Burg Falkenstein im Höllental Alte Berichte, Sagen, Erzählungen nach Legende und Chronik bearbeitet und zusammengestellt von Fritz Löffler |
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Blick vom Himmelreich in das historische und sagenumwobene Höllental, weithin bekannt seiner wilden Schönheit wegen. "Himbeere" sagt der Alemanne zu den Himbeeren, und weil die Gegend reich an diesen Früchten ist, nannte er sie "Himbeererich" oder "Himmerich”. So entstand nach und nach die Ortsbezeichnung Himmelreich. Wenn der Name dieser Landschaft auch nichts mit dem Garten Eden zu tun hat, so hätte man ihr, der Eingangspforte zum wildromantischen Höllental, doch keinen anderen und treffenderen geben können. "Wie nah die Hölle grenzt ans Himmelreich, Im Dreisamtal kannst Du leicht es schauen; Ein Felsentor versetzt Dich zaubergleich, Vom Paradies in wilder Schluchten Grauen.” So schrieb August Schnetzler. Wir kommen vorüber an den Gasthäusern "zwei Tauben", dem "Löwen" (abgebrannt 1924) und zum "Kreuz", heute "zur Burg Falkenstein", und sind nun eingetreten in die eigentliche Hölle, deren Tore beim sogenannten Hirschsprung, zwei mächtige, gegen die Wolken türmende Felsen bilden. Wohl der großartigste Teil des Tales, eine imposante Fels- und Waldnatur, vor der auch der weitgerei- ste Wanderer, selbst wenn er die gigantischen Felsmassen der schweizerischen Hochgebirge gesehen hat, mit Staunen und Bewunderung stehen bleibt. Am Hirschsprung: Die Sage berichtet, daß sich einst hier ein Hirsch durch kühnen Sprung über das Tal vor seinen Verfolgern rettete. Im Jahre 1874 stellte man dort oben anläßlich einer Versammlung Deutscher Forstmänner einen Hirsch aus Holz auf. Später ersetzte man diesen durch eine 2 m hohe Figur aus getriebenem Kupfer, und nun läuft oder fährt kaum einer durch das Höllental, ohne daß er an dieser Stelle den Kopf nicht hebt, um einen flüchtigen Blick hinauf zum Hirsch zu werfen. Über dieser Höllenschlucht stand, fast auf jedem Punkte von der Natur unzugänglich gemacht, die Burg Falkenstein. Auf ihrer nördlichen bzw. nordöstlichen Seite, wo sich der Eingang befand, war sie durch eine 5 m dicke Mauer geschützt. Von ihren beträchtlichen Gebaulichkeiten sieht man heute kaum noch die Grundmauern. Terrassenförmig stiegen die Gebäude, zu denen auch eine Kapelle, dem hl.Nikolaus geweiht, gehörte, zur Höhe des Berggipfels. Die noch vorhandenen Trümmer der eigentlichen Burg liegen aber mehr rückwärts auf einer Felswand, von der sie nicht mehr leicht zu unterscheiden sind, und daher kommt es auch, daß sehr oft schon die Vorwarte Neu-Falkenstein für die eigentliche Burg gehalten wird. |
Neu-Falkenstein‚ auch Bubenstein genannt, urkundlich schon im Jahre 1266 erwähnt. |
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Die Falkensteiner haben
wohl in jedem Geschlecht einen Kuno gehabt. So wird genannt: Wernhers
von Valkenstein‚ Vater des Kreuzritters Cuno von Valkenstein, Ritter,
und dessen Vorfahren wiederum Cuno von Valkenstein. Kuno von Falkenstein, der Kreuzritter, der in der Kirche zu Kirchzarten lebensgroß vom Jahre 1545 dargestellt ist, war der letzte würdige Ritter dieses Geschlechts. Seine Nachkommen sanken zu Raubrittern herab, und nach Achterklärung durch das Hochgericht in Rottweil wurden deren Burgen von den Freiburgern zerstört. Während der Zeit, als auf Burg Wiesneck die Schnewelin gehaust hatten, hauste auf der Burg Falkenstein ein überaus wirtschaftsloses Geschlecht, welches in den Tag hinein lebte und Schulden auf Schulden häufte. So