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Johann Kaspar Adam Ruef
Herausgeber der
Freyburger Beyträge zur Beförderung des ältesten Christenthums und der neuesten Philosophie
und
Abt Philipp Jakob Steyrer vom Kloster St.Peter
fochten in den
Nöthige Anmerkungen
über des vierten Bandes zweytes Stück einer periodischen Schrift der Freymüthige genannt von deiner Gesellschaft zu Freyburg im Breisgau

1789 einen heftigen Streit aus

Band 1 Fußnote ab Seite 260

......Leider soll einer der bigotesten Aebte auf Gottes Erdboden, der Abt des vier oder fünf Stunden von Freyburg entlegenen Benedictinerklosters Sanctpeter auf dem Schwarzwald, die Erlaubnis erhalten haben, vier solche Novizen anzuwerben, und sie selbst nach seinem Kopfe zu bilden. Nun wird er bald solch Tropfen auffinden, die ihr Brod auf keine andere Art verdienen können, oder zu faul sind, es zu verdienen; die sich durch einen dem Abte ähnlichen Novizenmeister den ohnedies schwachen Kopf noch mehr verrücken lassen, und nach einigen Jahren unsere gute, gesunde Breisgauer Luft mit dem Drachenhauche ihrer Superstition inficieren. Bald werden die andern Aebte diesem Beyspiele folgen, werden das nämliche Privilegium zu erbetteln, oder wie immer zu erhalten suchen, und so die wohltäthigsten Anstalten vereiteln; zumal da dies der sicherste Weg ist, wodurch ein Klosterdespot dem unter seinen Untergebenen mit Gewalt einbrechenden Lichte allen Zugang zu verwehren, und diese Partey, die Partey der Dummheit und der Niderträchtigkeit, gegen die besser und heller Denkenden verstärken kann. Ich sage dies letztere aus Vorsatz, und wünsche zum Besten gedruckter und hülfloser Menschen, daß es an seinem Orte recht viel Aufmerksamkeit erregen möchte. Ru


Freyburger Beiträge zur Beförderung des ältesten Christentums und der neuesten Philosophie.
Zweyter Band, VI. Heft, Ulm 1789



IX. Noch etwas von St.Peter, ein Gegenstück zum vorigen, nämlich ein mönchisches Trostlied bey Uebersetzung eines wunderthätigen Marienbildes vom Lindenberg nach St.Peter, nebst einer Nachricht von einer auf dem Lindenberg erhaltenen Gnade, mit einigen Reflexionen vom Herausgeber. Seite 549

Noch etwas von Sanct Peter, ein Gegenstück zum vorigen.
Der sogenannte Lindenberg war ein Wallfahrtsort in der gräflichkageneggischen
Herrschaft Ibenthal, ungefähr vier Stunden von Freyburg und eine Viertelstunde
von dem Benediktinerkloster Sanct Peter auf dem Schwarzwald gelegen, von welchem letztern auch die Wallfahrt bisher besorgt , und das Geld, das die Wallfahrer für Messen u.d. gl. bezahlten, eingezogen wurde. Nun erhielt das Kloster durch ein Hofdekret vom 30. Sept. 1786. den Auftrag, eine neue Pfrarrey zu errichten, und derselben a) das sanctpetrinische Eschbach, b) das baronsickingische Eschbach, c) den gräflichkageneggischen Hof im Eschbach, d) das sanctpetersche Rechtenbach und Berlachen, f) die zwey baronsickinischen Höfe im Rechtenbach, g) endlich die gräflichkageneggische Vogtey Stegen und Weiler, welche bisher sämtlich zur Pfarrey Kirchzarten gehörten, einzuverleiben, die Kapelle auf dem Lindenberg abzutragen, und das (wunderthätige) Marienbild in die neue Pfarrkirche zu übersetzen. Diesem Befehl zufolge ist die Kapelle bereits eingerissen, der Grund zur neuen Pfarrkirche und zum neuen Pfarrhofe wurde gelegt, und mittlerweil das Marienbild nach Sanct Peter gebracht. Auf diese Begebenheit hat ein geistlicher Dichter daselbst – es soll der jetzige Pater Prior seyn !!! - folgendes herzbrechendes Lied verfertigt:
Trost Lied
Bey Uebersetzung der marianischen Bildniße von dem Lindenberg

Mariä Bild von Lindenberg,
ward nun Hinweg getragen,
mein Herz schmerzt ! Es nicht verberg,
ich jedermann muß klagen.

