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Der Ausweichflugplatz der Luftwaffe auf der Grossmatte in Wittental

Eine Episode in der Geschichte des Baldenweger Hofes (1939 – 1945)

 
Foto: Oskar Steinhart, Winter 2002

Abbildung: links hinter dem Wald , der Baldenweger Hof
rechts davon (Pfeil, Rollfeld) Ausweichflugplatz der Luftwaffe (Flur-Name: Grossmatte)

 

Rund  60 Jahre sind es her, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs so möchte ich doch der jetzigen und künftigen Generation ein Bild  dieser Zeit hinterlassen, damit diese historischen Ereignisse nicht verloren gehen. Im Gemeindearchiv Stegen-Ortsteil Wittental- liegen, außer ein paar Blätter, keine Akten vor, die den Stempel des „1000jährigen  Reiches“ trugen. Vermutlich sind die Unterlagen über die Kriegsjahre, spätestens nach 1945, vernichtet worden.
Im Stadtarchiv Freiburg i.Br. fand ich aus einem Aktenstück  Schriftwechsel über die Entstehung des Ausweichflugplatzes 1. Noch lebende Zeitzeugen (ab Jahrgang 1928) von Wittental konnten mir Angaben machen, soweit sie noch in Erinnerung geblieben sind. Als 5jähriger habe ich 1944 noch selbst auf der Wiese (Grossmatte des Baldenweger Hofs) einen „Fieseler Storch“ bestaunen können.  

Der nachfolgende Text kann deswegen keine vollständige Beschreibung  der damaligen Ereignisse aufzeigen, sondern, nur vermitteln und Anregung für interessierte Leser sein.

All denen, die mir für das Zustandekommen dieser Geschichte „Ausweichflugplatz“ aufschlussreiche Informationen gaben, danke ich herzlich.

Vorgeschichte  des Baldenweger Hofs, der „Villa“ und des Geländes seit 1933

Schon im März 1934 hat die Städt. Flughafenverwaltung an den Oberbürgermeister der Stadt Freiburg , wegen der Errichtung einer Gebietsfliegerschule geschrieben und  u.a. mitgeteilt, dass sie eine „Besichtigung der Villa des Baldenweger Hofs  sowie der in der Nähe dieser Anwesen befindlichen Hänge“ 1 als Übungsgelände für Segelflüge plane.

Studienrat Koch vom Kultusministerium stellte fest, dass die Villa des Baldenwegerhofes für Flugschüler nicht ganz den Anforderungen entspreche, sie könne „allenfalls zur Unterbringung der Gebietsflieger- Schule vorübergehend  verwendet werden“ 2. Der Vorstand des Wohlfahrtsamtes (Pächter des Anwesens, Eigentümerin ist die Heiliggeistspitalverwaltung in Freiburg) sagte die Räumung  dieser Villa zu, jedoch ohne Mobilar das sie selber benötigen werde. Ein Übungsgelände in der Nähe dieses Anwesens wurde noch nicht gefunden.

Es wurde der Vorschlag gemacht, das Gelände auf dem Schönberg , Gemeinde Ebringen, als Hauptübungsplatz für Segelflugschüler der A- und B-Prüfung zu nutzen und die Flugschüler  während dieses dreimonatigen , probeweisen  Kurses mit einem städtischen Fahrzeug des Fuhrparks „von der Villa des Baldenweger Hofes zum Übungsplatz und zurück zu befördern“ 3. Es wurden dann mehrere Varianten diskutiert da sich wegen der Abgabe des Baldenweger Hofes einige Schwierigkeiten ( wegen Unterbringung der Insassen)  ergeben hatten. Zu dieser Zeit (1934) war in der Villa des Baldenwegerhofes vom Wohlfahrtsamt Freiburg ein Müttererholungsheim eingerichtet.

Zuletzt wurde die Gebietsfliegerschule in den Räumen des Baues IV der ehemaligen Artillerie-Kaserne in Freiburg  untergebracht.

