zum
Inhaltsverzeichnis
Chronik
der
Röm. kathol. Pfarrei Eschbach
bei St. Peter
Landkapitel Breisach
von
Pfarrer Gustenhofer
Auszüge soweit aus den handschriftlichen Aufzeichnungen
transkripiert
|
Seite 1
Vorbemerkung
zur Chronik
„Ut desint vires, tamen est
laudanda voluntas“, sagt ein lateinisches Sprichwort, i. e.
„Gesetzt, dass die Kräfte fehlen, so ist der Wille zu loben.“ -
Lange zögerte der Schreiber Dieses, die Chronik zu beginnen. Das
schöne längst daliegende Chronikbuch im ungeschriebenen Zustand
sollte nicht so splendid ausgestattet sein; das Buch wird wohl
schöner sein als die Handschrift, schöner als der Stil, - schöner
als der Inhalt. - Der Schreiber des Beginns hat, wie
wahrscheinlich auch sein Nachfolger, wenig Lust sich abzumühen, um
durch formvollendete Satzkonstruktionen und feine Sprachschönheit
sich hervorzutun, sondern man schreibt nieder, wie es
augenblicklich Einem durch Kopf, Herz und Hand und Feder fließt,
wenn nur das Geschriebene verständlich, wahr, gerecht ist ad
reddendum facilius pastorationis opus, et ad majorem Dei gloriam
[zur leichteren Ausübung der Seelsorge und zur größeren Ehre
Gottes].
Seite 2
Quorum facta et charactristica in hoc libro sunt scripta, nomina
eorum sunt sub privato sigillo atque publico rigorissima primenda
silentio. Nomina appellare est odiosum et periculosum. [Die Namen
derer, deren Taten und Eigenarten in diesem Buch aufgeschrieben
sind, stehen unter strengster privater und öffentlicher
Geheimhaltung..
Die Namen zu nennen ist verpönt, widrig und gefährlich.)
Seite 1
........
Mißbräuche
Seite 71 Punkt 11
Vielmal mahnen, tadeln‚ zanken und nichts fruchten ist zu beklagen
bei dem Unfug des Schieben-Schlagens‚ gewöhnlich und herkömmlich
an der sog. "Altfastnacht" abends, näml. Dom. Quadrag. I. Ein
uralter Gebrauch, den manche ins Heidentum noch verlegen wollen -
Frühlingsanfang - Sonnenwende u. dgl. An und für sich wäre ja
gegen diese Art der "Feuerwerkerei" nichts einzuwenden. Und in
manchen Orten z.B. droben bei Staufen soll dieselbe auch harmlos
vollzogen werden; hier im Eschbach, im Kirchzartner Thal (...) ist
dieser alte Gebrauch zum Unfug geworden, insofern die Quintessenz
eine Verherrlichung der Unzucht und eine Verhöhnung der
Jungfraulichen Rechtschaffenheit ist. Einige Jahre wußte der
Schreiber dieses nicht, daß Völlerei und Unsittlichkeit hiebei
eine Hauptrolle spielte, als im Jahre 1886 der Lehrer von Eschbach
den Pfarrer darauf aufmerksam machte. Das Schiebenschlagen fand
1886 statt auf “Engelwirts Berg“, von dem man in das Kirchzartner
Thal einen Ausblick hat. Als das Feuer erloschen, die flammenden
Holzscheiben hinabgeschleudert waren, dann gingen die Bursch in
die nahen Häuser und heischten Schnaps und Speck (Die Leute
fürchten manchsmal die Rache, wenn kein Schnaps und Speck diesen
Halb- und Ganz—Besoffenen verabreicht wird: “roter Hahn auf's
Dach!) (Pius Rombach vom Hinterbauernhof u.A.) auch Schulbuben
waren dabei. Das war nicht genug, die Buben gingen auch zu den
Mädchen, welchen sie Scheiben geschlagen und die "ausgerufen"
worden waren (ein 17-jähriges und 11-jähriges Mädchen). Anderntags
verklagte die Mutter dieser Mädchen die Buben beim Pfarrer im
Pfarrhaus nach der Hl. Messe. Daß die Buben aber in die
Schlafkammer drangen, sagte sie nicht; wußte es vielleicht nicht
(s.g. Schrieners im Steurenthal). (Kurze Zeit nachher machten
Buben von Stegen dasselbe ältere Mädchen total betrunken im
"Hirschen" in Stegen und führten es so heim). In früheren Jahren
sollen sogar Mädchen auf den Berg zum Feuer gegangen sein„ und
dann nahm jeder Bursch die Seinige am Arm und führte sie ins Thal
hinab. - (Vor einer Reihe von Jahren soll, als man es auf
"Gallihof" im lbenthal
Seite 72
auch ausführte‚ der Hof abgebrannt sein in derselben Nacht, wobei
7 Stück Vieh umkamen.) - Das ältere Mädchen, einige Zeit sogar bei
den Mutter-Gottesjungfrauen, führt seit Jahren einen ganz
unsittlichen Lebenswandel, hat auch 2 uneheliche Kinder (namens
Marie Tritschler).
lm Jahre 1888 war das Schiebenschlagen auf Hummelsberg‚ woselbst
der Bürgermeister Johann Gramelsbacher wohnt. Dessen Sohn Joh.
(Bürgermeister jetzt und ein ganz braver Mann nunmehr) fing mit
der Magd (Stephanie, 19 J. alt) an, diese hatte auch noch andere,
gebar unehelich und Johann Gramelsbacher sollte die
Alimentationssumme zahlen, wogegen er mit Erfolg sich weigerte.(Es
war in der That auch ein Anderer der uneheliche Vater, welcher
dann zahlte.)
Im Jahr 1889 wurde das Schiebenschlagen statt am I. am IV.
