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Geschichte des Schwarzwaldes
Siedlungsgebiet des Ordens des heiligen Benedikt
von Fürstabt Martin Gerbert

Das Kloster Oberried mit anderen Klöstern des Wilhelmitenordens unter der Regel des heiligen Benedikt.


Es wuchs durch das Bemühen des genannten Tennenbacher Abtes Berthold von Urach noch eine andere Abtei des Zist    erzienserordens im Tale des Gunther hervor, eines Edlen des 13. Jahrhunderts, der die Burg auf einem Felsen oberhalb jenes Tales bewohnte, das er seiner Tochter Adelhaid überließ, und um das Jahr 1221 ein Gebäude errichtete, damit dort ein klösterliches Leben geführt werden könne, und dies freilich mit einem solchen Erfolg, daß von Bischof Konrad von Konstanz erwähnt wird, er habe im Jahre 1224 der nunmehrigen Äbtissin Adelhaid eine Kapelle mit Altar geweiht, einen Ort auch, wie Crusius in den "Annales Sueviae" (P. III. L. I. c. 4.) berichtet, den er von der Rechtsprechung der Mutterkirche (wobei Heinrich, der Pfarrer der Kirche von Mershusen‚ zu der der Ort gehörte, anwesend war und zustimmte) völlig befreite. Privilegien erteilten sodann Gregor IX. im Jahre 1233 am 8. Februar und später noch andere Päpste durch päpstliche Bullen. Unter den Wohltätern dieses Frauenklosters‚ bezeugt Crusius (L. c. 236 T. V. pag. 1094), befanden sich die erlauchten Fürsten von Freiburg und die Edlen von Keppenbach und ebenso die Edlen von Blumeneck und Klingenberg und andere, von denen es dort sehr viele und schöne Grabstätten gibt.

Weiterhin wird berichtet, die Nonnen hätten sich, durch ein überirdisches Licht dazu bewegt, in die rauhere Abgeschiedenheit des Oberrieder Tales begeben, wobei die Edlen Nikolaus und Konrad von Thengen jenen Ort, den sie von Abt Konrad von St.Gallen zu Lehen erhalten hatten, gegen einen jährlichen Zins zur Verfügung stellten. Dies handelte vor allem Rudolph von Thengen aus, Propst der Diözese Straßburg und Bruder des Nikolaus und Konrad. Doch da sie der Strenge der Luft und des Ortes nicht gewachsen waren, verließen sie das Oberrieder Kloster auf Anordnung des Abtes von Citeaux und kehrten in das frühere Güntherstal zurück, weil — so lauten die Worte des P. Konrad Sturn in der "Oberrieder Chronik" — die rauhe Luft, die dichten Wälder, die allzu steilen Felsen und die Schwierigkeit, das Notwendige für ein solches Leben zu beschaffen, was der weiblichen Zerbrechlichkeit zuwider lief, es nicht zuließ, daß sie hier länger verweilten. Als sie dann ihr Vermögen gemehrt und das Kloster erweitert hatten, wurde eine größere Kirche im Jahre 1278 von dem Konstanzer Suffraganbischof Tholomäus geweiht, noch unter der Gründerin Adelhaid als Äbtissin, die dem Kloster fünfundfünfzig Jahre vorstand und im Jahre 1281 fromm im Herrn verstarb, nachdem sie ein Jahr zuvor aufgrund ihrer Altersschwäche auf das Äbtissinnenamt verzichtet hatte, vermutlich zugunsten der seligen Heintruda, die in der "Gallia christ iana" (T. V. pag. 1094) im Verzeichnis der Äbtissinnen als nächste angesetzt und von der gesagt wird, sie stamme aus Millheim.

Das 13. Jahrhundert
Das Kloster Oberried mit anderen Klöstern des Wilhelmitenordens unter der Regel des heiligen Benedikt.

