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Pax - Salam - Shalom
- Gedanken zur Friedenspyramide –

von
Wilfried Buß


Wilfried Buß






Pax - Salam - Shalom
- Gedanken zur Friedenspyramide -



Vorwort

Eine meiner ersten Friedenspyramiden habe ich am 15. Oktober 1995 in Israel – im Kibbuz Ein Harod – meiner langjährigen Freundin und Kollegin Judith Harmat, damals Lehrerin am Gymnasium in Nazareth Illit (d.h. Nazareth oben/auf dem Berge) und ihrer Tochter Gal (heute Dr. phil., Friedensforscherin) übergeben. (Vgl. meine Tagebuchaufzeichnungen „Israel 14. – 21. Oktober 1995...“, dem St. Sebastian-Kolleg in Stegen übergeben) Mein Freund Dr. Bernd Bothe merkte bei der Übergabe an, auch er wünsche sich für das St. Sebastian-Kolleg ein Duplikat. Ich ließ wenige Tage später gleich vier weitere Friedenspyramiden von einem Steinmetz in Dortmund-Brackel anfertigen, je eine für Dr. Bernd Bothe persönlich, für das Stegener St. Sebastian-Kolleg, für die Seniorenwohnanlage Pater-Middendorf in Stegen sowie für die Heinrich Middendorf-Realschule in Aschendorf.





Geschenk an Judith und Tochter Gal am 15. Okt. 1995 sowie an Bernd Bothe am 5. Dez. 1996 bei seinem Besuch in meinem Hause als nachträgliches Geschenk zur Vollendung seines 60. Lebensjahres

Mein philanthropisches Weltbild ist nach den Kriegserfahrungen im Hagener Schutzengelkinderheim und im Schloss Stegen-Weiler durch die mutigen Vinzentinerinnen und durch den verehrten Waisenvater Pater Dr. Heinrich Middendorf sowie durch den evangelischen Pastor Wilhelm Jansen (Wilhelm Jansen, Pfarrer in Schwefe, geboren am 20.November 1900 in Hohenlimburg, gestorben am 12. März 2002 in Einecke / ein Ortsteil der Gemeinde Welver in der Soester Börde.) aus dem Bördedorf Schwefe geprägt. In der Hitler-Diktatur hat auch Pastor Jansen – oftmals mit dem Tode bedroht - sich gegen die Rassenideologie gewandt, sich unermüdlich für die Juden in Soest und der Börde furchtlos eingesetzt. Besonders herzlich verbunden war Pastor Jansen mit dem Soester Synagogenvorsteher Siegfried Ruhstadt und seiner Familie. Er besuchte den jüdischen Repräsentanten bis zur letzten Deportation der Soester jüdischen Gemeinde ins KZ Theresienstadt. Siegfried Ruhstadt und seine Ehefrau Selma wurden in Auschwitz ermordet, seine Mutter Henriette verstarb 1943 in Theresienstadt. Aufmerksam wurde ich auf das heldenhafte Wirken Pastor Jansens im Frühjahr und Sommer 1971 während der Recherchen zu meiner Examensarbeit „Sosatia Judaica“ (Vgl. Sosatia Judaica Band II, Seiten 200 bis 335 Datei: Pax Salam Shalom, Druckfassung, 10.X.2020). Bei tief bewegenden Gesprächen erfuhr ich in seinem Pfarrhaus zu Schwefe von der Zeit der Bedrohungen der Soester Juden bis zu deren Einweisungen in die Konzentrationslager Zamosz bei Lublin (am 27. April 1942) und Theresienstadt in Böhmen (am 27. Juli 1942). Er hat es sogar geschafft, jüdische Soester Familienmitglieder im KZ Theresienstadt monatlich mit vier bis fünf Nahrungsmittelpaketen zu versorgen. Danksagungskarten aus Theresienstadt legte mir Pastor Jansen vor, unterschrieben von Siegfried Ruhstadt einmal, die anderen von seiner Frau Selma. Die Postkarte mit ihrer Unterschrift vom 10. Oktober 1944 ist ihr letztes Lebenszeichen. Auch ist noch erwähnenswert die Rettung des jüdischen Opernsängers (Bariton) Arthur Hirschberg (Geb. in Danzig am 30. Mai 1889; gest. in Soest im Februar 1953). Er wurde durch Pastor Jansen am frühen Morgen des 10. November 1938 für ein paar Tage im Glockenturm untergebracht. Pastor Jansen hat ihm dann über seine freundschaftlichen Verbindungen die Flucht in die Niederlande ermöglicht, wo Hirschberg im Hause seiner deutschen Freundin/Verlobten Ellen Brücher in Nijmegen (Parkweg) bis zum Ende des Krieges verborgen und u.a. von Menschen des niederländischen Widerstandes sowie der dortigen katholischen Kirche versorgt wurde.

Pastor Jansen verbreitete auch in einigen Flugschriften die Predigten des „Löwen von Münster“, wie Kardinal Graf von Galen im Münsterland genannt wurde, und würdigte den Widerstand der katholischen Bischöfe von Münster, München-Freising und Berlin.




