnitt 8: "post parochiam existit hic Capellania
falckensteinensis."
10 Wie Anm. 6.
11 Stadtarchiv Freiburg, El — A II b 5 Schatzungsregister Darinnen
aller der Statt Freyburg Underthanen In Kürch Zartter Thal, 1629, o. S.
12 a) Ich danke Herrn Priesner für die freundliche Mitteilung aus dem GLA 61/10 887, o. S.
b) Jakob Ebner, Die große Kirchweihjahrzeit in der Pfarrei
Waldkirch bei Waldshut und ihre Stifter vom Jahre 1436 1651 Freiburger
Diözesan Archiv N. F. 33, Bd., 1932, S. 270 und 273.
— Außerdem: Jakob Ebner, Gesch. der Ortschaften der Pfarrei Waldkirch
bei Waldshut, Preßverein Waldshut, 1933, S. 64,
13 Wie Anm. 7, S. 27.
14 Stadtarchiv Freiburg, Einnamb Buech der Statt Freyburg im Preyßgaw von
Johann Bapt. 1648 bis Johann Bapt. 1649, Blatt 71, Vorderseite.
15 Stadtarchiv Freiburg, Abt. VI a, Amtsprotokoll 1649, Blatt 52.
16 Priesner, Pfarrarchiv Kirchzarten, Ehebuch, 1644—1673, S. 210.
17 Priesner, Pfarrarchiv Kirchzarten, Taufbuch, 1646—1664, S. 58, 70, 89, 107, 125, 139 und 153.
18 Stadtarchiv Freiburg, E-2, JahrsTRechnung des Münsterfabrik-Prokurators, 1651, Ausgabe Nr. 10.
19 Josef Clauß, Die St.-Lamberts-Büste in Lüttich und ihre
Nachbildungen in Baden und Elsaß, II, 3. Freiburger Darstellungen des
Heiligen — Schau-ins-Land 67, 1941, S. 57.
20 Hermann Gombert, Der Freiburger Münsterschatz, Verlag Herder, Freiburg, 1965, S. 83, Nr. 35, 2. Spalte.
21 Kunstepochen, wie Anm. 5, S. 344 und 345, Nr. 445.
22 Stadtarchiv Freiburg, H 185 — Chronik des Freiburger Barfüßerklosters, S. 311.
23 Stadtarchiv Freiburg, P XXIII 6 — Eyd Buch der Zunfft Zum Ross, S. 6.
24 Lore Noack-Heuck, Die Reliquienbüsten der Freiburger Zünfte —
Badische Heimat — Mein Heimatland — 30./31. Jahrgang, 1950/51, Heft 2,
S. 132—137.
25 Stadtarchiv Freiburg, H 97 — Necrologium der Marianischen Sodalitaet
zu Freiburg, 1628—1800, S. 18: 1656 — Aufgenommen — J. G. Hauser,
Bildhauer in Kirchzarten. Kein
Sterbeeintrag
enthalten.
26 p p. Albert, wie Anm. 3.
27 Archiv des Erzbischöflichen Ordinariates Freiburg, "Häuß Rodeil Der
Aller Heyligsten Jesu Mariae Joseph Lauretanischen Häußhaltung,
Angestellt In Dero Heyligen Heüßlin auf dem Berglin nechst
Freyburg im Breyßgaw, auf den 25. tag Monats May Anno 1659 — Alle Neüwe
aufgedingte Dienst- Und Haußgenossen Der Heylig Ermelten Haußhaltung,
mit ihren Nammen Und Zunamben", Blatt 40 und 72.
28 Stadtarchiv Freiburg, Akten Städtische Grundherrschaft, Talvogtei-Rechnungen, 1651—1700, Jahresrechnung 1657/58.
29 Wie Anm. 25.
30 Wie Anm. 17, S. 153.
Johann Conrad Winterhalter
Der Verlust ihres ersten Ehemannes dürfte Magdalena Hoffmännin vor
schwere Probleme gestellt haben. Sie sollte fünf Kleinkinder versorgen
und erziehen, und die Werkstatt mußte zur Sicherung des Einkommens
weitergeführt werden. Magdalena Hoffmännin suchte einen damals üblichen
Ausweg aus den Schwierigkeiten, indem sie sich wieder verheiratete. In
Johann Conrad Winterhalter, einem elf Jahre jüngeren Bildhauergesellen,
fand sie den Ehe- und Werkstattnachfolger Johann Georg Hausers.
Was sie am 21. Oktober 1661 mit ihrem Bräutigam vertraglich regelte,
ist auch kunstgeschichtlich so interessant, daß ich den wichtigsten
Abschnitt des Ehevertrages im Wortlaut wiedergeben möchte. Die
allgemeinen Erklärungen und die Bestimmungen zur Sicherung des
väterlichen Erbvermögens für die fünf Hauser-Kinder (zwei waren bereits
gestorben) kann ich übergehen, um mehr Platz für den Text des dritten
Abschnittes der zwischen "Hanß Conrad Winterhalter deß Ehrengeachten
Undt Kunstreichen Barthlomaeus Winterhalders, Bildhaure Auß der New
Kirch ehelichen Sohn" und Magdalena Hoffmännin geschlossenen "Heuraths
Abredt" zu gewinnen. Ich zitiere: "3. ... setzt die Hochzeiterin Ihren
geliebten Hochzeiter in Ihr Hauß Und gueth dergestalten lebenslänglich
Ein, daß Er zwar bei dißem anstandt nichts würckhlich einlegen, wofern
sich aber ergebe, daß er seine Eltern Überleben, Und Jhme demnach sein
gebührendes Erbtheil fallen wurde, Er daßelbige alles herbeibringen,
und in diße Ehe einlegen solle, Es solle auch hirauf so wol sein deß
hochzeiters Zue gebrachtes gueth, alß waß die hochzeiterin Über
vorgedachten Vorauß hat, oder Sie beede Eheleüth, in wehrender Ehe,
gewinnen Und erübrigen möchten , Ein gueth sein, auch der Hochzeiterin
Erster Ehe Kinder, Und die Jenigen, so Sie in Volgender Ehe durch den
Segen Gottes mit und bei Einander erzihlen, Ein Kindtschafft sein Und
bleiben, Undt Uff ergebenen fahl, wo fern nach dem willen Gottes die
Hochzeiterin Vor Jhme dem Hochzeiter Todts verscheiden Thäte, solle der
Vater mit den vorhandenen Kindern , nach Thals brauch Und herkhommen
Theilen. Es solle auch der Hochzeiter mehr erweite seine Stief Kinder,
Zue aller Gottes furcht Zucht Und Ehrbarrkeit
anweiflen, Und auferziehen, auch derselbe wan Sie sich erheürathen
neben oben angezogenen Voran ß mit gebührender hochzeit Kleidung, Und
Morgen Suppen Versehen laßen: Es ist weiter Verabschidet, daß weilen
von Hans Georg Haußeren Und der Hoch^citerni d rey Söhne vorhanden. Er
Hochzeiter dieselben entweder die Bildhawer-Kunst Und Schreiner
Handtwerckh Selbsten lehren, oder im fahl Sie zue Anderen Künsten Und
handthierungen beßere lust hetten. Er Einen Jedem der gleichen Handt
werckh Zue lehren 16 fl erlegen, Und wall noch weiter ermanglen möchte,
die Pflegvögt daßelbige auß erst ermelt deren Knaben Vorauß erstatten
sollen. Die Besitzgerechtigkheit betr. feldt dieselbe nach deß
Hochzeiters absterben widerumben Uf die Hau Renschen Kinder Und all
wegen Uff den Jüngsten 31".
Auf des Hochzeiters Seite fungierten Bartholome Winterhalter der Vatter, Mathäus Beha 32 und Bernhardt Furtwengler, der Vogt aus der New Kirch 33,
als Zeugen. Der Magdalena Hoffmännin standen Michel Besenson und Hanß
Denkler bei. Zu Pflegvögten der unmündigen Hauser Kinder wurden
Bernhardt Haußer und Andreas Schlegel bestellt.
Nach dem Willen Magdalena Hoffmännins sollten die Häuser- und die
künftigen Winterhalter-Kinder völlig gleichgestellt werden, "Ein
Kindtschafft sein Und bleiben". Dieser zentrale Punkt der Abmachung
will nicht übersehen werden, wenn man die Verbindungen zwischen der
Hauserwerkstatt in Kirchzarten und den aus dem OberfalIengrundhof der
Gemeinde Neukirch hervorgegangenen Bildhauern untersucht. Beide
Familien halfen sich gegenseitig über schwierige Situationen hinweg.
Daß sich Johann Conrad Winterhalter verpflichtete, die Hauser-Söhne
wenn gewünscht in der Bildhauerkunst auszubilden, sicherte den
Fortbestand der Werkstatt und ließ ihn zum Bindeglied zwischen Johann
Georg Hauser (II) und dessen ältestem Sohn werden.
Am 15. November 1640 als erster Sohn des Bildhauers und Hofbesitzers Bartholomaeus Winterhalter 34 im Oberfallengrundhof zu Neukirch geboren 35,
dürfte Johann Conrad wohl nur beim Vater gelernt haben. Denn
Bartholomaeus (Bartie, Bartlin) Winterhalter, von 1638 an Bauer auf dem
Oberfallengrund, übergab um 1654 seinem Stiefsohn Georg Faller den Hof,
zog sich ins Leibgeding zurück und begann gleichzeitig damit, die
Bildhauerei in größerem Umfang zu betreiben 36.
Johann Conrad hatte gerade ein Alter von 14 Jahren erreicht, war also
alt genug, um als Lehrjunge in die Werkstatt des Vaters einzutreten.
Über die Wanderschaft des jungen Gesellen ist nichts bekannt. Ich
könnte mir aber denken, daß Johann Conrad Winterhalder
nach den Lehrjahren (zumindest einige Zeit) bei Johann Georg Hauser
arbeitete, sonst wäre wohl die Ehe mit Magdalena Hoffmännin kaum so
schnell nach dem Tod des Kirchzartener Meisters zustande gekommen. Am
14. November 1661 fand in Kirchzarten die kirchliche Trauung statt 37.
Aus dieser Verbindung gingen in den folgenden Jahren fünf Kinder
hervor, zwei Knaben und drei Mädchen. Hans Dengler, der Kirchzartener
Vogt, erscheint in den Taufbüchern wiederum als Taufpate.
Tafel I |
Georg Hauser (I)
Maler und Bildhauer
+ um 1653 Kirchzarten |
|
|
|
Barthel Winterhalter
Bildhauer
+ 3. 7. 1680 Neukirch |
Johann GeorgHauser (II)
Bildhauer
* 8 6. 1611 Kirchzarten +um 1660/61 Kirchzarten
_____________
|
1.
OO
14. 2.
1650
Kirchz.
_____
|
Magdalena Hoffmännin
* 11. 6. 1629 Kirchz.
+ 19. 10. 1674 Kirchz.
____________I I___________
|
2.
OO
14. 11.
1661
Kirchz.
_____
|
Johann Conrad
Winterhalder
Bildhauer
* 15. 9. 1640 Neukirch
+ 25. 6. 1676 Kirchzarten
_________________
|
I
Franz Hauser (III)
Bildhauer
* 2. 2.1651 Kirchzarten
+ 3. 10. 1717 Schlettstadt |
|
I
Philipp Winterhalter
Bildhauer
* 2. 5. 1667 Kirchzarten
+ 18. 12. 1727 Gengenbach |
|
I
Clemens Winterhalter
Bildhauer
* 23. 11. 1668 Kirchzarten
1691/93 in Dambach-la-Ville tätig |
I
Fortsetzung auf
Tafel II |
|
I
Clemens Winterhalter
Bildhauer
* 6. 2. 1712 Gengenbach
1730 in Türkheim bei Colmar tätig |
|
|
Wegen
des Schulzusammenhangs verdient der in Neukirch arbeitende Vater Johann
Conrad Winterhalters unsere Aufmerksamkeit. Allerdings ist von den
Werken Bartholomaeus Winterhalters kaum etwas erhalten geblieben, das
eine Beurteilung der künstlerischen Leistung dieses Schwarzwälder
Altmeisters erlauben würde. Für die Kirche in Suggental bei Waldkirch
schuf er 1660/62 einen nicht mehr vorhandenen Altar, zwei Engel und ein
weiteres Bildnis 38. In einem Verding
vom Jahre 1662 verpflichtete sich Barthel Winterhalter, der Pfarrkirche
in Hüfingen einen Rosenkranzbruderschaftsaltar zum Preis von 50 fl zu
liefern 39. Der im
Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv zu Donaueschingen aufbewahrte
Entwurf vermittelt uns noch einen Eindruck von dem ebenfalls verlorenen
Altar. E. W. Braun bemerkt darüber: "Die Zeichnung ist gewandt, der
Aufbau in der typischen Art der frühbarocken Rosenkranzaltäre vortrefflich 40."
Und 1663/65 ließ der Freiburger Maler Mathäns Schwöri beim
"Bildtschnitzler im falgrundt" für das Waldheiligtum St. Ottilien "2
Bilder neben das Crucifix alß Maria undt Joannes" abholen 41.
Obwohl ich diese Zusammenstellung nur dürftig nennen kann, zeigt sie
doch, daß Bartholomaens Winterhalter als Bildhauer weithin bekannt
gewesen ist und selbst für Kirchen in Städten Aufträge ausführte.
Ein Rätsel bleibt dagegen nach wie vor die Herkunft des im letzten
Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts nach Vöhrenbach eingewanderten
Bildhauers Adam Winterhalter 42.
Ob jener auch ein Sohn des Barthel Winterhalter von Neukirch und damit
ein jüngerer (um 1660 geborener?) Bruder des in Kirchzarten ansässigen
Johann Conrad Winterhalter gewesen ist, vermochte noch niemand mit
Bestimmtheit zu sagen. Benno Grieberts diesbezügliche Hypothesen
stützen sich auf Überlegungen, die weder widerlegt noch bestätigt
werden können, weil die Kirchenbücher zu lückenhaft und sonstige
Archivquellen versiegt sind. Einer Lösung näher käme man nur, wenn man
bereit wäre, einen anderen immer wieder durch die Literatur geisternden
Bildhauer mit dem Vöhrenbacher Adam Winterhalter gleichzusetzen. J. L.
Wohleb berichtete, 1693 habe ein "Bildhauer Adam Faller aus dem
Fahlengrund" die Statuen und Schnitzereien für den Hochaltar der
Gnadenkapelle des Klosters Friedenweiler geschaffen 43.
Diesen "Bildhauer im Fallengrund" fand Manfred Hermann schon 1682 als
Altarlieferanten für die Pfarrkirche in St. Märgen erwähnt 44.
Er schloß aus Wohlebs Nachricht wohl zu Recht, daß die Altarbildhauer
St. Märgens und Friedenweilers identisch seien, wenngleich er mit einer
angeknüpften Vermutung Widerspruch erregte. Manfred Hermann meinte, dem
"etwas rätselhaften Adam Faller, der sich in den lückenhaften
Kirchenbüchern von Neukirch nirgendwo nachweisen läßt", den mächtigen
Samson (Kanzelträger aus der Pfarrkirche Neukirch), der heute im
Freiburger Augustinermuseum steht, zuschreiben zu müssen. Ellen-Lore
Noack-Heuck nahm den umstrittenen Kanzelträger dagegen für das Werk des
Konstanzer Bildhauers Christoph Daniel Schenck in Anspruch 45.
Wie dem auch sei, wenn man in dem geheimnisvollen "Bildhauer aus dem
Fallengrund" den 1696 in Vöhrenbach erstmals archivalisch
nachweisbaren, am 29. März 1737 verstorbenen Adam Winterhalter 46
erkennen könnte, würde dies die Annahme Grieberts sofort sehr stark
unterstützen. Es ist nicht nur der gemeinsame Vorname Adam, der den
Gedanken aufdrängt, sondern auch die Tatsache, daß Barthel Winterhalder
die Faller im Besitz des Oberfallengrundhofes
nur kurzfristig abgelöst hatte und dort nach 1654 mit seiner Familie
wohnen blieb. Wer den im Schwarzwald bis heute üblichen Brauch, die
Höfe und deren Einwohner oft über Generationen hinweg mit einem
bestimmten Beinamen zu charakterisieren, kennt, würde sich zudem nicht
wundern, wenn der Klosterschreiber Friedenweilers unter Umständen einem
solchen Sprachgebrauch zum Opfer gefallen wäre und den Adam
Winterhalter irrtümlich nach der Hofbesitzersfamilie Faller benannt
hätte. Doch möchte ich nicht mißverstanden werden. Meine Überlegungen
zu Benno Grieberts Hypothese über die Herkunft des Bildhauers Adam
Winterhalter wollen lediglich zu neuer Diskussion der Frage anregen,
denn bei intensiver Nachforschung in den Kirchenbüchern des in Betracht
kommenden Hochschwarzwaldgebietes könnte sich durchaus noch eine andere
Lösung des Rätsels ergeben. Zumal seine Söhne und Enkel im 18.
Jahrhundert als Bildhauer und Maler teils in Vöhrenbach, teils in
Mähren zu hohem Ruhm gelangten 47, hätte Adam Winterhalder als Begründer der Vöhrenbacher Werkstatt auf jeden Fall das Interesse der Forschung verdient.
Zurück zu Johann Conrad Winterhalter in Kirchzarten ! Dessen Geschäfte
scheinen gut gegangen zu sein, sonst hätte er nicht am 12. August 1669
von dem Nagelschmied Basilius Reyman "für 216 fl davon 116 fl paar"
"Ein Hofstatt, Hauß Und Krautgarthen Zue Kirchzarten im hinderen Dorf
gelegen, sambt dem Wasserrad, Und Einfachen Nagelgeschiirr Und Liget
die Hofstatt und garten ferneren an Andreß würbel, hinden Uf
Dietenbacher Straß, Einseit wider an ermelten würbel Ander seit an
bach" als zweites Anwesen käuflich erworben 48. Einige Tage danach siedelte "Basilius Rayman der Nagelschmidt Von Kirch Zarten" nach Freiburg über 49
und nahm am 26. Mai des folgenden Jahres einen der Stiefsöhne Johann
Conrad Winterhalters, nämlich den am 11. Dezember 1653 geborenen
Ignatius Hauser, als Nagelschmiedelehrling bei sich auf 50.
Die Jahresrechnung 1672/73 des Freiburger Münsterfabrikprokurators
enthält unter "Außgaab für den Goldschmitt, Mahler, Undt
Bildschnitzler" einen Eintrag, der sich auf Johann Conrad Winterhalter
bezieht: "Item dem bildschnitzler Von Kirchzarthen für 6 geschn'tzlete
Blder ohngefohr 2 !/2 Schuehl hoch das Paar à 5 1/2 fll tht I6 1/2 fl
bezalt worden 10 pf 6 fl 3 d 51."
"Für die 6 bilder Zue mahlen, Versilbern Undt zue Vergülden" flössen
dem Freiburger Faßmaler Melchior Müller 40 fl zu. Daß Johann Conrad
Winterhalder 1672 sechs Statuen ins Münster zu liefern hatte, mag für
einen anderen im selben Jahr erteilten Auftrag der Münsterpfleger nicht
ohne Bedeutung gewesen sein. Denn am 8. Dezember 1672 "Ist mit Hans
Jacob Rothblez dem Goldschmid solcher gestalten geschlossen worden, das
Er ein silberin Unser Lieben frawen bild Verfertigen und die Mödel
selbsten darzue machen lassen solle auf seinen Khosten in form Und
grosse wie Ihme Vorgewiesen 52". Die noch vorhandene Silbermadonna 53 des Freiburger Münsters war demnach keine Arbeit gewesen, die ganz auf das Konto des Hans Jakob Rothpietz 54
gebucht werden darf. Der Goldschmied brauchte zumindest einen
Bildhauer, der ihm die ..Model" zu der Marienstatue anfertigte. Dafür
kam in jenem Jahr nur der Kirchzartener Johann Conrad Winterhalter in
Betracht. Ursus Joseph Rothbletz, der später als Bildhauer im
oberelsässischen Kaysersberg wirkende Bruder des Hans Jakob Rothpietz,
hatte 1672 erst ein Lebensalter von 14 Jahren erreicht, konnte darum
von dem Freiburger Goldschmied nicht herangezogen werden. Und Johann
Wolfgang Hackh, in der Zeit um 1670 mehrfach als Bildhauer in Freiburg
erwähnt, war eigentlich von Berufs wegen ein Schreiner, dem für die
Vorarbeiten zu der Silbermadonna die fachliche Qualifikation fehlte.
Am 19. Oktober 1674 verstarb Magdalena Hoffmännin 45jährig im Kindbett 55
. Sie hinterließ ihrem Ehemann Johann Conrad Winterhalter acht Erben:
Von Johann Georg Hauser die Stiefkinder Franz, Ignatius, Joseph und
Catharina Hauser, aus der zweiten Ehe Philipp, Clemens, Christina und
Ursula Winterhalter. In dem "Theil Register Über Magdalena Hoffmännin
seel: Undt Hanß Conradt Winterhalters Verlassenschaft — Actum den 22
Novb 1674 56"
wurde festgelegt: "Weilen Hanß Conrad Winterhalter der Stieff Vatter
Jnhalt Heüraths Abred die gerechtigkheit Uf dem Gueth Zue Haußen,
lebenlänglichen erhalten, Alß ist die Behausung Baum= Und Krauttgartten
Jhme durch Vogt und Viertleüth angeschlagen worden Per 240 fl... 3
Küöh, Ein Kalbele, Undt Ein Klein Kälbele, Ein Schwein, Heüw stro Und
Ämbdt 69 fl." Um Fehldeutungen auszuschließen, fügte man hinzu, daß
nach dem Tod Winterhalters die Behausung "widerumb auf erst Ehe Kinder
die Haußer genandt, Undt allweg auf den Jüngsten Sohn khommen" solle.
Das zweite Anwesen, "die Schmitte Behaußung sambt dem gärttlin und
Einfachen Nagelgeschirr hat Ignatius Haußer der Eine Sohn Von den
gesambten Erben erkhauft fir 194 fl 57".
Unter den "Schulden ins Erb" fanden sich Beträge für noch nicht
bezahlte Bildhauerarbeiten, und zwar vom "H Pfarrer Von Rappersweyhr 58"
14 fl und von ;,H Von Wessenberg Und N: Schreiner in Freyburg" 9 fl.
Das errechnete Gesamtvermögen wurde auf die neun Erbberechtigten
verteilt.
Johann Conrad Winterhalter brauchte für seinen Haushalt wieder eine
Frau. Er fand sie in "Catharina Sidlerin Martin Sidlers sei: Zue
Fischbach Hinderlassene Dochter". Als er am 21. Januar 1675 seine
Verhältnisse in der "Heürathsabred" ordnete, ließ er vom Schreiber
festhalten: "Auf obiges Dato Und Vor Beschriebenen Handt = streich hat
Conrad Winterhalter seinem Stieff Sohn Joseph Haußeren die
Gerechtigkheit seine Behausung Und darbei Habenden Güetter Umb 50 fl aberkhauft 59."
Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als daß Joseph, der jüngste
Sohn Hans Georg Hausers (an den das väterliche Haus und Vermögen hätte
zurückfallen sollen), die Besitzansprüche an den Stiefvater verkauft
hatte. Johann Conrad Winterhalters Trauung mit Catharina Sidlerin wurde
am 4. Februar 1675 in Kirchzarten vollzogen 60. Mit dürren Worten verzeichnet das Kirchzartener Sterbebuch am 25. Juni 1676 den Tod Johann Conrad Winterhalters 61. Ein halbes Jahr vorher war aus seiner zweiten Ehe noch der Sohn Christian Winterhalter 62 hervorgegangen. Das "Theil Register 63"
nennt deswegen fünf Erbberechtigte, und zwar Catharina Sidlerin mit
Kind sowie "voriger Ehe Kinder" Philipp, Clemens und Christina
Winterhalter. Matten, Äcker "sambt der Behaußung vnd Gärtten haben
erster Ehe Kinder vogtleüth Bernhardt haußer, vndt Barthle fux zu
Gehrensthal mit zue thuen vogt Hanß Ambsen vndt Barthle Winterhalters
Catharina Sidlerin der Wittibin mit beystandt Lorentz duffneren Jhres
Pflegvogt und Bläsi Sidler Jhres Bruders zue kauffen geben für vndt vmb
630 fl". Die drei Kühe, das Schwein, "heüw vndt Ämbt sambt dem stroh"
schlug man für 66 fl 3 bz an. Interessante Notizen über die Tätigkeit
Johann Conrad Winterhalters bietet wiederum das Kapitel "Schulden ins
Erb". "Vmb gemachte Arbeit" hatten noch zu bezahlen ein H. Dr:
Steüdelin 9 fl 13 bz, der H. Pfarrer N: ob Seig 6 fl und die HH.
Capuciner von Mahlberg 1 fl (nachdem von dort bereits 25 fl
eingetroffen waren). Das 1672 zu Mahlberg gegründete Kapuzinerkloster 64
brannte allerdings 1677 völlig aus, als es von der französischen Armee
beim Durchmarsch an den vier Seiten in Brand gesteckt wurde, "wobei die
Mönche alle ihre Habseligkeiten verloren und nur mit dem nackten Leben
davonkamen, aber keiner ohne Brandschaden 65".
Um die beiden jüngsten Kinder aus der ersten Ehe zu versorgen, wurden
diese zur Pflege außer Haus gegeben. Clemens kam zum Großvater auf den
Oberfallengrund; Christina wurde von dem Kirchzartener Schuhmacher
Bernhard Hauser, einem Verwandten, aufgenommen. Die Bildhauerwerkstatt
stellte ihren Betrieb ein; das "vorhanden gewesene werckhzeüg" übergab
man dem alten Barthel Winterhalter in Neukirch.
Die Witwe Johann Conrad Winterhalters ging am 30. Mai 1677 mit dem Schuhmacher Mathias Gfell von Falkensteig eine neue Ehe ein 66, die aber nur ein Jahr dauerte. Catharina Sidlerin starb nämlich am 6. Juni 1678 zu Kirchzarten 67.
Die Sorgen nahmen kein Ende. Weil sich Mathias Gfell am 24. November
1678 wiederverheiratete, handelte man zwei Tage vorher einen Vergleich
aus, dessen Wortlaut 68 die schwierige Lage deutlich beschreibt:
"Zue
wüssen, demnach Conrad Winterhalters Undt Catharinae Sidlerin seel:
nach Todt hinderlassene Kinder mit Nammen Clementz, Philipp, Undt
Christina, deren Pfleg Vogt Barthle Fux, auf erst ermelt deren Vatters
seil:
Gueth Zue Kirch Zarten, so anyetzo Mathiß Gfell inhanden/: Haubtgneth
Zinß biß Weyhenächten 1678 ingeschloßen Undt Würfen Zuesammen 454 fl 10
bz 8 d Zue forderen, Neben deme sich noch mehr andere Schulden
befinden, Item daß Hauß durch die Soldaten gantz Verderbt, Undt der
Baumgarten auch mehrentheil nider gehauwen, Alßo zwar daß besagter
Mathiß Gfell /: wofern man Ihme an obiger Summa, nit Ein ergibiges
nachlassen Thate:/ daß Gueth gedachten Kindern Überlassen Undt
Heimschlagen müeste, worbei Solch Unerzognen Kindern nit geholfen, daß
Gneth Zuem Valiment khommen, Undt Sie Umb das Ihrige, wo nit Völlig,
doch mehrern Theil Verlustiget werden khöndten.
Dahero Zue verhuetung deßen heiit dato vor mir Underschribnem Thalvogt
Erscheinen, die Ersamben Barthle Fuchs Verordneter Pfleg Vogt mit
Beystandt H: Frantz Haußern an Einem Und Mathis Gfell von Kirch Zarten
mit Bey standt Hanß Ambßen deß Vogts daselbsten, andern Theils, Undt
nach erwegung der Beschwehrlichen Zeiten Undt vielen schulden sich mit
Einander dahin Verglichen, daß Mathiß Gefell daß gantze Gueth Laut
Kaufbrief sambt allen darauf stehenden Schulden für Eygen behalten, Zur
Noth wendiger Underhaltnng aber dißer Kind also baldt 25 fl paaren
Gelts erlegen Undt bezahlen, Nach deren Einlässerung sollen die Kinder
An Ihnen Mathiß Gfellen Undt deßen Haab, Undt Gueth Alein noch Zne
fordern haben Nembl:
Clementz Winterhalter an Haubtg. darunter 40 fl wegen gerechtigkheit Begriffen, Nemblich 140 f .. .
Philipp Wünterhalder gebührt Haubtg. 100 fl . . .
Christina Winterhalderin Hat Ingleichen Haubtg. 100 fl . . ."
Daraus geht zweierlei hervor: Das Anwesen der Bildhauer Hauser und
Winterhalter in Kirchzarten ging endgültig in den Besitz des
Schuhmachers Mathiß Gfell über. Weil der jüngste Winterhalter-Sohn
seine Besitzansprüche abgegolten bekam, verlor die nachrückende
Bildhauergeneration ihren heimatlichen Stützpunkt. Gleichzeitig trat
Franz Hauser, der älteste Sohn Johann Georg Hausers II, als sorgender
Rechtsbeistand seiner Stiefgeschwister erstmals in Erscheinung.
31 Stadtarchiv Freiburg, C 10, Talvogtei, Generalia V Diener &
Dienste, Talvogtei-Protokolle, 1587 1670, Heft 1660 1662, Blatt 10.
Herrn Paul Priesner, Freiburg, verdanke ich den Hinweis
auf diese Eheabrede.
32 Klaus Weber, Aus der Geschichte von Neukirch Höfechronik einer
Schwarzwaldgemeinde Band 29 der Schriftenreihe des Landkreises
Donaueschingen Herausgegeben von der Gemeinde Neukirch, 1968, S. 42,
Nr. 9 (Zeitweiliger Verwalter des Oberfallengrundhofes).
33 Klaus Weber, wie Anm. 32, S. 215, Nr. 7, und S. 220: Besitzer des
Oberheubachhofes und direkter Vorfahre des berühmten Dirigenten Wilhelm
Furtwängler (1886 1954).
34 Klaus Weber, wie Anm. 32, S. 42, Nr. 7.
35 Herrn Pfarrer Manfred Hermann in Neufra danke ich für die Uberprüfung der Neukircher Taufbücher.
36 Klaus Weber, wie Anm. 32, S. 52, Kap. Die Bildhauer vom Oberfallengrund.
37 Priesner, Pfarrardiiv Kirchzarten, Ehebudi, 1644—1673, S. 229.
38 Hermann Rambach, Eine verschwundene Dorfkirche — Aus der Geschichte
der Kirche Unserer Lieben Frau zu Suggental — Schau-ins-Land 72, 1954,
S. 60 und 61.
39 Benno Griebert, Johann Michael Winterhalter — Leben und Werk — Oberrheinische Kunst VII, 1936, S. 164 mit Anm. 5.
40 Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, 36. Bd., 1947, Verlag E. A. Seemann, Leipzig, S. 84.
41 Karl Bannwarth, St. Ottilien St. Wendelin — St. Valentin Drei
bei der Stadt Freiburg im Breisgau gelegene Waldheiligtümer —
Kommissionsverlag der Charitas-Druckerei Freiburg, 1905,
S. 42.
42 Benno Griebert, wie Anm. 39, S. 165.
43 Joseph L. Wohleb, Zur Bau- und Kunstgeschichte des Klosters
Friedenweiler im Schwarzwald Schau-ins-Land 74, 1956, S. 130 mit Anm. 7.
44 Manfred Hermann, Die Klosterkirche zu St. Märgen im 18. Jahrhundert
— Enthalten im Festbuch "St. Märgen", 1968, S. 56 mit Anm. 4 a.
45 Ellen-Lore Noack-Heuck, Zum Werk des Konstanzer Bildschnitzers
Christoph Daniel Schenck und seiner Werkstatt — Zeitschrift DAS
MUNSTER, Verlag Schnell & Steiner, München, 23. Jahrgang, 1970,
Heft 1, S. 32.
46 Thieme-Becker, wie Anm. 40, S. 83.
47
Lore Noack Heuck, Johann Michael Winterhalter (und weitere Beitfägel im
Thieme Becker, wie Anm. 40, S. 84—86. Außerdem: Karl S. Bader, Beiträge
zur älteren Geschichte der Stadt Vöhrenbach, 1965, S. 194 bis 197.
48 Stadtarchiv Freiburg, C 10, wie Anm. 31, Heft 1668/69, Blätter 43 b und 44 a.
49 Stadtarchiv Freiburg, VI a, Amtsprotokoll 1669, Blatt 76 Einkaufsgeld am 28. August 1669.
50 Stadtarchiv Freiburg, P XXIII 5, Lehrjungen Protokollbuch der Schmiedezunft zum Roß, S. 68.
51 Stadtarchiv Freiburg, wie Anm. 18, 1672/73, o. S.
52 Stadtarchiv Freiburg, P VII a 1 Protokollbuch der Münsterpfleger, 1636 1701, S. 135.
53 Kunstepochen, wie Anm. 5, S. 297, Nr. 364 mit Literaturangaben und Abb. 57.
54 Wie Anm. 53, S. 297 {nach H. Brommer).
55 Priesner, Pfarrarchiv Kirchzarten, Totenbuch, 1674 1712, S. 424.
56 Stadtarchiv Freiburg, C 11 Talvogtei, Generalia V, Diener & Dienste, Talvogtei Protokolle, 1670—1685, Heft 1675, Blatt 1.
57 Wie Anm. 56, Blatt 8.
58 "Rappschwihr", Rappoltsweiler, Ribeauville/Oberelsaß.
59 Wie Anm. 56, S. 19.
60 Priesner, Pfarrarchiv Kirchzarten, Ehebuch, 1673—1695, S. 357.
61 Wie Anm. 55, S. 431.
62 Geboren am 26. Januar 1676.
63
Wie Anm. 56, Heft 1676, Blatt 37. Ich danke Herrn Pfarrer Manfred
Hermann, Neufra, für die Abschrift dieses Protokolls herzlich.
64 Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, 6. Band, Baden Württemberg, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1965, S. 415.
65 H. Rieder, Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten — Herausgegeben von der Stadt Mahlberg, 1956, S. 71.
66 Wie Anm. 60, S. 363.
67 Wie Anm. 55, S. 438.
68 Wie Anm. 56, Heft 1677—1680, Blatt 39 b.
Franz Hauser (III)
Nach der Ausbildung (etwa 1665 1669) beim Stiefvater Johann Conrad
Winterhalter wanderte der am 2. Februar 1651 in Kirchzarten geborene 69
Franz Hauser ins benachbarte Elsaß hinüber. Dort ist er von 1671 an in
Schlettstadt (Selestat/Bas-Rhin) gut zu verfolgen. Das "Rathß
Prothocoll" der unterelsässischen Stadt vermerkt: "den 22. octobris
1671 Civilegium - Franz Haußer Von Kirchzahrfen auß Preyßgaw ein Bildt
Hawer Bittet umb daß Stättrecht, die Zunft Bey den Schmidten, und noch
Zur Zeit Umb Befreyung der Beschwerdten. *Zunft und Stättrecht ist
Bewilliget, Befreyung von frohn und Huetgelt außer d wacht Biß
Weinachten, und soll alß dann Vom 1. t. Jannuarij 1672 2 b 2 d Huetgelt
geben 70." Der Einzünftung und
Eröffnung einer eigenen Werkstatt stand nichts mehr im Wege: "1671 den
29 ogtober Kauft Frantz Haußer die Zunft ist ein biltschnitzler
gebirtig Von Kirch Zarten Freiburger Herschaft gibt der Zunfft 2 pf 9
fl 71."