Ach ! Wo sollt denn seyn Ihr Herberg ?
der Wandersmann thut fragen :
Ihr Ruh Ort ist der Peters Berg
indessen, kan man sagen.

Recht willkommen ist auf diesem Plaz,
weil viel Verlangen tragen,
Zu Bhalten Bey sich diesen Schatz,
abzwenden neue Plagen.

Jüngling, Junfrauen stellt euch ein,
Mariam zu verehren.
All Christen auch man einlad fein,
das allda sie ankehren.

Anhören wird Sie das Gebeth,
da, wie dort, ich vest gelaube.
Bey Ihrem Sohn Sie anhalt nett,
daß er die Gnad erlaube.

Ist das nicht allerliebst ? Ohne Zweifel trägt die heil. Maria vom Lindenberg grosses Belieben an dem schönen Liedlein, und wird daher auch aus Dankbarkeit geruhen, das Mirakelwirken in der neuen Pfarrkirche fortzusetzen, und den hochwürdigen Herren zu Sanct Peter manchen Hasen, ut ajunt, in die Küche jagen. Ich höre zwar die oben genannten Gemeinden seyn mit dem neuen Pfarrkirchenbau äußerst unzufrieden, nicht so fast deswegen, weil sie dabey Frohndienste thun müssen, als vielmehr, weil die Kirche an einem die Ansehung der meisten eben so weit als die vorige Pfarkirche (zu Kirchzarten) entlegenen, und überdies noch unbequemen und sumpfigen Orte, wohin bey schlechter Witterung beschwerlich zu kommen sey, erbauet, und also der Zweck der neuen Pfarreinrichtung gänzlich verfehlt werde. Die Gemeinden - so sagt man - haben zwar einhällig einen Platz auf den sogenannten Reckenhofmatten, gräflichkageneggischer Herrschaft vorgeschlagen, der im Mittelpuncte des Pfarrbezirkes gelegen, und von der bischöflichen sowohl
als landständischen Commission als der bequemste und schicklichste anerkannt
worden sey. Man setzt hinzu, der Herr Reichsgraf von Kagenegg sey bereit gewesen, um seinen Unterthanen den Kirchgang so viel wie möglich zu erleichtern, und alle Bedenklichkeiten des Klosters Sanct Peter zu heben, eben diesem Kloster die Gerichtsbarkeit über diesen Platz unentgeltlich abzutreten. Nichts desto weniger hat der Herr Abt von Sanct Peter es dahin zu bringen gewusst, dass nun die Kirche schlechterdings in seiner Herrschaft (dem sanctpeterschen Eschbach) erbauet werden müsse. Dagegen murren die Bauern (vielleicht nicht Unrecht !) und sagen: „Da sieht man´s, wie die Pfaffen nur auf ihren Nutzen sehen, und sich wenig um andere Leute kümmern!“ Bey dieser Stimmung des Volkes könnte es doch anfangs, und bis etwa das Vernehmen zwischen dem Pfarrer und den Pfarrgenoßen wieder hergestellt ist, mit den neuen Wunderwerken ein wenig schwer halten. Denn in dergleichen Dingen kommt auf das vertrauen der Leute das Meiste an, und manchmal hilft unter mehrern wunderthätigen Bildern nur eines hauptsächlich aus dem Grunde, weil man die andern als schwach und unvermögend hintangesetzt, und jenes allen übrigen vorgezogen hat. Zum Beweis kann folgende aus den Protokollen des Klosters Sanctpeter von Wort zu Wort gezogene Geschichte dienen:  
Bericht von einer auf dem Lindenberg erhaltenen Gnade.
„Den 23 Jänner 1777 erzählte in dem Gotteshause St.Peter Thaddäus Tritscheler ein  Müller und Beck zu St.Mergen ( Eine nur anderhalb Stunden von St.Peter entlegene Abtey der regulirten Chorherren des h. Augustinus, die den Namen von dem wundthätigen Marienbilde (Sanct Mergen, gleichsam Sanct Mariechen) hat, welches sie zu besitzen das Glück genießt. ), daß er ein Kind habe, mit Namen Augustin, welches, als es ein halbes Jahr alt geworden, zwar zu laufen angefangen, hernach aber an Kräften abgenommen, daß es nicht mehr auf die Füsse stehen können, zugleich sehr große Schmerzen an beyden Schienbeinen empfunden, welche sich auch hierauf gekrümmet. Nachdem das Kind das sechste Jahr eingetreten, habe er der Vater demselben zum zweytenmal Krücken gemacht, und als er dieselben ihm das letztemal gegeben, so ungefehr zu Ende des Heu- oder Anfangs des Augustmonats abgewichenen Jahrs geschehen, habe er zu dem Kinde in Gegenwart der Mutter gesaget: Wenn du so gesund wirst, daß du ohne diese Krücken laufen kannst, so wollen wir dieselben bey der Mutter Gottes zu St.Mergen opfern. Das Kind erwiederte: Nein, nicht zu St.Mergen, sondern wir wollen die Krücken zu der Mutter Gottes auf dem Lindenberg tragen; und hat dieses zum drittenmal wiederholet. Die Eltern billigten das Gelübd des Kindes. Nach acht Tagen kunnte das Kind ohne die Krücken frey gehen. Die Schienbeine blieben zwar bisher gekrümmt, doch sind sie zu keiner Hindernis, daß das Kind nicht hurtig und geschwind, ohne sich wegen einer Mattigkeit zu beklagen, davon laufen könnte. Das Gelübd haben die Eltern samt dem Kinde mit großem Troste den 5ten Wintermonath 1776 erfüllet.“