Der 101-jährige Pastor Jansen mit seiner Tochter Christina Jansen (Studiendirektorin am Marien-Gymnasium zu Werl) Dieses Foto zeigt Pastor Jansen wenige Minuten vor meinem Abschied am 1. April 2001


Karikatur von  Martin Hold
Der Originaldruck 102/350 der Karikatur des israelischen Künstlers Martin Hold befindet sich in meinem Besitz.


Pax - Salam – Shalom

Alle nachfolgend in Kurzform aufgeführten Überlieferungen, Sichtweisen, Glaubenssätze, Darstellungen etc. fließen ein in die Idee von (mit-)menschlicher Harmonie. Das Loten in die Tiefe der Zeichen verlangt nach Interpretation. Ungeahnte Parallelen und Bezüge der Dreizahl öffnen sich bald dem aufmerksamen, reizoffenen Betrachter.

Die der Friedenspyramide innenwohnende Aussage liegt letztlich in der Einfachheit dieser dreidimensionalen Form, wobei der Drei-Worte-Titel – entlehnt aus dem sprachlichen Beiwerk monotheistischen Schriftguts - stringent in die signifikante Einheit mündet. Die Blickrichtung des Betrachters weist zwangsläufig nach „oben“, endet im Schnittpunkt der drei Seitenlinien, die, konsequent fortgesetzt, auf eine auf den Kopf gestellt virtuelle Pyramide weist, die sich im unendlichen Raum gleich einem dreiseitigen Trichter öffnet.

Diese Friedenspyramide ist Ausdruck meiner Lebenserfahrung, geprägt u. a. durch meine Kindheitserinnerungen während des Zweiten Weltkriegs unter der Obhut des verehrten, hochgeachteten und mutigen Stegener (1) Waisenvaters Pater Dr. Heinrich Middendorf (1898-1972), in Yad Vashem 1994 als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Ebenso wurde meine humanistische Lebenseinstellung beeinflusst durch die im 14. Jahrhundert von Giovanni Boccaccio (1313-1375) aufgezeichnete „Parabel“ von den „drei“ Ringen, die später von Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781) in dessen „Nathan“ (1779) als zentrale Aussage eingebettet wurde. Sie zeigt als Exempel der Humanität und der aufgeklärten Toleranz auf überzeugende Art den gangbaren Weg zum friedfertigen Miteinander von Juden, Christen und Muslimen bzw. von monotheistischen Religionen schlechthin: Gleichseitige Basis und Schnittpunkt der Friedens Pyramide sind das Sichtbare, dessen Zielrichtung in die vom Glauben bestimmte Unendlichkeit weist.

(1) Stegen, Evakuierungsort, im Dreisamtal bei Freiburg in Breisgau gelegen

I. Dreiheit im Altertum

Dreiheit, Dreiecke, wie z. B. die Seitenflächen der ägyptischen Pyramiden, sind Symbole aus grauen Vorzeiten, die von etlichen Völkern des Altertums ebenso überliefert sind wie die Dreizahl, die Trias (2) der Götter. Seit Menschengedenken gilt der Zahlenwert Drei bei vielen Völkern oder Ethnien als eine besonders exponierte Zahl. Auch in Mythen, vor allem aber in den sogenannten „heiligen Schriften“ der drei monotheistischen Weltreligionen,
deren sinntragende Nomen für den Begriff „Frieden“ von mir bei der Verwirklichung der Idee einer Friedenspyramide benutzt werden (Latein steht hier für die Jahrhunderte benutzte Schriftsprache im christlichen Abendland (3)), spielt die Drei als „heilige“ Zahl eine herausgehobene Rolle.

Die altägyptische Göttertriade, die Dreiheit, Osiris (Gott des Todes), Isis (Göttin der Fruchtbarkeit und Natur) und Horus (Gott des Lichts), repräsentiert quasi Himmel, Erde und Luft. Diese Gottheiten finden ihre unverbrüchliche Symbolkraft gleichsam wieder in den dreieckigen Seitenflächen der Pyramiden, die von einer quadratischen Basis aus einem imaginären Schnittpunkt zustreben. Die übersinnlich als göttlich angebeteten Wesen wie Moiren, Nornen oder Matres (mütterliche Gottheiten) treten in der Dreizahl ebenso auf wie dreiköpfige Gottheiten, die über weite Landstriche von keltischen bis hin zu indisch-asiatischen Siedlungsräumen verehrt werden.

In der babylonischen und assyrischen Mythologie steht an der Spitze der die Menschen erschaffenden Götter die Dreiheit „Anu (Himmelsgott), Enlil (Windgott) und Ea (Gott der Gewässer)“. Und im Gilgamesch-Epos, das den Lauf der Sonne und der Planeten über das Jahr hinweg beschreibt (Die Thematik kann um das Jahr 2340 v. Chr. festgemacht werden.), werden drei Wege dieser drei göttlichen „Menschenschaffer“ beschrieben: die Wege des Anu, des Enlil, des Ea teilen die Sphäre parallel zum Äquator in drei Zonen.