Fastensonntag getrieben und zwar an der Grenze des Maierhofes auf
Heines-Acker, gerade oberhalb des Pfarrhauses. Pfarrer G. hatte in
der Schule und in der Christenlehre abgemahnt, half nichts. Am
Sonntag selbst schafften sie die Reishaufen bei. - Nun ging
Pfarrer G. vom Hintereschbach- Weg aus selbst auch dazu,
bewaffnete sich mit einem, gewuchtigen Stock und für den Fall der
Not, um Schrecken einzujagen, mit einem Revolver, der 6-fach mit
Schrotpatronen geladen war. Im Hinterhalt und in der Dunkelheit
bis in die Nähe des Feuers gekommen. Einer vom schlimmsten Hof,
Pius Rombach, jetzt Bauer mit Kindern (Hinterbauer) warf eben eine
flammende Scheibe. Das gewaltige Feuer des Reishaufens mußte die
Scheiben flammend machen, welche etwas gerundete stark handbreite
Brettstücke waren, welche vom Feuer herausgeholt auf einem in die
Höhe steigenden Brette in die Rotation getrieben wurde und mit
einem längeren Stecken, welcher in das Loch, der Mitte, der
Scheibe gesteckt, der flammenden Scheibe Richtung und Rotation
gab. Es waren jüngere und ältere weit über die 20 Jahre
hinausgekommen auch fremde Bursche. Da trat der Pfarrer hervor hin
zum Feuer. Eben rief Pius den Namen des Mädchens aus, welchem die
Scheibe gewidmet war, und fügte bei, als die Scheibe den Berg
hinab flog: "Auch keine Jungfrau mehr". Etwa 6 Zuschauer und
Beteiligte stieben auseinander mit dem Ruf: "Der Pfarrer“‚ -
"Pfarrer!" - Vier Ältere, die militärpflichtig waren, blieben
zurück, zwei Eschbacher und zwei Fremde (...). Pfarrer: “So! ihr
zählt zu Schönsten der Pfarrei!" - "Pfui". - "Darf man Mädchen,
die noch für brav gelten, in ihrer Ehre so herabreißen!" - ? Pius:
“Das thut keiner.” - Pfr.: "So! Eben hast du Pius es gethan!"
Pfr.: "Ist das Mädchen keine Jungfrau mehr, dann hat sie Hurerei
getrieben.“ - “schämt ihr euch nicht, brave Mädchen wie Huren zu
behandeln?” - Johann Salenbacher (v. Heinehof) sagte: "Das
ist seit Jahrhunderten der Gebrauch!" - “Aber seit
Menschengedenken ist wohl noch kein Pfarrer dazu gekommen!"
Pfarrer erwiederte: "Nun denn, ich bin da, das seht ihr und ich
habe nun den sittenverderbenden Unfug gesehen und gehört, diese
infame Beschimpfungen." Allgemeines Schweigen. Allein Joh.
Salenbacher trieb noch einige "Schieben" gegen die Schmiede
hinunter rufend: "Der Naihere (Näherin) Johanna, auch keine
Jungfrau mehr!" -
Im andern Jahr erhielt das eine mit "Schieben" beglückte Mädchen
zum großen Kummer seiner braven Mutter und andern Verwandten ein
uneheliches Kind vom Knecht, Amalie
Seite 73
Salenbacher und lebt in unglücklicher Ehe auf dem “Fußenhof" (?)
seit sechs Jahren geehelicht nicht mit dem Vater des ersten
Kindes. Das andere Mädchen hat dieses Jahr das 2te uneheliche Kind
bekommen und zwar von einem Andern und ist keine Aussicht auf
Verehelichung (Johanna Huser).
Wie gesagt: An und für sich könnte man der Jugend das Vergnügen
eines Freudenfeuers mit flammenden Holzscheiben gestatten und
gönnen, wenn nur das sittenverderbende Maul nicht die erlaubte
Freude vergiftete.
Einige Jahre unterblieb der Unfug; Quadrag I 1896 verübten ihn:
Joseph Tritschler, Schreiner, der wegen Diebstahl bestraft war,
dann Gustav Burger, Schustersohn, und Max Gremelspacher,
Bauernsohn (Martishof) und zwar auf dem Berg des Engelwirts und
auf Antrieb von Bier bezahlenden Stegener Bursch‚ auch ein
protestantischer fremde Knecht war dabei. Nachher kam die Bettelei
um Schnaps und Speck. Die Wirte besonders auch Adelbert Dold gab
Bier im Engel, auf dem Peterhof und bei Tomeles (?) erhielten sie
Schnaps. Der Peterbauer gab allein 1 1/2 Liter Schnaps. Gustav
Burger war so betrunken, daß er von ca. 2 Uhr an nachts bis 5 Uhr
morgens bei 6 Grad Kälte bewußtlos auf der Straße lag (23.
Februar). Als Georg Strecker, Sattler, auf die Arbeit ging, fand
er ihn erstarrt. Man trug ihn ins Engelwirtshaus‚ legte ihn in ein
Bett und brach ihm mit einer Zange den Mund auf. Die Stiefel, naß
vom Straßengraben, waren an den Füßen angefroren, im Gesicht war
noch die erbrochene Brüh‚ gleichfalls angefroren. Er war bewußtlos
bis Mittags 3 Uhr. Seine eigene Mutter, die Hebamme Anna geb. Hug
erzählte dem Pfarrer G. die ganze Affäre. Noch im nämlichen Jahr
1896 erhielt ein
Mädchen aus braver Familie, Rosa Geggis, Geschwisterkind mit
Gustav Burger, ein uneheliches Kind, also in Folge von Inzest.
(Verkündbuch 1897 pag. 54 u. 56) Im Jahr 1897, 1898 und 1899
unterblieb es.
12. Der Missbrauch bezüglich der Porrectio benedictae aquae statt
Erteilung der Aspersio bened. aquae (Der Missbrauch, Weihwasser
(wahllos, bedenkenlos) auszugeben, anstatt vor der Messe"Asperges"
zu feiern) ist bereits pag. 38 angegeben.- In unserer radikal
demokratisch infizierten Zeitlage ist es sehr unklug und
unpraktisch die adligen Standesunterschiede zu urgieren, weshalb
das Volk die genannte Porrectio statt Aspersio gleichfalls als
Abusus beachtet. - Sprichwort - Wahrwort: - " Willst du als
Pfarrer ein ruhiges Plätzchen finden für gesegnete friedliche
Pastoration, meide A.B.C. "i.e.Adel, Beamte, Capläne ! -
(Eschbach, den 1.9.1899 G. Pfr.)
