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Der Hanissen im Wittental

 Hanissenhof ca. 1958


Kurz bevor sich das Wittental in nördlicher Richtung schluchtartig verengt und die Strasse zum Gebiet um den Recklehof hinaufführt, liegt auf der linken Seite das Gelände des Hanissenhofes.
ist nichts mehr erhalten, seit 2001 der alte Eindachhof wegen der Schäden durch den Sturm „Lothar“ abgerissen werden musste

Von der alten Bausubstanz
. Wo früher dieses einzelne Gehöft mit Nebengebäuden Stand, ist heute (2007) eine kleine Siedlung zu sehen, ähnlich der Bebauung auf der anderen Seite im Bereich der „Hofraite“ (engerer Hofbezirk) des Andresenhofes.

Aus der Liste der Kulturdenkmale im Oktober 1974, herausgegeben vom Landkreis Breisgau Hochschwarzwald in Freiburg i.Br., über das ehemalige Schwarzwaldhaus in Ständerbohlenbauweise, Blockhaus mit Blockscheuer (Typenähnlich dem Zartner Haus) kennen wir folgenden Text:

"Breitseitig zum Tal liegender, stark veränderter Bau. Erhaltenswert die noch weitgehend originalen O+S-Seiten. Auf Türsturz (S) die Inschrift: GELOBT.SEY.IESVS.CHRISTS.IN.EWIGKEIT/AmEm DAS.HAVS.
HATTS.MIT.DER./HILF.GOTTES.ERBAVEB.LASEN.HANS./AnDERES.VND MARIA.RYWIN/DER.M.SIMON.
LIGERT.TAFFUM. .18./TAG.APEREL. 1743. Auf Bohlen der Heubühne über dem Stall schwarz-rote Zickzack-Ornamentik" (Auszug aus Landkreis Brsg.-Hochschw. Freiburg i.Br., Liste der Kulturdenkmale Okktober 1974)

Anmerkung: Hans Andres war mit Maria Rau (=Ruh) (nicht Rywin wie im obigen Text) verheiratet. Vermutlich wurde die Inschrift am Türsturz des Ökonomiegebäudes falsch abgelesen oder falsch gedeutet. Beim „Brissenhof“ in Zarten ist über der Eingangspforte als Hausinschrift derselbe Zimmermann genannt, der das hölzerne Haus dort 1742 gebaut hat.
Der Name „Hanissenhof“ besagt, dass der Hofname von einem Hans oder Johannes abstammt.
Das deutet darauf hin, dass Hans Mann (1542) oder Johannes, Hans genannt, (1773) als Namensgebergelten können. Deshalb auch die unterschiedliche Schreibweise mit einem oder zwei „n“.

Der Einzelhof mit Hofeinfahrt steht inmitten eigener Felder. Am Hof befindet sich die Hausmatte, dazu schließen sich Wiesen, Äcker und Weideflächen an der Sommer- und Winterseite, an. Im oberen Teil, zum Bergkamm, steht der Wald. Am Sommerberg wurde ein Teil der Viehweide in den 1960er Jahren aufgeforstet. Heute wird keine Milchwirtschaft mehr betrieben, sondern Mutterkuhhaltung zur Fleischerzeugung, wozu auch Flächen dazu gepachtet werden.

Zur Baugeschichte:

