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Das Pfarrhaus St. Jakobus wird saniert
Eine komplizierte Baumaßnahme — Neue Räume für die Pfarrei

Badische Zeitung Sa/So, 24./25.Aug.1985, Nr.195

Stegen-Eschbach (w). Eine Totalsanierung erfährt zur Zeit das Pfarrhaus der Pfarrei St.Jakobus in Eschbach. Die Sanierungsarbeiten an dem stattlichen Gebäudekomplex, der von 1788 bis 1790 erbaut wurde, laufen schon seit 1983 und sollen bis Ende 1985 abgeschlossen sein. Beträchtlich ist der Kostenaufwand für das denkmalgeschützte Eschbacher Pfarrhaus: Auf rund eine Million Mark werden die Sanierungskosten veranschlagt. Das Erdgeschoß wird künftig für die Pfarrei Nutzungsmöglichkeiten bieten.

Während der Bauzeit des Eschbacher Pfarrhauses vor fast 200 Jahren mußten die Eschbacher Hand- und Spanndienste leisten. 10 000 Fuhren Back- und Feldsteine mußten hergeschafft werden, so weiß der pensionierte Eschbacher Pfarrer Joseph Hog zu berichten. Und dies noch zur Sommerszeit, wo..die ‚Bauern das eigene Gespann selbst notwendig brauchten. Zeitweise sei deshalb sogar gestreikt worden, so Joseph Hug. Vom Kloster St.Peter wurde das Pfarrhaus so groß gebaut, damit in Kriegszeiten, in denen: das. Kloster St.Peter immer wieder. heimgesucht wurde, eine Ausweichstätte vorhanden war. Der Keller sei so gebaut worden, so Hog, daß das Haus hätte abbrennen können, ohne daß der Keller geschädigt worden wäre.Sogar Pferde konnten im Keller untergebracht werden.

Einmal, so Pfarrer Hog, hätten Horden der Armee Moreau auch Eschbach plündernd heimgesucht. Die Eschbach hätten mit Pferden und einem Teil des Viehs dabei im Pfarrhauskeller Schutz gefunden. Pfarrer Hog weiß auch über genaue Bauvorschriften der damaligen Zeit zu berichten, die beispielsweise den Standort des Pfarrhauses reglementierten.

Das Mauerwerk des Pfarrhauses kann sich sehen lassen. Es ist rund 90 Zentimeter stark und reduziert sich im oberen Bereich auf 60 Zentimeter Stärke, Eichenbalken, die nun ersetzt werden mußten, trugen die Decken. Wertvolle Stuckornamente wurden in wochen- und monatelanger Arbeit restauriert. Daß seit der Bauzeit des Eschbacher Pfärrhauses nicht grundlegend repariert wurde, belegen die handgeschmiedeten Nägel, mit»denen die Dachlatten befestigt waren.

Die Totalsanierung des Pfarrhauses in Eschbach wurde möglich, nachdem der in Pension gehende Pfarrer Joseph Hog auszog und seinen Altersruhesitz in seiner Heimat St.Märgen nahm. Auch für die Heimatvertriebenen, die in der Erdgeschoßwohnung wohnten, konnte eine Ersatzwohnung gefunden werden. So wurde 1982 die Planung für die Sanierungsarbeiten in Angriff genommen. 1983 erhielt das .altehrwürdige. Gebäude einen neuen Dachstuhl. Eine Zentralheizung wurde eingebaut. An die Planung, Bauleitung und die Handwerker stellt die Sanierung hohe Anforderungen. Das Staatliche Hochbauamt Freiburg betreut die Sanierung, da das Land Baden-Württemberg für den Großteil der Kosten aufkommen muß. Eine Regelung, die in der Säkularisation ihren Ursprung hat. Die Eschbacher Pfarrgemeinde muß einen Anteil erbringen, der die ehemaligen Hand- und Spanndienste abdeckt. Der Pfarreianteil, so Pfarrgemeinderatsvorsitzender Dr. Stein, werde bei etwa zehn Prozent liegen.

Im Rahmen der Sanierungsarbeiten entstehen im Erdgeschoß des Pfarrhauses ein Pfarrsaal mit 60 bis 70 Plätzen und zwei Gruppenräume mit einer Teeküche. Die Räume werden künftig für die Jugendarbeit, den Seniorenkreis, den Kirchenchor und andere Gruppen in der Pfarrei genutzt.; Die Ausstattung und die Möblierung dieser neuen Räumlichkeiten für die Pfarrgemeinde St. Jakobus muß allerdings die Kirchengemeinde alleine tragen. Die Kosten dafür liegen bei 40 000 Mark. Wer die Wohnung im Obergeschoß des Pfarrhauses bewohnen wird, ist noch offen. Es wird ein Angehöriger des kirchlichen Dienstes sein, so der Pfarrgemeinderatsvorsitzende der Pfarrei Eschbach.


DAS ESCHBACHER PFARRHAUS WIRD TOTAL SANIERT. Das geschichtsträchtige Gebäude wurde 1788 bis 1790 erbaut. Die Sanierungskosten für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude liegen bei rund einer Million Mark, die zum größten Teil das Land zu tragen hat. Die Pfarrei St. Jakobus wird etwa zehn Prozent der Gesamtkosten aufbringen müssen. Im Erdgeschoß stehen der Pfarrei künftig ein Pfarrsaal und zwei Gruppenräume mit Teeküche zur Verfügung.
Bild: Wendelin Drescher