(Nachträglich: „Selbst sexuelle Blasphemien“! - )
Seite 74
Pastorations-Dornen
Der Weise des alten Bundes sagt in Sirach 15, 9. - „Non est
speciosa laus in ore peccatoris.“[„Das schönste Lob aus dem Mund
eines Sünders gilt nicht viel “] - Wenn der Seelsorger nur Lob und
nicht auch manchsmal und von gar Manchem Tadel, oft recht
empfindlichen Tadel und Anfeindung erntete, so stünde es sicher
mit dem Seeleneifer in der Pastoration nicht gut.- Die Pfarrer in
Eschbach wissen auch hiervon zu erzählen, hoffentlich wird es den
Nachfolgern nicht erspart bleiben. - „Ex inimicis est salus.“ [,
Auch aus Feinden kann die Rettung kommen.“]
Als Pfarer Engler einmal predigte über das 4. Gebot und zur
pietätsvollen Behandlung der Eltern ermahnte, kam der
Scherpeterbauer Andres Hummel ins Pfarrhaus und machte ihm
bitteren Vorhalt, dass er ihn auf der Kanzel gemeint habe, wenn er
von Misshandlung der Eltern redete. - Pfr. Engler hatte das
Beispiel von ‚Großvaters -Trögle’ beigezogen. - Als Schreiber
Dieses hieher kam, lag Andres Hummel krank im
‚Leibgeding’-,Stöckle’, in langwierigem Leiden. Sein Sohn Johann
Hummel machte es dem Vater gerade so; er ging sogar drohend mit
dem geladenen Gewehr auf seinen Vater los; als das Haus samt
Stöckle 1883 abgebrannt und ein neues Haus gebaut war, erlaubte er
seiner Mutter (Stiefmutter) nicht, dass sie in dem großen
geräumigen Neubau wohne. (Randbemerkung: Als Pfr. Mattes hierher
kam, bettelte Joh. Hummel von Haus zu Haus, starb dann später im
Kreis":
[Bemerkung: Kreis für Kreispflegeanstalt)
Pfarrer Blank hatte dem Schulknaben Guntram Tritschler vom
Schwörerhof ‚Tazen’ gegeben, der Vater ging zu prakt. Arzt Dr.
Zipp in Kirchzarten. Pfr. Blank musste Strafe und Kosten bezahlen.
- Die Leute kamen so runter, dass der Hof mit Wirtschäftlein dem
Juden Veith von Freiburg 1881 gehörte und Guntram war damals
Pächter. - Pfr. Blank hatte die Wirtschaft wegen Unsittlichkeit
bekämpft - Bei einem Tanz wurden plötzlich alle Lichter
ausgelöscht (1874?). - Der verstorbene Peter Steiert, Bauer auf
dem Schertomeshof, ging ins Pfarrhaus und machte Pfr. Blank
Grobheiten, weil er seine Mädchen von der Unsittlichkeit abhalten
wollte. - Uneheliche Kinder dieser sind auf Seite I und III von
hinten im Familienbuch zahlreich verzeichnet, die in der Klinik
geborenen fehlen aber noch. - Stephan Walter, Sohn des Krummholz
Ignaz Walter hier, bekam von Lehrer Friedrich einen Backen-Schlag.
In einer Weile nachher sagte er: „Ihr habt mich blutig
geschlagen!“ - Die Kinder lachten über die Lüge, die kurze Beine
hatte. Stephan hatte sich auf die Zunge gebissen und von dem
Bisschen Blut an die Backe geschmiert.
(Erzählt von Lehrer Friedrich 1881)
Als Pfarrer Blank die Schulmädchen des hiesigen Schmieds Hermann
Feser namens Stephanie und Johanna wegen Unfleiß aus dem
Schullokal jagte, ging der Vater zu Lehrer Friedrich in Eschbach
und sagte, er solle dem Pfarrer sagen: Feser werde mit seiner
Familie altkatholisch, wenn er seine Kinder zur Schule herausjage.
Im Jahr 1882 kam derselbe zu Lehrer Friedrich (9.1.) und ersuchte
ihn, er möge mit Josepha Feser ‚Nachsicht haben’ und ihr
nachgeben, sie sei eben trotzköpfig. -
(Erzählt von Lehrer Friedrich 1881)
In der Fasten im Jahr 1880 sollte die Trauung des Heinrich
Gremmelspacher, Josephebauer in Stegen, mit Philippina Hummel vom
Scherlenzehof hier stattfinden, aber, weil in geschlossener Zeit,
mit stiller hl. Messe. Pfr. Blank verweigerte das Amt. Da gingen
sie zum geistlichen Vetter, Pfarrer Hummel in Ebnet, allein
vergeblich.
Seite 75
Da spektakulierte man mit Böller-Schüssen. Das Pulver war aber
nass geworden, da legte es der Sohn des Bürgermeisters Rombach von
Stegen in den heißen Ofen und als er das Törchen aufmachte,
explodierte es und verbrannte ihm das Gesicht. - Die Ehe blieb
kinderlos zum großen Leidwesen. -
Im Jahr 1881 wurde Johann Rombach mit Stephanie Zipfel getraut, im
Advent. - Sie hatten versprochen, alles still zu halten. - Als sie
getraut waren und aus der Kirche traten, wurde tüchtig mit Böllern
geschossen; und als der Pfr. G. den Mesner schickte, wurde von
Schmied Feser zum Trotz weiter fort geschossen. - Er hatte die
Böller im Verwahr und verschoss das Pulver, welches die
Kirchspielkasse bezahlte. - Zur Zeit (1899) sind die Böller vom
Gemeinderat Eschbach im Verwahr, die Gemeindekasse hat neue
angeschafft.
Die Ehe blieb kinderlos auf dem Zipfel-Jocken-Hof.
Concil. Frid. solus nuptiarum solemnitates praefato tempore
prohibet v. gr. solemniter sponsos benedicere, sponsum cum
strepitu ad domum conducere, licet variis in locis
propterconsuetudinem id etiam prohibeatur. (Ita communiter) [Die
Synode verbietet Feierlichkeiten bei Trauungen in der vorgenannten
Zeit (Advent- und Fastenzeil), z. B. die Brautleute feierlich zu
segnen, den Bräutigam mit Lärm nach Hause zu geleiten, auch wenn
es noch in einigen Orten üblich ist, wird es doch verboten.
(Einstimmig)] Gury pag. 405. - Mithin ist hier in loco mit Recht
die Consuetudo: „kein Amt.“ -
Die Pastorations-Dornen der Christenlehre wurden schon erwähnt
(von 1880 -1884 sehr empfindlich wehtuend: Schwätzen, Lachen,
Störungen, mit Füßen trampeln, Wirtshaussitzerei, Nachtschwärmerei
zu bekämpfen, Verweigerung des Sakramentenempfangs, Unzucht. - Die
Ärgsten waren: Joseph Hummel (Scherpeters), Max Rombach
(Bürgermeister und Thomasbauer), Alfons Mäder (Räuchles) und
andere. - Von den Mädchen: Stephanie Feser, verstorbene Rosa
Rombach (vom Matisehof), Chorsängerin, Stephanie Tritschler vom
Schwörerhof, - Dorothea Scherer und andere.