Ab 01.07.1937 wurde dann die Villa des Baldenwegerhofs  von der Stadt Freiburg –Amt für Volkswohlfahrt an die NS-Volkswohlfahrt zur eigenen wirtschaftlichen und erzieherischen Leitung, für erholungsbedürftige Kinder vom 1. – 8. Schuljahr  (Kindererholungsheim)  übergeben.  Anlässlich der Bodennutzungserhebung 1938 durch die Gemeinde Wittental wurde unter der Rubrik für „Sport-Flug- und Übungsplätze“ eine Gesamtfläche von 14 Ar ausgewiesen, die dann allerdings im Jahr 1939 auf eine Fäche von 12,85 Hektar angestiegen ist. Im Dezember 1940 ist diese wieder mit der ursprüngliche Fläche von 14 Ar angegeben.

Bereits in den ersten Kriegstagen wurden Räume der Villa (s.Foto Müttererholungsheim) des „ Baldenweger Hofs „ durch das Militär  beschlagnahmt. Das zuvor von der NSV betriebene Kindererholungsstation wurde aufgegeben . In diesem Zusammenhang und in den nachfolgenden Zeitläufen  wurde die Einquartierung von Soldaten in dieses Haus verfügt.

Vom Stab II und der 4.-6. Batterie des Artillerie-Regiment 239 war bereits am 01.03.1940  im Schul-und Rathaus für drei Tage   1 Stabsoffizier einquartiert. Am 03.04.1940 folgten 8 Mannschaften bis zu  5 Tage, ab Juli 1940 waren dann bis zu  7 Tage, 2 Offiziere, 3 Oberwachtmeister, 2 Wachtmeister, 5 Unteroffiziere, ca. 70 Mannschaften und 65 Pferde, bei den umliegenden Bauernhöfen und Einwohnern von Wittental,
untergebracht  4

Pro Tag wurden von diesem Truppenteil Quartiergelder wie folgt berechnet und ausgezahlt:

Stabsoffizier O,80 Pf., Offizier 0,55 Pf., Oberwachtmeister 0,55 Pf.,Wachtmeister 0,50 Pf.,Unteroffizier 0,40 Pf., Mannschaften 0,20 Pf., Pferde 0,20 Pf., und für Geschäftszimmer 0,60 Pf.

Zur Auszahlung kamen diese Quartiergelder an Josef Dilger, Josef Vogt, Josef Saier, Karl Wölfle, Gustav Sumser, Max Rombach, Bernhard Scherer, Wilhelm Dold, Pius Hug, Albert Sumser , Heiliggeistspitalverwaltung in Freiburg i.Br., Theodor Aigeltinger, Theodor Zähringer und Gustav Steinhart  5

Einsatzgebiet dieser militärischen Formation war dann die Maginot-Linie/Vogesen bis St. Loup Luxeuil/Frankreich. Warscheinlich war auch diese Einheit an dem Einmarsch am 15. Juni 1940 , als die deutsche Armee zum Angriff über den Rhein bei Breisach antrat, beteiligt.

Der Bau des Ausweichflugplatzes

Feldflugplätze waren mobile Einrichtungen, die der Truppe folgten und insbesondere für leichte Verbände wie Aufklärer oder Schlachtfliegerverbände. Das Rollfeld bestand meist nur aus einem planierten oder gewalzten Wiesen oder Ackerstück. Das Personal wurde in Privatquartieren oder Baracken in den nahen Dörfern untergebracht.

  Im Nov./Dez.1939 teilt das Luftgaukommando VII in München der  Eigentümerin des Baldenweger Hofs (Heiliggeistspitalstiftung in Freiburg) mit, dass das Wiesengelände des Baldenwegerhofs vorübergehend als behelfsmässiger Landeplatz  eingerichtet werden soll. Zu diesem  Zweck  lasse die Luftwaffe  zurzeit Drainage- und Planierungsarbeiten  durch den Arbeitsdienst durchführen. Soweit durch die Arbeiten Schaden entstehen sollte, würde dieser vergütet.
Auf dem Hofgut selbst waren  zu dieser Zeit bereits vier polnische  Kriegsgefangene von der  Stiftungsverwaltung in Freiburg in der Landwirtschaft eingesetzt. Möglicherweise sind auch diese zum Arbeitseinsatz und zur Einrichtung des Ausweichflugplatzes herangezogen worden. Als am 29.Juli 1940 die polnischen Kriegsgefangenen ins Zivilarbeiterverhältnis transferiert wurden, widersetzten sich die vier Polen dort als einzige dieser Maßnahme, um ihren Status als Kriegsgefangene nicht zu verlieren 6. Andere polnische Kriegsgefangene  waren auf den Bauernhöfen in Wittental/Attental ebenfalls als Helfer in der Landwirtschaft eingesetzt.

