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zum 900 Jahrfeier - Inhaltsverzeichnis

900 Jahre Eschbach
Zwei Datumsangaben im Rotulus
Der Begriff "Acelinisbach" erscheint im Rahmen einer ersten Grenzbeschreibung des
jungen Klosters St. Peter.
Autor: Prof. Siegfried Thiel

Das beschauliche Eschbach im Schwarzwald gedenkt in diesem Jahr seiner Gründung vor 900 Jahren. Siegfried Thiel auf der Suche nach Zeugnissen der ersten urkundlichen Erwähnung in der Chronik geblättert.
Das Gebiet des heutigen Ortes Eschbach im Schwarzwald, das seit 1975 zusammen mit Wittental und Stegen die Gesamtgemeinde Stegen bildet, gehörte zu einem großen Teil zur Gründungsausstattung des Klosters St. Peter im Jahr 1093. Bertold II. hatte damals das Hauskloster St. Peter von Weilheim/Teck (Schwäbische Alb) auf seinen Besitz im Schwarzwald verlegt, weil er wegen des Investiturstreits, wo er auf Seiten des Papstes stand, dem politischen Druck Heinrichs IV. ausgesetzt war.

Als St. Peter im Jahr 1111 Zähringische Grablege wurde, schenkte Bertold III. am 27. Dezember 1111 eine größere Anzahl von Gütern dem neuen Schwarzwaldkloster. In diesen Schenkungen (meist auch Besitzbestätigungen) taucht nun zum 1. Mal der Begriff "Acelinisbach" auf, mit welchem entweder eine Siedlung Eschbach oder das entsprechende Gewässer gemeint sein kann. Damit fällt der Zeitraum, wann der Name Eschbach seine erste urkundliche Nennung erfahren hat, in den Bereich um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Niedergeschrieben wurden diese Schenkungen erst 1240 durch Rückdatierung auf den echten Zeitpunkt des 27. Dezembers 1111. Das schriftliche Dokument dafür bildete das Güterverzeichnis im Rotulus Sanpetrinus, welches aus einem 630 Zentimeter langen aufgerollten Pergamentstreifen in einer rohrförmigen Holzkapsel bestand.



Der Begriff "Acelinisbach" erscheint im Rahmen einer ersten Grenzbeschreibung des jungen Klosters St. Peter. In diesem Zusammenhang werden noch die Grenzpunkte Rohrberg (Rohr), Flansen (Flaunser), Staffilegga (Waseck?), Wisinegga (Wiesneck), Twerinbach (Zweribach) und Glottronsprinc (Glotterursprung) genannt.
Welches Jahr ist gemeint, 1111 oder 1112?
Manche Chronisten vermuteten bei diesem Begriff "Acelinisbach" eine Streusiedlung Eschbach, aber neuere Untersuchungen legen nahe, dass damit nicht eine Siedlung, sondern der Bach als Grenzpunkt gemeint sein könnte (Heribert Saldik 2008). So bleibt die Frage zunächst offen. Vielleicht wird sie in hundert Jahren bei der Jahrtausendfeier Eschbachs im Jahre 2112 beantwortet werden können.
Im Rahmen der Belege für eine vorhandene Streusiedlung Eschbach, die im Rotulus Sanpetrinus genannt werden, sind die von einer Mühle in Asschebach (Eschbach) noch am eindeutigsten. Deren Erträge sollten für die Kerzenbeleuchtung einer Marienkapelle dienen. Fielen diese Einnahmen durch irgendein Ereignis weg, so sollte durch Tausch der Zinsertrag eines Hofes (Hufe) bei Ebnet (Freiburg) dafür verwendet werden.
Dieser Vorgang hat sich nun in der bekannten Amtszeit des Abtes Eppo (1108 bis 1132) zugetragen. Deshalb kann ein Zusammenhang des Hofes in Ebnet und der nahe gelegenen Mühle in Eschbach relativ sicher vermutet werden. Damit ist auch die erste Nennung von Eschbach dem Datum des 27. Dezembers 1111 zuzuordnen. Außerdem vergab in der Amtszeit des Abtes Eppo laut Rotulus ein Diemo von Eschbach "zwei eben in diesem Dorf gelegene Wiesen" an das Kloster St. Peter. Da aber jeder Bezug des Diemo zum Dreisamtal fehlt, könnte auch das Eschbach bei Staufen im Markgräflerland gemeint sein.
Bestätigt werden die Schenkungen vom 27. Dezember 1111 überraschenderweise durch zwei Datumsangaben im Rotulus: "Geschehen an den 6 Kalenden (Anfang des Monats, d.V.) des Januar, das ist das Fest des heiligen Evangelisten Johannes (27.11.1111 d.V.) im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1112, im sechsten Jahr des Königs Heinrich, des fünften dieses Namens (...) vor der Kirche des heiligen Petrus." (Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe 14/Nr. 4, Rotulus Sanpetrinus, Neuausgabe 2011).
Welches Jahr ist nun gemeint, 1111 oder 1112? Hier spielt nun die damalige römische Zeitrechnung eine Rolle, in welcher man einen Zeitpunkt sowohl vor- als auch zurückbestimmen konnte. Als Beispiel aus heutiger Sicht: 11.45 oder drei viertel 12 Uhr. Zum 27. Dezember befindet man sich am Ende des Jahres 1111, das neue Jahr 1112 ist aber schon im Blick.
Für die Festsetzung des Termins eines Jubiläumsjahres ist aber von Bedeutung, dass seit dem Jahr 1111 eben 900 Jahre vergangen sind oder Eschbach sich im neunhundertsten Jahr danach befindet (2012). Hier entscheidet dann die Gemeinde nach Auskunft des Gemeindetags allein darüber, welcher Zeitpunkt am angemessensten ist. Nach heutigem Stand des Wissens (Heiko Wagner, 2009) kann davon ausgegangen werden, dass die Streusiedlung Eschbach im Schwarzwald wahrscheinlich durch eine noch frühere Talbesiedlung (Schwabenhof, Reckenberg und Berlachen) schon vor diesem Datum des 27. Dezember 1111 bestanden hat.