Bei den Bittgängen wurde Wein in gemeinsamen Gefäßen für den
Sängerchor aufgestellt, bezahlt von der Kirchspielkasse in einer
Aversal-Gebühr (vid. p. 36 und p. 70). - Damit sie nicht
eigennützig zur Ungebühr trinken, ließ Lehrer Friedrich eine warme
Suppe reichen und jedem 1/4 Wein besonders hinstellen mit Brot,
jedem Einzelnen sein Teil.
Schon Lehrer Friedrich im Jahr 1881 teilte dem Pfr. G. mit: „Ich
habe die Erfahrung, dass im Frühjahr alljährlich das säuische
Reden auch bei den Schulkindern am ärgste ist.
Als einer der schlimmsten Schüler und jungen Leute artete immer
mehr aus Pius Rombach, Waldhüters Sohn 1880 - 1888. - Er wurde von
Pfarrer Blank 2 Jahre vor der Schulenentlassung zur hl. Kommunion
zugelassen. Von Lehrer Friedrich wurde er als der Unartigste in
der Schule bezeichnet. Als er ihm auf die Hände mit dem Stecken
gab, ritzte er es zur Wunde bis es blutete, und zeigte es seinem
Nachbarschüler, um Zeugnis gegen den Lehrer zu haben. Das
Ceco-Spiel mit Karten verstand er besser als seine Schulaufgabe;
diente als Hirt beim Oberbauer, später als Knecht auf dem
Matisehof und dann Hummelhof. - 15 Jahre alt, hatte er es mit
Seraphine Scherer, wie Vikar Butz in St. Peter in Erfahrung
brachte. - Pfr. G. jagte ihn 1885 aus der Christenlehre hinaus auf
nicht Wiederkommen. (Eschb., 23.4.1888)
Allerseelentag waren Dornen 1893 in den Weg auf dem Kirchhof
gelegt, die in den Filetspitzen der Albe hängenblieben. --
Wahrscheinlich derselbe, welcher am ‚Weißen
Seite 76
Sonntag’ die Dornen auf dem Wege zum Lindenberg zu legen
mitgeholfen hat. Man vermutete Wilhelm Scherer, damals
Metzger-Lehrling in St. Peter und jetzt Säger auf dem Hummelhof. -
Es wurde gemeldet, dass er wiederholt nachts zu Mädchen
eingestiegen sei und fühlte sich dann vom Pfarrer getroffen. -
Seither anscheinend besser geworden.
(2.9.1899 G.Pfr.)
Wir wollen hieher Platz lassen!
Seite 77
Kollekten
Schon der erst investierte Pfarrer Othmar Brogli, gestorben 21.
Februar 1821, machte Aufzeichnungen in seinem Quartbüchlein:
‚Catalogus Benefactorum ecclesiae paroch. in Eschbach’, - über
Kollekten in hiesiger Pfarrei von 1790 an, auch Einzel-Gaben. Das
Büchlein enthält als Wohltäter der Pfarrkirche namentlich den Abt
Phil. Jakob (Steirer), den Abt Ignatius Speckle in St. Peter. Dann
tritt aus den Aufzeichungen zwar nicht mit Namen, aber doch
verstorbener Pfr. B. selbst hervor; sehr viel tat seine
Haushälterin Agatha Scherer, sowie jetzt seit 1800 immer vornen in
erster Reihe beisteuerte Eleonora Maier, Schwester des
verstorbenen Augustin Maier, vormaligem Repetitor in St. Peter,
auch bei allen kirchlichen Opfern mit dem proportionell größten
Betrag.
Nach einem bei den Pfarrakten liegenden Brief des Prior Primus vom
Kapuzinerkloster in Freiburg vom 21. Mai 1818 haben die Kapuziner
auch hier terminiert, nachdem die Verkündung von der Kanzel
geschehen war; - amantissimis suis aviculis e cathedra
Seite 82 (Mitte)
Von 1834 - 1837 war hier als Pfarrer Dischler, der dann nach
Kenzingen als Pfarrer kam; derselbe war sehr wessenbergianisch
angesäuselt und deshalb dem echt katholischen Ritus ganz wenig
hold; daher auch die leeren Reliquien-Kästchen auf dem
Pfarrspeicher.
Von 1837 - 1838 war in Eschbach als Pfarrverweser Ackermann.
Von 1838 - 1853, also ca. 14 Jahre, war Pfarrer Felician Engler,
geboren am 3. Januar 1794 zu Hausen a.d. Möhlin, ordiniert 1816,
Corperator am Münster, 2 1/2 Jahre Pfarrer in Burkheim 1827, 8
Jahre und 8 Monate Dompräbendar von 1830 an, dann von 1838 an
Pfarrer in Eschbach; ein eifriger gewissenhafter Priester und noch
dazu äußerst tätig in den bürokratischen kirchlichen
Schreibereien, gegen Ende seiner Seelsorger-Jahre schwerhörig.
Von 1854 - 1856 war Pfarrverweser Felder in Eschbach.
Von 1856 - 1859 Pfarrverweser Anton Gäss, von Freiburg gebürtig,
von woher er zahlreiche Besuche bekam, gestorben 11.8.1885 in
Lauterach als Pfarrer tätig (Vorarlberg) Andelshofen.
Von 1859 - 1880 residierte als Pfarrer in Eschbach Johann Blank
(p. 54), geboren am 7.8.1831 in Ottersdorf bei Rastatt, ordiniert
1855 und kam als Pfarrer nach Weingarten bei Offenburg im
Jahr 1800. Er war vor 1859 Pfarrverweser auf Herrenwies und in
Moos. In Eschbach predigte er nicht nur oft 2-mal, sondern an den
Monatssonntagen 3-mal (das 3. für III Ord.), - sehr eifrig in der
praktischen Seelsorge, sehr nachlässig in kirchlicher Schreiberei
(vgl. Taufbuch p. 217). Gestorben in Heyne im
Provinzial-Mutterhaus der ?lngenbohler Schwestern am 29. Juni
1904, an Nieren- und Steinleiden.
