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Auszug aus:
Aus der Geschichte von Wiesneck
von
Rudolf Geiger
Selbstverlag 1995


Die Burg Wiesneck unter dem Hochadel der Frühzeit

Die Geschichte der Burg Wiesneck beginnt mit einem Verhängnis, nämlich mit der Nachricht ihrer Zerstörung; geschehen im Jahr 1079. Soweit es Urkunden bis heute offen werden lassen, ist das die früheste Nennung der Burg — aber eben in dem tragischen Zusammenhang, daß sie dem eroberungsdurstigen Markgrafen Bertold von Zähringen ein Hindernis war, von ihm berannt und zerstört wurde, als er, über den Schwarzwald herüber in den Breisgau herein-brach. Bertold stammte aus dem Schwäbischen, doch hatte seine Familie auch im schweizerischen Thurgau Besitz, und daraus war er in Händeln mit königstreuen und dem Kloster St. Gallen ergebenen Landesherren vertrieben worden. Auch Händel im Schwäbischen machten ihm den Boden heiß. War es nun ein Racheakt, daß Bertold, dort vertrieben, sich dafür an den Gütern des Klosters St. Gallen im Breisgau schadlos halten wollte? Tatsächlich waren weite Gebiete im vorderen Breisgau und im Dreisamtal — so Kirchzarten, das eine St. Gallus geweihte Kirche besitzt - im Eigentum des St. Galler Klosters. Es ist nicht auszuschließen, daß selbst die Burg Wiesneck ursprünglich im Landbesitz des Klosters St. Gallen war, und daß sie zu Lehen den Grafen von Haigerloch als Burgherren übertragen ward.(2) Auch dieses Grafengeschlecht stammte, wie das zähringische, aus dem Schwäbischen. Von ihm zweigten sich alsbald die Grafen von Hohenberg ab. Wichtig als Ausgangslage ist festzuhalten, daß Wiesneck mit dem Kloster St. Gallen auf eine nicht näher beschriebene Weise verknüpft war (wohl durch Vogteirechte über hiesige Klostergüter). Für Bertold jedenfalls war die Burg eine gegnerische Bastion, und er berannte sie.

Der Freiburger Historiker Prof. Karl Schmid zitiert in seiner Darstellung des Bertoldschen Feldzugs (3) eine St. Galler Annale, die an Bertold nicht viel Gutes läßt. Sie charakterisiert ihn „als einen Gegner, der aus Haß gegen König Heinrich (Heinrich IV., von dem noch zu reden sein wird) den ganzen Breisgau durch Raub und Brand verwüstete und aus den dort gelegenen Besitzungen des Gallusklosters so sehr Nutzen gezogen habe, daß die Brüder viele Jahre weder vom Wein, noch vom Getreide, noch von anderen Abgaben irgend etwas zum Unterhalt erhielten. Bertold soll nach diesem Bericht schrecklich gehaust haben.“

Eine parallele Überlieferung dieser Vorgänge, wenn auch viel später aufgezeichnet, jedoch verlässig aus St. Galler Unterlagen übernommen (durch den Gallus Öhems aus Radolfzell) bringt ergänzend hinzu, was gerade uns interessiert. Diese Stelle aus des Gallus Öhems Chronik sei, auch wenn sie das Wesentliche der Tatsachen wiederholt, schon ihrer schönen Sprache wegen, hereingenommen: „Markgraf Berchtoldus von Zeringen, ain offner vind küng Hainrichs ...gewan die edlen schloss Zimbre und Wisneg und zwang alle die von dem Brisgöw und den Schwartzwald sitzende under sin herschafft,und die gütter und zins Sant Gallen, an denen örtren am maisten tail ligende,nam er in und brucht sy zü sinem nutz, also das er in vil jaren weder von korn, win und anderen früchten den brüdern zu Sant Gallen nit aines hallers wertvolgen ließ.”

Hier haben wir es schwarz auf weiß. Mit Schloß Zimbre ist Herrenzimmern am oberen Neckar in der Nachbarschaft des St. Gallischen Thalhausen gemeint. Daneben aber wird Wiesneck eindeutig benannt. Schmid versichert, es bestehe keine Veranlassung, die Glaubwürdigkeit dieser Überlieferung in Frage zu stellen, und er faßt zusammen: Für die Erschliessung des Schwarzwaldes spielte die Burg Wiesneck eine nicht unwichtige Rolle; Bertold hat seine Mannschaft vom oberen Neckargebiet her über den Schwarzwald hinweg offenbar dort in den Breisgau hineingeführt, wo an exponierter Stelle im Zartener Becken die Burg Wiesneck stand. Sie mußte Bertold nehmen, wollte er erfolgreich durch das Dreisamtal in die Rheinebene vorstoßen.

Die Burg Wiesneck hat also schon vor dem Eindringen der Zähringer in den Breisgau existiert. Wann aber wurde sie erbaut? Die Gründung dürfte in die Mitte oder zu Beginn der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zu setzen sein. Zwar spricht eine versprengte Buchenbacher Notiz davon, sie habe schon um das Jahr 1000 bestanden, das ist aber wenig wahrscheinlich, bis jetzt auch von keiner Seite bestätigt. Träfe es zu, würde es einer Vorrangstellung gleichkommen. Denn, wie Joseph Schlippe, ein Experte für die Burgen im Breisgau ausführt, (4) begann, um das Jahr 1000 einsetzend, erst nach und nach ein Netz von Burgen sich über das Land auszubreiten. Vorher saßen die Fürsten in Talresidenzen. Schlippe gibt als Beispiel: „Während Karl der Dicke noch in Neudingen (Baar), also auf einem Königssitz im Tal residierte, entstand um 1000 die Burg Fürstenberg, der neue Sitz der Herren von Neudingen, als Burg auf dem Berggipfel. Und als Antwort darauf zogen die Herren von Geisingen aus ihrem Stammsitz im Dorf Geisingen a. d. Donau alsbald hinauf auf den Wartenberg und bauten sich hier ihren burglichen Sitz. Seit etwa um 1000 n. Chr. zieht also die politische Führerschicht, der Hochadel, von den Höfen in der Ebene hinauf in die festen Häuser auf Bergeshöhen, wie es die veränderte ritterliche Kampfesweise und Verteidigungskunst erforderte. Daneben bewahrt die Wasserburg den Typ des ehemaligen Herrenhofes der Ebene, freilich jetzt in wehrhafter Form. In der ersten Epoche der Burgengründungen, im 11. Jahrhundert, war nur der Hochadel als die eigentliche Reichsaristokratie von den Königen mit dem Burgenbau als Regal (nutzbarem Hoheitsrecht) bedacht.“Das Erstaunliche an dieser Darstellung ist doch, daß Schlippe betont, nur der Hocharistokratie sei das Recht der Burgengründung erteilt worden. Demnach befand sich die Burg Wiesneck, auch wenn sie erst in der zweiten Hälfte des„Burgenjahrhunderts“ errichtet wurde, durchaus in vornehmer Gesellschaft. Für die Wiesnecker Burgherrn bestanden sogar verwandschaftliche Beziehungen zum Königshaus, und so waren sie auch gesinnungsmäßig mit dem Königshaus verbunden.

Um die Situation der Zeit, man kann auch sagen, den Zwiespalt der Zeit besser zu verstehen, verlassen wir für eine kurze Spanne unseren engen Dreisamtäler Bezirk und versuchen zu überblicken, wie es denn „draußen“ aussah, im Großen, im Reich, das ja immer noch war und hieß „Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation“.

Versetzen wir uns in die Zeit zwischen 1050 und 1100. 1050 wird Heinrich IV.geboren, der vorletzte der fränkischen Kaiser. Innerhalb der deutschen Lande mit 4 Jahren zum deutschen König erhoben, wird er mit 12 Jahren entführt, dann von seinen Anhängern wieder befreit. Wo ein Kind (vertreten durch seine Mutter) regiert oder regieren möchte, haben die Reichsfürsten leichtes Spiel. Sie sind in Wahrheit die Mächtigen, die unternehmen, was ihnen beliebt und dient. Ihr Wortführer ist zu der Zeit Welf, der Herzog von Baiern. Heinrich, der junge König, die ihm verliehene Macht sich anerobernd, stützt sich auf die ihm ergebenen Ministerialen, besonders solche aus Franken und Schwaben. So entsteht der Gegensatz der Losungen „Hie Welf“ (die Fürsten) - „Hie Waiblinger!”(die Königstreuen). Zu den internen Bedrängnissen im Reich kommt für Heinrich IV. noch hinzu seine hart auf hart gehende Auseinandersetzung mit Papst Gregor VII. um die Investitur-, die Einsetzungsrechte, wobei die Fürsten auf Papstseite stehen. Heinrich unterliegt in diesem Streit, wird mit dem Bannbelegt und beugt sich schließlich der päpstlichen Macht und Hoheit in dem denkwürdigen Kniefall zu Canossa (1077). Es ist eine Zeit dramatischer Kämpfe der Dynastien um Macht und Vorherrschaft - und in diese Kämpfe sind die Anfangsschicksale der Burg Wiesneck eng verflochten. Ihre Herren waren eben, genau wie die Äbte des Klosters St. Gallen, auf der „Waiblinger“-Seite; die Zähringer hingegen gestandene „Welfen“.

Die Einnahme der Burg Wiesneck im Jahre 1079 durch Bertold Il. scheint ausser allem Zweifel zu stehen. (5)
Demnach war ihr Widerstand gebrochen; aber war sie damit auch bereits unbewohnbar verwüstet und entvölkert ? Anders gesagt: Hatte Bertold mit der Bezwingung der Burg die Grafen von Haigerloch zugleich auch aus ihrer Herrschaft vertrieben? Keineswegs. Diese Herrschaft umfasste einen reichen Besitzstand. War die hochgelegene Burg Wiesneck ihr Mittelpunkt, so gehörten im Dreisamtal dazu die Siedlungen Bickenreute, Geroldstal, Zarten, Burg, Ebnet und Attental; weiter in der Rheinebene Güter zu Merdingen, Endingen, Tiengen und Herdern bei Freiburg.(6) Wie das Leben auf der Burg und um sie herum weiterging, bleibt dunkel, wir wissen es nicht. Und doch gibt es da einen Leuchtpunkt. Plötzlich erscheint in einer Schaffhausener Urkunde aus dem Jahre 1096 (es handelt sich um einen Gütertausch) ein Adelbertus comes de Wisenseggi und Brono frater eius, also ein Graf Adalbert, der sich unverstellt Graf von Wiesneck benennt. Das wäre sinnlos, wenn ihm dort der Boden unter den Füßen entzogen gewesen wäre. Und es gibt noch ein weiteres markantes Zeugnis, daß das Geschlecht derer von Haigerloch in der Gegend lebendig anwesend war und zu bleiben gedachte: Die Gründung des Klosters St. Märgen im Jahre 1118 durch den Bruder des Grafen Adalbert, den zuvor schon genannten frater eius, Bruno. Bruno von Haigerloch war Domprobst am Münster in Straßburg, aber in dieser Zeit auch als Staatsmann engagiert, nämlich von 1112 bis 1122 Kanzler Heinrich V., hatte also eine beachtliche Stellung am Hof. Man hat, sagt Prof. Schmid (S. 127), davon auszugehen, daß der Straßburger Domprobst und Reichskanzler die geistliche Stiftung um des Heiles seiner Seele willen vornahm und zwar auf Grund und Boden, der aus dem Besitz seiner Familie stammte. Im Hintergrund mögen auch dynastische Gründe (Verstärkung der Herrschaft) hereingewirkt haben. Jedenfalls wurde mit der Gründung zugleich den Herren auf der Burg Wiesneck die Schutzvogtei über das Kloster übertragen. Das wirkte sich, solange die Grafen von Haigerloch und anschließend die von Hohenberg auf der Burg zu sagen hatten, für das Kloster gewiß zum Guten aus. Später jedoch, etwa ab 1300, als der Niederadel die Burg übernahm, die Geschlechter von Blumeneck und Snewelin ans Ruder kamen, hatte dieses mit der Burg verknüpfte Vogteirecht für das Kloster böse Folgen; es wuchs sich zu einer Art Oberherrschaft aus oder wurde von den Wiesnecker Machthabern so ausgelegt. Da wurden die Beschirmer zu Bedrohern. Davon wird im folgenden Kapitel zu berichten sein.

Bleiben wir in der Frühzeit. Weit geschäftiger als die Wiesnecker Grafen waren die Zähringer Herzöge gewesen. Bertold Il. verlegte bereits 1091 sein bis dahin in Weilheim/Teck beheimatetes Hauskloster nach St. Peter, und er stattete es offenbar auch gut aus, besorgte ihm ansehnliche Güter. Nie hören wir bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein bei ihm von Leiden. Dieses Kloster, St. Peter und Paul geweiht, bestand also schon 17 Jahre vor dem in St. Märgen. Am Rand des Schwarzwaldes, zur Rheinebene hin, nicht gar weit von St. Peter entfernt, hatten die Zähringer indessen sich auch einen Stammsitz geschaffen, die Burg Zähringen, ebenso in Freiburg auf dem Schloßberg eine Burg, die heute völlig eingeebnete „Burghalde“, und nicht zu vergessen, eines der Zähringer Hauptwerke: Sie gründeten 1121 die Stadt Freiburg.
Nun liegen die beiden Klöster St. Peter und St. Märgen (dieses Maria geweiht, auch Marienzelle genannt) nur eine gute Stunde Fußweg von einander entfernt, und es war vielleicht doch auch ein Herausforderung des Domherrn Bruno, sich den St. Peterner Benediktinern mit seinen Augustiner Chorherrn so dicht an die Seite zu setzen. Geistliche Orte wollen friedlichen Zwecken dienen, doch waren mit den Klöstern in den schwach besiedelten, entlegenen Höhen des Schwarzwalds auch Rodungsaufgaben in die Wälder hinein verknüpft. So konnte es nicht ausbleiben, daß in Kürze die Klöster miteinander stritten um Grenzrechte. Es mischten sich die Oberherren ein, die Zähringer und die Wiesnecker, und in diesen Auseinandersetzungen taucht nun abermals die Burg Wiesneck auf als zerstört. In der Akte des Konstanzer Bischofs Ulrich von 1121, der den Grenzkonflikt zwischen den streitenden Parteien beilegte, heißt es, die Grenze zwischen den Gebieten der Klöster verlaufe „per crepidinem montis a diruto castro Wisenecge”, über den Rücken des Berges von der zerstörten Burg Wiesneck aus usw..