gelangten die Falkensteiner immer mehr in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Den Herren von Schnewelin, auf der Veste Wiesneck, fielen nicht nur die geistlichen Herren von St.Märgen zum Opfer, sondern auch die benachbarten Ritter von Falkenstein. Die schnewelinischen Schwager und Vettern hatten es fein angelegt: sie liehen den Falkensteinern‚ auf Unterpfande von Gütern und Gerechtsamen, eine Summe nach der andern dar, wohl in sicherer Voraussicht, daß an eine Rücklösung derselben niemals zu denken sei. Sie tauschten sich auch keineswegs, denn was an Land und Leuten, Rechten und Gerechtsamkeiten von |
Gasthaus zum "Löwen", Falkenstsig (1924 abgebrannt) |
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Die Sage vom ehrenwerten und standhaften Ritter Kuno von Falkenstein. Das letzte Halali der Jagd verklang in den Bergwäldern des "schwarzen" Waldes (*Die Bezeichnung "schwarz" für den Schwarzwald, welche die Alemannen dem unerforschten Urwald beigelegt haben, bedeutet soviel wie unheimlich, dunkel und gespenstig.)‚ wo noch Bär, Wolf„Hirsch und Luchs hausten‚ und verlor sich am wilden Felsenhang gegenüber, den die Burg Falkenstein krönte. Schon war das Gefolge mit der Meute und dem erlegten Wild auf dem Weg, um über die enge Talschlucht die heimatliche Burg zu erreichen, wo Imbiß und kühler Trunk lockten. Herr Kuno‚ Ritter von Falkenstein, war mit seiner treuen Bracke etwas zurückgeblieben und folgte in tiefem Nachsinnen nur langsam seinen Leuten nach. Ja, er sehnte sich wohl nach seiner geliebten Hausfrau, Frau Ida‚ doch fehlte ihnen noch das letzte Glück, Gott hatte ihnen bis jetzt die Leibeserben versagt. Schon schrie der Bergkauz im düsteren Gehege und die letzten Strahlen der Sonne ergriffen nur noch die höchsten Gipfel der dunklen Tannenberge und die Spitze des trutzigen Turmes der Burg Falkenstein. Da knackte dürres Geäst, dem treuen Hund sträubte sich mit einem Male am starken Nacken das Fell. Knurrend und winselnd zugleich drängte er sich an seinen Herrn, als ein fremder Jäger im engsitzenden grünen Jagdwams aus dem Dunkel der Tannen trat. Er grüßte den Ritter mit hämischem Lächeln und meinte: "Ich weiß wohl, Herr Kuno‚ worüber Ihr nachsinnt. Schenkt mir Eure Zusage und Ihr werdet reich und mächtig sein und Euch zahlreicher Nachkommenschaft erfreuen können!" - "Wer seid Ihr?" fragte der Ritter, abgestoßen von den funkelnden Augen des Fremden, die ihm heimtückisch, wie die eines reißenden Wolfes erschienen. - ”Der Mächtigste der Erde, ich kann all Euren Wünschen zu Willen sein" antwortete der andere. - "Doch sicher nicht ohne Gegengabe von meiner Seite?” sagte der Ritter. - "Nur um ein kleines unnützes Ding in dieser Welt, um Eure Seele” kicherte der Fremde und trat Ritter Kuno einen Schritt näher, indem der Hund sich aufwinselnd hinter seinen Herrn verkroch. Herr Kuno erkannte mit einem Male den Teufel in der Gestalt des fremden Jägers und schlug, all seine innere Kraft zusammenfassend, ein großes Kreuz über der unheimlichen Gestalt, worauf diese sich, aufheulend wie ein getroffenes Tier, im Dunkel des Waldes verlor. Als bald darauf der h1.Bernhard von Clairvaux am Oberrhein das Kreuz predigte und zum Kreuzzug ins hl.Land aufrief, beschloß auch Kuno von Falkenstein mit diesem Ritterheer ins hl.Land zu ziehen (Kreuzzug Ludwig IX. von Frankreich 1248-1254). Kuno von Falkenstein erhoffte durch seine Teilnahme am Kreuzzug von Gott Segen und die ersehn ten Nachkommen. So kam der Tag, daß Kuno den andern Rittern und Mannen, welche sich zum Kreuzzug in das heilige Land versprochen hatten, folgen mußte. Er umarmte sein geliebtes Weib Ida und versprach, ihr seine Treue zu halten. "Auch Du” sagte er, "warte meiner in Treuen sieben Jahre lang. Wenn diese vorüber sind und ich in dieser Zeit nicht heil zurückgelangt bin, so erwarte mich nicht mehr, denn dann werde ich wohl nicht mehr unter den Lebenden sein." Damit nahm er seinen Ehering und teilte ihn mit seinem |