Bildunterschrift: Johann Blank Pfarrer in Eschbach1859 - 1880
Seit 83
Vicare
Die Pastorisation in der Kapelle zu Weyler und Eschbach, was Taufe
und Sterbesakramente betrifft, lag ursprünglich den Vikaren und
Kaplänen von Kirchzarten ob. Namentlich machte dieses Recht
gegenüber den Benediktinern in St. Peter Pfarrer Müller, vlg.
Molitor, 1727 geltend, welcher auch bei der Consecration der
Lindenberger Kapelle d.d. 29. September 1727 durch den Weihbischof
von Konstanz namens Fr. Ant. Joh. von Sirgenstein die Festpredigt
hielt. Im Festbericht heißt es bei P. Baumeister: „Dieser
exzellente und berufene Ehrenredner ist zumalen jener Müller (Is.
47.2.), den der Profet also ermahnt:"Tolle molam et mola farinam,
nimm die Mühle und mahle Mehl, damit fructum electorum, das Korn
der Auserwählten, herausgemahlen werde. Und das geschieht bei ihm
täglich am Altarstein".-Außer der Pfarrkirche in Kirchzarten waren
ringsum noch 12 Kapellen, in welchen von Zeit zu Zeit zeleriert
werden sollte. - Das Kloster in St. Peter untersagte die
Sakramentenspendung in Eschbach; das Recht, nach Belieben in der
St. Jakobuskapelle zu Eschbach zu zelebrieren wie jeher, behielt
es sich aber vor.
Pfarrer Molitor kalkulierte allerdings nach dem historischen
Recht, denn Kirchzarten hatte schon anno 700 die Pastoration der
ganzen Umgegend, insofern damals Mönche aus dem Kloster St.Gallen
schon das Evangelium verkündeten, weshalb auch in den
Kloster-Annalen von St.Gallen 765 Schenkungen von Bewohnern im Tal
aufgezählt werden. Das Kloster St.Peter aber ist erst 1091 von
Bertold II von Zähringen gegründet worden, und zwar von
Württemberg aus, wo St.Gallen ein Priorat in Weilheim an der Teck
hatte. Um die Burg
Zeile 29
Seite 118
Keller
Beim Bau des Pfarrhauses mussten die Bauern frohndweise allein für
das Kellergewölbe 80.000 Stück Backsteine 3 - 4 Stunden Wegs
beifahren und nebstdem die Rausteine aus dem Steinbruch bei
Pfaffenweiler beibringen; laut Beschwerdeschrift des
Gemeinde-Anwalts zum Prozess über die Frohndpflicht im Jahr 1857
gegen den Domänen-Fiskus ( vgl. Pfarr-Archiv VII Fasc. 3). - Im
Jahr 1880 fand man den Boden durch die Länge der Zeit, fast 100
Jahr, so verschlammt, dass man nur mit Lederschuh in den Keller
konnte. Die Pflastersteine hatten sich so in den Bodengrund des
Kellers nach und nach eingesenkt, dass Grund und Schlamm obenan
waren, wie heute noch (1903) es hinter den Faßlagern der Fall ist.
Die Bauinspektion ließ deshalb auf Ansuchen endlich im Jahr 1889
einen Laufgang mit Beton legen vom hinteren Faßlager bis zum
Graben, 16,10 m lang und 1,30 m breit, der 73 Mk 26 d kostete,
nämlich 20 qm à 3 M 50 d.
Im Jahr 1891, als in das Schiff der Kirche ein neuer Boden-Beleg
mit rötlichen Steinplatten à qm 8 M 50 d von Steinhauer Keller in
Freiburg erstellt wurde (49,24 qm), wurde durch die
Bez.-Bauinspektion die Verlegung in den Keller und in den Hof des
Pfarrhauses angeordnet mit den noch besterhaltenen Steinen. Die
Maurerarbeit des Verlegens in Keller und Hof kam das Gr. Ärar auf
97 M 60 d einschließlich einigen Dachverputzes.
Weil der Kellerhals im Pfarrhausgang (‚Stiegenhaus’) immer
Feuchtigkeit zeigte an Mauer und Boden, ließ man zwei Fenster
aufbrechen, eines unter der Stiege und eines Gartenkämmerlein, es
geschah 1897. Die Maurer-Arbeit des Ausbrechens kam auf: 19 M 05;
und die Schreiner- mit Glaserarbeit auf 52 M 33 d, mithin zusammen
71 M38d-!-!-?_
Seite 119
Gebräuche
Es war von Alters her Gebrauch, dass bei jedem größeren Hofgut
eine Kapelle war und besonders Samstag Abend und Sonntag- und
Feiertag-Nachmittag ein Rosenkranz gebetet werde mit Lauretan.
Litanei. Diese Kapellen stehen teilweise noch. Das Kloster hielt
wohl in der alten Jakobus-Kapelle morgens, aber nicht nachmittags,
Gottesdienst. - In den einzelnen Zinken oder Dobeln war dann auch
eine Kapellen-Glocke. So heute noch: Mooshof, Hinterbauern-Hof,
Heines, Molze und Scherles, - wo die Betzeit morgens, mittags und
abends, Angelus Domini, heute noch geläutet wurde, so wie in der
Pfarrkirche selbst. -
A
1
Desgleichen stehen heute noch an allen Hofgütern, selbst bei
kleineren, Wegkreuze, welche vom Ortsgeistlichen privatim
benediciert wurden. - Das Kreuz auf dem Kirchenplatz
amSchulhaus (vgl. p. 37) wurde vom Mission-Oberen P. Ambros,
Quardian im Kapuziner-Kloster zu Straßburg - Königshofen als
Missionskreuz benediciert (im Jahr 1896, 14.6.) Das Kreuz ist von
Eisenguss, kostete 125 Mk und wiegt der Korpus allein 170 Pfund;
es ist gut in die Schulmauer eingelassen und im Schullokal mit
Schraube, die durch die Mauer geht, befestigt. - Mechaniker Karl
Ketterer in St.Peter brachte an die Ende Rosetten an etc. die 16 M
50 kosteten. Das Anheften, Kreuz aus Schmiedeisen, Anstrich und
Goldgrund etc. zusammen macht 56 M 60.- Die Vergoldung des Korpus
war nicht echt, sondern Bronze, weshalb der Körper bald
schwärzlich war. Maler Berhard Müller in Freiburg, ein Schüler aus
der Schule zu Stegen, fasste es 1889 in Farben.