XXXVI. Wir haben eben die Übersiedelung der Nonnen aus Güntherstal in die rauhere Abgeschiedenheit des Oberrieder Tales erwähnt und ihre Rückkehr von dort in das frühere Tal, wie P. Konrad Stum bezeugt, der im 14. Jahrhundert als Zönobit eben dieses Ortes Oberried die Siedlergruppe der Wilhelmiten beschreibt, die nach dem Weggang der Nonnen dorthin geführt worden war. Das 13. Jahrhundert kann als das erste dieses Ordens bezeichnet werden, für dessen Begründer von manchen fälschlich der Herzog Guilelmus I. von Aquitanien angesehen wurde, der ein Zeitgenosse Karls des Großen gewesen war; um diesem wohlzugefallen, wurde er Mönch und starb im Kloster Gelon des Ordens des heiligen Benedikt. Genauso wurden auch andere aquitanische Herzöge dieses Namens aus dem 11. und 12. Jahrhundert fälschlich für die Begründer dieses Ordens gehalten, wie Henschenius in seinem einleitenden Kommentar zu de S. Guilelmo Magno eremita in Stabulo Rodis in Hetruriam (Bolland. T. II. Febr. pag. 433. seqq.) darlegt: Dort geht es ihm vor allem um den Nachweis aus Ordericus und anderen, daß der letzte Herzog Aquitaniens, den der heilige Bernhard aus dem Schisma des Anaklet zurückgeholt hatte, auf der Wallfahrt nach Compostella zum heiligen Jakobus in Galizien im Jahre 1137 gestorben ist.

Dorthin freilich scheint auch der heilige Eremit Guilelmus gewallfahrtet zu sein; doch als er von dort zurückgekehrt war, legte er nach verschiedenen Wanderungen seinen letzten Wohnsitz in "Stabulum Rodis" oder Malavale unter strenger Einschließung fest; im Jahr darauf erhielt er Albert zu seinem ersten Schüler, in dessen Armen der heilige Guilelmus im Jahre 1157 seinen Geist aushauchte und von dem er begraben wurde; dieser verfaßte auch eine Lebensgeschichte seines Lehrers. Dieser Albert machte später zusammen mit dem Arzt Reinald, nachdem sich allmählich eine Kongregation zusammengefügt hatte, den Orden der Wilhelmiten bekannt, der sich schließlich in diesem 13. Jahrhundert auszubreiten begann, und dessen Geschichte Henschenius ebendort
Bolland. T. II. Febr. pag. 472. seqq.) darstellt. Diesem Orden machte im Jahre 1248 Gregor IX. die Regel des heiligen Benedikt zur Vorschrift; und obwohl später im Jahre 1256 Alexander IV. mehrere Eremitenorden unter der Regel des heiligen Augustinus zusammenfaßte, rief er diese dennoch wieder zur Regel des heiligen Benedikt gemäß der Satzung des heiligen Wilhelm zurück, nachdem er erfahren hatte, daß den Wilhelmiten die Regel des heiligen Bendikt von Gregor IX. vorgeschrieben und von Innozenz IV. bestätigt worden war. Später verbot auch Urban IV. im Jahre 1263, daß diejenigen, die sich zum Orden der Wilhelmiten bekannten, ohne spezielle Erlaubnis des apostolischen Stuhles zu den Augustinianem überwechseln dürften.

Es entstanden daraus verschiedene Unruhen zwischen den Eremiten des heiligen Wilhelm und denen des heiligen Augustinus, als die Wilhelmiten, die zur Regel des heiligen Benedikt zurückgekehrt waren, von Clemens IV. einige Häuser zurückverlangten, die ihnen von eben diesen, vor allem in Deutschland, weggenommen worden waren; von Clemens wurde dann auch der Streit entschieden. Weiterhin wird unter diesen Häusern der Wilhelmiten in einer Bulle des Papstes Clemens IV. aus dem Jahre 1266 an erster Stelle das Haus von der Pforte der heiligen Maria von Ibiseborne in der Diözese Mainz erwähnt, dann gleich darauf das Haus von der Krone der heiligen Maria von Fuuisene in der Diözese Konstanz; dieses letzte ist nach unserer Ansicht kein anderes als das unsere, von dem wir gerade handeln, nämlich das Kloster, das sozusagen Fuesen genannt wird, da es "zu Füßen" des höchsten Schwarzwaldberges Feldberg gelegen ist, und "Krone Mariens in Oberried" genannt wird.