Aus dem nicht enden wollenden historischen Hintergrund sei in gebotener Kürze noch der Hinweis genannt, dass z. B. die Minäer und Sabäer (Südarabien, Jemen) drei astrale Götter verehren: den männlichen Mond, die weibliche Sonne und den männlichen Venusstern; und in der überlieferten indischen Volksfrömmigkeit steht die heilige Dreizahl von Brahma (Erschaffer), Vishnu (Erhalter) und Shiva (Zerstörer) im Zentrum heiliger Verehrung. Jeder der drei Gottheiten Brahma, Vishnu und Shiva ist ein weiblicher Teil, „shaktis“ genannt, zugeordnet. Die Shakti von Brahma ist die Göttin Sarasvati. Sie schützt die Weisheit und die Künste, erfand das Schreiben. Lakshmi ist die weibliche Seite von Vishnu, sie ist die Göttin der Schönheit, des Glücks und der Fülle. Durga, die
weibliche Entsprechung von Shiva, wird unter verschiedenen Namen genannt. Sie verkörpert unter anderem Kraft, Wissen, Handeln und Weisheit.

(2) Religionsgeschichtlich bezeichnet eine Trias eine Götterdreiheit, eine Triade. Aus vielen polytheistischen Mythologien sind göttliche Dreiheiten (drei verschiedene und dennoch zusammengehörende Götter) überliefert. In der römischen Mythologie bildeten beispielsweise Jupiter, Juno und Minerva eine Trias, im Hinduismus wird die Triade aus den Göttern Brahma (dem Schöpfer), Vishnu (dem Bewahrer) und Shiva (dem Zerstörer) Trimurti bezeichnet.
(3) siehe unten: „Exkurs zum Dreiwort-Titel“

II. ... im mitteleuropäischen Volksglauben und Brauchtum

Auch im mitteleuropäischen Volksglauben und Brauchtum gilt bis zum heutigen Tage die Drei als herausgehobene Zahl. Verwiesen sei – ohne näher auf die Beispiele einzugehen – z. B. auf die Dreizahl im Verständnis der Zeiten von Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, an die Drei in Sagen, Legenden und Märchen (drei Brüder, drei Wünsche, drei Prüfungen etc.), auf das Volkslied (drei Rosen, drei Lilien) oder auf das Sprichwort (Aller guten Dinge sind drei. Dreimal umziehen ist so schlimm wie einmal abbrennen).

III. ... im jüdisch/christlichen/muslimischen Kalender

Signifikant wird die Verwendung der Drei vor allem im biblischen Spruchgut. Viele Male trifft man auf die bedeutungsvolle Dreizahlsymbolik, so z. B. auf die Worte „drei“, „dreierlei“, „dreifach“, „dreijährig“, „dreimal“ etc. Sie gehört gleich mehr als hundert Mal zum „verheißungsvollen“ Vokabular der heiligen Bücher im jüdisch/christlichen Kalender. Einige wenige – willkürlich zusammengestellte - Textstellen aus der Bibel (4) seien nachfolgend angeführt:

AT; die Geschichtsbücher:
„... und (Noah) zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Japheth.“ (1. Moses 6,10),
„... eine dreijährige Kuh, ... dreijährige Ziege, ... dreijährigen Widder“ (1. Mo 15,9),
„... drei Reben sind drei Tage“ (1. Moses 40,12),
„... da ward eine dicke Finsternis in ganz Ägyptenland drei Tage“(2. Moses 10,22),
„Drei Jahre sollt ihr sie unbeschnitten achten...“ (3. Moses 19,23),
„Also zogen sie ... drei Tagereisen ...“ (4. Moses 10,33),
„... und siehe, du hast sie nun dreimal gesegnet“ (4. Moses 24,10),
„Alle drei Jahre sollst du aussondern alle Zehnten deines Ertrages ...“ (5. Moses 14,28),
„Schaffet euch Vorrat; denn über drei Tagen werdet ihr ... gehen ...“ (Josua 1,11),
„Schafft euch aus jeglichem Stamm drei Männer ...“ (Josua 18,4),
AT; die prophetischen Bücher:
„Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte“ (Jona 2, 1),
AT; die Lehrbücher:
„Drei sind mir zu wunderbar ...“ (Sprüche 30. 18),
„Ein Land wird durch dreierlei unruhig ...“ (Sprüche 30,21),
„... und eine dreifältige Schnur reißt nicht leicht entzwei“ (Prediger 4,12),
NT; die Geschichtsbücher (Evangelium):
„Petrus ... sprach zu Jesu ... so wollen wir hier drei Hütten machen“ (Matthäus 17,4),
„... In dieser Nacht ... wirst du mich dreimal verleugnen“ (Matthäus 26,34) etc. pp. „... In
dieser Nacht ... wirst du mich dreimal verleugnen“ (Matthäus 26,34),
NT; die Lehrbücher:
„Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei ...“ (1. Korinther 13,13),
„Denn drei sind, die das zeugen: der Geist... Wasser ... Blut“ (1 Johannes 5,7),
NT; das prophetische Buch:
„... ich sah aus dem Munde des Drachen ... drei unreine Geister“ (Offenbarung 16,13)
etc. pp.