(Fach VII 14)
Kurz vor 1880 wurden neu gesetzt das Kreuz des Löwenwirts Rombach
am Weg zum Gottesacker, - von Stein, kostete 210 Mk, gefertigt vom
Italiener Lornati in Freiburg, und das eiserne Kreuz des
Maierbauern auf der anderen Seite des Gottesackers. -
Im Jahr 1885 (20.4.) wurde das Kreuz beim Reckeberg und dem Haus
des Wagners Ignaz Walter benediciert. Den Christuskörper,
geschnitzt vom Säger Aloys Gfell aus Schollach, Amt Neustadt, hat
Pfr. G. angekauft um 14 Mk, das Übrige bestritt Gemeinderat Ignaz
Walter. Das Kreuz steht auf der Wiese des Engelwirts.
1888 setzte Ratschreiber Friedrich Hug sein Kreuz neu, beim
Weberhuesle und der Mühle.- Desgleichen auch 1888 auf dem Heinehof
im Hintereschbach. 1897 am 10. Oktober benedicierte Pfr. G. das
Kreuz, welches nächst dem Salzbauernhof steht. - Etwas anderes ist
das sog. Salzbuben-Kreuz, welches ganz auf der Höhe und auf dem
"Recke -Seppe" Hofgut steht. Dasselbe wurde seit etwa 50 Jahren,
wie man hörte, schon 4-mal erneuert; zuletzt 1894. Es wurde dort
ein Raubmord begangen
Seite 120
durch 2 Metzgerburschen aus Freiburg, und zwar an einem gewissen
Johann Haury von Eschbach, Salzbauernhof, der zwei Stiere in
Föhrental (1760) verkauft hatte. - An diesem Salzbuben-Kreuz
sollen 1796 im französischen Krieg zwei Soldaten vom damaligen
Zipfeljocken-Bauer erschlagen worden sein, welche dem Bauern 3
Stücke Vieh weggenommen hatten. - Er habe sich beeilt, ihnen zuvor
zu kommen an den Weg, der von der Höhe abwärts führt; er soll sie
rücklings mit 2 wuchtigen Gewehrkolben-Hieben getötet haben und
dann sein Vieh wiederheimgeführt (Rückzug der Condées v. bad.
Schwarzwald).
Selbst kleine Taglöhnerhäuslein wollten ihre Weg-Bildstöcklein
haben, wie man sie heute noch findet. Manchsmal knüpft sich ein
Unglücksfall daran. - So ein Bildstöcklein steht im Wald des
Klause-Höfleins. Die Sage berichtet, zwei Hirtenbuben hätten
Streit bekommen, beide hätten mit Messern zugestochen, einer sei
auf dem Platz tot gefunden worden, wo das Bildstöckle steht, und
der andere sei auch an seinen Wunden gestorben.
(vgl. Fach XX 3 1)
2. Noch im Jahr 1810 u. 1811 war es vom Klosterstift St. Peter her
noch üblich, dass Brautpaare, welche über Christenlehrbesuch,
Kirchenbesuch oder sonst ein schlechtes Sittenzeugnis aufzuweisen
hatten, eine Zeit lang zurückgehalten wurden von der Trauung.
(vgl. die Akten Fach VI)
3. Es war gebräuchlich, dass jeden Freitag von Kreuzerfindung (3.
Mai) bis Kreuzerhöhung (14. September) der ‚Psalter’, also drei
Rosenkränze während der hl. Messe gebetet wurden;- so wie man
jetzt in außerordentlichen Betstunden um Gutwetter betet. Später
wurden nur zwei und unter meinem Vorgänger einer und später gar
keiner mehr gebetet. Neu eingeführt, aber auf Samstag in die hl.
Messe verlegt, geschah es durch Pfr. G., und zwar von 1888 an.
(vergl. Gottesdienst-Ordnung Seite 34, 2)
4. In der geschlossenen Zeit, Advent und Fasten, erlaubte man den
Bräuten, nicht nur selbst ein Kränzchen aufzusetzen, sondern auch
einigen Mädchen, welche als Brautjungfern die Braut bis zur Kirche
begleiteten. - So gebräuchlich wohl schon über 50 Jahre. Ist ja
selten leider, dass eine Braut noch den Ehrenkranz verdient !
5. Bei Leichenbegängnissen und den Opfergängen tragen die nächsten
Anverwandten Wachsstöcke mit sich, - bei ruhigem Wetter oft auf
dem Kirchplatz während der Einsegnung der Leiche, jedenfalls aber
beim Opfergang in der Kirche. Eine Person stellt sich am Tumba
auf, zündet ihren Wachsstock an den Kerzen an der Tumba an und
dann zündet sie den Vorübergehenden deren Wachsstöcke an. -
Gewöhnlich sind bei Leichen zwei Opfergänge, einer beim Beginn
oder schon vor Beginn der hl. Messe, der andere nach der Kommunion
des Priesters. - Reichere teilen ab auf 3 Nachhaltungen. Es
handelt sich nur darum, ob ziemlich Leute für den Opfergang da
sind.
Seite 121
6. Auch bei den Bittgängen war es üblich, und die Kirchzartener
und St. Petriner tun hier noch, - bei Opfergang in der
Stationskirche einen brennenden Wachsstock zu tragen. -Da machten
die Gemeinderäte und Bürgermeister miteinander ab in den sechziger
Jahren, nicht mehr mit brennendem Wachsstock zu gehen. Schon drei
ältere Männer kamen zu mir, die das Gewissen drückte. Der damalige
Bürgermeister, dessen Sohn und ein damaliger Gemeinderat, der nun
über neunzig alt wurde (der Erste vor ca. 12 Jahren, der Letztere
vor 3 Jahren und der Zweite voriges Jahr 1902) kamen ins Pfarrhaus
und suchten drum nach, in ihrem Gewissen gedrängt, der Pfarrer
soll es von der Kanzel verkünden, dass brennende Wachsstöcke bei
den Bittprozessionen zu tragen wieder eingeführt seien. Pfr. G.
hielt es aber nicht für klug und fürchtete Nachteil für die
Frequenz, die Bittgesuche sind nicht offiziellen Ursprungs.
7. Bei den Aussegnungen der Wöchnerinnen war es der Gebrauch, dass
die Frauen an den Altar kamen, ganz allein. Seit 1892 kommen sie
mit der Hebamme, knieend am Portal der Kirche auf den Boden,
tragen einen brennenden Wachsstock. - Von dort erst geht man an
den Seiten-Altar (St. Annae), wo die Gebete vollendet werden.