Daß er als Bildhauer bei den Schmieden zünftig wurde, gehörte in
Schlettstadt zum Herkommen. Obwohl er 1671 für die Kirche in Kintzheim
"ein Rauch vaß auß zuo bösseren" hatte 72,
arbeitete er nicht in Metall. Ein Eintrag des Ehebuches erklärt uns,
warum sich Franz Hauser so jung im Unterelsaß festsetzte: "Anno 1672
den 8 Hornung ist zur Kirchen gangen Frantz Haußer deß Weiland hanß
Jörg haußers Von Kirchzartten Ehelicher Sohn auß dem breißgauw mit
barbara deß Moritz schweybers Eheliche Dochter. bezeigt M Jacob
Estringer und Hanß Caspar hummell 73." Drei Tage später ließen sich die Neuvermählten in die Bruderschaft vom guten Tod aufnehmen 74.
Noch im selben Jahr, am 25. November 1672, trugen sie ihr erstes Kind
Johann Ignati zur Taufe in die Kirche. Am 21. Oktober 1673 folgte das
zweite Kind Maria Ursula nach 75.
Als Taufpaten wurden verzeichnet "Hr: Hanß Caspar bittel ein Maller d
Junge" sowie Tochter und Ehefrau "deß woll weissen Herrn Johann Jörgen
schöpfen", des Schlettstadter Bürgermeisters.
Über die Familie, in die Franz Hauser einheiratete, und die Personen,
mit denen er in enge Beziehungen geriet, möchte ich einige Bemerkungen
einfügen. Seine Frau Barbara, am 14. März 1649 geboren 76,
war das 5. Kind des Schlettstadter Büchsenschmiedes Moritz Schweiber
gewesen. Der Schwiegervater gehörte seit 1625 der dortigen
Schmiedezunft an 77; am 2. September 1630 hatte er Barbara bauwmennin, die Mutter der Hauser-Frau, geheiratet 78. Moritz Schweiber starb 1678 und wurde am 20. Mai in Schlettstadt begraben 79.
Der erste der Trauzeugen findet sich am 22. September 1674 in einer
Klagsache als "Jacob Oestringer Bürger und Hoßenstrickher alhier"
erwähnt. Hanß Caspar Hummell dagegen ist mehrfach als "Kirchwardt"
nachweisbar 80. Nach seinem
Eheeintrag aus dem Jahre 1644 stammte er "von Rappolßweyler". Wir
erinnern uns an dieser Stelle der Schulden, die der "H Pfarrer von
Rappersweyhr" 1674 noch bei der Kirchzartener Winterhalder-Werkstatt
hatte. Ob über den Kirchwart Hans Kaspar Hummel auch eine Beziehung
Franz Hausers nach Rappoltsweiler bestand, ließ sich nicht mehr
ermitteln. Der Taufpate lenkt unsere Aufmerksamkeit auf eine einflußreiche Schlettstadter Familie 81.
Wie der gleichnamige Vater arbeitete Hans Caspar Bittel jr. als Maler.
Unter dessen Brüdern sind Hans Melchior (1682 Bürgermeister
Schlettstadts), der Maler Franz Ignaz und der Goldschmied Hans
Balthasar hervorzuheben. Den zuletzt genannten Künstler aus der Familie
Bittel verband nebenbei bemerkt eine vierjährige Lehrzeit, die er von
1670 an bei Goldschmied Johann Zeller in Freiburg verbrachte 82, mit dem Breisgau 83.
Daß sich Franz Hauser der Gunst maßgebender Familien Schlettstadts
erfreute, beweisen auch die Taufpatinnen seiner beiden ersten Kinder.
"H: Burgerm: Joan. Georg Schöpf" amtierte bis zu seinem Tod am 10.
April 1681.
Mit dem Tod der Mutter Magdalena Hoffmännin und der Erbschaftsregelung
des Jahres 1674 hängen zwei Einträge in Kirchzartener Talvogtei-Akten
zusammen, die zwar fortbestehende persönliche Verbindungen, aber auch
die wirtschaftliche Loslösung des Bildhauers von der Heimat zu erkennen
geben. In der "Thaal Rechnung 1673/74" steht unter "Einnahm an Abzug
Von Erbgüetteren 1673 Und 1674": "Frantz Haußer Von Schlettstadt Von 50
fl 1 pf 11 fl 3 d 84."
Außerdem kaufte Nagelschmied Ignatius Hauser von "Franz Hauser Undt
deßen Geschwistrige zwo Juchert Matten bey dem Brunsteg gelegen" für
170 fl auf 85.
Welche Arbeiten Franz Hauser während seines ersten Schlettstadter
Aufenthaltes ausführte, ist nicht einwandfrei festzustellen. Die
Quellen geben nur indirekte Angaben her. So dürfen wir getrost bei
einer Nachricht, wie sie uns etwa im Jahrbuch der Jesuiten zu
Schlettstadt während des Jahres 1674 begegnet, an Franz Hauser denken,
weil er in jener Zeit allein als zugelassener Bildhauer in der Stadt
saß: "Annus 1674 Sacra templi supellex hic Selestadii aucta est
eleganti statua B. V. e ligno facta, quam circum circa mysteria 15 et 2
angeli mire exornant 86",
das heißt, daß die Ausstattung jener Kirche mit einer geschmackvoll aus
Holz gefertigten Marienstatue (um welche die fünfzehn Geheimnisse des
Rosenkranzes und zwei Engel bewundernswert angeordnet waren) vermehrt
worden sei.
Überraschend erscheint Franz Hausers Name 1676 wieder in Archivalien
des Breisgaus. Am 13. Februar jenes Jahres wurde ihm in Kirchzarten das
Kind Franz Richard getauft. Der Pfarrer hielt fest: "Parentes —
Franciscus Hauser bildhauwer pro tempore in Kirchzarten, Barbara
Schwaiberin von Schletstatt aus dem Elsaß / Patrini — Joannes Bluom von
schletstatt im elsaß, Dorothea Günterin von schletstatt 87."
Was war geschehen? Hatte Johann Conrad Winterhalter seinen Stiefsohn
nach Kirchzarten zurückgeholt (Werkstattzusammenarbeit ? Erkrankung des
Stiefvaters?) oder waren die Geschäfte Franz Hausers in Schlettstadt zu
schlecht gegangen? Wie dem auch sei, es stimmt
nachdenklich, daß Franz Hauser versuchte, seinen vorübergehenden
Aufenthalt in Kirchzarten auszunützen, um in Freiburg Fuß zu fassen,
Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis zu erwirken. Er hatte damit zunächst
kein Glück, denn der Freiburger Rat teilte ihm am 24. April 1676 mit:
"Frantz Haußer der bildt Hawer ist seines Begehrens, Er werdte dan
zinftig Umb andern Schutz abgewisen 88."
Verweigerte man ihm den Stadtschutz, weil er sich entweder in Freiburg
zünftig niederlassen oder nach Schlettstadt zurückkehren sollte? Franz
Hauser blieb im Breisgau. Kurze Zeit später segnete Johann Conrad
Winterhalter das Zeitliche; dessen Kirchzartener Werkstatt hörte auf zu
bestehen. Dadurch fielen Bedenken gegen Franz Hauser wegen der
Ausführung von Arbeiten in der Stadt weg. Seine Anwesenheit
beeinträchtigte keinen einheimischen Bildhauer mehr im Geschäft. Eine
Notiz, die ich an schwer auffindbarer Stelle gewann, bestätigte meine
Überlegungen: "Item 26. Januarij 1677 — Frantz Hauser dem Bildthauer —
nach abzug 6 fl 12 b Umb medicamenten — lauth Conto zalt 22 fl 89." Aus dem Erbvermögen des Freiburger Apothekers Blasius Weinberger 90, dessen Haus zum großen Schuh noch heute als Apotheke dient 91,
erhielt Franz Hauser die ansehnliche Summe wohl nur für eine
entsprechende Arbeit ausbezahlt. Am 26. März 1677 floß ihm aus der
Verlassenschaft seines jüngsten, in Kirchzarten verstorbenen Bruders
Joseph ein Erbanteil von 94 fl — b 8V2 d zu 92..
Leider wird in den Akten nicht erwähnt, wo Franz Hauser mit seiner
Familie wohnte. Man könnte aber daraus schließen, daß er in Kirchzarten
untergekommen war, denn bei anderen in der Erbschaftssache
aufgeführten, auswärts lebenden Personen fügte der Schreiber die
Ortsangaben bei. Ich vermute, daß Franz Hauser aber noch im Frühjahr
1677 endgültig in Freiburg Wohnung bezog, als er am 12. April von den
Münsterpflegern einen Großauftrag erhielt: "Ist mit Frantz Hauser Von
Kürckh Zarten gebürdig Bildthaweren, wegen des Neyen altars In U: L: F:
Körlin, wor Zuo gegen den dreysig bildern Kleine Undt gros sollen
khommen, austruckhentlich abgeredt, gehandlet Undt verdingt worden 93."
Für 140 Gulden Freiburger Währung wollte er Statuen und "anderer
Zierath" herstellen. Wie sehr man aber bei allem seine künstlerische
Freiheit einengte, geht aus der Vertragsbestimmung hervor, daß er "so
oft als ein Bildt Bossiert, solches Bruoder Proben dem Cappuciner 93a
Zuo sehen Bringen, was alsdan darahn er Bruoder Prob oder andere Zuo
Verbessern sehen werden, solches er Bildthawer schuldig sein solle ins
werckh ohn wideredt Zuo Thuon". Um kein Risiko einzugehen, waren die
Münsterpfleger darauf aus, Franz Hauser an Freibürg zu binden: "wie dan
solches sonderbar abgeredt worden, auch solle er khein andere arbeit
Underdessen ahnneinben, sondern erstens anfangen, Undt Zuo Continuieren
bis das lestere verfertiget." Für die Schreinerarbeiten verpflichtete
man den Freiburger Meister Michael Müntzer. Trotzdem dauerte die
Fertigstellung des figurenreichen Altars bis zum Jahre 1681. Wer hätte
auch voraussehen sollen, daß gegen Ende 1677 schwere Kriegsnöte über
die Stadt und deren Umgebung hereinbrechen würden? Eine französische
Armee unter dem Befehl des Marschalls Crequi belagerte Freiburg und
zwang die österreichische Garnison zur Kapitulation. Bald darauf
entstanden die neuen französischen Festungsanlagen, denen die Vorstädte
geopfert werden mußten. Solche Bedrückungen förderten wohl kaum ein
künstlerisches Unternehmen wie den Altarbau für das Marienchörlein.
Erst im November 1678 bekommen wir Franz Hauser wieder zu fassen, als
er seinen Winterhalter-Stiefgeschwistern beim Erbschaftsvergleich in
Kirchzarten beistand. Am 19. Februar 1679 taufte man ihm im Freiburger
Münster das vierte Kind, die Tochter Maria Barbara 94.
Taufpaten waren Joannes Michael Münzer scriniarius, der Altarschreiner,
und die Virtu.osa Domina Maria Barbara Flekhamerin, Witwe des
Freiburger Goldschmiedes Johann Zeller, den wir als Lehrmeister des
Schlettstadter Berufsgenossen Hans Balthasar Bittel ebenfalls schon
kennenlernten.
Im Frieden von Nymwegen (1679) wurde Freiburg an König Ludwig XIV.
abgetreten. Unter der neuen Herrschaft begannen sich die Verhältnisse
in der Stadt wieder zu normalisieren. Die Ratsherren beschäftigten sich
mit unserem Meister, der sich als Schlettstadter Bürger schon jahrelang
im Freiburger Gebiet aufhielt und arbeitete. Sie zwangen ihn durch
Ratsbeschluß vom 10. Februar 1680 zu einer Entscheidung: "Frantz
Hauseren dem Bildthawer wirdt auferlegt Innerhalb 14 tägen sich zünftig
zue machen, oder die Statt zue guittiren 95."
Er kehrte nicht nach Schlettstadt zurück. Ihm schienen sich in der
alten Heimat wohl doch bessere Verdienstmöglichkeiten zu eröffnen. Das
Freiburger' Ratsprotokoll verzeichnet am 8t Martij 1680: "Frantz Huser
der bildthawer ist auf erstattente reauisiten Undt beypringung seines
abschied- Undt gebuhrts Briefs worzue Ihme 14 täg ahngesetzt, für ein
Zünftig, ahngenommen, Undt wegen geclagter Inlogirung ahn das lobl.
Quartir Ampt gewisen 96."
Er unterwarf sich den Formalitäten und holte in Schlettstadt den
Abschied. Die beklagte Einlogierung dürften Soldaten gewesen sein, die
ihn an der Werkstattarbeit oder an der Aufnahme von auswärtigen
Lehrlingen und Gesellen in den Haushalt hinderten. Am 23. März 1680
bezahlte "Frantz hauser der bildhauwer von Kirch Zarten" 10 Pf.
"einkaufgelt für sich und seine frauw 97".
Obwohl es nicht meine Aufgabe ist, dem künstlerischen Werk der
Hauser-Bildhauer nachzuspüren, kann ich auf Bemerkungen über Arbeiten,
die für die Lebensbeschreibungen wichtig sind, nicht ganz verzichten.
Nach dem Altar für das Frauenchörlein des Freiburger Münsters fiel
Franz Hauser in Höchenschwand bei St. Blasien wiederum ein bedeutender
Auftrag zu. Am 27. März 1681 schloß die Kanzlei des Benediktinerklosters St. Blasien mit" Johann Schleissner Burger und Mahler Von Stauffen 98"
einen Vertrag zur Herstellung und Fassung eines "Hohen Altars und
Cantzel" für die St. Michaelskirche der Gemeinde Höchenschwand ab 99". Darin ist der Staufener Faßmaler 100
zweifelsfrei als Unternehmer zu erkennen, der den Altar "dem risse
nach" komplett in die Schwarzwälder Dorfkirche zu liefern hatte.
Welchen Bildhauer er als Mitarbeiter beizog, können wir aus zwei
Ausgabenverzeichnissen 101
genau bestimmen. Schon am 28. Märtzen 1681 nahmen "2
handtwerksgesellen" einen "briff nach Freyburg zum b^lthaner" irrt. Der
Herbeigerufene besuchte am 8. April St. Blasien und Höchenschwand.
Mehrere Einträge bezeugen, daß während des Sommers immer wieder
Schreiben hin- und hergingen und daß man am 18. Juli sogar "auff
freyburg gereist" kam, um das entstehende Werk zu betrachten. Zu Beginn
des Weinmonats Oktober kassierte "ein mann Welcher die grossen bilter
Von freyburg auf 2 rossen herrgefirrt" 4 fl. Vier Wochen später folgte
der Bildhauer nach, der sich auch im November in Höchenschwand aufhielt
und am 6. Winterinonat von ";hr hoch WohlehrWirdtig gaistlichen herren
herren Pater brior in namen deß Mahlers" die letzte Bezahlung
ausgehändigt bekam. Zwar nicht mit dem Namen genannt, ist der
Freibnrger Bildhauer niemand anders als Franz Hauser gewesen, denn nur
er allein übte damals diese Kunst als zünftiger Meister in Freiburg
aus. Was in Höchenschwand genauso wie beim Freiburger Münsteraltar
auffällt, ist die bedrückende künstlerische Abhängigkeit des Bildhauers
von den Auftraggebern. Während er in Freiburg dem Diktat eines
kunstverständigen Kapuzinerbruders ausgesetzt war, mußte er für die
Kirche des Hochschwarzwalddorfes nach dem Entwurf des Staufener
Faßmalers arbeiten. Der Bildhauer hatte sich und seine Arbeit
unterzuordnen. Aus dem Zusammenhang des Liefervertrages vom 27. März
1681 geht das deutlich hervor. Die "Praelathisch = St: Bläßm. Cantzley"
verlangte an einer Stelle eine Änderung des vorgelegten Altarentwurfes:
"auf beede nebenseithen aber, allwo anietzo allein schlechte fligl
stehen, sollen auf der rechten seithen die Bildnuß S. Sebastiani, auf
der andern aber S. Antonij Einsidlers von gleichmäsig sauberer
Bildtschnitzer arbeith sambt oben umstehenden Ziraden Und Undtersetzten
Postementen gemacht werden." Das bedeutete, daß "die abgehende Zirade
durch sein Mahlers oder seines Halthenden Bildhawer gesellen,
Verbesseret, und gemacht werden, ohne einigen der Kürchen Costen und
Schaden". Ich möchte damit nur andeuten, daß stilistische Eigenheiten
unseres Meisters nicht richtig beurteilt werden können, wenn man bei
der Betrachtung seiner Werke die fremden Einflüsse nicht berücksichtigt.
In einen unmittelbaren zeitlichen
Zusammenhang mit den Höchenschwander Arbeiten ist eine Freiburger
Ratsprotokollnotiz vom 5. November 1681 zu bringen: "Das schreiben von
der Statt Schlettstatt für Michael Braun 102
wider Frantz Hauser wegen Umb Einen Wagen Wein ausstehende 50 fl: Wirdt
Abgelesen, Undt weilen aber Er Hauser abwesendt, Erkanth bey seiner
allhero Khunft selber gleich vor rath zu nemmen = Undt Über das
schreiben seine Verandtwortung Zue Erforderen solche bey E: E: rath
Einzuepringen 103."
Leider suchte ich in den lückenhaften Freiburger und Schlettstadter
Unterlagen vergebens nach weiteren Auskünften über diese Klagsache. Zu
gern hätte ich noch mehr über die offenkundig nicht unterbrochenen
persönlichen Verbindungen Franz Hausers nach Schlettstadt gewußt.
Ein zweiter Beleg ergänzt sehr genau die in Höchenschwand ermittelten
Daten. Am 12. Dezember 1681 ließ der Freiburger Wasenmüller Hans Peter
Algaver "im bevsein des Ehren haften kunstreichen hr frantz hausers des
bildhauers, alß von E E wolweisen Rath allhie Verordneten Vogtmanns"
einen Erbschaftsvergleich mit seinen drei Kindern ans erster Ehe
protokollieren 104. Franz Hauser war aus Höchenschwand wieder zurückgekehrt.
Als sich einen Monat später, am 12. Januar 1682. in Freiburg der
zünftige Handelsmann Vincentius Salomon, ein gebürtiger Savoyarde, mit
der aus Schlettstadt stammenden Jungfrau Anna Barbara Schwaiberin
verheiratete 105,
wurden erneut die Beziehungen Franz Hausers ins Unterelsaß sichtbar.
Die am 6. November 1661 geborene Anna Barbara, "des Johann Georg
Schweibers seel: in leben gewesten bixen Schmidts Undt bürgeren Zuo
Schlätt Statt in dem Elsas nachgelassene Eheliche Tochter", regelte
durch Heyraths-Abredt vom 4. Januar 1682 106
"mit beystandt des Vorgeacht= Undt Khunstreichen Herren Frantz Hausers
bildthaueren" die rechtlichen Vorbedingungen ihrer Eheschließung. Daß
sie Franz Hauser beizog, bedarf keiner besonderen Erklärung. Dessen
Ehefrau Barbara Schwaiberin ist eine Tante der jungen Braut gewesen.
Handelsmann Vincentius Salomon verließ später Freiburg; wir finden ihn
1699 als "dermahlen Verburgeret Zue Waldkirch" erwähnt.
Um einen Irrtum, der sich in den Publikationen über die Hauser
beharrlich gehalten hat, auszumerzen, muß ich auf die drei zwischen
1681 und 1683 getauften Söhne Franz Hausers zu sprechen kommen. Die
Taufbücher der Freiburger Münsterpfarrci weisen folgende Kinder des
Bildhauers nach: Am 18. März 1681 Franciscus Antonius, am 11. Juli 1682
Franciscus Daniel und am 17. August 1683 nochmals einen Franciscus
Antonius 107.
Goldschmied Daniel Hoffmann, Schreiner Johann Michael Münzer und deren
Ehefrauen fungierten wechselweise als Paten dieser Hauser-Söhne.
Während die erstgenannten Kinder als Säuglinge verstarben, versuchte
man bisher, den 1683 geborenen Franz Anton Hauser als Nachfolger des
Bildhauers Franz Häuser auszugeben. Peter P. Albert behauptete schon
1909: "Franz Anton Hauser
Tafel II |
|
|
Franz Hauser (III)
Bildhauer
* 2. 2. 1651 Kirchzarten
+ 3. 10. 1717 Schlettstadt |
|
|
Barbara Schweyberin
* 14. 3. 1649 Schlettstadt
+ 22.8. 1707 Schlettstadt
|
1.
OO
8. 2.
1672
Schlett
stadt
__________
I
|
l I
I I
I l
I I
I I
I I
___________ __________
I
|
2.
OO
26. 7.
1708
Schlett
stadt
_____
|
Catherine Walterin
* 7. 2. 1668 Schlettstadt
f 28. 10. 1758 Freiburg
_____________
I
|
Franz Richard
Hauser
Pfarrer
* 13. 2. 1676 Kirchz.
+ 28.4. 1737 Holzhausen |
Franz Anton
Hauser
* 18.3. 1681
Freiburg
|
Franz Anton
Hauser
* 17.8. 1683
Freiburg
|
|
Frnnz Anton Hauser (IV)
Bildhauer
* 3. 1. 1712 Schlettstadt
+ 23. 3. 1772 Freiburg |
|
|
|
|
Fortsetzung auf
Tafel Iii |
dessen
zweiter Sohn, pflanzte Geschlecht und Kunsthandwerk fort. Er war mit
Katharina Walter (gest. 1758) verheiratet und hatte allem Anschein nach
nur ein Kind, den großen Rokokokünstler Anton Xaver (geb. um 1716) 108. Daß dieser Franz Anton Hauser in Freiburg sogar der Lehrmeister des großen Johann Christian Wentzinger gewesen sein sollte 109,
ist ebenso phantasievoll wie falsch. An P. P. Alberts Aussagen über
Franz Anton Hauser stimmt — außer dem Geburtsdatum — so gut wie nichts.
Der als 7. Kind erster Ehe geborene Sohn Franz Hausers konnte schon
deshalb nicht Werkstattnachfolger seines Vaters werden, weil er
ebenfalls als Säugling verstarb. Man vermochte Franz Anton Hauser nach
der Geburt nicht einmal mehr im Münster zu taufen. Die Hebamme spendete
dem Kind die Nottaufe (ab obstetrice baptizatus). Es ist erstaunlich,
daß Archivdirektor Albert diese Belegstelle einfach übersah. Außerdem
hätte ihn doch das völlige Fehlen von Einträgen und Hinweisen in den
Archivalien des Stadtarchivs und des Dompfarramtes stutzig machen
müssen. Ein Meister, der noch in den zwanziger Jahren des 18.
Jahrhunderts als Bildhauer in Freiburg tätig gewesen sein sollte ( =
Lehrzeit Wentzingers!), würde mit Sicherheit (wie die anderen
Zunftgenossen) Spuren hinterlassen haben. Über die angebliche Ehefrau
Katharina Walter werde ich im weiteren Verlauf noch berichten.

|
Der Hochaltar der Pfarrkirche in Kirchzarten mit den von Franz Hauser
gelieferten Bildhauerarbeiten
Photo: Manfred Hermann, Neufra |
In den Jahren nach der Einbürgerung scheint Franz Hauser mit Aufträgen
gut versorgt gewesen zu sein. 1683 entstand in Kirchzarten der heute
noch vorhandene Hochaltar der Pfarrkirche. Die im Knorpelstil reich
dekorierten Altaraufbauten umrahmen das von dem Freiburger Maler Johann
Caspar ßrenzinger stammende Altarblatt, eine Himmelfahrt Mariens110.
Die Statuen steuerte Bildhauer Franz Hauser aus Freiburg bei 111. Obwohl das in Kirchzarten nicht immer der Fall gewesen war 112,
hatte man diesmal mit Franz Hauser wieder einen aus der Gemeinde
stammenden Künstler beigezogen. Dabei spielte wohl der Ortspfarrer
Johann Baptist Mangold 113, der als
Coadjutor in Freiburg die Aufstellung des Altars im Frauenchörlein des
Münsters miterlebt hatte, eine bestimmende Rolle, zumal von diesem
Geistlichen 1687 genaue Anweisungen für die farbige Fassung des neuen
Hochaltars ausgearbeitet wurden. Möglicherweise fand Franz Hauser in
dem zur Pfarrei Kirchzarten gehörigen Oberried eine weitere
Beschäftigung. Pfarrer Johann Baptist Mangold legte dort am 7. April
1687 den Grundstein zur neuen Kirche des aus Freiburg ausgewanderten
Wilhelmitenklosters 114. Bei der
Ausarbeitung der Pläne für die französischen Befestigungen um Freiburg
empfahl Festungsbaumeister Vauban. "man solle die Ausschmückungen der
Architektur vorsehen, die notwendig sind 115".
Ob Franz Hauser dadurch zu Aufträgen kam, läßt sich nur schwer
abschätzen. Ich möchte aber bemerken, daß Franz Hauser von seinen
persönlichen Verbindungen her nicht aus entsprechenden Überlegungen
ausgeklammert werden darf. Vor allem weise ich auf den
Gerichtsschreiber und späteren Schultheißen Freiburgs, Johann Wilhelm
Jäger, der sich nach der Einverleibung der Stadt in das französische
Staatsgebiet "Jean Guillaume le Chasseur" nannte, hin. Jäger-Chasseur
wurde 1682 von Freiburg nach Paris entsandt, um sich für
Entschädigungen und die Wiederherstellung der Universität einzusetzen.
Er verließ nach dem Abzug der Franzosen die Stadt, um Stadtschreiber
und Syndikus in Schlettstadt zu werden 116.
Einen ähnlichen Fall werden wir bei Franz Hauser noch festzustellen
haben. Daß unser Bildhauer während seiner Freiburger Zeit auch mit
Aufträgen von Schlettstadt bedacht wurde, geht ans den
Kirchenfabrikrechnungen der unterelsässischen Stadt hervor, die 1683/84
unter "Außgaab Jns Gemein" berichten: "Jt. den 5t Maij 1683 H. Frantz
Haußer dem Bilthauger Zue Freyburg auf Befelch Herrn Pflegers Uf
abschlag deß Verdings Vom Hohen Altar Zahlt 25 Pf." — "It. den 12t
Augusti 1683 aber auß Bewilligung Herrn Pfleger H. Frantz Haußer dem
Bildthawer geben Jn Abschlag 12 Pf. 10 ß." — "It. den 10t 8bris Herrn
Frantz Haußer dem Bildthawer mit Bewilligung Herrn Pflegers geschückht
25 Pf." "It. den 12t lObris dem Bildthawer Uf sein Verding geschückht
12 Pf. 10 ß 117." Außer den Arbeiten
für den Kirchzartener Hochaltar schuf Franz Hauser demnach 1683 auch
einen Hochaltar für das Schlettstadter St.-Georgs-Münster (im 18.
Jahrhundert Kirchenpatron St. Ludwig). — Die Tatsache, daß im letzten
Viertel des 17. Jahrhunderts neben Franz Hauser kein anderer zünftiger
Bildhauer in Freiburg zugelassen war, berechtigt (ebenso wie seine
guten französischen Beziehungen) zu der Annahme, daß ihm städtische
Aufträge jener Zeit, wie etwa der Christophsbrunnen, ebenfalls Arbeit
und Verdienst verschafften. Bauverwalter Carl Rösch hielt im 19.
Jahrhundert darüber fest: "Der Brunnen in der Kaiserstraße, nächst der
Nußmannsgasse, wurde im Jahre 1686, unter Baumeister Rieher und
Mitwirkung eines französischen Ingenieurs St. Jailli, aufgestellt.
Wegen der Nähe des Christophs-Thors wurde dieser Heilige auf dem
Brunnenstock angebracht, und zur Erinnerung der damaligen Landeshoheit
mit den Lilien der Bourbonen verziert 118."
Bevor 1865 der Christophsbrunnen dem "Albertsbrunnen" weichen mußte,
wurden die drei Brunnen der Freiburger Hauptstraße (Bertholdsbrunnen,
Fischbrunnen und Christophsbrunnen) maßstabgerecht in einer Skizze
festgehalten 119.
Bei der guten Auftragslage konnte Franz Hauser nicht ohne Gesellen und
Lehrlinge auskommen. Leider erlauben die Freiburger Archivalien nicht,
irgendwelche Angaben über Mitarbeiter oder Schüler des Bildhauers zu
gewinnen. Lediglich das Ratsprotokoll meldet am 28. Januar 1687: "Wirdt
Frantz Hausers gesell, sich innerhalb 14. Tagen nit Zinftig machen
solle, er die Statt Zu quittieren schuldig sein 120."
Sicher dürfte nur sein, daß Franz Hauser die beiden Stiefbrüder Philipp
und Clemens Winterhalter etwa in der Zeit von 1680—1686 in die Kunst
der Bildhauerei einführte, zumal er sich beim letzten Erbvergleich um
die Zukunftssicherung der jüngeren Stiefgeschwister bemüht hatte.
Gegen den unlauteren Wettbewerb ortsansässiger Meister, die ihm ins
Handwerk zu pfuschen versuchten, setzte sich Franz Hauser am 9. Mai
1687 energisch zur Wehr: "Wirdt Frantz Hauser wie rechtens beybringen,
daß Simon (Sigmund) Schmidt Undt Wolfgang Hackh wider die Ordnung
gehandlet, solle als dan ferner In Sachen Ergehen was recht sein wirdt 121." Simon (Sigmund) Schmidt 122 und Johann Wolfgang Hackh 123 werden in den Archivalien als Schreiner ausgewiesen, die wohl selbst zum Schnitzmesser gegriffen hatten.
Wie andere Freiburger Bürger scheint
Franz Hauser "wider das verbott der 10 Cronen, auf dem schloß fleisch"
zu kaufen, verstoßen zu haben, als ihm die Stadt am 11. Juli 1690 "aus
gnaden eine straf" von 5 Pf 6 fl 8 d auferlegte 124
Der Vollständigkeit halber muß ich noch die Geburt der beiden letzten
in Freiburg geborenen Kinder Franz Hausers nachtragen. Am 27. Januar
1686 und am 16. Februar 1691 wurden als 8. und 9. Kind erster Ehe zwei
Mädchen jeweils auf den Namen Maria Anna getauft 125, Goldschmied Daniel Hoffmann, Schreiner Johann Michael Münzer und deren Frauen wechselten sich wieder als Paten ab.
Zwei Einträge zeigen erneut, welche guten Verbindungen unser Bildhauer
nach Schlettstadt und zu dem (Frankreich dienenden) Magistrat Freiburgs
unterhielt. 1692 trug er zur "Renovierung der Minster Kirchen" in
Schlettstadt bei: "Item H. frantz haußer dem pilthawer die Cantzel Von
pilthawer arbeith außzubeßern zalt 1 Ibr. 10 ß — d 126."
Am 21. April 1694 wurden "Frantz hußer dem Bildschnitzler Wegen
Epidaphio des Verstorbenen H. gubernatoris seel. Zu verfertigen" von
der Stadt Freiburg 114 Pfund ausbezahlt 127,
eine respektable Summe, die für eine aufwendige Arbeit ausgegeben
worden sein mußte. Maler und Zunftmeister Johann Caspar Brentzinger
übernahm für 150 Pfund die farbliche Fassung des Grabdenkmals 128.
Bei dem Verstorbenen handelte es sich um den französischen Gouverneur
Charles Faitrien du Fay, der als Nachfolger Chamillys von 1681 bis zum
Tod am 9. Juni 1693 in der Stadt und Festung Freiburg befehligte und im
Chor des Münsters beigesetzt wurde 129.
An einigen Notizen aus dem persönlichen Bereich können wir ablesen, daß
Franz Hauser zu dem aus dem Elsaß oder Frankreich zugewanderten
Bevölkerungsteil Freiburgs (etwa die Hälfte der Einwohnerschaft) in
Kontakt stand. 1683 fungierte er als Rechtsbeistand der Witwe eines
Franz Matanon 130.
Am 13. Juni 1692 drängte der Magistrat darauf, "Frantz Hauser solle
schuldig sein, die Vogtey H: heinrich söhn sel: wittibin ahnzue tretten
131". Die Witwe des "Hans Heinrich
Sohn gewesten burgers allhier Zue Freyburg und Rufach, In leben
gewesten Zinfftigen Und Schwerthwirth" verheiratete sich wieder mit
Claude Francois David aus "St: Claud in Burgund". Bei der Heiratsabrede
assistierte ihr am 13. September 1693 "Frantz hausser Zinftiger undt
bildthauer allhier 132".
Aus den restlichen in Freiburg auffindbaren Daten wird deutlich, wie
entscheidend die allgemeine politische Entwicklung das Schicksal Franz
Hausers beeinflußt hat. 1695 wurde er noch unter den Meistern der
"Zimmerleith Zunfft", der übrigens Michael Münzer 133 als Zunftmeister vorstand, aufgezählt 134.
1697 fiel Freiburg durch den Frieden von Ryswijk an das Reich und die
österreichische Landesherrschaft zurück; der Besitzwechsel fand am 11.
Juli 1698 statt. 1698/99 setzte der älteste (lebende) Sohn des
Bildhauers, Franz Richard Hauser, die an der Universitas Regia Gallica
begonnenen Theologiestudien fort 135,
doch bat Franz Hauser bald darauf den neuen Stadtrat (am 16. September
1701) um Antwort auf eine eingereichte Bittschrift. Weil die Ratsherren
nicht selbst entscheiden wollten, wurde "Frantz Hauser über sein
Memoriale ahn Ihro wohl Weisheith H: Statthalter rihern, Umb sich allda
bescheidt Zu erholen, remittirt 136". Obwohl ich in den Archiven 137
vergeblich nach weiteren Nachrichten suchte, möchte ich mit
Bestimmtheit vermuten, daß Franz Hauser seinen Abzug ins Ausland
betrieb und deswegen vorstellig geworden war. Zwar führte das
Erbschaftsinventarium des am 2. Dezember 1702 verstorbenen
Goldschmiedes Daniel Hoffmann 138
unter den "schuldten in das Vermögen" am 12. Dezember 1702 gleichzeitig
"Herrn Wilhelm Jäger Zue schlettstatt" (— "le Chasseur") und "frantz
hausser bildthauwer" auf 139,
man vermag aber aus dieser letzten Belegstelle nicht einwandfrei
abzuleiten, ob unser Bildhauer noch in Freiburg ansässig oder nicht
doch schon nach Schlettstadt übergesiedelt war. Dabei wäre allerdings
zu bedenken, daß das in der Schneckenvorstadt errichtete Adelhauser
Neukloster wohl nach allem Franz Hauser im Jahre 1702 als Bildhauer für
den neuen Hochaltar herangezogen hätte, wenn er nicht aus persönlichen
Gründen aus der Stadt weggezogen wäre. So mußte die aus dem Elsaß
stammende Priorin Maria Franziska Freifrau von Neveu den von
Solothurn-Olten herbeigerufenen, in Freiburg nicht seßhaften Bildhauer
Hans Melchior Wüest beschäftigen; das Hochaltarbild ließ sie durch den
in der Freigrafschaft Burgund beheimateten Maler Adrien Richard
ausführen 140.
Mangel an Arbeit oder die drohenden Kriegsgefahren (Spanischer
Erbfolgekrieg) konnten Franz Hauser nicht zum Abzug gezwungen haben.
Vielmehr drangt sich die Frage auf, ob er sich wegen seiner engen
verwandtschaftlichen Bindungen an Schlettstadt und der Beziehungen zum
Magistrat der Franzosenzeit in den neuen politischen Verhältnissen
Freiburgs nicht mehr zurechtgefunden und auswärts wieder bessere
Arbeitsbedingungen gesucht hatte.