Man fragt sich: Ist das nun tatsächlich in so kurzem Abstand von 42 Jahren eine zweite Vernichtung? Die Urkunde sagt nichts vom Hergang der Zerstörung, nennt kein Wann; es wird nur konstatiert, sie sei zerstört. Die Historiker sind vorsichtig, um nicht zu sagen ratlos, wann die Zerstörung nun wirklich geschah. Es gibt nämlich bereits aus dem Jahr 1111 eine St. Peterner Urkunde (Rotulus Sanpetrinus), in der vom castrum dirutum Wisenegga, vom zerstörten Kastell Wiesneck die Rede ist, und zu allem Überfluß auch noch eine Grenzstreitakte vom Jahre 1136, in der zum dritten Mal der Burg Wiesneck der Zustand der Zerstörung bestätigt wird. Lassen wir es, es muß offen bleiben. Tatsache bleibt indessen, daß die Zähringer, wann auch immer, der Burg den Dämpfer versetzt haben. Die Zähringer hatten offenbar etwas gewaltsam Unwiderstehliches an sich. Sie wirkten konsequent und erfolgreich um die Mehrung ihrer Macht — auch im Guten. Sie gründeten und förderten. So nennen sich die Städte Villingen, Neuenburg a. Rh., Offenburg, Rheinfelden, aber auch Freiburg in der Schweiz und Bern, und eben, wie schon erwähnt, Freiburg i. Br. Zähringerstädte ! Auf der anderen Seite ist aber festzuhalten, daß sich die Herren der Burg Wiesneck bei allem Mißliebig-Widrigen in ihrem Besitz durchaus behauptet haben - ja, sie überlebten die Zähringer, denn deren Geschlecht starb schon 1218 aus.

Da das Kloster St. Märgen mit Wiesneck eng verknüpft ist, sei dorthin noch einmal der Blick gelenkt. War die Gründung des Domprobstes Bruno 1118 an sich schon mit dem Risiko der Rivalität verbunden, so hatte Bruno zudem in der Besetzung des Klosters mit Geistlichkeit keine glückliche Hand. Bertold Il.war für sein Kloster St. Peter gewiß gut beraten, zum Großteil landvertraute Mönche, die auch einfachen Verhältnissen standhalten konnten, darin zu behausen. Bruno hingegen ließ für seine Marienzelle - aus welch einer höheren Sicht heraus ? — Kanoniker aus Toul in Frankreich kommen. Es zeigte sich alsbald, daß die fremden Chorherren mit den rauhen Bedingungen des Schwarzwaldes überhaupt nicht zurechtkamen. Krankheiten stellten sich ein, Sprachschwierigkeiten im Umgang mit den Einheimischen erschwerten das Leben - das Kloster geriet schnell in eine Existenzkrise, so daß (nach Schmid S.126) „der Konstanzer Bischof eingreifen und die aus dem Westen gekommenen Kleriker nach Hause schicken mußte, um den Bestand der Gemeinschaft zu retten“. Es waren also zunächst in der Eigenstruktur veranlagte Mängel, die dem Kloster zu schaffen machten. In der abgelegenen Höhe bestand das Klosterleben nicht nur in einem kontemplativen Einhalten der Regeln, sondern war an einen harten Tageslauf gebunden, an Arbeit, auch mit Hacke und Spaten. Schließlich festigte sich das Kloster durch den regenierten Mönchsbestand, und so lange die Grafen der Burg Wiesneck es beschirmten, hatten die Mönche eine gute Zeit.

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts übertrugen die Grafen von Haigerloch den gesamten Wiesnecker Besitz an die Grafen von Hohenberg, und deren Herrschaftszeit auf der Burg währte bis zum Jahre 1293. Aus dieser fast anderthalb Jahrhunderte dauernden Regentschaft der Hohenberger über unser Tal wissen wir so gut wie nichts. Nur von dem allerletzten Grafen von Hohenberg auf Wiesneck, dem Grafen Albrecht Il., wissen wir plötzlich noch einmal erstaunlich viel. Seine Gestalt wird plastisch sichtbar. Mit Dank folge ich hier Max Weber.(7) Wir sehen einen Fürsten von Format, durch den für eine kurze Spanne Zeit Atem der Welt in die Wiesnecker Gefilde kam. Graf Albrecht Il. war der Schwager des Königs Rudolf von Habsburg und durch dieses enge Band mit der Reichspolitik verflochten. Die zeitgenössischen Geschichtsschreiber berichten seitenweise über ihn und seine vielseitige Tätigkeit, ganz besonders Ottokar von Steiermark in seiner berühmten Reichschronik.
„Es war aber“ (und nun Max Weber wörtlich) „seine eigene viel gepriesene Persönlichkeit, die ihn dazu befähigte, 'die Stütze des Reichs und ganz Schwabens zu sein' (Kumier). Durch seine Tapferkeit und seinen Mut bewährte er sich in sieben Feldzügen seines Schwagers Rudolf. Nicht minder begabt für Politik zeigte er sich als fast ständiger Begleiter des Königs, dem er beim Zurückgewinnen verlorenen Reichsguts so wichtige Dienste leistete, daß dieser ihn zum Landfriedensrichter in Schwaben und Elsaß bestellte. Und so ist es auch nicht erstaunlich, daß König Rudolf diesen 'berühmten, überragenden Mann!' (vir famosus et mirificus. Johannes von Viktring) am Ende seines Lebens den Kurfürsten zu seinem Nachfolger vorschlug. Sie wählten ihn nicht, wohl weil er ihnen zu "stark, mächtig und tapfer! war (Ottokar). Er aber setzte sich mit gleichem Eifer für Rudolfs Sohn, Herzog Albrecht, ein; im Kampf für dessen Krone opferte er in heldenhaftem Einzelkampf sein Leben. So beliebt war der Hohenberger, daß nach dieser Schlacht bei Oberndorf 1298 die Bauern seinen Tod rächten.

Gewiß haben die Bauern im Dreisamtal mit der gleichen Begeisterung zu ihrem 'Landesvater' aufgeblickt, wenn er auf der Burg zu Wiesneck einritt. Dort mag er sich von einer anderen Seite gezeigt haben, nämlich als vollendeter Ritter seiner Zeit. Als hervorragender Reiter in Turnieren wird er bezeichnet, den geistigen Anforderungen, die an die Besten dieses Standes gestellt wurden, entsprach er durch seine Milde und Wohltätigkeit und seine hohe Verehrung gegen die Frauen. Mit den berühmten Helden im „Rosengarten“ (dem Heldenepos aus dem Sagenkreis um Dietrich von Bern) vergleicht ihn Mathias von Neuenburg, wenn er bei der Geschichte Rudolfs von Habsburg ein eigenes Kapitel einfügt "Von dem tapferen und milden Grafen Albrecht von Haigerloch und Hohenberg, dem ersten der zwölf Recken'. Und wer nur ein wenig Phantasie hat, der kann sich Graf Albrecht vorstellen, wie er auf Wiesneck im trauten Kreis der edelsten Kunst der Ritter diente, dem Minnesang. Zwei Minnelieder, die er gedichtet hat, sind uns in der berühmten Manesseschen Liederhandschrift erhalten. (Sie sind im Anschluß an dieses Kapitel wiedergegeben.) Die Heidelberger Liederhandschrift enthält auch eine Miniatur: Graf Albrecht Il. von Hohenberg im Gefecht von Leinstetten-Oberndorf am 17.April 1298, in dem er den Tod fand. Mit dieser glanzvollen Persönlichkeit endet die Herrschaft der Hohenberger im Kirchzartener Tal. Der ursprüngliche Plan, einen großen Flächenstaat hier im Südwesten zu errichten, war den Hohenbergern ebensowenig geglückt wie den Zähringern ... Die vielen Feldzüge Albrechts und seine ständigen Reisen in königlichem Dienst verschlangen große Summen, nicht weniger die Hofhaltung des heiteren geselligen Ritters, am meisten wohl die standesgemäße Ausstattung von sechs Töchtern, die alle in die ersten Familien einheirateten. So war Graf Albrecht genötigt, die Herrschaft Wiesneck und die mit ihr verbundene Vogtei über St. Märgen im Jahre 1293 zu veräussern... 1020 Mark Silber bezahlte der Freiburger Patrizier Burkard Turner“

So weit die Ausführungen von Max Weber über das Ende der goldenen Zeit in Wiesneck.

Die Herrschaft der Snewelin und Blumeneck auf Wiesneck

Mit dem Verkauf der Burg mit allem umliegenden Besitz und allen Rechten an den Freiburger Burkard Turner 1293 begann eine neue Zeit. Die Ära des Niederadels setzte ein. In ihm waren tüchtige Unternehmer herangewachsen, wahre Praktiker. Sie waren zunächst als Ministerialen den hohen Herrn dienstbar, bekamen aber ihr Lehen zu eigen und unterliefen alsbald durch ihre finanzielle Überlegenheit die, denen sie vormals dienten und die sie nun ablösten.Sie wurden Patrizier geheißen. Auch Burkard Turner war ein Patrizier. Er hatte den Hauptanteil an den um diese Zeit hochergiebigen Silberminen im Suggental, etwas nordwärts von Freiburg im Vorland des Glottertals gelegen. Burkard Turner besaß (nach Ott) „ein riesiges Vermögen“ und kaufte vermutlich Wiesneck seiner Wälder wegen, denn er brauchte für die Silbererzverhüttung viel, viel Holz.(9) Doch währte die Herrschaft der Turner auf Wiesneck nur kurze 25Jahre.

Schon 1318 finden wir neue Herren, und abermals ein Freiburger Patriziergeschlecht: die Snewelins. Ob diese Familie bei den Turnern eingeheiratet oder die Burg käuflich erworben hat, blieb bisher ungeklärt. Die Snewelins erwiesen sich in der Folgezeit als Eigner, die mit allen Mitteln, bis hin zurGewalt und dabei den päpstlichen Bann nicht scheuend, ihre Rechte und das, was sie dafür hielten, ausnützten. Dies vor allem dem Kloster St. Märgen gegenüber. Es ging dabei um die Vogteirechte, genauer um die Natural- und Geldsteuern, die das Kloster als Schutzzoll an seine Beschützer in Wiesneck zu zahlen hatte. Durch eine radikale Auslegung der „Gerechtsame“ seitens der Herren von Wiesneck über das Kloster, geriet dieses in eine völlige Abhängigkeit von ihnen und in demütigende Zustände. Welch ein Wandel seit der Frühzeit des Klosters sich da vollzogen hat, wird deutlich, wenn man die freie Entscheidung bedenkt, die Papst Honorius Il. in seinem Schutzprivileg von 1125 (also gleich nach der Gründung), einer Art Verfassungsurkunde, dem Kloster zugestanden und verbrieft hat.

Darin heißt es (in edlem Latein, hier übertragen): „Bei der Wahl eueres Vogtes aber soll der Abt mit der Beratung seiner Konventualen die freie Verfügung haben, jemanden zu wählen, den er für die Verteidigung der klösterlichen Freiheit als gut und nützlich erkannt hat. Sollte sich dieser freilich eher als Ränkeschmied denn als Vogt erweisen, die klösterlichen Güter verschleudern denn verteidigen, dann soll der Abt mit dem Rat der Brüder die Möglichkeit haben einen besseren Vogt zu setzen”. (10) Aber diese „freie Verfügung, jemand zu wählen“, falls „ein Ränkeschmied“ dem Kloster schade, wurde nie praktizierte Wirklichkeit. Denn die Vogtei des Klosters scheint doch von vorneherein in einer festen, bindenden Art mit der Herrschaft Wiesneck gekoppelt gewesen zu sein - aus naheliegendem Grund, es stand ja auf Boden im Familienbesitz der Wiesnecker Grafen. Diese Verbindung wurde nie gelöst.

Und doch bestand im Vogteibereich für das Kloster eine wohl zu unterscheidende Gliederung. Es gab nämlich im Kloster neben dem bevogteten, also abgabepflichtigen Besitz Güter, die Vogtfreiheit genossen, die sogenannten Seel- oder Sal-Güter, die in der vollen Verfügungs- und Vogtgewalt des Klosters selbst standen, auf die also der Wiesnecker Vogt keinen Zehntanspruch hatte. Ott (S. 149) zählt mit Namen 16 solcher Höfe und Güter im Dreisamtal, an der Wagensteige und in der Spirzen auf, einen umfänglichen Bereich. In einem 1267 von dem Klostervogt Albert von Hohenberg für das Kloster ausgestellten Freiheitsbrief (also wenige Jahre vor dem Verkauf von Wiesneck an Burkard Turner), wird dem Kloster die freie Vogtwahl bestätigt und erstmals auch die Vogtfreiheit der St. märgischen Salleute („selle lute”) und Salgüter ausdrücklich betont: „... wir versprechen mit dieser Urkunde, daß das Kloster St. Märgen im Schwarzwald, Abt und Konvent des Klosters sowie die Hintersaßen samt Gütern in Ruhe leben können wie bisher unter unseren Vorgängern. Nichtsdestoweniger soll man wissen, daß die Klosterleute, die auf deutsch „selle lute“ genannt werden, weder uns noch irgendjemand sonst zu einer Dienstleistung, die aus dem Besitz oder aus der Person rührt, verpflichtet sind ...” (11)

Der Leser wird sich fragen, warum denn so zäh bei diesen Vogteirechten, wo sie gelten und nicht gelten, verweilt werden muß. Aber sie waren der Zankapfel in den endlosen Auseinandersetzungen zwischen Kloster und Herrn der Burg. Vielleicht ist die Verkaufsurkunde von 1293, als Albrecht Il. von Hohenberg Wiesneck an Burkard Turner abtrat, nicht ganz unschuldig an der Kette von Unheil, denn gerade dort vermißt man, was in dem Freiheitsbrief von1279 noch ausgesprochen ist, eine klare Benennung der zweigeteilten Vogteirechte über St. Märgen. Die Urkunde besagt: „... kunden wir grave Albreht von Hohenberg, das wir die burg und die herschaft zu Wisenegge, du da lit in Tart-untal in Brisgowe und die vogeteie uber das kloster ze Sante Mariencelle indem Swarzwalde ... mit luten und gute unde mit namen uber lute ze Frolenbach, ze Zarton, ze Merdingen und swa es anderswa lit in Brisgowe unde mit gerihten und allen rehten und gewonheiten, so zu serselben burg und der herrschaft und der vogeteie horent in Brisgowe ... haben verkofet friliche und willecliche ... vur lidig eigen ...” (12)

Die Klippe der Auslegung mag in dem Passus liegen, der summa summarum lautet: „mit gerihten und allen rehten und gewonheiten”.