(vgl. Verkündbuch von 1892 Seite 21 u. 22)
8 Trotz allem Ermahnen und Aufmuntern, die alt herkömmlichen
Schäppel bei der Fronleichnamsprozession, bei Hochzeiten etc. zu
tragen, kommen sie mehr und mehr ab. Erschwerend wirkt, dass
solche in Kirchzarten und St.Märgen längst abgeschafft sind. -
Schon 1884 gab ich in Christenlehre und auf der Kanzel Mahnung. -
Selbst bei den Erstkommunikanten hält es schwer. 1893 kam die
Erste mit einem Kränzchen und Stadtkleidern trotz allem Mahnen; es
war Josepha Wirbser, sog. Föhresägers von Stegen.„Die Mutter will
es haben“, hieß es. - Es war eine, die vor der Ehe Mutter war,
schon im ledigen Stand, und zwar mehrere Mal (1893). Das nächste
Jahr kamen drei mit Kränzchen, 2 von Stegen und 1 von Eschbach,
nämlich Stephane Scherer ("Schnieders"). Seit neun Jahren aber
kommen alle mit Schäppel. Den Schäppelträgerinnen wies ich den
Ehrenplatz an, hinten zu gehen, und die Kränzchen voraus. Bei den
Erstkommunkanten half es besser als bei den Erwachsenen. Der
Schäppel bedeutet die Jungfrauenkrone. (29.9.1903 G. Pfr.)
9. Bei der Fronleichnams-Prozession wurde erstmals nur ein
tragbares Altärlein, das jetzt noch vorhanden ist und am dritten
Altar (Maierhof am Gottesacker) aufgestellt wird, - an an allen
vier Altaren herumgetragen; - die Jungfrauen und die ledigen
Burschen, die das St.Jakobusbild trugen, behielten die Bilder auch
während des Segens auf den Schultern. Erst 1882 wurden von Pfr. G.
zusammenlegbare Tischlein angeschafft. (dito)
B
1. Die Hirten, die meist den ganzen Sommer nie in eine hl. Messe
kommen, gewöhnlich von Mai an bis Kirchweih, haben über die zwei
Pfingstfeiertage frei und Erwachsene müssen für sie hüten. - Die
Hirten bekommen als Pfingstgeld vom Bauern gewöhnlich 1 M, früher
30 x und von den "Huesles-Leute"
Seite 122
d. i. den Taglöhnern, deren Geiße sie mithüten, je 20 d, früher 6
x; eine Gefahr für die Hirten, ins Wirtshaus mit dem Gelde zu
laufen.
2. Am Agathatag (5. Febr.) und St. Blasiustag (2. Februar) wird
morgens ncht gearbeitet, und man geht in die hl. Messe, aber
nachmittags arbeitet man; an den Fastnachtstagen wird morgens
gearbeitet, aber nachmittags ist frei; am Aschermittwoch aber ist
morgens und nachmittags frei.- (An denFastnachts-Tagen war von
jeher Schulunterricht, was die Schüler und Erwachsenen von Unfug
abhielt. - Hiezu ermahnte man in der Schule noch von Lehrer und
Geistlicher.)
3. Von Weihnachten bis Dreikönigstag (oder Neujahr manchsmal)
haben die Dienstbotenmganz frei, und Bauer und Bäuerin tun deren
Arbeit; - von Weihnacht bis Ostern haben die Dienstboten ihre
‚Laubtage’ (= Erlaubtage), d. h. an jedem Donnerstag haben sie
frei und können bei anderen ‚taglöhnern’, also einem
Nebenverdienst nachgehen.
4.- Zwei Wochen vor Weihnachten müssen die Knechte für das ganze
Jahr, abends nach dem Nachtessen, die Besen machen, ca. 100 Stück,
die Mägde aber müssen das Birkenreis aus dem Wald des Bauern dazu
holen, auch die Band für die Garben sind zu machen.
5. Die Rangstufen unter den Dienstboten sind:
Hirten, - ‚Rosser’,
- Unterknecht, - Knecht.
Hirten, - ‚Hueslemaidle’, - Untermagd, -
Magd.
Was den Lohn angeht, so bekommen die Hirten, welche die Schule
noch zu besuchen haben, gewöhnlich kein Geld als Lohn, sondern
nebst Verpflegung auch noch die Kleider.- Die "Rosser” bekommen
100 - 130 M jährlich. Die Unterknechte 180 - 220 Mk, - die Knechte
bis zu 300 Mk. - Die ‚Hausmaidle’ erhalten 60 - 80 M, - die
Untermägde 90 - 110,- die Mägde 140 - 160 Mk. - Seit etwa 10 - 15
Jahren haben sich die Löhne um 40 - 50 % gesteigert, zudem dass
der Bauer auch noch den Kranken- und
Invaliden-Versicherungsbeitrag meistens allein leistet. (September
1903 G. Pfr.)
6. Als Weihnachts-Geschenk bekommt jeder Dienstbot den Sog.
‚Wiehnete-Laib’, ein Laib Brot von etwas weißerem Mehl, in welchem
Biereschnitz mitgebacken wurden. Gewöhnlich bringen Dienstboten
diesen ihren Eltern oder anderen Angehörigen. (d.O.)
7. Bei Taufen zahlt der Vater des Kindes gewöhnlich die sog.
Taufsuppe, d. i. das Essen am Tag der Taufen. - Ein Lediger, der
seine Ehre wahrt, hat 4-5 Mk zu zahlen, - aber darf nicht
mitessen, sondern muss sich fernhalten. - Die Taufpaten: ein
Lediger als ‚Götte’ zahlt der Wöchnerin 4-6 Mk, ein verheirateter
Mann als Götte überlässt es seiner Frau, der Wöchnerin den "Korb",
d.i. eine Zäune voll Esswaren, zu bringen:
Eier, Butter, Kaffee, Weck, Reis, Gerst, beim Armen auch Mehl und
dergleichen. - Die Patin = "Gotte" bringt auch der Wöchnerin ihren
"Korb". - Die Gotte gibt auch bei der Taufe dem Mesner sein
Trinkgeld, gewöhnlich 50 Pfg - 1 Mk. (d. O.)
Seite 123.
8. Am Karfreitag setzen die Leute gern junge Bäume, als ob diese
dann besser gedeihen; wahrscheinlich weil an diesem Tag der
Kreuzesstamm auf Kalvaria gesetzt wurde. Es unterläuft ein Stück
Aberglaube.