Eine Bemerkung ist noch anzufügen: In der Literatur wird die Meinung
vertreten, 1710 habe der "Bildhauer und Münsterpfleger Franz Xaver
Hauser"
das Modell für die silberne Statue des heiligen Joseph, die der
Augsburger Goldschmied Johann Zeckel für das Freiburger Münster schuf,
angefertigt. Dazu möchte ich folgendes sagen: Wenn der Entwurf überhaupt von einem
Freiburger Bildhauer (und nicht von einem Augsburger) stammte, dann
darf der Münsterpfleger Franz Xaver Hauser auf keinen Fall mit dem
schon lang zuvor wieder nach Schlettstadt übergesiedelten Bildhauer
verwechselt werden. "H. Frantz Xaveri Haußer procurator Unßer Lieben
Fr: hütten (1707)" wird in den einschlägigen Belegen mehrfach als
Priester und Münsterpräsentiar bezeugt 142.
Verwandtschaftliche Beziehungen zum Bildhauer Franz Hauser zu
entdecken, gelang mir nicht. Überdies halte ich es für
unwahrscheinlich, daß die Münsterpfleger ausgerechnet den im
französischen Schlettstadt sitzenden Franz Hauser mit dem Auftrag
bedacht hätten, nachdem in Freiburg wieder zwei eigene Bildhauer,
Norbert Wüst und Andreas Hochsing 143, zur Verfügung standen.
Nach der Rückkehr taucht Franz Häuser in Schlettstadter Archivalien
erstmals wieder am 13. März 1703 auf, als er der unterelsässischen
Stadt acht Klafter Brennholz abkaufte 144.
Die Schlettstadter Gemeindekasse empfing auch am 3. März 1704 "Von H.
Frantz haußer dem bilthawer für Ein Klafter Holtz" die festgesetzte
Bezahlung. Kurz danach, am 10. Mai 1704, stellte er beim Magistrat
einen Antrag: "Francois Hauser Maistre Sculpteur demande luv vouloir
accorder un pied de tillot 145 au bois de Kintzheim pour employer ä la Sculpture en payant + accorde en payant 146".
Der Bildhauer bat, ihm einen Lindenstamm aus dem Kintzheimer Wald für
eine Arbeit überlassen zu wollen. Möglicherweise muß diese Notiz mit
dem St.-Anna-Bild, das "ein Künstler zu Schlettstadt für Türkheims
Kirche schnitzte 147", in Verbindung
gebracht werden. Tatsächlich wurde "Den 26.ten Julij 1704. durch
etwelche Persohnen, das Jenige S.ae Annaebild, welches allhiesige Statt
Zu Schietstatt machen Lassen, allhier getragen", wie eine Türkheimer
Auszahlungsquittung festhält. Die Stadtrechnung von Turckheim bei
Colmar vermerkt lediglich noch, daß "die Jenigen so St. Annae Bildnus
anhier brachten, verzehrt Haben 1 f 14 b 148".
Eine Sicherheit, ob Franz Hauser als Schöpfer des von Turckheim
bestellten St.-Anna-Bildnisses gelten darf, besteht allerdings nicht.
In Schlettstadt lebte nämlich seit etwa 1702 noch ein zweiter
Bildhauer, der unserem Franz Hauser wegen des Aufenthaltes in der Stadt
mächtig zu schaffen machte: Am 26. März 1705 reichte "Maitre Knab
procureur au nom de la tribue des Marechaux en general et par Special
de Daniel Mouckensturn bourgeois et
Sculpteur de cette ville Contre Frangois Hauser aussy Sculpteur de
Fribourg demeurant ä present en cette ville" eine Klage ein, die zur
Klärung der Verhältnisse führen sollte. Schmiedezunft und besonders
Bildhauer Daniel Muckhensturm 149
sahen mit Mißvergnügen die Aktivitäten des in Schlettstadt wohnenden
Franz Hauser, der von den Stadtbehörden noch nicht den Zunftpflichtigen
unterworfen worden war. Sie forderten darum, er solle sich entweder
bürgerlich aufnehmen lassen oder auf die Ausführung von Arbeiten in der
Stadt verzichten (,.on de Se faire recevoir bourgeois ou de S'abstenir
ä travailler en cette ville"). Franz Hauser antwortete, daß man ihn
während des Friedens zu einer Arbeit nach Schlettstadt gerufen habe.
Infolge der Unterbrechung der Verbindungen (Spanischer Erbfolgekrieg)
habe er nicht mehr nach Freiburg zurückkehren können, um sich dort aus
seinem Bürgerrecht zu lösen. Im übrigen habe er bis auf den Tag für
seine Arbeitserlaubnis bezahlt: folglich beantrage er von neuem das
Recht, sich als Hintersäß aufhalten zu dürfen, damit er unterdessen den
Antrag auf das Bürgerrecht stellen und seine künstlerische Tätigkeit
fortsetzen könne ("le dit Hauser a dit qu'on la fait venir pour du
travail pendant la paix, que la Rupture estant intervenu. II n'a plus
pü retourner ä Fribourg pour Se demettre de Son Droit de bourgeoisie,
que Jusqu'ä present II a paye les droits de la ville et partant demande
de nouveau luy vonloir accorder le droit de manance en attendant qu'Tl
puisse Se mettre en Estat de Demande les Droits de bourgeoisie et luy
permettre ä Continuer ä travailler de Son art"). Man nahm Franz Häuser
mit der Bedingung, bei Friedensschluß seinen Abschied aus dem
Freiburger Bürgerrecht nachzuweisen, wieder als Bürger in Schlettstadt
auf; er hatte die entsprechenden Gebühren zu bezahlen und sich nach den
geltenden städtischen Rechtsbestimmungen zu richten (.,avons ordonne
que le dit Hauser Sera Cense et Continue bourgeois en payant les Droits
et Se Conformant aux Statuts de la ville ä la Charge d'apporter Sa
demission du droit de bourgeoisie de Fribourg la paix faite 150").
Ohne Erfolg suchte ich in den Schlettstadter Archivalien nach weiteren
Angaben über Bildhauer Daniel Muckhensturm. Vermutlich verließ der
Schweizer Bildhauer unter dem Konkurrenzdruck Franz Hausers nach 1705
für immer die Stadt.
Unser Meister beherrschte in Schlettstadt wieder allein das Feld.
Verschiedene unbekannte Einträge der Schlettstadter
Kirchenfabrikrechnungen unterstreichen meine Feststellung: 1705 zahlte
man "H: Frantz haußer dem Bilthawer Wegen dem Newen Kirchenornat für
die stangen Und Knopf zum himel zu schneiden 11 pf 2 fl" aus. Seinem
Gesellen fiel ein Trinkgeld von 5 ß 6 d zu. Am 28, November des Jahres
folgte eine Bezahlung für "St: Lienardts altar außzubessern". Die
Rechnung des Jahres 1706 vermerkt für ihn unter dem 17. Oktober eine
Ausgabe von 2 pf. 10 fl "für Underschiedliche arbeith so er in die
Kirch gemacht". 1708 mußte ein Schreiner Johann Fridt zwei Stangen für
den "Himmel" anfertigen. "Jt: dem Bilthawer solche zu schneiden 1 pf."
Außerdem: "H: Frantz Haußer dem bilthawer die Creitz Und Knöpf ahn den
zwey weiß Kirchenfähnen zu schneiden zalt 15 fl." 1712 wurde
festgehalten: "Jtem H. frantz haußer dem Bilthawer daß Christus Bilt Zu
repariren Zalt 3 b." Nicht genau bestimmt sind dagegen die Einträge des
Jahres 1714 ("un florin cinq Schillinger paye ä francois hauser
Sculpteur pour quelque reparation dans l'Eglise") und des Jahres 1715
("paye ä francois hauser pour quelque ouvrage qu'il a fait pour
l'Eglise 1 florin 2 fl 151").
Zwei Sterbefälle änderten innerhalb weniger Tage grundlegend die
Familienverhältnisse Franz Hausers. Am 19. August 1707 verlor er seine
sechzehnjährige Tochter Marie Anne, schon drei Tage später, am 22.
August 1707, folgte seine Frau Anne Barbe Schweiber (vivante femme de
francois Hauser bourgeois et sculpteur en cette ville) im Tode nach.
Beide wurden auf dem Großen Friedhof außerhalb der Stadt begraben 152.
Für den Bildhauer, der dadurch plötzlich ohne Familie dastand,
sicherlich ein harter Schicksalsschlag! Man kann verstehen, daß er sich
im Jahr danach, und zwar am 26. Juli 1708, mit 57 Jahren noch einmal
verheiratete 153, um wieder zu einem
geordneten Hauswesen zu gelangen. Seine zweite Frau war Catherine
Walterin, die Witwe des verstorbenen Hintersäßen Nicolas Pieret,
"Commis des fournitures ä L'hospital du Roy de cette ville 154".
Sie wurde 1704 bei der ersten Verheiratung als "fille de feu Michel
Walter vivant bourgeois et pescheur en cette ville", das heißt als
Tochter des verstorbenen Bürgers und Fischers Michael Walter 155 gekennzeichnet. Damit erweist sie sich als die am 7. Februar 1668 in Schlettstadt geborene Catharina Walter 156,
während die zweite am 15. März 1682 im Taufbuch verzeichnete Catharina
Walter eine Tochter des Fischers Michael Walter junior ("d Jung")
gewesen ist 157. P. P. Alberts
Meinung über eine angebliche Ehe der Katharina Walter mit dem seine
Geburt (1683) nur knapp überlebenden Franz Anton Hauser dürfte durch
diese Ausführungen hinreichend richtiggestellt worden sein.
Die bei der Eheschließung vierzigjährige zweite Ehefrau Franz Hausers
gebar ihrem Mann noch vier Kinder, am 30. Juli 1709 die Tochter Marie
Eve sowie die drei Söhne Francois Antoine (3. Januar 1712), Francois
Joseph (28. August 1714) und Franciscus Ignatius (21. Februar 1717158).
Als Paten wurden in den Taufeinträgen festgehalten: Gerber Dominique
Martin, Schreiner Franz Altermatt, deren Ehefrauen und zuletzt noch
Catharina Langehrhartin, die Frau des Handelsmannes Jean Pierre Hugard
(geboren in Lamy sur Chise en Savoye). Der älteste Sohn zweiter Ehe,
Francois Antoine = Franz Anton, folgte seinem Vater Franz Hauser später
im Beruf des Bildhauers nach.
Ein Streit zwischen Maler Baptiste Breny 159
und Franz Hauser beschäftigte über Jahre das Schlettstadter
Ortsgericht. Beleidigende Aussagen, daß der Maler nichts von seinem
Handwerk verstehe, die Anschuldigung, daß der Maler den Lehrling des
Bildhauers abspenstig gemacht und zur Anfertigung von Bildhauerarbeiten
mißbraucht habe, und der Vorwurf, daß der Bildhauer die nach auswärts
zu liefernden Arbeiten selbst bemalt (farblich gefaßt) habe, gaben
Anlaß genug zu den Auseinandersetzungen, die sich vom 15. Februar 1710
bis zum 4. März 1713 hinzogen und heute einen guten Einblick in die
Arbeitsverhältnisse künstlerisch tätiger Meister jener Zeit zu
vermitteln 160.
Franz Hauser segnete am 3. Oktober 1717 mit über 66 Lebensjahren das
Zeitliche. Sein Sterbeeintrag im Schlettstadter Totenbnch lautet: "Ao
1717 — Nr. 66 L'an comme dessus le troisieme octobre est decede en la
communion de fidels munis des Sts. Sacraments francois Hauser en son
vivant Sculpteuret bourgeois de cette ville, le corps auquel a este
enterre au grand cimetiere hors de cette ville. Enfoy de quoy Jean
Thiebaut mey et Tanneur et bourgeois de cette ville, et Laurent Mann
Joueur de violons et bourgeios de cette ville, ont signe sur ce Livre 161." Auf dem Großen Friedhof vor der Stadt fand er seine letzte Ruhestätte.
Um die Familie ernähren zu können, führte Catherine Walter die
Werkstatt fort. Sie schuf am 29. Januar 1718 die Voraussetzungen dazu:
"Catharine Walterine veuve de feu Francois Häuser demande luy vouloir
accorder le droit de bourgeoisie ä la Tribue des marechaux ferrants; et
a prete Le Serment cn ce Gas requis demande vouloir ordonner pour son
Curateur Leodeffari Sitt 162."
Catherine Walter hat um Genehmigung des Bürgerrechts im Rahmen der
Schmiedezunft und leistete den in diesem Fall erforderlichen Eid. In
Anwendung althergebrachter- Zunftregeln wurde ihrem Antrag entsprochen 163.
Zum Rechtsbeistand bestellte man den Schneider Leodegar Sitt; als
Vormund der minderjährigen Kinder wurde Joseph Altermatt verpflichtet.
Wie sehr sich Catherine Walter bemühte, ihre wirtschaftlichen
Verhältnisse zu ordnen und alte Außenstände einzutreiben, zeigen zwei
Verhandlungsprotokolle des Stadtgerichts. Am 3. Februar 1718 klagte sie
gegen Dorothee Voglerin, femme de Joseph Wihl, auf Bezahlung von 40
Pfund, die als letzte Rate des Lehrgeldes für Jean Bressler (Sohn ans
erster Ehe der Dorothea Vogel) noch ausstanden. Catherine Walter berief
sich auf den bei der Zunft protokollierten Lehrvertrag vom 5. Juli
1711. Die Angeklagte wehrte sich mit dem Einwand, daß die Lehrzeit
ihres Sohnes drei Monate vor der Hälfte abgebrochen worden sei, weil
Franz Hauser den Lehrling, anstatt ihm die Kunst der Bildhauerei
beizubringen, zum Holzsammeln in den Stadtwald geschickt habe.
Stadtgericht und Zunftmeister stellten sich aber auf die Seite der
Catherine Walter und sprachen ihr das Recht auf die restlichen 40 Pfund
Lehrgeld zu 164. Wie lang die Witwe
Franz Hausers die Werkstatt weiterbetreiben konnte, ist nicht
feststellbar. Möglicherweise übergab sie ihren Betrieb 1719 an den aus
dem nahen Dambach-la-Ville stammenden Bildhauer Johann Leonhard Meyer.
Katharina Walter starb am 28. Oktober 1758 hochbetagt im Haus ihres
Sohnes Franz (Xaver) Anton Hauser zu Freiburg 165.
69 Wie Anm. 17, S. 58.
70
Archives de la Ville de Selestat (Stadtarchiv Schlettstadt), Registre
des audiences du Magistrat et du Conseil, 1666—1674, Blatt 320.
71 Stadtarchiv Schlettstadt, HH Forgerons, Zunftbuch der Schmiede, 1528—1789, S. 255.
72 Stadtarchiv Schlettstadt, GG — Fabrique 69, Comptes, 1668—1694 (St.-Martins-Pfründe Kintzheim), Heft 1671, Aus gaab gelt.
73 Stadtarchiv Schlettstadt, Mariages, 1608—1685, S. 415.
74 Stadtarchiv Schlettstadt, GG — Confreries, Nr. 88 — Confrerie de l'Agonie, 1669—1760, Register "F" und Frauen "B".
75
Stadtarchiv Schlettstadt, Baptemes, 1629—1685, S. 634 (Nr. 148) und 646
(Nr. 102). Ich danke Herrn Pfarrer Manfred Hermann, Neufra, für seine
Mitarbeit und die-Feststellung dieser Taufeinträge
76 Wie Anm. 75, S. 230 (Nr. 41).
77 Wie Anm. 71, S. 240.
78 Wie Anm. 73, S. 156.
79 Stadtarchiv Schlettstadt, Deces, 1675—1702, Blatt 26 b.
80 Stadtarchiv Schlettstadt, GG Confreries, Nr. 85 — N. D. Reidt, Comptes, 1664/65: "ihme Kirchwarth alß Petellen."
81
Joseph Geny, Die Jahrbücher der Jesuiten zu Schlettstadt und Rufach,
1615 1765, I. Band Annuae litterae 1615 1713, Straßburg, 1895, S. 412.
82 Wie Anm. 50, S. 68.
83
Goldschmied Hans Balthasar Bittel: Geboren am 28. März 1655 in
Schlettstadt; Verheiratung am 26. August 1686 in Schlettstadt;
Einzünftung am 28. Dezember 1686; gestorben am 15. März 1700 in
Schlettstadt.
84 Wie Anm. 28, Heft 1674.
85 Wie Anm. 56, Blatt 8.
86 Wie Anm. 81, S. 161.
87 Priesner, Pfarrarchiv Kirchzarten, Taufbuch, 1664 1699, S. 119.
88 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 99 (1675 1678), Blatt 783.
89 Stadtarchiv Freiburg, Akten
Pflegschaften, 1676 Weinberger, Blasi, 1. Heft, S. 23, No 51. Den
Hinweis auf diese Belegstelle entnahm ich dem im Stadtarchiv Freiburg
aufbewahrten Nachlaß von Dr. Friedrich Hefele, Kollektaneen I,
90 Balthasar Wilms, Die Zunft zum Falkenberg in Freiburg, Verlagsbuchhandlung Herder, Freiburg, 1925, S. 323, Nr. 73.
91 Löwen-Apotheke an der Ecke Kaiser-
und Salzstraße. Vergleiche Hermann Flamm, Geschichtliche
Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg, II. Bd., Häuserstand, 1400—1806,
S. 137, auch S. 92.
92 Wie Anm. 56, Heft 1677 1680, Blätter 1 und 2. Abschrift durch Herrn Pfarrer Manfred Hermann, Neufra.
93 Wie Anm. 52, S. 148.
93a Der kunstverständige Bruder Prob
ist vermutlich mit jenem Bruder Prob identisch, der 1668 für den Neubau
der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Oberkirch, Kanton Solothurn, ein
Modell anfertigte. (Vgl. Gottlieb Loertscher, Die Kunstdenkmäler des
Kantons Solothurn, III — Die Bezirke Thal, Thierstein und Dorneck,
Verlag Birkhäuser, Basel — 1957, Seite 232.)
94 Dompfarramt Freiburg, Taufbuch, 1658—1679, S. 271. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer Manfred Hermann, Neufra.
95 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 100 (1678—1682), S 703
96 Wie Anm. 95, S. 744.
97 Stadtarchiv Freiburg, VI a — Amtsprotokoll, 1679 1680, Blatt 70, und Städtisches Einnahmebuch 1679/80, Blatt 68.
98
Laut Mitteilung von Herrn Paul Priesner, Freiburg, kommt der Name
Schleißner nicht in den Kirchenbüchern Staufens vor. Der Maler war dort
vermutlich nur vorübergehend seßhaft gewesen
99
GLA Karlsruhe, Abteilung 229/43 940, Kirchenbaulichkeiten
Höchenschwand, 1598 1699. Freundlicher Hinweis von Herrn
Münsterbaumeister Dr. Paul Booz, Freiburg.
100 Fassung der Sandsteinfiguren des
Krozinger ölberges im Jahre 1670. Hermann Gombert, An Kunst und
Geschichte reich — Aus Krozingens Vergangenheit, Badische Zeitung — FL
— Nr. 154 vom 8. Juli 1961, S. 15.
101 Wie Anm. 99, a) Ausgab über der
arbeitt zu Hochenschwandt Koraltahr Undt Kantzell Verdingt den 2? Martz
1680 (Hier kann die vom Vertrag abweichende Jahreszahl nur das
Rechnungsjahr 1680/81 bedeuten, also März 1681)? b) Anno 1681 (1681/82)
— Verzeichnis Waß ich dem Maister Johannes schleißner Mahler Zuo
Staufen geben hab Auf daß letzte Verding Von der Cantzlen Undt Von dem
hochen Altdar der Kirchen hechenschwandt Ich Conradt Wehrlin
Kirchenpfleger.
102
in Schlettstadter Archivalien wird 1672 "Michell braun Ein grempp Und
schiffmann" und im Sterbeeintrag 1688 "Michel Braun Mercier et
bourgeois de cette ville" genannt.
103 wie Anm. 95, S. 1373.
104 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 2 Alber — Alveri.
105 Dompfarramt Freiburg, Ehebuch, 1647—1733, S. 184, Nr. 6.
106 Stadtarchiv Freiburg, Akten Heiratsabreden, Paket Salomon-Sutter.
107
Dompfarramt Freiburg, Taufbuch, 1680—1692, S. 31, 65 und 89. Herrn
Pfarrer Manfred Hermann, Neufra, danke ich für die Abschrift, der
beiden ersten Taufeinträge.
108 Wie Anm. 3.
109 Peter P. Albert, Christian
Wentzingers Letzter Wille und Nachlaß — Zeitschrift des Freiburger
Geschichtsvereins, Band 41, 1928, S. 55.
110 Heinrich Brenzinger, Das Geschlecht der Brenzinger, 1. Band, Freiburg, 1949, VI. Kapitel, S. 273, mit Abb.
111
Jakob Saur, Aus der Geschichte der Pfarrei und der Pfarrkirche in
Kirchzarten — II. Kapitel. In Alemannische Heimat -
Heimatgeschichtliche Beilage der Freiburger Tagespost — Nr. 8 vom 3.
Mai 1936.
112 1665 schuf ein Bildhauer Michael
Herdtie den hl. Kreuzaltar für Kirchzarten, obwohl ein eigener
Bildhauer im Dorf ansässig war. Die Nebenaltäre des Jahres 1666
(St.-Sebastians- und Rosenkranzbruderschaftsaltar) möchte ich dagegen
aus verschiedenen Gründen für Johann Conrad Winterhalter in Anspruch
nehmen.
113 Vergleiche Angaben bei Hermann
Brommer, Ein Werk barocker Goldschmiedekunst - Die Monstranz der
Merdinger Pfarrkirche, eine Stiftung des Pfarrers Johann Bapt. Mangold
- Badische Zeitung - FL - Nr. 215 vom 17. September 1966, S. 22, und
Setzfehlerberichtigung Nr. 219 vom 22. September 1966.
114 Ferdinand Gießler, Die Geschichte des Wilhelmitenklosters in Oberried bei Freiburg, 1911, Seiten 83/84.
115 Hermann Kopf, Unter der Krone Frankreichs — Freiburg i. Br., 1677 1697, Schau ins Land 88, 1970, S. 62, sowie Abb. 9 und 10..
116 Wie Anm. 115, S. 103.
117 Stadtarchiv Schlettstadt, GG 69 —
Rechnung Uber alle einnamb Und außgaab Der Allhießigen Fabric Vom lt
Januarij 1683 Biß dahin 1684, S. 37/38. Ich danke Herrn Abbe Dr. Adam,
Konservator des Stadtarchivs, und Herrn Dr. Maurice Kubler, Maire de la
Ville, herzlich für Hinweise und freundliche Förderung meiner
Nachforschungen.
118 Stadtarchiv Freiburg, B 1 — Nr. 69, Denk Buch von Carl Rösch, S. 30.
119 Stadtarchiv Freiburg, Akten Brunnen, Paket 8 — öffentliche und private Brunnen A—G, Albertsbrunnen, 1865.
120 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 102 (1683 1688), S. 1158.
121 Wie Anm. 120, S. 1238.
122 Schreiner Sigmund Schmid, oriundus
de Freising ex Bavaria, heiratete am 20. Oktober 1686 in Freiburg die
Witwe des Universitätspedellen Balthasar Wackhermann. Er starb am 22.
Juli 1703.
123 Johann Wolfgang Hackh verfertigte
1669 das "Brustbilt St. Ottiliae auf den Hochaltar mit schwartz
gebeitztem Postament und dem Gestell" für das Waldheiligtum St.
Ottilien (Wie Anmerkung 41, S. 42). In den Münsterfabrikrechnungen
1669/70 wird er "Bildthawer" genannt. Bei der Eintreibung einer alten
Schuld unterschrieb er 1670 selbst mit "Bildhawer". (Stadtarchiv, Akten
Erbschaften, Paket 136, Kircherin, Ursula). Ab 1673 wird er in der
Zunft nur noch als Schreiner geführt. (Stadtarchiv, Akten Gewerbe und
Handel, Paket 12, Bauzunft zum Mond, Schreiner 1550—1865, Beschwerde
der Schreinermeister vom 26. Juli 1673: "der Wolff Hackh, der gleich
wohl schon bey 41/» Jahr mit ausfertigung seiner Prob in mora."). Nur
1688 erscheint er nochmals als Bildhauer (Stadtarchiv, A I a,
Städtische Jahresrechnung 1688, "Depence Commune: Paye au Maistre
Wolfgang hage Sculpteur pour avoir fait un Cheval de bois ä Voltiger 12
lvrs 5 ß 4 d."). Am 11. Dezember 1711 verstarb er — Schreiner genannt —
in Biengen bei Freiburg. (Priesner, Totenbuch der Pfarrei Biengen
1649—1738, S. 287. Und Stadtarchiv, wie Anm. 25, Blatt 84).
124 Stadtarchiv Freiburg, P III c 8r Straf- und Frevelbuch, 1664—1706, Blatt 137.
125 Wie Anm. 107, S. 216 und 705.
126 Stadtarchiv Schlettstadt, GG 69 Compte de la Fabrique 1692.
127 Stadtarchiv Freiburg, Städtische Jahresrechnung 1694, Außgaab gellt Ingemein.
128 Wie Anm. 110, S. 284.
129
Heinrich Schreiber, Geschichte der Stadt und Universität Freiburg i.
Br., 4. Theil, 1858, S. 213/214. — Und wie Anm. 115, S. 75—78. .
130 Wie Anm. 120, S. 303.
131 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 107 (1690—1692), S. 1061.
132 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket Sohn Sottas. Und Akten Ehesachen, David-Ysler.
133
Schreiner Johann Michael Münzer stammte aus St. Blasien. Er heiratete
1676 in Freiburg, besaß das Haus zuem Blawen Storchlin in der Salzgasse
und starb am 21. Februar 1714. Taufpate der Franz Hauser-Kinder.
134 Stadtarchiv Freiburg, E 1 A II b 5 — Schatzungsregister der 12 Zünfte, Zimmerleith Zunfft, 1695.
135 Friedrich Schaub, Matrikel der Universität Freiburg, 1656 1806, Band I, S. 256, 1698/99, Nr. 115.
136 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 111 (1699 1702), S. 501/502.
137 Herrn Paul Priesner, Freiburg, danke ich für entsprechende Nachforschungen im Landesregierungsarchiv Innsbruck herzlich.
138 Goldschmied Daniel Hoffmann,
geboren zu Lissa in Großpolen, erheiratete sich 1678 mit der Witwe des
Goldschmiedes Johann Zeller eine Werkstatt in Freiburg. Wohnhaft zum
wilden
Samson am Münsterplatz. Ab 1681 Zunftschreiber und Aechtmer der
Schmiedezunft zum Roß. 1693 bis zum Tod Zunftmeister und Ratsherr. —
Taufpate der Franz Hauser-Kinder. — Vergleiche Kunstepochen, wie Anm.
5, S. 299, Nr. 367 369.
139 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 24, Hoffmann.
140 Hermann Brommer, Die Altäre der
Adelhauser Klosterkirche in Freiburg, Kapitel Der Hochaltar und seine
Meister, Schau-ins-Land 88, 1970, S. 184 192.
141 Hermann Gombert, Der Freiburger Münsterschatz, Verlag Herder, Freiburg, 1965, S. 83/84, Nr. 35, mit Abbildungen 12 und 49.
142
Friedrich Schaub, wie Anm. 135, S. 224. — Stadtarchiv Freiburg, Akten
Kirchensachen, Paket 10 — Münsterfabrik, 1643—1865, Faszikel IV, 4.
143 Wie Anm. 140, S. 188—190 und S. 198/199.
144 Stadtarchiv Schlettstadt, CC Bois Holzrechnungen, 1701—1735, Heft 1703, S. 36, und Heft 1704, S. 31.
145 Larousse, 6. Band, S. 700: "tillot" = Nom vulgaire du tilleul des bois.
146 Stadtarchiv Schettstadt, Registre des audiences du Magistrat et du Conseil, 1703—1704, S. 60.
147 Auguste Scheden, Geschichte der Stadt Turckheim, 1925, 8. Kapitel, S. 132.
148
Archives Municipales de Turckheim, CC 65 — Stadtrechnung 1704, Quittung
vom 26. Juli 1704 und Ausgab an gelt 1704. Herrn Stadtarchivar Andre
Billich, Turckheim, danke ich sehr für freundliches Entgegenkommen.
149
Bildhauer Daniel Muckhensturm, "paroihsien de cette ville depuis un an,
fils legitime de Daniel Muckensturm Receveur des Religieuses du Couvent
nomme le Paradis en Suisse", verheiratete sich am 21. Mai 1703 in
Schlettstadt. Dort kaufte er sich am 20. Januar 1704 in die
Schmiedezunft ein. Das Aufnahmeprotokoll gibt seine Herkunft "gebürtig
von Baßel" an.
150 Stadtarchiv Schlettstadt, Prothocoll du Conseil de La Ville, 1705—1707, Blatt 29.
151
Stadtarchiv Schlettstadt. GG 69 Comptes de la Fabrique de la Grande
Eglise de la Ville de Schlestat, 1695—1710, 1712, 1713 1723. Die
Jahrgänge sind lückenhaft.
152 Stadtarchiv Schlettstadt, Deces,
1685 1724, S. 175/176, Nr. 40 und 43, Herrn Pfarrer Manfred Hermann,
Neufra, danke ich herzlich für die Abschrift beider Einträge.
153 Stadtarchiv Schlettstadt, Mariages, 1685—1723, Blatt 356, Nr. 34.
154 Nicolas Pieret (Pierot, Peter),
geboren in Corcieux/Lothringen, seit etwa 1694 als Agent für
Lieferungen ins königliche Hospital tätig, verheiratete sich am 21.
April 1704 mit Catharina Walter.Er starb am 14. Mai 1707 in S
155 Gestorben am 19. September 1694 in Schlettstadt.
156 Stadtarchiv Schlettstadt, Baptemes, 1629 1685, S. 557, Nr. 14.
157 Michael Walter d Jung starb erst am 26. Dezember 1707 in Schlettstadt.
158 Stadtarchiv Schlettstadt, Baptemes, 1709 1721, S. 12, Blatt 78, S. 342 und 515.
159
Maler Jean Baptiste Breni, gebürtig von Rapperswil/Schweiz, hielt sich
seit 1698 in Schlettstadt auf, heiratete 1704, kaufte sich 1705 in die
Schmiedezunft ein und starb am 27. August 1736 in Schlettstadt.
160 Stadtarchiv Schlettstadt, Prothocoll Du Conseil De La Ville, 1709 1711, S. 95, und 1711—1714,
Seiten 314 und 342.
161 wie Anm. 152, S. 508.
162 Stadtarchiv Schlettstadt, Registre des audiences du Magistrat et du Conseil 1718, S. 35.
163 wie Anm. 71, S. 68: It welcher Zunft Bruder von dotts wegen abgott, Bleibt das wyb Bey der Zunft.
164 Wie Anm. 162, S. 57 und 89.
165 Dompfarramt Freiburg, Totenbuch, 1720 1779, S. 583. Nr. 79,
Philipp und Clemens Winterhalter
Einer Zusammenstellung über die Bildhauer Hauser würde etwas Wichtiges
fehlen, wenn ich über Philipp und Clemens Winterhalter nicht wenigstens
einige Bemerkungen einfügen würde. Die am 2. Mai 1667 und 23. November
1668 in Kirchzarten geborenen Söhne des Bildhauers Johann Conrad
Winterhalder und der Magdalena Hoffmännin 166
dürften mit Sicherheit (etwa in den Jahren 1681 1686) bei ihrem
Stiefbruder Franz Hauser in die Lehre gegangen sein. Daß beide auf der
Wanderschaft ins benachbarte Elsaß (und wohl auch nach Paris)
hinüberstrebten, lag im Zug der Zeit. Außerdem gehörten Freiburg und
Kirchzarten damals zu Frankreich. Jedenfalls treffen wir die "Bildhauer
Philipp und Clemens" 1691 bei der Schaffung des großartigen Sankt-
Sebastians-Altars in Dambach-la-Ville 167
bei Schlettstadt an. Nach jahrelanger Suche gelang mir der Nachweis,
daß die beiden Meister des schönsten, im Elsaß noch vorhandenen
Schnitzaltars des 17. Jahrhunderts tatsächlich die Brüder Philipp und
Clemens Winterhalter aus Kirchzarten gewesen sind. In einem bisher
unbeachteten Taufeintrag vom 25. Oktober 1691 überliefert uns der
Dambacher Pfarrer: ..Patrinus fuit Dnus Clemens Winterhalter Adlsns
quoque Brisgoius et artificiosus Sculptor p. t. hic Novi Altaris pro
Sacello S. Martyr. Sebastiani in eius monte hic." Fltwas über zwei
Wochen später trug derselbe Pfarrer am 12. November 1691 wiederum ins
Dambacher Taufbuch ein: "Patrinus fuit Dnus Philippus Winterhalter
frater mox praefati d: Clementis, et Senior in arte et aetate." Beide
Belege beweisen zweifelsfrei, daß die seit hundert Jahren aus den
Rechnungen nur mit den Vornamen bekannten Bildhauer Clemens und Philipp
Winterhalter für die Sebastianskapelle in den Rebhügeln über dem
unterelsässischen Städtchen Dambach-la-Ville eine der besten
künstlerischen Leistungen des ausgehenden 17. Jahrhunderts im
Oberrheingebiet vollbracht haben. Wer sich für die Tätigkeit der beiden
Brüder in Dambach-la-Ville genauer interessiert, den darf ich auf
meinen 1971 in der Kunstzeitschrift DAS MÜNSTER veröffentlichten
Sonderbeitrag hinweisen 168.
Daß sich Clemens Winterhalter, der in meisterhafter Weise den
bestimmenden Anteil der Bildhauerarbeiten des Dambacher
Sebastiansaltars ausführte,
noch 1693 im Elsaß aufhielt, geht aus den Altarbaurechnungen hervor.
Leider mißlang es mir, weitere Anhaltspunkte zu gewinnen, die erlaubt
hätten, den Lebensweg Clemens Winterhalters weiterzuverfolgen.
Philipp Winterhalter 169,
1693 in Straßburg nachweisbar, holte sich seine beiden ersten Frauen
aus Bildhauerfamilien, die für den Straßburger Bischof arbeiteten. 1695
ließ er sich in dem Kinzigtalstädtchen Gengenbach nieder. Nach seiner
dritten Ehe mit der aus der Pfarrei Balterswil-Bichelsee (Thurgau)
gebürtigen Catharina Schneiderin errang Philipp Winterhalter (mit Hilfe
der neuen Verwandtschaftsbeziehungen zu dem Konventualen Joachim
Schneider) eine bevorzugte Stellung als Klosterbildhauer der
Gengenbacher Benediktinerabtei. 1720 rückte er als Ratsherr in den
Jungen Rat des Reichsstädtchens ein. Philipp Winterhalter verstarb als
geachteter Mann am 18. Dezember 1727 in Gengenbach 170.
Aus der Schar seiner Kinder möchte ich den am 6. Februar 1712 geborenen
Sohn Clemens hervorheben, der nach der Ausbildung zum Bildhauer die
väterliche Werkstatt übernehmen sollte, 1730 als Geselle in Türkheim
bei Colmar tätig war und dann verscholl. Aus der Werkliste Philipp
Winterhalters nenne ich vor allem den Hochaltar der Pfarrkirche
Sasbachwalden (1710), den Hochaltar der Wallfahrtskirche Zell a. H.
(1715), die Statue Johannes des Evangelisten vom ehemaligen Hochaltar
der Abteikirche Gengenbach (1722, jetzt im Städtischen Museum
Gengenbach), die nicht mehr ganz vollständigen Seitenaltäre der
St.-Martins-Kirche in Gengenbach (1724) und den Choraltar der
Pfarrkirche Prinzbach, Kreis Lahr. Wegen des Schulzusammenhangs der
Werkstätten verdienen die Bildhauer Hans Jakob Braun (* 1695
Balterswil/TG, + 1757 Türkheim/Oberelsaß), Anton Ketterer I (* 1692
Schönwald/Schwarzwald, + 1748 Colmar) und Franz Leonhard Fivell (*1699
Offenburg, + 1737 Offenburg), die bei Philipp Winterhalter in
Gengenbach ihre Lehrzeit verbrachten, Beachtung 171. Die beiden erstgenannten Schüler entfalteten im Elsaß eine umfangreiche Tätigkeit.