So viel sind Worte – weiß nicht, auf welcher Seite – des Protokolls von St.Peter. Es gereicht freylich der Muttergottes von St.Mergen nicht zur Ehre, daß sie die Heilung eines Kinds, worauf sie den gerechtesten Anspruch gehabt hätte, der Muttergottes vom Lindenberg überließ. Indeß darf  sie letztere mit ihrem Mirakel eben auch nicht viel Aufhebens machen. Denn sie brauchte acht volle Tage dazu, und doch blieben die Füße des Kindes krumm. Das ist Pfuscherarbeit und kein Meisterstück. Wer weiß, ob die Muttergottes von St.Mergen den Buben nicht geschwinder und besser curirt hätte? – Uebrigens wünsche ich, daß die Mirakelprotokolle des Herrn Abts sich beträchtlich vermehren, und er, da er so gern Medullas schreibt, das wunderbegieruge Publikum bald in einer Medulla miraculorum Lindenbergensium et Petersbergensium beschenken möge !

Nöthige Anmerkungen über des vierten Bandes zweytes Stück
einer periodischen Schrift
der Freymüthige genannt
von deiner Gesellschaft zu Freyburg im Breisgau
1789

S. 549. „Noch etwas von Sanct Peter, ein Gegenstück zum vorigen.

“Der sogenannte Lindenberg war ein Wallfahrtsort in der gräflich-kageneggischen Herrschaft Ibenthal, ungefehr vier Stunden von Freyburg und eine Viertelstunde (über eine Halbestunde) von dem Benediktinerkloster Sanct Peter auf dem Schwarzwald gelegen, von welchem letztern auch die Wallfahrt bisher besorgt , und das Geld, das die Wallfahrer für Messen u.d. gl. bezahlten, eingezogen wurde.“

Für eine Messe und den Gang, öfters im Regen und Schnee, wurde nicht mehr eingezogen als 20 Kreutzer. Ein wohl verdientes Stipendium!

“Nun erhielt das Kloster durch ein Hofdekret vom 30. Sept. 1786. den Auftrag, eine neue Pfrarrey zu errichten, und derselben das sanctpetrinische Eschbach, das baronsickingische Eschbach u. endlich die gräflich-kageneggische Vogtey Stegen und Weiler, welche bisher sämtlich zur Pfarrey Kirchzarten gehörten, einzuverleiben, die Kapelle auf dem Lindenberg abzutragen, und das wunderthätige Marienbild in die neue Pfarrkirche zu übersetzen. Diesem Befehl zufolge ist die Kapelle eingerissen worden.“