Burg Alt-Falkenstein im Höllental, Sie wird schon im Jahre 1161 urkundlich erwähnt (de Valkenstein duo fratres germani Waltherus et alta 116l - Z.NV.IV 494) (Von Falkenstein Zwillingsbrüder Waltherus und anderer 1161) |
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In seiner großen
Not unterschrieb Kuno diesen Teufelspakt mit seinem Blute. Mit der
Unterzeichnung wich der Böse und ein Löwe stand vor dem Ritter. Kuno
bestieg dessen Rücken und hielt sich an der Löwenmähne fest. Das
kräftige Tier entfaltete
mächtige Flügel und schwebte durch die mondhelle Nacht über Länder und
Meere, und in Windeseile ging es der Heimat zu. Aber der Weg aus dem
gelobten Lande bis in den Schwarzwald ist weit, und unmerklich wurde,
so sehr er sich auch dagegen sträubte‚ der erschöpfte Ritter vom
Schlafe beschlichen. Doch siehe! Da fliegt aus den Wolken ein großer Falke herab, der mit weiten Schwingen über ihn herstrich und ihm den Schlaf verscheuchte. Noch einige Male wollte Kuno unterwegs einschlafen, aber jedesmal bekam er von seinem treuen Reisebegleiter einen kräftigen Flügelschlag ins Gesicht, der ihn immer wieder aufschreckte. Schließlich kamen die Schwarzwaldberge und auch der Münsterbau in Freiburg in Sicht: Dann ging es flugs das Kirchzartner Tal hinauf, über Himmelreich in die Höllenschlucht. Wider Erwarten schnell wurde die heimatliche Burg sichtbar. Der Löwe nahm Flugrichtung nach dem Boden unten im Tal, wo er, über die Uberlistung und um seine Beute gebracht zu sein, ergrimmt und brüllend den Ritter mitten in der Ortschaft Falkensteig vor einem Wirtshaus absetzte und verschwand. Genanntes Wirtshaus führte von da ab in seinem Schild einen Pferdefuß ("zum Pferdefuß”). (* Zwei Gasthäuser befinden sich in der Nähe der Burg Falkenstein: Gasthaus "zur Burg Falkenstein" (früher "zum Kreuz”)unmittelbar am Fuße des Burgruinenfelsens und Gasthaus "zum Löwen" (abgebrannt 1924 und nicht wieder aufgebaut)„ Nelches von den beiden Gasthäusern einst den Schild "zum Pferdefuß” führte, ist unbekannt. Die Vermutung liegt nahe, daß das jetzige Gasthaus "zur Burg Falkenstein" einst den Schild "zum Pferdefuß" geführt hat und daß vor dieser Wirtschaft Ritter Kuno abgesetzt wurde„ Die spätere üezeichnung: "Gasthaus zum Kreuz" mag eine Ableitung sein von Kreuzritter. Auch kann das Gasthaus "zum Löwen” einst den Schild mit dem Pferdefuß geführt haben. In der Folgezeit Gasthaus "zum Löwen“ eine Ableitung des geflügeltsn Löwen des Ritter Kuno.) Kuno war in der Heimat. Der Vertrag auf Pergament lag zerrissen am Boden. Kuno hatte dank seinem getreuen Begleiter, dem Falken, gewonnen. Der Falke aber setzte sich auf die höchste Zinne des Turmes seiner Burg und aus Dankbarkeit gab er der Burg den Namen Falkenstein, auch nahm er das Bildnis des treuen Falken in sein Wappen auf. Unerkannt, im Gewande eines Bettlers näherte sich Ritter Kuno seiner Burg, auf der seine Ida Hochzeit haben sollte. So einsam es nun unten im Tals war, so larmend ging es oben zu, wo sich bereits die Hochzeitsgaste dem rauschenden Jubel hingeben. Im Rittersaal waren viele Festgaste versammelt, denn es War der Vorarbend der Hochzeit. |