166 Priesner, Taufbuch der Pfarrei Kirchzarten, 1664 1699, S. 26 und 39.
167
Walter Hotz, Handbuch der Kunstdenkmäler im Elsaß und in Lothringen
Deutscher Kunstverlag, 2. Auflage, 1970, S. 37 und Abb. 49. Kleiner
Kunstführer St Sebastien, Dambach la Ville, Verlag Schnell &
Steiner, München, 1968 Nr. 899.
168 Hermann
Brommer, Philipp und Clemens Winterhalter Die Bildhauer des Dambacher
Sebastiansaltar DAS MUNSTER, Zeitschrift für christliche Kunst, Verlag
Schnell & Steiner, München, Jahrgang 1971, Heft 4, S. 234.
169
Einzelheiten bei Hermann Brommer, Bildhauer Philipp Winterhalter und
der Choraltar der Pfarrkirche in Prinzbach {Kreis Lahr) — Alemannisches
Jahrbuch 1968/69, Verlag Konkordia AG, Bühl/ Baden, S. 90—98.
170 Pfarrarchiv Gengenbach, Totenbuch, 1726—1745, S. 50.
171 Hermann Brommer, Genealogie als
Methode in der Kunstgeschichte — Alemannisches Jahrbuch 1968/69, S. 95,
97/98 (H. J. Braun), S. 98—111 (Der Colmarer Bildhauer Anton Ketterer I
und die Altäre der Pfarrkirche in Niederehtzen/Oberelsaß) und S. 108
mit Fußnoten 69 und 70 (F. L. Fivell).
Franz Anton Hauser (IV),
meist A. X. Hauser genannt
Obwohl sich der vierte Hauser-Bildhauer eines besseren Interesses
der Kunsthistoriker erfreute, wurden seine Geburtszeit (um 1716) und
Herkunft stets nur unbestimmt angegeben. Die ersten 24 Lebensjahre
Franz Anton Hausers lagen bisher im dunkeln. Wie schon erwähnt,
erblickte er am 3. Januar 1712 in Schlettstadt als ältester Sohn
(zweiter Ehe) des Bildhauers Franz Hauser (III) das Licht der Welt 172.
Mit etwa 14 Jahren dürfte der heranwachsende Francois Antoine eine
vier- bis fünfjährige Bildhauerlehre bei dem in Schlettstadt tätigen
Meister Johann Leonhard Meyer 173,
der 1719 die Hauser-Werkstatt ablöste, begonnen haben. Am 22. September
1732 stand in Straßburg "Frantz Anthoni haußer, bildhauer gesell Von
Schlettstatt bey Monsieur lefevre" vor der Zunft zur Steltz und schwor
"über die articul 174".
Mit ihm wurde am selben Tag ein anderer Bildhauergeselle auf die
Straßburger Zunft vereidigt, "Christian Wentzinger Von freyburg", der
bei Meister Franz Ludwig Fohset (Foisset) Beschäftigung gefunden hatte.
Sicherlich ein schicksalhaftes Zusammentreffen der beiden jungen,
später in Freiburg zusammenarbeitenden Bildhauer! Hinter "Monsieur
lefevre", dem Arbeitgeber Franz Anton Hausers, verbirgt sich der
Straßburger Bildhauer Christoph Philipp Lefevre 175, einer der zahlreichen in der elsässischen Bischofsstadt arbeitenden Meister des 18. Jahrhunderts.
Franz Anton Hauser wanderte nach Freiburg weiter. Am 27. April 1736
protokollierte der Schreiber des Freiburger Rates: "ant: Xaveri Hauser
zugegen / gebürtig Von schlettstadt / seiner Kunst ein bildthawer /
wessen Vatter allhier Zünftig gewesen / wegen Kriegs Zeiten und keiner
arbeit / sich und seine Kiinder zu ernehren / Von hier sich hinweg
begeben, bittet gegen Erlaag d erforderl: requisiten und praestierung d
praestanden ihne für einen Zünftigen in gdn auf u anzunemmen 176."
Nach einigem Hin und Her wurde der Bildhauer am 11. Mai 1736 "gegen
angelobung Seines vorgeschlagenen bürgen Melchior Rombach als ein
Zünftiger angenommen und an die betreffende Zunft Verwiesen 177".
Daß sich Franz Anton Hauser schon längere Zeit als Geselle in Freiburg
aufgehalten hatte, möchte ich aus seiner unmittelbar auf die
Einbürgerung folgenden Verehelichung schließen. Die Heiratseinträge in
Freiburg und Holzhausen lauten: "1736 Nr. 36 Die 12ma Maij Sponsalia
contraxerunt honoris Juvenis Xaverius Antonius Hauser Sculptor Civis et
P. V. Maria Barbara Dillbergerin ambo Friburg. in praesentia testium
hon. Melchioris Rumbach Civis et Schriniarij, ac P. V. Mariae Ursulae
Duffosein, coram me Jos. Ja. Buihson Cooptre. Dimihsae Sunt partes in
Holzhausen 178."
Und zwei Wochen später: "Annus 1736 28vo Maij / Contrahentes Fran:
Antonius hauser Frib. Maria Barbara Dillbergerin / Testes. Sebastianus
blödt, Joan: Michael Gerrat / Ahsistens S:t:D. Stapf Par. in Reüthe 179."
Beide Belege bedürfen einer Erläuterung. Seit 1706 wirkte der
Stiefbruder Franz Anton Hausers als Pfarrer in Holzhausen bei Freiburg 180.
Es war deshalb wohl selbstverständlich, daß sich der aus dem Unterelsaß
zugewanderte Bildhauer dort kirchlich trauen ließ. Der Freiburger
Eheeintrag belegt lediglich die Vorbereitung der Hochzeit. Und noch ein
Wort über die Beteiligten: Die Braut Maria Barbara Dillbergerin,
31jährige Tochter des Freiburger Kammmachers Kaspar Dillberger,
übertraf ihren Bräutigam im Lebensalter um sieben Jahre 181.
Die Trauzeugen stammten aus dem persönlichen und beruflichen
Lebensbereich Franz Anton Hausers. So diente Schreiner Melchior Rombach
182
unserem Bildhauer als Gewährsmann bei der Einbürgerung in Freiburg und
arbeitete verschiedentlich an Werken Franz Anton Hausers mit.
Tafel III |
|
Franz (Xaver) Anton Hauser (IV)
Bildhauer
* 3. 1. 1712 Schlettstadt + 23. 3. 1772 Freiburg
__________________________________________I__________________________________________ I
I
I
|
|
1. OO 28. 5. 1736 Holzhausen
(Maria Anna) Barbara
Dillbergerin
* 23. 1. 1705 Freiburg + 27. 5. 1741 Freiburg
I
|
2. OO 25. 6. 1741 Freiburg
Maria Margaritha Erhardin
* 11.2. 1713 Freiburg (?)
+ 24. 2. 1743 Freiburg |
_________
I
|
3. OO 28. 1. 1747 Freiburg
Maria Francisca Grohsin
* 31. 10. 1725 Freiburg
+ 26. 4. 1806 Freiburg
I
|
______
I
|
Franz Anton Xaver Hauser (V)
Bildhauer
* 25. 1. 1739 Freiburg + 25. 1. 1819 Freiburg |
|
Joh. Thaddäu
Hauser
Bildhauer
* 16. 8. 1750
Freiburg
+ 23. 7.1770
Freiburg |
Jos. Alois
Hauser
Goldfasser
* 20. 4. 1753
Freiburg
+ 13.5.1830
Freiburg |
Vinzenz F. J.N
Hauser
Faßmaler
* 2. 4. 1759
Freiburg
+ 15.4.1831
Freiburg |
|
|
"Sebastianus blödt" dagegen ist niemand anders als der Freiburger Bildhauer Sebastian Blödt 183
gewesen, der wohl Franz Anton Hauser als Geselle beschäftigt hatte.
Auch die wechselnde Schreibweise der Vornamen unseres Bildhauers
verlangt nach einer Erklärung. Daß der eigentliche Rufname an zweiter
Stelle, also direkt vor dem Familiennamen, geschrieben wurde, war im
18. Jahrhundert allgemein geübter Brauch. Entsprechend ist "Anton" zu
werten. Welchen heiligen Franziskus die Eltern als zweiten Namenspatron
für ihr Kind gewählt hatten, zeigt der Beiname Xaverius: Franz (Xaver)
im Unterschied etwa zu Franz (von Assisi). Franz Anton, Xaver Anton,
Anton Xaver oder auch nur Franz Xaver bezeichnen darum immer nur den
einen Bildhauer "Franz (Xaver) Anton" Hauser. Am 24. Juni 1736 schloß
er die Prozedur der Einbürgerung in Freiburg mit der Aufnahme in die
Banzunft zum Mond ab: "ist erschinen der ehrbare frantz Xavery Hauser
ein Bildhauwer, welcher die Zunft erkauft undt nach angeloben der
Herren Zftmstr auf undt angenommen worten, mit 12 f rauw gelt in allem
und allen 184."
Aus der ersten Ehe Franz Anton Hausers gingen vier Kinder 185
hervor, nämlich Maria Victoria Ursula (6. März 1737), Franz Anton Xaver
(8. Februar 1738). Franz Anton Xaver (23. Januar 1739) und Maria
Elisabeth (18. Mai 1741), von denen jedoch das zweite und vierte im
zarten Kindesalter wegstarben. Als Taufpaten verraten Franz Anton Haag
"Praenobilis Dominus" und "Incl: Collegi j Sapientiae Procurator"
genannt eine Maria Ursula Duffosein und Maria Verena Dillbergerin, die
Schwägerin Franz Anton Hausers, gute Beziehungen zum Bildhauer. Die
Geburt des letztgenannten Kindes kostete der Barbara Dillbergerin das
Leben. Sie starb unversehen am 27. Mai 1741, "circiter 35 annorum" alt 186.
Keinen ganzen Monat später führte Franz Anton Häuser seine zweite Frau,
eine Maria Margaretha Erhardin, zum Tranaltar. Das Ehebuch gibt den 25.
Juni 1741 als Hochzeitstag an 187.
Küfermeister Stephan Toseph Behr (Bär), ein Schwager Hangers, und die
Jungf'rau Maria Catharina Haagin standen als Trauzeugen bei.
Geburtsdatum und Herkunft der Braut sind nicht genau zu bestimmen.
Möglicherweise ist sie die am 11. Februar 1713 geborene Maria Anna
Margaritha, Tochter des Freiburger Metzgers Jakob Erhard, gewesen 188.
Am 22. Juni 1741 wurde der Ehebund "in beysein hiernach benambsten HH.
bey Ständen, befreundten und Vögten" durch eine "Heuraths = Abredt"
auch rechtlich gefestigt 189.
In der wichtigsten Festlegung sicherte die Hochzeiterin zu, die drei
Kinder Maria Viktoria, Xaveri Antoni und Maria Elisabeth Hauser mit
allen Konsequenzen für eigen anzunehmen. Bei den Unterschriften fällt
auf, daß sich der Bildhauer "Anthoni Xaveri Hanser" schrieb und der
Orgelmacher "Johann Georg Fischer Zmstr als Beystand" der Braut
fungierte. Die Anerkennung der "prodnc. heyraths abred & respve ein
Khindschaft" durch den Freiburger Stadtrat dauerte allerdings noch bis
in den Herbst hinein 190. Warum Margaretha Erhardin nach kurzer Ehe am 24. Februar 1743 plötzlich verschied, gibt das Totenbuch nicht an 191.
Sollte sie das Opfer einer Geburt (Fehlgeburt?) geworden sein? Die
Taufbücher steuern leider keine Auskunft bei. Im Inventarium des
Vermögens der Bildhauerfamilie vom 17. April 1743, das nach dem Tod der
Margaretha Erhardin zusammengestellt wurde, sind nur wenige Angaben
allgemein interessant. "Ahn ligendten Güettern" wurden aufgezählt
"Erstlich Ein Hauß sambt seithen gärttlin daran, stost Einseits ahn
Joseph Xaveri gerbers Mann den schneyder, anderseits ahn die
Cahsematten, Vornen auf die allmentgassen, Hindten auf den rempart" und
"Jtem Ein Haufen Krauthgarthen Jm riselin". Das Barvermögen betrug 12
fl. "Ahn Mütterl. Erb" standen noch 328 fl 6 b 2V2 d "bey Joseph Eckh
dem ballierer" aus. Im Stall des Hauses hielt man "Ein S:V: Schwein".
Auf dem Schuldenkonto wurden Darlehensbeträge, die bei "lobl. Sapientz"
und der "Kürchen Jn der wüehrin" aufgenommen worden waren, verzeichnet.
"Joseph Hirschbihl dem maurer 192" hatte man für eine Arbeit noch 7 fl zu bezahlen.
Während Franz Anton Hauser nach dem Tod der ersten Frau rasch eine neue
Ehe eingegangen war, um sich und seine drei Kleinkinder zu versorgen,
dauerte es diesmal über vier Jahre, bis er sich wieder eine Frau ins
Haus holte. Ich kann dafür nur die Erklärung finden, daß ihm die Mutter
Catharina Walterin aus Schlettstadt zu Hilfe eilte und zeitweilig die
Haushaltsführung übernahm. Wie schon erwähnt, starb sie dann 1758 bei
ihrem Sohn ("defunctae filius") in Freiburg 193.
Normale Familienverhältnisse stellten sich wohl wieder ein, als sich
der Bildhauer zu seiner dritten Ehe entschloß. In der Heiratsabrede vom
23. Januar 1747 mit der "Jungfrau Maria Francisca grossin des Ludgerus
gross seel: gewesten Zimmermann allhier hinterlassene Tochter"
versprach er "Ihro Jungfer hochzeitherin für den Crantz Einhundtert
Gulden rauher Währung zum Vorauß". Für den Fall, daß sie ihn überlebe,
garantierte er der Braut "für ihren wittib sitz in seiner behaußung im
obern stockh ein stuben, Kammer und Kuchel, auch benöthigten platz
holtz zu legen, zu bewohnen und zu gaudiren, jedoch nur solang als Sie
eine wittib Verbleibe". Die zwei Kinder Viktoria und Xaveri aus erster
Ehe sollten nach dem in Freiburg geltenden Stadtrecht erbberechtigt
sein. Der Bildhauer unterschrieb wieder mit "Anthoni Xaveri Hauser".
"Als erbettener Beystand der Jungfer Hochzeiterin" wohnte auch diesmal
der Orgelmacher Johann Georg Fischer den Verhandlungen bei 194. Die Trauung fand am 28. Januar 1747 im Münster statt 195.
Als Zeugen standen Alexander Willig, "p:t: Schol: part: Rector", und
Jungfrau Maria Theresia Montfortin neben dem Altar. Über Maria
Franziska Großin berichtet das Münstertaufbuch 196,
daß sie fast 14 Jahre jünger als ihr Mann gewesen ist. Am 14. Juli 1747
reichten die Neuvermählten ihre Heiratsabrede beim Stadtrat zur
Ratifikation ein 197.
Der dritten Ehe Franz Anton Hausers entsprossen neun Kinder, und zwar fünf Töchter und vier Söhne 198.
Johannes Thaddaeus, der älteste, 1750 geborene Sohn, erlernte den
Gepflogenheiten entsprechend — das Handwerk seines Vaters, erreichte
aber nur ein Lebensalter von zwanzig Jahren, so daß es später Franz
Anton Xaver aus erster Ehe allein überlassen blieb, die
Bildhauer-Werkstatt fortzuführen. Nicht viel älter wurde Johann Jakob
Dominik, der jüngste Sohn aus dritter Ehe, der an Epilepsie litt. Weil
ich mich den kunstgeschichtlich beachtenswerten Nachkommen Franz Anton
Hausers sowieso gesondert zuwenden muß, kann ich mich jetzt mit diesen
wenigen Bemerkungen begnügen. Lediglich die Taufpaten der Kinder,
nämlich Faßmaler Franz Friedrich Pfunner, Zunftmeister Johann Baptist
Ruth, ein Schneider, und deren Ehefrauen, seien noch genannt. Außerdem
begleitete 1761 ein "Joh. B. Bauer Theologiae Moralis candidatns" das
zweitjüngste Hauser-Kind zur Taufe.
Kurz nach der Einbürgerung kaufte sich Franz Anton Hauser in Freiburg
ein eigenes Haus. Die Fertigungsprotokolle der Stadt berichten: "Actum
d 6t martij 1737 gefertigt dienstag d 12t martij 1737 Es Verkauft und
gibt auf gdiger Ratification E:L:St:M: und dreymahliges ausrufen zu
Kaufen d Ehrb: und Besch: Jos, Schindtler Zftiger und roggenbeck
allhier im nahmen und als Vogt michel Schweitzer seel: zurück
gelassenen Kindts und Vermögens dem auch Ehrb: und Besch: Xaveri ant:
Hauser Zft'ger und Bildhauer allhier Benandtl: Ein Haüsle ohne hof und
geseß in der Nusmanns gassen gelegen, Zum holder genanth, das grose
feür recht habendt, stost Einseiths an Michel Popp seel: Erben, ander
se'ths und hinten an Rampart, Vornen auf die allmendt gassen, frey,
löd^g. aigen, ausser Herrschaft recht und Jährl: 4 fl ablösig Zins der
Pfarrkirche adelhausen199." "Für und um achthundert gülden guether
Freyb: wehr:" wechselte das Haus zum Halter 200
den Besitzer; 680 Gulden mußten bar bezahlt werden, die restlichen 120
Gulden waren "wurfweis Jährl: mit 40 fl:, und den ersten wurf auf H:
Josephstag 1738, pr Jahrs Zu Erlegen". Daß Franz Anton Hauser die
Fassade seines erworbenen Hauses mit einer steinernen Josephsfigur
schmückte, dürfte sicher mit der jährlichen Ratenzahlung am Josephstag
zu tun gehabt haben. Die Statue wurde — irrtümlicherweise als Werk
Johann Christian Wentzingers charakterisiert — an die Berliner Museen
verkauft. Auch die Angabe, daß die Josephsfigur von einem Haus der
Freiburger Hermannstraße stamme, war falsch. Man hatte das Haus des
Bildhauers mit dem des Verkäufers der Statue verwechselt 201.
Die städtischen Fertigungsprotokolle schließen überdies auch für den
auf den Hauskauf folgenden Lebensabschnitt Franz Anton Hausers jede
Unsicherheit bei der Bestimmung seiner Behausung aus, weil bei
Kreditaufnahmen die Hypotheken stets auf das Haus zum Holder/Halter in
der Nußmannsgasse eingetragen wurden. Auf solche Weise lieh sich der
Meister zum Beispiel am 31. Oktober 1759 "bei dem Löbl: Gottes Hauß und
Frawen Closter S: Ursulae 200 fl rau:" und am 15, Januar 1762 bei dem
"wohl Ehrwürdigen H: Franz Keller noe und als Fabricae Procurator (—
Münsterfabrik) 150 fl Raw währ: 202".
Von einem Haus in der Hermannstraße ist nirgends die Rede. Auch der
Antrag vom 14. Dezember 1750, den "Jos: Behr Undt Xaveri haußer Umb
gdge Erlaubnus, Einen brunnenstockh in der Nußmanns gassen aufrichten
zu dörfen", vergeblich an die Stadtbehörde richteten, bestätigt den
unveränderten Wohnsitz des Bildhauers. Im übrigen versuchten die
Bewohner der Nußmannsgasse noch dreimal, und zwar 1751, 1756 und 1757,
ein Brünnlein als Viehtränke anlegen zu dürfen; "wegen Vorhandenem
mangel des Wassers" wurden die Supplicierenden aber "für je undt
allzeith abgewyßen 203".
Und noch ein Beleg: Um die Erhaltung ihrer Gärten kämpften am 4.
Dezember 1754 "Friderich Pfunqer, Xaveri hauser und übrige in der
Nussmanns gassen an den Statt graben anstossende nachbarn, indeme ihnen
die hinter ihren häusern umb den Zins innhabende gärthen parte
disfählig: L: commihs: benohmen" werden sollten. Schließlich beließ man
sie aber "in ansehung ihrer gehabten grosen mühe und Kosten gegen
fernem richtig abfiehrung des zinses in der Pohsehsion" des
Fortifikationsfeldes 204.

|
Zeichnung: Wappen- und Siegelkartei des Stadtarchivs Freiburg.
Siegel des Bildhauers "Anthoni Xaveri Hauser".
1753 Mai 9, Testamente der Zünftigen: Franz Friedrich Pfunner. |
Persönliche Beziehungen zu Nachbarn, Verwandten und Freunden führten
auch sonst zu Einträgen in den Stadtakten. Ich kann diese jedoch nur
kurz aufzählen: So schuldete "Xaverj Haußer der Bildthawer" 1761 der
Müllerswitwe Elisabeth Beüttler ("vor dem schwabenthor") noch 26 fl 11
b 4 d "für Jhme abgefolgte früchten 205".
Am 8. März 1762 reichte der Freiburger Scharfrichter Ferdinand Ritter
eine mit seiner "nunmehrigen ehegattin Maria anna Hößin, mit antoni
Xaveri Haußer dem Bildhawer Verbeyständet, Errichtete Heyrathsabreed"
dem Stadtrat zur Ratifikation ein 206.
Den Verpfründungsvertrag der Witwe "Anna Maria Mördichin gebohrner
Mößlerin" mit dem zünftigen Granatenpolierer Johann Ulrich Keller
unterschrieb unser Bildhauer am 17. Juli 1770 mit "Anthoni Xaveri Hauser Zunftmeister alls erbedtener Zeyge 207".
Welches Siegel dabei der Unterschrift beigefügt wurde, ist nicht
eindeutig auszumachen. Ob das von Carl Schuster für die Wappen- und
Siegelkartei des Stadtarchivs Freiburg abgezeichnete Siegelbild mit dem
nüsseknabbernden Eichhörnchen (Anspielung auf die Nußmannsgasse?)
tatsächlich von Hauser benützt wurde, kann ich nicht entscheiden. Nach
dem Befund könnte auch ein zweites Siegel (mit einem geteilten
Wappenschild, in dem ein steigender Löwe, ein Hausdach und drei Lilien
zu erkennen sind) der Bildhauer-Unterschrift zugeordnet werden. Einen
schweren Streit zwischen Küfermeister Stephan Joseph Bahr (Behr), der
in erster Ehe eine Schwester der Maria Barbara Dillbergerin geheiratet
hatte, und Franz Anton Hauser löste Maria Francisca Großin aus, als sie
ihren Mann drängte, in der Erbschaftssache der beiden Kinder aus erster
Ehe gegen den in der Nachbarschaft wohnenden Schwager vorzugehen.
Jahrelanger Streit zwischen beiden verwandten Familien, die sogar nicht
davor zurückscheuten, sich auf offener Gasse in wüster Weise zu
beschimpfen, führte 1771 zu einer Untersuchung durch das Stadtgericht.
Die seitenlangen Aufzeichnungen 208
wären es wegen der interessanten Einblicke in die Lebensumstände der
Bildhauerfamilie wert, im vollen Wortlaut abgedruckt zu werden, wenn
genügend Platz dafür zur Verfügung stände. So möchte ich nur bemerken,
daß sich der Bildhauer sehr bemühte, das von der ersten Frau des Küfers
Bähr den beiden ältesten Hauser-Kindern vermachte Erbvermögen von 200
fl einzutreiben oder statt dessen den 1744 von Schwager Bähr leihweise
übernommenen Garten als Eigentum überschrieben zu erhalten. Der
Küfermeister witterte hinter den Unternehmungen der Gegenseite
teuflische Anschläge auf sein Vermögen und setzte sich entsprechend zur
Wehr. Daß sich die nachgeheirateten Ehefrauen der beiden verschwägerten
Männer nicht ausstehen konnten, hatte die Spannungen wohl erst
entstehen lassen und mit der Zeit verstärkt. Wirtschaftliche
Schwierigkeiten des Bildhauers und der Hochmut der Maria Francisca
Großin scheinen den Anlaß sowohl zu den Zwistigkeiten um das Erbe der
Kinder Maria Viktoria und Franz Anton Xaver Hauser als auch zu den
Gehässigkeiten zwischen den Familien geliefert zu haben. Die Küfersfrau
Genovefa Bährin drückte das bei ihrer Beschwerde folgendermaßen aus:
"ich Hingegen fragte, obe sie eine Zunftmeisterin seye oder die Stell
einer großen Fraw Vertretten wolle, wie sie zeigen Thue." Und an
anderer Stelle: "die Haußerische Haußhälterin nebst ihrer großen aignen
Tochter . . . solten zuerst ihre Verschuldte Kleyder bezahlen, welche
des Bettel Vogts Tochter hätte müßen dem Hn. Kayßer darfür guth
sprechen."
Günstige Fügungen ermöglichten es Franz Anton Hauser, von 1745 bis 1753
in Freiburg das Geschäft konkurrenzlos zu betreiben und in den
nachfolgenden Jahren durch die Wahlen zum Zunftmeister der Bauzunft zum
Mond eine bevorzugte Stellung in der Stadt zu erreichen. Die erhaltenen
Unterlagen über die Zunftmeistertätigkeit sind zwar recht dürftig,
reichen aber doch aus, um erkennen zu können, warum Franz Anton Hauser
als Bildhauer besonders für Stadt, Bürger und Münster Aufträge
ausführte. In den Jahren 1757, 1766, 1767 und 1768 ist er in den
Zunftmeisterwahlen nachzuweisen 209.
Am 3. Dezember 1770 wurde "H Zmstr Haußer" eine Beschwerde
"sammentlicher Zünft'gen Mahleren, und Faßeren pcto profehsionis
Eingriffen
Communiciret 210".
Gegen die Professionserschieichung durch den Tochtermann des Maurers
Michel Hug wehrte sich am 4. Februar 1771 "Herr Zunft Meister Anton
Xaveri Häuser nahmens E:E: Maurer = undt SteinHawer Meisterschafft
unter gehorsamster Vorstellung, daß die Helfte der aus 9. Köpfen
bestehenden geregten Maisterschaft wegen Mangel der Kundsammen selbsten
gsellenweis zu arbeithen Vermüssiget ist 211."
Und am 6. März 1771 klagten "allhießig Zftge bild Hauwer, welche Von
E:E: schreinermstrschaft Seith mehreren Jahren herum täglich, und
stündlich in waßerley bildhauer arbeith, welche an denen Kirch altären
Kanzlen bereits in allen neuen gebäuen und mehreren orthen sich
Verofenbahren, Beeinträchtiget werden", auf Abhilfe 212.

|
Schrein des heiligen Alexander im Freiburger Münster, 1752 von Bildhauer Franz Anton (A. X.) Hauser geschaffen.
Photo: Archiv der Münsterbauhütte Freiburg |
Ohne meinem Freund Manfred Hermann, der sich um eine gründliche
Bearbeitung des künstlerischen Werkes Franz Anton Hausers müht und
überraschend viel Neues zusammengetragen hat, vorgreifen zu wollen,
möchte ich doch wenigstens mit einer Liste ausgewählter
Bildhauerarbeiten auf die Bedeutung unseres Meisters hinweisen:
1740 St.-Felicianus-Statue auf dem neuen Brunnen der Egelgasse in Freiburg
Um 1750 Bildhauerarbeiten für Altäre und Orgel der Dominikanerkirche in Freiburg
1752 Sandsteinstatue des heiligen Johann Nepomuk an den Münsterturin in Freiburg
Reliquienschrein des Stadtpatrons St. Alexander für das Freiburger Münster
1753 Bildhauerarbeiten für die Kanzel im Waldheiligtum St. Ottilien bei Freiburg
1754 Zwei steinerne Statuen für die Pfarrkirche in der Wiehre bei Freiburg (bezahlt 1757)
Bildhauerarbeiten für die Kanzel und Blindflügel an die Seitenaltäre in der Pfarrkirche Lehen
Um 1759 Pantaleonsschrein in Niederrotweil
1760 64 Bildhauerarbeiten für Kirchturm, Chornische und Hochaltar der Pfarrkirche in Neuershausen
1762 Immaculata-Statue für den Marktplatzbrunnen in Waldkirch/Elztal (Original heute im Stadtmuseum Waldkirch)
1763 Bildhauerarbeiten für die Kanzel der Pfarrkirche in Kirchzarten. Dort auch für die Seitenaltäre.
1767 Hochaltarstatuen der Pfarrkirche in Lehen
1768 "Deckel Auff den Tauffstein" (nach dem Modell Wentzingers) für das Freiburger Münster
Die von Manfred Hermann zu erwartende Werkliste Franz Anton Hausers
wird noch mehr Arbeiten enthalten und damit beträchtlich über die
verdienstvollen Vorarbeiten Joseph L. Wohlebs 213
hinausgehen. Ich darf daraus schon heute zwei Erkenntnisse ableiten:
Franz Anton Hauser vermochte in den beiden Jahrzehnten nach seiner
Einbürgerung in Freiburg höchstens mittelmäßige Leistungen zu
erreichen. Zusehends an Qualität gewannen seine Werke erst, als er
unter den künstlerischen Einfluß Johann Christian Wentzingers (etwa ab
1761) geriet. Manche in der zweiten Schaffensperiode entstandene Arbeit
Franz Anton Hausers ist sicher nicht ohne Entwurf (oder die Übernahme
von Vorbildern) Wentzingers entstanden.
Beim Studium der Archivunterlagen fielen mir vielfältige persönliche
und geschäftliche Beziehungen Franz Anton Hausers zu einer ganzen Reihe
künstlerisch arbeitender Zeitgenossen auf. Um keine Unterlassungssünde
zu begehen, bin ich gezwungen, diese kunstgeschichtlich beachtenswerten
Zusammenhänge wenigstens in einer knappen Zusammenfassung darzubieten:

|
Taufstein des Freiburger Münsters mit dem 1768 von Bildhauer Franz Anton (A. X.) Hauser geschnitzten Deckel
Photo; Archiv der Münsterbauhütte Freiburg |
172 Wie Anm. 158, Blatt 78: "L'an
mille Sept Cent douze le troisieme Janvier fut baptize par moy Sousigne
prestre Chapellain de cette Eglise francois Antoine fils legitime de
francois hauser bourgeois de cette ville et de Catherine Waltere Sa
femme."
173 Bildhauer Johann Leonhard Meyer,
am 21. Juni 1694 in Dambadi-la-Ville bei Schlettstadt als Sohn des
Rebmannes Johann Michael Meyer geboren, — Lehre bei Franz Hauser nicht
ausgeschlössen, bewarb sich am 11, Februar 1719 um das Bürgerrecht in
Schlettstadt. Am 18. Juni 1719 Aufnahme in die Schmiedezunft. Übernahme
der Hauser-Werkstatt? Erst am 21. Juli 1721 die erste Verheiratung mit
einer Schlettstadterin. Reiche Tätigkeit für Schlettstadter Kirchen
(AItäre). 1733 Kanzel der St.-Fides-Kirche (Ste Foy). In der
Abteikirche Ebersmünster blieb sein Hochaltar erhalten. Gestorben am
22. Mai 1741 in Schlettstadt. (Aus Stadtarchiv Schlettstadt und
Taufbuch Dambach-la-Ville).
174 Archives de la Ville de Strasbourg, Corporation de Tßchasse 5 — Steltz Gerichts-Memoriale de 1716—1746, ohne Seitenbezeichnung.
175 Bildhauer Christoph Philipp
Lefevre, geboren am 13. Oktober 1707 in Straßburg als Sohn des aus
Paris stammenden Bildhauers Jean Baptiste LeFebvre. 1725 Verheiratung.
1726 Bürger- und Stubenrecht bei der Zunft zur Steltz. Gestorben am 2.
Oktober 1767 in Straßburg (Aus Stadtarchiv Straßburg}.
176 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 142 (1936), Seite 260.
177 Wie Anmerkung 176, Seiten 271 u. 308; Ratsprotokoll 141 (1732 1736), o. S.f (30. 4. und 11.5. 1736).
178 Dompfarramt Freiburg, Ehebuch 1733 1785, Seite 45.
179 Pfarrarchiv Holzhausen, Ehebuch 1654 1759, Seite 46.
180
Vergleiche Anmerkungen 87 und 135! Pfarrer "Fran: Richard: Hauser ex
Kirchzarten" taufte in Holzhausen erstmals am 6. Mai 1706. Gestorben am
28. April 1737 ("huiatis Parochiae Pastor fidelis per 31 Anos aetatis
suae 66"). (Pfarrarchiv Holzhausen).
181 Dompfarramt Freiburg, Taufbuch 1692—1715, Seite 458: Geboren am 23. Januar 1705.
182 Seit 1728 Meister in der Freiburger Bauzunft zum Mond.
183 Bildhauer Sebastian Blödt,
"gebürthig Zu Villingen", seit 1725 in Freiburg als Meister in der
Bauzunft zum Mond. In der Pfarrkirche Lehen sind seine Altäre mit
einigen Änderungen erhalten geblieben. Gestorben am 6. Mai 1745 in
Freiburg. (Stadtarchiv Freiburg).
184 Stadtarchiv Freiburg, P XXIII 67 Zunftprotokoll, Blatt 22.
185 Dompfarramt Freiburg, Taufbuch 1715 1737, Seite 713, und Taufbuch 1737 1754, Seiten 28, 51 und 137.
186 Dompfarramt Freiburg, Totenbuch 1720—1779, Seite 334.
187 Wie Anmerkung 178, Seite 91.
188 wie Anmerkung 181, Seite 706. Auch
die am 19. Juni 1716 geborene "Margaritha f. 1. D: Antonii Erhardt
Tribuni plebis Friburgi" könnte vom Lebensalter her in Frage kommen.
189 Stadtarchiv Freiburg, Akten Heiratsabreden, Hauser,
190 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 147 (1741 1742), Seiten 351, 359, 478 und 486.
191 Wie Anmerkung 186, Seite 364.
192 Norbert Lieb und Franz Dieth, Die Vorarlberger Barockmeister, Verlag Schnell & Steiner, München, 1967, Seite 89.
193 wie Anmerkung 165.
194 wie Anmerkung 189.
195 Wie Anmerkung 178, Seite 138.
196 Wie Anmerkung 185, Seite 338:
Geboren am 31. Oktober 1725 als Tochter des Zimmermanns Ludger Groß und
der Margaritha Bidermennin. Taufpaten: Zunft und Baumeister Franz Hamm
und Maria Francisca Weberin, geborene Brenzingerin.
197 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 149 (1746—1748), Seite 777 und 785.
198 Wie Anmerkung 185, Taufbuch 1737—1754, Seiten 327, 359, 392, 472. Und Taufbuch 1754—1782, Seiten 37, 98, 134, 191 und 279.
199 Stadtarchiv Freiburg, P III a* 51 — Fertigungsprotokolle 1730 1740, Seiten 646/647.
200 Hermann Flamm, wie Anmerkung .91, Seite 205, Nußmannstraße Nr. 13, zum Luchs, später zum Halter.
201 Wie Anmerkung 5, Seite 337.
202 Stadtarchiv Freiburg, P III a* 54 Fertigungsprotokolle 1755/60, Seite 293, und Fertigungsprotokolle 1761/66, Seite 59.
203 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 151 (1749/53), Seiten 245 und 353. Ratsprotokoll 155 (1756/59), Seiten 129 und 331.
204 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 154 (1754/56), Seite 417.
205 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 17.
206 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 160 (1760/64), Blatt 121 b.
207 Stadtarchiv Freiburg, Abteilung Vermögensübergaben, Verpfründungen 1775—1779.
208 Stadtarchiv Freiburg, Akten Pflegschaften, 1771 Hauser, Franz Xaver — Ratsprotokoll 166 (Magistrat 1769/73), Seite 455.
209
Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 156 (1756/60), Seite 91;
Ratsprotokoll 162 a (Agenda 1765/67), Seite 363; Ratsprotokoll 164 a
(Agenda 1767/68), 1. Juni 1767 und Seite 425.
