Band 1 Fußnote ab Seite 260
......Leider
soll einer der bigotesten Aebte auf Gottes Erdboden, der Abt des vier
oder fünf Stunden von Freyburg entlegenen Benedictinerklosters
Sanctpeter auf dem Schwarzwald, die Erlaubnis erhalten haben, vier
solche Novizen anzuwerben, und sie selbst nach seinem Kopfe zu bilden.
Nun wird er bald solch Tropfen auffinden, die ihr Brod auf keine andere
Art verdienen können, oder zu faul sind, es zu verdienen; die sich
durch einen dem Abte ähnlichen Novizenmeister den ohnedies schwachen
Kopf noch mehr verrücken lassen, und nach einigen Jahren unsere gute,
gesunde Breisgauer Luft mit dem Drachenhauche ihrer Superstition
inficieren. Bald werden die andern Aebte diesem Beyspiele folgen,
werden das nämliche Privilegium zu erbetteln, oder wie immer zu
erhalten suchen, und so die wohltäthigsten Anstalten vereiteln; zumal
da dies der sicherste Weg ist, wodurch ein Klosterdespot dem unter
seinen Untergebenen mit Gewalt einbrechenden Lichte allen Zugang zu
verwehren, und diese Partey, die Partey der Dummheit und der
Niderträchtigkeit, gegen die besser und heller Denkenden verstärken
kann. Ich sage dies letztere aus Vorsatz, und wünsche zum Besten
gedruckter und hülfloser Menschen, daß es an seinem Orte recht viel
Aufmerksamkeit erregen möchte. Ru
IX. Noch etwas von St.Peter,
ein Gegenstück zum vorigen, nämlich ein mönchisches Trostlied bey
Uebersetzung eines wunderthätigen Marienbildes vom Lindenberg nach
St.Peter, nebst einer Nachricht von einer auf dem Lindenberg erhaltenen
Gnade, mit einigen Reflexionen vom Herausgeber. Seite 549
Noch etwas von Sanct Peter, ein Gegenstück zum vorigen.
Der sogenannte Lindenberg war ein Wallfahrtsort in der gräflichkageneggischen
Herrschaft Ibenthal, ungefähr vier Stunden von Freyburg und eine Viertelstunde
von dem Benediktinerkloster Sanct
Peter auf dem Schwarzwald gelegen, von welchem letztern auch die
Wallfahrt bisher besorgt , und das Geld, das die Wallfahrer für Messen
u.d. gl. bezahlten, eingezogen wurde. Nun erhielt das Kloster durch ein
Hofdekret vom 30. Sept. 1786. den Auftrag, eine neue Pfrarrey zu
errichten, und derselben a) das sanctpetrinische Eschbach, b) das
baronsickingische Eschbach, c) den gräflichkageneggischen Hof im
Eschbach, d) das sanctpetersche Rechtenbach und Berlachen, f) die zwey
baronsickinischen Höfe im Rechtenbach, g) endlich die
gräflichkageneggische Vogtey Stegen und Weiler, welche bisher sämtlich
zur Pfarrey Kirchzarten gehörten, einzuverleiben, die Kapelle auf dem
Lindenberg abzutragen, und das (wunderthätige) Marienbild in die neue
Pfarrkirche zu übersetzen. Diesem Befehl zufolge ist die Kapelle
bereits eingerissen, der Grund zur neuen Pfarrkirche und zum neuen Pfarrhofe wurde
gelegt, und mittlerweil das Marienbild nach Sanct Peter gebracht. Auf
diese Begebenheit hat ein geistlicher Dichter daselbst – es soll der
jetzige Pater Prior seyn !!! - folgendes herzbrechendes Lied
verfertigt:
Trost Lied
Bey Uebersetzung der marianischen Bildniße von dem Lindenberg
Mariä Bild von Lindenberg,
ward nun Hinweg getragen,
mein Herz schmerzt ! Es nicht verberg,
ich jedermann muß klagen.
Ach ! Wo sollt denn seyn Ihr Herberg ?
der Wandersmann thut fragen :
Ihr Ruh Ort ist der Peters Berg
indessen, kan man sagen.
Recht willkommen ist auf diesem Plaz,
weil viel Verlangen tragen,
Zu Bhalten Bey sich diesen Schatz,
abzwenden neue Plagen.
Jüngling, Junfrauen stellt euch ein,
Mariam zu verehren.