Diese Einreissung musste auf Kosten des Klosters St.Peter geschehen, nachdem vorher alle Kelche, Glocken, Lichtstöcke, priesterliche Kleider ec. weg, ich weiß nicht wohin, geführet worden. Sobald nun die Kapelle zu Boden lag, weigerte sich der Besitzer einer nächst gelegenen sanctpetrinischen Baurenhofs den Brunn ferner auf den Lindenberg laufen zu lassen, weil einer seiner Vorfahren denselben allein der Mutter Gottes geschenkt hatte. Diesen Streit wollte aber ein gewisser Beamter nur mit wenigen Worten ausmachen, da es sagte: Die Mutter Gottes trinkt kein Wasser. Wie aufklärend ist doch nicht die heutige Philosophie!

Seite 550.“ Der Grund zur neuen Pfarrkirche und zum neuen Pfarrhofe wurde gelegt, und mittlerweile das Marienbild nach Sanct Peter gebracht. Auf diese Begebenheit hat ein geistlicher Dichter daselbst – es soll der jetzige Pater Prior seyn!!! Folgendes herzbrechendes Lied verfertigt: Mariä Bild von Lindenberg e.c.“

Vom Hörensagen lügt man gern, ist ein altes Spruchwort. Es ist auch wirklich eine Lüge, dass der gelehrte P. Prior zu St.Peter dieses Lied gemacht hat!!! Vielweniger ist solches Lied daselbt jemals gesungen worden.

S. 552 „Ohne Zweifel trägt die heil. Maria vom Lindenberg grosses Belieben an dem schönen Liedlein, und wird daher auch aud Dankbarkeit geruhen, das Mirakelwirken in der neuen Pfarrkirche fortzusetzen, und den hochwürdigen Herren in Sanct Peter manchen Haasen, ut ajunt, in die Küche jagen.“

Diese Haasen werden sehr rar und mager seyn: weil das Stift St.Peter von dieser neuen Pfarre nichts als Mühe, Arbeit und sehr beträchtliche Unkosten hat. Vielleicht haben andere, welche diese Pfarrkirche näher bey sich zu haben wünschten, mehrer und fettere Haasen für ihre Küchen gehoffet; welche man ihnen auch wohl hätte gönnen mögen, wenn sie nur zugleich die damit verknüpften Unkosten hätten übernehmen wollen.

Ebenda. „Die Gemeinden – so sagt man- haben zwar einhällig einen Platz uf den sogenannten Reckenhofmatten, gräflich-kageneggischer Herrschaft vorgeschlagen, der im Mittelpuncte des Pfarrbezirkes gelegen, und von der bischöfflichen sowohl als landständischen Commißion als der bequemste und schicklichste anerkannt worden sey.“

Daß nicht dieser, sondern der Ort, wo jetzt die Pfarrkirche steht, der Mittelpunkt der neuerrichteten  Pfarre sey, hat die wohl-löbliche Regierungskommission selbst eingesehen, und dieses kann geometrisch bewiesen werden.

Ebenda2. „Nichts destoweniger hat der Abt von Sanct Peter es dahin zu bringen gewusst, dass nun die Kirche schlechterdings in seiner Herrschaft (dem sanctpertinischen Eschbach) erbauet werden muß.“

Ja, aber nur aus eben erwähnter Ursache.

S 553. „Dagegen murren die Bauern (vielleicht nicht Unrecht !) und sagen: Da sieht man´s, wie die Pfaffen nur auf ihren Nutzen sehen, und sich wenig um andere Leute kümmern!“

Wie kann man doch mit Vernuft und Wahrheit sagen, dass das Stift in St. Peter in Ansehung dieser neuerrichteten und allein auf allerhöchsten Befehl übernommenen Pfarre nur auf seinen Nutz sehe? Es muß mit überaus großen Unkosten nicht nur die Pfarrkirche und das Pfarrhaus erbauen, sondern auch einen Pfarrer und Mithelfer dahin setzen, damit sie gegen tausend Pfarruntergebene, deren großer Theil auf hohen Gebirgen wohnet, besorgen. Was haben aber diese Seelensorger für ein Einkommen? Den großen und kleinen Zehend beziehen wie bisher die vorigen Zehendherren, ohne dass sie zum Unterhalte der neuern Seelsorger auch nur das geringste beytragen. Sie haben kein handbreites Widumguth. Die ohne das geringen?????????????Stölgebühren müssen sie dem vorigen Pfarrer, so lange er lebt, ausliefern. Die willkürlichen Opfer und Messstipendien sind nicht hinreichend, die zum Gottesdienste nöthigen Unkosten zu bestreiten. Das Kloster muß sie also vollkommen aus seinen uralten Stiftungsgefällen erhalten, und noch dazu die Pfarrkirche mit Kelchen und allen anderen Nothwendigkeiten versehen. Wo ist nun der eigene zeitliche Nutz, den das Stift St.Peter, von dieser ihm anvertrauten neuen Pfarre suchen kann? Was das Wort Pfaff anbelanget, ist hievon schon anderswo gehandelt