Der Arbeitsdienst legte, auf der südl.Gegenseite der Villa, den Ausweichflugplatz  an und ein großer Teil der landwirtschaftlichen genutzten Fläche des Baldenweger Hofs und der Witten.-und Attentäler Bauern konnte somit nicht mehr, wie bisher, bewirtschaftet werden. Die Arbeitsdienstler , die in Kirchzarten in einer Baracke  untergebracht waren, mussten mit Schaufel und Handkarren auf der Wiese „Grossmatte“ antreten und diese einebnen und vorhandene Wässerungsgräben sowie den Wittentäler Bach verlegen. Insgesamt wurden drei neue  Zufahrtsbrücken über den Wittentäler Bach eingebaut.

Die Baracke stand auf dem Fabrikareal der Fa. Brenzinger & Co in Kirchzarten und wurde 1937 vom Heeresbauamt in Freiburg als Lagerschuppen errichtet. Bagger und andere technische Hilfmittel gab es damals für diese Arbeiten nicht. Zum Ausbau der Start-und Landebahn (Rollbahn) wurden Schienen verlegt und das abgetragene  Erdmaterial wurde auf  Loren transportiert und im Gelände verteilt.  Zur Befestigung des Bodens wurden Binsengräser eingepflanzt und  anschliessend die Rollbahn gewalzt. Vorhandene Wassergräben wurden ebenfalls aufgeschüttet. Hierbei wurden landwirtschaftliche Grundstücke durch liegen lassen und Zufuhr von Erdmaterial, Einwerfen der Wässerungsgräben und  durch das Befahren stark geschädigt 7.

Auf dem Grundstück der Gemeinde Wittental (Schulwiese)  wurde eine  Antenne aufgebaut und durch das Befahren von militärischen Fahrzeugen  stark beschädigt. Beim Theodor Zähringer (Nachbar des Schulhauses)  musste ein Baum entfernt werden. Am Ende des Kiesackers (westlicher Richtung) und zum oberen Eingang der Villa wurden Baracken zur Unterbringung von Arbeitsgeräten erstellt. Ob in diesen Baracken  Ersatzteile für die im Einsatz befindlichen Flugzeuge  untergebracht wurden, konnte auch nicht durch Zeitzeugen ermittelt werden. Fliegermunition wurde bei den Baracken ebenfalls gelagert. Andere Unterkunftsbereiche sind nicht bekannt. Der Wittentäler Bach wurde in seinem Bereich  ( etwa vom oberen Eingang  zur Villa des heutigen Forstzoologischen Instituts, dort ist auf dem Gemarkungsatlas vom Jahre 1892 noch ein kleiner Stau-Weiher  am Ende des Kiesackers eingezeichnet- entlang  der Wittentäler Strasse  in westlicher Richtung) in V-Form tiefer verlegt 8.

Mit dem ausgehobenen Material wurde eine Böschung (Splitterschutz) entlang des Wittentäler Bachs angelegt. Der alte Bachlauf  führte  von der Villa in Richtung  Grossmatte und von da zurück entlang des  genannten Grundstücks (s. Plan Lgb.-Nr. 63 nördl. Richtung) in einer leichten Kurve zur Attental-Strasse von dort in den Eschbach  einzumünden.

Im oberen Bereich, vom (Baldenweger Hof  in Richtung Gasthaus Falken) wurde unterhalb der Wittentäler Strasse in westlicher Richtung  ebenfalls der vom Eschbach gespeiste Wuhrgraben zugemacht und eben planiert. Stromleitungen wurden abgebaut und unter den Boden verlegt, damit die Flugzeuge ohne Hindernisse landen und starten konnten. Mit  Baubescheid des Bezirksamt in Freiburg i.Br. wurde schon am 24. Mai 1939 beim Baldenweger Hof  und Breitehof je ein Tranformationshäuschen (Trafo) genehmigt und gebaut. Das Baugesuch war von der Direktion des Städt.Elektrizitätswerks in Freiburg gestellt. Die Häuschen wurden von der Fa. Bartels in Bad Köstriz  errichtet und in den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts wieder abgebaut 9