All Christen auch man einlad fein,
das allda sie ankehren.
Anhören wird Sie das Gebeth,
da, wie dort, ich vest gelaube.
Bey Ihrem Sohn Sie anhalt nett,
daß er die Gnad erlaube.
Ist das nicht allerliebst ? Ohne Zweifel
trägt die heil. Maria vom Lindenberg grosses Belieben an dem schönen
Liedlein, und wird daher auch aus Dankbarkeit geruhen, das
Mirakelwirken in der neuen Pfarrkirche fortzusetzen, und den
hochwürdigen Herren zu Sanct Peter manchen Hasen, ut ajunt, in die
Küche jagen. Ich höre zwar die oben genannten Gemeinden seyn mit dem
neuen Pfarrkirchenbau äußerst unzufrieden, nicht so fast deswegen, weil
sie dabey Frohndienste thun müssen, als vielmehr, weil die Kirche an
einem die Ansehung der meisten eben so weit als die vorige Pfarkirche
(zu Kirchzarten) entlegenen, und überdies noch unbequemen und sumpfigen
Orte, wohin bey schlechter Witterung beschwerlich zu kommen sey,
erbauet, und also der Zweck der neuen Pfarreinrichtung gänzlich
verfehlt werde. Die Gemeinden
- so sagt man - haben zwar einhällig einen Platz auf den sogenannten
Reckenhofmatten, gräflichkageneggischer Herrschaft vorgeschlagen, der
im Mittelpuncte des Pfarrbezirkes gelegen, und von der bischöflichen
sowohl
als landständischen Commission als der bequemste und schicklichste anerkannt
worden sey. Man setzt hinzu, der Herr
Reichsgraf von Kagenegg sey bereit gewesen, um seinen Unterthanen den
Kirchgang so viel wie möglich zu erleichtern, und alle Bedenklichkeiten
des Klosters Sanct Peter zu heben, eben diesem Kloster die
Gerichtsbarkeit über diesen Platz unentgeltlich abzutreten. Nichts desto
weniger hat der Herr Abt von Sanct Peter es dahin zu bringen gewusst,
dass nun die Kirche schlechterdings in seiner Herrschaft (dem
sanctpeterschen Eschbach) erbauet werden müsse. Dagegen murren
die Bauern (vielleicht nicht Unrecht !) und sagen: „Da sieht man´s, wie
die Pfaffen nur auf ihren Nutzen sehen, und sich wenig um andere Leute
kümmern!“ Bey dieser Stimmung des Volkes könnte es doch anfangs, und
bis etwa das Vernehmen zwischen dem Pfarrer und den Pfarrgenoßen wieder
hergestellt ist, mit den neuen Wunderwerken ein wenig schwer halten.
Denn in dergleichen Dingen kommt auf das vertrauen der Leute das Meiste
an, und manchmal hilft unter mehrern wunderthätigen Bildern nur eines
hauptsächlich aus dem Grunde, weil man die andern als schwach und
unvermögend hintangesetzt, und jenes allen übrigen vorgezogen hat. Zum
Beweis kann folgende aus den Protokollen des Klosters Sanctpeter von
Wort zu Wort gezogene Geschichte dienen:
Bericht von einer auf dem Lindenberg erhaltenen Gnade.
„Den 23 Jänner 1777 erzählte in dem
Gotteshause St.Peter Thaddäus Tritscheler ein Müller und Beck zu
St.Mergen ( Eine nur anderhalb Stunden von St.Peter entlegene Abtey der
regulirten Chorherren des h. Augustinus, die den Namen von dem
wundthätigen Marienbilde (Sanct Mergen, gleichsam Sanct Mariechen) hat,
welches sie zu besitzen das Glück genießt. ), daß er ein Kind habe, mit
Namen Augustin, welches, als es ein halbes Jahr alt geworden, zwar zu
laufen angefangen, hernach aber an Kräften abgenommen, daß es nicht
mehr auf die Füsse stehen können, zugleich sehr große Schmerzen an
beyden Schienbeinen empfunden, welche sich auch hierauf gekrümmet.