210 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 166 (Magistrat 1769/73), Seite 304.
211 Stadtarchiv Freiburg, Akten Handel und Gewerbe, Paket 11 Bauzunft zum Mond, Gipser und Maurer 1607—1832. ~
212 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 167 (1771/73), Seiten 63 und 90.
213
Joseph L. Wohleb, Der Freiburger Bildhauer A. X. Hauser und sein Werk —
Freiburger Tages post, Beilage Im Herrgottswinkel, Nr. 28, vom 10. Juli
1932 — Außerdem wie Anmerkungen 1 c und 1 d.
Johann Christian WENTZINGER (1710-1797), der bedeutendste Freiburger Künstler des 18. Jahrhunderts 214,
kannte unseren Bildhauer schon seit dem gemeinsamen Aufenthalt in
Straßburg. Dort wurden beide am 22. September 1732 als Gesellen in die
Zunft zur Steltz aufgenommen 215.
Zwar arbeitete Wentzinger von 1737 bis 1754 ab und zu kurzfristig im
Breisgau (Oberried, Merdingen, Staufen, Ebnet, Modelle für St. Peter),
kam dem städtischen Bildhauer Franz Anton Hauser in dieser Zeit aber
nur einmal mit dem Entwurf für das Grabmal des Generals von Rodt (1743,
an der südlichen Chorwand des Freiburger Münsters) in die Quere. 1755
wurde Wentzinger in Freiburg bürgerlich aufgenommen; der Großauftrag
zur Ausschmückung der Stiftskirche in St. Gallen hielt ihn jedoch von
1757 bis 1760 der Stadt fern. Reich geworden, beschäftigte er von 1761
an tüchtige Berufsgenossen als Hilfskräfte, denen er Entwürfe und
Modelle zur Ausführung überließ. Zu diesem "Wentzinger-Kreis" gehörte
zweifellos auch Franz Anton Hauser, der nachweisbar 1768 unter der
Anleitung Wentzingers den Taufsteindeckel für das Freiburger Münster
schnitzte, eine Arbeit, die zum Besten gehört, was uns von der Hand
Hausers erhalten geblieben ist.
Joseph HÖR (1732-1785), seit 1764 als Universitätsbildhauer in Freiburg ansässig 216,
schuf 1768 den steinernen Unterteil des Taufbeckens für das Freiburger
Münster. Daß Franz Anton Hauser nicht so gut in Stein zu arbeiten
verstand, hatte Wentzinger sicher bei der Verteilung des
Taufsteinauftrages berücksichtigt und Hör entsprechend als Mitarbeiter
herangezogen.
Fidelis SPORER (1731-1811) bemühte sich 1753 ohne Erfolg, in Freiburg als zünftiger Bildhauer aufgenommen zu werden 217.
Daß er vorher bei einem Breisgauer Meister als Geselle gedient hatte,
ist anzunehmen. Dem Aufnahmegesuch des jungen schwäbischen Bildhauers
brachte Franz Anton Hauser wenig Sympathie entgegen und ließ
protokollieren, "das der Supplicant biß dessen petitum hinderbracht,
nicht Verbeschaydet werden möchte 218". Sporer kam nicht zum Zug; in ihm hatte Häuser wohl einen ernstzunehmenden Konkurrenten erkannt.
Der akademische Bildhauer Johann Baptist SELLINGER (1714-1779) stritt
sich 1753 mit Sporer um die bürgerliche Aufnahme in Freiburg 219.
Franz Anton Hauser ergriff auffallenderweise für den aus Merdingen
stammenden Berufskollegen Partei. Das Ratsprotokoll drückt sich so aus:
"Xaveri haußer der aühiessige bildthawer, weilen der Supplicant seine
Kunst auß der perfection Erlehrnet, hat wider dessen petitum in so
weith nichts Endtgegen 220." Zumal
Sellinger künstlerisch unter Sporer einzustufen ist, meinte ich 1963,
aus der zitierten Protokollnotiz auf einen Schulzusammenhang mit der
Hauser-Werkstatt schließen zu müssen 221. Dessen bin ich mir nicht mehr so sicher, weil sich
herausstellte, daß dem 1683 in Freiburg geborenen Franz Anton Hauser
nur wenige Lebenstage gegönnt waren und dessen 1712 in Schlettstadt
geborener Stiefbruder gleichen Namens ebenso als Lehrmeister Sellingers
ausscheidet. Die Möglichkeit, daß Sellinger eine Zeitlang bei Franz
Anton Hauser als Geselle gearbeitet hat, möchte ich durchaus nicht
ausschließen; beide dürften sich schon von Straßburg her gekannt haben.
"Johannes Sellinger bildhauer Von Mörtingen" war nämlich als Geselle in
die Werkstatt des Bildhauers Franz Ludwig Fohset (vgl. Wentzinger)
aufgenommen worden und hatte am 13. August 1733 "über die articul" der
Straßburger Zunft zur Steltz geschworen 222.
Bei allem scheint mir jedoch heute, daß sich Franz Anton Hauser 1753
nicht gegen die zünftige Aufnahme Johann Baptist Sellingers in Freiburg
wehrte, weil er diesen im Vergleich zu Sporer als Konkurrenten weniger
zu fürchten brauchte.
Sebastian BLÖDT, 1725 bis 1745 als Bildhauer in Freiburg tätig,
begleitete 1736 unseren Franz Anton Häuser in Holzhausen zum Traualtar.
Ich kann daraus nur folgern, daß Blödt der Freiburger Meister gewesen
sein muß, der Hauser vor der Einbürgerung und Verheiratung als Geselle
in die Dienste genommen hatte.
Andreas HOCHSING, der Freiburger Hauptmeister im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts 223,
starb am 15. August 1736 in Horb am Neckar. Als das Vermögen des aus
der Gegend von Schwaz/Tirol stammenden Bildhauers am 14. Dezember 1736
an die Erben verteilt wurde, befand sich die Wittibin "Jn bevsein des
Ehrs: und Kunstreichen Xaveri j Anthoni Hauhser des auch Zünftigen
bildthawers alß derer geordneten Vogts 224".
Der Tiroler Bildhauer und Faßmaler Johann Georg PFUNNER bewarb sich 1736 um die zünftige Aufnahme in Freiburg 225 .
Um die unerwünschte Konkurrenz abzuwehren, baten die Bildschnitzler
Sebastian Blödt und Xaveri Hauser, "den Suppl: so man dissorths nit
weist wo gelehret, denselben ab und an sein geburths crth zu verweisen 226 ".
Franz Friedrich PFUNNER (1718-1781), dem in der Nußmannsgasse wohnenden Freiburger Faßmaler 227,
begegneten wir von 1748 bis 1764 als Taufpaten der Hauser-Kinder. Daß
freundschaftliche Beziehungen zu Bildhauer Hauser bestanden haben,
beweist auch das von Faßmaler Pfunner am 9. Mai 1753 verfaßte und von
"Anthoni Xaveri Hauser als Beystand der Frau Testererin"
mitunterschriebene Testament 228. Auf dem beigefügten Siegel des Bildhauers sind eine stilisierte Lilie und zwei Gartenblumen zu erkennen 229.
Franz Friedrich Pfunner dürfte nicht nur zahlreiche Bildhauerarbeiten
Franz Anton Hausers farblich gefaßt und vergoldet, sondern auch die
beiden Patenkinder Alois (= Goldfasser) und Vinzenz Hauser (= Faßmaler) im Beruf ausgebildet haben.
Franz Bernhard ALTENBURGER, "Kunstreicher Mahler Von Schwatz auß Tyrol 230",
hielt sich von 1728 bis 1736 im Breisgau auf. Als er am 3. Dezember
1736 in Freiburg starb, schuldete er Xaveri Hauser, dem Bildschnitzler,
noch 5 fl 3 b, vermutlich für gelieferte Arbeiten (Bilderrahmen 231?).
Joseph SCHAUBERGER, Steinmetz und Münstermaurermeister, reparierte in
den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts die Kriegsschäden am
Freiburger Münsterturm und erbaute 1753 die alte Pfarrkirche von
Wiehre-Adelhausen 232.
An der Ausführung beider Aufträge beteiligte sich Bildhauer Franz Anton
Hauser mit der Lieferung von steinernen Heiligenstatuen. Es wundert
einem darum nicht, daß nach dem Tod des Münsterwerkmeisters der "Xaveri
Haußer als Vogt des Joseph schaubergers seel: Kinderen angelobet" hat 233.
Gerhard HAUBER 234,
Maurerwerkmeister der Stadt Freiburg, bekam 1740 den Auftrag, in der
Egelgasse einen neuen Brunnen zu errichten. Bildhauer Hauser arbeitete
mit und erhielt am 27. August jenes Jahres "wegen gemachter S:
Feliciani bildnus samt dem Postament 1: schein 20 fl" ausbezahlt 235.
Beide hatten schon vorher persönlichen Kontakt gehabt. Als die Frau
Gerhard Haubers 1738 starb, wurden dem hinterlassenen Erbvermögen unter
anderem etwas über 73 fl Schulden des Bildhauers Hauser gutgeschrieben 236.
Johann Georg FISCHER (1694-1780), von 1720 an als Orgelmacher in Freiburg ansässig 237,
fungierte bei der zweiten und dritten Eheschließung Hausers als
Rechtsbeistand der Hochzeiterinnen. Sicher gehe ich nicht fehl, wenn
ich daraus schließe, daß Bildhauer Hauser als Mitarbeiter bei der
Dekoration der von Fischer gebauten Orgelgehäuse in Betracht kommt.
Johann Baptist HUG (1728—1768), der 1753 bei der Bauzunft zum Mond
aufgenommen wurde, schuf 1751/52 das vielgerühmte Orgelwerk für die
Freiburger Dominikanerkirche 238.
Von Bildhauer Hauser stammten die ornamentalen und figuralen
Schnitzarbeiten des Orgelprospektes. Die Beziehungen rissen nicht ab.
1756 schuldete Orgelmacher Hug dem Bildhauer die beträchtliche Summe
von 40 fl 12 b 239, ein Hinweis darauf, daß Hauser seine Kunst wiederholt in den Dienst der Orgelbauten Hugs gestellt hat.
Glockengießer Franz Anton GRIESSHABER, seit 1751 in Freiburg zünftig
und in der Nußmannsgasse wohnhaft, starb 1757. In seinem
Erbschaftsinventarium
vom 29. November 1758 werden unter der "Professions :Waar" "66. von
Bildhauer: arbeit in Holz ausgeschnittene groß: und kleine bilder,
theils Einfaßungen auf die glocken" und "drey steinerne Taflen, mit
eingeprägten Lateinischen Versal Buchstaben" aufgezählt. Daß diese
Bildhauerarbeiten alle von Hauser geliefert worden sind, ist nicht
wahrscheinlich. Möglicherweise stand aber die aus dem Erbvermögen an
"Xaveri Hausser Bildhawer" zu leistende Bezahlung von 13 fl 14 b 572 d
im Zusammenhang mit dem von Grießhaber "für die gemaindt Kirchzarten
allda Verföhrtigten geleuth 240".
214 Wie Anmerkung 5, Seite 318 ff.
215 Wie Anmerkung 174.
216 Wie Anmerkung 5, Seite 341 ff.
217 Wie Anmerkung 5, Seite 331 ff.
218 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotpkoll 153 (1752 54), Seite 665 (30. März 1753).
219
Hermann Brommer, Johann Baptist Sellinger — Ein Breisgauer
Barockbildhauer (Leben und Werk). — Schau-ins-Land 80/1962, Seite 51
ff, und 81/1963, Seite 66 ff.
220 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 153 (1752/54), Seite 668.
221 Wie Anmerkung 219, 1963, Seiten 92/93.
222 Wie Anmerkung 174.
223 Wie Anmerkung 140, Seiten 198/199.
224 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 115.
225 Wie Anmerkung 140, Seite 196.
226 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 142 (1736), Seiten 419 und 443/444.
227 Wie Anmerkung 140, Seite 197 mit Fußnote 65.
228 Stadtarchiv Freiburg, Abteilung 12 H — Testamente der Zünftigen (Maldoner 82 No 640 V2).
229 Stadtarchiv Freiburg, Wappen- und Siegelkartei: Hauser,
230 Wie Anmerkung 140, Seiten 194/195.
231 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 2.
232 wie Anmerkung 1 c, Seite 32 ff.
233 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 160 (1760/64), Blatt 42: 26. Januar 1761.
234
Friedrich Hefele, Vorarlberger und Allgäuer Bauleute zu Freiburg im 18.
Jahrhundert — Alemania (Leogesellschaft Bregenz) IV, 3, Seite 112.
235 Stadtarchiv Freiburg, Amtsprotokoll 1740, o. S., und Städtisches Ausgabebuch 1740, o. S.
236 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Hauber.
237 wie Anmerkung 43, Seite 131.
238
Joseph Sauer, Das Predigerkloster zu Freiburg und seine Kunst
Zeitschrift des Freiburger Geschichtsvereins 38/1925, Seiten 128/129.
239 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 120 Hug.
240 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 88.
Am 23. März 1772 "gab der achtenswerte Herr Franz Xaver Hauser, Zunftmeister und Bildhauer, seinem Schöpfer die Seele zurück 241".
Er hatte ein Alter von 60 Jahren erreicht. Wie Joseph Locherer und
Martin Wehe, zwei Nachbarn aus der Nußmannsgasse, bezeugten, wurde
Franz (X.) Anton Hauser im städtischen Friedhof begraben. Mit den
Angehörigen beklagte auch die Marianische Sodalität der Stadt den Tod
des Künstlers 242.
,.In gegenwarth H: Zmstrs Johann Adam Bretz 243
als von obged. Fraw wittib Erbettener Beystand, dan deren 8. als 2 aus
Ersterer =, Undt 6 aus letsterer Ehe Vorhandtenen Khindteren Nahmens
Xaveri Hausser proprio noe, Undt Victoria Hausserin Mit Beystand
Leonhard wipperts 244
Beedte Ersterer Ehe, Nicht Mindter H: Zunft Undt Spithal Mstr Frantz
Joseph Deusch Constituto tutorio noe Aloisi, Vincenz, Undt Dominicus
Hausser, dann Francisca, Maria Anna, Undt Maria Theresia Hausserin,
alle 6 letsterer Ehe" stellten zwei Beauftragte der Stadt am 5. Mai
1772 das Inventarium des Erbvermögens zusammen und sorgten für die
"Abthaillung 245".
"Ahn Ligenden Güetteren" waren vorhanden "Ein Hauss. Hoff. Undt
Hinterhauss In der Nussmannsgassen gelegen, sambt ohngefähr 5 Hauffcn
Hinten davon Über den rampartweg befindtlichen Fortificationsfeldt
stost Einseiths ahn Joseph Locherer den granathen-bohrer andterseiths
ahn Joseph Bähr den Küefer, Hinten ahn den alten stattgraben, Vornen
auf die allmendtgassen, ledtig, Eigen, ausser 166 fl 40 x Cap. Löbl:
gotteshaus Stae Ursulae, Item 125 fl Cap U:1:F: Münster Fabrigs, dan 21
x BodtenZüns löbl: gemainen gueth, demnach angeschlagen pr 1558 fl 20
x" sowie "circa 2 Hauffen Fortifikationsfeldt ahn dem schlossberg
gelegen" im Wert von 30 fl. Mit der Bestimmung, daß jedem Kind aus der
ersten Ehe des Bildhauers 25 fl rheinisch zur Ablösung der
Vorzugsgerechtsame zu bezahlen seien, wurde das Haus der Witwe
überlassen. Bildhauer Franz Anton Xaver Hauser(V) verlor dadurch das
Anrecht auf Wohnung und Werkstattraum des Vaters. Die Witwe Maria
Francisca Großin hatte es verstanden, Haus- und Grundbesitz ihren
Kindern zu sichern. An Guthaben waren noch einzutreiben bei "H: Ilgener
Commoediant I: schein 38 fl 30 x", bei "löbl: gottes Hauss S: Ursula
für arbaith 6 fl 59 x" und von "H: Zftmstr Johann Adam Bretz 7 fl 10
x". Die "Profehsions Wahren" (Werkzeug und Holz) sind "Überschlagener
Massen
sambt all Undt Jedter Zuegehördte dem H: söhn Frantz Xaveri Zuesammen
Überlassen wordten pr 25 fl". Im Stall des Hinterhauses standen "2 S:V:
Melchkühe sambt Einer Jährigen Kalbelen" und "2 Klaine S:V:
lanfschweinle". In der langen Liste der "Haussfahrnussen" finden sich
keine Einrichtungsgegenstände aufgezählt, die auf eine besondere
Wohlhabenheit hindeuten würden. Die große Kinderschar hatte der Familie
wohl kaum die Ansammlung von Reichtümern ermöglicht. Während die Witwe
zu der Behausung das Ehebett, ein Drittel des errechneten Vermögens,
Kühe und Schweine zugeteilt bekam, erhielten die Kinder jeweils 42 fl
358/27 x Anrecht am väterlichen Erbe. Zusammen mit den von ihrer Mutter
herstammenden Vermögensanteilen und anderen Erbrechten (Verena Bährin!)
errechnete sich die von den beiden Kindern erster Ehe zu beanspruchende
Summe sogar auf jeweils 284 fl 35V54 x.
Für die Hinterbliebenen begann nach dem Tod Franz Anton Hausers eine
harte Zeit. Die Witwe betrieb die Bildhauerwerkstatt zunächst mit dem
Stiefsohne ?) oder anderen Gesellen weiter, wie ein Eintrag der
Münsterfabrikrechnungen vom 15. Dezember 1778 beweist 246, kam aber in den Jahren 1772 bis 1774 nicht darum herum, ihren Besitz wiederholt mit hohen Hypothekenschulden zu belasten 247.
Erst im folgenden Jahrzehnt scheinen sich die wirtschaftlichen
Verhältnisse wieder gebessert zu haben. So konnte die "Verwittwete Frau
Zftmstrin Francisca Hauserin" am 27. Januar 1783 von der "Verwittweten
Genovefa Bährin geb. Zähringerin" (beide hatten sich 1771 giftig
bekämpft) immerhin einen "Halben Haufen Krautgarten in der
Nußmannsgasse" neu erwerben 248.
Am 14. Oktober 1790 zog sie sich auf das Altenteil zurück und überließ
ihrem Sohn Vinzenz Hauser, dem bürgerlichen Faßmaler, "ihr in der
Nußmannsgasse gelegenes Haus, Hof samt Hinterhaus, und am Hause
anstosenden Krautgärtlein, und noch zween weitern, hinten am Haus
liegenden Rampartgärten 249".
Bis zum Tod in der Familie des Sohnes gut versorgt, hauchte "Franziska
Hauser, die Bürgerliche Bildhauerin, Wittwe" am 26. April 1806 das
Leben aus; ihre persönliche Hinterlassenschaft bestand nur noch "in
einigen Kleidungsstücken und wenigen Hausgeräthschaften 250".
241
wie Anmerkung 186, Seite 774: "1772/Nr. 41 — Die 23tia Martij omnibus
morientium Sacramentis pie Susceptis animam Creatori Suo reddidit
Spect. D. Franciscus Xaverius Hauser tribunus et Sculptor, dum annum
ageret 56tum et in Comm. Coemeterio Sepultus est Funus indicabant hon.
Cives Josephus Locherer, et Martinus Wehe. test. Duffner."
242 wie Anmerkung 25, Seite 162.
243 Wie Anmerkung 219, Teil 1963, Seite 94.
244 wie Anmerkung 192, Seite 115.
245 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Hauser.
246
Karl Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18.
Jahrhundert — Freiburger Münsterblätter V/1909, 1. Heft, Seite 6.
247
Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 166 {Magistrat 1769/73), Seite 637;
P III ai 57 Fertigungsprotokolle 1771/76, Seiten 496, 498 und 649.
248 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 177 (1783/84), Seite 13.
249 Stadtarchiv Freiburg, P III a* 60 Fertigungsprotokolle 1788/93, Seite 779.
250 Dompfarramt Freiburg, Totenbuch 1779—1807, Seite 355. — Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Hauser.
Augustinermuseum Freiburg, Landesverein Badische Heimat und
Breisgaugeschichtsverein Schau-ins-Land arbeiteten 1972 zusammen, um
des zweihundert Jahre zuvor verstorbenen Freiburger Barockmeisters
Anton Xaver Hauser (IV) zu gedenken. Das Museum veranstaltete unter der
Leitung von Direktor Dr. Hermann Gombert vom 28. Oktober bis 3.
Dezember 1972 eine Sonderausstellung mit Werken der Bildhauer aus den
ersten vier Generationen der Hauserfamilie. Mein Freund Manfred
Hermann, Pfarrer in Neufra/Hhz., stellte dazu einen Werkkatalog
zusammen und würdigte die künstlerischen Arbeiten, die im Zeitraum von
1611 bis 1772 aus der Hauser-Werkstatt hervorgegangen waren.1 Mir
selbst fiel die Aufgabe zu, die persönlichen, familiären Verhältnisse
und Lebensumstände der in Kirchzarten, Schlettstadt und Freiburg
tätigen Bildhauer nochmals von Grund auf zu untersuchen, zumal der
leichtfertige Gebrauch der in der Familie üblichen Vornamen besonders
bei den drei letzten Hauser-Generationen "zu vielerlei Verwirrung und
Fehlbestimmungen in der kunstgeschichtlichen Forschung Anlaß gegeben"
hatte. Aus finanziellen Gründen konnte ich 1971 jedoch nur den ersten
Teil der Hauser-Biographien veröffentlichen.2 Einige neue
Feststellungen zu Leben und Werk Franz Hausers (III) fügte ich in
meinem Aufsatz über die "Schlettstadter Bildhauer des 18. Jahrhunderts"
an.3 Dessen Stiefbruder Philipp Winterhaider - für Unterelsaß und
Ortenau gleichermaßen von Bedeutung - behandelte ich außerdem
ausführlich im Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelbaden.4 Und
nun führe ich das Thema bis zum Erlöschen der Hauser-Werkstatt fort.
1 Badische Heimat Mein Heimatland 52. Jahrgang, Heft 1/2 Juni 1972 Sonderheft "Hauser-Gedächtnis".
2 Schau ins Land, 89. Jahresheft/1971, S. 47 93.
3 Annuaire 1974 de la Societe des Amis de la Bibliotheque de Selestat, p. 9 20 (Kap. Franz Hauser).
4 Hermann Brommer, Philipp
Winterhaider (1667 1727) — Über Leben und Werk des Gengenbacher
Barockbildhauers. Die Ortenau, 54. Jahresband 1974, S. 54 113.
Franz Anton Xaver Hauser (V),
meist F. X. oder nur X. Hauser genannt
Wegen seiner Werke im Münster und im Stadtbild Freiburgs blieb er
der populärste aller Hauser-Bildhauer. Franz Anton Xaver Hauser wurde
am 23. Januar 1739 als drittes Kind des Bildhauers Anton Xaver Hauser
(IV) und der Barbara Dillbergerin in Freiburg geboren.5
Daß er mit zwei Jahren seine Mutter verlor und von zwei Stiefmüttern
und der Großmutter Catherine Walter großgezogen werden mußte, sollte
später noch Auswirkungen haben.
Über F. A. X. Hausers Lehr- und Wanderzeit ist nichts Genaues
festzustellen. Grundausbildung und zeitweise Beschäftigung als Geselle
in der väterlichen Werkstatt dürften nicht zu bestreiten sein. Darauf
weist hin, daß nach dem Tod des Vaters (23. 3. 1772) die "Profehsions
Wahren (Werkzeug und Material) sambt all Undt Jedter Zuegehördte dem H:
söhn Frantz Xaveri Zuesammen Überlassen wurden pr 25 fl."6 Bei den
Erbschaftsverhandlungen gelang es aber der Stiefmutter Maria Francisca
Grohsin, sich und ihren eigenen Kindern den Hausbesitz in der
Nußmannsgasse zu sichern und die Vorzugsgerechtsame der Kinder aus der
ersten Ehe Anton Xaver Hausers (IV) mit je 25 Gulden rheinisch ablösen
zu lassen. Dadurch verlor F. A. X. Hauser (V) das Anrecht auf Haus und
Werkstattraum des Vaters, eine folgenschwere Entscheidung. Ohne Zweifel
lief der Werkstattbetrieb zunächst in gewohnter Weise weiter. F. A. X.
Hauser war noch ledig, und die jugendlichen, in den künftigen
Jahrzehnten als Maler und Vergolder erfolgreichen Stiefbrüder
vermochten 1772 noch kein eigenes Geschäft zu gründen. Um den in
Freiburg gültigen Regeln zu entsprechen und sich das städtische
Meisterrecht zu erwerben, entlehnte "Franz Xaveri Hauser ein Leediger
Bildhawer Von hier gegen Erlag von 10 fl 30 xr" am 23. Mai 1774 "vor
E:E: Ächtern Tisch7 die Zunft zum Mohnen".8 Er wurde also in jene
Bauzunft zum Mond aufgenommen, die der Vater jahrelang als Zunftmeister
angeführt hatte.
Einschneidend änderten sich die Familienverhältnisse, als F. A. X.
Hauser am 8. Februar 1777 in Freiburg mit Catharina Raiserin die Ehe
schloß.9 Seine am 21. April 1753 in Freiburg geborene Frau
10 hatte er sich aus der Familie des Handelsmannes Isidor Reihser
11
geholt. Den Freundschaftsdienst der Trauzeugenschaft leisteten ihm der
ledige Stiefbruder Vinzenz und die Schwester Viktoria Hauser. Aus der
Ehe mit Catharina Raiserin gingen neun Kinder hervor: Joseph Xaver (4.
2. 1778), Maria Anna Catharina (8. 10. 1779), Johann Baptist Dominik
(13. 8. 1781), Maria Catharina (15. 6. 1783), Maria Rosa Xaveria (12.
4. 1785), Maria Anna (9. 5. 1787), Maria Theresia (28. 5. 1789), Maria Rosa Barbara (1. 12. 1790) und Franz Xaver (10. 10. 1793).12
Bei
allen Taufeinträgen verdienen die Paten der Hauser-Kinder Beachtung.
Den ersten vier stand der Handelsmann Joseph Anton Herzog, der
Stiefvater Catharina Raisers, bei. "Johann Nepomuk Raiser Philosophiae
Studiosus" 13 schloß sich bei den
nächsten vier Kindern an. Daß F. A. X. Hauser im Jahr der Hochzeit mit
Wohnung und Werkstatt von der Nußmannsgasse an den Predigerplatz
(Unterlinden) überwechselte, läßt sich aus der Wahl der Taufpatin für
die ersten fünf Kinder schließen. Maria Anna Vogel, die Frau Franz
Anton Vogels, des bedeutendsten Freiburger Stukkators im 18.
Jahrhundert 14, wurde 1777 Witwe. Weil sie keine Nachkommen hatte, konnte sie die Werkstatträume im Haus "zum tiefen Weg" 15
an den Bildhauer F. A. X. Hauser vermieten. Ich stütze mich jedoch
nicht nur auf die Tatsache, daß sich Maria Anna Vogel bis zu ihrem Tod
(8. 7. 1785) als Patin der ersten fünf Hauser-Kinder besonders eng der
Bildhauerfamilie verbunden zeigte. Am 19. Juli 1785 wird in ihren
Verlassenschaftsakten auch ausdrücklich festgehalten, daß "Xaveri
Hausser der Bildhawer Jährl. Haußzins 24 fl Vom 3t Dec. 1784 Biß 3ten
Junij 1785 pr. 6. Monat 12 fl" zu entrichten habe.16
Den beiden Patenkindern Johann und Maria Anna Hauser hinterließ sie
hingegen ein Legat von 300 Gulden. Auffallenderweise sind bei den
übrigen Kindern F. A. X. Hausers wiederum nur Verwandte seiner Frau
Catharina Raiser, und zwar Marie Theres Herzog,
Universitätsadministratorsfrau, Maria Eva Herzog, "Handels- Wittwe",
und Johann Baptist Herzog, Administrator bei der Hohen Schule, als
Paten festzustellen. Zu der gesamten Hauser-Verwandtschaft in der
Nußmannsgasse hatte sich nicht eine einzige Beziehung ergeben.
Tafel IV
|
|
Franz Anton Xaver Hauser (V)
Bildhauer
+ 23.1.1739 Freiburg
+ 25.1.1819 Freiburg
I_________________
|
OO
8.2.1777
Freiburg
______
|
Catharina Raiserin
+ 21.4.1753 Freiburg
+18.8.1795 Freiburg
________________I
|
|
|
|
I
I
|
|
|
__________________
I
Joseph Xaver Hauser (VIa)
Bildhauer
* 4.2.1778 Freiburg
+ 9.5.1842 Freiburg
OO
Nannette Boll aus Weisenhorn
|
________________________
I
Johann Baptist Hauser (VIb)
Bildhauer
* 13.8.1781 Freiburg
+ 1838 wohnhaft in Wien
|
______
|
______________________
I
Maria Theresia Hauser
(OO Webermeister Friedrich
Gotthardt, Freiburg)
* 28.5.1789 Freiburg
+ 12.5.1861 Freiburg |
______________
I
Franz Xaver Hauser (VIc)
Bildhauer
* 10.10.1793 Freiburg
+ 28.1.1838 Freiburg |
Als am 18. August 1795 Katharina Hauser, die Bildhauersfrau, im Alter von 42 Jahren an "Faulfieber" starb 17, wurde durch eine städtische Kommission nachfolgend ein Erbschaftsinventarium 18 zusammengestellt, das einen Einblick in die damals wenig glücklichen wirtschaftlichen Verhältnisse F. A. X. Hausers bietet. Die
Amtshandlung fand am 9. Oktober 1795 in der Behausung der verwittibten
Küfermeisterin Katharina Wanner (Haus 517) statt. Möglicherweise hatte
der Bildhauer 1786 nach dem Tod des Küfermeisters Joseph Wanner (16. 9.
1786) dessen Werkstattraum und eine Wohnung im Haus bezogen. Unter den
aufgezählten Fahrnissen an einfachen Möbeln verdienen nur "die 12
Apostel" (ein Modell?), veranschlagt zum Preis von 36 Kreuzern, und
eine hölzerne Wanduhr (1 Gulden) Erwähnung. Auch der Bestand an
"Weiblichen Kleidungen" vermittelt das Bild eines sehr sparsamen
Lebensstiles, das "2 granatene Halßnüster" und "1 Rosenkranz mit etwas
Silber" nicht wesentlich zu verbessern mögen. "An Viehen" fand sich "1.
Schwein" vor. Wie die Bildhauerwerkstatt ausgestattet war, vergaß man
ebenfalls nicht zu notieren: "1 beil und 1 Axt, 1 Sägen, 42 Stükk
Theils Stemm= theils Hohleisen, 3 Feilen, 2 Raspeln und 3 Zirkel, 1
Hammer und 1 Zangen, 2 alte Hobelbänk". Dem errechneten Vermögen von 90
fl 41 xr standen aber Schulden gegenüber, die schlaglichtartig die
schlechte Lage der Hauserfamilie erhellen: "Erstlich hat zu fordern der
Bekermeister Weibel für Brod 93 fl - der Schustermstr Ehrhard für
Arbeit 17 fl 55 x Sa 110 fl 55 x". Kein Wunder, daß sich Dr. Johann
Nepomuk Raiser, der bereits genannte Taufpate, beim Magistrat Freiburgs
meldete und "als einer der nächsten Anverwandten der 7. unversorgten,
und gröstentheils noch unmündigen Kindern des hiessigen bildhauers
Xaver Hausers" beantragte, man möge dem Vater "in anbetracht seiner
dürftigen Umstände" erlauben, "die Kinder aus ihrem Vermögen zu
ernähren, da der Vater solches dermalen zu thun ausser Stande sey." Die
Stadtväter genehmigten, daß F. A. X. Hauser "bey der Fündlings Haus
Stiftungs Verwaltung von jenen 300 fl, die seinen 2 Kinderen Johann und
Maria Katharina von ihrer Taufgottin Maria Anna Voglin gebohrnen Zehin
laut Testamentt vom 16ten Sept 1780 legirt worden, 100 fl zu tilgung
einer Brodschuld erheben dürfe." Gleichzeitig bestellte man den
Steinhauer Johann Georg Riescher zum Curator der sieben genannten
Kinder. Am 13. Oktober 1795 legte der Magistrat den Fall mit der
Bemerkung zu den Akten, daß — zumal der Schuldenstand den Aktivbestand
um 20 fl 14 x übersteige - kein Erbfall gegeben und somit "dem Vater
und wittiber Xaver Hauser das Vermögen gegen Bezahlung der Schulden
einzuantworten" sei.
Wie F. A. X. Hauser die Familie nach dem zu frühen Tod seiner Frau
weiterversorgte, ist in den erhaltenen Akten nicht nachzulesen. Aus der
Reihe der Kinder, die 1795 erst zwischen zwei und sechzehn Jahre alt
gewesen sind, eine Haushälterin zu gewinnen, schied als Möglichkeit
aus, weil die älteste Tochter Katharina nur zwölf Jahre zählte und
zudem 1801 an einer Lungenentzündung starb. Sicher hätte die
Wiederverheiratung des Vaters einen guten Ausweg aus den
Schwierigkeiten eröffnet. Doch F. A. X. Hauser entschloß sich nicht zu
einem solchen Schritt. Wurde ihm aus der Verwandtschaft Hilfe zuteil?
Oder betreute die Hausbesitzerin die Familie mit? Der Bildhauer blieb
jedenfalls bis zum Tod der fünf Jahre jüngeren Küfermeisterswitwe
Katharina Wanner (1. 12. 1805) im Haus zum weißen Turm in der
Gauchstraße 19 wohnen.20 1806 fand er bei Maurermeister Dominik Sitti im
Haus 447 E "am Dominikanerplatz oder Unterlinden" 21 einen neuen Unterschlupf, sein letztes Domizil.
Ein für seinen Beruf erstaunlich hohes Alter von 80 Jahren erreichend,
starb "am 25. Januar 1819, nachts um 10 Uhr, Franz Xaver Hauser,
hiesiger Wittwer und Bildhauer und wurde den 27ten nach Mittag um 3 Uhr
(im Alten Friedhof) begraben".22
Den Totenbucheintrag unterschrieben als Beerdigungszeugen der
Zuckerbäcker Josef Lang und Hausherr Dominik Sitti. Das Freiburger
Wochenblatt teilte den Mitbürgern mit, daß eine "Entkräftung" die
Todesursache gewesen sei. 23
5
Dompfarramt Freiburg, Taufbuch 1737 1754, S. 51 In der älteren
Literatur wird manchmal der 8. Februar 1738 fälschlich als Geburtsdatum
angegeben.
6 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Hauser.
7 Sitzung der Achter, des Zunftausschusses.
8 Stadtarchiv Freiburg, P XXIII 67 Protokoll der Bauzunft zum Mond, fol. 36a.
9 Dompfarramt Freiburg. Ehebuch 1733 1785, S. 394.
10 Dompfarramat Freiburg, Taufbuch 1737 1754, S. 472.
11
Isidor Reihser aus Biberberg in Schwaben, Graf Fuggerischer Herrschaft
stammend bürgerte sich 1751 in Freiburg ein, als er am 16. Oktober
jenes Jahres die Witwe des Kaufmanns und Holzherren Wilhelm Briffon,
Anna Catharina Kupferschmidin, heiratete. 1771 gestorben.
12
Dompfarramt Freiburg, Taufbuch 1754 1782, S. 586, 622, 666; Taufbuch
1783 1797, S. 9. Kath. Stadtpfarramt St. Martin Freiburg, Taufbuch 1785
1800, fol. 3, 17, 32, 50, 66.