Für den Historiker Hermann Nehlsen, der in einer speziellen Arbeit die Entwicklung der Familie Snewelin erforscht hat, bedeutet die Vogtei so etwas wie ein Absolutum. Er hält fest, „daß die Vogtei ein Herrschaftsrecht ist, und der Vogt nicht nur „defensor“ des Klosters, sondern auch dessen Herr ist. So geloben Abt und Konvent dieses Klosters dem Vogt ausdrücklich Gehorsam“. Und so verschiebt sich für Nehlsen auch der Akzent: Die Schuld an den Querelen liegt bei den Äbten; sie sind die Widerspenstigen und verweigern. Er zieht den Konflikt zusammen in die Sätze: „In erster Linie ging es in diesem Streit um die Rechte des Vogts auf den Salgüten des Klosters. Zwar bestritten die Äbte von St. Märgen den Snewlin von Wiesneck nie das Recht, auf allen Gütern des Klosters, also auch auf den Salgütern, ‘umb morde und dieb’ zu richten, im übrigen versuchten sie aber, Güter, die nach ihrer Ansicht Salgüter waren, der Gewalt des Vogtes völlig zu entziehen. Von diesen sollten dem Vogt keine 'dienste, sture (Steuer), bette, gastung, herbergen' zustehen. Die Niedergerichtsbarkeit sollte nur der vom Abt eingesetzte Meier ausüben.” (13) Es sind lauter Dinge, die dem Kloster früher brieflich zugesagt waren.

Lassen wir eine Charakterisierung des Geschlechts der Snewelin folgen, einmal aus der Sicht des St. Märgen vertretenden Josef Bader, dann aus der Sicht von Hermann Nehlsen. Bader gerät außer Atem vor Erregung:(14) „Denn das schnewelinsche Rittergeschlecht vereinigte in seinen Mitgliedern reiche Industrieritter (Sperrungen von Bader), sozusagen die Rothschilde des damaligen Breisgaues, mit den schlimmsten Junkern und Raufbolden unter dem breisgauischen Adel. Ihr Schirmamt über de Marienzelle führte zum Untergange derselben. Die unerhört mißhandelten Mönche mußten ihr ruiniertes Gotteshaus verlassen... Man lese diese tragische Klostergeschichte von1311 bis 1464, und es wird unglaublich scheinen, wie eine einzige Oertlichkeit innerhalb eines Zeitraumes von kaum anderhalb Hundert Jahren der Schauplatz so zahlloser, so empörender und schmachvoller Gewaltthaten sein konnte.”

Bei Nehlsen erfahren wir über Herkommen, Fähigkeiten und Betätigungen besagten Geschlechts konkrete Einzelheiten - und am Ende ergibt sich, daß Bader mit seinen grotesken Ausdrücken „Industrieritter“ und „Rothschilde des Breisgaues” gar nicht so weit von der Wirklichkeit ablag:'' (15) „Erstmalig urkundlich belegt ist der Name Snewlin im Jahre 1215, und 1220 taucht Konrad Snewlin I. als Schultheiß von Freiburg in den Akten auf. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte ist der Name etwa 13O mal mit dem Schultheißenamt (der Stadt Freiburg) verbunden! Vermutlich sind die Snewlins bereits im 12. Jh. als Nach-fahren elsäßischer Ministerialen nach Freiburg gekommen... jedenfalls kamen sie nicht als arme Leute, da den Ministerialen das im Dienst erworbene Gut verblieb und ihnen und ihren Söhnen eine Beteiligung an Handelsgeschäften möglich war.

In der Mitte des 13. Jh. kann die Familie schon als sehr begütert gelten... und im ersten Drittel des 14. Jh. gehörten den Snewlins bereits die Burgen Zähringen (der letzte Zähringer war 1218 verstorben), Landeck (bei Emmendingen),Wiesneck -.neben vielen Besitzungen. Gegen Ende des 14. Jh. hatten sie durch Kauf, Tausch und Heiraten das gesamte Falkensteinsche  Erbe an sich gebracht, und sie besaßen ungefähr den sechsten Teil des gesamtenBreisgaues... Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Snewlins stark am Breisgauischen Bergbau interessiert waren, und daß ihre Investitionen ihnen erhebliche Gewinne einbrachten...

Die bedeutendste Säule ihres Reichtums gründete sich indessen auf ihre umfangreichen Geldgeschäfte. Die Snewlins verliehen Geld nicht nur an die Grafen von Freiburg, an die Bischöfe von Straßburg und an den gesamten geldbedürftigen Adel. Man verpfändete ihnen selbst Ämter und Steuern, was erhebliche, aber keineswegs zu jener Zeit unübliche Einnahmen einbrachte. Wie ihr Verleihgeschäft florierte, geht daraus hervor, daß ein Snewlin in einem einzigen Falle einen Jahreszins von 40 Silbermark einnahm, während er im gleichen Jahr die Burg bei Emmendingen (Landeck) für 55 Silbermark erstehen konnte. Im Jahr 1328 hatten die Grafen von Freiburg nicht weniger als einDrittel der Stadtsteuern an die Snewlins abzuliefern...“

Daß die Snewelins 130 mal Schultheißen von Freiburg werden konnten, zeigt an, daß sie im Stadtgefüge mächtig waren und hohes Ansehen genossen. Es ist ein Zeugnis ihrer Tüchtigkeit und spricht vom Vertrauen der Bürgerschaft in sie. Aber waren alle Snewelins gleich? Wie stand es um die Snewelins, die Wiesneck beherrschten?

Da Nehlsen in seinem Snewelin-Buch (S. 86) auf eine weitere Darstellung des Streites mit den Mönchen verzichtet, da sie den Rahmen seiner Arbeit überschreiten würde, bleibt für den Verlauf der Dinge nur übrig, uns an Josef Bader zu halten. Er hat also nun weitgehend das Wort.

Vom ersten Snewelin auf Wiesneck, dem Ritter Johann, der 1318 die Herrschaft antrat, soll beispielhaft ausführlicher berichtet werden. Der neue Schirmherr von St. Märgen machte sich dort offenbar von vorneherein unbeliebt; er hielt sich wenig an den Wortlaut der Urkunden. Sein Vogteirecht wollte er auch dorthin ausdehnen, wo es ihm - wie wir zuvor schon hörten —nicht zustand: auf die SaIgüter des Klosters, eben auf die im Eigenbetrieb derMönche stehenden Ländereien, die von der Vogtsteuer befreit waren. Es mussten sich Zerwürfnisse einstellen. Ein Schiedsgericht sollte sie beilegen. Und nun Bader:
„Dabei schlug Ritter Johann seine beiden Vettern, den freiburgischen Schuldheißen Schnewelin-Bärenlapp und den Schnewelin-Gresser, zu Richtern vor. Die Marienzeller ließen sich diesen Vorschlag gefallen, da ihnen die Ritterehre der Beiden als beste Bürgschaft eines gerechten und billigen Spruches galt. Dieses Vertrauen wurde jedoch bitter getäuscht, denn die Schiedmänner liessen sich von Familieninteressen leiten und fällten ein dem Kloster ungünstiges Urtheil. Abt und Convent protestierten feierlich dagegen und wendeten sich an den heiligen Stuhl... Der Papst erklärte sofort in einer Bulle vom 27.5.1320 die schnewelinsche Entscheidung für ungültig, und die Klosterherren suchten ein neues Schiedsgericht... zu erlangen. Ritter Johann aber, ein leidenschaftlicher...Mann, wies nicht allein jede Verständigung zurück, sondern behandelte die Marienzelle mit so rücksichtslos gewaltthätiger Bosheit, daß es den Anschein gewann, als wolle er sich zum Herrn des Klostergutes machen und solches seinem Familienbesitztum einverleiben, wie es früher und später viele Klostervögte mit ihren Schutzbefohlenen gethan.

Der Schnewelin verwendete von der fahrenden Habe des Klosters zu seinemGebrauch, was ihm beliebte. Die sanctmärgischen Salgüter, welche er wider-rechtlich besteuerte, wurden deshalb verlassen und lagen öde; die (an Bauern) verliehenen Höfe und Grundstücke (des Klosters) aber behandelte er als seinEigentum, bezog die Zinse und Abgaben davon (statt von bestimmten nur ein Drittel) und legte... so schwere Steuern und Dienste oder Fronen auf, daß die armen Leute es kaum zu ertragen vermochten. Den Abt und die Conventherren behandelte der Vogt nicht allein aufs Frechste und Gröblichste, sondern verkürzte sie auch in ihrem Einkommen dergestalt, daß es ihnen nicht mehr möglich war, der Regelpflicht und dem Gottesdienst noch ferner nachzukommen. In dieser 'pharaonischen Knechtschaft' mußten sich die Armen endlich zu einem verzweifelten Schritt entschließen, das Kloster zu verlassen, um nur ihr Leben davon zu tragen. Nachdem dieselben den Kirchenschmuck, die Bücher und anderes bei benachbarten Gotteshäusern in Sicherheit gebracht, wanderten sie aus, zogen im Elende umher und erbettelten sich da und dort Nahrung und Unterkunft. Das Klostergebäude blieb leer und verlassen; Alles stund offen, die Kirche, der Speise- und Schlafsaal, die Küche und der Keller... und am Hochaltar wucherte Unkraut empor, und Spinnen, Kröten und Nattern nisteten darin.”

Der schlimme Zustand dauerte zwei Jahre. Da war es der Abt von St. Peter, den das erbarmte. Er wandte sich „in lebhaften Farben“ an den Papst in Avignon und „beschwor denselben, seine mächtige Hand zu reichen wider die snewelinschen Frevel“. Der Papst setzte zur Untersuchung zwei Prälaten ein, doch die Vorladung an Ritter Johann war vergebens; er erschien nicht. ImGegenteil, „mit verstocktem Herzen (animo indurato)” ging er nur noch rücksichtsloser gegen die Klosterbrüder vor. Da traf ihn der Kirchenbann (mit päpstlicher Bulle vom 5.12.1323). Aber auch der Bann machte wenig Eindruck auf den Wiesnecker Ritter.

„Erst nachdem der Papst befohlen, den Bann an allen Sonn- und Feiertagen unter Glockengeläute und bei brennenden Kerzen in sämtlichen Kirchen des Breisgaues öffentlich zu verkünden, erst jetzt konnten der verfolgte Abt und Convent, welche inzwischen wieder nach Sanctmärgenzurück gekehrt, die geforderte Genugthuung erlangen. Der Schnewelin verschwand damals vom Schauplatz und es schwebt ein verdächtiges Dunkel über dem Ausgange desselben. Starb er eines natürlichen Todes oder als Opfer der Kirchenstrafe? Man findet keine Nachricht darüber; nur das ist bekannt, daß jener freiburgische Schuldheiß Schnewelin, welcher mit seinem Vetter Johann (dem Gresser) den parteiischen Schiedspruch von 1320 gethan, der Marienzelle das Kirchenpatronat zu Haslach vergabte, wahrscheinlich als Ersatz für allen dem Kloster verursachten Verlust und Schaden.“

Für eine kurze Zeit setzte sich also, zumindest im Sinne der geplagten Klosterleute, die Gerechtigkeit durch. Blieb es nun bei dem Frieden? Es blieb nicht dabei. Der minderjährige Sohn des ersten „Johann Sneweli des von Wisenegg“, ebenfalls ein Johann, stand zunächst unter Vormundschaft, griff aber, volljährig geworden, zu noch radikaleren Methoden als sein Vater. Da sich das Kloster seinen Forderungen widersetzte, überfiel er es 1346 kurzerhand, nahm Abt und Konvent gefangen und setzte die geistlichen Brüder monatelang auf der Burg Wiesneck fest, um sie für die Unterschrift zur Übertragung gewisser Eigentumsrechte gefügig zu machen. Bader schildert die Szene wiederum aus der Sicht der Mönche:

„Nach etlichen Monaten sahe sich Ritter Johann genöthigt, die standhaft verharrten Marienzeller wieder frei zu geben; nur zwang er ihnen zuvor das eidliche Gelöbnis ab, nirgendwo über das Geschehene eine Klage zu erheben. Der Abt und seine Schicksalsgenossen erlangten aber vom Papste die völlige Entbindung von diesem gewaltsam erpreßten Eide und betraten sofort den Rechtsweg gegen den Vogt und seine Helfer. Dieselben wurden als schuldig erkannt und mit dem Kirchenbanne bedroht, bis sie reuig gemacht, den Klägern genug gethan und sich um Schuldvergebung an den heiligen Stuhl gewendet. Da endlich bedachte sich Herr Johann eines Bessern. Er ließ sich zu einem Schiedsgerichte herbei, welches im Sommer 1348 zusammen trat und einen Friedensvergleich auf ein Jahrsechst erzweckte, wornach der Abt bewirkte, daß der Vogtherr und seine Helfer des Bannspruches erledigt wurden, er dagegen eidlich gelobte, dem Kloster einen bestimmten Theil der entrissenen Güter wieder anheim zu stellen. Kaum aber war die Frist dieses Vergleiches abgelaufen, so begann Ritter Johann in seiner Verbissenheit die Verfolgung gegen Sanctmärgen aufs Neue und trieb es noch ärger, als zuvor... Abt Konrad mochte ihm der ärgste Dorn im Auge sein; denn bis zu einem Anschlage gegen dessen Leben ließ der Verblendete (Johann) sich hinreißen. Eines Tages im Jahre 1355, als der unbesorgte Prälat mit wenigen Begleitern von Freiburg nach seinem Kloster zurückkehrte, wurde Abt Konrad bei Ebnet von den schnewelinschen Gesellen hinterlistig überfallen und meuchelmörderisch erschlagen.“

Der Rat der Stadt Freiburg suchte zu vermitteln, aber Snewelin gab nicht nach.Schließlich mußte der verarmte Konvent von St. Märgen seinen Sitz nach Freiburg verlegen, wo er sich mit der Augustiner-Probstei Allerheiligen vereinigte, um dem Zugriff Snewelins zu entrinnen. Bader - aus den Klosterakten schöpfend und damit einseitig klostergebunden - entflammt an dieser Stelle zudem Ausruf: „Der Leser wird kaum begreifen, wie das alles möglich gewesen, und gleichwohl führt uns die Geschichte der Wiesnecker Burgherren noch ganz andere Bilder faustrechtlicher Verwilderung vor Augen. Meine Hand ermüdet aber, dieselben bis ins Einzelne nieder zu schreiben; ich vermag es nur, sie in größeren Zügen darzustellen. Denn den Specialhistoriker beschleicht endlich ein Gefühl des Widerwillens, des Eckels beim Durchgehen der Acten und Urkunden über das unritterliche, kleinliche, leidenschaftlicheTreiben in der niedern Adelswelt des 14. und folgenden Jahrhunderts, wo die trostlosen Zustände des deutschen Reichs den Ausschweifungen des Faustrechtes überallhin Thore und Thüren geöffnet.”