Nachdem das Kind das sechste Jahr eingetreten, habe er der Vater
demselben zum zweytenmal Krücken gemacht, und als er dieselben ihm das
letztemal gegeben, so ungefehr zu Ende des Heu- oder Anfangs des
Augustmonats abgewichenen Jahrs geschehen, habe er zu dem Kinde in
Gegenwart der Mutter gesaget: Wenn du so gesund wirst, daß du ohne
diese Krücken laufen kannst, so wollen wir dieselben bey der Mutter
Gottes zu St.Mergen opfern. Das Kind erwiederte: Nein, nicht zu
St.Mergen, sondern wir wollen die Krücken zu der Mutter Gottes auf dem
Lindenberg tragen; und hat dieses zum drittenmal wiederholet. Die
Eltern billigten das Gelübd des Kindes. Nach acht Tagen kunnte das Kind
ohne die Krücken frey gehen. Die Schienbeine blieben zwar bisher
gekrümmt, doch sind sie zu keiner Hindernis, daß das Kind nicht hurtig
und geschwind, ohne sich wegen einer Mattigkeit zu beklagen, davon
laufen könnte. Das Gelübd haben die Eltern samt dem Kinde mit großem
Troste den 5ten Wintermonath 1776 erfüllet.“
So viel sind Worte – weiß nicht, auf
welcher Seite – des Protokolls von St.Peter. Es gereicht freylich der
Muttergottes von St.Mergen nicht zur Ehre, daß sie die Heilung eines
Kinds, worauf sie den gerechtesten Anspruch gehabt hätte, der
Muttergottes vom Lindenberg überließ. Indeß darf sie letztere mit
ihrem Mirakel eben auch nicht viel Aufhebens machen. Denn sie brauchte
acht volle Tage dazu, und doch blieben die Füße des Kindes krumm. Das
ist Pfuscherarbeit und kein Meisterstück. Wer weiß, ob die Muttergottes
von St.Mergen den Buben nicht geschwinder und besser curirt hätte? –
Uebrigens wünsche ich, daß die Mirakelprotokolle des Herrn Abts sich
beträchtlich vermehren, und er, da er so gern Medullas schreibt, das
wunderbegieruge Publikum bald in einer Medulla miraculorum
Lindenbergensium et Petersbergensium beschenken möge !
Nöthige
Anmerkungen über des vierten Bandes zweytes Stück |
S. 549. „Noch etwas von Sanct Peter, ein Gegenstück zum vorigen. “Der sogenannte Lindenberg war ein Wallfahrtsort in der gräflich-kageneggischen Herrschaft Ibenthal, ungefehr vier Stunden von Freyburg und eine Viertelstunde (über eine Halbestunde) von dem Benediktinerkloster Sanct Peter auf dem Schwarzwald gelegen, von welchem letztern auch die Wallfahrt bisher besorgt , und das Geld, das die Wallfahrer für Messen u.d. gl. bezahlten, eingezogen wurde.“ Für eine Messe und den Gang, öfters im Regen und Schnee, wurde nicht mehr eingezogen als 20 Kreutzer. Ein wohl verdientes Stipendium! “Nun erhielt das Kloster durch ein Hofdekret vom 30. Sept. 1786. den Auftrag, eine neue Pfrarrey zu errichten, und derselben das sanctpetrinische Eschbach, das baronsickingische Eschbach u. endlich die gräflich-kageneggische Vogtey Stegen und Weiler, welche bisher sämtlich zur Pfarrey Kirchzarten gehörten, einzuverleiben, die Kapelle auf dem Lindenberg abzutragen, und das wunderthätige Marienbild in die neue Pfarrkirche zu übersetzen. Diesem Befehl zufolge ist die Kapelle eingerissen worden.“ Diese Einreissung musste auf Kosten des Klosters St.Peter geschehen, nachdem vorher alle Kelche, Glocken, Lichtstöcke, priesterliche Kleider ec. weg, ich weiß nicht wohin, geführet worden. Sobald nun die Kapelle zu Boden lag, weigerte sich der Besitzer einer nächst gelegenen sanctpetrinischen Baurenhofs den Brunn ferner auf den Lindenberg laufen zu lassen, weil einer seiner Vorfahren denselben allein der Mutter Gottes geschenkt hatte. Diesen Streit wollte aber ein gewisser Beamter nur mit wenigen Worten ausmachen, da es sagte: Die Mutter Gottes trinkt kein Wasser. Wie aufklärend ist doch nicht die heutige Philosophie! Seite 550.