Der Löwenritt. |
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Gasthaus “zur Burg Falkenstein" | Gasthaus "zum Kreuz”, Falkensteig |
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Frau lda
erkannte ihren Gemahl und in freudigem Erkennen schloß sie ihn fest in
ihre Arme. "Hier ist mein geliebter Gatte", wandte sich nun lda an Johann von Schnewlin. "Ich habe mein Versprechen
gehalten, das ich Euch geben mußte, Euch zum Altare zuolgen, sobald
die sieben Jahre des Fernbleibens meines Eheherrn vorüber sind. Gott,
der Allmächtige, hat aber in seiner Güte ihn mir zurückgegeben, dem ich
mit großer Liebe meine Treue hielt." Der Freier und die Hochzeitsgäste zogen aufgrund dieser Geste eilends davon. Wie dann die Glocken der Kirche zum Traualtar riefen, erfaßte lda die Hand ihres treuen Gatten und führte ihn beseligt zur neuen Segnung ihres Bundes in die Kirche. Einfach und schlicht gestaltete sich im Rittersaal der Burg Falkenstein die Feier der wunderbaren Heimkehr des Kreuzritters Kuno von Falkenstein sowie der glücklichen Wiedervereinigung des Ritterpaares. Viele Jahre des Glückes, mit reicher Nachkommenschaft bedacht, waren in der Folgezeit dann noch dem allgeliebten Paare beschert. Die Kirche in Kirchzarten war für die Falkensteiner und deren Gottesdienst zuständig. Das schöne Grabmal des Ritters Kuno von Falkenstein (gestorben am 12. Mai 1545) in der Kirche von Kirchzarten‚ das den Ritter auf einem Löwen stehend, sein Wappenschild mit dem flügelschlagenden Falken zur Seite darstellt, war Ursache, daß die sinnvolle Sage sich hier anknüpfte. Die schöne Sage, von Heinrich dem Löwen, ist nicht nur in den Oberbadischen Landen, sondern weit darüber hinaus, bei allen europäischen Völkern verbreitet. Möge sie nie vergessen werden und zur Standhaftigkeit im Unglück und Versuchung und zur Treue auch die künftigen Geschlechter ermuntern, wenn einmal der letzte Stein der Burg Falkenstein und mit ihm die Erinnerung an vergangene grauenvolle Untaten verschwunden ist. Mitten in Kirchzarten, nicht weit von der ehrwürdigen Dorfkirche, steht das Gasthaus "zum Rindsfuß”, heute "zur Fortuna” genannt. Es ist wohl die älteste Gaststätte, deren bauliche, noch erhaltenen Teile in das frühe Mittelalter hineinreichen und auf einen gotischen Profanbau schließen lassen. Noch sieht man heute den in der Ecke des Hauses eingemauerten Stein, welchen der Teufel nach dem Ritter Kuno warf, als er sich um den Pakt, den er mit dem Ritter um dessen Seele geschlossen hatte, betrogen sah. Geschichtliche Tatsache ist, daß Ritter Kuno von Falkenstein, wie die Chronik von 1520 berichtet, "Zwang und Bann samt Boden” zu Kirchzarten besaß und die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit dort ausübte. Im Gasthaus "zur Fcrtuna" befinden sich auch noch alte Urkunden des Hauses. Die ältesten sind leider dem Bauernkrieg und einem Brande zum Opfer gefallen. Die Wirtsstube selbst schmückt ein holzgeschnitztes Relief, ein kleines Kunstwerk des Holzbildhauers Gerhard v. Ruckteschell‚ welches den tapferen Ritter Kuno von Falkenstein zeigt und in sechs Bildern die abenteuerlichen Erlebnisse des standhaften Ritters erzählt. Wenn auch Geschichte und Sage verklungen sind, so spricht heute noch das auf dem Grabstein gemeißelte Bild in der Dorfkirche zu Kirchzarten von Gottesfurcht und Treue des Ritters Kuno von Falkenstein. |
Ritter Kuno von Falkenstein. |
Der Vorgang der
Ermordung des Hans Schneider soll hier noch näher beleuchtet werden.