Freyburger Beiträge zur Beförderung des ältesten Christentums
und der neuesten Philosophie.
Dritter Band IV - IX Heft, Seite 472-483
Ulm 1790


Berichtigung einer Stelle oben Band I. S. 260 f. und Berichtigung einiger Stellen Band II. S. 546 ff.
Im ersten Bande der F.B. S. 260 sagte ich:
Leider soll der Abt von Sanctpeter auf dem Schwarzwald, die Erlaubniß erhalten haben, vier Novizen anzuwerben, und sie selbst nach seinem Kopfe zu bilden. Nun wird er bald solch Tropfen auffinden, die --sich den ohnedieß schwachen Kopf noch mehr verrücken lassen, und nach einigen Jahren unsere gute, gesunde Breisgauer Luft mit dem Drachenhauche ihrer Superstition inficieren. Bald werden die andern Aebte diesem Beyspiele folgen, werden das nämliche Privilegium zu erbetteln, oder wie immer zu erhalten suchen, und so die wohltäthigsten Anstalten vereiteln.”
In dieser Stelle muß zufolge der Vorrede zu den von eben diesem Herrn Abt herausgegebenen nöthigen Anmerkungen über des vierten Bandes zweytes Stück einer periodischen Schrift, der Freymüthige genannt (ohne Druckort, aber wie es scheint, Basel 1789. in 8.) S. XX ff. verschiedenes berichtigt werden.
Es ist nämlich nicht wahr, daß der Hr. Abt von Sanctpeter nur vier nichtösterreichische Novitzen aufnehmen durfte; die Erlaubniß erhielt er auf sechs Köpfe.
Es ist auch nicht wahr, daß er diese unösterreichischen Köpfe bloß mit seinem Kopfe bilden wollte; er wollte sie vielmehr nach der Regel des heil. Benedicts bilden, und eben darum sollten sie auch nicht ins Generalseminarium kommen.
Es ist ferner nicht wahr, daß die andern Aebte bloß seinem Beyspiel folgen werden. Denn er selbst folgte dem Beyspiel von zween andern vorderösterreichischen Aebten, die das Privilegium, außerösterreichische Novitzen aufzunehmen, und sie in ihrem Kloster erziehen zu dürfen, schon vor ihm erhalten hatten.
Außerdem war meine Sorge, daß die neuen Sanctpertersmönche unsere gesunde Breisgauer Luft bald mit dem Drachenhauche ihrer Superstition inficiren werden, überflüssig. Denn dem Vernehmen nach sind die meisten Novitzen schon wieder – ich weiß nicht entlassen worden, oder selbst davon gegangen, und es ist sehr zweifelhaft, ob und wieviel Recruten der Hr. Abt künftig aufbringen werde. Denn jeden hergelaufenen Kerl wird er doch nicht aufnehmen wollen, und – ach ! die Zeiten sind schlimm, und der Eifer für die evangelische Vollkommenheit nimmt von Tag zu Tag ab.
Indeß muß ich bekennen, ich habe Unrecht, daß ich so geradezu sagte: der Herr Abt von Sanct Peter sey einer der bigotesten Aebte auf, Gottes Erdboden, da ich einerseits bey weitem nicht alle Aebte auf Gottes Erdboden kenne, und andererseits es mir nicht zusteht, einen Mann von Würde und Ansehen so zu charakterisiren. Ich hätte bloß die Handlungen, die ihn hinlänglich charakterisiren, anführen, und dem Leser das Urtheil überlassen sollen. Ein Mönch kann gar wohl an die 5 Wundmahlen des hl. Franciscus, an die Heiligkeit und Wunder des Bettlers Labre, und an hundert andere Legenden glauben, und sogar in öffentlichen Schriften, wie der Hr. Abt wirklich gethan hat, die Vertheidigung dieser und ähnlicher Absurditäten auf sich nehmen, ja sogar bey der Sumtion des consecrirten Weins in der Messe sich einbilden, das Blut Jesu Christi zu riechen und zu schmecken, wie sichs der Hr. Abt wirklich einbilden soll; mit einem Wort, ein