Burgruine Wiesneck
aus:
Heiko Wagner
Burgenführer Oberrhein
66 Burgen von Basel bis Karlsruhe
Herausgegeben von Joachim Zeune
THEISS Verlag 2003
Im hinteren Teil des Zartener Beckens, ca. 11km östlich von
Freiburg, liegen die Überreste der Burg W. auf einem Berg von 535m
Höhe.
Im Jahre 1079 fiel Herzog Bertold Il., Angehöriger der erst später
„von Zähringen“ zubenannten Familie, von Osten her über den
Schwarzwald in den Breisgau ein.
Dabei nahm er auch die Burg W. ein und zerstörte sie vermutlich.
Diese Aktion zeigt eine Herrschaftsverlagerung vom mittleren
Neckar und der Baar in den Breisgau an. Burg W. befand sich 1096
in der Hand eines Grafen Adalbert von Wiesneck, der sie
vermutlich schon 1079 innegehabt hatte. Er entstammte der
hochadeligen Familie der Haigerlocher, einem vorwiegend östlich
des Schwarzwaldes begüterten Zweig der Zollern. Bruno, der Bruder
des Adalbert, war Dompropst in Straßburg und unter Kaiser Heinrich
V. zwischen 1112 und 1122 sogar Kanzler des Reiches.
W. kam zweifelsohne als Mittelpunkt eines größeren Haigerlocher
Besitzkomplexes hohe landesgeschichtliche Bedeutung zu. Im Jahre
1121 erfahren wir erneut von einer zerstörten Burg W. Vermutlich
war sie nach 1079 reaktiviert und nochmals - vielleicht 1118-von
den Zähringern gebrochen worden. 1136 wird W. abermals als
zerstörte Burg bezeichnet.
Graf Albrecht von Hohenberg, auch von Haigerloch bzw. von Wiesneck
genannt, war als Diplomat für Albrecht von Habsburg (1298-1308
als Albrecht I. deutscher König) tätig und fiel 1298 bei
Leinstetten in einem Gefecht gegen Anhänger des amtierenden Königs
Adolf von Nassau. Er hatte sich auch als Minnesänger einen solchen
Ruhm erworben, dass er im berühmten Codex Manesse abgebildet
wurde. 1293 verkaufte er die Burg W. mitsamt der Klostervogtei an
den Freiburger Patrizier Burkhard Turner. Im Jahre 1318 kam die
Herrschaft an die Schnewlin von Landeck, die laut den Chroniken
das Kloster St. Märgen sehr bedrängten. Um 1346 wurde der Abt mit
einigen Chorherren auf der Burg gefangen gesetzt, 1355 dann bei
Ebnet erschlagen. Im Jahre 1372 erwarben die von Blumeneck
(Blumegg) W. zusammen mit der Vogtei über St. Märgen. Auch sie
bedrängten das Kloster und erschlugen einen Abt bei Merdingen.
1450/51 wurde eine Burghälfte wieder an die Schnewlin verkauft;
die andere Hälfte dürfte erst nach 1460 an die Schnewlin von
Landeck übergegangen sein.
Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg gemäß der Villinger Chronik
beschädigt, jedoch offensichtlich wieder instandgesetzt. Eine
schemenhafte Abbildung der Burg im frühen 16. Jh. findet sich auf
der Sebastianstafel der Schlosskapelle in Stegen. 1603 fiel W.
endgültig durch Erbschaft an die Herren von Sickingen. Nachdem die
Burg 1644 während des Dreißigjährigen Krieges durch die Franzosen
zerstört worden war, nahm die Familie ihren Wohnsitz meist in
Freiburg oder Ebnet. Um 1808 wurde der gesamte sickingen´sche
Besitz an das Großherzogtum Baden verkauft.
Nach der Abfahrt Himmelreich nimmt man die Straße Richtung
Buchenbach, biegt aber vor Buchenbachlinks ab, folgt dann der
Ausschilderung „Friedrich-Husemann- Klinik“ und überquert einen
Bach. Ein geteerter Weg (Ausschilderung „Häuslemaierhof“) führt
links hinauf zum Bergsattel, wo sich mehrere Wanderwege
verzweigen. Von Fernansicht der Burgruine von Süden. Foto: H.
Wagner, 2002. hier aus erreicht man auf einem Forstweg Richtung
Westen das Tor der Unterburg.
Rechts des Zugangsweges bzw. östlich und nordöstlich der Burg
liegen künstliche Verebnungsflächen im Wald, die offenbar
Erdschanzen des 17. Jhs. zum besseren Schutz der Burg
darstellen.
Durch ein wiedererrichtetes Tor betritt man die schwach
befestigte, wohl spätmittelalterliche Vorburg, die offenbar auf
der Aushubhalde des bogenförmigen Grabens errichtet wurde.
Die Oberburg belegte einen elliptischen Bergkegel aus Gneis, der
nach Süden steil abfiel, nach Norden durch den Halsgraben bewehrt
wurde. Ein Mauerpfeiler am Grabenrand zeigt die Position der alten
Zugangsbrücke an, von der eine gemauert Wegetrasse zu einem
ehemaligen Tor wohl im östlichen Teil der Südseite hinaufführte Im
Nordwesten steht an der Kante des stark verwitterten Gneisfelsens
als markantestes Bauteil die etwa 9m hoch aufragende, fensterlose
Außenwand eines Palas. An ihrer Innenseite finden sich
Balkenlöcher zwischen dem 1. und 2. 0G, Verputzreste sowie runde
Rüstlöcher. Den unteren Teil der Wand bildet eine ältere
Ringmauer, deı man den Palas aufsetzte.
Östlich gelegene Mauerreste regelmäßiger Struktur verweisen auf
einen älteren, spätestens im 13. Jh. erbauten Palas oder Turm.
Noch weiter östlich erkennt man einen in den Felsen gehauenen,tief
liegenden Raum, der wohl von einem Keller stammt. Neben dem
möglichen Tor der Südwand zeigen zwei Maueransätze entweder einen
Abortschacht oder einen nachträglich angesetzten Flankierungsturm
an.
Im Westen der Burg gelegene Vorwälle sollten die Annäherung über
einen westlichen Berggrat zusätzlich erschweren.
Der Beleg von 1079 macht W. zur frühest genannten und damit zu
einer der ältesten Burgen im Breisgau, die zudem einige Jahrzehnte
lang äußerst wichtig blieb. Ungeachtet ihrer hohen
burgenkundlichen Bedeutung ist die Burg so schlecht erforscht,
dass man über ihre Gestalt und Bauentwicklung bislang kaum
Konkretes weiß.
Südwestliche Palaswand von Südwesten.
Foto: H. Wagner, 2002.