Ein Mädchen aus dem Kirchzartner Tale‚ die Tochter Künin Henselers‚ der
Herrn Dietrich von Falkenstein leibeigen war, liebte Hans Schneider,
einen Hintersassen von Freiburg und ehelichte ihn gegen ihres Vaters
und seiner Freunde Willen. lhr Mann war sehr arm und da auch sie nichts
zur Mitgift erhielt, geriet sie nach und nach in eine so bedrängte
Lage, daß sie es doch nach einigen Jahren, als sie schon ein Kind hatte
und das andere trug, wagte, mit ihrem Manne zu ihrem Vater und ihren
Geschwistern zu gehen und sie um eine Unterstützung zu bitten. Die
Bitte war vergebens und hatte die Folge, daß der alte Groll wieder
aufgefrischt wurde. Nur ein Bruder war auf eine unkluge Weise
mitleidiger; er sagte der armen Frau, sie möge einen Rock nehmen, der
in ihres Vaters Hause lag und ihrer Schwester angehörte, um doch etwas
für ihre Notdurft zu haben. Aber eben dieser Rock wurde nachmals die
Ursache ihres Unglücks. Der Vater und die übrigen Geschwister nämlich
erklärten ihn für gestohlen und ließen ihren Mann als mutmaßlichen Dieb
zu Ebnet vor Gericht laden, wo er jedoch durch richterliches Urteil
sogleich losgesprochen wurde. Von nun an kochte die unversöhnliche Rache in den Herzen dieser elenden Menschen, die unablässig darauf ausgingen‚ den Gegenstand ihres Hasses aus dem Weg zu räumen. Künin Henseler, der Vater selbst, beredete sich mit seinem Herrn, der ihm erlaubte, und ihn sogar aufforderte‚ den Hans Schneider zu fangen und ihn auf die Veste Falkenstein zu führen, wobei er ihm ein Wortzeichen an Henni Frässelin‚ dem Torwächter zu Falkenstein, gab, damit dieser ihn mit dem Gefangenen einließe. Nun wurde dem Hans Schneider von allen Seiten aufgelauert, und es gelang auch dem Stumpf von Kappel‚ seinem Schwestersohne Hanmann Stumpf von Lütenweiler und Küni Weinmann von Kappel‚ ihn mit seiner Frau bei Freiburg festzunehmen und niederzuschlagen; als nun die Frau ein lautes Geschrei erhob, da erhielt auch sie einen Schlag mit einem Spieß über den Rücken, daß sie bewußtlos niedersank. Indessen wurde ihr Mann das Kirchzartner Tal hinauf, zu den Birken in ihres Vaters Haus fortgeschleppt‚ wohin auch sie, sobald sie der Sinne wieder mächtig wurde, nachfolgte. Hier blieb er einen Freitag und Samstag gefangen; Sonntag morgens führte man ihn weiter auf die Burg Falkenstein, wo sie gleichfalls mit ihm einzudringen wußte. Nun legte man sie aber in eine Stube in Eisen, in der sie des folgenden Tages, von den Schlägen und dem Schrecken entkräftet, ein totes Kind gebar. "Und war”, erzählte sie nachher im Verhör selbst, "niemand bei ihr von Frauen noch Mannen, die ihr in dieser Stunde zu statten gekommen wären". Und dasselbe ihr totes Kind wand sie in ihren Daphart (Kleidungsstück) und Morndes (künftigen Tages) auf Dienstag zu Mittag ward sie aus dem Gefängnis gelassen und trug ihr totes Kind bis nach Kirchzarten in das Dorf und begrub es da. Indessen hatte man sich über ihren Mann aufs neue beratschlagt und Ritter Dietrich ihrem Vater (Künin Henseler) der dessen Leibeigener war, erlaubt, mit demselben zu leben, wie er wolle. "Denn" sagte der Ritter zu ihm: "Es ist besser, du verdirbst den Gefangenen, als daß er dich verdirbt.” So war der Unglückliche ganz in die Hände seines rachedurstigsten Feindes gegeben, der nur noch schwankte, ob man ihn aufs freie Feld vor die Veste führen und dort erstechen, oder in ein Bergloch werfen, oder von der Veste selbst herabstürzen solle, |
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Der Schnapphahn. |
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Am achten Tage,
seit sie die Burg verlassen hatte, bekam endlich die Frau Nachricht von
dem, was mit ihrem Manne zu Falkenstein vorgegangen war. “Da ging sie",
fahren die Verhörakten fort, "mit ihrem kranken Leibe von Freiburg
wieder gen Falkenstein unter die Burg an die Halde und suchte da ihren
Mann, und fand ihn auch zerschmettert und modernd, und zog ihn herab an
den Weg, und schuf, daß er ward begraben im Falkensteinerthal‚ zu