Im Jahre 1378 veräußerten die Snewelins die Herrschaft Wiesneck, und mit ihr den Anspruch auf die Vogtei über St. Märgen. Das Geschlecht derer von Blumeneck, gleichfalls zum Freiburger Adel gehörend, übernahm den Wiesnecker Besitz. Leider ist von den neuen Herren nicht viel Besseres zu berichten. Die Zerwürfnisse wiederholten sich, und die Methode, sie auszuräumen, glich in etwa der Snewelinschen: Auch die Blumenecker ließen im Jahre 1401den damaligen St. Märgener Abt Johann in der Hohlgasse zu Merdingen (Breisgau) von Bewaffneten überfallen und erschlagen. Auf Antrag des Freiburger Rates kamen auch die Blumenecker in Acht und Bann. Bader bemerkt hierzu:„... scheinen sich aber wenig daraus gemacht zu haben, da sie sich derselben erst nach neun Jahren wieder entledigten, um nun fortan mit der Marienzellein thunlichem Frieden zu leben.”

Dies aber nur bis zum Jahre 1450, denn in diesem Jahr kauften die Snewelins die Burg zurück - und damit begannen „Händel, Intriguen und Vertolgungen“ aufs Neue. Die St. Märgener Klosterherren wählten zuletzt den verzweifelten Ausweg, daß sie den umstrittenen Klosterbesitz mit kleinenAusnahmen 1462 an die Stadt Freiburg veräußerten. Erst im Jahre 1725 kehrten die Nachfolger der exilierten Chorherren nach St. Märgen zurück.

In die Herrschaftszeit der Snewelins auf Wiesneck fällt auch die Tatsache, daß der Besitz der benachbarten Ritter von Falkenstein von den Snewelins nach und nach kassiert wurde. Die Falkensteiner waren nämlich im Gegensatz zu den Snewelins (nach Bader) „- ein wirtschaftloses Geschlecht, welches in den Tag hinein lebte, Schulden auf Schulden häufte und dadurch den größten Theil seiner schönen Besitzungen verlor. Die Schnewelinschen Schwäger und Vettern hatten es fein angelegt; sie liehen den Falkensteinern auf Unterpfande von Gütern und Gerechtsamen eine Summe nach der anderen dar, wol in sicherer Voraussicht, daß an eine Rücklösung derselben niemals zudenken sei. Sie täuschten sich auch keineswegs, denn was an Land und Leuten, Rechten und Gerechtigkeiten von Ebnet bis hinauf zum Feldberge im 14ten Jahrhundert noch falkensteinisch gewesen, war im folgenden Alles schnewelinisch.”

Sie hatten wirklich eine gewinnträchtige Ader, die Snewelins. Zum Abschluß dieses Kapitels sei nun aber doch noch ein positives Wort Baders zitiert: „Zur Steuer der geschichtlichen Wahrheit muß aber daneben anerkannt werden, daß unter den wieseneckischen Rittern und Junkern doch auch manche edlereGestalt aufgetreten und sich unläugbare Verdienste erworben... Es war eben eine characteristische Eigenschaft des mittelalterlichen Ritteradels, daß seinBildnis eine tiefe Schattenseite neben glänzenden Lichtseiten zeigte. Man findet da eine fromme Ritterlichkeit, dann aber öfters an derselben Gestalt wieder ein gewaltthätiges Wesen, ein Getriebe der Standeseitelkeit, der Aufregung und Rachesucht, welche als wahres Rätsel erscheinen. Der Schlüssel zu dessen Lösung liegt aber einfach in den adeligen Prärogativen (Privilegien, Vorrechten), im Soldatengeiste, Fehde- und Faustrechte, und in der leicht erregbaren und veränderlichen Gemüthsart, der damaligen Menschen überhaupt.”

Und noch einmal die Snewelins/
Die Burg im Bauernkrieg

Wiesneck war ab 1378 für eine Spanne von gut 70 Jahren die Snewelin los, aber dann kamen sie doch wieder — diesmal in einem anderen Zweig desGeschlechts. In verschiedenen Seitenlinien breitete sich die Familie wie ein Netz über das ganze Land. Deshalb sei noch einmal ein Gesamtblick erlaubt. Daß Bader in der Schilderung der Snewelinschen Geldgeschäfte, wie zuletzt in den Falkensteinern, keineswegs übertrieb, kann man auch bei Hermann Nehlsen in seiner Snewelin-Chronik nachlesen. Was sich da abspielte, d.h.was die Snewelin durch ihre Geldleihe erreichten, grenzt ans Unwahrscheinliche, aber Nehlsen spricht es sachlich-nüchtern aus, und da er solide Forschung treibt, sind es verlässige Tatsachen. (16)

„Gerade diejenigen Snewlin, die die großen Höfe und Burgen erwarben, sind auch als Geldverleiher größeren Stils bezeugt. ... Zu Beginn des 14. Jahrhunderts sind es die Snewli Bernlapp, Johann Snewlin der Gresser, Snewli von Wiesneck und Konrad Dietrich Snewlin, die wir als Gläubiger der Grafen von Freiburg, des Herzogs von Teck, des Grafen Bertold von Sulz, der Edlen von Üsenberg, der Herren vonFalkenstein, der Herren von Keppenbach und verschiedener anderer Edelherren und Klöster kennenlernen. Oft sind die Beträge, die die Snewlin in einer einzigen Gülte anlegen, höher als der Kaufpreis ganzer Herrschaften. So gab der Gresser allein den Herren von Üsenberg 600 Silbermark, während sein Bruder Snewli Bernlapp zur gleichen Zeit für 303 Silbermark die Burg Zähringen mit sämtlichen Pertinenzen kaufte. Noch grotesker wird das Verhältnis, wenn wir auf die Löhne der Handwerker sehen. Erhielt doch im Jahre 1359 der berühmte Münsterbaumeister Johannes von Gmünd eine jährliche Rente (Entlöhnung) von insgesamt 14 Pfund Pfennig, also etwa 5 Silbermark, während Johann Snewlin der Gresser im Jahre 1347 allein über 120 Silbermark an Zinsen einnahm.“
So ist es nicht verwunderlich, daß sie rundum über den bedeutendsten Burgen-und Hofbesitz verfügten. Neben ihren Burgen gehörten ihnen umfangreiche städtische Liegenschaften, etwa 30 Dörfer, Hochgerichte, Niedergerichte, Wildbänne, Kirchenpatronate, Kirchenzehnten und sonstige ertragreiche Einnahmequellen zu Eigen oder Lehen. Manche Glieder der Snewelin unterlagen dabei auch den Gefahren ihrer gehobenen Landadelstellung - sie verwirtschafteten sich wieder.

Der ursprünglich herrschende Zweig der „Snewli von Wiesneck“ starb um die Mitte des 15. Jahrhunderts aus, und zwar zu einer Zeit, als ihm die Burg schon nicht mehr gehörte. Sie war — wie im letzten Abschnitt beschrieben - 1378 an die Blumenecker verkauft worden. Doch ein anderer Snewelin, Johannes von Landeck, kaufte Wiesneck 1450 von den Blumeneckern zurück. Dieser Käufer war hochbegütert, er trug den Zunamen „Hans der Reiche“. Fortan nannten sich die neuen Herren der Burg Snewelin von Landeck zu Wiesneck. (17)

Unter Hans dem Reichen lebten die Spannungen mit dem Kloster St. Märgen sofort wieder auf, so daß sich eben die Klosterleute zuletzt nicht anders zu helfen wußten, als den Klosterbesitz mit kleinen Ausnahmen im Jahre 1462 an die Stadt Freiburg zu verkaufen. Max Weber sagt:
„Ulm den geringen Preis von 4800 Gulden erhielt die Stadt damit ein Areal, das allein 3000 Juchart Wald umfaßte, dazu 80 Bauernhöfe und 90 weitere Erblehen. Lediglich die Kirche in St. Märgen mit ihrem Zehntrecht und einige unbedeutende Grundstücke behielt sich das Kloster vor. So war dieses der ewigen Streitereien enthoben, die Stadt aber hatte eine ansehnliche Grundherrschaft erworben und war so auf ihrem zielbewußten Weg zu einem Territorium ein gutes Stück vorangekommen. Gleichzeitig bot sich die Möglichkeit, die wichtigste Grundlage hierfür zu erlangen: Die Hoheitsrechte über den erworbenen Grundbesitz. Wir sahen, daß sie mit der Vogtei verbunden waren. Für die Herren von Schnewelin war die Vogtei über das Gebiet von St. Märgen von dem Augenblick an uninteressant, wo sie nicht mehr zum Angriff auf das Klostergut benützt werden konnte, wo also für die Ritter keine Aussicht mehr bestand, ein eigenes Territorium zu bekommen.“ Geschickt wußte Hans der Reiche die neue Situation zu nutzen: Er verkaufte die Vogteirechte über das Kloster im Jahr darauf, 1463, um 1000 gute rheinische Gulden an die Stadt Freiburg, ließ sich aber gleichzeitig (Nov. 1463) wieder damit beleihen. So waren die Freiburger zwar die Vogtei-Oberherren, aber Hans hatte nach wie vor eine Einnahmequelle auf den vormaligen Klostergütern.

Die Herrschaft Wiesneck selbst verblieb jedoch 1463 ausdrücklich ganz zu Eigen der Snewelins: Die „burg mit infang und begriff, mit velsen, mit graben, mit muren, mit zwing und wasen“. Dazu die Wiesnecker Mühle (an der Stelle vom heutigen "Institut für politische Bildung‘), der Meierhof, der Weiher und alle Güter am Berg und um das Schloß (worunter u.a. der Wanglerhof und der Altenvogtshof zu verstehen sind), ferner Wald, auch ein Sechstel des Waldes in der Spirza; ferner der zugehörige Teil des Wildbannes. Die Betonung des Wildbannes wird wichtig im Bauernkrieg; daran entzündete sich entschieden der Groll der Bauern.
Abermals änderte sich etwas. Im Jahre 1489 geriet Wiesneck unter die Landeshoheit des Habsburgischen Hauses Österreich. Die Habsburger hatten bereits seit langem die Hoheitsrechte für Freiburg, und da Kirchzarten den Freiburgern untertan war, auch für das benachbarte Kirchzarten. Die Österreicher schoben gezielt den Keil ihrer Landeshoheit durch Schwaben hindurch bis ins Elsaß hinein. Was sie hier unter ihren Hut brachten, nannte sich „Vorderösterreich“. Wiesneck wurde also nun österreichisch. Im genannten Jahr 1489 kaufte Erzherzog Sigismund die „unabhängige Allodialherrschaft Wiesneck“ um 2800 Gulden dazu, übergab sie jedoch gleichzeitig wiederum an den um diese Zeit auf Wiesneck herrschenden Junker David von Snewelin Landeck zu Wiesneck als Lehen. Aus der Bezeichnung „Allodial...” geht eindeutig hervor, daß bis dahin Wiesneck ein völlig selbständiges Besitztum und sein Eigentümer aus diesem Besitztum heraus nach keiner Seite hin abgabepflichtig war.Das änderte sich nun. Indem sich Wiesneck der österreichischen Landesherrschaft unterstellte, blieben zwar die Snewelins darauf sitzen, hatten aber von da an an den weit entfernt in Wien residierenden Erzherzog von Habsburg Lehenszins und bei kriegerischen Verwicklungen auch Einsatz zu leisten. Den-noch zahlte sich die zum Lehen gewordene Herrschaft aus; es blieb immer noch ein gutes Einkommen, und im Notfall konnte sich der Wiesnecker Lehensherr auf einen mächtigen Vorspann berufen.

Der „Edelvest Junckherr David von Landegk zu Wisnegk“, unter dem sich dieser Hoheitswandel vollzog, wird von Max Weber als eine der markantestenPersönlichkeiten im Dreisamtal gerühmt. Er stand nicht nur im Dienst des Markgrafen Christoph von Baden als Rat, Burgvogt von Rötteln und Landvogt, sondern übte zugleich als „Römisch-Kaiserlicher Majestät Rat“ die Regentschaft für die vorderösterreichischen Lande zu Ensisheim im Elsaß aus, demSitz dieser Regierung. Ob Junker David bei so vielfältigen Amtsgeschäften oft oder nur gelegentlich auf Burg Wiesneck sich aufhielt, vermerken die Chroniken nicht. Doch seine Zügel müssen kräftig im Tal spürbar gewesen sein -‚denn gerade gegen ihn erhoben die Bauern 1525 die Hand. Es sollte sie teuer zu stehen kommen. Sie hatten es mit einem einflußreichen Herrn zu tun. Noch1520 hatte Karl V., sein kaiserlicher Herr, Junker David die Belehnung mit Wiesneck bestätigt; kurz vor dem Bauernkrieg.