Zum Hausbau 1743 kam noch im gleichen Jahr ein Waschhaus dazu, 1911 ein freistehendes Bienenhaus, den an die Scheuer angebauter Schweinestall und 1925/26 ein einstöckiger Wagenschopf, dazu. Angrenzend auf der Hofraite ist 1937 ein Wohnhaus mit Eisenbalkenkeller gebaut worden. Im Sommer 1937 konnte das Haus bezogen werden. Insgesamt wurden 47 Festmeter Holz verbaut. Die Maurerarbeiten führte Theodor Rombach von Stegen aus und Architekt war Eugen Walter aus Freiburg i.Br.
Neben dem Wohnhaus, auf der östlichen Seite, liegt der Garten. Das zum Hof seit 1907 gehörende „Martins-Häusle“ im hinteren Wittental brannte 1935 durch Brandstiftung ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Am Sommerberg waren bis ca.1901 auch Reben angebaut. Vom Hof in westlicher Richtung hat Franz Kehle von Freiburg 1957 ein Wochendhaus erstellt .Auf dem Areal lagen zwei wichtige Brunnen-Quellen zur Wasserversorgung der beiden herrschaftlichen Höfe, Falkenbühl und Baldenweg. Diese Brunnen-Quellen Gümma - Brunnen und Buch-Brunnen, (später auch “Büch- und Oberer Brunnen“ genannt). Der eine lag auf den Flurnamen „ im Loch“ und der andere „ Obere Brunnen“ unterhalb des Winterbergs. Es war eine gemauerte, gewölbte Brunnenstube am Winterberg. Schon im Jahr1447 und im Dingrodel von Wittental 1459 sind diese Quellen genannt. Bei der Verleihung der Güter an Beständer des Baldenwegerhofs und Falkenbühls sind diese ausdrücklich, auch wegen der Instandhaltung, in den Bestandsverträgen festgehalten. Das Grundstück „Im Loch“ gehörte zum früheren Taglöhnerhäuschen der Familie Andris im hinteren Wittental (heute Familie Hoch).

Zur Besitzergeschichte:

Die im Dingrodel 1461 genannten Lehensbauern und Inhaber von Bauerngütern, im hinteren Wittental, lassen sich erst ab den Aufzeichnungen des Klosters St. Märgen sicher zuordnen. Die Höfe Falkenbühl und Baldenwegerhof gehörten „zum vorderen Wittental“. Im oben genannten Dingrodel der Grundherrschaft ist zu lesen: „dies ist der rodel do die güther instand von beiden gründen im hinderen und forderen Widdenthal so die armen lüth zuo lehen hand“ (GLA 9837). Damals gehörten die Höfe, Hanissenhof, Andresenhof und Bankenhof, zum „hinteren Wittental“.
Das Erblehen „Hanissenhof“ beginnt ab dem Jahr1502 mit Conrad Ziegler der dort einen Garten und Hof hat und zwar im Flurnamenbereich „Roßgärtly“. Es folgen: Hans Weyßherr, später Hans Man, Vogt im Wittental, der im Jahr 1542 ca. den Hof erworben hat. Sein Sohn Hans Man,( der Junge, genannt Kempter), hatte Grundstücke um 1566 in Wittental gekauft, die in den Lehenshof Burg jährlich zinsten. Danach kommen Mathiß Gremmelspacher und Vogt Christen (Christian) Jeuch, mit seiner Ehefrau Katharina Lang. Wegen einer harmlosen „Weibersache“ verklagt er 1607 den Beständer Mathias Koch vom Falkenbühl. Zeugen sind der damalige Vogt Schütherer (Scheyterer) Bankenhof im Wittental.

Nächster Lehensbauer war Antoni Gabler, der sich in erster Ehe mit Maria geb. Eberhardin verheiratete. Sie hatten keine leiblichen Kinder. In zweiter Ehe war sie mit Mathiß Andres (Andris) verheiratet, der 1693 verstorben ist. Es folgte Joseph Rau (Ruh), warscheinlich ihr dritter Ehemann.In der Geschlechterreihe steht dann ihr Sohn Johannes (Hans genannt) Andreß, der von seiner Mutter Maria Rauin ( Ruh) den väterlichen Hof 1773 für 2600 R. übernommen hat. Dieser wurde wegen „beträchtlicher Holzausfuhr“1784 von Wittental nach Mengen von einem Denunzianten angezeigt (GLA 229/115 247). Weitere Familienmitglieder folgen als Hoferben, so Johann Andris und Ehefrau Anna geb. Steinhart von Höfen. Nachfolger wird deren Sohn Joseph, der sich mit Maria, Anna geb. Bank vom Bankenhof in Wittental, verheiratet. Beim Zehntablösungsvertrag von 1838 hatte er für den großen Fruchtzehnten 135 fl. und für den Heuzehnten 53.40 fl. als Ablösungssumme an die Großherzogliche Domänen Verwaltung in Freiburg zu bezahlen. 1850 ist er in Freiburg-Wiehre, wo er bei seiner Tochter Magdalene, verheiratete Schuler, wohnen konnte, verstorben. Auf Grund einer Diebstahlsanzeige im Freiburger Wochenblatt am 21.01.1804 wissen wir, dass ihm eine starke Baumkette, mit „60 Glaichen (Kettenglieder) mit H. und A.. bezeichnet“, aus der Scheune entwendet wurde. In der selben Nacht stahlen dieselben Diebe dem Andreas Ruh, Beständer vom Baldenwegerhof, ein Rad mit 4 eiseren Ringen und Schienen, zwei Büchsen und Lunden. Das Rad hatten sie im Wald nach Abnahme der Eisen verbrannt. Die Tochter Maria geb.1800 hatte einen unehelichen Sohn Ambrosius geb.1828, der in päpstlichen Diensten als Artillerist gedient hatte und vermutlich 1860/61 im Gefecht von Castelfidardo, gegen die piemontesische Armee, gefallen ist. Die Regimentsbehörde hat ihn am 05.04.1864 für verschollen erklärt.