13
Stiefbruder der Catharina Raiserin. Geboren 1768 Freiburg. Philosophie
und Jurastudium in Freiburg. Dr. jur. Oberamts und Appelationsrat in
Stockach, Günzburg. 1805 in bayrische Dienste getreten. 1808
Kreisdirektor in Ulm, 1810 in Eichstätt, 1817 in Augsburg. 1833
pensionier" Korrespondierendes Mitglied der historischen Klasse der
Königlichen Akademie der Wissenschaften in München. Gestorben 1863
Augsburg. Vgl. Friedrich Schaub, Die Matrikel der Universität Freiburg
i. Br. von 1656 bis 1806, Band I, S. 874, Nr. 93.
14
Geboren 5. Dez. 1720 Wessobrunn/Oberbayern. Seit 1746 in Freiburg. 1747
Einbürgerung und Verheiratung mit der Zimmermeisterstochter Anna Maria
Zechin, Witwe des Joseph Pfundstein. 1749 Endgültige Aufnahme in die
Bauzunft zum Mond. 1751 Kauf des Hauses am Predigerplatz. Nach
kinderloser Ehe am 18. Juni 1777 in Freiburg gestorben. Werke im
Breisgau und Südschwarzwald. Er gehörte von Herkunft und Ausbildung zu
jenen vorzüglichen Stukkatoren und Marmoraltarbauern aus Wessobrunn,
die in Südwestdeutschland maßgeblich barocke Kirchen und
Repräsentationsräume ausgestalteten. (Aus Stadtarchiv und Dompfarramt
Freiburg).
15 Hermann Flamm, Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg, II. Band Häuserstand 1400 1806, S. 177.
16 Stadtarchiv Freiburg, Akten Erbschaften, Paket 291 Vocheisen Voit.
17 Stadtpfarramt St. Martin Freiburg, Totenbuch 1785 1805, S. 131 Außerdem Freyburger Zeitung vom 16. September 1795, Seite 300.
18 Stadtarchiv Freiburg, Verlassenschaftsakten Hauser Katharina geb. Raiser 1795.
19 Wie Anmerkung 15, S. 71.
20 Stadtarchiv Freiburg, Bürgerliche Schematismen der Hauptstadt Freyburg ab 1798, Haus 517.
21
Wie Anmerkung 15, S. 221 Predigerstraße 8: "der untere gegen das
Predigerthor neben der Kirche liegende Flügel des Predigerklosters mit
einem Teil des Kreuzganggartens; der sogenannte neue Bau am Rempart mit
einem Garten allda".
22
Generallandesarchiv Karlsruhe, 390/1544, Standesbücher der Stadt
Freiburg, St. Martinspfarrei, Totenbuch 1810 1821, S. 854 Nr. 13.
23 Stadtarchiv Freiburg, Großherzoglich Badisches privilegirtes Freiburger Wochenblatt auf das Jahr 1819, S. 136.
Antoinette Hauser und der "Meister von Gottes Gnaden"
Was Antoinette Hauser, eine Enkelin F. A. X. Hausers (V), als
Familienüberlieferung über das Leben ihres Großvaters zu berichten
wußte, veröffentlichte eine "Frau M. Schl." unter der Überschrift "Ein
Meister von Gottes Gnaden" im Freiburger Boten, Nr. 80, vom 8. April
1892. Trotz jahrelanger Suche nach dieser wichtigen Mitteilung gelang
es mir nicht, noch ein Exemplar der genannten Zeitung aufzustöbern;
während des Zweiten Weltkrieges waren die entsprechenden
Zeitungsbestände verloren gegangen. Mir blieb deswegen nur übrig,
andere Publikationen, die sich auf Frau M. Schi.'s "warm geschriebenes
Gedenkblatt" stützten, für die Biographie des Bildhauers auszuwerten.
So zweifelte J. Dieffenbacher im Schau-ins-Land-Jahresheft 1906 zu
Recht die Aussage der "vor einigen Jahren verstorbenen Antoinette
Hauser" an. daß "ihr Großvater aus dem Elsaß stamme".24
Dieffenbacher ließ offen, ob vielleicht "eine Verwechslung mit seinem
Aufenthalt in Straßburg in der dortigen Dombauhütte vorliege. Nach dem
gleichen Bericht soll er seine Studien in der hiesigen Stiftshütte
fortgesetzt haben, sein Privatatelier habe er in der Predigerstraße
gehabt. Wer meine 1971 veröffentlichten Ausführungen über Anton Xaver
Hauser (IV) nachliest 25, wird sofort
erkennen, daß Antoinette Hauser zwar eine im Kern richtige
Familienüberlieferung weitergegeben, jedoch ihren Großvater mit dem
Urgroßvater verwechselt hatte.
Getragen von großer Begeisterung, versuchte 1926 auch Dompräbendar Karl
Fischer in dem Zeitungsaufsatz "Eine Familie aus der guten alten Zeit" 26
dem "Künstler, der das Abendmahl im Münster uns geschenkt: Franz Xaver
Hauser" ein literarisches Denkmal zu setzen. Seine Ausführungen
verdienen, im Wortlaut
wiederholt zu werden: "Von dessen Enkelin, die ehemals bei der
Weltfirma Herder Landkarten gemalt, da man von Farbendruck noch nichts
wußte, erfuhren wir so manche Züge, die ein helles, liebliches Licht
werfen auf die tiefe, wurzelechte Frömmigkeit der beiden Eheleute
Hauser. So oft der Künstler fortging, Steine zu holen - er pflegte sie
immer selbst beizuschaffen, damit sie recht ausgewählt würden -
beliebte er seinen Kindern gar warm ans Herz zu legen: >Kinder,
betet, damit Vater heute richtige und feine Steine findet.< Und
bevor der schaffende Meißel an die Steinblöcke angesetzt wurde, aus
denen so prächtige Gebilde erstehen sollten, jedesmal versammelte der
gottverbundene Künstler abends zuvor seine Familie und legte ihr gar
warm ans Herz: >Versprecht, mit mir zu beten. Denn nicht für
Menschen schaffe ich, sondern für den Allerhöchsten. Für ihn aber ist
das Beste noch nicht gut genug!< Und sein getreues Weib stand ihm
ebenbürtig zur Seite. Sie war ein Muster, ein Idealbild, eine Frau nach
dem Herzen Gottes. Vor allem ging eine große, edle, hilfsbereite,
verstehende Liebe zum Nächsten wie wärmende, leuchtende Frühlingssonne
von ihrem Herzen aus und ergriff alle, die mit ihr in irgend eine
Verbindung kamen. Eine Hungersnot schwang damals wie eine grimme
Tyrannin ihre wuchtige Geißel. Bleich schlich sich das Nachtgespenst
Not, Entbehrung des Notwendigsten, durch die Straßen Freiburgs. Auch
bei Hausers ging es recht schmal zu. Da klopft's an der Türe. Eine
Frau, deren blühendes Rot der Wangen längst schon Platz gemacht jener
Blässe des Angesichts, die oft mehr redet als der Menschen Klageworte,
bittet um Gottes Willen Brot für ihre Kleinen. Rasch entschlossen
greift Frau Hauser nach dem großen Schatz in ihrer Vorratskammer, einem
ganzen Laib Brot, übergibt diesen der Bittstellerin mit der
Aufforderung >Nehmen Sie ihn mit; schneiden Sie herunter soviel Sie
benötigen, aber bringen Sie mir das übrige, weil meine eigenen Kinder
auch des Brotes so sehr benötigen.< Ja, auch dieser Edelfrau gebührt
ein Grabmal mit der Inschrift: >Wer 80 Jahre gearbeitet und Gutes
getan, bedarf der Ruhe - der ewigen Ruhe.<" Idealisiert und
sentimental verbrämt, wird bestätigt, daß die Familie F. A. X. Hausers
sehr schlimme Notzeiten erlebt hat. Die Jahre nach der Französischen
Revolution mit Kriegsereignissen und Existenzbedrohung der Klöster und
Herrschaften, die vorher stets für Beschäftigung gesorgt hatten,
brachten einen katastrophalen Rückgang der Aufträge für die Künstler
des ausgehenden 18. Jahrhunderts mit sich. Daß oft sogar das Geld
fehlte, um den Kindern das tägliche Brot kaufen zu können, stellten die
Erbschaftsakten der Bildhauersfrau im Jahre 1795 schon sehr eindeutig
fest.
Antoinette Hauser, die Gewährsperson für die mündliche Überlieferung,
wurde - noch zu Lebzeiten F. A. X. Hausers - am 16. Januar 1816 als
uneheliches Kind der Bildhauerstochter Maria Anna Theresia in Freiburg
geboren und auf den Namen Antonia Theresia getauft. 27 Außer
ihr gab es noch mehr illegitime Nachkommen des "Meisters von Gottes
Gnaden", eine Tatsache, die als Hinweis auf die fortdauernd bedrängte
soziale Lage der ganzen Familie nicht übersehen werden darf.
Antoinettes Mutter stellte 1818 bei der Stadt den Antrag, "in die Zahl
der privilegirten Frauenzimmerschneiderinnen aufgenommen zu werden" 28 und verheiratete
sich später mit dem Freiburger Webermeister Friedrich Gotthardt. Daß
Antoinette Hauser als Malerin in Freiburg gearbeitet hat, bezeugte sie
selbst in ihrem Testament vom 18. April 1864, in dem sie ihrer "Tochter
Sophie Hauser, dahier bei mir sich aufhaltend", ihr ganzes Vermögen
vermachte.29
Die Bemerkung, F. A. X. Hausers Enkelin habe "ehemals bei der Weltfirma
Herder Landkarten gemalt ", entnahm Karl Fischer nach allem wohl
ebenfalls dem mehrfach zitierten Aufsatz der Frau M. Schi. Tatsächlich
fanden seit 1817 im Herderschen Kunstinstitut "eine Reihe nachmals
angesehener Künstler unter der Leitung tüchtiger Meister ihre erste
Ausbildung und Betätigung."30
"Bartholomä Herders planende und sorgsame Hand baute das Kunstinstitut
Jahr für Jahr weiter aus. Anfang der 1820er Jahre beschäftigte er
bereits 20 Kupferstecher und Zeichner und 14 Kupferpressen (auch für
fremde Aufträge) und gliederte 1821 eine geographisch topographische
und eine lithographische Abteilung mit Kolorieranstalt an." 1831, also
ungefähr zu einer Zeit, in der Antoinette Hauser ihre Lehre als Malerin
begonnen haben könnte, arbeiteten 160 Leute in dem Institut, "und eine
Menge armer Knaben erhielt ihre künstlerische Bildung." 31
Leider verbrannte 1944 beim Luftangriff auf Freiburg das Verlagsarchiv
des Hauses Herder, so daß keine Möglichkeit mehr besteht, dort über die
berufliche Tätigkeit Antoinette Hausers nachzuforschen. 32 Die Malerin starb fast 84 Jahre alt am 3. Januar 1900 in Freiburg.33
Sie hatte zuletzt zum Preis von 25 Mark vierteljährlichen Mietzinses im
Haus der Hafnermeisterswitwe Marie Briem in der Gauchstraße 41 gewohnt
und zum Tagessatz von 50 Pfennig die Kost erhalten.
Weil die Tochter Sophie 34,
"gewesene Ehefrau des Herrn Jean Pedon Lehrer in Lüneville", am 15.
April 1899 in Gye, Departement Meurthe-et-Moselle, verstarb, widerrief
Antoinette Hauser das Testament des Jahres 1864 und setzte in
hervorragender Handschrift am 12. Mai 1899 einen neuen "Letzten Willen"
auf, in dem sie die in Crion und Clayeures geborenen Enkelkinder Marie
Camille, Jean Rene und Charles Joseph Pedon zu Alleinerben des
unbedeutenden Vermögens einsetzte. Zwar hatte die Erblasserin auf
Sparkonten nicht unbeachtliche Beträge von etwa 3000 Mark angesammelt
und eine öffentliche Altersrente bezogen. Bei den
Erbschaftsverhandlungen am 13. Januar und 29. März 1900 35
mußten jedoch einige Schulden getilgt und einer Rentenrückforderung
entsprochen werden, so daß jedem der drei Enkel jeweils nur noch 35,53
Mark als Erbteil übrigblieb. "Fräulein Marie Camille Pedon, wohnhaft in
Gye, Frankreich, französische Staatsangehörige und der deutschen
Sprache nicht mächtig" nahm für die Erbengemeinschaft an den
Verhandlungen teil. Als Dolmetscherin leistete "Frau Marie geborne
Gageur, Ehegattin des Herrn Stiftungsverwalters Schlager hier" gute
Dienste, also genau jene "Frau M. Schi.", die 1892 die Erinnerungen der
Antoinette Hauser an den "Meister von Gottes Gnaden" festgehalten und
der Öffentlichkeit mitgeteilt hatte.
24
J. Dieffenbacher, Der Freiburger Bildhauer Franx Xaver Hauser und seine
"Beweinung Christi" in der städtischen Skulpurensammlung — Schau
ins-Land 33. Jahrlauf/1906, S. 51.
25 Wie Anm. 2, S. 79.
26 Freiburger Tagespost, Nr. 251 vom 30. Oktober 1926, 2. Blatt,
27 Freiburger Tagespost, Nr. 251 vom 30. Oktober 1926, 2. Blatt Stadtpfarramt St. Martin Freiburg, Taufbuch 1807 1819, S. 236.
28 Stadtarchiv Freiburg, RP 394 Magistratsprotokoll 1818, o. S.
29 Stadtarchiv Freiburg, Notariatsakten Nr. 18959 Vermögensverzeichnis der Antonia Hauser/1900.
30 Josef Sauer, Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts in Baden Freiburger Diözesanarchiv 59 NF. 32. Band/1931,
S. 233 mit Fußnote 76.
31 Albert M. Weiß und Engelbert Krebs, Im Dienst am Buch Bartholomä
Herder, Benjamin Herder, Hermann Herder Verlag Herder Freiburg 1951, S.
24 und 29.
32 Mitteilung des Verlages Herder, Freiburg, vom 29. Juni 1966 Stadtarchiv Freiburg, Notariatsakten Nr. 18959 Vermögensverzeichnis der Antonia Hauser/1900.
33 Standesamt der Stadt Freiburg, Personenstandsbuch 1900, Sterbeeintrag Nr. 15.
34 Uneheliches Kind der Antoinette
Hauser, geboren am 9. Mai 1846, Freiburg Generallandesarchiv Karlsruhe,
390/1548, Stadt Freiburg, Pfarrei St. Martin, Standesbücher 1845 1849,
Taufbuch 1846, act. 76. S. 122.
35 Wie Anmerkung 29.
Zum Werk Franz Anton Xaver Hausers (V)
Ohne der Bearbeitung durch Manfred Hermann vorgreifen zu wollen,
muß ich auf das künstlerische Werk F. A. X. Hausers aus der Sicht des
Biographen wenigstens einen kurzen Blick werfen, weil sich aus
Werkstattbetrieb und Arbeitsweise einige Erkenntnisse zum Leben und
Charakter des Bildhauers gewinnen lassen.
In den Jahren nach dem Tod des Vaters (1772) zeigte sich F. A. X.
Hauser voll damit beschäftigt, sich als Meister zu etablieren, einen
eigenen Hausstand zu gründen und in Freiburg als Bildhauer anerkannt
und beschäftigt zu werden. Was wir bis jetzt an Arbeiten aus den
Siebzigerjahren kennen, ergibt allerdings keine besonders
eindrucksvolle Liste:
1773 Rahmen zu den "Portraits der allerhöchsten Landesherrschaften" (mit Vergoldung) für das Ratszimmer der Stadt Freiburg. 36
1774 Fassung eines "Crucifixes in die Spitalkirch".37
Steinkruzifix, gestiftet von Bank- Widerlin-Vetter, auf Gemarkung
Kirchzarten an der Bundesstraße 31, Abzweigung der Landstraße nach St.
Peter. (Zuschreibung)
1775 "für die aus Holz gemachte Hebamen Machine" 14 fl aus der Freiburger Universitätskasse.38
1776 "in den Städtischen Redoutten Saal verfertigende arbeit".39
1777 Steinkruzifix (Meier-Albrecht) vor der Pfarrkirche in Lehen
(Zuschreibung). Ob F. A. X. Hauser an den Bildhauerarbeiten beteiligt
gewesen ist, die von der Stadt Freiburg 1777 mit 131 Gulden bezahlt
wurden, kann nicht festgestellt werden.40
1779 Rahmen zum Porträt des Hofrates von Martini in der Universität. Rahmen zu den Bildern des Erzherzogs Albrecht und Gemahlin.41 Steinkruzifix (Dischinger-Steinle) an der Kirchhofmauer in Kirchhofen. (Zuschreibung)
An den wenigen Beispielen fällt auf, daß F. A. X. Hauser nicht nur in
Holz und Stein arbeitete, sondern auch Faßmaler- und Vergolderaufträge
übernahm. Stadt, Universität (man denke an Administrator Herzog, den
Taufpaten) und private Auftraggeber sorgten für Beschäftigung; von kirchlicher Seite fehlten oder flossen vermutlich nur spärlich Aufträge.
Einen Einblick in die schwierigen Verhältnisse, in denen sich F. A. X.
Hauser zu behaupten suchte, bietet eine Streiterei, die heftig
ausbrach, als unser Bildhauer 1778 beim Rat der Stadt beantragte, daß
dem Schreinermeister Trudpert Walter 42 dessen widerrechtlich beschäftigter Bildhauergeselle "hinweggebotten" werden möge .43
Es ging um handfeste wirtschaftliche Interessen. Deshalb wehrte sich
der beklagte Schreiner energisch und reichte umfangreiche Schriftsätze
an die Stadtbehörde ein .44 Besser als
er es tat, könnte ich die Situation nicht schildern, die F. A. X.
Hauser zur Klage bei der Stadt getrieben hatte, ein Grund, aus den auch
für den Freiburger Kunstbetrieb im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts
ganz allgemein interessanten Darstellungen Trudpert Walters vom 23.
November 1778 einige Abschnitte wörtlich zu zitieren: "Die hießige
Schreinerinnung war immer in dem Besitze der Gerechtsame, die mit ihren
auf das Land zu liefernden Arbeitsstücken nothwendig verbundene
Schnizwerke, und Bildhauer Arbeithen selbst zu übernehmen. Neuere
Beyspiele dieser ganz ungestört ausgeübten Gerechtsame sind die
Lieferungen der Schreinermeister Bretz und Rombach. Anno 1772 hatte ich
2. Altäre in das Elsaß zu verfertigen. Die Arbeith hatte Eil. Ich trug
dem Bildhauer Hauser die Schnitzarbeith an. Aber dieser verweigerte die
Annahm derselben, mit Trotzen, er seye nur in Eilfällen gut, in anderen
Gelegenheiten bekomme er von mir keine Arbeith. Die andern 2 Bildhauer
Seelinger 45 und Heer 46
waren eben nicht in Freyburg. Aus Abgang eines Bildhauers mußte ich
also die Altäre ohne die bedungne Bildnißen liefern, welche denn die
Elsäßer selbst verfertigen ließen. Bald darauf hatte ich den Auftrag
wegen einem Frauenbild. Ich mußte dem Hauser, weil ich wiederum Troz
und abschlägige Antwort befürchtete, durch einen dritten dieses
Arbeitsstück vermieten. Als ich aber eine beträchtliche und
weitschichtigte Arbeith in das Gotteshaus Tennenbach zu liefern hatte,
so war ich gemüssigt, einen des Schnizens kundigen Gesellen
anzustellen. Die hiesigen Bildhauer sahen diese Aufstellung ohne je ein
Klage dagegen zu erheben, ganz vermuthlich, weil sie nicht glaubten,
ein Recht zu haben, mich zu hindern, oder ein ausschließendes
Privilegium zu fordern. Eine Zeit nachher besah Hauser diese Arbeith in
meiner Werkstatt, und äußerte sich gegen mir, er hätte doch geglaubt,
von dieser Arbeith von mir zu bekommen; ich erinnerte ihn an
obenerwähnte abschlägige Antwort. Hauser redete bessere Worte, und ich
sagte ihm in Zukunft Arbeith zu, wenn ich mich auf ihn verlassen
könnte. Sogleich aber setzte er die Bedingniß bey, daß ich ihm allezeit
die Helfte des Accordes vorausbezahlen solle. Ich vermerkte sehr
deütlich, daß in dieser
Bedingniß Chicanen liegen: ich stellte ihm die Unthunlichkeit dieser
Vorausbezahlung vor: hierüber verließ er mich. Anno 1775 hatte ich den
Tabernakel in die hiesige Franciscanerkirch zu Verfertigen. Die
Laubwerke und Verziehrungen aber wollte ich nicht auf mich nehmen, um
nicht in neue Verdrüßlichkeiten mit dem Hauser verwickelt zu werden.
Der Bildhauer Heer ließ mir durch den Quardian sagen, ich solle doch
nur diese Schnizarbeith übernehmen und selbst verfertigen, ich weigerte
mich. Heer berufte mich samt dem Quardian, und äusserte auf meine
Einwürfe noch einmal, daß es gar keine Bedenken habe; es würde von mir
diese Arbeith besser, verhältnismäßiger und bälder gefertiget werden.
Auf dieses Zudringen übernahm ich also diese arbeith. Ich habe noch
dabey zu erinnern, daß ich diese Arbeith ganz umsonst und als Allmoßen
geliefert. Dieß war endlich der Zeitpunkt wo die Chicane des Hausers
das erstmal in eine gerichtliche Klage ausbrach. Er beschwehrte sich
bey Herrn Burgermeister über mich wegen widerrechtlichen Eingriffen in
die Bildhauerkunst; und seine vermuthlich übertriebene Zusätze
erwirkten von Wohlselbem einen Befehl, daß ich den Bildhauergesellen
sogleich entlassen sollte. Weil aber die eben gesagte Arbeith noch
nicht gar vollendet war, so erhielt ich auf meine Vorstellung Vom löbl.
n Magistrat noch einige Frist für selben. Um endlich allen
Schwürigkeiten, mit denen ein einziger unruhiger Kläger die Ruhe eines
Bürgers täglich stören könnte, standhaft vorzubeugen, schloß ich auf
Anrathen und in Gegenwarth des Zunft- und Schreinermeisters Ammann mit
dem Bildhauer Seelinger den Vertrag, daß mein Schnizlersgeselle unter
dem Bildhauer Seelinger stehen solle, welcher mir aber gegen eine
jährlich an Seelinger zu entrichtende Summe die mir benöthigte
Schnizwerke verfertigen sollte, und dieß hätte mir billig einen ruhigen
Besitz dieses Gesellen verschaffen sollen. Ich habe hier auch
anzumerken, daß so oft ein fremder Bildhauergesell ankam, nicht nur der
Bildhauer Heer und Seelinger, sondern Hauser selbst sowohl vor als nach
seiner Klage selben in mein Hauß weißten, um nach Arbeith und Aufnahme
sich zu befragen. Heer bath mich sogar einst einen gewissen
Bildhauergesellen doch wenigst solange in Arbeith zu nehmen, bis er ihn
denn zu sich nehmen werde. Ich hatte ihn 4. Wochen auf dieses Gesuch in
Arbeith. Alles war indessen ruhig bis gegenwärtiges Jahr der Klagegeist
den Bildhauer Hauser abermal überfiel: Der Unter Seelinger stehende, in
meiner Werkstatt aber arbeitende Schnizergesell war ihm eine
unausstehlige Aergerniß. Hauser Klagte auf die Abschaffung dieses
Gesellen, ich gab im Monat May meine Verantwortung und meine
Beschwerden über diese Chicanen ein. Meine zwar mehrmal wiederholten
Bitten mochten bis dahin noch keine Rathserkenntniß erwirken, obwohl
die Sache zur richterlichen Entscheidung schon reif. Wirksamer aber
waren die einseitigen bey Hn Burgermeister angebrachte Klagen meines
Gegners, als Von Wohlselbem sowohl vor 3. Monathen, als erst jüngsthin
meinem Gesellen gebothen wurde, unter Einthürnungsstrafe sich aus der
Stadt zu entfernen."..
Zumal "alle Schnizwerke, die wir selber verfertigten, für die über
Lande zu liefernden Schreinerarbeithen bestimmet" waren, meinte
Trudpert Walter keine Gesetze verletzt zu haben und den
Bildhauergesellen weiterhin beanspruchen zu können. Denn Hauser "wird
doch nicht z. B. einen Elsässer, der bey mir einen Altar bestellet,
verbinden wollen, die zum Althare nöthigen Figuren eben auch bey einem
Freyburger Bildhauer schnizen zu lassen." "Der Trotz, die abschlägige
Antworten, die unannehmlichen Bedingnissen der Vorausbezahlung dieses
Hausers" könnten ihn zudem nötigen, "alle Schreinerarbeithen ohne
Schnizwerke und Verziehrungen zu Versenden", eine Gefahr, aus der
"größter Nachstand erwachsen" müßte, weil die "ländlichen Kundschaften"
gerne bei Schreinern bestellen, die neben dem "Holzwerk zugleich die
Bildhauerarbeith in eben den Accord" einschließen. Und noch ein
wichtiger Punkt Trudpert Walters: "Fände ich mit harter Mühe zuweilen
einen hießigen Bildhauer, der zu meinem Akkord sich bequemte, so muß
ich ganz richtig das doppelte zahlen, als ich die Arbeith mit meinem
Gesellen liefern könnte."
"Wenn es schon die Sorgfalt der Obrigkeit fordert, Künstler zu
begünstigen", so müsse er, Trudpert Walter, darauf hinweisen, daß "Fast
bey den meisten mechanischen Handwerken der stufenweis steigende
Fleiss, und der immer höher getriebene Geschmack Veränderungen
verursachte, die den Besitz fast einer jeden Profession erweitern, oder
enger einschränken. Dieß sind Eroberungen, welche eine Profession über
die andere macht. Unsere Schreinerprofession hatte eben dergleichen
Ereignisse. Ehemals war nur ihre Sache rohes, unverziertes Holzwerke zu
verfertigen, sie diente pur der Nothwendigkeit, ohne sich um viele
Verziehrungen zu besorgen; und da konnte Schreiner und Bildschnitzler
ohnmöglich in Zerfall gerathen. Aber ein sich von Tag zu Tag mehr
entwickelnder Fleiss und verfeinerter Geschmack verfielen auf
mannigfaltige Verschönerungen und dem Auge angenehme Ausziehrungen. Ich
werd es nicht erst beweisen müßen, wenn ich sage, daß heüt sowohl in
antique als moderner Arbeit der Schreiner Zierrathen und andre Dinge
verfertige, die ehemals unstrittig ein Werk des Bildhauers waren, und
durch seine Hände gehen mußten. Dieß ist eine der obenerwähnten
Eroberungen." Demgegenüber sind "freylich die Eroberungen und
Ausdehnungen, die eben dieser mein Gegner der Hauser macht, vielleicht
nicht von dieser Gattung, daß sie könnten aus eben erwähnten Gründen
von widerrechtlichen Eingriffen lösgesprochen werden. Hausers Beruf ist
die Bildhauerkunst: Aber er verguldet, faßt, streicht an: sogar läßt er
sich von seiner freyen Kunst bis auf unser Schreinerhandwerk herab, und
lieferte auf Ebringen Schreinerarbeith."
Trudpert Walter wunderte sich im übrigen sehr, "daß dieser Hauser ganze
Wägen voll Schnitzwerke, Bildnisse und Kirchenverziehrungen von
auswärtigen Orten in die Stadt denen Dominikanern und Augustinern
konnte vor einigen Jahren zuführen sehen 47,
ohne darüber klagbar oder eifersüchtig zu werden: Und nun da ich aus
der Stadt über Land einiges Schnizwerke versende, er so sehr auf
ausschließende Rechte pochet."
Dem Antrag des Schreinermeisters, ihm "den beklagten Gesellen ferner
gnädig zu belassen", widersprachen die beiden damals in Freiburg
aktiven Bildhauer sofort in einer Weise, die erkennen läßt, daß
Trudpert Walter die Vorkommnisse nicht immer korrekt beschrieben und
interpretiert hatte. "Joseph Hörr bildhauer und burger der
Universitaet" und "Xavery Hauser Bild Hauer und burger da hierr"
reichten dem Magistrat am 14. Dezember 1778 folgende Gegendarstellung
ein: "Pro lmo daß Kläger Walter in seiner Schrift nur den Haußer allein
zu seinem Zihl eines unruhigen Kopfes, und die übrige bildhauern nichts
entgegen hätten, an geführet, ist denn ganz widrig, indeme die Von unß
unterem Ilten Septbris anno 1775 wider ihne eingestellte Klagschrift
Von unß gesamt unterschriben worden, und dabey beharrlich /:Exclusive
des bildhauer Seelingers, der die Kunst notorisch wegen Hohen Alter
aufgegeben:/ bleiben werden. Pro 2do bringet Kläger nicht nur Viel zur
Sache nichts dienende Stükke, sondern die mehriste S:V: Unwahrheiten in
seiner Schrift vor, deren Beschehungen man sich nicht einmahl entsinnen
kan, wohl aber ein gegentheill, da Walter denen PP: Franciscanern den
Tabernackel und einige Schnitzwerckh gemacht, Er bildhauer Herr deme
Walter seinen gesellen nach gemachter arbeit hinwegg Zu thun ermahnet
hat, Er aber denselben immer beibehalten habe. Pro 3tio daß Er ein
Recht darauß machen will, was Einige Schreiner durch ihre besondere
jndustrie Von sich selbst in Schnitzarbeit erlehrnet, und daß derley
arbeiten, Von denen H: Zunftmeisteren Brez und Amann schon Vor mehreren
Jahren besehenen, mithin sie Schreiner die bildhauer Kunst aigenmächtig
und ohne Widerspruch Zu treiben befugt seyen, das ist der gesunden
Vernunft wiedrig, alß wohl Unß schreiner gesellen zu halten widrig
wäre. Pro 4to müssen wür Von unserer wesentlich Von der Schreiner
Profession unterschiedenen Kunst die Steüren besonders und allein
abführen, worzu die Schreinermeisterschaft nichts beyzutragen hat.
Kurzum, uns competirt das Recht, die bildhauer Kunst zu treiben und
gesellen Zu halten, nicht aber der Schreinermeisterschaft, und werden
allezeit, wann sich bey der Schreinermeisterschaft hießige oder frembde
Einen aecord in bildhauer arbeit treffen wolten, Zu beförderung
derselben uns Vorthuen, und uns wenigst, damit die frembde nicht
außwärthig solche machen lassen dörffen, Zu einem ehrlichen aecord
Verstehen."
Bei allem Für und Wider fällt auf, daß der Kampf um die Rechte der
Bildhauer von 1775 bis 1778 nur durch Hauser und Hörr geführt worden
ist. Johann Baptist Sellinger war zu krank, um noch arbeiten zu können,
und bereits dem Tode nahe; Johann Christian Wentzinger, der
bedeutendste Freiburger Bildhauer des 18. Jahrhunderts, hielt sich
vornehm fern. Das unterstützt die Vermutung, daß Wentzinger nach seiner
Rückkehr aus St. Gallen als reicher Mann nicht mehr darauf angewiesen
war, weiteren Verdienst in mühsamer Werkstattarbeit zu suchen.
Während der Achtzigerjahre des 18. Jahrhunderts entwickelte sich F. A.
X. Hauser zum anerkannten Meister. Eine Liste ausgewählter Werke
offenbart, daß er nicht nur von städtischer Seite, von Kloster
Tennenbach und Waldkirch, sondern auch von wohlhabenden Privatleuten
mit Aufträgen bedacht wurde:
1780 St. Ottilienkapelle bei Freiburg: Hl. Ottilia mit Kruzifix im
Gruftgewölbe über der gefaßten Quelle, signiert "F. X. Hauser 1780" 48; Ottilienstatue (aus Pfaffenweiler Kalksandstein über dem Kapellenportal. 49
1782 "4 große urnen und ein aufsatz auf das neue gatter alles von
Hartem Holz" in die Vorhalle des Freiburger Münsters mit 66 fl bezahlt.
50

|
Statue der Gottesmutter aus der Freiburger Loretto-Kapelle.
1784 von F.A.X. Hauser geschnitzt.
Klischee: Augustiner Museum
|
1783 Stuckmedaillons in Gängen des ehemaligen Propsteigebäudes des
Klosters Tennenbach in Kiechlinsbergen. Thomas-Medaillon signiert
"Xaver Hauser".51
1784 Reparatur des Muttergottesbildes im Chörlein des Freiburger Münsters.52 Stehende Muttergottes für die Freiburger Lorettokapelle, unter der Direktion Johann Christian Wentzingers.52
1785 "2 Cherubine; 2 Stathuen" in das Freiburger Münster.53 Außerdem Kapitelle, Rosen und Aufsatz zu Beichtstühlen des Schreiners Johann Adam Bretz.54
Steinkruzifix vor der Sebastianskapelle auf dem Alten Friedhof in Waldkirch.55
1786 Grabstein (signiert "X: Hausser V: Freyburg") des J. F. A. von Litschgi an der Südmauer der Pfarrkirche Bad Krozingen.56 Grabmäler
der am 23. 12. 1785 gestorbenen Maria Anna Wehin (mit Signatur "Xhrf"),
des Buchhändlers Anton Wagner, gestorben 5. 5. 1786 (signiert "X.
hauser fecit Anno 1786"),
der Francisca Gaes geborne Montfort, gestorben 1. 6. 1786 ("X: Husser föc:"),
der "graefin v: Duran, Frey: v: Tiebold", gestorben 3. 12. 1786 ("X: hauser").57
1788 Steinkruzifix auf dem Friedhof vor der Pfarrkirche Oberried (Zuschreibung).
1789 Steinkruzifix vor der Pfarrkirche Heuweiler (Zuschreibung).
An den gegebenen Beispielen läßt sich ablesen, daß der Bildhauer
seine Arbeiten nach 1780 nicht mehr mit "F. X. Hauser", sondern nur
noch mit der Kurzform seines Namens "X: Hauser" kennzeichnete. Dem
geschäftlichen Erfolg kam zugute, daß er in Freiburg von 1785 (nach
Joseph Hörrs Tod) bis 1788 (Einbürgerung der beiden Endinger Bildhauer
Joseph und Ignaz Amann58) allein das Feld beherrschte.

|
Photo: Kunstsammlung der Stadt Augsburg
Schüssel mit dem Haupt Johannes des Täufers, ein 1793 von F. A. X. Hauser (V) geschaffenes Alabasterrelief |
Obwohl F. A. X. Hauser im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts
nicht ohne Konkurrenz blieb, fielen ihm in Freiburg doch alle
wesentlichen Aufträge zu. Selbst draußen im Land galt er als begehrter
Meister:
1790 Epitaph des Grafen Hermann Euseb von Kageneck an der Südwand der Pfarrkirche Munzingen. (Zuschreibung)
1791 Bildhauerarbeit zum Hochaltar der Pfarrkirche Bellingen.59
1793 Johannesschüssel: Alabasterrelief (13:9,7 cm) im Besitz der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg, signiert "X. Hauser".60 Renovierung der Inschriften an den Portalen der Universität und deren Bibliothek.61
Bis 1795 Denkmäler der Zähringer Herzöge im Hochchor des Freiburger
Münsters.62
1794 Denkmal des Freiherrn Philipp Carl von Wessenberg in Feldkirch.63
1795 Immaculatastatuette aus Stein über dem Portal der Pfarrkirche
Wittnau (Zuschreibung). Ebenso Madonnenstatue des Marienaltars.64 Freiburger Münster: "für den verarbeitheten Kanzeldeckel" zahlte die Münsterfabrik "I.e. 253 fl".65
1797 Kanzel der Pfarrkirche Bellingen: "Arbeit eines Freiburger Bildhauers".66
Zuschreibung an F. A. X. Hauser. Grabmal des Bildhauers Johann
Christian Wentzinger (Giebelstück heute im Augustinermuseum Freiburg) -
Zuschreibung.