Nachdem von dort, wie wir gesagt haben, die Nonnen weggezogen waren, wurde eine Siedlergruppe von Wilhelmiten hierher gebracht, und zwar aus dem Kloster Pforte Mariens bei Cruishoute diesseits von Magoniobia, wie es in der besagten Aufzählung genannt wird, in der Bulle Clemens IV. aber Ibiseborne in der Diözese Mainz. Wie aber der Oberrieder Mönch P. Konrad den Sachverhalt darstellt, schickte der Prior von der "Pforte der heiligen Maria" des Ordens des heiligen Wilhelm, nachdem er vom Weggang der Nonnen erfahren hatte, einen Prior mit zwei Brüdern hierher, damit sie ebendort ihren Wohnsitz nähmen, wenn die Herren jenes Ortes, durch deren fromme Lebensweise dazu veranlaßt, dem zustimmten. Damals war der Ort, fährt er fort, an die Ritter von Freiburg, Ludwig von Munzingen und Konrad Snewli, gekommen, die in ihrem Herzen überdachten, daß die der heiligen Maria geweihte und von den Nonnen verlassene Kirche noch vorhanden war; so übergaben sie den eben genannten Brüdern durch feierliche Schenkung von neuem die Weiler Oberried und Verlinsbach, so wie sie die Nonnen von Rudolph von Thengen erhalten hatten. Den Zeitpunkt dieser Schenkung setzt derselbe Konrad auf das Jahr 1252 am 3. Wochentag nach Pfingsten an, in Übereinstimmung mit der Abschrift der Urkunde über diese Gründung, die wir veröffentlichen.

Hieraus wird aber deutlich, daß die Wilhelmiten damals schon einige Jahre jene Einsiedelei bewohnt hatten, die auch heute noch ihren Namen vom heiligen Wilhelm hat, da Konrad aussagt, diese hätten fast vierzehn Jahre lang an diesem schrecklichen Orte Gott gedient: Aus sicheren Dokumenten steht aber fest, daß sich jene schon im Jahre 1262 oder im zehnten Jahr nach jener Schenkung wegen der Unzuträglichkeit des Klimas in eine Vorstadt von Freiburg begaben. Nach dem Weggang der Brüder aber, fügt er an, stand der vorgenannte Ort für drei Jahre ohne Gottesdienst leer; diesen Ort erhielten später der Bruder Johannes von Urberc, Priester und ebendort demütiger Prior, zusammen mit dem Laienbruder Burkard als Ordensbrüder aufgrund ihrer Bitten bei den Vorstehern des Ordens und suchten die Einsiedelei auf die sie in erbärmlichem Zustande vorfanden; sie waren gleichsam aller Dinge und Annehmlichkeiten entblößt, um ein Leben in Heiligkeit anzustreben und den Fallstricken dieser Welt zu entkommen, indem sie auf göttliche Weisung hin Feuer und Wasser durchschritten, und um dem Prunk der Welt zu entsagen. Durch das Vermögen seines Bruders Volkard von Urberg und die Gaben anderer gefördert erhielt Prior Johannes um das Jahr 1266 das Ordensleben nach der Satzung des heiligen Wilhelm aufrecht. In demselben Jahr am 22. Mai erteilte Bischof Heinrich von Basel denjenigen einen Ablaß von 40 Tagen, die am Fest der Weihe die Eremitenkirche des heiligen Wilhelm außerhalb der Mauern der Stadt Freiburg besuchen sollten. Jenen Ablaß erweiterten im Jahre 1285 auch für andere Feste der Erzbischof Petrus von Arbues und die Bischöfe Andreas von Oslo, Tholomeus von Sardegna‚ Bemardus von Perugia, Johannes von Avellino und Bemardus von Numana. Im Jahre 1288 kam noch eine weitere Weihe von Chor und Altar durch Johannes von Lethovia, des Suffraganbischofs von Konstanz, hinzu: Wobei schon im Jahre 1286 Papst Honorius IV. den Orden der Wilhelmiten durch neue Vergünstigungen und Privilegien gefördert hatte, wie bei Raynaldus zu lesen ist (
T. XIV. p. 392). Gegen Ende des 13. Jahrhunderts zählte das Kloster in Oberried zu seinem Wohltäter Albert von Falkenstein, den Beschützer der Witwe Jakobs von Falkenstein. Hierzu liegt eine Urkunde aus dem Jahre 1298 vor, versehen auch mit dem Siegel des Grafen Egeno von Freiburg. Derselbe Albert oder Aubrecht von Falkenstein fügte sein Siegel zusammen mit Johannes Snewlin und Johannes von Urberg und dazu noch den Äbten von St.Peter und St.Mariun (St.Märgen) einem Dokument des Jahres 1296 an, in dem die Rechte des Klosters Oberried im Wald über Oberried und Wittelsbach aufgezählt werden.