Mönch kann einem hohen Grade bigot, und dabey doch ein sehr rechtschaffener und achtungswürdiger Mann seyn. Vielmehr muß man eseinem alten grauen Abte zu gut halten, wenn er dafür hält, er könne sich keine größeren Verdienste für den Himmel erwerben, als wenn er seine Untergebenen in der strengsten Klosterzucht erhalte; sie nach alter Sitte an die Beobachtung der von Päpsten und Concilien gutgeheißene Regel des heiligen Erzvaters Benedictus feßle; allen Büchern, wodurch die Herren im Convent gescheider werden konnten, sorgfälltig den Zugang verschließe, und keine andere Gelehrsamkeit, als die schon vor 50 Jahren hergebracht war, aufkommen lasse. Zu gut halten, sage ich, muß man dies alles einem abgelebten, gutmeynenden, frommen und nach seinem Gewissen handelnden Greisen. Zwar sind auch die guten Leute zu bedauern, die das Unglück haben, unter dem Krummstab eines solchen Abtes zu stehen. – Aber – ich wiederhole es – der Hr. Abt kann bey aller Bigoterie Rechtschaffenheit besitzen, und alle Achtung verdienen; und nie ist es mir eingefallen, ihn als einen schlechten Mann darzustellen, wie er in der angeführen Vorrede S. XXIII. Anzudeuten scheint. Er mag auch immerhin fortfahren, mich als einen Lästerer, Verläumder, Verführer, ehrvergessenen Menschen u.s.w zu schildern; (Aus des Herrn Abts Anmerkungen zum Freymüthigen ließe sich eine hübsche Sammlung von Schimpfworten machen. Irgenwo sagt es sogar: Man sollte dem Freymüthigen ein K auf die Stirne brennen; und mpündlich ließ er verlauten: Er wolle diesen Spitzbuben schon den Meister zeigen. Wenn nun unser einer dem Manne, der, ohne im geringsten von uns gereitzt, oder beleidigt worden zu sein, sich das erlaubte, bloß Bigoterie schuld giebt, so schreyt gleich alles über Unbescheidneheit und persönliche Beleidigungen !) ich vergebe ihm von Herzen: denn ich weiß, er eifert für das, was er für Wahrheit hält, obgleich mit Unverstand.
.........
Ueber den im sanctpetrischen Espach angefangenen neuen Pfarrbau, wovon im 6. Heft der F.B. S. 549 ff. geredet wird, erkläret sich der Hr. Abt S. 241 ff. seiner Anmerkungen:
1) „Die wohllöbliche Regierungskommission habe es selbst eingesehen, und man könne es geometrisch beweisen, daß der Ort, wo jetzt die Pfarrkirche erbauet werde, der Mittelpunct der neuerrichteten Pfarre sey.“
2) „Das Stift St.Peter müsse mit überaus großen Kosten nicht nur die Pfarrkirche und das Pfarrhaus erbauen, sondern auch einen Pfarrer und Helfer dahin setzen; diese beyde großtheils aus seinen uralten Stiftungsgefällen erhalten, und noch dazu die Pfarrkirche mit allen Nothwendigkeiten versehen; man könne also nicht sagen, daß das Kloster bey dieser Pfarre nur auf seinen Nutzen sehe u.s.w.“
Antwort auf den ersten Punct. Wie kommet es denn, daß nicht der von dem Herrn Abt bestimmte und von der hohen Stelle ihm zugestandene, sondern ganz ein anderer Platz sowohl von der bischöflichkonstanzischen und breisgaulandständischen Commission, als von den sämtlichen Gemeinden für den schicklichsten und bequemsten zu einer neuen Pfarrkirche nicht erkannt worden, und daß selbst der sanctpetersche Deputirte gegen diesen Platz anfangs nichts anders einzuwenden wußte, als daß er nicht unter der  sanctpeterschen Herrschaft stehe ? Und warum übergeht es der Hr. Abt immer mit Stillschweigen, daß man ihm die Jurisdiction über diesen Platz hat unentgeltlich abgetreten, und auf ewig überlassen wollen ? Da ich einmal dieser Sache in den F.B. erwähnt habe, und der Hr. Abt mich so gerne Lügen strafen möchte, so sehe ich mich genöthigt, hier meinen Lesern einige Stellen aus dem von gemeldter Commission an die hohe Regierung gemachten Bericht mitzutheilen. Daselbst heißt es:
