zum Inhaltsverzeichnis
Auszüge aus:
Franz
Kreutter
Geschichte der k.k.
vorderösterreichischen Staaten
Aus
Urkunden, gleichzeitigen Geschichtsschreibern und andern
reinsten Quellen gezogen
von einem Kapitular des fürstlichen Stifts St. Blasien im
Schwarzwalde
Fürstlicher
Reichsstift St. Blasien 1790
Schnewlin
....Um eben diese Zeit war auch schon das adeliche Geschlecht
der Schnewlin bey den Breisgäuern in grossem Ansehen. Die
Urkunde, welche der Kaiser Leopold dem Freyherrn Wolfgang
Wilhelm Bernlapp von Bollschweil 1674, gegeben hat, sagt, daß
der adeliche Stamm von Bollschweil schon 1070 sich in vierzehn
Äste getheilet habe, deren jeder sich über eine besondre
Herrschaft und Burg erstreckte. Diese vierzehn Äste können wir
aus alten schriftlichen Denkmalen mit ihrem eigenen Namen
nennen.
Als:
a) Schnewlin von Schneuburg, Schnewlin von Landeck, Schnewlin
von Bernlapp, Schnewlin von Kollmann;
b) Schnewlin von Bollschweil, Schnewlin von Weiler;
c) Schnewlin im Hof
a)
In dem Breisgau findet man noch den traurigen Überrest zweyer
Schlösser, die den
Namen Schneuburg tragen. Eines stund
ehmals hinter dem Gotteshause Oberried nicht ferne von
St.Wilhelm, und hat von der Wildniß, in der es liegt, den
Beynamen die wilde Schneuburg erhalten. Das andere lag auf dem
Schnee - oder Schienberg, und gehört von einigen Jahrhunderten
her dem fürstl. Stifte St.Gallen in der Schweiz. So gewiß es
ist, daß eines dieser zweyer Schlösser das Stammhaus der Edeln
von Schnewlin gewesen, so ungewiß kann bestimmet werden,
welchem von beyden diese Ehre zuzueignen sey
a)
Die Urkunden des badischen Archivs zu Emmendingen geben
deutlich, daß der Herr Markgraf Heinrich von Hochberg im J.
1314. einem Schnewlin die Erlaubnis ertheilet habe, auf einem
Hügel bey Köndringen, welches Dorf nebst Mundingien damals
schon eine Schnewlinische Besitzung war, das feste Schloß
Landeck zu erbauen. Die Familie der Schnewlin muß der
Herrschaft von Baden sehr ergeben, und aus diesem Grunde
derselben auch wohl empfohlen gewesen seyn; denn sie erhielt
bald darauf, nämlich schon im J. 1327, das in der
breisgauischen Mark liegende Dorf Holzhausen zu einem
Geschenke wegen seinen dem Badischen Hause geleisteten guten
Diensten. Von dieser Zeit bekamen die Landeckischen Güter
immer einen starken Zuwachs. Sie besaßen schon im J. 1412. das
Dorf Krozingen, samt dessen ganzen Gerichte; einen Theil an
dem Dorfe Kappel, den sie im J. 1447 den 14ten April dem
Kloster Oberried vergabet hatten. David von Landeck wurde im
J. 1466. am 26sten Horn, von dem Erzherzoge Sigmund von
Österreich mit den Gotteshausleuten zu Kirchhofen belehnt; er
besaß das Dorf Vörstätten, welches vorher dem Kloster Sulzburg
gehôrte; wie auch. die zwey Dörfer Breitnau und Ebnet, die
aber vor zweyhundert Jahren „ da Friedrich von Sicking die
Anna von Landeck heirathete, an das Sickingische Haus gekommen
sind. Landeck kam endlich um das Jahr 1529 samt dem Dorfe
Köndringen durch einen Kauf an den Herrn Markgrafen Ernst,
deswegen sich zwischen diesem und dem David Schnewlin von
Landeck ein Streit erhoben, der hartnäckig muß gewesen seyn;
denn das Dorf Köndringen/ welches in dem Laudesständisch -
Breisgauischen Anschlage vom J. 1475. ein und fünfzig
Herdstätte zählte, war im J. 1521. noch bey dem
Vorderôsterreichisch - Ritterständischen Anschlage.
a)
Diese kauften im J. 1327. von Grafen Konrad zu Freiburg, und
dessen Sohne Friedrich das Dorf Gundelfingen, nebst der Burg
und dem Dorfe Zäringen, auch den Dörfern Holenthal, Wildthal
und Reuthe, um 303 Mark Silber. Von dieser Zeit wohnten sie in
der Burg Zäringen, da sie zuvor in dem Schlosse Bollschweil
ihre Wohnung hatten; denn im J. 1303, den 19ten Augsim. gieng
Schnewlin Bernlapp; Herrn Konrad Schnewlins Sohn, wegen der
Burg zu Bollschweil einen Vertrag ein, Aus dem Archive der
Stadt Freiburg wird erwiesen, daß dieses adeliche Haus im J.
