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Der Berlacher ist zurück - in Eschbach wächst wieder Wein
Badische Zeitung am 19. April 2012 von Monika Rombach und Hubert Andris

Wein aus dem Eschbachtal? – das gibt es nun wieder, wie schon vor 100 Jahren. Geschichtlich überliefert ist die "Berlacher Steillage". Zur jüngsten Sitzung des Festausschusses "900 Jahre Eschbach" funkelte nun wieder ein neuer Eschbacher Wein in stilvollen Jubiläumsgläschen.
Weinbau wurde in Eschbach bereits im 18. Jahrhundert betrieben, bis Anfang des 20. Jahrhunderts die gefürchtete Reblaus und zwei Sorten Mehltau den Blättern der Eschbacher Rebstöcke den Garaus machten. Die biochemische Reaktion zur Zuckerbildung und dessen Einlagerung in die Trauben war ohne die dabei zerstörten Blätter nicht mehr möglich. Selbst Rebeinkreuzungen mit den "Amerikanern", resistenten Wildrebsorten aus Übersee, konnten nicht verhindern, dass der Weinbau im Dreisamtal, bis auf kleine Reste in Freiburg, aufgegeben wurde.

Genüsslich sürpfelten jetzt aber die Mitglieder des Festausschusses den neu entstandenen Eschbacher Wein, einen Rotwein aus im Herbst 2011 gelesenen Blauen Spätburgundertrauben – ein gelungenes Produkt der siebenköpfigen Gemeinschaft ehemaliger Eschbacher Jugendlicher. Heute nennen sie sich "Eschbacher Winzer" und ernteten viel Lob an diesem Abend. Sie freuen sich über ihr erstes 30-Liter-Fass voll fruchtig-gehaltvollen Weines. Kommerziell vertrieben wird der rare Tropfen nicht.
 
Der Vereinsvorsitzende Peter Wilsch, Christoph Graf, Rudolf und Erich Schwär, Jacob Kult, Richard Feser und Fritz Schreiber genießen ihre Freizeitbeschäftigung, die sie weiterhin mit dem nötigen Ernst pflegen wollen. Nachforschungen für die Eschbacher Chronik 2012 hatten sie auf die Idee gebracht, zum Jubiläumsjahr einen Wein aus Spätburgunder, Grauburgunder und Gewürztraminer Trauben auszubauen. Erstaunliche 92 Öchslegrad des ersten Jahrgangs – ein Prädikatswein – krönten ihren Einsatz. Gewachsen ist er an der steilen, sonnenverwöhnten Berlacher Südhanglage. Zeit, Kraft und Schweiß kostete deren Bearbeitung.

Ihre ersten Spätburgunder Reben zogen die Hobbywinzer an Metallstützen. "Das ergibt eine größere Oberfläche zu optimaler Sonnenausbeute", erklären sie. Nach historischem Vorbild pflanzten sie inzwischen auch 20 einzeln gesetzte Reben von Grauburgunder und Gewürztraminer an Holzpfosten: "Um Bouquets zu mischen, so wie unsere Vorfahren ihren Wein ausbauten." Wertvolle Hinweise gab dem eingetragenen Verein Bernhard Reichenbach, der Geschäftsführer der Buchholzer Winzergenossenschaft.

Gemarkungsnamen wie "Berlacher Rebberg" mit vier Hektar, ebenso wie im Steurental, und vom "Mooshof" über "Scherles Rebäckerle" bis Eschbach-Obertal erinnern talauf, talab an die alten Rebanpflanzungen. Von 1780 bis 1945 wurde Eschbach als Weinbaugemeinde in den Akten geführt. Landwirte waren damals Selbstversorger. Fast jeder Hof mit sonnigen Lagen legte sich Reben zu.

"Mit dem eigenen Hauswein erhielten sie auch leichter Knechte als mit saurem Apfelmost", schmunzelte Christoph Graf. Bodenproben ermittelten in den Eschbacher Steillagen denselben mineralreichen Gneisboden wie am Glottertäler Eichberg. Ende des 19. Jahrhunderts verschaffte der von Dichter Viktor von Scheffel bevorzugte "Glottertäler" ihm als "Scheffelwein" seinen guten Ruf.

"Drei Küferhäusle gab es einst in Eschbach", steht in Christoph Grafs 1977 verfasster Arbeit über Eschbach zu lesen. Ausgeschenkt wurde der Wein in den Wirtshäusern. Für den "Rindsfuß-Wirt" aus Kirchzarten (heute "Hotel Fortuna") der beste Grund, 1840 den Berlachenhof samt den Rebhängen zu erwerben.