zum Inhaltsverzeichnis  

Der Bannwald im Konventwald in Stegen-Eschbach


aus:
Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Freiburg

Herausgegeben vom Regierungspräsidium Freiburg in Zusammenarbeit mit der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg 
Sigmaringen: Thorbecke. 1998 ISBN 3-7995-5171-9 

Seite 165-166
Bannwald Konventwald Landkreis: Breisgau-Hochschwarzwald

Gemeinde: Stegen Gemarkung: Eschbach 
Naturraum: Mittlerer Schwarzwald Geschützt seit 1975 
Größe: 17 Hektar Top. Karte: 7913 Freiburg Nordost 

Wandert man von den Hochflächen um St. Peter nach Freiburg, durchquert man auf seinem Weg hinab ins Breisgau ausgedehnte Wälder. Auf halber Strecke befindet sich das Naturschutzgebiet "Bannwald Konventwald“. Es liegt in große Mischwälder eingebettet an den Süd- und Südosthängen des 865 m hohen Flaunsers. Der Konventwald ist ein Schutzgebiet, das weder durch besondere Pflanzenvorkommen noch durch eine herausragende Landschaft von sich reden macht. Vielmehr ist es ein eher unscheinbares Waldstück, das den »normalen« Waldtyp des westlichen, zur Oberrheinebene abfallenden Schwarzwaldes repräsentiert. Der Name des Konventwaldes geht auf seinen ehemaligen Besitzer zurück: Als Klosterwald war er in Besitz des Convents von St. Peter; erst durch die Säkularisation im vorigen Jahrhundert ging er in Staatsbesitz über. Seit seiner Ausweisung als Bannwald unterliegt er keinerlei Nutzung. Vielmehr dient er der wissenschaftlichen Forschung, die an seinem Beispiel die ungestörte, vom Menschen weitgehend unbeeinflußte Waldentwicklung zum „Urwald von morgen“ studieren will. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg hat zu diesem Zweck eine umfangreiche Meßstation im Naturschutzgebiet eingerichtet. 

Den geologischen Untergrund des Konventwaldes bilden die sogenannten "Paragneise“. Dieses Silikatgestein verwittert gut und hinterläßt einen vergleichsweise nährstoffreichen, für die Pflanzen gut zu durchwurzelnden Boden. Trotz der oft steilen Hänge ist er im Bannwald recht tiefgründig. Nur auf den etwas erhöhten Rücken ist er etwas dünner, während in den Mulden des Gebiets das Bodenmaterial angereichen ist. Der Boden ist dort deshalb merklich mächtiger. 

Im Konventwald haben wir einen montanen, ca. 140jährigen Buchen-Tannenwald aus Naturverjüngung vor uns. Die südexponierten Hänge, die sich über die breiten Geländerücken erstrecken, sind weitgehend von Buchenwald bedeckt. Die Tanne ist zwar diesen Beständen beigemischt, taucht aber am häufigsten im sogenannten Unterstand auf, wo der schattenertragende Nadelbaum über Jahrzehnte unter dem Kronendach der Buchen verharren kann. Nur abschnittsweise übernimmt er einen größeren Anteil an der Baumschicht. Durch den flachgründigen Boden ist der Standort recht trocken. Dieser ist spärlich mit krautigen Pflanzen bedeckt, die alle die Tendenz zur Herdenbildung haben. Insbesondere der Wald-Schwingel (Festuca altissima) bildet an den raren Sonnenplätzen unter dem ansonsten geschlossenen Laubdach dichtere Vegetationsflecken aus. Im Gegensatz dazu steht der Sauerklee (Oxalis acetosella); er bevorzugt als zartes Pflänzchen die schattigeren Bereiche, die nur selten von Sonnenstrahlen überstrichen werden. 

In den oberen Abschnitten des Naturschutzgebiets bleibt der Waldboden über weite Abschnitte völlig ohne schützende Vegetationsdecke, auch fehlt die schwer zersetzbare Buchenstreuauflage - sie wird aus den vergleichsweise exponierten Stellen weggeweht. Hier haben wir, gemessen an der Wuchsleistung der Buche, die schlechteste Standortvariante des Konventwaldes vor uns. Die Draht-Schmiele (Avenella flexuosa), ein herdenbildendes Waldgras mit schmalen, leicht glänzenden Halmen, und die Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides) gehören zu den wenigen Arten, die auf dem armen, vielleicht durch eine weit zurückliegende Weidenutzung verhagerten Waldboden ihr Auskommen finden. 