(4) vgl. „Luther-Bibel“, Stuttgart, 1930

Die Drei spielt auch liturgisch eine bedeutende Rolle (5), so z. B. in vielen Religionen beim dreimaligen Gebetsanruf der jeweiligen Gottheit, so am Ende der Rezitationen der hinduistischen heiligen Schriften das Trishagion oder das dreimalige shanti. Dreifach gegliedert wird der mystische Heilsweg in via purgativa, illuminativa, unitiva.

Der christliche „Kalender“ kennt bekanntlicherweise ebenfalls die Dreiheit. Sie manifestiert sich am deutlichsten in der Dreizahl der Heiligen Familie und in der Trinität, der Dreieinigkeit bzw. Dreifaltigkeit: der Lehre von der Dreiheit der göttlichen Personen in der Einheit des göttlichen Wesens (6). Diese Dreiheit in der Einheit tritt erstmals im 3. Jahrhundert auf,wurde dann als Trinitäts-Dogma auf den Konzilien von Nikaia (325) und Konstantinopel (381) festgelegt. Die Gleichwesentlichkeit in der Einheit der Dreiheit gilt in der katholischen Kirche in einer sich gegenseitig durchdringenden göttlichen Lebenseinheit auch gleich ewig.

Die Dreiheit findet sich außerdem durch die Verehrung der „Drei Marien“ (Marcusevangelium, Kap.16.1: „Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome ... Spezerei...“), der „Drei Nothelferinnen“, in den drei Kreuzen auf Golgatha oder bei der Verehrung der „Heiligen Drei Könige“. Bei Matthäus (2. 1) war die Dreizahl noch nicht festgelegt („... da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem.“); erst im 5. Jahrhundert wird sie zu einer festen Größe, vielleicht in Verbindung mit dem Evangelium des Matthäus (2. 11), worin von den dreierlei Geschenken der Weisen, von „Gold, Weihrauch und Myrrhe“, die Rede ist. Im 8. Jahrhundert erhält dann die Zahlenspekulation ihre endgültige Prägung: Man nennt die Weisen aus dem Morgenland jetzt Könige und glaubt, ihre Namen zu kennen, spricht vom Jüngling Kaspar, vom Manne Balthasar und von dem Greise Melchior. Auch wird in diesem Zusammenhange von den drei Weltteilen gesprochen, aus denen die drei Könige angeblich angereist sind (7).

(5) vgl. dazu die Dreiteilung des israelischen Tempels
(6) Hin und wieder wird die christliche Lehre von der „Dreifaltigkeit“ auch fälschlicherweise als Trias bezeichnet, jedoch handelt es sich nach dem Verständnis der großen christlichen Kirchen (der orthodoxen, katholischen und evangelischen) bei der Trinität um ein grundlegend anderes Konzept als bei der Triade.
(7) vgl. Migne, J. P.: Patrologiae cursus completus, series Latina 94, 541

Luther (1483-1546) pflegte bei seinen Tischreden von Zeichen der Dreieinigkeit in der Natur zu reden, beispielsweise: Gewicht - Zahl - Maß; fest - flüssig - gasförmig; Höhe - Breite - Länge; gelb - rot - blau (die Grundfarben).

Auch im Islam spielt die Drei eine wichtige Rolle. Aus der Vielzahl der Möglichkeiten, seien – willkürlich ausgewählt – folgende Beispiele genannt: So berichtet der Koran von der Entwicklung des Embryos, den drei Hüllen, die das Embryo schützen: (Sure 39. 6: „... Er erschafft euch in den Schößen eurer Mütter, Schöpfung
nach Schöpfung, in drei Finsternissen“.

Vor den täglichen Gebeten der gläubigen Muslime findet die Drei bei den sogenannten kleinen rituellen Waschungen in der nachfolgenden Reihenfolge ihre praktische Anwendung, d. h.:
dreimal die Hände bis einschließlich der Handgelenke mit Wasser waschen,
dreimal den Mund ausspülen,
dreimal die Nase durch Inhalieren und Ausblasen von Wasser reinigen,
dreimal das Gesicht einschließlich der Stirn und des Kinns waschen,
dreimal den rechten und danach den linken Unterarm von Ellbogen bis Handgelenk reinigen,
dreimal fährt man mit den nassen Händen über das Haupthaar und befeuchtet dabei die Ohren und
dreimal wäscht man zunächst den rechten, danach den linken Fuß einschließlich der Knöchel.

IV. ... in der Kunst

Die Dreizahl wird bereits sehr früh in der ersten geometrischen Fläche, dem Dreieck, dargestellt. In der christlichen Kunst wird die Trinitätslehre auf vielfältige Art dargestellt. In Sinnbildern und Zeichen stellt das frühe Christentum das Mysterium der Trinität dar: die Hand Gottes, das Lamm und die Taube. Als Hinweis auf die Trinität kommt der Drei auch in der christlichen Kunst besondere Bedeutung zu. Nach anfänglichem Zögern entstand das Bedürfnis, das Trinitäts-Dogma aus didaktischen Gründen in der bildenden Kunst zu gestalten. Dabei waren die geometrischen Symbole die einfachste Form der Wiedergabe: das gleichseitige oder gleichschenklige Dreieck (von Augustinus abgelehnt), das erweitert werden konnte durch laufende Beine, durch ein Alpha und Omega oder etwa seit dem Spätmittelalter häufig mit dem Auge Gottes (8) versehen.