Nutzung des Ausweichflugplatzes

„Der Reichsfiskus (Abteilung Luftfahrt) hat die bisher von der NSV. benutzte Villa des Baldenwegerhofes zur Unterbringung  von Offizieren und Mannschaften der Luftwaffe um den seitherigen Mietzins von jährlich 5.000 RM für die Dauer des Krieges gemietet“ (siehe Foto) 10. Ob dieser Platz für den in der Nähe gelegenen Fliegerhorst Freiburg i.Br. ab 1939 auch als Schulungsplatz für Flugschüler diente, lässt sich anhand der vorhandenen Schriftstücke nicht mehr klären. Der Platz diente vorwiegend für die zeitlich begrenzte Aufnahme leichter Aufklärungsflugzeuge. Beteiligt war die Aufklärungsstaffel 1 (H)32 deren Einsatzgebiet in 1940/41 in Westfrankreich, Rochefort (Bretagne) war 11.

Vom 14.06.1940 – 19.06.1940 sind von dieser Aufklärungsstaffel 1 (H)32 1 Offizier, 3 Feldwebel, 11 Unteroffiziere und 102 Mannschaften bei den Einwohneren in Wittental einquartiert worden. Ebenfalls wurden 1 Geschäftszimmer in Rathaus und das andere im Gasthaus „Falken“ eingerichtet. Für die Zeit der Einquartierung wurde von der Einheit ein Betrag von 141,20 Reichsmark an die Gemeinde , zur Auszahlung an die Betroffenen, angewiesen. Auch wegen der Nutzung und Anlegung des Ausweichflugplatzes wurde am 10.10.1940, durch den Platzlandwirt der Luftwaffe in Freiburg i.Br. eine Schätzung des Flurschadens, unter Mitwirkung des Bürgermeisters und Ortsbauernführers von Wittental, in Anwesenheit eines Regierungsinspektors (Kreis), vorgenommen.

Vom Luftgaukommando VII in München wurde dann Aufgrund der Schätzung die Amtskasse der Luftwaffe in Freiburg i.Br. mit Schreiben vom 04.12.1940  (GEHEIM) angewiesen, den Betrag von 410.00 Reichsmark und wegen der Verlegung der Bewässerung 180.00  Reichsmark auszubezahlen 12.

Davon erhielten:                  
Scherer, Bernhard         100.00 RM
Vogt, Josef                     132.00 RM
Zähringer, Theodor        178.00 RM
Dilger, Josef                     36.00 RM
Gemeinde Wittental       144.00 RM

Die Auszahlung des Schadensanteil wurde auf Anweisung  der Amtskasse der Luftwaffe  durch die Gemeinde  wieder vorgenommen und an die Geschädigten ausbezahlt 13.

 

            

Aufnahme: 1934                                                              Auszug Gemarkungs-Atlas Wittental  1892 5
                                                                  Pfeil: alter Verlauf des Wittentäler Bachs
                                                             =heutiges Bürgerhaus

 

Diese Vorgänge sind natürlich in den Nachbargemeinden auch nicht unbekannt geblieben, sodaß mir ein Zeitzeuge folgender  Schriftsatz zukommen ließ 14:
„........Ein Feldflugplatz wurde von der Luftwaffe in Wittental drüben angelegt. Auf einer großen Wiese beim Baldenweger Hof starteten und landeten Flugzeuge. Richard wusste Bescheid; Aufklärer seien es, Henschel HS 126; zwei Mann Besatzung; der Pilot, dahinter der zweite Mann mit einem Maschinengewehr; Doppelsternmotor; Eindecker. Richard kannte sich aus, immer schon hatte er sich für Flugzeuge interessiert. Auf also, nach Wittental! Mit dem Fahrrad war es nur wenig mehr als eine Viertelstunde. In der Erwartung dieser Sensation, strampelten wir noch schneller als sonst. Wer kein Fahrrad hatte, rannte keuchend hinterher. Hinter Zarten hörten wir schon das Brummen der Motoren, es klang in unseren Ohren fast wie Musik. Sechs Flugzeuge waren es, die startbereit gemacht wurden. Das erste rollte gerade breitbeinig über die Wiese, gab Gas, schwankte ein wenig und war schon in der Luft. Ein Posten zeigte uns an, dass wir nicht näherkommen dürften, das Gelände sei abgesperrt. So mussten wir von der Straße aus zusehen, wie sich ein Flugzeug nach dem anderen in die Luft erhob und hinter den Bergen verschwand. Es gab keinen unter uns, der nicht gerne mitgeflogen wäre um sein Dorf, das Tal und die Berge und alles was dahinter lag wenigstens einmal von oben betrachten zu können. Vielleicht  hätte man sogar einen Blick über den Rhein nach Frankreich, ins Feindesland hinein werfen können. In der Villa am Waldesrand wohnten die Offiziere, ebenfalls von Posten geschützt“.
Anmerkung: „Richard“ war der Sohn von der Metzgerei Tröscher in Kirchzarten.