Der nach Osten orientierte Hang dagegen ist schattiger und besitzt einen deutlich frischeren Boden. Vor allem am Unterhang hält das zur Oberfläche drängende Grundwasser den tiefgründigen Boden ganzjährig feucht, so daß unter dem dichten Schirm der Buchen und Tannen eine besser entwickelte Bodenvegetation vorhanden ist. Die jährlich anfallende Laubund Nadelstreu wird wegen der günstigen Bedingungen besser abgebaut und die darin enthaltenen Nährstoffe den Pflanzen wieder zur Verfügung gestellt. Goldnessel (Lamium galeobdolon), Aronstab (Arum maculatum), Hexenkraut (Circaea lutetiana), Waldmeister (Galium odoratum), Rühr-mich-nicht-an (Impatiens noIi-tangere) und Breitblättriger Domfam (Dryopteris dilatata) zeigen die guten Standortbedingungen an. Gruppen von Fuchs’ Greiskraut (Senecio fuchsii) schließlich wachsen an den etwas verlichteten Stellen, besonders dann, wenn die Lücken zwischen den Baumkronen über einige Jahre beständig sind. Dies ist jedoch nicht häufig der Fall, weil beim Ausfall eines Baumes dessen Nachbarn durch vermehrtes Wachstum ihrer Äste den Zwischenraum bald wieder schließen. Zahlreich ist der Buchenjungwuchs, der sich abschnittsweise zu einer dichten Schicht zusammenschließt. Seltener ist die Tannenverjüngung, die unter dem Verbiß durch den hohen Wild bestand zu leiden hat; ein Hinweis darauf, daß nicht alle Vorgänge im Bannwald vom Menschen völlig unbeeinflußt stattfinden und deshalb "natürlich“ sind. 

Im Wald verteilt befindet sich überall Totholz. Es ist jedoch nicht sehr häufig, da der Wald noch nicht seine „Altersphase“ erreicht hat. Das meiste geht wohl auf Blitzeinschläge, Eisbruch und Sturmwurf zurück. Von abgebrochenen Bäumen steht oft nur ein morscher, teils zerfetzter Stamm, in dessen Holz die madensuchenden Spechte zahlreiche Löcher gehackt haben und Pilze ihre Fruchtkörper ausbilden. Am Boden liegen die herabgefallenen Gipfelstücke, oft überzogen von einem Moos- oder Flechtenteppich. Ein aufmerksamer Beobachter kann alle möglichen Zerfallsstufen des frischen, hellfarbigen, noch festen Holzes bis hin zum dunkelbraunen, mürben, leicht zerbröselnden Material beobachten. 

Im Bannwald gibt es eine breite Hangmulde. Hier tritt in kleineren Quellen Grundwasser an die Oberfläche, durchsickert den Boden und sammelt sich schließlich in einem kleinen Bächlein. An diesen feuchteren Standorten gedeihen die Frühjahrsblüher Bär-Lauch (Allium ursinum), Frühlings-Scharbockskraut (Ficaria verna) und Hohler Lerchensporn (Corydalis cava). Sie nutzen die ersten Wannen Tage des Frühlings zum Wachstum und haben ihren jährlichen Lebenszyklus bereits abgeschlossen, wenn die Laubbäume ihr Blätterdach entfalten. Die großkronigen Buchen, zu denen sich hier auch der Berg-Ahom gesellt, stehen recht weit voneinander entfernt, so daß der Eindruck eines hallenanigen Waldes entsteht. Vor allem die schuttreiche Sohle der Hangmulde wird von den Bäumen gemieden. An ihrem Grunde fließt in einer engen Rinne ein kleiner Bach. Er hat sich im beweglichen Schutt bereits in einige Anne aufgeteilt. Auf dem groben Material wachsen im dunklen Schatten der hochgewachsenen Bäume Hänge-Segge (Carex pendula), Gegenblättriges Milzkraut (Chzysosplenium oppositzfolium), Wald-Stemmiere (Stellaria nemorum) und Waldziest (Stachys sylvatica). P. Lutz