Weitere signifikante Darstellungen gibt es in der Emblematik des Barock, die verschlüsselt die Trinität zum Ausdruck bringt, z. B. drei sich widerspiegelnde Spiegel oder ein Schloß mit drei Schlüsseln.

(8) vgl. dazu das Fenster rechts vom Hauptaltar in der Schloßkapelle zu Stegen über Freiburg i. Br.!

V. Die „Drei“ als „vollkommene“ Zahl

Die Drei gilt in der Synthese als die vollkommene Zahl, als das Umfassende. Sie gilt insbesondere als Basis vieler Systembildungen, außer bei den göttlichen Triaden vor allem durch:
- die kosmologische Dreiteilung der Welt mit Über- und Unterwelt,
- die chronologische, d. h. die Darstellung der drei Zeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
- die anthropologische Sichtweise von Leib - Seele - Geist,
- die ethische Dreiheit der Reinigung - Erleuchtung - Heiligung,
- die metaphysische Drei vom Sein - Denken - Tun,
- die drei Einheiten der klassischen Dramentheorie von Zeit, Ort und Handlung,
- die Dreigliederung des sozialen Organismus, eine Grundidee Rudolf Steiners (1861-1925 - Wie der natürliche Organismus drei Systeme besitze, so sei auch der soziale gegliedert.)
und
- die liturgische Dreiteilung der Hauptfestkreise.

VI. ... in der Philosophie

Philosophisch gewinnt das Prinzip der Dreiheit sein Gewicht dadurch, dass im Denken und Sein gegensätzliche Pole hervortreten, die jeweils durch ein Drittes vermittelt werden. Beispiele der basisrelevanten Drei findet man etwa in der Philosophie der Antike, aber auch bei Kant, der die Typologie der philosophischen Standpunkte in seiner Abhandlung über die Geschichte der Vernunft in Dogmatismus, Skeptizismus und kritische Philosophie unterscheidet.

In der Dialektik Hegels (1770-1831), philosophisch im triadischen Rhythmus, und im Dialektischen Materialismus wird die Zahl Drei mit der Dreiteilung Thesis - Antithesis - Synthesis dem dialektischen Fortschritt zugrunde gelegt.

Weitere Beachtung der magisch anziehenden Dreiheit findet man u. a. bei Dilthey (1833-1911; subjektiver Idealismus, objektiver Idealismus, Naturalismus) und Auguste Comte (1798-1857) im geschichtsphilosophischen Strukturprinzip (Dreistadiengesetz: Entwicklung des Individuums bzw. Geschichte der Menschheit).

Setzt man für Gott in einer schematischen Zeichnung einen Punkt und sieht die Schöpferkraft zielgerichtet, so kommt es zu einer linearen Verbindung zwischen Schöpferkraft (hebr. El = Kraft) und Ziel. Nun gehören aber weder Schöpferkraft noch Schöpfung in das System abgeschlossener Vergangenheit, sondern sind als evolutionärer permanenter Akt Teil der kontinuierlichen Gegenwart. Logischerweise entsteht also aus der ursprünglichen zielgerichteten Einheit, da stets eine andere, entwickelte Welt entsteht, in systematischer Folge als nächste Zahl in der Reihe die Drei.

VII. Bedeutung des Dreiecks

Das Dreieck bildet innerhalb der Seitenlinien die kleinste und elementarste denkbare Fläche. Während in der Mystik die Vier und damit auch die Flächeneinheit Viereck als Symbol für die geschaffene Welt gelten, bezeichnet die Drei die Fortführung der Möglichkeiten, die sich aus der Teilung der Eins in die Zwei ergeben.

Diese Pyramide mit ihrer dreieckigen Grundfläche, auch als Tetraeder (= Vierflächner) bekannt, ist aus vier Dreiecken gebildet; sie hat eine dreieckige Grundfläche, drei dreieckige Seitenflächen und ist der Körper mit der kleinsten Grundfläche; ihre Spitze verweist auf die Verwandtschaft zur Eins.

Der Blick des Betrachters gleitet - gleichsam magisch gelenkt - von der Basis zur Spitze, mathematisch gesehen zur Eins. Diese war wie die Null für die alten Griechen noch keine Zahl, weil sie kein Messergebnis liefert. Die Eins ist lediglich auf der Zahlengerade der Anfangs-, der Ausgangspunkt für alle Zahlen, die durch den Abstand zur Eins definiert sind. Folglich ist die Eins die Maßeinheit, an der alles Folgende gemessen wird.