Kriegsereignisse und allgemeine Unsicherheit der Lage ließen etwa von
1795 ab düstere Zeiten für Künstler anbrechen. Erinnert sei nur an die
Unfähigkeit F. A. X. Hausers, zeitweise für seine vielköpfige Familie
das tägliche Brot bezahlen zu können. Dazu hatte sich neben den
Bildhauern Amann im Jahr 1790 noch ein weiterer Konkurrent in der Stadt
niedergelassen. Bildhauer Johann Baptist Beitier gelobte am 19.
September jenes Jahres vor dem "ächternen Tisch" der Freiburger
Bauzunft zum Mond die Einhaltung der Zunftbestimmungen und entrichtete
10 Gulden 30 Kreuzer als Aufnahmegebühr.67
Die Lebensdaten des 1764 in Freiburg geborenen Bildhauers lassen
vermuten, daß Beitier bei F. A. X. Hauser die Grundausbildung
absolviert haben könnte. Mit 20 Jahren wanderte er, wie viele
Bildhauergesellen, nach Paris, wo er am 9. Juni 1784 als "Jean Peitler,
sculpteur, natif de Fribourg en Briscaut (sie), äge de 20 ans. Protege
par M. Lepicie"68
registriert wurde. Genau wie Bildhauer Amann verschwand auch Johann
Baptist Beitier nach 1801 wieder aus den Einwohnerverzeichnissen
Freiburgs.69 Warum? Ich weiß es nicht. Ignaz Amann70, der andere Konkurrent Hausers, zog es jedenfalls wegen der bejammernswerten
Geschäftslage vor, 1802 Werkstatt und Wohnhaus in Freiburg aufzugeben und nach Überlingen am Bodensee umzusiedeln.
Nicht unbeachtet bleiben darf, daß sich F. A. X. Hauser in den
Neunzigerjahren neue Auftragschancen verschaffte, indem er sich einer
Bewegung anschloß, die im Gefolge romantischer Schwärmerei für das
Mittelalter zu historisierenden Darstellungen und zur Neogotik in
Freiburg führte. Die Denkmäler der Zähringer Herzöge, das
Wessenberg-Denkmal und der neugotische Kanzeldeckel des Münster lassen
diese Tendenz deutlich werden. "Sowohl in antique als moderne Arbeit"
zu liefern, war im übrigen damals durchaus üblich. F. A. X. Hauser
entsprach den Wünschen der Kunden und arbeitete je nach dem in der
gewünschten Stilart.
Außer zwei hervorstechenden, von der Bevölkerung Freiburgs sehr
geschätzten Arbeiten ist aus dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts
nicht allzuviel von der Hauser-Werkstatt bekannt:
1805 Prozessionsmadonna für die Pfarrkirche Kiechlinsbergen.71
1805 Abendmahlgruppe in das Freiburger Münster.
1807 Bertholdsbrunnen am Platz des ehemaligen Fischbrunnens in der Kaiser Joseph-Straße Freiburgs.
Im Rahmen der von Präsentiar Schwarz seit Beginn des Jahrhunderts
energisch betriebenen Neugestaltung des Münster-Inneren entstand an der
Nordseite des Langhauses der Neubau der Abendmahlskapelle. F. A. X.
Hauser erhielt dabei den Auftrag, "das Abendmahl in 13 Figuren, die
sich der Lebensgröße so nähern, als es der Innere Kapellenraum und der
Tisch- oder Altarstein, an dem sie im Halbzirkel sitzen, zuließen, aus
Stein zu bilden und zu gruppiren."72
Wie begeistert die Zeitgenossen über das vollendete Werk urteilten,
hielt Ferdinand Weiß, Weltpriester, Archivar und Armenvater, im Juni
1805 fest: "Phidias, der den Marmor zum Jupiter bildete, würde nicht
ohne Beyfall auf diese Statuen blicken und sich freuen, daß der Meissel
unsers unverdrossenen denkenden Künstlers aus ungleichartigem rauhen
Steine Wesen hervorbrachte, die so viel Gedanken, Empfindung, Charakter
und Neigung ausdrücken, daß sie einen Eindruck des Vorgestellten
zurücklassen und für die Handlung mehr einnehmen, als oft der
moralische Bildner mit vieler Mühe und Beredsamkeit nicht erreichen
kann. Dieses mag unser Künstler bey der Bearbeitung seines gelungenen
Werkes, bey seiner stillen sparsamen Lebensweise
um so reiner gefühlet haben, als er einsieht, daß eine historische
Handlung mit Wahrheit, Wärme und Kunst vorgestellet, gewählet aus der
Lebensgeschichte würdiger Menschen, immer mehr als die Vorstellung
jedes Wunderbaren, bey dem über die Wirklichkeit große Zweifel bleiben,
auf Kopf und Herz wirke." Spätester Barock, Begeisterung für die Gotik
und romantisches Naturempfinden vermischten sich bei der Ausgestaltung
der Abendmahlkapelle in eigenartiger Weise. Der Augenzeuge der
Vorgänge, Ferdinand Weiß, erklärt uns das folgendermaßen: "So warm wir
auch den gothischen Stil unseres Münsters verehren, so würde sich doch
unser Künstler gegen das Schönere der ältern und neuern Kunst sehr
vergriffen haben, wenn er bey der Bildung seiner Figuren auch gotische
Zeichnung ausgeführet hätte: weil er dadurch nur Mißverhältniß
verlängerter Glieder, steife und gezierte Stellung, wie man sie in der
Natur nicht sieht, ohne Ausdruck, Wärme und Bewegung, aber keine
Apostelköpfe erhalten hätte, wie sie Piazzetta machte." In der Tat
schuf F. A. X. Hauser dreizehn steinerne Figuren, deren Gesichter und
Hände er mit sehr viel Hingabe an das Werk ausarbeitete und die als
gelungen zusammengefügte Gruppe auch heute noch die Betrachter
beeindrucken.

|
Photo: Archiv der Münsterbauhütte Freiburg
Apostelgruppe aus dem "Abendmahl" im Freiburger Münster, 1805 von Bildhauer Franz Anton Xaver Hauser geschaffen |
Als Stadtrat Weiß am 14. März 1806 dem Freiburger Magistrat vorschlug,
wegen der Notwendigkeit, "den mittleren Brunnen der großen Gasse wieder
mit einem passenden Brunnenstock zu versehen, seinen beyliegenden
Entwurf als erste Ideen, die zu was Besserem führen könnten"73, zu beraten, leitete er eine Entwicklung ein, die den Bertholdsbrunnen 74
entstehen ließ. Ein Vierteljahr später richteten die Zunftmeister im
Namen der Bürgerschaft ein Schreiben an die Ratsherren, daß "jener Tag,
an welchem wir aufgefordert sind, unserem (neuen) gnädigsten Fürsten
Treue und Gehorsam zu schwören, zum bleibenden Andenken" werden solle
und "sich daher die dahiesige Bürgerschaft entschlossen habe, den schon
früher entworfenen Plan zu Errichtung eines Monuments bei dem mittleren
Stadtoder Hauptbrunnen in der großen Gasse aus ihren Privat-Mitteln
auszuführen." Zu der ersten Sitzung der Kommission für das
"Zähringische Monument" waren auch "3 Ausschußmänner der Beurbarung,
welche die Kosten trägt", eingeladen. Man beschloß, das Monument an der
Stelle des Fischbrunnens anzubringen und gleichzeitig eine neue
Brunnenschale anfertigen zu lassen. Das Kommissionsprotokoll
verzeichnet den weiteren Verlauf der Aktion: "Wird durch Rath Weiß dem
Herrn Statuar Hauser der Weinbrennerische Aufriß gleich nach der
Kommission zur Verfertigung des Modells im größeren, etwa 2 Schuh hohen
Maßstabe übergeben, und ein beyläufiger Uiberschlag der Bildhauer
Arbeit zum Vorlegen nächster Kommissionssitzung gefordert. (19. July
1806) Vom 19ten Julius an wurde das Modell, welches ganz in Holz
gearbeitet wurde, und mit dem Boden der Schaale 27 Schuhe in der Höhe
enthielt, von H Hauser unter der täglichen Direction des Raths Weiss
Verfertiget, und so viel es möglich war, jede Schwierigkeit erwogen und
gehoben. Auch wurden die Aufschriften bis zur ferneren Verbesserung
nach dem Maaßstabe eingetheilet und dem Modelle beygefüget. Am 6t Äugst
wurde das Modell fertig und von H Hauser dem Rath Weiß übergeben", der
ihm dafür 27 Gulden und der Tochter einen Gulden Trinkgeld bezahlte.
Nach Begutachtung des Modells am 7. August 1806 schickte die
Kommission sofort zwei Mitglieder zusammen mit dem Steinmetzen Georg
Riescher in die benachbarten Steinbrüche ab, "um zu sehen, wie und wo
die erforderlichen Steine einerley Art herzubringen seyen." Bei der
nächsten Kommissionssitzung am 18. August betrachteten die
Verantwortlichen im Spitalhof eine dort von Kunstmaler Küßwieder nach
dem Hauserschen Modell gefertigte und aufgehängte Skizze, um die
"allfällige Größe der Zukünftigen Statue ermessen zu können." Daß sich
auch der badische Baudirektor Friedrich Weinbrenner mit einem Brief vom
29. Mai 1806 aus Karlsruhe beratend in die Diskussion um die Gestaltung
des Brunnens eingeschaltet hatte 75,
beweist, welch bedeutungsvolles Werk auszuführen, sich F. A. X. Hauser
anschickte: "Über die von dem H. Rath Weiß so schön patriotisch
gedachte Idee, dem Stifter und Erbauer der Stadt Freiburg, Berthold dem
Dritten, Herzog von Zähringen, ein Monument zu errichten, welches
zugleich die Hauptstraße zieren und das Andenken und die Abstammung des
Hohen Badischen Hauses mit verewigen soll", glaubte Weinbrenner, "in
architektionischer Rücksicht, und hinsichtlich des Aesthetischen"
mehrere Punkte "in Erwägung bringen zu müßen": "Was die auf dem
Monument stehende Bildsäule des Herzogs Berthold anbetrifft, so könnte
wohl von der Idee, daß die Figur eine vergoldete Fahne in der Hand
halten soll, abzugehen seyn, in dem es dem besseren gothischen Stil
angemessener ist, wann dieselbe statt der Fahne in der rechten Hand
eine Lanze und in der linken einen Schild hält. Der weiters neben der
Figur anzubringende Löwe kann ferner weggelassen werden, und wenn er
zur Carakterisirung des Ganzen gehört, etwa auf dem Schild angebracht
seyn. Für die Erläuterung dieser gemachten Ausstellung lege ich hier
eine kleine Zeichnung von dem Grund- und Aufriß mit an, nach welcher
etwa das ganze Monument, wenn Alles sonstige mit dem Lokal harmonirt,
durch geschickte Arbeiter ausgeführt werden könnte. Ich bescheide mich
jedoch, daß auch diese Zeichnung, welche ich bloß nach den erhaltenen
datis und ohne das Lokal gesehen zu haben, verfertigte, in Rücksicht
der Gestalt und Form noch einige Berichtigungen erleiden mögte, weil
dieses Monument, analogisch mit den schon in Freiburg vorhandenen goth:
Gebäuden, die zu den schönsten ihrer Art gehören, und ohne Rücksicht
des Stils jenen nachzustehen, der Würde des Gegenstandes angemessen
gemacht werden soll."
Am 4. März 1807 leitete Direktor Stutz von der Beurbarungskommission
die Verwirklichung des Projektes dadurch ein, daß er den Magistrat
aufforderte, dem Zimmermeister Joseph Scherer, das erforderliche
Bauholz zur Erbauung einer großen Steinhauerhütte und eines Gerüstes
zur Verfügung zu stellen. Zunächst beteiligte sich F. A. X. Hauser an
den Steinmetzarbeiten für Brunnentrog und Säule, die der Meister Johann
Georg Riescher übernommen hatte, - sehr zum Mißfallen des ungeduldig
drängenden städtischen Bauamtscontrollors Voit: (10. May 1807)
"Bildhauer Hauser sagte dem Unterzeichneten gestern in Gegenwart des
Dom-Herren von Ligeritz, daß er sich mit der Statue wenigst vor 3.
Monath nicht binden lasse. Dieser muß ebenfahls vom Riescher
aufgestiftet sein, weil er jez wirklich an der Arbeith, welche Georg
Riescher im Akkord hat, arbeithet, womit er wönigst 6. Wochen zu thuen
hat und so kann er freilich nicht an der Figur des Herzogs arbeithen."
Doch am 28. Juli 1807 konnte nach Karlsruhe berichtet werden, daß das
"Denkmahl nun seiner Vollendung nahe" sei.
An dem 1888 durch Bildhauer Julius Seitz im Beckenbereich veränderten,
1938 um etliche Meter nach Norden verschobenen und 1944 leider
zerstörten Bertholdsbrunnen 76
wird nebenbei eine persönliche Beziehung F. A. X. Hausers erneut
sichtbar. Der 1795 als Curator seiner Kinder eingesetzte Maurer- und
Steinhauermeister Johann Georg Riescher arbeitete mit ihm bei der
Ausführung des Bertholdsbrunnens, des auffälligsten Projektes seines
Lebens, einträchtig zusammen. Riescher 77,
1759 in Mimmenhausen bei Salem geboren, 1827 in Freiburg gestorben,
bürgerte sich 1786 in Freiburg ein. 1792 erhielt er das Meisterrecht
für den Alten Friedhof, für eine Tätigkeit, die ihn als Maurer und
Steinhauer öfters mit dem Grabsteinlieferanten Hauser in Verbindung
gebracht haben dürfte. Riescher ist auch Münsterwerkmeister gewesen.
Für die Familiensituation F. A. X. Hausers anzumerken ist außerdem, daß
1806 "die Tochter", vermutlich das älteste noch lebende Hauser-Mädchen
Maria Anna, bei der Bezahlung des Brunnenmodells durch die
Beurbarungskommission einen Gulden Trinkgeld überreicht bekam, woraus
man schließen muß, daß sie damals der Bildhauerfamilie den Haushalt
führte.
Alt geworden, dürfte F. A. X. Hauser nach 1810 nur noch wenige Werke
ohne Mitarbeit seiner herangewachsenen Söhne geschaffen haben. Die
Pfarrkirche Hochdorf besitzt zwei kleine Prozessionstragfiguren der
Madonna und des Bruderschaftspatrons St. Sebastian aus dem Jahre 1811,
die - in Originalfassung erhalten - sich in der typischen Manier der
späten Hauser-Werkstatt präsentieren. Wie sehr F. A. X. Hauser auf
Hilfe angewiesen war, möchte ich daraus entnehmen, daß der 74 Jahre
alte Bildhauer am 10. Februar 1813 seinen ältesten Sohn Joseph Franz
Xaver Hauser von der Milizpflichtigkeit befreit haben wollte, ein
Antrag, der allerdings vom Kreisdirektorium am 4. März 1813 abgelehnt
wurde.78
Zumal das Grabsteingeschäft die Haupteinnahmequelle der Werkstatt
blieb, konnte die kräftezehrende Steinbearbeitung wohl kaum mehr von F.
A. X. Hauser allein geleistet werden. Beispiele solcher Arbeiten
liefern die Grabmäler des Schiffwirts Johann Fehrenbach (f 12. Mai
1812), Franz Xaver Hillers (f 22. 12. 1813) und Thomas Bonauers (f 30
März 1812) an der Außenwand der Freiburger Franziskanerkirche St.
Cyriak am Annaplatz (Wiehre), die in Körperhaltung und Gewandbehandlung
der dargestellten trauernden Angehörigen genau die im letzten
Lebensjahrzehnt festzustellende Manier F. A. X. Hausers und seiner
Mitarbeiter zeigen. Das Thema der Beweinung wandelte F. A. X. Hauser
auch an verschiedenen Modellen ab, von denen die holzgeschnitzte
"Engelsbeweinung Christi" des Freiburger Augustinermuseums die Signatur
"X. HR. 1816" trägt 79 und
stilistisch mit vergleichbaren Gestalten an Grabmälern übereinstimmt.
J. Dieffenbacher meinte 1906 dazu: "Für dieses hohe Alter eine
staunenswerte Leistung, wobei nicht gesagt sein soll, daß wir es mit
einer Meisterschöpfung zu tun haben, denn auch dieses Werk zeigt
mancherlei Schwächen." Die Rätsel um eine solche Aussage lassen sich
nur lösen, wenn man annimmt, daß F. A. X. Hauser als Werkstattinhaber
für die Idee zum Modell verantwortlich zeichnete, aber die Ausführung
weitgehend Sache der mitarbeitenden Söhne geworden war. Eine
Überlegung, die bei der Beurteilung aller Arbeiten jener Jahre beachtet
werden will, von Arbeiten, die den Hauser-Bildhauern wie von selbst
zufielen, weil sie nach Angabe der Freiburger Einwohnerverzeichnisse
von etwa 1802 bis zum Tod des Vaters als Bildhauer allein in der Stadt
tätig sein konnten. 1814 hatten sie "einen wappen von stein an das
kaufhaus zu verfertigen laut ackort per 22 fl. Item für die zwei
herzogen aus hartem holz zwei zepter das stück 2 fl 45 kr." 80
Auch außerhalb Freiburgs fanden Werke der Hauser nach wie vor ihre
Liebhaber, wie die im Typ einander sehr ähnlichen Grabmäler des
Amtmanns Joseph Mathias (t 18. Februar 1816) in Waldkirch sowie des
Oberamtmanns und Großherzoglich-Badischen Hofrates Konrad Duttlinger (t
16. Februar 1816) in Staufen demonstrieren. 81
Ignaz Speckle, der letzte Abt des Benediktinerklosters St. Peter auf
dem Schwarzwald, beauftragte 1817 die Hauser-Werkstatt, in der Vorhalle
der Kapelle des Alten Friedhofs in Freiburg zwei kleine Grabmäler für
fünf Patres anzubringen, die nach der unfreiwilligen Auflösung des
Konvents in Freiburg starben und auf dem Friedhof der Stadt begraben
worden sind. 82

|
Grabmal des badischen Hofrates Konrad Duttlinger in Staufen, 1816
Photo: Hermann Brommer |
Um eine kontinuierliche Arbeit zu Gunsten des Berufsstandes zu
gewährleisten, wählte die Freiburger Bauzunft zum Mond jährlich nur die
Hälfte des "Ächtemer Tisches", also vier Zunftgenossen, neu in den
Zunftausschuß hinein. Die Einträge im Protokollbuch, daß "H: Xaver
Hauser Bildhauer" 1815 in den Kreis der "Jung Ächtemer" aufgenommen
wurde und 1816 zu den "Alt Ächtemern" aufrückte 83, beziehen sich auf den greisen F. A. X. Hauser (V), weil nur er in den genannten Jahren das Meisterrecht besaß.
36
Stadtarchiv Freiburg, P VI c 1 Protokolle der Wirtschaftsdeputation
1771 1773, Bildhauer Conto füi die Rahmen im Raths Zimmer, 721.
37 Stadtarchiv Freiburg, Paket 133, Erbschaftsinventarium F. M. Kempf (Hinweis aus Nachlaß Dr. F. riefele, Kollektaneen I).
38 Archiv der Universität Freiburg, Universitaetische Rechnung 1774/75, Ausgaben, S. 100, Nr. 225 (8. 4.1775).
39 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 170, fol. 351.
40 Stadtarchiv Freiburg, Städtische Jahresrechnung 1777, Ausgab auf Bau und Reparationsgeldverdienst, 1. Quartal.
41 Friedrich Schaub,
Die Universität Freiburg in ihren Beziehungen zur Freiburger Kunst im
18. Jahrhundert Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der
Geschichtskunde von Freiburg, 37. Band/1923, S. 83/84.
42
"trudpertus walter Lediger schreiner gesell Von S. trupert aus dem
minster thall gebirtig" wurde am 13. Juni 1768 in die Bauzunft zum Mond
aufgenommen. Er baute sich in der Judengasse ein neues Haus, zum Strahl
genannt. (Aus dem Stadtarchiv Freiburg)
43 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 175 (1778/79), S. 236/37, 380, 413/414.
44 Stadtarchiv Freiburg, Akten Handel und Gewerbe Paket 12, Bauzunft zum Mond/Schreiner 1550 1865.
45
Hermann Brommer, Johann Baptist Sellinger Ein Breisgauer
Barockbildhauer (1714 1779) / Lebensgeschichte und verwandtschaftliche
Beziehungen / Werke und kunstgeschichtliche Bedeutung In Schau ins Land
Jahrbüchern 80/1962 und 81/1963.
46
Rudolf Morath, Joseph Hörr, Bildhauer aus Blasiwald (1732 1785)
Heimatbuch "Blasiwald im Hochschwarzwald" 2. Aufl./1972, S. 125 265.
47 Arbeiten des Klosterbildhauers Matthias Faller, St. Peter/St. Märgen.
48 Stadtarchiv Freiburg, B 1 Nr. 69, Denk Buch des Bauverwalters Carl Rösch, S. 71.
49 Karl Bannwarth, St. Ottilien St.
Wendelin-St. Valentin Drei bei der Stadt Freiburg im Breisgau gelegene
Waldheiligtümer Charitas-Druckerei Freiburg/1905, S. 78 und 101.
50 Karl Schuster, Zur Baugeschichte
des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert Münsterblätter V/1909, S. 12
Quittung vom 16. Juli 1782 in den Beilagen zur Münsterfabrikrechnung
1782 (freundliche Mitteilung von Bildhauer Alfred Erhart, Eschbach).
51
Landkreis Breisgau Hochschwarzwald Liste der Kulturdenkmale I. Die Bau
und Kunstdenkmale des ehemaligen Kreises Freiburg/1974, S. 175.
52 Mitteilung von Alfred Erhart, Eschbach, aus Münsterfabrikrechnung 1784.
52a-
Kunstepochen der Stadt Freiburg Ausstellung zur 850 Jahrfeier der Stadt
Freiburg Ausstellungskatalog des Augustinermuseums/1970, S. 353 Nr. 458
mit Abbildung 69.
53
Mitteilung Alfred Erharts aus Münsterfabrikrechnung 1785. "An
Weihnachten und anderen Festen, wenn der Silberaltar nicht komplett
aufgestellt wird, bilden vier silbern gefaßte, anbetende Engel den
Schmuck des Altartisches. Diese Engel sind zweifellos Hauser Arbeiten
und scheinen für den neuerworbenen Silberaltar
des Münsters gefertigt worden zu sein."
54
Wie Anmerkung 50, S. 13 J. A. Bretz, geboren 1724 Zaingrueb bei Gars a.
K./Niederösterreich; 1752 Einbürgerung; 1753 Verheiratung in Freiburg;
Zunftmeister, Bauamtscontrollor der Stadt; gestorben 1803 Freiburg.
(Vergleiche Schau ins Land 81/1963, S. 94.)
55 Freiburger Zeitung, Nr. 133 vom 15. Mai 1930 (3. Abendblatt).
56
Hermann Gombert, Vom schönen, alten Erbe In Ortschronik Bad Krozingen
Vergangenheit und Gegenwart Verlag Rombach, Freiburg/1959, S. 61.
57
Stadtarchiv Freiburg, Hs 51 Copia Von Epitaphia und Grabschrifften So
in hiesig: Stadt Freyburg: Closter=Kirchen befindlich ab Copiert ao
1790 durch Jos: Anton Buckeisen", S. 64, 65, 66, 67.
58 Vergleiche Endingen Pfarrkirche St. Peter, Verlag Schnell &C Steiner, München, Kleiner Kunstführer Nr. 987/1973, S. 6.
59 Oswald Mayer, St. Leodegar-Kirche Bellingen/1964, S. 10.
60Freundliche Mitteilungen von Professor Dr. Norbert Lieb, München, und
Direktor Dr. Bruno Bushart, Augsburg: Inventar Nr. 6571. Auf der
Rückseite des stellenweise bestoßenen Reliefs ist eine alte
Bleistiftaufschrift zu sehen: "1793". "Hauser Canovas bester Schüler v.
Wien." Das Relief wurde am 6. 10. 1927 im Antiquitätenhandel bei Jakob
Spät in München erworben.
61 Universitätsarchiv Freiburg, Beilagen zu den Quästurrechnungen, Band 168/1793 94, Nr. 14: "für 75:
Buchstaben in stein einZuschärfen"
62 Franz Laubenberger, Die Herzöge von Zähringen Badische Heimat, Mein Heimatland 49. Jg., Heft 4 Dez. 1969, S. 406 412.
63 Arnold Tschira, Das Denkmal des Freiherrn Philipp Carl von Wessenberg in Feldkirch Schau-ins-Land 65/66, 1938/39, S. 188 193.
64
Hermann Brommer, Die Mariä-Himmelfahrtskirche in Wittnau
Weihnachtssonderdruckbeilage zum Mitteilungsblatt der
Verwaltungsgemeinschaft Hexental, Merzhausen/19. 12. 1975.
65 Mitteilung von Bildhauer Alfred Erhart, Eschbach, aus dem Münsterarchiv, Fabrikrechnung 1795, S. 69.
66 Wie Anmerkung 59, S. 13.
67 Stadtarchiv Freiburg, P XXIII 67 Aufnahmeprotokoll der Bauzunft 1708 1804, fol. 42a.
68
Louis Reau, Les artistes allemands en France au 18e siecle Archives
Alsaciennes d'Histoire de l'Art 3/1924, p. 121 (Aus den
Immatrikulationsregistern der Academie Royale de Peinture et de
Sculpture in Paris).
69 Wie Anmerkung 20, Berufsverzeichnisse: Bildhauer.
70
Joseph Ignaz Amann, geboren 19. 4. 1763 Endingen, siedelte 1788
zusammen mit seinen Eltern nach Freiburg über. Kauf des Hauses "zum
weißen Löwen" in der Herrenstraße 17, Einbürgerung. 1789 Aufnahe in die
Bauzunft zum Mond. 1792 Verheiratung mit der Tochter des
Poststallmeisters, Cafewirts und Mehlwägers Georg Wehrle. Ernennung zum
Hofbildhauer des Fürsten von Thum und Taxis in Regensburg. 1802
Einbürgerung und Kauf des Badwirtshauses in Überlingen. Dort am 1. 2.
1822 völlig verarmt gestorben. Vergleiche Artikel "Joseph Ignaz Amann"
mit Quellenangaben im Künstlerlexikon Thieme-Becker — Neuausgabe Band
"A" VEB E. A. Seemann-Verlag, Leipzig.
71
Josef Sauer, Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts in Baden Freiburger Diözesan-Archiv 59, NF. 32/1931, S.
214.
72
Stadtarchiv Freiburg, Standnummer DWe 1895, Etwas über Kunst, Künstler
und Kunstfreunde Freyburgs. Freyburg im Breisgau, gedruckt von Xaxer
Rosset, Buchdrucker 1805 — Freyburg, im Monat Juny 1805 F. W.", 3.
Blatt.
73
Stadtarchiv Freiburg, Akten Brunnen, Paket 8 öffentliche und private
Brunnen, A G, 16. 19. Jhdt., Heft "Erbauung des Bertholds Brunnen,
ehevor Fischbrunnen 1806".
74 Freiburg im Breisgau Die Stadt und ihre Bauten, herausgegeben vom Badischen Architekten- und Ingenieur-Verein/1898, S. 486/487.
75 Wie Anmerkung 73.
76
Joseph Schlippe, Zur Geschichte des Bertholdsbrunnens in Freiburg
Nachrichtenblatt der öffentlichen Kultur und Heimatpflege im
Regierungsbezirk Südbaden 4. Jahrgang — April 1953 Nr. 4, S. 2/3.
77 N. Lieb F. Dieth, Die Vorarlberger Barockbaumeister Verlag Schnell & Steiner, München, 2. Auflage/ 1967, S. 104.
78 Stadtarchiv Freiburg, RP 389 Magistratsprotokoll 1813, o. S., EN. 373 und 616.
79 Wie Anmerkung 24, S. 52 und Abbildung S. 53.
80 Friedrich Hefele, Zur Baugeschichte des Freiburger Kaufhauses Schau ins Land 51—53/1926, S. 18.
81
Hermann Brommer, Das Grabmal des Konrad Duttlinger Eine Bildhauerarbeit
aus dem Wenzingerkreis Badische Zeitung, Ausgabe FL, Südlicher
Breisgau, 5. Januar 1965/Nr. 3, S. 13.
82 Julius Mayer, Geschichte der Benediktinerabtei St. Peter auf dem Schwarzwald/1893, S. 229/230.
83 Stadtarchiv Freiburg, B 5 (P) XXIII Nr. 71, Extraprotokoll der Bauzunft zum Mond 1804 1844, fol. 44a u. b.
Joseph Franz Xaver Hauser (VIa),
meist Joseph Xaver oder nur Joseph Hauser genannt
Nach dem Tod F. A. X. Hausers führte dessen am 4. Februar 1778
geborener ältester Sohn Joseph die Bildhauerwerkstatt weiter.
Langjährige Mitarbeit beim Vater ermöglichte einen nahtlosen Übergang
der Geschäfte. Am 27. April 1820 beschwerte sich allerdings der
"Zunftvorsteher zum Mond", daß sich "Bildhauer Hauser" weigere, in die
Bauzunft einzutreten.84 Um seine künstlerische Tätigkeit abzusichern,
unterwarf sich der 42jährige Bild hauer dann doch den
Gewerbebestimmungen und ließ sich am 22. Mai 1820 "auf der Ehrsamen
zunft zum Mond"
gegen eine Gebühr von 11 Gulden als Meister einschreiben.85 Störungen
der beruflichen Arbeit durch militärische Verpflichtungen suchte Joseph
Hauser dadurch abzuwenden, daß er am 1. Juli 1820 "um Befreyung vom
Eintritt unter das Burgerkorps" bat, die ihm 1821 gewährt wurde.86
In den Freiburger Adreßkalendern erscheint Joseph Hauser vom Jahr 1820
ab sofort als Bildhauermeister. Mit ihm ließ sich aber auch ein
Konkurrent nieder, und zwar der in der Forschung bisher noch
unbeachtete Bildhauer Franz Joseph Raufer.87
Ich vermute, daß der genannte Raufer mit jenem "Bildhauer Franz Joseph
Kaufer von Lenzkirch" (Kaufer? Lesefehler?) identisch gewesen ist, dem
man - zusammen mit dem Steinhauer Benedikt Wagner - 1798 die Ausführung
des neuen Taufsteins der Pfarrkirche Kirchhofen nach einem Modell
Johann Christian Wentzingers übertragen hatte.88
Unser Joseph Hauser wohnte zunächst auf der Insel, im Haus 76 N, bei
der mit Webermeister Gotthardt verheirateten Schwester Maria Theresia 89, 1830 finden wir ihn dann im Haus 94 auf der Insel bei Anton Andris untergebracht. 90
Zwischen 1830 und 1833 klafft eine Lücke in den Unterlagen über Joseph
Hauser. Wanderte er in jenen Jahren aus Freiburg ab? Einen solchen
Gedanken legt ein Acquisitionsschreiben des Königlich-bayrischen
Landgerichts Weißenhorn nahe, auf das die Freiburger Stadtbehörden
"betr. den Aufenthalt des Joseph Hauser dahier" am 13. August 1833
antworteten.91
1834 lebte der 56jährige Bildhauer wieder in Freiburg und mit ihm seine
Ehefrau "Anna geborne Boll aus Weisenhorn Königreich Baiern", genannt
"Nanette", die er offensichtlich von der Reise mitgebracht hatte. Die
Geschäfte scheinen aber nicht oder nicht mehr so gelaufen zu sein, daß
er auch eine Frau miternähren konnte. Kein Wunder, daß die angetraute
Ehefrau am 20. Oktober 1834 bei den Stadtvätern wegen "ihres
Aufenthaltes dahier" als Bittstellerin vorsprach 92, 1836 ein "Armuths Zeugniß" beantragte 93
und - um vermutlich eine Unterstützung erwirken zu können - am 9.
September 1836 um die Beschaffung eines Taufscheines "zum Behuf wegen
Nachweisung ihrer Verwandtschaft mit Erzbischof Boll" 94
bat. Das scheint ihr nichts genützt zu haben, denn schon im folgenden
Jahr holte das Stadtamt ein Vermögens- und Leumundszeugnis in einer
"U:S. gegen Anna Hauser wegen Diebstahls" ein.95
Die Lage des Bildhauers Joseph Hauser muß verzweifelt gewesen sein.
1840 und 1841 notieren die Stadtratsprotokolle "die zu Umkirch im Monat
Juni statt gehabte Arretierung der Jos: Hauserschen Ehefrau M.Anna
geborne Boll wegen Umherziehens". Es entstanden Untersuchungskosten
"wegen losen Umherirrens der M. Anna Hauser", und das Stadtamt
ermittelte erneut "gegen die Ehefrau des Bildhauers Hauser dahier wegen
Diebstahl".96
Angesichts solcher Umstände dürfte der Tod für Joseph Hauser eine
Erlösung gewesen sein. Er starb "am 9. Mai 1842, morgens um halb 2 Uhr,
dahier in dem Krankenspital, wurde der Anatomie übergeben, und dann
beerdiget den 14t Mai Morgens um 7 Uhr."97
Dazu paßt, daß er während der letzten Dreißigerjahre in den Freiburger
Adreßkalendern nicht mehr als Bildhauer verzeichnet wird, eine
Feststellung, die ich nur so deuten kann, daß Joseph Hauser
arbeitsunfähig geworden war. Hatte er sich die damals bei Steinhauern
weitverbreitete Lungenkrankheit zugezogen? Wohl eines seiner letzten
Werke dürfte der am Sockel mit "Jos. Hauser" signierte Grabstein des
Dominik Krauss 1834), ein flacher Obelisk mit Blumenkranz, im Alten
Friedhof Freiburgs gewesen sein.98
84 Stadtarchiv Freiburg, RP 396 Magistratsprotokoll 1820, o. S., EN. 910.
85 Stadtarchiv Freiburg, P XXIII/70, Protokoll einer ehrsamen Zunft zum Mond, S. 18.
86 Wie Anmerkung 84, EN 1121, 1453, 1522 und RP 397, Magistratsprotokoll 1821, o. S., EN 655, 885.
87
Ob F. J. Raufer mit dem bekannten Bildhauer Aloys Raufer (geboren 1794
Lenzkirch, tätig in Rom und Karlsruhe, gestorben 1856 Karlsruhe)
irgendwie verwandt gewesen ist, müßte noch überprüft werden. Vgl.
Künstlerlexikon Thieme Becker, alte Ausgabe, Band 28/1934, S. 42.
88
Ellen Lore Noack, Die Kirche von Kirchhofen Freiburger Zeitung,
Unterhaltungsbeilage "Badener Land", Nr. 16 vom 1. 8. 1936, Spalte 4
Karl Becker spricht im Kleinen Kunstführer "Die Pfarr- und
Wallfahrtskirche zu Kirchhofen i. Br."/l971, S. 29, abweichend von
"Franz Josef Kaufer, Bildhauer in Kenzingen".
89 Stadtarchiv Freiburg, Freyburger Addreß-Kalender auf das Jahr 1823, S. 114.
90 Stadtarchiv Freiburg, Freyburger Adreß Kalender auf das Jahr 1830, S. 114,
91 Stadtarchiv Freiburg, RP 412 Gemeinderaths Einreichungs Protokoll 1833, o. S., EN 2808.
92 Stadtarchiv Freiburg, RP 415 GEPr. 1834, o. S., EN 3469 und 4093.
93 Stadtarchiv Freiburg, RP 419 GEPr. 1836, o. S., Nr. 707, 2436, 3417 und 3658.
94
Bernhard Boll, geboren in Stuttgart, leitete von 1827 bis 1836 als
erster Oberhirte das neue Erzbistum Freiburg. Vgl. Wilhelm Burger, Das
Erzbistum Freiburg in Vergangenheit und Gegenwart, Verlag Herder
Freiburg/1927, S. 32.