Vom Bauernkrieg können hier nur die Vorgänge unmittelbar im Dreisamtal skizziert werden. Max Weber widmet ihnen im Kirchzartenbuch (S. 297-341) einausführliches Kapitel. Was da geschildert wird, ist ergreifend eindringlich und steht für Bände Kummers. Es setzt ein mit dem vorausgehenden „Schweizer Krieg“ 1499 zwischen den Habsburgern und den Eidgenossen, wobei die Bewohner des Dreisamtals wie Freiburgs als habsburgische Gefolgsleute auch habsburgisch mitzukämpfen hatten — und bei Dornach schwer geschlagen wurden. Weber sagt:

„Vermutlich hat der Nachschub nicht genügt. Denn nach der Niederlage bei Dornach kamen die Männer des Freiburger Fähnleins nicht nur ohne Waffen, armselig auf einen Stock gestützt wieder nach Hause, sondern auch 'barschenkelig, on gürtel, on kappen und hüt ... also daß alle mentschen ein sehr mitliden und trurigkeit mit inen hetten'. Was die Söhne unseres Tals auf diese Weise im Dienst der städtischen Herren und der erzherzoglichen Regierung Iernten, suchten manche von ihnen bald schon für ihre eigenen bäuerlichen Belange zu verwerten. Gerade die Landsknechte und ihre kleinen Führer, die im wechselnden Dienst vieler Herrschaften die Welt gesehen und die neuen Ideen der unruhigen Zeit um 1500 kennengelernt hatten, wirkten wie Funken, die in aufgehäuften Brennstoff fallen.” (S. 299)

Aufgehäufter Brennstoff bei den Bauern war eben die Fülle von aufgesplitterten Herrschaftsansprüchen und den nie endenden daraus abgeleiteten Forderungen, denen der Bauer hilf- und verständnislos gegenüberstand, da die meisten der Forderungen ihrem Wesen nach den überholten mittelalterlichen Wirtschaftsformen angehörten. Es gab den Grundherrn, den Leibherrn, den Kirchenherrn, den Gerichtsherrn und den Landesherrn - und jedem Herren gesondert war der Bauer pflichtig, bis zur totalen Leibeigenschaft: „Gelang einem Herrn die Zusammenfassung aller Rechte, so waren ihm die "Untertanen' völlig ausgeliefert. .. Im Kirchzartener Tal scheint sich Junker David von Landeck auf Burg Wiesneck in der Ausübung der Herrschaftsrechte am meisten den Haß der Bauern zugezogen zu haben. Es ist anzunehmen, daß dabei auch der Wildbann, d.h. das Jagdrecht eine Rolle spielte. Denn allerorts klagen die Bauern darüber, daß sie gar viel als Treiber in Anspruch genommen werden, selbst jedoch gar nicht schießen dürfen, ja tatenlos zusehen müssen, wie das Wild ihre Ernten zugrunde richtet.” (Weber.S. 301)
Führer der Bauern im „Schwarzwälder Haufen“ war Hans Müller von Bulgenbach (bei St. Blasien), ein redekundiger („so daß man seinesgleichen redner nit mocht befinden“), aber auch von tiefer Religiosität erfüllter Mann. 'In christlicher Liebe und brüderlicher Treue' fanden sich die Bauern auf dem Schwarzwald zusammen, 'dem göttlichen Recht ein Beistand zu tun und Anhang dem heiligen Evangelion'. Nur was an Forderungen ihrer Herren aus der heiligenSchrift begründet werden kann, wollten sie weiterhin entrichten. Mit dieser Grundhaltung stimmt auch die Nachricht überein, daß die herumziehenden Scharen zunächst keineswegs plünderten, sondern im Gegenteil sogar alles, was sie verzehrten, bezahlten. Übergriffe zeigten sich erst, als die langwierigen Verhandlungen der Bauernvertreter mit den Ausschüssen der Adeligen zu keinen Ergebnissen führten und so die Bauern sich enttäuscht sahen. .. Im Frühjahr 1525 begann Hans Müller seinen großen Zug, zuerst das Aufrufen und Sammeln kreuz und quer durch den Schwarzwald und dann hinunter ins Dreisamtal und in die Ebene, um auch den Breisgau zum Anschluß an die ‘Christliche Vereinigung' zu zwingen. ...“ (Weber. 5. 305)

Einmal im Zuge, entglitten dem Führer und seinen Hauptleuten an besonderen Brennpunkten die Aufständischen in ihrer Empörung. So zerstörten die rabiat gewordenen das Kloster St. Blasien in wüster Art und soffen den Weinkeller aus. Was sie nicht hinter die Kehle brachten, ließen sie in den Keller laufen. Der Wein stand knöcheltief. Ein Gegenstück zu St. Blasien gelang dem Abt im Kloster St. Georgen, wo offenbar Hans Müller persönlich dabei war und die Masse in Schach hielt. Der Abt ging in Begleitung seiner Mönche den Anrückenden entgegen, lud sie ins Kloster ein und bewirtete sie einige Tage reichlich. Hinterher waren Karpfenteich und Weinkeller leer, aber Kloster, Kirche und Kammern unangetastet. Was aber danach folgte, berichtet die Villinger Chronik in lapidarer Kürze:

Am Freitag den 12ten Mai verließen die Bauern das Kloster Sanctgeorgen und zogen gen Furtwangen. Auf diesem Zuge nahmen dieselben dem Wachter im Kohrbach etliche Stücke Vieh weg. Darnach zogen sie gen Sanctpeter, gen Kirchzarten und Ebnet, nahmens ein und ließen sich schwören. Sofort warfen sich etliche Haufen dem Junker David von Landeck vor sein Schloß Wiesneck, stürmtens, gewannens, plündertens und verbranntens, auf Sonntag Cantate, den 14. Mai.”
Am 14. Mai 1525 wurde also die Burg Wiesneck zum anderen Mal gründlich niedergemacht — diesmal von den Bauern. Ob Hans Müller diesen Akt hätte verhindern können, bleibt offen; denn er schrieb derweil von Kirchzarten aus Bbotschaft an die Freiburger, sie sollten sich der „Christlichen Vereinigung“ anschließen. Hinter dem Sturm auf die Burg standen vermutlich Leute aus Davids eigenen Untertanen, die auf diesen Tag lange gewartet hatten. Schon einen Monat zuvor, am 10. April, hatte Freiburg als Kundschafterergebnis nach oben melden können, „daß Davidts von Landecks Unterthanen hefftig daruff dringen, den Huffen in das Bryßgow zu bewegen“. Sie konnten also das Kommen des Aufständischenhaufens gar nicht schnell genug erwarten. Darauf zielt das im Zitat der Chronik enthaltene „Sofort“, mit dem der Satz von der Zerstörung beginnt.

Ein radikaler Trupp machte dann weiter einen Abstecher ins Elztal, während der Großteil der Bauern in Richtung Freiburg vorrückte. Ebnet wurde besetzt, auch die Kartaus übel zugerichtet, und alsbald im Zusammengehen mit anderen Haufen die Stadt in einem Ring umschlossen und belagert. Von der Burghalde aus, dem Schloß über der Stadt, wurde übrigens auch in Freiburg das dem Junker David gehörende Haus „Zum Wilden Mann“ beschossen. Es lag an der Salzstraße (gegenüber dem heutigen Augustinermuseum, wurde vor einigen Jahren nach einem Brand abgerissen und modern ersetzt). Die Übergabe Freiburgs erfolgte am 23. Mai. Am folgenden Tag schlossen die Stadtväter mit den Bauernobristen einen feierlichen Brudervertrag. Die Freiburger entzogen sich jedoch kurze Zeit später aufs schmählichste wieder diesem Vertrag und trieben „mit der buren bruoderschafft große schelmenstuck“. Ja, sie verhielten sich, als die Sache der Bauern völlig schiefgegangen war und es ans Wiedergutmachen ging, noch rachsüchtiger als die adeligen Herrn. Sie züchtigten ihrerseits am 16. August 1525 ihre eigene Talvogtei Kirchzarten „mit Raub, Brandt, Todtschlag“, und wollten offensichtlich durch übertriebenen Eifer ihre Schuld gegenüber dem österreichischen Oberherrn vergessen machen.

Bereits im Juli 1525 war der Aufstand restlos zusammengebrochen, der Schwarzwälder Haufen zerstreut, die Hauptführer gefangen - und in der Fron änderte sich nichts. Die Aburteilung der Rädelsführer vollzog sich rasch, Hans Müller von Bulgenbach wurde am 12. August in Laufenburg hingerichtet. Die Sühneauflagen der Grundherrn an ihre Dörfer folgten prompt. Nur die gerichtliche Bereinigung der Herrschaftsforderungen gegeneinander (wessen Bauern welchen Schaden beim angrenzenden Herrn verursacht hatten) zog sich fast zwei Jahre hin — weit länger, als das ganze Unternehmen der freiheitsdurstigen Bauern gedauert hatte.

Junker David kam nicht zu kurz. Seine Untertanen ergaben sich auf Gnade und Ungnade und mußten ihm von neuem schwören, alles zu erfüllen. Als erster holte sich zwar zunächst einmal der Erzherzog als Landes-Oberherr aus jeder seiner 152 Gemeinden von jeder Herdstatt 6 Gulden Vergeltung, doch gleichzeitig zog Junker David innerhalb seiner eigenen Dörfer mit 3 Gulden Brandschatzung nach. David unterstanden im Dreisamtal Wiesneck, Falkensteig, Dietenbach, Mißwende, Falkenbühl, Teile von Ebnet, Littenweiler und Eschbach. Sein Ertrag: 3200 Gulden für den Wiederaufbau der Burg und seiner anderen Gebäude, 800 Gulden Ersatz für die entwendete Habe Davids. Für die Geldeintreiber war letzten Endes die Anzahl der Häuser maßgebend, nicht Schuld oder Unschuld am Aufstand. Deswegen gibt das Ensisheimer Häuserverzeichnis einen interessanten Aufschluß über die Größe der verschiedenen Dörfer. Es seien einige herausgegriffen:
 
„Kirchzarten und zun Höfen hat 35 Hüser von gmeynen lütten, item 3 pfaffen hüser, item 3 witwe hüser ... Wisneck hat 5 hüser von gmeynen lütten, item 1 fry hus, item prantschatzung ist bezalt; und heist der vogt Heinrich Wirbstein. Buchenbach hat 16 hüser von gmeynen lütten; nütz me, item prantschatzungist bezalt; und heist der vogt Heinrich Heintzler. Wagensteig hat 13 von gmeynen lütten, nütz me, item sie sind noch etwas an der prantschatzung schuldig,weisz man zu Friburg wol, wie vil; und heist der vogt Martin Schnider. Falkenstein hat 7 hüser von gmeynen lütten. Espach under Junkher David hat 7 hüservon gmeynen lütten.”

Max Weber schließt das Kapitel Bauernkrieg mit der traurig stimmenden Einsicht, „daß alle Einrichtungen beim alten geblieben sind, auch jene, deren Reform auch die besten der Zeitgenossen für nötig erachtet halten. Von goßem Idealismus beseelt, hatten tatkräftige Männer eine Bewegung entfacht, deren sie nicht mehr Herr wurden, als jene selbstsüchtigen Mitläufer ... den Gegenkräften schließlich recht gaben, bis auch diese wieder durch blutige Gausamkeiten ihrer Racheakte die innere Berechtigung verspielten.“

Untergang der Burg im Dreißigjährigen Krieg

Es war wohl ein Racheakt gegen den „Edelvest Junckherr David von Landegk zu Wisnegk”, daß seine Burg als einzige unter den Herrensitzen im Dreisamtal dem wütenden Ansturm der Bauern erliegen mußte. Daß sich aber David seinerseits dafür wiederum durch die Auferlegung von Bußgeld Haus um Haus seiner Hintersaßen zur Genüge schadlos zu halten wußte, hörten wir. Merkwürdigerweise scheint er jedoch die „Brandschatzung“ nicht in den Wiederaufbau der Burg gesteckt zu haben, denn noch 24 Jahre nach dem unheilvollen 14. Mai 1525 bestimmt Davids Sohn Christoph in seinem Testament dem einen der beiden Söhne zum Wohnort das Schlößchen Falkenbühl (oberhalb Ebnet gelegen), dem anderen das Freiburger Haus 'Zum wilden Mann’. Die Burg Wiesneck als solche wird in Christophs Testament von 1549 nicht einmal erwähnt. Eine Überlegung muß daraus schließen: Als bewohnbar im Sinne eines Herrschaftssitzes kann die Burg zu jener Zeit nicht gegolten haben, obwohl sie ihrer weit umfänglicheren Anlage nach Falkenbühl den Rang hätte ablaufen müßen. Vielleicht zog es aber auch die junge Generation der Landeck-Wiesnecker Herren stärker als je zuvor in die Stadtnähe - und Falkenbühl lag bereits auf halbem Weg nach Freiburg ! Die streitbare Betriebsamkeit der Väter wich dem Verlangen nach Genuß und Verzehr im Besitztum.

Das schließt nicht aus, daß die gröbsten Schäden der Burg Wiesneck doch ausgebessert und die Zugänge abgeschirmt waren, so daß sie immer noch als erwünschtes Einstellquartier beim Durchritt und auf der Jagd benützt werden konnte. Vermutlich hat sie auch ein Beauftragter der Snewelin versorgt, denn von Bedeutung scheint, daß — genau wie es Junker David im Jahre 1520 getan- sich Christoph von Landeck im Jahre 1538 durch Karl V., seinen österreichisch-kaiserlichen Oberherrn, die Belehnung mit Wiesneck ausdrücklich bestätigen ließ. Dasselbe wiederholte sich nach Christophs Ableben 1553 für den nächsten Erben, Christophs Sohn Hanns Jacob von Landeck zu Wiesneck. Wenn so nachdrücklich um Brief und Siegel von kaiserlicher Hand geworben wird, spricht sich darin Wert und Nutzen eines immer noch gewichtigen Herrschaftsgutes aus.

Mit Hanns Jacob stirbt der letzte männliche Vertreter der Snewelin von Landeck zu Wiesneck. 1562 ist sein Todesjahr. Er hinterläßt zwei Töchter; sie sind die Erben, aber eben nicht nur der Burg, sondern der gesamten Dörfer und Güter, die sich vom Breisgau, durch das Dreisamtal, über Breitnau bis zum Feldberg breiten. Anna von Landeck, die ältere der beiden Töchter, heiratet kurze Jahre nach des Vaters Tod, 1568, den Freiherrn Friedrich von Sickingen, Herrn zu Hohenburg, den Enkel des berühmten Franz von Sickingen. Damit beginnt auf Wiesneck eine neue Zeit: Die Herrschaft derer von Sickingen, genauer gesagt, eines eigenen breisgauischen Zweiges derer von Sickingen. Es verlohnt sich, bei dieser Wende ein wenig zu verweilen. Denn wie ganz anders liest sich nun eine Charakterisierung dieses Geschlechts gegenüber der, die wir durch Hermann Nehlsen über die Sneweli erfahren konnten.