1350, auch den vierten Theil der Herrschaft Keppenbach im
Breisgau besessen habe. Insgemein nennten sich diese Edeln bis
gegen das Ende des XVten Jahrhunderts, die Bernlappen von
Zäringen.
þ)
Diese wohnten in dem Schloße Bollschweil, welches mit einem
Graben umgeben war; izt aber ganz zerstöret ist, und die
adeliche Familie veranlasset hat, ihren Sitz nach Oehikofen zu
übertragen. Der Freyherr Anton Schnewlin-Bernlapp hat seine
Besitzungen zu Bollschweil, Wittnau, Bizighofen, Niederwinden,
Schwangen, und Oberyach, mit dem Dorfe Merzhausen, welches
schon vor einigen Jahrhunderten ein Bollschweilisches Gut war,
aber im J. 1635. durch die verwittibte Barbara von Bollschweil
an das Haus der Gesellschaft Jesu veräussert worden, vor
einigen Jahren vermehrt, und besitzt selbes mit den oben
genannten Gütern als ein Österreichisches Lehen.
a)
Daß diese Edelleute in dem Schlosse, die wilde
Schneuburg genannt, gewohnt, und die umliegende Gegend bey
St.Wilhelm als ein Eigenthum besessen haben, erhellt aus einem
Urtheilsspruch von dem Jahre 1315, durch welchen die Stadt
Freiburg angehalten wurde, den Kollmannen allen an der Burg
wilde Schneuburg und den angrenzenden Waldungen zugefügten
Schaden zu ersetzen.
b)
Diese hatten ihren Sitz an dem Orte, der zwo Stunde von
Freiburg entlegen ist, und bis auf unsere Tage den Namen
Weiler beybehalten hat. Nachdem die Erbfolge bey dieser
Schnewlinschen Familie ein Ende hatte, kam dieser Ort, wie die
Lehenbriefe beweisen, von der Herrschaft zu Freiburg an Ulrich
Martine. Da aber auch dieses Geschlecht im XVIten Jahrhunderte
erloschen, an den Euchari von Reischach. Aber auch dieser
Zweig wurde welk, und Justinian Moser, beyder Rechten Lehrer,
wurde mit demselben belehnt, Endlich fiel dieses Lehen wieder
an das allerdurchlauchtigste Haus Österreich, von welchem im
J. 1700 das ehmals freyherrliche, izt gräfliche, Haus von
Kageneck mit diesen Gütern belehnet worden.
c)
Es ist ganz wahrscheinlich, daß die Schnewlin im Hof ihren
Sitz in Freiburg gehabt haben; denn diese Edeln haben gar oft
in den Urkunden den Beynamen: von Freiburg. Im J. 1267, den
20sten Christm. erkauft Dietrich Schnewlin von Freiburg im Hof
viele Güter in der obern Markgrafschaft Baden von der
Zisterzienser-Abtey Wettingen, bald darauf aber, nämlich im
Jahre 1270, den 17ten Augstm. hat er diese Güter dem Bischofe
von Basel gegen 128 Mark Silbers, und noch andere Gefälle in
Kirchhofen, Umkirch und Bischofingen überlassen. (Basler
Archiv.) Eben dieser Dietrich und dessen Bruder Heinrich hat
im J. 1353, den 23sten Hornung das Schloß Höhingen von dem
Herrn Markgrafen Heinrich als ein Pfand gegen 230 Mark Silbers
an sich gebracht. (Archiv der hohen Landesstelle in Freiburg)
Diese zween Brüder hatten auch das Glück, im J, 1355, den
26sten Herbstmonat einen Theil der Burg Kastelberg und der
Stadt Waldkirch von dem Herzoge Albrecht als ein Lehen zu
empfangen. ( eben daher.) Daß sie Herren und Besitzer von
Riegel gewesen, beweiset eine Urkunde vom 18ten Heum. 1356, in
welcher die Stadt Freiburg mit ihnen wegen dem Schlosse zu
Riegel ein Bündnis eingegangen ist. ( Freib. Stadtarchiv.)
Diese schönen Besitzungen vermehrten diese Edelleute im J.
1360. den 19ten Brachm, noch mit dem Dorfe Bezenhausen,
welches Johann Siegstein dem Spitale vergabet, Heinrich von
Munzingen aber, und die Spitalpfleger ihm mit Kauf überlassen
hatten,
d) Konrad Schnewlin Kotz unterzeichnet nebst andern
Zeugen einen Vertrag zwischen der Stadt Freiburg und Schnewlin
Bernlapp, wegen der Burg Bollschweiler. Eben dieser
erhielt auch im Jahre 1433, den 14ten Horn, von dem
allerdurchlauchtigsten Erzhause den halben Theil des Thals
Buchenbach, welches ein Theil des Kirchzarter- Thals ist, zu
einem Lehen. Endlich ist noch anzuführen, daß ein Theil der V.