Schon damals wurden in der Nachbarschaft des Schwarzwaldes auch noch andere Klöster dieses Ordens eingerichtet, wie zum Beispiel das von Mengen, das in der zitierten Aufzählung der Ordenshäuser "Haus von Meneghem in Schwaben" genannt wird. In den Beobachtungen des Ph. Christ. von Normann zu einem Erlaß des Beauftragten des Papstes Johannes XXI. vom Jahre 1277 aus der Handschrift Osw. Gabelkovers werden die Brüder Graf Rudolph von Tübingen und Ulrich von Asperg notiert, die im Jahre 1259 mit Zustimmung der Grafen Hugo und Rudolph von Tübingen, ihrer Neffen, auf das Eigentum und die Besitzungen in Habstal zugunsten des Klosters Mengen verzichtet hatten; dies wird auch Himmelspforte genannt, über welches Franz. Petri in der "Suevia ecclesiastica" handelt. Bei P. Herrgott (
Gen. Habsburg. T. II. P. II. p. 503.) findet sich eine Urkunde des Bischofs Rudolph von Konstanz vom Jahre 1282, mit der er die Gründung der Brüder des Ordens des heiligen Wilhelm in Meingen kraft seiner Autorität bestätigt; dieses ist, wie die Urkunde sagt, gelegen auf einem Gelände bei der Stadt Meingen‚ welches die Freigebigkeit eines königlichen Gnadenaktes eurem Orden zur Verfügung gestellt hat, damit ihr darin zum Nutzen seines Heiles zusammenwohnt ... und ihr euch der Güte erfreuen könnt, die wir euren anderen Häusern in unserer Diözese haben zuteil werden lassen. Unter Albert, der dann Prior war, bestätigte Walter von Inesteten im Jahre 1287 im Namen der Bürger eben dieses Kloster. Herzog Friedrich von Österreich und Schwaben aber, mit dem Beinamen "der Schöne"‚ übergab später, als er römischer König war, im Jahre 1304 die Güter der Kirche St.Martin, mit denen das Patronatsrecht eben dieser Kirche verbunden war zusammen mit eben dieser Kirche und dem Patronatsrecht unter der vollen Zustimmung seiner Brüdetr, der Herzöge Rudolph und Lupold, und der anderen, die daran Anteil haben oder Anteil daran haben könnten, an eben diesen Prior und den Konvent nach vollem Recht, wie die Urkunde bei Herrgott (Gen. Habsburg. T. II. P. II. p. 588.) aussagt. Eben dieses Patronatsrecht erweiterten in demselben Jahre Werner und Ulrich, die Söhne des edlen Ulrich von Ruolfingen.