9. Wenn ein Haus abbrennt, so erheben die, welche das Brandunglück
hatten, die ‚Brandsteuer’, d. h., sie sammeln Beiträge oft in- und
außerhalb der Pfarrei. Die Hirten, Knechte und Mägde etc. erhalten
je 46 d,50 d bis 1 Mk. - Pfr. G. gab bis zu 5 Mk. - Der
Klausebauer Jos. Faller, 1881, gab Pfr. G. 25 Mk, dem
‚Scherlebauer’ 50 Mk unter der Bedingung, dass er für seine
geschmolzene Hofglocke eine entsprechend andere anschafft;
(30.9.1903 G. Pfr.)
10. Bei einem Neubau wird den Maurern abends nach Feierabend ein
kleiner Trunk verabreicht, wenn sie den ersten Stein legen, - den
Zimmerleuten, wenn sie den ersten Balken legen. Beim ‚Aufrichten’
aber wird ihnen ein Essen und Trunk gegeben, und zwar allen
Arbeitern. (dito)
11. Über das Schieben-Schlagen wurde schon pag. 71 berichtet
(Verkündbuch von 1897 p. 54 und 56). Seit einigen Jahren
unterblieb es, weil die ältesten Christenlehr-pflichtigen Burschen
weniger verdorben waren. Nachgetragen kann werden, was in den
‚Monatsblättern des bad. Schwarzwaldes’ von 1902 Seite 46 gesagt
ist: - Am ‚Hirzesunntig’ (Quadrag. I), also amFrühlingsanfang,
kommt es vor. Es soll aus dem 11. Jahrhundert datieren. Die
Scheiben sind von dürrem Buch- oder Tannenholz, ca. 10 cm im
Durchmesser, die durchbohrt sind. Nachdem sie im Scheibenfeuer
glühend gemacht, mittelst schlangen Haselruten über ein
schräggestelltes Brett in die Höhe geschleudert werden, und zwar
zur Ehre oder zum Spott bekannter und genannter Personen. Dabei
wird noch ein Spruch gerufen: „Schibi, Schibi, Schibo! Wem soll
die Schibe go?“ usw. (dito)
12. Es ist seit alters auch unter meinem Vorgänger üblich, dass
die "Wibervölker", ledig oder verheiratet, nicht dem
Pfarrgeistlichen auf sein Zimmer kommen, sondern dass sie im
unteren Gang bei der Haustüre ihre Audienz bekommen und
verabschiedet werden. - Hat sehr viel Gutes.
Memoriale Sacerdotis:
Rarissima
aspectio
Propter castimoniae
conversationem. x
Brevissa collocutio
Propter publicam acdificationem.
xx
Caustissima conversatio
Propter lapsus devitationem xxx
x) „Memento, quonlam malus est
oculus nequam“ Eccl. 31
xx) Per levia verba venitur ad pessima facta. (Trithemius)
xxx) Quia nec Davide sanctior, nec Samsone fortior; nec Salomone
sapientior es (St.Hieronymus).
x)
Gedenke, weil das unnütze Auge schlecht ist Eccl. 31
xx) Durch leichtsinnige Worte kommt es zu schlimmen Taten
(Trithemius)
xxx) Weil du wder Heiliger als David, noch stärker als Samson,
noch klüger als Salomon bist (St.Hieronymus)
[Dem Pfarrer zur Erinnerung: Ein sehr seltener Anblick
in der Nähe die Erhaltung der Enthaltsamkeit
Eine sehr kurze Unterredung
in der Nähe das Öffentliche Bauwerk
Der sehr vorsichtige Umgang
in der Nähe die Vermeidung des Glaubensverrats.
Seite 134
Missbräuche
und Überstände
Tollatur abusus, maneat usus! -
[Der Missbrauch wird aufgehoben, aber der Gebrauch möge bleiben !
-]
1. Auch in hiesiger Gegend sind die "Totenwachen" üblich, dass die
Angehörigen des Verstorbenen und die Leute aus der Nachbarschaft
die 2 Nächte, wo die Leiche im Haus liegt, wachen, den Rosenkranz
beten, aber einen Imbiss und Trunk bekommen. 1851 tat es auch die
kirchliche Behörde, laut Ordin. Erlass vom 17.6.1851 No 5306. Pfr.
Engler glaubte damals berichten zu dürfen: - "Hierorts sei über
Missstände nicht zu klagen." Jedoch ist ein wachsames Auge nötig.
Selbst Unsittlichkeit neben der Leiche und trotz des zeitweiligen
Betens können vorkommen.- (1.10.1903 Pfr.G.)
2. Am Namenstag der Pfr. Blank (Johann), wo auch die St.Petriner
Herren die Ehre geben, wurde mit Böller geschossen. Die Böller
sind Gemeindeeigentum von Eschbach, das Pulver wird von der
Kirchspielkasse Eschbach-Stegen angekauft. Im ersten Jahr des
Hierseins von Pfr. G. wurde (von Schmidt H. Feser) am Wilhelmstag
geschassen, - unerwartet. Es war aber auch zum letzten Male; Pfr.
G. bat ernstlich, Solches doch nicht mehr zu tun. - aber man
schoss auch bei signifikanten Hochzeiten, Taufen, ehelichen und
leider auch bei manchen unehelichen. - Heute 1903 unterbleibt all
Derartiges.
(NB dass leider Wiederholungen von Notizen vorkommen, datiert von
der zu langen
Unterbrechung des Eintragens und weil das Gedächtnis rinnt wie ein
altes Fass. - Pfr. G.73 J. alt.)
Seite 135.
Steuern
(vgl. p. 107 u. 93)
1. Für die örtliche
Kirchensteuer kommen in Betracht:
Einwohner: Eschbach zusammen
587 Seelen
i.J.1900 hievon nach Pfarrei
St.Peter 40 Seelen
bleiben
547
Seelen
dito : Stegen zusammenen
395 Seelen
hievon nach Pfarrei Kirchzarten
254 Seelen
bleiben
Pfarrei Eschbach 141 Seelen
zusammen hat das Kirchspiel Eschbach-Stegen 688 Seelen
Voranschlag
zu den Kirchspiel-Umlagen für
1900/1902 von 100 M je 3 Pfg
trifft Gemeinde Eschbach
280 M
trifft Gemeinde Stegen 72 M
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