Michael Benz, der Biograph der Sickingen,(18) beschreibt den neuen Zweig: Kontrapunktisch zur wie vom Unfrieden behexten ebernburgischen Geschichte (einer andern Linie der Sickingen) wölbt sich über jener der Breisgauer Sickingen-Linie ein weiter Himmel überlegener, grenzenloser Ruhe. En miniature, im Rahmen der regierend umspannten Patrimonalgüter, wiederholen die Hohenburger, dauerhaft in den Zonen erhabener Erlauchtheit beheimatet, die Clementia Austriaca, wenig empfänglich für den hypnotischen Reiz großer Politik und lautstarker Extreme. Durch Reichtum und Name glänzte man von selbst unter den Ersten. Kein Hohenburger Sickingen hat sich je ernstlich um diplomatische Dienste an Fürstenhöfen bemüht - die sprudelnden Revenüen (Einkünfte) aus Eigenbesitzungen und kirchlichen Pfründen enthoben der Notwendigkeit, der immerwährenden Herausforderung durch um Ämter buhlende Rivalen sich auszusetzen. Eher schon neigte man den Künsten‚ gewogen das Haupt, ermöglichte durch verschwenderische Aufträge und impulsgebendes Mäzenatentum Malern und Baumeistern die Entfaltung ihres Könnens und reagierte als Publikum, als durch erlesenen Geschmack und genuine Kennerschaft sich auszeichnende Liebhaber auf die Schöpfungen geistgen und künstlerischen Lebens. Die erhaltenen Bildniße der Linie, mit ihren entzückenden Lichtpunkten doch nur Überreste einst viel herrlicherer Schätze,dokumentieren eindrucksvoll die überragende Rolle des repräsentationsfreudigen und — wie hier - im Überfluß lebenden alten Adels für das Gedeihen einerIebhaften Kunstszene.”

Durch die Heirat des Friedrich von Sickingen mit der Snewelintochter Anna hatten sich die Sickingen mit dem Reichtum des reichsten Grundherrn des Breisgaus verbunden, und da die jüngere Schwester unvermählt blieb, fiel schließlich der gesamte snewelinsche Besitz dem vermählten Paare zu. Aber (die Sickingen gingen mit dem Reichtum nobel um - und das ist das Besondere und Erfreuliche an ihnen : Sie liebten die Künste. Michael Benz sagt, der neugegründete Breisgauer Zweig habe sich zwar nach der Hohenburg benannt,(diese Burg jedoch nie zu seinem Sitz gemacht, sondern diesen von vorn herein in Ebnet genommen, dem dortigen Gut der Snewelin (einem Wasserschloß, das später in das Barockschloß Ebnet umgebaut wurde). Wo die Hohenburg liegt wird nicht gesagt. Wiesneck gehörte nun zwar auch zum Besitz der Sickingen, aber fest steht nach dieser Bemerkung, daß es die Sickingen in der Burg selbst zu wohnen nie verlockt hat.

Und doch scheinen sie ihr Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Sie holten offenbar das von den Landeckern Versäumte nach und bauten sie wieder auf; Zeugnis dafür gibt ein Altargemälde in der Schloßkapelle zu Stegen. Die Landschaft im Hintergrund eines St. Sebastianbildes zeigt auf einer Bergkuppe eine Burg, und auf dem Burgberg steht der Name „Wisneck“. Auch existiert eine nichtgesicherte Abbildung der Burg vom Jahre 1620, vom Fuß der Steilhanges bei der Wiesnecker Mühle gesehen. Die Wiesnecker Mühle - sicher ein uralter Bestandteil der Wiesnecker Herrschaft — steht verwandelt heute noch; darin befindet sich wie schon gesagt, das „Institut für politische Bildung — Studienhaus Wiesneck”. Die Zeichnung von 1620 zeigt die „Veste Wisneck” bescheiden, mit einem hochragenden Mittelturm, beflankt von einem Wohngebäude, ringsum mit einem Mauermantel bewehrt.
Nur dauerte die Herrlichkeit nicht lang. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges hatten inzwischen eingesetzt, wenn sie auch erst nach und nach das Freiburger Gebiet erreichten.

Die Einheimischen hatten kurz zuvor noch ihren Lokalkrieg zu verkraften, den „Rappenkrieg“, besser gesagt, den Ansatz zu einem erneuten Bauernaufstand, der zwischen 1612 und 13 über dem Schwarzwald schwelte. Es ging um eine Sonderabgabe von einem Rappen auf jede ausgeschenkte Maß Wein. Den Rappen empfanden die Bauern als ungerechten „bösen Pfennig“, den sie los-sein wollten. Anheizer des Unmuts war ein Bauernsohn Martin Haizmann. Und so sammelte der Spirzenbauer Wolf Schwer nach einer Verschwörungssitzung im Stüble auf dem nahen Turner am Fasnachtssonntag 1613 nach und nach einen Haufen von 400 Mann um sich, die zu Ostern über St. Peter, Weiler (Stegen), Bickenreute und Kirchzarten nach Ebnet ziehen wollten, um die Schlösser zu brechen. In Freiburg „war es auf die Studenten abgesehen“; warum gerade auf sie und was sie mit dem Weinrappen zutun hatten, die ihn doch auch als durstige Kehlen zu zahlen hatten, läßt Max Weber (Kirchzartenbuch S. 342) offen. Von Haus zu Haus wollte man ziehen, schreibt Weber, und alle Bauern, Knechte und Jungen über 15 Jahre zum Anschluß zwingen, "damit es einen rechten Bauernkrieg gebe'. Soweit kam es nicht. Der Talvogt von Kirchzarten, in Freiburger Diensten stehend, erhielt Wind von dem Aufbruch und setzte obrigkeitliche Riegel vor. Der Haufen zerstreute sich, Martin Haiz-mann ereilte sein Schicksal auf der Flucht in die Schweiz bei Waldkirch. Immerhin erreichte der Aufstand, daß es dann 1614 zu einem Vergleich zwischen den Ständen kam. Wir können nur hofien, daß die Bauern von da an Ihren Schoppen ohne „bösen Pfennig“ trinken durften.

Die ersten Vorboten des Dreißigjährigen meldeten sich im Tal damit, daß 1620 die vorderösterreichische Regierung von Ensisheim/Elsaß aus Befehl erließ, die Schwarzwaldübergänge zu verwahren. Zu diesen zählte als wichtiger Paß auch das Falkensteiner Tal — unser heutiges Höllental. Nun mußten die ringsum wohnenden Bauern Schanzarbeiten leisten und Wache schieben in einer Art Volkssturm des Mittelalters. Außerdem mußten sich laut erzherzoglichem Edikt alle über 16jährigen ledigen Männer selbst ausrüsten: Ein langer Spieß, eine Muskete und 2 Pfund Pulver sollten immer zur Hand sein, damit das Aufgebot sofort bereitstehe.

Erst 1630 zog sich das Gewitter über der Gegend stärker zusammen. Mit dem Aufgebot von „1000 ledigen Bauernsöhnen, Dienstknechten und Freiwilligen“ wurde es Ernst, und im Jahre 1631 begann am Oberrhein wirklich die Kriegsnot. Die Schweden rückten vom Kinzigtal aus vor Freiburg, nahmen Offenburg und die Orte im Breisgau, schließlich erzwangen sie am 29. Dezember 1632 den Einzug in Freiburg — und verlangten 30 000 Gulden Brandschatzung, an der auch die Hintersassen des Kirchzartener Tals ihr gemessen Teil zu tragen hatten. Die Überfälle der schwedischen Besatzung in der Umgebung von Freiburg — 'Razzias' genannt - trieben die Bauern zur Verzweiflung und Gegenwehr. Am 18. Oktober 1633 zogen die Schweden von Freiburg ab, rückten am 1. April 1634 erneut in die Stadt, um sie am 6. September 1634, nachdem ihrHauptheer bei Nördlingen geschlagen war, abermals zu verlassen.

Das Hin und Her der Soldatenhorden zermürbte die Gemüter, vollends als Frankreich eingriff und sich gegen Kaiser und Österreich mit den Schweden verbündete. Die französischen Truppen schwärmten aus dem Elsaß herüber und machten die Gegend des Oberrheins erst recht zum Kriegsschauplatz.(Gewalttaten der requierenden Trupps nahmen kein Ende. Im Schwund der Bevölkerungszahlen spiegeln sich die Leiden. Als Beispiel seien die Zahlen von Freiburg angeführt. Die Stadt hatte nach der frühen Glanzzeit der Zähringer Herzöge die stattliche Höhe von 20 000 Einwohnern erklommen, war dann im Spätmittelalter, nach dem Versiegen des Silberreichtums am „Erzkasten“ (heute Schauinsland) bis auf 8 - 7 - 6000 abgesunken, erlitt 1564 eine Pestnot, die 2000 Menschen wegraffte und trat demnach schon beträchtlich vermindert in die hier geschilderte Periode ein. Nach dem Abzug der Schweden im September 1634 zählte die Stadt alles in allem noch etwa 2000 Seelen von vorher 6000 wieder erreichten. Wieviele von diesen 2000 tatsächlich das Ende des Dreißigjährigen Krieges überlebten und die Glocken des Westfälischen Friedens läuten hörten, wissen wir nicht; die zermürbende zweite Hälfte des Krieges brach da erst an. Die radikale Entvölkerung überwand die Stadt durch zwei Jahrhunderte hindurch nur mühsamst, und wir lesen mit Staunen, daß dem Freiburger Bürgermeister noch im Jahre 1862 (!) nur 17 000 Einwohner unterstanden. Heute hat die Stadt über 200 000.

Zurück zu den Franzosen, die am 11. April 1638 die Festung Breisach eroberten und damit dem ganzen Gebiet den Stempel französischer Herrschaft aufpräglen. Das wirkte sich u.a. darin aus, daß die Franzosen unter Mobilisierung der Talbauern sofort 2000 Mann einsetzten, damit sie den Weg durchs Höllental an der engsten Stelle, den Paß an der Falkensteig (beim Hirschsprung) eröffnen. Schlagartig, sagt Weber ( S 346), beleuchtet dieser Einsatz die Absicht Frankreichs, den Vorstoß nach Innerdeutschland. Tatsächlich wurde die Absicht auch praktiziert, als im November 1643 die (in französischen Interessen stehende) weimarische Armee ihre „Attolarey (Artillerie) mit tausend und mehr Packwagen“ durch die Höllentalschlucht über den Schwarzwald schleußte, um vor Rottweil zu ziehen. Sechs Jahre, ab 1638 bis ins Jahr 1644dauerte die Fremdherrschaft, lagen hälftig französische und schwedische Truppen in Freiburg und hausten im Tal. Zum Entsatz rückten kaiserlich-bayerischeTruppen unter General von Mercy an, die also zugunsten der Habsburger fochten, aber inbezug auf Übergriffe sich keineswegs menschenfreundlicher anliessen als die Gegner. Die Erlasse der höheren Offiziere nützten nichts. Die verwilderten Soldaten holten sich, wo zu holen war. Weber reiht (S. 347) eine Kette von Beispielen auf. Darunter litt auch das „Kürchzarther Thaal“.

Den Höhepunkt von Verwirrung und Unheil brachte der Sommer 1644. Die kaiserlich Mercyschen Truppen hatten Freiburg umzingelt. Der französischeGeneral Turenne wiederum hinterging Mercy und packte die Bayern vom Rücken her an. Trotzdem gelang Mercy „nach hartem Ringen“ der Einbruch in die Stadt, und der Schwedenkommandant Kanofski mußte am 27. Juli 1644 die Stadt übergeben. Damit befand sie sich wieder in deutschen Händen - nur war es inzwischen um die Burg Wiesneck geschehen. Max Weber, dem die Darstellung bisher folgt, bringt den lakonischen Satz: „Im Zusammenhang mit dieser Truppenhäufung in unserem Gebiet wurde auch die Burg Wiesneck am 27. Juni 1644 ein Opfer landsknechtlicher Zerstörungswut.”

Er läßt offen, wer die Veste zu „accordieren“ zwang; Bader und E. Schuster sagen kurzweg, die Schweden waren es. Aber sie waren es nicht und die Zerstörung ist auch nicht am 27. Juni erfolgt, sondern erst 6 Wochen später. So versichert es uns Paul-René Zander, Archivar der Fhr. von Gayling’schen Schloßverwaltung in Ebnet. In seinem Artikel „Vor 350 Jahren: Die Zerstörung der Burg Wiesneck im Dreisamtal“ (19) gibt er eine genaue Darstellung der Ereignisse des verhängnisvollen Sommers 1644. In seinen Ausführungen ist nur dlie Rede von einem französisch besetzten Freiburg um diese Zeit. Der die Bayern führende Generalfeldmarschall von Mercy habe es dabei mit zwei franzöischen Armeen zu tun gehabt; die eine unter dem (als zäh, kaltblütig und skrupellos beschriebenen) Vicomte de Turenne, die andere „Armee de France unter Louis de Bourbon-Condé, Herzog von Enghien. Für uns aber wesentlichıst, was die Burg Wiesneck betrifft. Danach habe es zwar am 26./27. Juni auf der Burg ein Scharmützel, doch keine Zerstörung gegeben. Kaisertreue bayerische Soldaten überwältigten nämlich auf ihrem Vorstoß nach Freiburg die in der Burg hausende kleine Gruppe der (zum Gegner gehörenden) weimarischen Besatzer. Das hat als ein sickingen-freundlicher Akt zu gelten; die Bayern zerstörten nicht, sie bereinigten nur. Doch war das Unheil nur verschoben.