Wenn aber in der erwähnten Urkunde des Bischofs Rudolph von Konstanz vom Jahre 1282 gesagt wird, jenes Gelände in Mengen sei dem Orden durch die Freigebigkeit eines königlichen Gnadenaktes überlassen worden, so kann dies in bezug auf keinen anderen als den römischen König Rudolph I. verstanden werden, obwohl von ihm diesbezüglich bis heute keinerlei Diplom zu Tage gebracht worden ist. Was aber in jener Urkunde derselbe Bischof über die anderen Häuser der Wilhelmiten in seiner Diözese sagt, kann nur in bezug auf die Klöster von Oberried und Sion verstanden werden; von dem ersteren von diesen haben wir schon gehandelt.

Das Kloster Sion, nicht weit entfernt vom Zusammenfluß der Aare und des Rheins bei der Stadt Klingnau in der Schweiz in der Grafschaft Baden wurde im Jahre 1269 von Walter von Klingen gestiftet, dessen Schenkungsurkunde bei dem zitierten Herrgott
(Gen. Habsburg. T. II. P. II. p. 418.) zu lesen ist, welcher Bischof Eberhard von Konstanz und Graf Rudolph von Habsburg als anwesende Zeugen ihre Siegel aufdrückten. Auch sind deren einer Vertragsurkunde zwischen dem Prior von Sion und dem Priester Rudolaph von Rorboz angehängte Siegel aus dem Jahre 1270 ebendort (Gen. Habsburg. T. II. P. II. p. 420) zu lesen. Zu Klingnau bestätigt im Jahre 1288 Bischof Rudolph von Konstanz den Verkauf eines Allods, der von der Kirchengemeinde Zurzach an das Kloster in Sion getätigt wurde. Allerdings wird nirgendwo der Name des Priors ausdrücklich genannt; von anderer Seite her aber steht fest (Ioan. Iacob Lew lex. Helvet. P. XVII. p. 189) daß der erste Prior ab dem Jahre 1269 Eberhard gewesen ist, der zusammen mit Godefred der erste Bruder dieses Klosters war, wie sie auch in der zitierten Schenkungsurkunde Walters von Klingen aus dem Jahre 1269 notiert werden (Herrg. L. c. p. 418.) In einer Urkunde des folgenden Jahres zur Schenkung eines Altars in demselben Kloster ist die Unterschrift des Abtes Heinrich aus St.Blasien im Schwarzwald und des ehrsamen Priors in Oberried unseres Ordens zu lesen, nämlich der Wilhelmiten. In dem Jahre 1289 schenkten die Ritter Konrad und Johannes Schnewlin den Brüdern des heiligen Wilhelm im Wald, zweifellos im Oberrieder Tal, den Weiler Rutti‚ der heute Hofsgrund genannt wird.


Das 14. Jahrhundert
Die Wilhelmiten in Freiburg, Oberried und anderswo.