„Das St.Peterische Mayerhofgut, worauf der Hr. Prälat zu bauen gesonnen ist, liegt etwas weiter vorwärts im Thale, wodurch aber die von Stegen und Rechtenbach im Kirchgang noch nicht merklich erleichtert wären, da alle von Rechtenbach und die meisten von Stegen noch immer ringer und lieber nach Kirchzarten (ihre ehemalige Pfarre) als in die neue Kirch im Espach zu gehen hätten, wenn diese auf das St.Peterische Mayerhofgut gebaut würde. Hingegen befinden sich die Matten bey dem Reckenhof (der von den Gemeinden und der Commission vorgeschlagene Platz) beynahe so in der Mitte zwischen den neuen Pfarrgenoßen, daß die hintersten Bauren und Taglöhner aus dem St.Petrischen Espach und dann die meisten von Stegen und Rechtenbach fast gleichweit zu der neuen Kirche auf den Reckenhofmatten rechnen können, wodurch dem größern Theil der Pfarrkinder eine merkliche Erleichterung, und den übrigen keine Beschwerde zugemittelt wird. Wie dann bey der vorwaltenden Frage nicht so fast auf die Espachische St.Peterische und Sickingische Unterthanen, denen durch die neue Pfarrey auf beyde Fälle, ob die neue Kirche etwas weiter hinten oder etwas weiter vornen im Thale gesetzt werde, immer besser als vorhin mit Kirchzarten gedient ist, als vielmehr auf die zur neuen Kirche beyzuziehenden Vogteyen Stegen und Rechtenbach, welche aus Kageneckischen, Sickingischen und St.Peterischen Unterthanen bestehen, der hauptsächliche Betracht wegen ihrer Lage und Entfernung zu nehmen seyn will. Denn es betragen die von Stegen und Weiler, die 5 beysammen liegende St.Peterische Höfe, samt 4 Tagelöhnerhäusel, und der sickingische Hof im Rechtenbach zusammen 413 Seelen, welche nahe zur Hälfte derjenigen 990 Seelen, aus denen die Pfarrey Espach bestehen soll, hinreichen, und in solcher Lage sind, daß ihnen allerdings noch besser mit Kirchzarten, als mit der Kirche in Espach geholfen wäre, wenn diese (nach dem Project des Hrn. Abts) zu weit hinten in das Thal zu stehen käme, in welchem Falle auch diese insgesamt es für eine Gnade ansehen, wenn man sie bey ihrer ehevorigen Mutterkirche zu Kirchzarten belassen würde, welches aber nun nicht mehr wohl seyn kann, weil die alte Pfarrey Kirchzarten zu zahlreich bliebe, und die neue im Espach nach einem solchen Schnitt zu klein würde.- Mit dem von uns gewählten Bauplatz sind nicht nur die gesammten Unterthanen von Stegen mit Weiler und im Rechtenbach, welche größtentheils St.Peterische Unterthanen sind, und am entferntesten stehen, sondern auch die Sickingische und selbst die St.Peterische Unterthanen im Espach zufrieden, und vergnügt, wie sie dann insgesammt nach ihrer besten kenntniß der eint- und anderen Lage die hieruntige ganz natürliche, von selbst redende Billigkeit einsahen und anerkannten. – Endlich genießt bey unserem Platz auch der Seelsorger selbst, der andurch in das Meditullium seiner Pfarrgenoßen gesetzt wird, die Bequemlichkeit, daß, wenn er auf Stegen, Weiler und Rechtenbach, zu Kranken geholt wird, er um so viel näher – hingegen von dem St.Peterischen Mayerhofgut um so viel weiter zu gehen und zu reuten hat, u.s.w.“