Nach der schweren, beiderseits verlustreichen Schlacht am Lorettoberg in Freiburg, vom 3. bis 5. August, zogen sich sowohl die Franzosen wie die Bayern in den Schwarzwald zurück — und die Truppen beider Seiten wollten einander den Weg abschneiden. Wer zuerst auf der Höhe von St. Peter ankam, „hielt die entscheidende Trumpfkarte in der Hand“. Die Franzosen schoben sich das Glottertal hoch. Die Mercysche Vorhut aus Kürassieren und Dragonern unter Obrist von Gayling ritt über Ebnet, Stegen und Eschbach zur Höhe, während General von Mercy mit dem bayerischen Haupttrupp den Weg übers Dreisam-,Iben- und Wagensteigtal nahm. Dies geschah vom 9. auf 10. August. Da nun, im Vorbeimarsch, ließ Mercy auf der Burg Wiesneck sogar eine kleine bayerische Besatzung zurück; aber sie konnte die Burg auch nicht vor ihrem Untergang bewahren. Den Wettlauf zur Höhe und das Zusammentreffen bei St.Peter nun im Zanderschen Wortlaut:

„Als die Franzosen am 10. August den Sattel oberhalb des Glotter- und Eschbachtals erreichten, sahen sie bereits die mühsam heranrückenden Bayern. Jetzt war es der in der Armee Turennes dienende baltische Generalmajor der KavalIerie Reinhold von Rosen, der seine Chance erkannte, die noch nicht formierte Reichsarmee, insbesondere aber den lebenswichtigen Troß in der Flanke zu attackieren. Doch es gelang der Reiterei der Gaylingschen Vorhut, die Rosenschen Schwadronen in das obere Eschbachtal abzudrängen. Als Mercy jedoch den Reitern befahl, Rosens Kavallerie weiter zu verfolgen, meuterten sie ! Weder durch Stechen, noch durch Hauen gelang es den Offizieren, die Reiter wieder auf Trab zu bringen. Die Kampfmoral war gebrochen. Das hatte schwerwiegende Folgen. An einen Sieg über die Franzosen war nicht mehr zudenken. Die durch das Eschbachtal zurückflutende Kavallerie des Generalmajors von Rosen war es wohl, die in der Nacht vom 10. auf den 11. August 1644 die nichtsahnende kleine Besatzung der Burg Wiesneck überrumpelt, die Veste geplündert und beim Abzug in Brand gesetzt hat.“

Zerstörung und Brand scheinen diesmal so gründlich das Ihre besorgt zuhaben, daß es den Herren von Sickingen die Lust zum Wiederaufbau verschlug. Die Zeit der „Höhensitze in Adlerhorsten“ war ohnedies vorbei; in den Talbreiten lebte es sich bequemer.

Damit trat eine vollkommene Umkehr jener Höhentendenz ein, als um dasJahr 1000 die Machthaber aus den Tälern hinaufstrebten, um sich selbstherrlich auf Bergkämmen und an Felsennasen einzukrusten (wie wir es in Teil IlI für die Entstehung der Burg angedeutet haben). Jetzt war die Burg zur Ruine geschlagen und blieb es. Die Zeit der Sagenbildung um Wiesneck begann. Niemand saß mehr oben, und so nahm seinen Lauf, was eine alte Landeskunde des vorigen Jahrhunderts nüchtern umschreibt: „... diente den umliegenden Orten als Steinbruch, wodurch erklärt wird, daß heute nur noch wenigeReste der alten Mauerzüge erhalten sind“. Mit anderen Worten: Wer in der Umgegend Baumaterial brauchte, holte es sich aus der Ruine; offenbar wehrte es niemand. Es ist zu vermuten, daß auch unser Meierhof am Fuß der Ruine von diesem „Steinbruch“ profitiert hat. Schaut man die Kapelle der Klinik an, muß einem auffallen, daß die Fenster fein gehauene Renaissance-Gewände besitzen, die dem jetzigen Charakter des kleinen Bauwerks durchaus angemessen sind. Nur darf man nicht vergessen, daß es ursprünglich das Kornhaus des Hofes war, also ein bescheidenster Profanbau, für den gewiß kein Steinmetz zu solch besonderer Zier berufen worden wäre. Darin stecken Überbleibsel des Herrschaftssitzes droben. Daraus läßt sich auch schließen, daß der kleine Bau erst nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde. Ein Tragbalken im Kellertrug, wie schon in II gesagt, die Jahrzahl 1740 eingekerbt.

Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß sich beim Holzfällen an der Ruine vor etlichen Jahren im Wurzelwerk eines Baumes eine Kanonenkugel fand, vermullich aus dem Dreißigjährigen Krieg; eine massiv wirkende, aber doch nur dickwandige Eisenkugel von 2,85 kg. Sie liegt in der Hand, als sei sie für ein leichtathletisches Kugelstoßen bestimmt. Nur könnte man sie, obschon fastgleich groß, kaum bei einem Wettkampf einschmuggeln, denn die Wettkampfkugel wiegt 7,25 kg. Wenn man die heutigen kriegerischen Sprengmittel und ihre verheerenden Wirkungen bedenkt, kann man nur sagen: Wie harmlos wurden damals Festungen beschossen — und doch eingenommen ! Immer wieder fragt man sich, wie eine solche „Veste“, vor allem im Bauernkrieg, ohne lange belagert und ausgehungert zu sein, sozusagen im Handumdrehen erobert werden konnte ? Man sah den Feind von weitem, denn der Burgberg lag unbewaldet und hatte an der Flachstelle nach hinten einen noch heute erkennbaren, tief markierten „Halsgraben“. War bei dem Fall der Burg etwa noch ganz anderes im Spiel: Verrat durch eigene Leute, heimliche Öffnung des Tores ? Oder spielte jener geheimnisvolle unterirdische Gang eine Rolle, der von weither zur Burg hinein und herausgeführt haben soll und den nur wenige kannten ? Im Wittental wird sogar überliefert, ein unterirdischer Gang habe das dortige Schloß Falkenbühl mit der Burg Wiesneck verbunden! Aber die Existenz eines solchen Ganges konnte nie nachgewiesen werden. Wie dem sei, die Ruine zerfiel immer mehr und die Geschichte der Burg Wiesneck fand ihr Ende.

Im Tal ging das Leben weiter. Der Ort Wiesneck existierte durchaus noch, und mit der Regierung Kaiser Josef Il. kam ein frischer Wind von Reformen in die Lande. Davon und von mancherlei anderem menschlich und geschichtlichI Erinnerswerten im nächsten Abschnitt.

Für die Burg selbst gibt es jedoch noch einen kleinen Nachtrag aus unseren Tagen. Seit etwa 100 Jahren umschließt nun Wald ringsum die Ruine und den Burgberg, und auch die letzte dicke Mauer, die man vor Jahrzehnten, kam man vom Bahnhof Himmelreich her, noch durchaus oben aufragen sehen konnte, ward inzwischen vom Wald überhöht. Als Friedrich Husemann 1928 das Gut Meierhof Wiesneck kaufte, kam auch der Burgberg mit der Ruine in seinen Besitz, und dieser Besitz währte für die Klinik weiter bis 27. Dezember 1989. An diesem Tag fand ein Geländetausch statt: Die Klinik übernahm Nutzland (auch bebauungsfähig) im Bereich des von Gayling’schen Prägenhofes in Buchenbach (beim Gasthaus Adler gelegen) und überließ dafür den Burgberg mit der Ruine Wiesneck, soweit er mit Wald bepflanzt ist, dem Freiherrn Nikolaus von Gayling-Westphal in Schloß Freiburg-Ebnet. In Schloß Ebnet lebt heute noch die Sickingensche Tradition. Es war bis 1809 Sitz der Grafen von Sickingen-Hohenburg, und diese waren ja — wie gehört — die letzten adeligenHerren der Burg und Herrschaft Wiesneck. Von da gesehen, nimmt sich der Akt des Geländetausches aus wie eine Heimkehr der Burg in den Schoß ihrer eigenen Vergangenheit.

Vom Dreißigjährigen Krieg zur Gegenwart

Die Betrachtung geht diesmal stärker auf die umfassenden Zeitereignisse ein und eröffnet den etwas weiteren Umkreis. Man darf nicht vergessen, daß die wechselnden Belagerungen, Besetzungen und wieder Entsatze der Stadt Freiburg ständig auch ihre Wellen ins Hinterland schlugen. Im Grunde war ringsum Kriegsgebiet und Not. Von dem Fluten der Heere, siegend oder geschlagen, hatten immer die Bodensässigen den Schaden zu tragen.

Mit dem Westfälischen Frieden waren die gesamten ansehnlichen Besitzungen der Habsburger im Elsaß, einschließlich ihres bisherigen Regierungssitzes Ensisheim, wie auch die Veste Breisach der Krone Frankreichs zugefallen.Damit hatte Habsburg allen Halt jenseits des Rheines verloren. Der Grenzschnitt europäischer Machtpolitik zwischen Ost und West, zwischen Österreich und Frankreich, verlief nun unmittelbar vor den Toren von Freiburg. Die vorderösterreichische Regierung, gezwungen, ihren Sitz neu zu installieren, wählte dazu das exponierte Freiburg (und nicht etwa eine schwäbisch-vorderösterreichische Stadt). Freiburg sollte zugleich, Breisach gegenüber, zum habsburgischen Brückenkopf ausgebaut werden. Dazu kam es aber nicht, denn mit der neuen Regierung waren spitzfindige Schwierigkeiten ins Freiburger Gehege eingerückt. Die Freiburger Stadtväter waren über die Ehrung aus Wien keineswegs beglückt, es waren nämlich alle Regierungspersonen von der städtischen Gerichtsbarkeit und allen öffentlichen Lasten befreit ! Diese hatten auch bei Umzügen und Prozessionen den Vortritt vor den Spitzen der Stadt. Die ursprünglich 28 Regierungsmitglieder wuchsen schon bald mit allen Bediensteten auf das Vierfache an. Gewisse Formalitäten setzten einen Stachel zwischen Regierung und Stadt. Der Stadt kam es schwer an, „Euer Gnaden” zusagen statt bloß „Herr“. Die Regierungsmitglieder schädigten die Stadt, indem sie das Jagdrecht verletzten und alte Stadtrechte nicht anerkennen wollten. Der absolutistischen Bürokratie war die bürgerliche Freiheit und Selbständigkeit ein Dorn im Auge. Der Freiburger Historiker Hefele sagt: „Der Fortifikationsplan und seine Ausführung, die militärische Verfügung über Schloß und Stadt, die Ordnung der städtischen Miliz, die Einquartierung und Verpflegung der Soldaten, alles das und noch vieles andere führte zu Streitigkeiten mit dem Stadtkommandanten ... Es herrschte ein förmlicher Kriegszustand zwischen Stadt und Regierung, während der Wiener Kaiserhof dauernd zu vermitteln suchte.”

Solchermaßen im Innern uneins, konnte unmöglich das gedeihen, was nötig gewesen wäre, um die Stadt vor dem französischen Zugriff zu schützen. Denn Ludwig XIV. brachte mit seinem zweiten Eroberungskrieg die ganze Rheinflanke in Unsicherheit. Der Oberrhein war bedroht, Freiburg in Gefahr. Die Garnison mußte erhöht werden, was neue Streitigkeiten auslöste. Ungeachtet dessen blieb die Freiburger Bürgerschaft habsburgisch gesinnt, während ein Teil derAdeligen Frankreich zuneigte. Überraschend erschienen dann die Franzosen am 9. November 1677 mit einer Armee vor der Stadt. Dem Kommandanten gebrach es völlig an Entschlußfähigkeit und Tatkraft; auch Regierung und Adel versagten, schließlich erlahmte auch die Bürgerschaft und kapitulierte. Nach Tagen Belagerung, am 17. November 1677, zogen die Franzosen in Freiburg ein - und verließen es erst 21 Jahre später wieder, am 11. Juni 1698. Freiburg und das Dreisamtal waren französisch geworden. Die vorderösterreichische Regierung zog sich derweil nach Waldshut zurück. (20)

Erst durch den Frieden von Rijswijk (1697) fiel Freiburg mit seinem Hinterland wieder an Österreich zurück. Wie aber hatten die Franzosen inzwischen die Stadt verändert ! Kein Geringerer als der berühmte Festungsbauer Vauban hatteh unter Aufgebot von Riesensummen die Stadt verwandelt in eine Festung ersten Ranges. Alle Vorstädte waren niedergelegt und an deren Stelle 8 Bastionen errichtet worden, von denen heute noch die Hügel an der Universitätsmensa, am Stadttheater und am Colombischlösschen als Reste zeugen. Die Festungsbauten waren offenbar auf höchsten Befehl vorangetrieben worden, denn Louis, der Sonnenkönig selbst, hatte sich durch einen Besuch in Freiburg mit seiner Gemahlin im Oktober 1681 davon überzeugt.

Die Franzosen setzten sich nachher noch zweimal, wenn auch nur kürzere Zeit, in Freiburg fest: Von November 1713 bis Januar 1715 und schließlich von November 1744 bis April 1745. Freiburg erobern, hieß für Frankreich das Tor zum Schwarzwald aufbrechen und damit den Durchgang nach Süddeutschland erzwingen. Die kaiserlich-österreichischen Truppen krallten sich am Schwarzwaldrand ein: Überm Höllental hoch schob sich quer vom Feldberg herüber zum „Hohlen Graben“ beim Turner ein Schanzriegel. Die Namen "Kaiserwacht” und „Piketfelsen“ (über Falkensteig) zeugen heute noch von diesen Verschanzungen — zu denen die Bauern des Tals die Fronarbeiten leisteten ! Die Bauern mußten aber auch wehrbereit sein. Ihr Aufgebot hieß (1702):„sobald die Sturmglock geschlagen wird, (soll) ein jeder, der sich wehren kann, so Meister als Knecht und Söhn, bey Straf Confiscation aller Güeter und ewiges Landesverwisen, mit habendem Gewehr, in dessen Ermanglung mit Hauen, Schauflen, Gablen oder dergleichen Instrumenten an das assignierte Ort oder Sammelplatz laufen.“
Aus der Belagerung von Freiburg 1744 durch die Franzosen ist eine Groteske zu berichten, die schon sehr modern anmutet. Ludwig der XV., der Nachfolger des Sonnenkönigs, saß im Kageneckschen Schloß in Munzingen (das die Franzosen bereits erobert hatten) und ließ seinen Marschall Coigny wissen, daß er sich dessen Beschießung der Stadt Freiburg ansehen wolle. Dafür schien eingünstiger Aussichtspunkt der Lorettoberg. Also traf der französische Marschall mit seinem Gegner, dem Freiburger Stadtkommandanten, ein Abkommen, daß an diesem schönen Oktobertag die Freiburger Kanonen den Lorettoberg zu verschonen hatten, damit dem König nichts passiere; Marschall Coigny hingegen versprach, in dieser Zeit den Münsterturm nicht zu beschießen. Kriegskunst als Schauspiel ! — Als die Franzosen diesmal 1745 die Stadt verliessen, schleiften sie sämtliche Festungsbauten wieder und hinterließen die Stadt als unbeschreiblich trostloses Trümmerfeld.