Religionsphilosophisch gesehen stieß ich bei den Überlegungen zu meiner „Friedenspyramide“, wie ich sie nenne, auf die Inskription des aristotelisch orientierten Mediziners, Philosophen, Emblematikers und Gelegenheitsdichters Nicolaus Taurellus (1547-1606), der einige Male in die Alba amicorum seiner studiosi die Merkworte „Unum Infinitum“ notierte. Auch zur Zeit der Inskriptionen (in Basel 1573, in Altdorf 1582 und 1596)9 war „Unum“ („das Eine“) nur auf Gott anwendbar, d. h. Einer ist unbegrenzt, also Gott ist unendlich bzw. Gottes Macht ist unendlich. Hier wird die Philosophie Plotins (um 204-270) auf die „Eins“ bezogen, in gebotener Kürze in die Stammbücher geschrieben. Alle Stufen des Seins haben Anteil an dem Einen, alles Gewordene findet zurück zu seinem Ursprung.(10)

Bereits in den alten Ruinen von Capernaum aus dem 3. oder 2. vorchristlichen Jahrhundertfindet man einen Hinweis auf die Dreiheit: Der Davidstern (auch unter den Begriffen „Judenstern“ oder „Zionsstern“ bekannt) besteht aus zwei gleichseitigen, symmetrisch ineinander verwobenen Dreiecken, so, wie man ihn - als Schandzeichen von den Nazis verunglimpft, zuvor von Theodor Herzl (1860-1904) zum Ehrenzeichen erhoben - heute nicht nur als offizielles Flaggenzeichen für Israel, sondern auch als das weltweite Zeichen der Gemeinschaft von Juden kennt. Relativ spät erst wurde der Davidstern als spezifisches Symbol des Judentums in der Geschichte erwähnt.

(9) Vgl. Wilfried Buß, Rektor i. R.: Libri amicorum. Sammlung und Forschung, Signaturen 1573 a, 1582 b und 1596 a
(10) Plotins Lehre beeinflusste u. a. auch Augustinus (354-430), Paracelsus (1493-1541) und Comenius (1592-1670).

VIII. Symbolik
In vorgeschichtlicher Zeit war das Dreieck, eine von drei nicht auf einer Geraden liegenden Punkten und ihren Verbindungslinien gebildeten geometrischen Figur, oft Symbol der Vagina (seltener des Phallus), etwa bei den Griechen und Indern. Sowohl als Symbol der Fruchtbarkeit als auch der Veränderung galt das Dreieck in der antiken mutterrechtlichen Zeit.

Oft galt die Zahl Drei allgemein als Spiegelbild kosmischer und menschlicher Ordnungen oder der Sphärenharmonie. Die Pythagoräer betrachteten die Dreiheit als formbildendes Prinzip des Weltalls. In der Philosophie Platons (428/427-348/347) findet diese Vorstellung ebenfalls ihren Platz. Eine gewichtige Rolle spielt das Dreieck in der späten Antike im Amulett- und Zauberwesen, wurde aber auch als Zeichen der Gottheit gebraucht, vor allem bei den alten Ägyptern, die es trinitarisch deuteten.

Die Zahl Drei als eines der vielen frühchristliches Symbole hat ihre Parallelen in der christlichen Umwelt und ist von daher abzuleiten; eben sooft aber entstammt sie, wie oben gesehen, allegorischen Auslegungen der Bibel.

Christliche Gnostiker, vor allem die Manichäer, übernahmen das Dreieck als Trinitätssymbol. Augustinus widersprach ihnen so wirksam, dass es erst seit dem 11. Jahrhundert wieder erschien. Im Barock wird das Dreieck als Sinnbild der Trinität (der Dreifaltigkeit) aus dem Mittelalter auch vom Protestantismus neu aufgenommen, dann aber auch nicht allein, sondern in Verbindung mit der Hand, später dem Haupt, zuletzt dem Namen oder Auge Gottes (11).

Kult und Mythos, religiöse Symbolik und Spekulation, besonders auch Magie und Aberglaube, sind bevorzugte Gebiete der Dreiheit bzw. der geometrischen Figur des Dreiecks. Bei vielen Völkern gilt auch heute noch das Dreieck als eine Art Schutzzeichen (Vgl. dazu interessanterweise auch viele Straßenverkehrsschilder!).

(11)
Plotins Lehre beeinflusste u. a. auch Augustinus (354-430), Paracelsus (1493-1541) und Comenius (1592-1670).

IX. Mystik

Über die Zahlensymbolik hinaus gilt das Verständnis für die Zahl „Drei" auch als Qualität und Bedeutung, die den Eingeweihten in die Zusammenhänge der Welt einführt oder etwa auch als Deutungshilfe dient. Für die mystische Spekulation sind neben der Dreizahl auch in der Zahlenkombination, etwa des Mehrfachen der „Drei" (Als Resultat von 3 mal 3 (12) galt besonders bei den Chinesen z. B. die Neun als Sinnbild der Vollkommenheit (13). Das Vierfache der Drei findet man in der Anzahl der Monate, der Tierkreiszeichen, der zwölf Stämme Israels oder der zwölf Jünger Jesu.) entsprechende Wirklichkeiten ausgeprägt; in der Magie sollen sich diese sogar durch das Zitieren der Zahlen beeinflussen. Insofern kann die Zahlenmystik auch Aberglaube sein, andererseits enthält sie jedoch etwa in der Kabbala (Austauschbarkeit von Zahlen und Buchstaben, z. T. auch Absinken in eine Buchstabenmagie.) tiefere Gedanken.

12 vgl. 9 Musen!
13 vgl die neunstöckige Pagode!