Öst. Herrschaft Schwarzenberg, nämlich eine Vogtey die von ihm
den Namen Kotzemoos erhalten hatte, ein Eigenthum dieser
adelichen Familie gewesen sey. Nachdem aber diese ganz
abgegangen, kam solches Gut wieder in landesfürstliche Hände,
welche es dem Herrn Franz Martin Haas V.O, Kammerrath und
Kriegskommissar, um 1500 fl, übers lassen haben,
e)
Ganz nahe an dem Städtgen Emmendingen sieht man den Schutt
eines alten Schlosses, das, da es den Namen des Weyhers
gehabt, und einer Schnewlinischen Familie gehörte, derselben
den Anlaß gegeben hat, sich durch die Benennung zum Weyher
(oder nach der alten Landessprache zum Wiger) von andern
Schnewlinischen Häussern zu unterscheiden. Konrad Dietrich
Schnewlin, Ritter, und Bürger zu Freiburg, errichtete mit
dieser Stadt über seine Burg zu Emmendingen einen Vertrag,
(Freiburgisches Stadtarchiv.) Wegen diesem Schlosse entstund
zwischen den zwo Städten Freiburg und Breisach ein heftiger
Streit. Die Stadt Straßburg war der Vermittler, und brachte es
so weit, daß Oswald zum Wiger (Weyher) von der Stadt Freiburg
wieder in sein voriges Eigenthum eingesetzet worden. Diese
Edelleute waren auch die Eigenthümer der zwey Dörfer
Ballrechten und Dottingen, die sie aber im J. 1457. den 14ten
Horn. dem Junker von Staufen um 350 fl, verkauft haben.
Erasmus zum Weyher hatte im J. 1456. den 10ten Winterm. dem
Hanns von Bolsenheim einige Geldgefälle abgekauft, die in den
folgenden Jahren sich sehr vermehrt hatten, und von dem Kaiser
Friedrich im J. 1466. den 12ten May sind bestätiget worden,
(Landesfürstl. Archiv)
f)
Wißneck, ehmals ein festes, nun aber in seiner ganzen
Zerstörung liegendes Schloß. Die ersten Eigenthümer desselben,
und der umliegenden Herrschaften waren die Grafen von
Hohenberg, die aber selbiges im J. 1293. den 23sten Jäner dem
dem edlen Turner von Freiburg verkauft haben. Schon in dem J.
1320, kam diese ganze Herrschaft durch Kauf an ein
schnewlinisches Haus, welches sich schon vorhin den
wißneckischen Namen beygeleget hatte. Zwey Jahre darauf kaufte
eben dieses Haus von den Grafen von Freiburg den Kirchensatz
zu Hasala (Haslach), welchen es im Jahre 1329. den 6sten April
dem Kloster St. Märgen, dessen Kastenvogtey es besaß,
übergeben hat. Man muß aber diese Vergabung mehr eine
Schadloshaltung für die dem Kloster zugefügten Trübsalen, als
eine Stiftung, nennen. Das harte Betragen der Schnewlin von
Wißneck gegen St. Märgen werden wir unten mit Umständen
erzählen. Obschon die ältern Urkunden, die wir haben finden
können, das Schloß und die Herrschaft Wißneck dem
schnewlinischen Hause zueignen, muß doch dieses im Anfange nur
den halben Theil davon besessen haben, denn wir haben die
Abschrift eines Kaufbriefs vom J. 1450 vor uns liegen, in
welchem Engelhard von Blumeneck den andern halben Theil dieser
Herrschaft dem Schnewlin von Wißneck abgetreten hat. Nach dem
Tode des letzten Schnewlins von Wißneck kam diese ganze Gegend
an die Schnewline von Landeck, von welchen Erzherzog Siegmund
selbe im J. 1478. den 14ten Herbstm, abgekauft, und dem David
von Landeck im J. 1489. den 4ten Herbstm. wieder zu einem
Lehen gegeben hat. Nachdem endlich auch diese Landeckische
Familie ohne männliche Erben abgegangen, kam Wißneck mit den
übrigen landeckischen Gütern durch Heirath an das freyherrl.
Sickingische Haus, wie wir schon oben gemeldet haben.
g)
Von diesen vier schnewlinischen Häusern haben wir keine
Urkunden zu unsern Händen gebracht, Die Rathsbücher der Stadt
Freiburg aber sagen uns; daß die Schnewline aus diesen Häusern
viele Jahre die Stellen der Schultheissen, Bürgermeistern, und
Rathsherren bekleidet haben.