St.Oswalds Kirchen." H. Schreiber aus den Prozeßakten Der Untergang der Falkenburg ist an höchst wahrscheinliche, doch oft auch unwahrscheinliche Veranlassungen geknüpft. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts waren die ehrenfesten Falkensteiner Raubritter, Diebe und Verführer geworden. Nicht einmal arme Fußwanderer kamen ungerupft durch die Hölle; doch nicht vergebens schrieen ihre fortgesetzt ehrlosen Handlungen nach Rache zum Himmel auf. Die Sage berichtet über den kaum erklärlichen Fall der so starken Feste folgendes: Unter den Gewalttaten, welche die hier wohnenden Räuber verübt hätten, sei auch die Entführung einer wunderschönen Frau nicht zu vergessen, welche bestimmt war, hier diesen schändlichen Menschen Preis gegeben zu werden. Da sie die Unmöglichkeit, von der Feste zu kommen, eingesehen, habe sie sich scheinbar gutwillig in ihr Los gefügt und dadurch bei den Räubern den Wahn erregt, als sei sie nun mit voller Seele die Ihrige. Endlich habe sie es gewagt, um Erlaubnis zu bitten, einen Markt in Freiburg zu besuchen, um dort allerlei einzukaufen. Diese sei ihr auch gewährt worden und so habe sie dieselbe benützt, um bei dem Rate in Freiburg die nötigen Anzeigen zu machen. Dabei habe sie unter anderem einen Schurz voll Erbsen gekauft und auf dem Weg am Berghang bis zum Eingang der Burg verstreut. Die Freiburger seien sodann diesen Spuren nachgegangen und hätten, auf ein weiteres Zeichen - ein ausgehängtes weißes Tuch - das Tor gesprengt und die überraschten Räuber in ihrem Trunke gefangen genommen. Mit dem Schicksal der Burg Falkenstein scheint auch das des Geschlechts verknüpft zu sein. Noch war jene nicht viel über ein Jahrhundert untergegangen, so sah man auch dieses, wenigstens in unserer Gegend verblüht. Bisweilen wagt es ein Umwohner‚ vermeinten Schatzgewölben nachspürend, die ungeheuren Mauern da und dort anzubohren; wenn er aber dann unerwartet, statt der erhofften Schätze auf einen Haufen modernder Knochen stößt, läßt er mit Entsetzen von seinem Unternehmen ab und versichert dem Wanderer treuherzig, es seien dies noch Überreste von Reisenden, die einst in diesem Raubschloß erwürgt und verscharrt wurden. Dr. H, Schreiber (Vergleiche auch "Taschenbuch für Geschichte und Altertum in Süddeutschlandg IV.Bd. 1844 "Die Freiherren von Falkenstein", Seite 149) |
Sturz aus dem Burgfenster. |
Der Ritter von Falkenstein (Volkslied) Wohl reit‘ der Herr von Falkenstein Hin, über die breite Haide. Was sieht er an dem Wege stehn? Ein Mädel mit weißem Kleide. "Wohin, wohinaus du schöne Maid, Was machst du hier alleine? Willst du die Nacht mein Schlafbuhle sein, so reite du mit mir heime!" "Mit Euch heimreiten, das thu' ich nicht, Kann Euch doch nicht erkennen." - "Ich bin der Herr von Falkenstein, Und thu' mich selber nennen.” "Seid Ihr der Herr von Falkenstein, Derselbe edle Herre, So will ich Euch bitten, um'n G‘fangenen mein, Den will ich haben zur Ehe." "Den Gefangenen mein, den geb‘ ich dir nicht, Im Thrum muß er vertrauern, Zu Falkenstein steht ein tiefer Thurm Wohl zwischen zwo hohen Mauern.” - "Steht zu Falkenstein ein tiefer Thurm, Wohl zwischen zwei hohen Mauern, So will ich an den Mauern stehn‚ Und will ihm helfen trauern." Sie ging den Thrum wohl um und wieder um: "Feinslieb, bist du darinnen? Und wenn ich dich nicht sehen kann, So komm ich von meinen Sinnen." Sie ging den Turm wohl um und wieder um, Den Thurm wollt‘ sie aufschließen: Und wenn die Nacht ein Jahr lang wär’: Keine Stund thät mich verdrießen! "Ei, dürft ich scharfe Messer tragen, Wie unsers Herrn seine Knechten, Ich thät mit'm Herrn von Falkenstein, Um meinen Herzliebsten fechten!” "Mit einer Jungfrau recht ich nicht, Dann wär mir immer ein Schande! Ich will dir deinen Gefang’nen geben; Zieh' mit ihm aus dem Lande!" - "Wohl aus dem Lande, zieh' ich nicht, Hab‘ Niemand was gestohlen; Und wenn ich hab‘ was liegen lah'n, So darf ich's wieder holen." (Aus "Des Knaben Wunderhorn") |