Exkurs zum Dreiwort-Titel
Pax

Obwohl Latein zu Lebzeiten Jesu die Sprache der Besatzungsmacht war, Jesus zudem aramäisch sprach, habe ich mich aus folgender Überlegung dennoch für „Pax“ entschieden:

Die lateinische Verkehrssprache hat neben der griechischen vor allem die europäischchristliche Kultur geprägt. Nach ihrer Fortentwicklung und Ausweitung in der romanischen Sprachfamilie etablierte sich das Lateinische als Schriftsprache und bewahrte als Lingua Franca in unübersehbaren Textquellen das breitgefächerte Wissen der Antike. Das klassische Latein, die weltliche Grenzen übergreifende Sprache des Christentums, blieb nicht hinter mittelalterlichen Klostermauern verborgen, sondern erweiterte stetig ihren Wortschatz, und in ihren Ausformungen des klassischen Mittel- und Neulateins ist sie bis zum heutigen Tage noch in einem Staate (dem Vatikan) Amtssprache.

Seit der Antike war Latein nicht mehr Muttersprache, aber da in der frühen Neuzeit studiosi, die eine der vielen Lateinschulen und Universitäten besuchten, Latein nach ihren jeweiligen Möglichkeiten mehr oder weniger intensiv lernten, diese Sprache ihnen dann in ihrem sozialen Umfeld permanent begegnete, gab es damals eine Sprachgemeinschaft von erheblicher Dichte und Ausdehnung.

Auch waren Lateinkenntnisse in zunehmender Zahl ebenso beim Adel, in der bürgerlichen Oberschicht sowie in der gehobenen Mittelschicht der Städte, hin und wieder auch in der unteren bürgerlichen Mittelschicht verbreitet. Latein war folglich – trotz der unterschiedlichen Sprachniveaus - nicht nur die Sprache der Gelehrten.

Selbst wenn in der katholischen Kirche Latein als die erste lingua sacra blieb, in der evangelischen Kirche Latein aber nicht mehr Sprache der Liturgie war, wurde - vor allem durch Melanchthons unermüdlichen Einsatz – eine große Anzahl protestantischtheologischer Publikationen in lateinischer Sprache verfasst. Das neuzeitliche Latein mit seinen über die Jahrhunderte zahlreich aufgenommenen Neologismen blieb eine von allen Lateinkundigen in Europa verstandene Sprache (14), die als internationale und zugleich als dem Sacrum Imperium Romanum in besonderem Maße eigene Sprache angesehen wurde.

Die lateinische Sprache, oftmals totgesagt, wird auch das 21. Jahrhundert überleben. Um nicht den Rahmen der Schlußgedanken zur Namengebung meiner Friedenspyramide zu sehr auszuweiten, erinnere ich an die Europahymne, deren bewußt in lateinischer Sprache – verstanden als die gemeinsame Muttersprache der Europäer -verfasster Text, von allen bildungsbeflissenen Europäern verstanden werden kann.

(14) Beispielhaft sei hier auf das vielfach in lateinischer Sprache verfasste Spruchgut (Wahl- und Denksprüche, Symbola, Dedikationen oder Memorabilia in alba amicorum) hingewiesen, das von bekannten, verehrten und/oder befreundeten Inskribenten in die Freundschaftsbücher handschriftlich notiert wurde. Diese sogenannten Stammbücher, vornehmlich von Gelehrten, adligen wie bürgerlichen studiosi während ihrer jeweiligen peregrinatio academica europaweit mitgeführt, zeigen anhand der Inskriptionen expressis verbis, dass Latein als europäische Verkehrssprache bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben und verstanden wurde.
Vgl. Buß, Wilfried: Mein Angedenken dir bewahre – Stammbuch – Album amicorum – Poesiealbum; Begleitheft zur Ausstellung im Emschertalmuseum Herne, 2000, S. 8 bis 15

Salam

Nach islamischem Verständnis hat Allah sein Wort dem Propheten Mohammed in arabischer Sprache (15) offenbart. Der Koran ist nach dieser muslimischen Vorstellung die wörtliche Wiedergabe einer im Himmel aufbewahrten, in arabischen Schriftzeichen verfassten Urschrift (16).

Zudem werden die meisten Korankommentare in arabischer Sprache verfasst. Arabisch ist auch die Sprache des islamischen Rechts.

Angesichts der zentralen Bedeutung des Korans für die Muslime (17) wird verständlich, dass in ihrem Glauben der arabischen Sprache eine große Bedeutung zukommt. Arabisch wird oft als die Sprache Gottes bezeichnet.

Die rituellen Gebete sind in Arabisch zu sprechen, jedoch können persönliche Bittgebete auch in der Muttersprache an Allah gerichtet werden. Koranrezitationen hingegen müssen in Arabisch vorgetragen werden. Selbst das persönliche Lesen von Korantexten geschieht in Arabisch. Übersetzungen des Korans bleiben Versuche, gelten nicht als „der Koran“, sondern geben, wie so oft bei Übersetzungen, lediglich im Ansatz seine Bedeutung wieder. Aus diesem Grunde z. B. lernen Kinder in der Koranschule den Koran in Arabisch zu lesen (hin und wieder als Notlösung auch mit Hilfe einer phonetischen Umschrift), lernen einige Passagen sogar auswendig aufzusagen.