95 Stadtarchiv Freiburg, RP GEPr. 1837, o. S., Nr. 1434, 4780 und 5117.
96 Stadtarchiv Freiburg, RP 427 GEPr. 1840, o. S., Nr. 3915 und Nr. 5370 sowie RP 428 GEPr. 1841, Nr. 179.
97
Generallandesarchiv Karlsruhe, 390/1547, Stadt Freiburg, Pfarrei St.
Martin, Standesbücher 1838 1844, Sterbebuch 1842, Act: 76, S. 490.
98 Mitteilung von Bildhauer Alfred Erhart, Eschbach.
Franz Xaver Hauser (VIc),
meist nur Xaver genannt
Nicht mit F. A. X. Hauser verwechselt werden darf dessen jüngster,
am 10. Oktober 1793 geborener Sohn Franz Xaver. Daß er beim Vater etwa
von 1807 an die Kunst der Bildhauerei erlernte, wird wohl nicht zu
bezweifeln sein. Wo sich der junge Xaver während der Wanderschaft
aufhielt, konnte ich nicht ermitteln. Möglicherweise ist aber die
Bleistiftaufschrift "Hauser Canovas bester Schüler von Wien", die von
unbekannter Hand auf der Rückseite des Johannesschüssel-Reliefs (1793,
jetzt Augsburg) angebracht wurde, auf ihn zu beziehen. Ein Hinweis, der
vom Bearbeiter des künstlerischen Werkes der Hauser kritisch zu
untersuchen sein wird. Ich selber werde den Verdacht nicht los, daß
mündliche Überlieferungen über Vater und Sohn durcheinandergeraten zu
sein scheinen oder daß man nachträglich angesichts der von beiden
Bildhauern verwendeten Signatur "X. Hauser" nicht mehr klar zwischen
beiden zu unterscheiden vermochte.
Mit dem Beginn einer selbständigen Tätigkeit in Freiburg hing sicher
die Beschwerde des "Zunftvorstandes zum Mond" vom 3. März 1825
zusammen, "daß Xav. Haußer sich nicht einzünften gelassen habe." 99
Der Bildhauer versuchte, zuerst Fuß zu fassen, wie eine 1826 bei der
Stadt eingereichte Rechnung "über ein als Muster zur Benennung der
Straßen behauener Stein im Betrag ad 1 f 48 kr" zu erkennen gibt.100 "Unterm lt Juny 1828" etablierte er sich dann als Meister der Bauzunft zum Mond 101,
zur selben Zeit, als er einen Auftrag für das Münster erhielt.
Münsterbaumeister Friedrich Kempf schrieb darüber: "Die Chorstühle zu
beiden Seiten des unteren Chores (die oberen wurden schon 1815
aufgestellt) sind von Glänz, auf Grund seiner Zeichnung und seines
Angebots, um 450 fl ausgeführt und im Jahr 1828 aufgestellt worden. Die
Figuren der Kirchenlehrer an den Ecken derselben, von dem Grafen
Reinach gestiftet, sind von Bildhauer Xaver Hauser geschnitten. Die
oberen Chorstühle waren früher mit weißer Lackfarbe gestrichen und
vergoldet, während man den neuen Chorstühlen die Farbe gab, "welche das
ganze innere Gebäude hat."102 Gegen diese auf einem Eintrag im Tagebuch desFreiburger Kunstschreiners Franz Sales Glaenz 103
fußende Nachricht hatte J. Dieffenbacher schon 1906 Bedenken erhoben,
weil er F. A. X. Hauser (V) als Meister der vier
Kirchenlehrerstatuetten annahm und ihm über Leben und Wirken des
jüngsten und letzten Hauser-Bildhauers nichts bekannt gewesen ist.104
Selbst Münsterbaumeister Kempf unterschied nicht zwischen Vater und
Sohn Xaver Hauser, als er 1907 über das Wiederaufleben der Gotik in
Freiburg berichtete und die "Figuren der vier Kirchenlehrer an den
Eckpfosten der Chorstühle Xaver Hauser, dem
 |
Photo: Hermann Brommer
Papst Gregor, eine der 1828 von Xaver Hauser jr. zum Chorgestühl des Freiburger Münsters geschaffenen Kirchenlehrerstatuetten
|
Schöpfer des Abendmahles im Münster" zuordnete.105
Die vier etwa 67 cm hohen Statuetten stellen die abendländischen
Kirchenlehrer Ambrosius, Augustinus, Gregor und Hieronymus dar; sie
werden heute im Magazin der Münsterbauhütte verwahrt .106 1829 schuf unser Bildhauer den mit "X. Hauser" gezeichneten Grabstein des Zunftmeisters Alois Schlosser 107,
einen auf Kugelfüßen stehenden, mit Palmen- und Blütengewinde
dekorierten Obelisken im Alten Friedhof Freiburgs. Im selben Jahr
beschloß der Magistrat "die Aufstellung des Johann v. Nepomuks auf die
Treisam Brück" durch "Hauser Xav. Bildhauer".108 1832 sehen wir ihn als "Stangentrager" (Träger einer Zunftstange) bei der Fronleichnamsprozession eingesetzt 109,
nach altem Brauch seinen Genossen von der Bauzunft voranschreitend. Und
1833 bezeugt das städtische Ratsprotokollbuch noch einmal die
künstlerische Tätigkeit unseres Meisters mit dem Eintrag "Fr. Xaver
Hauser Bildhauer bittet um Genehmigung eine Lotterie 3 Stücke nach
Raphael /1. Albaster", wobei es wohl um die öffentliche Versteigerung
dreier Arbeiten gehen sollte.110
Im blühenden Mannesalter von 45 Jahren starb "1838 den 28. Jänner
abends sieben Uhr dahier, und wurde den 30ten d. M. abends 4 Uhr von
Kooperator Theodor Heberling beerdiget der ledige Xaver Hauser,
Bildhauer von hier."111
Kein Hinweis verrät, welchem Leiden er so früh zum Opfer fiel. Mit
Xavers Tod verschwindet der Name Hauser endgültig aus den
Bildhauerverzeichnissen der Freiburger Adreßkalender. Obwohl der
älteste Bruder Joseph noch vier Jahre weiterlebte, begann die
Hauser-Werkstatt, die über zweihundert Jahre in Kirchzarten,
Schlettstadt und Freiburg floriert hatte, nun zu erlöschen.
Guten Einblick in Lebensumstände, Verwandtschaftsbeziehungen und
Werkstattbetrieb des verstorbenen Meisters bieten die Nachlaßakten über
"die Verlassenschafts Theilung des verstorbenen Xaver Hauser ledig
gewesener Burgersohn und Bildhauer", die am 7. März 1838 angelegt
wurden.112
Er, der von 1824 ab in den städtischen Adreßbüchern verzeichnet wurde,
zuerst bei der Witwe des Zunftmeisters Gaiser in der Pfaffengasse 366,
später bei der Witwe Joseph Hogs in der Schlaghausgasse 746 logierte,
hatte - im Gegensatz zu dem völlig verarmten Joseph Hauser - mit seiner
Kunst immerhin so viel verdient, daß er seinen Erben nicht nur Hausrat
und Werkstatteinrichtung, sondern auch ein Sparguthaben hinterlassen
hat. Bei der "Tagfahrt" zur Aufstellung des Verlassenschaftsinventars
fanden sich "außer dem Einlagsbüchle, über das bei der städtischen
Sparkasse dahier stehende Kapital" von 200 Gulden keinerlei Urkunden
vor, die zu beachten gewesen wären. Als Erben wurden die vollbürtigen
Geschwister anerkannt: "Johann Hauser, verheiratheter Bildhauer in
Wien, Joseph Hauser, Bildhauer dahier, Anna Hauser, ledig und majorenn,
als Pfründnerin im Heiliggeistspital, Theresia Hauser,
Ehefrau des Friedrich Gotthardt, Webers und Blattmachers, Rosa Hauser,
ledig und majorenn, Näherin dahier." Unter den Kleidungsstücken und
Einrichtungsgegenständen fallen "1. alter Säbel" (hat Xaver Hauser als
Soldat an den Befreiungskriegen teilgenommen?), drei Sessel, Geldgurt,
zwei Tabakspfeifen, eine Schreibtafel, ein Vogelkäfig, elf "Täfele" und
ein Christusbild auf. Unmittelbar zu seiner künstlerischen Tätigkeit in
Beziehung standen »5. Zeichnungsbücher, 1 Hobelbank, 1 Schleifstein,
einige kleine Mödel, dto, 36 Stk Eisen zum Holzschnitzen, 25 dto zum
Steinschnitzen, 2 Sägen, Vorrath altes Holz, zwey Steine zum
verarbeiten, 1 Madonnabild, 6 Stk Figuren, 2 dto, 1 Glaskästlein mit 1
Figur, 1 kleiner Alabasterstein." Der Vermögenssumme von 282 fl 21 kr
standen 121 fl 25 kr Schulden gegenüber, unter anderem für Arzt,
Medikamente, Sarg und Begräbniskosten. Steinhauer Elmlinger in
Pfaffenweiler hatte "für gelieferte Steine lt. Verzeichniß 20 fl"
zugut; Handelsmann Heinrich Kapferer legte eine Rechnung für noch nicht
bezahlte Waren vor; Kopfwirt Pyrrh reklamierte 4 fl 26 kr. für ein
Fäßchen Wein, und die Maurermeister Schwarzweber und Wiedmann sowie der
Vergolder Sebastian Nißle reichten um die Bezahlung ihrer Arbeitslöhne
ein, Beträge, die sich aus der Mitarbeit beim Setzen von Grabsteinen
und Vergolden von Inschriften und Bilderrahmen ergeben hatten. Auch ein
Franz Xaver Boppert war "bey Bildhauer Hauser in Arbeit getreuen den lt
März 1837 bis 11t May incl: 1837". Von der gesamten Lohnsumme, "per Tag
1 fl", hatte er noch eine Restzahlung von 7 fl 31 x zu beanspruchen.
Katharina Bichler, die letzte Hauswirtin des Verstorbenen, verlangte 8
fl ausstehenden Mietzins, und der Salmenwirt Würth wollte 4 fl 36 kr
ersetzt bekommen, weil ihm "Bildhauer Hauser im verfloßenen Jahr aus
Unvorsichtigkeit und in einem betrunkenen Zustande einen Kreuzstock
zerbrochen" habe. Zur besseren Aufteilung der Hinterlassenschaft
versteigerte man am 4. Mai 1838 um den Erlös von 93 fl 19 kr die Habe
Xaver Hausers. Lediglich die Steine aus Paffenweiler blieben
ausgenommen: Den größeren nahm Steinhauermeister Elmlinger zum Preis
von 9 fl wieder zurück; aus dem kleinen wollte man einen Grabstein für
den Verstorbenen anfertigen lassen. Nach Tilgung aller
Verbindlichkeiten blieben 161 f 1 4 kr Guthaben übrig, die zu je einem
Fünftel den erbberechtigten Geschwistern zuflössen.
Wegen des Erbanteils von 32 fl 123/s kr, die dem in Wien lebenden
Bruder Xaver Hausers zustanden, berichtete das Großherzoglich Badische
Stadtamtsrevisorat Freyburg am 14. Mai 1838 an den Hochlöblichen
Magistrat der K. K. Haupt- und Residenzstadt Wien: Der Verstorbene
hätte "nebst den hier wohnenden 4 Geschwistern einen vollbürtigen
Bruder Namens Johann Hauser, verheuratheter Bürger und Bildhauer *
bezw. Militär- und Civil-Federschmücker, wohnhaft in der Stratzischen
Hauptstraße Nro 17" hinterlassen. Nachfragen in Wien 113
erbrachten, daß dort weder ein Bildhauer Johann Hauser noch
irgendwelche Arbeiten von dessen Hand bekannt sind. Offensichtlich
hatte der am 13. August 1781 geborene Johann Baptist Hauser die
Bildhauerei aufgegeben und sich der Federschmückerei, was immer auch
darunter zu verstehen sein mag, zugewandt. Das Stadtarchiv Wien teilte
mir mit, daß "in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts (etwa bis 1875)
ein Federnschmücker Johann Hauser in der Josephsstadt unter der Adresse
Am Glacis 24" gewohnt habe.114
Nicht auszuschließen, daß er mit unserem aus Freiburg stammenden Johann
Hauser identisch gewesen ist. Im übrigen erinnert die aus den
Erbschaftsakten Xaver Hausers hervorgehende Nachricht über einen als
Bildhauer nach Wien gewanderten Bruder sofort an die
Bleistiftaufschrift des Augsburger Johannesschüssel-Reliefs, obwohl
dadurch nicht besser geklärt wird, welcher "Hauser bester Schüler
Canovas v. Wien" gewesen sein soll.
99 Stadtarchiv Freiburg, RP 401 Magistratsprotokoll 1825, o. S., EN 867, 1172.
100 Stadtarchiv Freiburg, RP 402 Magistratseinreichungsprotokoll 1826, o. S., EN 4335.
101 Wie Anmerkung 85, S. 26, Nr. 74.
102
Friedrich Kempf, Die sog. Verschönerungskommission und ihre Tätigkeit
vor hundert Jahren Zeitschrift des Freiburger Geschichtsvereins 39./40.
Band/1927, S. 271/272.
103
Anmerkung 71, S. 225/226: Joseph Dominik Glänz (1778 1841) schuf vom
Beginn der Zwanzigerjahre ab später zusammen mit seinem Sohn Franz
Sales Glänz (1810 1855) die umfassende neogotische Neuausstattung des
Freiburger Münsters.
104 Wie Anmerkung 24, S. 52.
105
Friedrich Kempf, Die Bildhauerfamilie Glänz. Das Wiederaufleben der
Gotik in Freiburg i. Br. zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Schau-ins-Land
34. Jahrlauf/1907, S. 58.
106 Mitteilungen von Münsterwerkmeister Sepp Jakob, Freiburg.
107 Mitteilung von Bildhauer Alfred Erhart, Eschbach.
108 Stadtarchiv Freiburg, RP 405 Mag. E. Pr. 1829, o. S., EN 2293.
109 Wie Anmerkung 83, fol. 31a.
110 Stadtarchiv Freiburg, RP 412 - GEPr. 1833, o. S., EN 1161.
111 Dompfarramt Freiburg, Totenbuch 1826 1845, S. 313, Nr. 5.
112 Stadtarchiv Freiburg, Nachlaßakten des großherzoglich badischen Amtsgerichts Freiburg, Nr. 2892.
113 Auskünfte der österreichischen Galerie, Museum im Belvedere (Nr.
726/1966) — mit Rückfrage beim Bearbeiter des "Lexikons der bildenden
Künstler Österreichs") und der Akademie der bildenden Künste in Wien
(Rektorat Nr. 946/65/66).
114 Mitteilung des Magistrats der Stadt Wien Abt. 67/Archiv, Rathaus M,
Abt. 67 160/66 Dr. C/N vom 27. Mai 1966 (Archivrat Dr. H. Jäger) mit
Bezug auf Lehmann's Wohnungsanzeiger 1861 ff.
Die Faßmaler Hauser
Der Zusammenstellung über die Freiburger Bildhauer Hauser würde
etwas Wichtiges fehlen, wenn ich nicht noch kurz auf die mit ihnen eng
zusammenhängenden Faßmaler Hauser zu sprechen käme. Das ist schon
deshalb wichtig, weil die Bildhauer der vorangegangenen
Hauser-Generationen immer wieder Werke ihrer Hand selbst farbig faßten
und vergoldeten. So lag es wohl im Interesse des gesamten
Geschäftsbetriebs, daß sich Söhne Anton Xaver Hausers (IV) ganz der
Faßmalerei und dem Vergolderhandwerk zuwendeten. Die Faßmaler Hauser
tauchen in der kunstgeschichtlichen Literatur Südbadens für das späte
18. und 19. Jahrhundert immer wieder auf und möchten auch als nahe
Verwandte der gleichnamigen Bildhauer nicht übersehen werden.
Alois Hauser
Daß Bildhauer A. X. Hauser (IV) 1770 seinen "Sohn Aloysi ein aus
Bündiger goldtfaßer" sofort nach dessen Lehrzeit für sich einsetzen
wollte, veranlaßte "gesamte allhießige Mahlere, und faßere, hierwegen
sich aüßerst zu Beschwähren". Dem alten Zunftmeister Hauser empfahl der
Freiburger Magistrat, sich "BeyHochlöbl: Regierung Supplicando zu
melden, und im Fall, daß ein goldfaßer so doch eine frey=Kunst ist, an
die wanderschafts=Jahre, gleich anderen profehsionisten, gehalten seyn
solle", dort die entsprechende "Dispensation" zu beantragen.115
Um die Wanderjahre scheint der am 20. April 1753 geborene (Joseph)
Alois nicht herumgekommenzu sein. Denn in den schriftlichen Belegen ist
er erst wieder am 14. Januar 1775 zu fassen, als er sich mit Josepha
Zehringer, der Tochter des städtischen Überreiters Joseph Zehringer,
verheiratete.116
TAFEL V |
(Jos.) Alois Hauser
Goldfasser und Maler
* 20. 4. 1753 Freiburg
+13. 5. 1830 Freiburg
I_________
|
1. OO
14. 1. 1775
Freiburg
_____________
|
Josepha Zehringerin
* 23. 3. 1754 Freiburg
________I
|
|
2. OO
26. 5. 1806
Freiburg
______________
|
Maria Anna Witschger
* ca. 1766/68
+15. 7. 1838 Freiburg
________I
|
|
|
I
Karl Hauser
Faßmaler
* 4. 11. 1809 Freiburg
+17. 4. 1849 Freiburg |
Enge Zusammenarbeit mit den beiden während der späten Siebzigerjahre in
Freiburg tätigen Bildhauern zeigen die Tauf einträge von drei 1775,
1776 und 1778 geborenen Kindern Alois Hausers auf.117 Bei den beiden zuerst Geborenen wurde "Hon. Juvenis Xaverius Hauser Sculptor" Götti, während beim dritten Kind derStatuarius
Joseph Hörr als Pate fungierte. So ist erklärlich, daß 1776 "mit dem
Faßmaler Aloysi Hauser der accord wegen Fassung 12 stück grosser
wandlaüchter in den redoutten Saal mit gutem gold pr stuck = 5 fl 30 xr
angestoßen" wurde 118,
im Rahmen von Ausstattungsarbeiten, zu denen Bildhauer F. A. X. Hauser
ebenfalls Beiträge leistete. Für die abgelieferte Arbeit kassierte
Alois Hauser am 11. Januar 1777 beim Säckelamt der Stadt 71 fl.110 Und 1778 zünftete er sich in der Malerzunft zum Riesen als Meister ein.120
Alois Hauser scheint sein Kunsthandwerk nur mit wechselndem Erfolg
betrieben zu haben. 1789 mußte er sogar "um ein Armuthszeugnis und um
Befreyung Von Tax und Stempel in der von georg Frey von betzingen wider
ihn anhängig gemachten Rechtssache" nachsuchen, "da der Bittsteller
bekannter Dingen nur höchst kümmerlich sich und den seinigen den
Lebensunterhalt in abgang all andren Vermögens erringet." 121
Kurze Zeit bezeichnete sich Alois Hauser auch als "Groskremp", ein
Hinweis darauf, daß er sich nebenher als Händler versuchte, um
finanziell besser über die Runden zu kommen.122
Die Adreßbücher Freiburgs bestätigen dies: Während er vorher im Haus
356 wohnte, hatte Alois Hauser 1807 bei Kaufmann Nino in der
Kaiserstraße 29 Wohnung genommen.123 Nachdem sich unser Meister von 1808 ab wieder zu den Faßmalern zählte, scheint er seinen erlernten
Beruf bis zum Tod am 13. Mai 1830 124 ausgeübt zu haben. Von seinen
Kindern trat nur der 1809 geborene und 1849 ledig in Freiburg
verstorbene Karl Hauser 125 in die Fußstapfen des Vaters.
115 Stadtarchiv Freiburg, RP 166 Mag. Pr. 1769 1773, S. 316.
116 Dompfarramt Freiburg, Ehebuch 1733 1785, S. 380 Nr. 5.
117 Dompfarramt Freiburg, Taufbuch 1754 1782, S. 531, 562, 605.
118 Stadtarchiv Freiburg, RP 170 (1774 76), S. 352.
119 Stadtarchiv Freiburg, P VI c 2 Protokoll der Wirtschaftsdeputation 1777-1782, S. 5.
120
Stadtarchiv Freiburg, P XXIII 2 - Beschrieb der 12 Zünfte, fol. 41b Von
1799 bis 1802 gehörte er auch dem Zunftausschuß der "Dreyer" an.
121 Stadtarchiv Freiburg, RP 204 (1789, 1. Teil) In Politicis, o. S., 24t April 1789.
122 1806/07: Bei Schließung der zweiten Ehe, Taufe des ersten Kindes und im Freiburger Adreßbuch.
123 Stadtarchiv Freiburg, Bürgerlicher Schematismus Freyburg 1807, S. 70.
124 Generallandesarchiv Karlsruhe, 390/1546 Stadt Freiburg, Pfarrei St. Martin 1828 1837, Sterbebuch 1830, Act. 66, S. 14.
125 Dompfarramt Freiburg, Taufbuch 1797 1811, S. 129
Generallandesarchiv Karlsruhe, 390/1548 Stadt Freiburg, Pfarrei St.
Martin 1845 1849, Sterbebuch 1849, Act. 72, S. 276.
Vinzenz Hauser und Sohn
Mehr wirtschaftlichen Erfolg erntete der am 2. April 1759 geborene
Vinzenz Hauser, als er 1781 begann, im elterlichen Wohnhaus in der
Nußmannsgasse selbständig als Faßmaler zu arbeiten. Sofort für den
Stiefbruder F. A. X. Hauser, den Bildhauer, tätig, hat Vinzenz Hauser
1781 "die Otilia in der Gruft samt Feltzen, auch die Otilia ob der Dihr
mit Oehlfarb angestrichen und samt dem Stab, Schein und Kölch
verguldet",126
sich also an den Arbeiten beteiligt, mit denen die Ausstattung der
Waldkapelle St. Ottilien bei Freiburg vervollständigt wurde. Wie zu
erwarten, protestierten die zünftigen Maler umgehend gegen Vinzenz
Hauser "in Betreff bißhin unterbliebener zunft Einlassung" 127 worauf er sich sofort bei der Malerzunft zum Riesen beruflich absicherte.128
Am 9. Februar 1782 heiratete Vinzenz Hauser in Freiburg Margaretha Hurstin 129 , die Tochter des Glasermeisters Johann Michael Hurst, aus Kaysersberg/ Oberelsaß.130 Sie ist eine Stiefschwester des seit 1761 in Freiburg eingebürgerten Glasers und Zunftmeisters Johann Hurst 131
gewesen. Aus der Ehe Vinzenz Hausers gingen von 1782 bis 1800 neun
Kinder hevor. Am 14. Oktober 1790 erwarb er sich durch Kauf des
elterlichen Anwesens in der Nußmannsgasse einen gesicherten Wohnsitz,
als sich seine Mutter, Franziska Hauser geborene Großin, auf das
Altenteil zurückzog.132
Einträge in den städtischen Rechnungen deuten fortlaufend an, daß
Vinzenz Hausers Malergeschäft gut florierte. Hervorheben möchte ich
aber nur vier Aufträge, die unter anderem die seit 1781 erkennbare
künstlerische Zusammenarbeit mit F. A. X. Hauser bestätigen: 1784
entstand in der für den verwandten Bildhauer charakteristischen Manier
eine Muttergottesstatue für die Freiburger Lorettokapeile.133 In der ausgehöhlten Rückseite trägt die Figur ein
Pergamentblatt mit der Inschrift: "DIREGTOR DOMINUS WENTZINGERR. X.
HAUSER FESIT. VINCENTIS HAUSSERR PITOR ANNO DOMINI 1784 IN MENSIS DIE 4
AUGUSTI". Ein Text, aus dem hervorgeht, daß Johann Christian
Wentzinger, der angesehene Künstler und Ratsfreund, die Ausführung des
gegebenen Auftrages überwachte (dirigierte), F. A. X. Hauser als
Bildhauer und Vinzenz Hauser als Faßmaler verantwortlich zeichneten.
1795 erhielt unser Maler 56 Gulden für Arbeiten im Münster
(Kanzeldeckel F. A. X. Hausers?).134 1807 zog man Vinzenz Hauser für
die Vergolderarbeiten am neuen Bertholdsbrunnen und für die farbliche
Fassung des alten Christophsbrunnens heran.135 Und 1827 setzte Vinzenz
Hauser bei der farblichen Fassung der von Glänz gefertigten
neogotischen Münsteraltäre neue Maßstäbe.136
TAFEL VI
|
Vinzenz Hauser
Faßmaler und Vergolder
* 2.4.1759 Freiburg
+ 15.4.1831 Freiburg
I____________
|
OO
9.2.1782
Freiburg
________
|
Margaretha Hurstin
* 25.2.1759 Kaysersberg/Oberelsaß
+ 19.11.1838 Freiburg
________________I
|
|
|
|
I
Vinzenz Hauser
Vergolder und Lackierer
* 7.9..1784 Freiburg
+ 16.2.1856 Freiburg
|
OO
23.7.1810
Freiburg
________
|
Catharina Spitz
* 5.5.1790 Freiburg
+ 6.3.1860 Freiburg
_____________I______________
|
__________
I
|
|
|
Vinzenz August Hauser
Vergolder und Lackierer
* 7.7..1811 Freiburg
|
1. OO
15.7.1841
Freiburg |
Anna Schaefhauser
* 16.8.1818 Engen
+ 17.8.1861 Freiburg |
Otto Hauser
Maler
* 15.4.1827 Freiburg
+ 23.1..1886 Freiburg |
1. OO
|
Salome Schmidt
+ 27.9.1866 Freiburg
|
|
2. OO
8.6.1865
Freiburg |
Theresia Binz
geb. Schmiederer
|
|
2. OO
21.2.1867
Freiburg
|
Anna Kuhn
*1.5.1839 Wolfach
|
Ähnlich wie Alois Hauser übte
auch Vinzenz Hauser das Amt des "Dreiers" in der Malerzunft zum Riesen
aus. 1808 stieg er sogar zur Würde des Zunftmeisters auf, die er bis
zum Tod beibehielt.137
Kurz zuvor hatte er einer für Freiburg schmerzlichen Affaire zu einem
guten Ende verholfen. Im Gefolge der von 1794 an in Deutschland
eindringenden französischen Revolutionsarmeen tauchten überall
Kommissäre auf, die unter anderem Kunstwerke und wissenschaftlich
wertvolle Schriften beschlagnahmten und nach Paris wegführten. Nach dem
Willen der französischen Revolutionsmänner sollten die Pariser
Nationalmuseen mit den erhabensten Werken der europäischen Kultur
geschmückt werden, weil man Paris, den Ausgangspunkt der großen
Revolution, zum politischen und kulturellen Mittelpunkt des Kontinents
machen wollte.138
Als im Sommer 1796 die Rhein- und Moselarmee unter General Moreau bei
Kehl den Rhein überschritt, stießen Teile dieser Truppen rheinaufwärts
vor und besetzten am 17. Juli 1796 Freiburg. Mit ihnen kamen
Regierungskommissar Nicolaus Haussmann, ein gebürtiger Elsässer, und
Professor Matthias Metternich, ein Mainzer Jakobiner, die über den
französischen Kommandanten den Freiburger Magistrat aufforderten, unter
anderem die beiden Flügel des Holbein-Altars der Universitätskapelle 139
und "die Flucht der hl. Familie" Hans Baldung-Griens aus dem Hochaltar
des Münsters auszuliefern. Die drei Altargemälde wurden am 24. Juli
1796 auf städtische Wagen verladen und sofort über den Rhein
transportiert. Jahrelang verschollen, entdeckte der Freiburger
Magistratsrat und Redakteur der Freiburger Zeitung, F. X. Schnetzler,
Ende 1804 die drei Münstergemälde im Vorhaus der Colmarer Bibliothek
wieder. Lange Verhandlungen setzten ein, die vom Präfekten des
Departements Oberrhein, Felix
Desportes, und dem Colmarer Dichter Konrad PferTel sehr gefördert
wurden und im Herbst 1807 dazu führten, daß das Pariser
Innenministerium die Rückgabe der drei Altarbilder nach Freiburg
genehmigte. "Kraft dieses Bescheides, der allenthalben mit berechtigter
Freude entgegengenommen wurde, beschloß der Magistrat, den Zunftmeister
Vinzenz Hauser als Kunstverständigen zu ermächtigen, sich unverzüglich
nach Colmar zu begeben, um die Gemälde daselbst in Empfang zu nehmen
und sie wohlverwahrt nach Freiburg zu verbringen. Hauser, der dem
Präfekt Felix Desportes ein warmgehaltenes Dankschreiben des Rates
überbrachte, ist in Colmar überall sehr freundlich aufgenommen und
behandelt worden. Er kam in der Nacht vom 31. Dezember 1807 auf den 1.
Januar 1808 mit den Gemälden, die man ihm ohne alle Schwierigkeiten
auslieferte, nach Freiburg zurück."140
Vinzenz Hauser segnete nach einem erfolgreichen Leben am 15. April 1831 das Zeitliche 141
und wurde auf dem Alten Friedhof begraben. Dort steht an der Mauer zur
Karlstraße, nahe der nördlichen Friedhofsecke, noch sein vermutlich von
einem der beiden letzten Hauser Bildhauer geschaffener Grabstein, der
uns kündet:
"Fest im Glauben, treu und bieder
wandelt´ er des Lebens dunkle Pfad',
bis ihn selig rief hinüber
Gottes Wink ans ew'ge Lichtgestad."142
Von den Kindern des Faßmalers Vinzenz Hauser sr. folgte der älteste
Sohn gleichen Namens dem Vater im Berufe nach. Als Juniorchef seit 1810
gleichrangig in der Werkstatt mitarbeitend 143,
wurde Vinzenz Hauser II (1784-1856) sofort nach dem Tod des alten
Zunftmeisters auch in dessen Zunftämter als Armenkommissar und
Zunftmeister übernommen.144
Man schätzte ihn allgemein als Kirchenmaler und Restaurator; er errang
sich Namen und Vermögen. Eine mehr zufällig zusammengekommene Liste
will auf die Bedeutung Vinzenz Hausers II für das Kunstgeschehen im
Breisgau während des zweiten Viertels des letzten Jahrhunderts hinweisen
1834 Renovierung von drei Altären des Klosters Tennenbach und deren Aufstellung in der Kirche Günterstal 145;
1835 Farbfassung und Vergoldung von Altar, Kanzel und Beichtstuhl der Pfarrkirche Amoltern 146;
1838 Renovierung des Freiburger Kaufhaussaales zum Deutschen Naturforscherund Ärztekongreß 147;
"Arbeiten zu St. Ursula" 148;
1839 Risse für einen neuen Hochaltar nach Waltershofen 149; Malerarbeit in der evangelischen Kirche Freiburgs;
1840 Fassung und Vergoldung der neuen Kanzel in der Pfarrkirche Gottenheim 150;
1845 Farbfassung des Orgelgehäuses der Pfarrkirche Kirchzarten.151
Wem diese knappe Aufzählung nicht genügt, kann sich von einer
kleinen Episode überzeugen lassen: Als man 1840 in Gottenheim eine neue
Kanzel für die Pfarrkirche bestellen wollte, wurde die Gemeinde "zu
Hauser (Maler) & Lederle (Schreiner) gewiesen mit dem Bemerken, daß
diese die meisten Arbeiten für die Kirchen besorgen. Von der
Zuverlässigkeit der Akkordanten Lederle & Hauser in Freiburg
versicherten uns glaubwürdige Männer".152
1841 nahm Vinzenz Hauser II seinen 1811 geborenen Sohn August Hauser
als Juniorpartner in das Geschäft auf, dem er beim Tod 1856 zwei von
Wohlhabenheit zeugende Häuser und einen gutgehenden
Dekorationsmalerbetrieb hinterließ.153 Das allerdings zu einer Zeit, als die letzten Bildhauer Hauser in Freiburg schon beinahe vergessen waren.
126 Wie Anmerkung 49, S. 78.
127 Stadtarchiv Freiburg, RP 176 (1780/82), S. 645.
128 Wie Anmerkung 120, fol. 41b.
129 Nach Mitteilung von Stadtarchivar Jean Ittel, Kaysersberg, wurde Margaretha Hurst am 26. Februar 1759 geboren.
130 Dompfarramt Freiburg, Ehebuch 1733 1785, S. 430.
131 Geb. 1. Nov. 1739 Kaysersberg (Jean Ittel). Wanderte zwei Jahre in
Frankreich, dann über drei Jahre Geselle in Freiburg. 1761 Verheiratung
in Freiburg mit der Witwe seines Meisters. 1768 Schützenmeister. 1769
Glaserarbeiten am Sickingen Palais in der Salzstraße. 1775 Kauf des
Hauses zum roten Hahnen in der Dauphinegasse. 1786 regierender
Zunftmeister der Malerzunft zum Riesen. 1790 Abdankung als städtischer
Waldmeister. Gestorben 7. Februar 1793 Freiburg. (Aus Stadtarchiv und
Dompfarrarchiv Freiburg.)
132 Schau-ins-Land 89/1971, S. 93.
133 Anmerkung 52a.
134 Mitteilung von Bildhauer Alfred Erhart, Eschbach, aus Münsterarchiv Freiburg, Fabrikrechnung 1795, S. 69.
135 -y/'ie Anmerkung 73.
136 Anmerkung 71, Freiburger Diözesan Archiv 57, NF. 30/1930, S. 108. Außerdem wie Anmerkung 102, S. 271.
137 Stadtarchiv Freiburg, P XXIII, 74 Protokoll der Zunft zum Riesen, ab S. 40.
138 Ludwig Klaiber, Kunst- und Buchraub am Oberrhein im Jahre 1796 Schau ins-Land 82/1964, S. 104 ff".
139 Walter Uberwasser, Der Universitätsaltar von Hans Holbein d. J.
(1554) In: Kunstwerke aus dem Besitz der Universität Freiburg im
Breisgau 1457 1957, S. 53 ff.
140 Friedrich Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger
Münsters in Kriegsnot und Feuersgefahr Freiburger Münsterblätter, 12.
Jg./1916, S. 23.
141 Dompfarramt Freiburg, Totenbuch 1826-1845, S. 98.
142 Stadtarchiv Freiburg, "Die Toten des Alten Friedhofs zu Freiburg i.
Br." Manuskript von Berthold Stoehr/1904, S. 48, Nr. 216.
143 Vertrag vom 7. Juli 1810 mit Zusicherung der Übergabe des Wohnhauses
Nußmannsgasse Nr. 360 (in den Erbschaftsakten Nr. 7209/1856).
144 Stadtarchiv Freiburg, RP 407 - Ratspr. 1831, S. 191 - Rp 408 - Mag. E. Pr. 1831, o. S., EN 1182, 1498.
145 Renate Stegmeier, Zeugen einer untergegangenen Abtei Die Altäre aus
dem Kloster Tennenbach Badische Zeitung v. 13. 12. 1969/Nr. 287,
Beilage Gestern und Heute.
146 Wie Anmerkung 71, FDA NF. 57/1930, S. 43.
147 Wie Anmerkung 80, S. 20.
148 Stadtarchiv Freiburg, RP 423, GEPr. 1838, o. S., Nr. 5397.
149 Wie Anmerkung 71, S. 103 105.
150 Generallandesarchiv Karlsruhe, 342/785 Gottenheim, Reparationen an der Kirche 1817 1866.
151 Max Weber, Geschichte der Pfarrei Kirchzarten, Band II der Ortschronik/1967, S. 147/148.
152 Wie Anmerkung 150.
153 Stadtarchiv Freiburg, Nachlaßakten des großh. bad. Amtsgerichts Freiburg, Nr. 7209/1856.