Die heftige Rivalität zwischen Habsburg und Frankreich sollte zunächst eine Beruhigung finden, als sich die dynastischen Häuser entschlossen, die politischen Fäden durch eine Heirat in einen gleichen Zopf zu legen: durch die Heirat Marie Antoinettes mit dem französischen Dauphin. Diese Tatsache spielt für uns insofern eine Rolle, als der Zug Marie Antoinettes vom Kaiserhof zu Wien an den Hof von Versailles über die Höhen des Schwarzwaldes durchs Höllental nach Freiburg führte, von dort über Emmendingen nach Straßburg und weiter. Es war dies ein Triumphzug, der offenbar über Jahre hinaus die Phantasie der Talbewohner beschäftigte. Aus diesem Anlaß wurde die Höllentalsteige zur Straße erschlossen. Der frühere Saumpfad war unter Fronhilfe der Bauern bereits 1755 verbreitert worden. Die letzten eingreifenden Felssprengungen wurden jedoch im Frühjahr 1770 durchgeführt, um für diesen grandiosenBrautzug Platz zu schaffen.
Als der Zug dann am 4. Mai 1770 von Donaueschingen her durchs Höllental herunterkam, säumte am Himmelreich und das Dreisamtal hinab was Füße hatte zu gehen und Augen zu sehen den Weg, um einen Blick des vierzehneinhalbjährigen Bräutchens zu erhaschen, das wie ein Wesen aus einer anderen Welt angestaunt wurde -— und wie ein solches in vergoldeter Kutsche vorüber-glitt. Das Bild war wohl des Staunens wert: Es entrollte in 21 sechsspännigen Karossen und 36 weiteren vornehmen Kutschen seine Pracht; gezogen und getragen von 450 erlesenen Zug- und Reitpferden, flanierte die Braut ein Gefolge von 257 Personen (darunter befanden sich allein 15 Köche und 2 Zuckerbäcker). Das Ereignis hatte für alle berührten Orte die Flammkraft einesFeuerwerks. Aus Freiburg wird berichtet, daß dort in der Salzstraße (wo MarieAntoinette im Haus „Zum wilden Mann“ für zwei Nächte Quartier bezog) alle Häuser neu gestrichen und erstmalig Hausnummern eingeführt wurden. Mehrere Triumphbögen wurden errichtet, darunter auch ein von Christian Wenzinger entworfener, mit 12 000 Lichtern erleuchtet, ja die ganze Stadt erstrahlte nachts auf obrigkeitlichen Befehl, einschließlich des Münsterturms bis hinauf zur Kreuzblume. Die Ratsherren überreichten „mit gebogenem Knie“ bei der Begrüßungsaudienz als Gastgeschenk der Stadt und Probe des Freiburger Kunstfleißes der kaiserlichen Prinzessin Tausend (!) ausgesuchte Granaten. Denn zur Eigentümlichkeit Freiburgs gehörte die Granatschleiferei, die später nach dem nahen Waldkirch auswanderte.) In Freiburg hatte man weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Anhänglichkeit der Stadt an das Haus Habsburg zu bekunden. Als Kaiserin Maria Theresia später erfuhr, daß die Freiburger Feiern 62 800 Gulden verschlungen hatten, war sie entrüstet über die Verschwendung. Daß zu Ehren der Braut auch der Markgraf und die Markgräfin von Baden aus Karlsruhe herbeigeeilt waren, große Empfänge stattfanden und abends „Comedie“ gespielt wurde, ist selbstverständlich. Gefiel der jungen Braut der pompöse Aufwand, oder wurde ihr auch manchmal bang ? Eine seltene Äußerung berichtet Thusnelda von Langsdorff von der Donaueschinger Audienz im Fürstlich Fürstenbergischen Schloß: „Als sie in Donaueschingen eine Jugendfreundin, die sich bescheiden zurückhielt, unter den Wartenden erblickte, eilte sie zu ihr hin, fiel ihr um den Hals und rief aus: „Ach, Lore, du hier ? Mir ist's als müßte ich in den Tod gehen.“

Viel weniger feierlich ging es 1777 bei einem Besuch Joseph I. in Freiburg zu, einem Kaiser, nach dem die Kaiser-Joseph-Straße benannt ist. Der Kaiser verbat sich alle Zeremonien, Paraden und Feuerwerke „als Dinge, die ihm nichts nutzten, andern aber Mühe und Kosten machten“. Zwar gaben die Studenten und Bürgerstöchter täglich Theatervorstellungen, der Kaiser aber sah sich keine an, sondern sagte: „Es wäre besser, wenn die Studenten studierten und die Bürgersmägden zu ihren Spinnrädern und Hausarbeit gingen.“ Nur an einem Abend zeigte sich der Kaiser am Fenster, um das Volk zufriedenzustellen. Als der Fürstabt von St. Blasien, der berühmte Martin Gerbert, als kaiserlicher Hof-Kaplan sich dem Kaiser für die Festmesse im Münster anbot, erklärte der Kaiser: „Es sei ihm eins, ob ein Abt oder ein Kapuziner die Messe lese.”

In diesen Äußerungen spüren wir etwas von dem nüchternen Reformgeist, aus dem heraus Joseph Il. seine Maßnahmen leitete. Zwar hatte schon Maria Theresia ab 1745 mancherlei Gutes und Neues eingeführt, z.B. eine Brandversicherung und eine einheitliche Grundsteuer, hatte auch das Schulwesen auf eine neue Grundlage gestellt, hatte Folter und Hexenverbrennung abgeschafft. Sehr viel einschneidender jedoch griff Joseph Il. ins soziale und kirchlich-politische Leben ein. Durch das Toleranzedikt stellte er die christlichen Konfessionen gleich, führte das Staatskirchentum ein, löste gleichzeitig zahlreiche Klöster auf und beschränkte die Feiertage. 1782 hob er auch in entscheidendem Akt die Leibeigenschaft auf. Ab 1784 durfte kein Grundherr mehr Frondienst fordern; statt dessen mußten fürderhin Taglöhner mit festem Lohn bezahlt werden. Man glaube nicht, daß die wohlgemeinten Neuerungen von der Bevölkerung mit Freuden aufgenommen worden wären: selbst die Aufhebung der Leibeigenschaft erregte Unwillen, denn bisher hatten die Bauern nur ihre Zeit zuopfern, jetzt aber mußten sie selber Steuern zahlen ! Auch die Einführung der Konskription, einer Vorform der allgemeinen Wehrpflicht, im Jahre 1786, führte zu einer Erregung der Bauern. Die Neuordnung des Kirchenwesens brachte die Gründung von drei neuen Pfarreien im Tal: Eschbach, Buchenbach und Oberried. Bisher hingen an der Pfarrei Kirchzarten etwa 40 Gemeinden, Weiler und Siedlungsgruppen, und da jeder Weiler mit seiner Kapelle seinen eigenen Patron hatte, gab es im Tal 40 Patroziniumsfeiertage, zusätzlich zu den all-gemeinen hohen Feiertagen. Dies hörte nun mit einem Mal auf und war nur noch beschränkt auf die Patrozinien der jeweiligen Pfarrei. Die Pfarrei Buchenbach wurde 1796 errichtet, und ihr Kirchspiel umfaßte die Gemeinden Falkensteig, Wagensteig, Unteribental und Wiesneck.

Manche der Reformen wurden zwar nur mit Murren aufgenommen, insgesamt aber kamen sie doch den Grundforderungen einer neuen Zeit soweit entgegen, daß es 1789 der jenseitigen „Französischen Revolution“ vergleichbar diesseits des Rheins einer „Österreichischen Revolution“ an Zündstoff gebrach. Dem französischen Revolutionsheer unter Moreau gelang übrigens ein letztes Mal kurzfristig die Eroberung von Freiburg (Juli 1796) und sogar der Übergang über den Schwarzwald ins Schwäbische hinein; doch wurde Moreau durch Erzherzog Karl zum Rückzug gezwungen. Fluchtartig zwängte sich das französische 40 000-Mann-Heer im Oktober 1796 durchs Höllental zurück an den Rhein, um sich ins Elsaß abzusetzen.

Schließlich griff Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht entscheidend in die Geschicke am Oberrhein ein. Er diktierte durch den Frieden von Pressburg (25. 12. 1805) eine neue Landverteilung, derzufolge er den Breisgau dem Kurfürsten (späteren Großherzog) Karl Friedrich von Baden-Durlach zuschlug. „Mit Schmerz vernahmen die Ständeglieder diese Verkündigung; der ... Präsident brach in Tränen aus. Stimmen des Erstaunens, der Entrüstung ... erhoben sich.“ Aber Proteste wie Bittschriften nützten nichts: mit der 400 Jahre währenden Herrlichkeit Österreichs am Oberrhein war es endgültig vorbei, Freiburg und sein Gebiet gehörten von da an zu Baden! Noch 1814 machten Spitzen der Stadt (der Oberbürgermeister, 6 Stadträte, einige Professoren, eine Gruppe Adeliger des Breisgaues) einen an Hochverrat grenzenden erfolglosen Versuch, die Rückgliederung an Österreich durchzusetzen. Man fühlte sich damals in seiner Treue zu Österreich durch den Anschluß an Baden genauso verletzt, wie sich Mitte unseres Jahrhunderts, in den fünfziger Jahren die „Altbadener“ in ihrer Treue zum „angestammten” (Großherzogtum-) Baden verletzt fühlten durch den Anschluß an Württemberg, d.h. die Zusammenlegung in den Südweststaat.

Der Wiesnecker Grundherr, Graf Wilhelm Josef Xaver von Sickingen, zog die Konsequenz daraus, gab seinen mehrhundertjährigen Adelssitz Ebnet auf und wanderte nach Österreich aus. Er nahm nach kurzem Übergang Sitz in Wien.„Die Grundherrlich von Sickingische Verwaltung wurde am 2. 9. 1809 aufgehoben, die 5 Höfe in Eschbach dem Stabsamt St. Peter, das Rittergut Ebnet, das Lehen Wiesneck samt Schwabs und Erlacher Hof und die Güter auf dem Falkenbühl beim Meierhof Baldenweg dem Oberamt Freiburg zugetheilt“,verkündet das Regierungsblatt 1809 S. 335.

Von da an begann die Zusammenfassung kleinerer Siedlungsteile zu größeren Ortschaften. Im Zuge einer solchen Umbildung verfügte der Großherzog Leopold von Baden am 3. August 1837, daß die bisher selbständige Gemeinde Wiesneck in die Gemeinde Buchenbach aufgelöst wurde. Sie hatte 130 Einwohner. - Wiesneck existiert seither nur noch als "Ruine', 'Gemarkung' und als Ortsteil von Buchenbach, nicht zuletzt dadurch, daß der Name getragen wird von der Siedlung Wiesneck, die als „Landhaus-Kolonie“” am Fuß des Burgberges im Bereich der alten Wiesnecker Mühle 1911 durch den Unternehmungsgeist dreier geschäftstüchtiger Naturfreunde aus Freiburg gegründet ward, seither heranwuchs und in sich abgeschlossen das ehemalige Wiesentälchen füllt.

Verweise im Text:
(2) Werner Vogler, Die Wiesneck ein mittelalterliches Lehen des Klosters St.Gallen ? In: Kelten und Alemannen im Dreisamtal. Beiträge zur Geschichte des Zartener Beckens. Konkordia Bühl/Baden 1983
(3) Die Burg Wiesneck und die Eroberung des Breisgaus durch Bertold II. im Jahre 1079 Wir zuvor in: Kelten und Alemannen im Dreisamtal.
(4) Im "Jahresband 1941 der Oberrheinischen Heimat", Seite 130
(5) So sagt es die Schlußfolgerung von Prof. Schmid in seinem Wiesneckartikel S. 138
(6) Max Weber im Kirchzartenbuch S. 187 - Hier der vollständige Titel des Buches: Kirchzarten . Geographie-Geschichte-Gegenwart. Festbuch zu Zwölfhundertjahrfeier, herausgegeben von Günter Haselier. 1966, Selbstverlag der Gemeinde Kirchzarten. Darin der Geschichtsteil bearbeitet von Max Weber.
(7) Im Kirchzartenbuch S. 188-90
(9) Hugo Ott, Überlegungen zur Besiedlungsgeschichte des Zartener Beckens und des Wagensteigtals.
In: Kelten und Alemannen im Dreisamtal. S. 150
(10)
Hugo Ott, wie (9), S. 148
(11) ebenda S.149. Die Urkunde (in Latein) befindet sich im Stadtarchiv Freiburg. SM 4
(12)
wie (9), S. 148
(13) Hermann Nehlsen, Die Freiburger Patrizier-Familie Snewliin, Freiburg/Br. 1967, Wagnersche Universitätsbuchhandlung Karl Zimmer, S. 86-87
(14) Nun folgen wiederholt Auszüge aus Josef Bader, Die Burg Wiesneck, in "Schauinsland", Blätter für Geschichte, Sage, Kunst und Naturschönheiten des Breisgaues, Jahrgang 1877, S. 49-61
(15) Die reichen Herren Snewlin", Extrakt einer Dissertation, Badische Zeitung 24.6.1965
(16) Aus dem Buch wie (13), S. 137
(17) In der Darstellung dieses Kapitels folge ich weitgehend Max Weber, Kirchzartenbuch, S. 222-225
(18) Michael Benz, Sickingen Bildnisse, München 1985. S. 111-114.
(19) in "Dreisamtäler Wochenspiegel", Kirchzarten, vom 1.9.1994
(20) Bis hierher folgt dieses Kapitel den Fakten bei Friedrich Hefele, Freiburg als vorderösterreichische Stadt, in: Der Breisgau, Jahresband Oberrheinische Heimat o.J. (1942) S. 276-78. Bei Hefele findet sich auch (S. 283) der Passus vom Besuch Joseph II. in Freiburg. Der übrige Teil fußt auf Max Weber im Kirchzartenbuch S. 352, 355-57, 361, 368-69, 386. Den Brautzug Maria Antoinettes über den Schwarzwald durch das Höllental nach Freiburg beschreibt außer M. Weber S.358 auch, Thusnelda von Langsdorff, Maria Antoinette in Baden, Badische Heimat 1952, Heft 4.