Antwort auf den zweyten Punct. Können die uralten Stiftungsgefälle zweckmäßiger, als zum Unterhalt der Religionslehrer angewendet werden? Ist es nicht besser, gemeinnütziger, gottgefälliger, wenn das Kloster St.Peter zween Patres, die eine Pfarre versehen, und also predigen, katechisiren, und Sacramente administriren, als wenn es zween andere bloße Chorschreyer unterhält? Möchten die Mönche nur auch immer im Stande seyn, Religion zu lehren; möchten sie nicht öfters den Leuten mehr Möchthum als Christenthum einpflanzen? Daß aber der Herr Abt bey dem Aufwand, den er nun machen muß, zeitliche Vortheile nicht aus den Augen gesetzt habe, 
erhellet daraus, weil die Gemeinde Espach für den von St.Peter zum Pfarrhofbau bestimmten Platz, der ihr nicht einmal anständig ist, und auf dessen Ankauf sie niemals einwilligte, 1011 fl. 20 Kr. Bezahlen soll, da sie hingegen ein anderer, der ihr bequemer und angenehmer gewesen wäre, nicht mehr als 200 fl gekostet hätte. Darüber hat die Gemeinde Espach eine unterthänigste Vorstellung an des Kaisers Majestät ergehen lassen, worinn noch außerdem folgende wichtige Beschwerde vorgetragen wird:
„Mit diesem (hohen Werth des Platzes) nicht zufrieden, sucht das Gotteshaus St.Peter die Gemeindsglieder mit den unentgeltlich beyzutragenden Hand- und Zugfrohnen über ihre Schuldigkeit zu beschweren. Der Paffhof, welcher zur Kirche gebauet wird, ist 105 Schuhe lang, und 32 Schuhe breit; das ganze Gebäude ist unterhalb gewölbt, und zu einem Klosterkeller gewidmet. Dieses gebäude enthält Raum genug, dass bequem zehn Geistliche darin wohnen können, und steht mit der kleinen Oekonomie eines Pfarrherrn in gar keinem Verhältnis. In soweit also dasselbe nicht die Wohnung des Pfarrers, sondern den besondern Nutzen des Gotteshauses zum Endzwecke hat: in so weit sind die unentgeltlichen Hand- und Zugfrohnen hiezu für die Bauern eine wahre und widerrechtliche Drückung. Wenn man nur das Kellergewölb einzeln betrachtet: so verursachet dasselbe vielfältige für einen Bauersmann höchst drückende Hand- und Zugfrohnen. Denn es müssen hiezu nur allein 80000 (sage achtzigtausend) Backsteine drey bis vier Stunden weit, und die hierzu erforderlichen steinernen Pfeiler von dem über fünf Stunden entlegenen Pfaffenweiler hergeführet werden. Wie vielFrohnen muß daher nicht der ganze Pfarrhof- oder vielmehr Probsteybau kosten?“ Wenn die Klage dieser Gemeinde gegründet ist, wie kann der Hr. Abt sagen: das Kloster St.Peter habe nichts als Unkosten und keinen zeitlichen Nutzen, keine zeitliche Absichten bey diesem Pfarrbau? Diese unterthänigste Vorstellung ergieng schon unterm 28 May 1788. Mitterweil hat das Kloster noch ein Nebengebäude, worin 5 Wohnzimmer sind, ein Waschhaus u.a.m. daselbst aufzuführen angefangen. „Was geht aber das alles den Professor der griechischen Sprache am Gymnasium Freyburg an? Muß er denn seine Nase in allen Sachen haben?“ (S. Vorrede zu den nöthigen Anmerkungen S. XXI.) Mein guter Hr. Abt, Wahrheit und Billigkeit interesiren alle Leute, sollten wenigstens alle Leute interessiren; und mit eben dem Rechte glaube ich durch Hülfe meiner profanen Nase Ihre frommen Klosterkabalen ausspüren zu dürfen, mit welchem Sie durch Hülfe Ihrer geistlichen Nase meine gottlosen Heterodoxien ausgespürt haben.

D. Ruef