XXIX. Wir haben im vorhergehenden Buch die schreckenerregende Einsamkeit unseres Schwarzwaldes aufgezeigt, die die Günterstaler Nonnen im 13. Jahrhundert den Wilhelmiten zur Bewohnung überließen, da sie diese selbst nicht länger ertragen konnten und sich deshalb in eine Vorstadt Freiburgs begaben. Dennoch suchte später Bruder Johannes von Urberg, Priester und danach für vierzig Jahre Prior, zusammen mit dem Laienbruder Burchard diese Abgeschiedenheit auf, bis der barmherzige Herr, der die auf ihn Hoffenden nicht im Stich läßt, die durch vielfache Drangsal geprüften und durch das Feuer der Not wahrhaft erprobten vorgenannten Bruder mit dem Salböl seiner  Barmherzigkeit salbte. So übergab Volcardus, der leibliche Bruder des eben genannten Priors Johannes, ihnen das Dorf das er noch als kleines Kind wohl besessen hatte, und sich selbst mit Hab und Gut, wobei er nach Gottes Willen die Regel annahm usw. Es scheint dies eben der zu sein, der in einer Urkunde des Jahres 1308 als "Volcardus Prior" auftritt, was aber der zeitgenössische Bruder Konrad Sturn nicht erwähnt, von dem als Zeuge in Urkunden zu Beginn des 14. J ahrhunderts zu lesen ist und in der "kurzen Geschichte des Klosters Oberried"‚ die folgendermaßen schließt: Sodann hatten sie, nachdem fast zwanzig Jahre vergangen waren, ordnungs- und rechtmäßig und im Vertrauen auf einen förderlichen Beschluß religiöser und weltlicher Personen einen Hof in Buchheim, auf den sich das Patronatsrecht erstreckte, zusammen mit den Zinsrechten von Walther von Falckenstein‚ einem Sohn des Hiltebrand von Falckensteine‚ für 150 Mark reinen und gesetzlichen Silbers gekauft; im Jahre 1309 nach der Fleischwerdung des Herrn am 13. Dezember, am Tag der Jungfrau und Märtyrin Lucia, wurde diese Urkunde ausgegeben und geschrieben von Bruder Cunradus‚ "Sturn" genannt, einem Konventualen in Oberried, wie er es in den Dokumenten der bezüglich dieser Güter angefertigten Urkunden und aus dem Bericht von zuverlässigen Personen, denen dies bekannt war und die zu diesem Zeitpunkt gelebt hatten, erfuhr und hörte. Es wird hier nunmehr das Kloster in Oberried genannt, ein Ort, wo es nach seiner Verlegung getrennt von der Freiburger Niederlassung verblieb. Bei den Bollandisten (
T. II. Febr. pag. 480.) wird es aus Petrus Sylvius vom Orden des heiligen Wilhelm das erste genannt, das in der Provinz Alemannien errichtet wurde: Das Haus des Tals des Grafen, genannt "Stella Mariae" bei der Ortschaft von Oberrecth jenseits von Vriborch. Haus von Vriborch, fährt er fort, genannt "Cella Mariae". Unmittelbar darauf fügt er das Kloster namens Porta Mariae bei Hagnau im Elsaß an, aus dem nach der Aussage des erwähnten Konrad Sturn erstmals ein Prior und Brüder entsandt worden sind; Schöpflin aber (von ihm wird in der "Alsatia diplomatica" eine Urkunde des Jahres 1345 wiedergegeben (T. II. pag. 181), mit der der Konvent der Wilhelmitenbrüder außerhalb der Stadtmauern von Straßburg verspricht, daß sie am Grab des Landgrafs Ulrich vom Elsaß ein Ewiges Licht unterhalten würden) bezeugt in der "historia Badensis (T. II. pag. 79), daß im Jahre 1394 die Mönche des Ordens des heiligen Wilhelm im Tal der heiligen Maria bei Hagnau von dem Markgrafen Bernhard in seinen Schutz gestellt worden seien und sie daraufhin gelobt hätten, daß sie für ihn eine ständige Messe lesen würden. In Band V der "Gallia Christiana" im Anhang auf Seite 495 ist ein Dokument des Bischofs Wilhelm von Straßburg aus dem Jahre 1395 zugunsten der Brüder des Ordens des heiligen Wilhelm in Eley zu lesen, dem ein anderes des Bischofs Friedrich von Straßburg aus dem Jahre 1387 zugunsten desselben Klosters eingefügt ist, nachdem Friedrich von dort an den Sitz von Maastricht versetzt worden war.

Wir veröffentlichen eine Urkunde des Jahres 1340 aus dem Grunde, weil in ihr viele Bischöfe genannt werden, die Ablässe von 40 Tagen für das Kloster der Wilhelmiten in Freiburg erteilten, dessen Güter und Privilegien Gregor XI. bestätigt hat; solche Ablässe erteilten auch andere Bischöfe im Jahre 1337 dem Kloster desselben Ordens in Sion‚ nicht weit entfernt vom Schweizer Rheinufer im Bereich des Schwarzwaldes. Einem dritten Kloster dieses Ordens, nicht weit entfernt von der Schwäbischen Alb beim Dorf Mengen, übertrug Herzog Friedrich von Österreich im Jahre 1304 (in welchem demselben Kloster die Edlen von Ruolfingen das Patronat für die Kapelle in Ruolfingen überließen) die Pfarrei St.Martin in Mengen; und es bestätigte dies im Jahre 1320 Papst Johannes XXII. und Bischof Heinrich von Konstanz im Jahre 1337. Dasselbe Privileg erklärten die Herzöge Albert und Otto von Österreich für gültig. Trithemius schildert in den "annal. Hirsaug." zum Jahr 1343, daß zwischen diesen und den Grafen von Wirtemberg Streit entstanden sei wegen einiger Dörfer und Herrschaften, die ein gewisser Graf von Schelkingen oder Schalkingen — Vermutlich Konrad —‚ der gegenüber dem Kloster St.Blasien großzügig eingestellt war, den Österreichern für Geld verkauft hatte, wobei der erwähnte Graf von Wirtemberg darum kämpfte, in diesen noch einiges an Rechten zu behalten; und nachdem er seine Truppen zusammengezogen hatte, umzingelte er in einer Belagerung das Dorf Mengen und zerstörte es völlig.