Zerstörung der Burg Falkenstein Es rennt ein Weib durch's Höllenthal, Gejagt von Höllenangst und Qual. Die schlimmen Herrn von Falkenstein Sie fingen ihren Gatten ein. Der ihn verrieth mit argem Sinn, Der Vater war's der Dulderin. Sie klimmt zur Felsenburg empor Und klopft verzweiflungsvoll an's Thor, "Ihr hohen Herrn im Ritterhaus Gebt meinen Gatten mir heraus!“ "Durch eure Schuld am Schmerzenstag Sein Kind im Mutterschoß erlag." Herr Werner straks zum Erker kam Mit Zürnen solchen Lärm vernahm! "Seid gnädig, Herr von Falkenstein, So wird auch Gott euch gnädig sein." "Bedenkt, wenn ihr den Frieden brecht, In Rottweil spricht der Kaiser Recht." Herr Werner sprach: "Das macht mir Angst - Geschehen soll, was du verlangst." Sie stürzen den gefangenen Mann Herab vom höchsten Thurm sodann. Am jähen Hang bei Falkenstein Liegt blutig sein zerschellt Gebein. Das arme Weib im Felsengrund Küßt stumm den bleichen kalten Mund. Ihr Antlitz still zum Himmel schaut, Der selbst die Hölle überblaut. Mit blut'gem Rock vor Freiburgs Stadt, Die jammervolle Witwe trat. "O Freiburg, die für Freiheit bürgt, Wird ungestraft dein Volk erwürgt? Ist mächt'ger denn die Falkenschaar, Als Deutschlands stolzer Kaiseraar?" Die Herrn von Freiburg säumen nicht, Dem Frevel folgt das Strafgericht. |
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1. von Falkenstein im Höllentale (Wappen) Das Wappen des Geschlechts zeigt zwischen zwei roten Querbogen‚ auf grünem Dreiberg, ein blauer Falke mit geöffneten Flügeln in goldenem Feld. Die beiden Hauptlinien des Geschlechts unterscheiden sich durch die Helmzier‚ indem die eine Linie zwei abgekehrte Hahnenhalse mit roten Kammen (A), die andere den auffliegenden Falken (B) führt. Die Hahnenhälse erscheinen schwarz mit roten Schnäbeln in der Zür.W.Rolle Nr‚454‚ im Codex (handgeschriebenes Buch) des Georg von Stadion pag.265 weiß mit roten Schnäbeln; Helmdecke: rotsilbern; im Colmarer Codex fol.98a golden; Helmdecke: rot-golden; im Donaueschinger Codex fol. 155a ist der linke Hahnenhals rot mit silbernem Kamme‚ ‚der rechte silbern mit rotem Kamme; Helmdecke: weiß. Ebenso ist bei Gruenenberg fol.181b die Helmzier der "Falkenstein zu Bickenrütty”, im Schilde der Dreiberg roth; Helmdecke: rot-silbern. Die andere Hauptlinie führte auf dem Helme einen auffliegenden blauen Falken. (nach J.Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch‚ Band I, 1894)(* Der Kindler von Knooloch kann im Lesesaal der Universitäts-Bibliothek Freiburg i‚Br, bei der Aufsicht jederzeit zur Einsichtnahme ausgeliehen werden) |
Wappen derer von Falkenstein. |
Wenige Schritte oberhalb des Gasthauses "zwei Tauben" zieht sich ein Fußweg durch den Schulterdobel auf die Höhe der Schwarzeck (Höhe 780 m). Versteckt im Dunkel des Waldes befinden sich die Umfassungsmauern einer alten Kapelle. Es sind die Überreste der einst aus nah und fern sehr besuchten Wallfahrtskapelle Schwarzeck. Über die Gründung berichtet die Sage: "Vor hunderten von Jahren verirrte sich das Kind eines Falkensteiger Hofbauern auf die Höhe und konnte aus der dürsteren Waldung den Weg nicht wieder in das Elternhaus zurückfinden‚ Drei Tage und Nächte verbarg sich das arme Kind unter einem Felsen und jeden Morgen brachte ihm eine weißgekleidete Frau ein Brötchen. Endlich nach langem Suchen wurde das Kind unversehrt aufgefunden und zum Andenken der Errettung des Kindes wurde eine Kapelle gestiftet." Doch kehren wir nach diesem Abstecher wieder zu den "zwei Tauben” zurück. Ganz in ihrer Nähe stoßen wir wieder auf eine Kapelle. Es ist die sogenannte ”Klauskapelle". Über dem Eingangstörchen befindet sich die Jahreszahl 1606; im Innern sind über der Türe vier Wappen, das eine von Bollweiler, die andern drei sickingisch, angebracht. Darunter eine lateinische Inschrift vom Jahre 1607, die besagt, daß diese Kapelle dem hl.Nikolaus als Schutzpatron gewidmet und in ihr von den Freiherren von Sickingen, denen damals ein Teil des Tales gehörte, der Gottesdienst eingerichtet worden sei. Am Altarbild, das den hl. Nikolaus darstellt, |