Muslime, die Arabisch nicht zu ihrer Muttersprache zählen, verstehen oft nicht viel von dem, was sie lesen und auswendig rezitieren, wissen meist nur ungefähr, was sie beten. Auch wenn viele Muslime, sogar Arabisch sprechende, große Schwierigkeiten haben, den Koran in seiner Ursprache zu verstehen, gelten Übersetzungen, die ihn verständlich machen wollen, als relativ wertlos. Nach fundamentalistischer Auffassung ist der Koran ein unübersetzbares Buch, das nur in dem ursprünglich klassischen Hocharabisch weitergegeben werden darf.

(15) Als Zweig der semitisch-afroasiatischen Sprachfamilie gehört das Arabische zu den sechs Amtssprachen
der UN, und als „Sprache des Islam“ gilt die klassische arabische Sprache als eine der Weltsprachen. Das „klassische Hocharabisch“ – die Sprache des Koran – unterscheidet sich stark von den gesprochenen Varianten und Dialekten des Arabischen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich aus diesem klassischen Hocharabisch eine Vielzahl von Dialekten entwickelt, die sogenannten neuarabischen Dialekte. Für alle Benutzer dieser Sprachen (mit Ausnahme des Maltesischen) gilt jedoch als Schriftsprache weiterhin das unverändert geschriebene Hocharabisch. Als moderne Standardsprache kann die Sprache des Koran hingegen nicht benutzt werden; denn es fehlt ihr oft an einem einheitlichen Wortschatz für viele Dinge des gegenwärtigen Weltgeschehens, z. B. fehlen Fachtermini aus vielen Bereichen der modernen Wissenschaften und Technik. Darüber hinaus ist der hocharabische Sprachgebrauch innerhalb der einzelnen
arabischen Länder kaum als ein Mittel zur mündlichen Kommunikation anzutreffen. Seit dem Ende des letzen Jahrhunderts gewinnt das gesprochene Hocharabisch aber allmählich wieder mehr und mehr Beachtung, so z. B. als maßgebliche Initiatoren die Redakteure und Redakteurinnen des panarabischen Satellitensenders „Al-Dschasira“ (auch „Al Jazeera“) in Katar, die sich redlich bemühen, eine dem Hocharabisch nahekommende Sprache zu benutzen.
(16) Umm al-Kitab: „Mutter des Buches”
(17) Die meisten Muslime sind keine Araber.

Shalom

Das Alte Testament (AT) wurde überwiegend in hebräischer Sprache geschrieben. Hebräisch war bis zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar (587 v. Chr.) sowohl Verkehrs- als auch Schriftsprache der jüdischen Bevölkerung im damaligen Palästina.

Wie Arabisch und Aramäisch gehört auch Hebräisch zum Hauptzweig der semitischen Sprachfamilie. Hebräisch wurde im antiken Palästina gesprochen, bevor es im dritten Jahrhundert v. Chr, während der Zeit des jüdischen Exils, vom Aramäischen, das im Nordosten Kanaans als Verkehrssprache vorherrschte, mehr und mehr verdrängt wurde. Die nur noch in der Diaspora praktizierte hebräische Umgangssprache wurde in Palästina lediglich noch als literarische und liturgische Sprache in Gottesdiensten gebraucht. Aus diesem Grunde ist im AT auch in einigen wenigen Passagen das Aramäische, die Muttersprache Jesu und Sprache der Diplomatie in der antiken Welt, anzutreffen (18).

Das Neue Testament (NT) wurde in griechischer Sprache19 geschrieben. Durch die Machtgelüste Alexanders des Großen, durch seine Feldzüge und Landnahmen in den Reichen und Regionen der damals bekannten Welt des Mittelmeerraumes und Vorderasiens wurde Griechisch neben den regionalen Umgangssprachen zur universellen Verkehrssprache seines großen Reichs. Das änderte sich auch nicht während der römischen Herrschaft. Folglich konnte im römischen Reich jeder Gebildete die Bibel lesen.

Tremonia, die 1. Nov. VNVM INFINITVM

(18) Vgl. Jer 10,11; Esra 4,8 - 6,18; 7,12 - 26; Dan 2,4b - 6,28
Kurze Erläuterung zu den Hinweisen: Das Buch des Propheten Daniel besteht aus zwei verschiedenen Teilen; beide werden inhaltlich zusammengehalten durch den Namen des Propheten:
Dan 1-6: Geschichten über Daniel am babylonischen Königshof zur Zeit des Exils. Dieser Teil ist überwiegend (Dan 2,4b - 6,28) in Aramäisch verfasst. Er gehört mit Briefzitaten des Buches Esra (Esr 4,8 - 6,18 und 7,12-26) und Einzelversen bei Jeremia (Jer 10,11) und 1. Mose 31,47 zu den einzigen auf Aramäisch überlieferten Passagen der ansonsten Hebräischen Bibel.
(19) d. h. nicht in der Sprache der besonders in der Renaissance viel publizierten griechischen Philosophen des klassischen Altertums, sondern in einem späteren griechischen Dialekt, dem sogenannten „Koine“.