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Das Haus in Stegen „Im Großacker 28” wird 30 Jahre alt
1972 - 2002
von Werner Wimmel 2002


Unser Haus "Im Großacker 28" in Stegen wurde Mitte des Jahres 1972 mit der Tiefgarage bezugsfertig und eingeweiht. Die Baugenehmigung wurde am 3. November 1970 erteilt.

Da wir nun die 30 Jahre nicht so sang- und klanglos vorbeiziehen lassen wollen, wurde ich vom Beirat unseres Hauses, von den Herren Henrich Liedke, Josef Dold und Peter Paffrath gebeten, eine kleine Dokumentation zusammenzustellen. Dem komme ich mit dieser kleinen Broschüre gern nach. Es soll versucht werden, die Stimmung in den Jahren 1970 - 1972 ein wenig zurückzuverfolgen.

Für Informationen jeglicher Art gilt es Dank zu sagen an Herrn Professor Klaus Humpert, Herrn Dangelmeier vom Familienheim e.G.‚ Herrn Klingele von der Gemeinde Stegen, Herrn Klaus Birkenmeier, Bürgermeister a.D. von Stegen, Herrn Fridolin Hensler, Herrn Oskar Steinhart‚ Dr. Heiko Wagner und Vielen anderen, die mit kleinen Hinweisen helfen konnten, diese Schrift zu ermöglichen. Ganz besonderen Dank gilt auch Herrn Kai Brückmann für den Druck dieses Heftes.

Wer war für den Bau unseres Hauses verantwortlich ?

Es war die Baugenossenschaft "Familienheim Freiburg e.G". Wenn wir uns nun schon für die Geschichte unseres Hauses interessieren, sollte am Anfang vielleicht die Entstehung der Baugenossenschaft "Familienheim Freiburg e.G." skizziert werden.

Im Frühherbst 1929 wurde in Freiburg der 68. Deutsche Katholikentag abgehalten. Auf diesem Katholikentag wurde beschlossen, die Gründung einer im katholischen Wurzelgrund eingebetteten Baugenossenschaft mit gemeinnützigem Charakter zu vollziehen. Einer der maßgeblichen Initiatoren dieser Genossenschaft war der jahrzehntelange Vorsitzende, Domkapitular und Prälat Dr. Thomas Aschenbrenner.

Am 23. Januar 1930 wurde in Freiburg in Breisgau in Auswirkung des hier im Jahre 1929 abgehaltenen Katholikentages, dessen Leitgedanke die Rettung der christlichen Familien war, die gemeinnützige Baugenossenschaft "Familienheim Freiburg" ins Leben zu rufen. Sie stellte sich die Aufgabe, für die wirtschaftlich schwachen, insbesondere die kinderreichen Familien ausreichend billige Wohnungen zu beschaffen. Bald kam die politische Wende und es wurde sehr schwer, eine eigene religiöse Meinung zu vertreten.

Nach 1945, unter völlig veränderten Rahmenbedingungen, erhielt die Familienheim Freiburg Baugenossenschaft e.G. überregionalen, diözesanweiten Modellcharakter für die vielen "Neuen Heimaten", die unter tatkräftigen Förderungen des Eingangs zitierten Vorstandsmitgliedes, des Prälaten Aschbrenner, entstanden, die gewaltige Wohnungsnot lindern zu helfen und insbesondere den Heimatvertriebenen die Integration in die neue Heimat zu erleichtern.

Dieses als kurzer Hinweis für unsere Baugenossenschaft "Familienheim Freiburg e.G.". -