Das 15. Jahrhundert
Die Wilhelmiten in Oberried und in der Vorstadt von Freiburg.

XXXV. Wir haben an der entsprechenden Stelle erwähnt, daß Mönche unter der Regel des heiligen Benedikt aus dem Orden des heiligen Wilhelm (die Privilegien dieses Ordens, die auf dem Konzil von Basel im Jahre 1435 bestätigt wurden, sind bei den Bollandisten wiedergegeben) die Nachfolge der Günterstaler Nonnen in der Abgeschiedenheit des Schwarzwaldes angetreten haben; sie lebten im 15. Jahrhundert zum Teil in Oberried und wurden die "Wilhelmiten im Wald" genannt, die übrigen hielten sich in der Freiburger Vorstadt auf. Diesem Kloster wurde der Name "Cella Mariae" gegeben, jenem der Name "Corona St.Mariae"; beide unterstanden einem Prior, als Provinzial aber hatten sie im 15. Jahrhundert Johannes Kuorz, den Prior von "Porta coeli" in Tennenbach. Die Priores in beiden Klöstern waren, wie auch die Mönche um diese Zeiten, hauptsächlich Adlige, wie zum Beispiel in der Vorstadt zum Ende des vorhergehenden Jahrhunderts und zu Beginn des 15. Jahrhunderts Konrad von Falckenstein und Martin von Riehin: Im "Wald" oder Oberried waren Heinrich Berenlapp von Bollschweil und Jodokus von Falckenstein Ökonomen. Im Jahre 1412 ging das Kloster "Corona B. Mariae" im Wald in Flammen auf und wurde deshalb durch eine Urkunde des Freiburger Senats überall für Almosen empfohlen. Das Vermögen wurde aber wieder hergestellt, auch dank der Fürsten von Österreich: von diesen ernannte der Erzherzog Albert im Jahre 1457 auch für künftige Zeiten jedwelchen Oberrieder Prior zu seinem Kaplan mit den Vorrechten, die allen Kaplänen und Prälaten zustanden.

Als der hochberühmte Theologe Jak. Wimpheling im ausgehenden 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Freiburg war, lebte er bei den Wilhelmiten in der Vorstadt gleichsam in der Einsiedelei und verfaßte von dort aus seine Schrift aus der Einsiedelei des heiligen Guilhermus in der Freiburger Vorstadt: Im Titel seiner Schrift nennt er sich einen "Einsiedler des herzynischen Waldes und Sünder". Als ihm aber Haß gegen die Mönche vorgeworfen wurde, bringt er anstelle einer Rechtfertigung vor, daß er bei den Straßburger und Freiburger Wilhelmiten eine einzigartige Gastfreundschaft erfahren habe und daß er einen großen Teil seiner Werke an die Bibliotheken von Klöstern des heiligen Benedikt, der regulierten Chorherren und der Bettelbrüder abgegeben habe; dies mit anderem zusammen kann in den "amoenitates litter. Friburgenses des Joseph von Riegger nachgelesen werden. Daß die abgefeuerten Geschosse Wimphelings gegen die Mönche stumpf geworden seien, bezeugt auf Geheiß und Anregung des Trithemius P. Langius in seiner Chronik bei Pistorius: Ich habe, sagt er, gegen ihn geschrieben und noch mehr gegen sein Geschwätz; das zweigeteilte Werk aber dient zum Lob und zur Verteidigung aller Klosterbrüder.