Falkenstein
Endlich sieht man heute noch auf unserm Schwarzwalde,
oder vielmehr an dem Eingange, der von dem Breisgau auf den
Schwarzwald führt, in einer der grössten Wildnisse den Schutt
und Rest des alten Schlosses Falkenstein, welches kaum eine
Stunde von der Fürstenbergischen Baar entlegen ist. Ob diese
Gründe mehr als nur eine Wahrscheinlichkeit haben, überlassen
wir dem Urtheile unserer Leser. Vielleicht dörfte das
zerfallene Schloß Falkenstein bey Villingen immer dem, wovon
wir gemeldet haben, vorgezogen werden. Unterdessen nehmen wir
hier die Gelegenheit, jene Nachrichten, die wir von diesen
Schlosse Falkenstein aus den vaterländischen Archiven gezogen
haben, mitzutheilen. In dem XIVten Jahrhundert blühete in der
Stadt Freiburg eine angesehene Familie der Edeln von
Falkenstein. Werner, und klein Runen von Falkenstein die
Brüder waren; Kunlin, Hrn. Kunlins sel. Sohn, von Falkenstein;
Thoma von Falkenstein, Edelknecht, des Jakob von Falkenstein
Edelknechts Sohn; Dietrich von Falkenstein, Ritter; und Hanns
von Falkenstein, kommen öfters in den Urkunden bald als
Zeugen, bald als Hauptpersonen, vor. Werner von Falkenstein
hatte im J. 1390, mit der Stadt Freiburg einen wichtigen
Handel wegen einem Bürger, den er aus einer uns nicht
bekannten Ursache über den Felsen des Schlosses hatte stürzen
lassen. Auf diesen Vorgang griff die ganze Stadt Freiburg zu
den Waffen, um den Tod ihres Mitbürgers zu rächen. Das Schloß
Falkenstein wurde belagert, erobert, und zerstört. Die Rache
gieng so weit, daß sie den Dietrich und Kuno von Falkenstein
bis zur geleisteten Genugthuung in das Gefängnis warfen. Durch
die Vermittlung der zween edeln Ritter, Heinrich und Hanns von
Blumeneck, wurden endlich die von Falkenstein mit der Stadt
wieder ausgesöhnet. Nachdem das Geschlecht von Falkenstein
erloschen, kam diese Burg an die Edeln von Landeck, von diesen
durch Heirath an die Edeln von Sickingen, und endlich durch
gleichen Kanal an die Edeln von Pfird. Das Thal hingegen,
welches mit einigen Bauernhöfen besetzet ist, gehôrt den zween
freyherrlichen Familien von Pfird und Wittenbach, und der
Stadt Freiburg. Die Landstrasse, die durch diesses mit steilen
Felsen besetzte enge Thal bis an das Posthaus führt, gehört
den Freyherren von Sickingen und Pfird. Von dem Posthause
erstrecket sich diese pfirdische Besitzung bis an den Gasthof
zum weissen Pferdgen, wo das freyherrl, von Sickingische
Gebieth seinen Anfang nimmt, und 28. Bauernhöfe in sich
begreift, Der Dinghof, oder das Haus auf den Rain, war
vorzeiten auch ein freyherrl. Pfirdisches Gut; nachdem aber in
dem vorigen Jahrhunderte Karl, Freyherr von Neveu, und
Landvogt in der Ortenau sich eine Gemahlin aus dem adelichen
Pfirdischen Hause gewählet, ist dieses Haus, samt dem Zastler
und Dietenbach, die in 12. Häusern bestehen, ein Neveuisches
Eigenthum geworden.
Kageneck
....Hanns Konrad Edler von Pforr aber empfieng von St. Stephan
in Straßburg das Oberschultheissenamt in Munzingen zu Lehen,
und da dieser bald darauf mit Tode abgieng, brachte Andreas
von Könriz diese Gefälle käuflich an sich, wurden also der
Herrschaft von Kirchhofen einverleibt. Endlich kamen sie samt
der gedachten Herrschaft an das allerdurchlauchtigste Erzhaus,
welches im Jahre 1734. den 19 Brachmonat das Dorf Munzingen
samt allem darzu gehörenden dem kaiserlichen geheimen Rath und
Freyherrn Heinrich von Kagenegg, und allen dessen Nachkommen
männlichen Stammens um 50.000 fl. rheinisch käuflich
überlassen hat. Das itzt wegen seinen bey dem allerhöchsten
Hofe, und dem Vaterlande erworbenen Verdiensten in Grafenstand
erhobene Kageneggische Haus ist wirklich in Besitz dieses
Dorfs, und hat im Jahre 1744, die Ehre gehabt, dem König von
Frankreich Ludwig XV. welcher der Belagerung Freiburg in
höchster Person zugegen war, einige Zeit in dem Schlosse zu
Munzingen die Wohnung zu geben.