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Gasthaus "zu den zwei Tauben" |
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F a l k e n s t e i g (Alt- und Neu-Falkenstein) Schreibweisen: Der Ort: Falckenstaig 1300 Die Burgen: Falchensteina Rot.Sanpetr. (FDA. XV 148); Valchinstein 1254; Valchinstein eb.; Valchenstein 1254; an dem turne ze Valkenstein 1528; Vesty Valkenstein 1588; Valkenstein mit dem türn 1481 usf. Literatur: Gerbert HNS Il 57.128; Schreiber, Burg Falkenstein im Höllenthale‚ Freiburger Adresskal. 1824; die Freiherrn v. Falkenstein Taschenbuch f. G.u.A. in Südd. IV 1844 S.151-174; Schönhut‚ Burgen usw. I 119-156; Z.NF. II 527; Badenia II 1862; Friedr.Pfaff‚ die Sage vom Falkenstein, Freib.Z. VII S.221; Schau ins Land III 74, XI „o; (Geres) XII 4, 11, 12 (A. mit 5 Taf.)‚ 14, XIII 79 und Verein (s.Index zu XXVI 18). |
Klaus -Kapelle. |
Der Kaffee
brodelte schon und brauchte nur in die Kanne gegossen werden, als die
ersten Vorreiter ansichtig wurden. Gebäck aus Wien könne der
Proviantierung entnommen werden, war die Kunde. Ein feines
strohgeflochtenes Körbchen stand hierfür bereit. Da stürzte der
Nachbar, der Jöcklisbauer‚ mit seinem Knecht herbei. Es sei eine große
Wasserlache vor dem Hause und die hochfürstliche Prinzessin könne doch
nicht mit ihren feinen goldenen oder seidenen Schühlein da
hindurchgehen. Der Knecht war ein ganz gescheiter, einer, der sozusagen
“das Gras wachsen hört”. Er rannte in der Posthalterin bessere Stube
und zog dort den großen Teppich unter dem Tisch und Kanapee hervor und
eilte damit zu dem durch das Schneewasser aufgequollenen Vorplatz,
diesen damit zu bedecken. Aber, o weh, der Teppich war doch zu kurz und
reichte nicht zu dem Wege, wo die kaiserliche Karosse halten würde.
Aber der Jöcklisknecht wußte neuen Rat. Er holte aus dem Nebenzimmer
die große pelzgefütterte Reisedecke, die dort über einer Holztruhe lag
und welche ein vornehmer, reicher Ausländer liegenließ und bisher nicht
wieder abgeholt wurde. Aber immer noch nicht reichte die nebeneinander
gebreitete Bedeckung bis zu der erwähnten Stelle aus. Eine dritte Decke wäre mindestens notwendig gewesen. "O", sagte der Jöcklisknecht‚
”Jetz weiss i, was mer mache, isch d'Prinzessin über de erschde Deppich
gloffe, ziege mer'en weg und legene derno widder vorne dra.” So war die
Sache abgemacht, aber ganz glatt ist sie danach nicht abgelaufen. |
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Die Höllentalstraße zur Postkutschenzeit. Links die St.-Oswald-Kapelle‚ rechts das Wirtshaus "zum Sternen"; wo die Vorspannpferde bereitgehalten wurden. Im Hintergrund die um 1850 neu angelegten Rampen der Höllsteige |
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Der Hirsch im Höllental Über die Geschichte des Hirsches im Höllental wurde schon auf Seite 5 berichtet. Von freundlicher Seite wurden uns nun ergänzende Angaben dazu übermittelt, die allseits interessieren dürften. Der erste Hirsch wurde aus Holz im Jahre 1856 erstellt. Im Winter 1875/74 schleuderte ihn ein starker Sturm von seinem Standpunkte. 1874 erstellte Forsttaxator Frhr. von Schilling den zweiten Holzhirsch. "Es soll ein kolossaler Hirsch mit majestätischem Geweih gewesen sein", heißt es in einem Bericht über die Versammlung deutscher Forstmanner in Freiburg 1874. Anno 1878 stürzte bei einem Sturm auch dieser Hirsch vom Felsen. 1886 beim Bau der Höllentalbahn wurde der dritte Holzhirsch aufgestellt von den Freiburgern Fritz Stockert‚ Knosp und Dettinger, Malermeister und Wilhelm Sutter in Neustadt. 1890 mußte der vom Sturm hart mitgenommene Hirsch wiederhergestellt werden. 1904 war er vollends zerstört. Auf Anregung von Kaufmann Ruf, Freiburg sammelte man nun im Sohwarzwaldverein Gelder für einen neuen Hirsch, der dann am 17.Mai 1907 aufgestellt wurde und heute noch steht. Dieser in Kupfertreibarbeit mit innerem Eisengerippe 2 m hoch hergestellte Hirsch steht heute noch. Er steht 40 m hoch über der Straße. Gesamtgewicht 850 kg. Preis mit Aufstellung rund 1700 Mark. |
Der Hirschsprung |