Das 16. Jahrhundert
Die Wilhelmiten.

XLII. Im 3. Faszikel derselben "Amoenitat. litter. Friburg." ist ein Brief des erwähnten Jak. Wimpheling zu lesen; geschrieben wurde er Ex eremo Kalend. Novembr. 1512, nämlich aus der Abgeschiedenheit oder Einsiedelei, von der wir schon im vorhergehenden Buch erwähnt haben, daß sie der hochgelehrte Mann dort bei den Wilhelmiten in der Vorstadt Freiburgs erlebt hat.

Es gibt im Archiv von St.Blasien eine Bulle des Papstes Julius II. aus dem Jahr 1507, mit der er die Vereinigung des Klosters "Corona" und "Cella St.Mariae", nämlich in Oberried und Freiburg, für gültig erklärt, so daß beide Klöster einem einzigen Prior untertan seien und gehorchten, der in der Freiburger Vorstadt lebte. Damals begaben sich die Wilhelmiten aus Oberried im Wald, wie der Ort St.Wilhelm genannt wurde, zu ihren Brüdern (zu denen Oberriederen) an den Mauern der Stadt Freiburg, als Nikolaus Dietlin Prior war, dem im Jahre 1523 Baltassar Hermann nachfolgte‚ diesem im Jahre 1553 Johannes Pforer, im Jahre 1577 Johannes Scherer, im Jahre 1587 Konrad Schmidlin und im Jahre 1597 Joh. Ulrich Roth.

In den Akten der Synode von Konstanz, die im Jahre 1567 von dem Kardinal und Bischof Marcus Sitticus von Konstanz abgehalten wurde, ist bei der Aufzählung der religiosen Orden und Klöster, die zu jener Synode zusammengerufen worden waren, zu lesen: Auf seiten des Klosters St.Wilhelm, in der Landessprache "zun Oberriedern" genannt, ist niemand erschienen, doch der unten genannte Prior in Sion entschuldigte dessen Prior indem er sagte, daß die Aufforderung zur Einbestellung nicht zu ihm gelangt sei. Namens des Klosters St.Wilhelm in der Stadt Mengen war Bruder Gregor Zorner anwesend, der Prior dieses Klosters, und zwar sowohl für eben dieses Kloster wie auch für die Pfarrgemeinde St.Martin in derselben Stadt, die seinem Kloster eingegliedert war. Namens des Priorats in Sion des Ordens des heiligen Wilhelm bei Klingnau nahm Bruder Konrad Schmidlin, Prior ebendort, teil: Es ist entweder derselbe oder mit Sicherheit ein Gleichnamiger, der bei den Prioren zu den Oberriedern zum Jahr 1587 notiert wird.

Das 17. Jahrhundert
Die Wilhelmiten.

XL. Dasselbe galt für das Kloster der Wilhelmiten, das in der Vorstadt der Stadt Freiburg lag und laut einem Bericht im Jahre 1656 von Joh. Jak. Meyer aus den Ruinen des schwedischen Krieges wiedererstand, in welchem Joh. Ulrich Roth, der schon seit dem Jahre 1597 Prior war, sein Amt niederlegte und im Jahre 1634 nach Klingnau flüchtete, wo von demselben Orden das Kloster Sion liegt, aus dem er zum Nachfolger Matthäus Deck erhielt; Joh. Jakob aber im Jahre 1670 den Laurentius Schechtelin, der im Jahre 1677 starb, in welchem die Wilhelmiten nach der Eroberung der Stadt Freiburg durch das französische Militär einhellig den Entschluß faßten‚ das Kloster in der Vorstadt aufzugeben; sie kehrten zu ihrem eigenen Grund und Boden in Oberried zurück und erbauten sich dort einen neuen klösterlichen Wohnsitz unter ihrem Prior Benedikt Häfelin.