Eine weitere Tochter Maria- Anna geb. am 10.01.1805 ist mit Joseph Birkenmeier, Müller, in Stegen verheiratet. Sie übernimmt das väterliche Hofgut am 08.02.1842 für die Summe von 7000 Gulden. Sie verheiratet sich ein zweites mal, diesmal mit Johann Dengler von Zarten. Ihr ältester Sohn Johann heiratet Magdalena Fehr am 21.12.1848 und wird Bauer auf dem Hof. Die drittälteste Tochter, Johanna, heiratet den Müller Adolf Herrmann aus dem Attental, der die Löffelmühle in Waltershofen kaufte. Ihr ältester Sohn, Ignaz, verheiratet sich mit Agatha Willmann. Mit Schenkungsvertrag von seinem Vater am 13.08.1891 hat er das Anwesen übernommen. Aus gesundheitlichen Gründen musste er das Hofgut im November 1901 an Andreas Dold, geb. am 26.11. 1863 in St. Peter, verheiratet mit Fridolina geb. Schuler von Unteribental, verkaufen. Nach ca. 250 Jahren endet somit das Erbe der Väter nach vielen Teilungen, Zinsen, Steuern und Abfindungen. Ignaz Andris hat sich anschließend 1901 nach Zarten abgemeldet.
Andreas Dold übergibt den Hof 1925 nun an Sohn Wilhelm, der sich mit Stefanie geb.Gremmelspacher vom Martinshof in Eschbach-Steurental verheiratet. Nachfolger und Hofbauer wird 1953 Wilhelm Gremmelspacher, Sohn der Stefanie Gremmelspacher verh. Dold, der sich mit Frieda Steinhart, Tochter des Xaver Steinhart und dessen Ehefrau Rosina geb. Vogt, in Wittental, 1937 verehelichte. Auf ihrem Grundstück wurde ein zusätzlicher Hochbehälter für die Trinkwasserversorgung der Gemeinden Stegen, Wittental und Zarten gebaut und 1968 in Betrieb genommen. Auch den Scheibenbuben gestattete er vom Ende der 1950er Jahre an das Scheibenschlagen auf seinem Winterberg. Bei den Vorbereitungen half er stets beim sammeln von Holz und Holzreisig. Im Winter machte er oft auf seinem „Schnidesel“ Holzschindeln für das Hofdach. Wilhelm Gremmelspacher starb 1972 durch einen tödlichen Unfall auf seinem Hof. Sein zweitältester Sohn Franz, der danach den Hof übernommen hat, heiratete Rosi geb. Riesterer von Horben. Der alte Hof wurde, aus den schon genannten Sturmschäden, 2001 abgetragen und als Betriebsgebäude mit Scheuer und Stall an gleicher Stelle neu aufgebaut.

Nach mehr als fünfhundert Jahren Hofgeschichte übernahm der Sohn von Franz Gremmelspacher, Thomas, am 01. Juli 2007, mit seiner Ehefrau Melanie geb. Fräßle, gebürtig aus Stegen-Eschbach, den Hof.

Stegen, 10.01.2008
Oskar Steinhart