      

                                      He 126  (Henschel)                                               Ju 52 (Junkers)

 

                                      Arado  Ar 66                                                                Me 109 F4 (Messerschmitt Bf 109)

 

        

                                          Fieseler Storch Fi 156                                             Arado 68

  Das  Bildmaterial (ausser Fieseler Storch) wurde mir auf Anfrage vom  Bundesarchiv Koblenz zur Verfügung gestellt.

Die Militärmaschinen starteten und landeten nur  in westliche Richtung. Der Ausweichflugplatz wurde nur für kurze Zeit und während der des  Frankreichfeldzug in Anspruch genommen. Wenige Zeitzeugen erzählten  übereinstimmend, dass diese Maschinen teilweise  mit Einschüssen aus Frankreich zurückkamen.

Mit Beginn des Frankreichfeldzugs (10.Mai 1940) wurde die Stadt Freiburg, durch schwere französische Artillerie aus dem Elsass, beschossen. Auch oberhalb der Villa des Baldenwegerhofs soll ebenfalls eine Granate eingeschlagen haben, die jedoch nicht  zur Explosion kam 15. Ich selbst vermute, dass dieser Einschlag durch das beim Baldenwegerhof  stationierte Artilleri-Regiment 239 verursacht wurde.

Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich am 22.Juni 1940 nahm das Interesse am Ausweichflugplatz Baldenwegerhof wieder rasch ab. Es ist anzunehmen, dass dieser Feldflugplatz „Grossmatte „ bereits vor 1939 für einen möglichen Mobilmachungsfall geplant war und um diesen im Ernstfall in kürzester Zeit zu aktivieren.

 „Die Wehrmacht im „Dritten Reich“ hatte im Dreisamtal und hier auf dem Gelände des Baldenwegerhofs einen Flugplatz anlegen wollen und durch die Planierungsarbeiten die Ertragsfähigkeit des Bodens, namentlich durch Entwässerung  vermindert“ 16.

Das Gelände des Ausweichflugplatzes bis heute

„Die fliegerische Tätigkeit auf den Außengeländen endeten 1936, als alle  Sparten und  Organisationen auf dem Freiburger Flugplatz zusammengefasst wurden. Lediglich zu Beginn des zweiten Weltkrieges und etwa bis 1942 wurde beim Baldenwegerhof in Wittental auf dem Gewann ??? Großmatte ein Ausweichplatz  angelegt. 1956 wurde er noch einmal kurzfristig für ein Flugzeug zur Schädlingsbekämpfung benutzt. Heute sind dort landwirtschaftliche Pflanzungen und Oberleitungen vorhanden, so dass kaum jemand auf die Idee kommen würde, dass dort noch vor über dreißig Jahren Arado-Doppeldecker der Typen Ar 66 oder Ar 68 landeten; sowie Henschel-Aufklärer des Typs Hs 126, Jagdflugzeuge Me 109 und sogar gelegentlich Ju 52 Transportflugzeuge den Platz benutzten“ 17.

Bei der Bodennutzungserhebung 1938 wurde für „Sport-,Flug-und Übungsplätze" eine Gesamtfläche von 14Ar und 1939 ist dann eine Fläche von 12,85 Hektar nachgewiesen 18.
Nach diesen Angaben wurde dementsprechend  eine Fläche von  12,71 Hektar für den Ausweich- Flugplatz (Landebahn) in Anspruch genommen. Mit der  Bodennutzungserhebung im Dezember 1940 ist diese militärisch genutzte Fläche wieder auf  14Ar  zurückgegangen. Seit dieser Zeit , mit wechselnder Bewirtschaftung, wieder in landwirtschaftlicher Nutzung wie es vor 1939 war. 1956 wurde er noch einmal kurzfristig für ein Flugzeug zur Schädlingsbekämpfung und 1960 bei der „Landtechnischen Versuchs- und Beratungstelle Baldenweger Hof“ für Hubschraubereinsätze, beim Argrarstudentenlehrgang, in Anspruch genommen 19.