Geschichte des Hauses "Im Großacker 28" in Stegen

Der Grundsatzentwurf für unser Haus mit den 20 Wohneinheiten stammt von Herrn Professor Klaus Humpert in Zusammenarbeit mit dem Baudirektor Wolfgang Bäumle. Professor Humpert war zu der Zeit Chef im Städtischen Planungsamt in Freiburg und später nahm er eine Professur in Stuttgart an, blieb aber wohnhaft in Freiburg-Ebnet.
Die Idee unseres Haustyps hatte er bekommen, als er in Lahr Häuser für die Franzosen zu entwerfen hatte. Es sollte ein Mehrfamilienhaustyp werden mit der Idee eines Winkelgrundrisses: große überdachte Balkons, nicht einsehbar vorn Nachbarn, Fenster und Türen nur zum Balkon. Wichtig war ihm, daß in dem Mehrfamilienhaus die Mitbewohner sich unbeobachtet fühlten. Die Balkone sollten geräumig sein. Das ist ihm hiermit gelungen. Die Idee seines Grundsatzentwurfes wurde von der Baugenossenschaft Familienheim Freiburg e.G. ausgeführt. Interessant ist, daß unser Haustyp noch einmal in Stegen, 9 x in Landwasser sowie 2 x Kollnau und l x in Breisach gebaut wurde. Unser Haustyp mit den 20 Wohneinheiten muß also in der damaligen Zeit Anerkennung gefunden haben und für modern gehalten sein. Wie jedem bewußt ist, handelt es sich bei unserem Haustyp um eine Art Fertigbauweise. Die meisten Fertigbauteile unseres Haustyps wurden in einer Freiburger Betonfabrik erstellt. Die Fertigbauteile für die zwei in Stegen gebauten Häuser wurden jedoch in Rimsingen erarbeitet. Es handelt sich hierbei um 33 cm starke Betonplatten, die mehrschichtig sind, außen 15 cm Waschbeton besetzt mit kleinen Steinen. Zur Innenseite 18 cm Leco-Blähbeton, weil der normale Beton eine schlechte Wärmedämmung hat. Der Blähbeton ist mit - wie schon der Name sagt - aufgeblähten Tonkügelchen versetzt, deshalb druckfest und ‘wichtig’ wärmedämmend.
Die Baugenehmigung wurde also am 3. November 1970 erteilt. Vor dieser Zeit war unter dem damaligen Bürgermeister Pius Rebmann in Stegen die große Diskussion im Gange, ob eine Umgehungsstraße von Oberried nach Eschbach - also eine Verbindung zum Notschrei und Kandel - gebaut werden sollte mit einer Brücke über die Villingerstraße am Wald entlang und einer Brücke in Eschbach. Diese Straße war also geplant direkt an unser heutiges Haus vorbei. Nur war die Planung anders vorbereitet als es heute ist – siehe Planungsentwurf!-  Wo heute unsere zwei Hochhäuser stehen, sollten im ersten Planungsentwurf die Einfamilienhäuser (die sogenannte Teppichsiedlung) gebaut werden, dann die mittelgroßen Häuserreihen und die Hochhäuser. Damals waren noch drei von unserem Haustyp vorgesehen, wie man im Planungsentwurf deutlich erkennen kann.
Die Stegener und Eschbacher Bürger haben sich vehement gegen die Umgehungsstraße gewehrt und gewonnen, sie wurde nicht gebaut. Nach der überarbeiteten Planung wurden zunächst die Einfamilienhäuser zwischen der heutigen Zartener Straße und Am Schloßpark gebaut. Die Flachdachhäuser wurden so verschachtelt gesetzt, daß bei Überfliegung des Geländes die Siedlung wie ein Teppich aussah - wie Luftaufnahmen zeigen. Somit heißt es im Volksmund "die Teppichsiedlung in Stegen".
Danach schlossen sich weiter in Richtung Freiburg die Mehrfamilienhäuser und am Ende die zwei Hochhäuser Im Großacker 5 und 28 an, die alle von der Familienheim Freiburg Baugenossenschaft e.G. verwaltet werden.
Vielleicht nicht uninteressant, am 10. Oktober 1970 wurde der erste von drei Bauabschnitten der Gehörlosenschule in Stegen eröffnet.
So entstand die stufenweise Bebauung. Wenn wir uns vorstellen, daß Stegen in den 60er Jahren gerade mal 600 Einwohner hatte, war diese großzügige Bebauung nur durch verschiedene Umstände möglich. Als erstes hatte der damalige Bürgermeister Pius Rebmann sehr erfolgreiche Arbeit geleistet. Er konnte auf die Menschen, Behörden, Baugesellschaft zugehen und für Stegen das Bestmögliche herausholen. Ein weiterer glücklicher Umstand hat zu dieser frühen großzügigen Bebauung geführt: Es waren der Graf und die Gräfin von
Kageneck, die in Stegen beheimatet waren und hier ein riesiges Gelände und auch Wald besaßen. Sie haben der Gemeinde Stegen sehr viel Gelände geschenkt und auch preisgünstig zur Verfügung gestellt. Hier hat der damalige Bürgermeister Pius Rebmann eine bedeutende Rolle gespielt.
Für diese großzügige Bebauung kommt noch ein weiterer Umstand hinzu. Da Stegen finanziell gar nicht in der Lage war, große Kosten für diese riesigen Neubaugebiete zu übernehmen, haben sich die großen Baugesellschaften bereit erklärt, die Kosten des Ausbaus zu übernehmen. Die folgenden Gesellschaften wären hier zu nennen: Wüstenroth, Wohnstättenbau und Familienheim Freiburg e.G.; und besonders für die "Teppichsiedlung" noch kleine Unternehmen.
Eine große Rolle spielte für den Beginn der Bebauung ein Abwasserkanal, der von Ebnet nach Stegen verlegt wurde und die nötige Grundlage für ein Wohngebiet schaffte.
Bevor die Gemeinde die Grundstücke erworben hatte, waren sie zum großen Teil an örtliche Landwirte verpachtet. Unser Hochhaus wurde auch auf dem ehemaligen Gelände der "Kageneck" gebaut. Vorher hatte unser Grundstück der Landwirt Karl Schlegel vom Schlegelhof in Unterbirken gepachtet, wie mir die Familie Schlegel selbst erzählte. Im Volksmund wurde er natürlich "Schlegel Karl" aus Unterbirken genannt. Er hat seine Landwirtschaft in den 70er Jahren aufgegeben.
Direkt an unserem Hochhaus wurde die Tiefgarage mit 32 abschließbaren Einzelplätzen für beide Hochhäuser erstellt. Bei dem heutigen Verkehr hat fast jede Familie 2 bis 3 Autos, somit ist die Tiefgarage ein großer Gewinn.
Mit dem neuen Anstrich vom letzten Jahr präsentiert sich unser Haus sehr gut in der Landschaft. Wir können zufrieden sein. Natürlich werden später wieder Reparaturen anstehen, die die Miteigentümer tragen müssen, aber wenn ich mir die 9 Häuser unseres Haustyps in Landwasser ansehe, sind wir auf dem richtigen Weg.