“ Der Grund zur neuen Pfarrkirche und zum neuen Pfarrhofe wurde gelegt, und mittlerweile das Marienbild nach Sanct Peter gebracht. Auf diese Begebenheit hat ein geistlicher Dichter daselbst – es soll der jetzige Pater Prior seyn!!! Folgendes herzbrechendes Lied verfertigt: Mariä Bild von Lindenberg e.c.“ Vom Hörensagen lügt man gern, ist ein altes Spruchwort. Es ist auch wirklich eine Lüge, dass der gelehrte P. Prior zu St.Peter dieses Lied gemacht hat!!! Vielweniger ist solches Lied daselbt jemals gesungen worden. S. 552 „Ohne Zweifel trägt die heil. Maria vom Lindenberg grosses Belieben an dem schönen Liedlein, und wird daher auch aud Dankbarkeit geruhen, das Mirakelwirken in der neuen Pfarrkirche fortzusetzen, und den hochwürdigen Herren in Sanct Peter manchen Haasen, ut ajunt, in die Küche jagen.“ Diese Haasen werden sehr rar und mager seyn: weil das Stift St.Peter von dieser neuen Pfarre nichts als Mühe, Arbeit und sehr beträchtliche Unkosten hat. Vielleicht haben andere, welche diese Pfarrkirche näher bey sich zu haben wünschten, mehrer und fettere Haasen für ihre Küchen gehoffet; welche man ihnen auch wohl hätte gönnen mögen, wenn sie nur zugleich die damit verknüpften Unkosten hätten übernehmen wollen. Ebenda. „Die Gemeinden – so sagt man- haben zwar einhällig einen Platz uf den sogenannten Reckenhofmatten, gräflich-kageneggischer Herrschaft vorgeschlagen, der im Mittelpuncte des Pfarrbezirkes gelegen, und von der bischöfflichen sowohl als landständischen Commißion als der bequemste und schicklichste anerkannt worden sey.“ Daß nicht dieser, sondern der Ort, wo jetzt die Pfarrkirche steht, der Mittelpunkt der neuerrichteten Pfarre sey, hat die wohl-löbliche Regierungskommission selbst eingesehen, und dieses kann geometrisch bewiesen werden. Ebenda2. „Nichts destoweniger hat der Abt von Sanct Peter es dahin zu bringen gewusst, dass nun die Kirche schlechterdings in seiner Herrschaft (dem sanctpertinischen Eschbach) erbauet werden muß.“ Ja, aber nur aus eben erwähnter Ursache. S 553. „Dagegen murren die Bauern (vielleicht nicht Unrecht !) und sagen: Da sieht man´s, wie die Pfaffen nur auf ihren Nutzen sehen, und sich wenig um andere Leute kümmern!“ Wie kann man doch mit Vernuft und Wahrheit sagen, dass das Stift in St. Peter in Ansehung dieser neuerrichteten und allein auf allerhöchsten Befehl übernommenen Pfarre nur auf seinen Nutz sehe? Es muß mit überaus großen Unkosten nicht nur die Pfarrkirche und das Pfarrhaus erbauen, sondern auch einen Pfarrer und Mithelfer dahin setzen, damit sie gegen tausend Pfarruntergebene, deren großer Theil auf hohen Gebirgen wohnet, besorgen. Was haben aber diese Seelensorger für ein Einkommen? Den großen und kleinen Zehend beziehen wie bisher die vorigen Zehendherren, ohne dass sie zum Unterhalte der neuern Seelsorger auch nur das geringste beytragen. Sie haben kein handbreites Widumguth. Die ohne das geringen?????????????Stölgebühren müssen sie dem vorigen Pfarrer, so lange er lebt, ausliefern. Die willkürlichen Opfer und Messstipendien sind nicht hinreichend, die zum Gottesdienste nöthigen Unkosten zu bestreiten. Das Kloster muß sie also vollkommen aus seinen uralten Stiftungsgefällen erhalten, und noch dazu die Pfarrkirche mit Kelchen und allen anderen Nothwendigkeiten versehen. Wo ist nun der eigene zeitliche Nutz, den das Stift St.Peter, von dieser ihm anvertrauten neuen Pfarre suchen kann? Was das Wort Pfaff anbelanget, ist hievon schon anderswo gehandelt
Freyburger Beiträge zur Beförderung des ältesten Christentums
und der neuesten Philosophie. Dritter Band IV - IX Heft, Seite 472-483 Ulm 1790
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