Stegen, den  30.12. 2005 , Oskar Steinhart


1 Stadtarchiv Freiburg C4 XVI/14/2

1  wie Fußnote

2 wie Fußnote 1

3 wie Fußnote 1

4 Gemeindearchiv Stegen, ohne Signatur

5 wie Fußnote 4

6 Stadtarchiv Freiburg, C4 /XI/28/10

7 Zeitzeugen von Wittental

8 wie Fußnote 7

9 wie Fußnote 4

10 wie Fußnote 1

11  WAST (Wehrmachtsauskunftsstelle Berlin)

12  wie Fußnote 4

13  wie Fußnote 4

14          Hugo Steinhart, Jahrgang 1928, in: WAS WIRST DU ?
Die Geschichte eines Schuhmacher Buben, Erster Teil 1933-1944, 1996, Copyright by Hugo Steinhart-unveröffentlicht-

15 Frau Tyton geb. Thoma von Attental  (Rotenhof)

16  Internet 2004, Freiburg Flugplatz-Dependancen                                          

17 wie Fußnote 16

18 GAST/W 49, Bodennutzungserhebung 1935-1951, Gemeinde Stegen

19 1949-1994, 45 Jahre Maschinenstation Baldenwegerhof

    Herausgeber: Regierungspräsidium Freiburg i.Br.