Liebe Miteigentümer, liebe Mitbewohner, ich hoffe, Sie kurz und sachlich mit dieser kleinen Dokumentation informiert zu haben. Es wäre sicherlich noch Vieles zu sagen, aber es hängt immer davon ab, was man "zu hören" bekommt.

Kurzbeschreibung des Hauses "Im Großacker 28" in Stegen

Wir betreten den Haupteingang und befinden uns nun im Erdgeschoß bzw. Kellergeschoß, in dem alle Gemeinschaftsräume untergebracht sind (siehe Plan I mit Heizungsanlage, Wasch- und Trockenräume‚ Restmülleimer sowie für jede Wohneinheit einen Kellerraum). Rechts und links vom Haupteingang befindet sich je ein Raum für die Fahrräder sowie jetzt auch die Bioabfallbehälter.
Im I. bis IV. Stockwerk (siehe Plan II) sind je fünf Wohneinheiten in verschiedenen Größen, die auf allen Fluren gleich strukturiert sind. Vom Erdgeschoß geht ein Fahrstuhl bis zum IV. Stock. Alle Wohnungen befinden sich in privater Hand, entweder vermietet oder der Eigentümer bewohnt sie selbst, und werden heute noch vom Familienheim Freiburg e.G. verwaltet, wobei jährlich eine ordentliche Eigentümerversammlung stattfindet. Die Eigentümer wählen einen Beirat, der sie nach außen hin vertritt. Es ist auch schon vorgekommen, daß eine außerordentliche Eigentümerversammlung einberufen werden mußte.