Freiburgs Flugplatz - Dependancen

In manchen Kapiteln über den Freiburger Flugplatz war die Konkurrenz mit benachbarten badischen Städten zu erwähnen. Welche Ausstrahlungen gingen nun vom Freiburger Flugplatz aus in die Umgebung der Stadt? Zunächst waren es die Segelflieger, die in ihren ersten Anfängen mit dem Fluggelände noch nichts anfangen konnten. Die Segelflieger waren bis zur Mitte der 30er Jahre Gleitflieger, die sich nur kurzfristig in eine beschränkte Höhe erhoben. Dazu brauchten sie Hangwind und Aufwind, deren Verhältnisse in der Freiburger Bucht günstig waren und sind, und zu deren Ausnutzung man Berghänge benötigte. Der „Breisgauverein für Luftfahrt" benützte daher 1931 für seine „Gleiter“ ein Gelände in St.Märgen und auf dem Kandel, 1932 in Weilersbach bei Oberried und auf dem Feldberg. Auch in den folgenden Jahren wurde Gelände außerhalb der Stadtgemarkung benutzt, so am Bohlhof und bei Schopfheim im Wiesental. Erst der Einsatz einer in Selbstbau auf einem 12-Zylinder Horch hergestellten Winde und die Benutzung eines vereinseigenen „Klemm-Leichtflugzeug" 1935 machten die Berghänge überflüssig, so daß in den folgenden Jahren und Jahrzehnten echter Segelflugbetrieb unter Ausnützung der in der Breisgauer Bucht besonders günstigen Verhältnisse bezüglich Thermik und Leewellen betrieben werden konnte. Vom Jahre 1936 an datiert also das kameradschaftliche Zusammenwirken von Motor- und Segelfliegern, die auch für die Folgezeit aus optischen und organisatorischen Gründen erhalten bleiben sollte.
In Freiburg zu Hause ist auch eine „Akademische Fliegergruppe" (Akaflieg), die zwar nicht die wissenschaftliche und technische Bedeutung der gleichnamigen Gruppen in Darmstadt und Stuttgart erreicht hat, sich jedoch rührig dem Segelflugsport widmet. 1932 nahm sie mit ca. 20 Mitgliedern am Pfingsttreffen der Segelflieger auf dem Feldberg teil. In den folgenden Jahren benützte sie mit einigen anderen Fliegern aus Freiburg auch ein Fluggelände in Heitersheim im Kreise Müllheim.
Daß auch das „Dritte Reich" den Segelflug für seine Belange einspannen würde, war vorauszusehen. Einmal im Zusammenhang mit dem „Deutschen Luftsportverband", und ein ander Mal wieder unter der Federführung der „Hitlerjugend", wurde das bereits genannte Gelände in Weilersbach bei Oberried von Ende 1934 bis Mitte 1935 für einen „Gleit-
Lehrgang" benützt, Die notwendigen technischen und geländemäßigen Arbeiten wurden vom Flughafen Freiburg aus durchgeführt. In den gleichen Jahren verwendet auch die „Gebiets-Fliegerschule" der „HJ" dieses Gelände, nachdem auch Berghänge am Schönberg bei Ebringen und das Gelände am Baldenwegerhof für den Segelflug durch diese Organisation genutzt wurden. Die im Frühjahr 1934 von Bruchsal nach Freiburg verlegte „HJ-Gebiets-Fliegerschule" für Baden war zunächst in der Schwimmbadstraße 8 und ab l. 4. 1935 im Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Fliegerkaserne in der Heidenhofstraße 21 mit dem „DLV“ einquartiert. 1935 sollte auch eine „Flugertüchtigung" für den „BDM" eingeführt werden. Die Unterbringung sollte im Peterhof erfolgen, während das Übungsgelände der „HJ" am Schönberg auf Ebringer Gemarkung mit verwendet werden konnte. Im Jahre 1936 waren auch Ansätze für einen Segelflugsport des „Deutschen Luttsportverbandes" in Verbindung mit dem Institut für Leibesübungen der Universität vorhanden. Von Freiburg aus beflogen wurden auch die „Winterflugtage“ auf dem Titisee in Verbindung mit Motorrad- und Autowettfahrten. Daher bürgerte sich der Name „Eisrennen" ein. Die Freiburger Linienmaschine der Lufthansa, eine Junkers F 13, nahm 1932 daran teil. 1934 auch Ernst Udet mit seinem „Flamingo "-Doppeldecker.
Die fliegerische Tätigkeit auf den „Außengeländen" endeten 1936, als alle Sparten und Organisationen auf dem Freiburger Flugplatz zusammengefaßt wurden. Lediglich zu Beginn des zweiten Weltkrieges und etwa bis 1942 wurde beim Baldenwegerhof in Wittental auf dem Gewann „Großmatte“ ein Ausweichplatz angelegt. 1956 wurde er noch einmal kurzfristig für ein Flugzeug zur Schädlingsbekämpfung benutzt. Heute sind dort landwirtschaftliche Pflanzungen und Oberleitungen vorhanden, so daß kaum jemand auf die Idee kommen würde, daß dort noch vor über dreißig Jahren Arado-Doppeldecker der Typen Ar 66 oder Ar 68 landeten; sowie Henschel-Aufklärer des Typs Hs 126, Jagdflugzeuge Me 109 und sogar gelegentlich Ju 52 Transportflugzeuge den Platz benutzten. Ein weiterer bei Forchheim am Kaiserstuhl geplanter Hilfsflugplatz wurde durch den Verlauf des Krieges überflüssig.
In den Jahren zwischen den beiden Kriegen ist für den Freiburger Raum eine bedeutende segelfliegerische Sportveranstaltung zu nennen. Es ist das bereits erwähnte „Pfingsttreffen der Segelflieger“ 1932 auf dem Feldberg. Es handelte sich bei dem „Ersten badischen Segelflugwettbewerb" um die erste derartige Veranstaltung im Land Baden, die das Ziel verfolgte, den Feldberg aufgrund seiner besonders günstigen meteorologischen Bedingungen zu einem ähnlichen Segelflugzentrum auszubauen, wie die Rhön. Die Initiative ging vom „Badisch-Pfälzischen-Segelfliegerverband" aus, während die örtliche Organisation durch den „BLV“ - Prof. Dr. Robert Liefmann - durchgeführt wurde. Aus Freiburg beteiligten sich der „BLV“ und die „Akademische Fliegergruppe", die ihre neue Schulmaschine „Zögling" vorführte. Insgesamt waren 11 Maschinen auf dem Feldberg. In der Folgezeit wurde jedoch der Feldberg von den Segelfliegern nicht mehr benutzt und er erlitt damit das gleiche Schicksal, wie die Ansätze auf dem Kandel und auf dem Schauinsland. Immerhin setzte der Feldberg 1913 mit dem Höhenweltrekordflug des Fliegers Faller und mit dem „Pfingsttreffen der Segelflieger“ 1932 zwei Marksteine in der Geschichte der Fliegerei.

Aus: www.airport-freiburg.de 2004