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Bickenreute
Von
Bernhard Schelb.
Freiburger Diöcesan-Archiv Band 73, 1953, Seiten 208-215

Im Stadtarchiv Freiburg findet sich Handschrift (H 276) "Biekenreute, Versuch der Geschichte eines Freiburger Schloßgutes“, von Dr. Ernst Georg Kürz (1930). Aus dieser Handschrift sind die Angaben des ersten Abschnittes der folgenden Abhandlung entnommen. Der zweite Abschnitt unserer Abhandlung soll eine Ergänzung dazu sein.

Bickenreute ist ein großes Gut der Stadt Freiburg bei Kirchzarten, gelegen auf der östlichen Talseite gegen Oberried, an und vor den untersten Abhängen des Hinterwaldkopfes. Vor 100 Jahren wurde das Gut auf 360 Morgen angegeben. Der kleinste Teil davon ist Ackerfeld, mehr umfassen die Wiesen und am meisten der dazugehörende Wald.

I. Zur Geschichte der Siedlung
Der zweite Wortteil des Namens, "-reute“, zeigt uns an, daß der Ackerboden des Gutes einst durch Roden gewonnen worden ist. Das wird kaum viel vor dem Jahre 1000 geschehen sein. Der erste Wortteil ist herzuleiten von einem Eigennamen Buggo oder Biko, wohl der Verkleinerungsform von Burkart oder Burchard, wie bei Buggo II. = Burchard, dem Bischof von Worms, der 1142 das Kloster Schönau bei Heidelberg gründete. So wäre Bickenreute als "Reute des Burkart“ zu erklären.

Die heutige amtliche Bezeichnung Birkenreute ist falsch. Das ganze Mittelalter hindurch bis in die neue Zeit hinein hat man Bickenrüti und dann Bickenreute geschrieben und gesprochen. Erst vom Jahr 1793 an ist die neue Bezeichnung aufgekommen durch den eigenwilligen zweitletzten Talvogt der Stadt in Kirchzarten, Dr. Schwartz, und die Behörden sind ihm auf diesem falschen Wege gefolgt. Das Volk hat nicht gleich mitgemacht, und heute kann man bei ihm noch die alte Form hören.

Urkundlich genannt ist das Gut Bickenreute zum erstenmal für das Jahr 1262 in einem Rodel des Klosters St. Märgen. Das Kloster besaß aber bloß einen Teil des Gutes. Dieses war nämlich damals in zwei Höfe geteilt, den unteren und den oberen Hof. Der untere war Eigentum von Adeligen und nur der obere Eigentum des Klosters. Aber auch den oberen nutzten meist adelige Leute, die dafür ihre Abgaben nach St. Märgen zu entrichten hatten. Das Kloster hatte sein Gut durch seine Gründer, die Grafen von Hohenburg, erhalten. Gegründet aber wurde das Kloster in den Jahren vor 1125.

Aber schon vor 1262 tritt in Freiburg ein Geschlecht "Bikenrüti“ auf. Erstmals wird 1268 ein "Chunradus Buckenrütte“ genannt. Ein ‚Herr Buggenrüti“ wird 1276 als Ritter bezeichnet. Wenn wir auch durch keine Urkunde erfahren, daß diese Leute ihren Namen vom Gut Bickenreute herleiten, so darf man wohl als gesichert annehmen, daß das Geschlecht einst auf Bickenreute gesessen ist, vielleicht als freie Herren, vielleicht aber nur als Lehenträger der  Grafen von Hohenberg.

1462 verkaufte das Kloster St. Märgen, das durch wiederholte Brände und die Bedrückung seiner Schirmvögte, der Schnewelin und Blumenecker, schwer gelitten hatte, seine Güter von Zarten bis zum Turner an die Stadt Freiburg. Nur die Kirche in St. Märgen und was dazu gehörte, behielt es sich vor. Die Mönche zogen nach Freiburg in das Kloster Allerheiligen, das zum selben Orden gehörte und ungefähr an der Stelle der Karlskaserne stand. Dadurch kam der obere Hof von Bickenreute an die Stadt Freiburg, die denselben aber im Jahre 1517 dem Besitzer des untern Hofes zur Nutzung gab. So war das ganze Gut Bickenreute wieder in eine Hand gekommen. 1557 kaufte die Stadt auch den unteren Teil, verkaufte ihn dann aber zeitweilig weiter, um das ganze Gut im Jahre 1740 in Besitz zu nehmen. Es ist ihr geblieben bis heute. Die Gemarkung von Bickenreute wurde erst 1924 mit der von Kirchzarten vereinigt. Vorher hatte Bickenreute zwar zur Talvogtei Kirchzarten, aber nicht zur Gemeinde Kirchzarten gehört.

II. Die Gotteshäuser zu Bickenreute
Was uns noch besonders beschäftigen soll, das sind die kirchlichen Verhältnisse von Bickenreute. Soweit wir darüber urkundliche Nachrichten besitzen, hat der Hof zur Pfarrei Kirchzarten gehört. Diese Nachrichten stammen aber aus einer recht späten Zeit. Erst 1463 finden wir die ersten Andeutungen darüber. Damals hatte Bickenreute eine St.-Jakobs-Kapelle‚ die Filiale von Kirchzarten war. Schon lange vorher aber muß das ganze Bickenreuter Gut einmal eine eigene Pfarrei gebildet und eine St.-Johannes-Kirche gehabt haben. Wir beginnen mit der späteren Zeit und der St-Jakobs-Kapelle, um dann nachher die Verhältnisse der früheren Zeit ausführlich zu besprechen.

1.Die St.-Jakobs-Kapelle
Die Kapelle soll sich in einem kleinen Anbau des heutigen Schlosses befunden haben. Der Raum wird jetzt für andere Zwecke verwendet. Ein St.-Jakobs-Heiligtum muß aber schon im Jahre 1463 in Bickenreute vorhanden gewesen sein. Denn das alte Kirchzartener Pfarrbuch, das in diesem Jahr angelegt wurde, führt unter dem 25. Juli beim Jakobustag die Bemerkung an: "Patrocinium in Bikenrüti“. Später hören wir, daß der Kaplan der Heiliggeiststiftung in Kirchzarten alle 8 oder 14 Tage zu Bickenreute eine hl. Messe halten mußte. 1612 wurde für diesen Zweck vom Besitzer des Gutes ein Zins von 30 Gulden gestiftet. 1674 besaß die Kapelle zu Bickenreute ein Vermögen von einigen hundert Gulden, deren Kapital vom Besitzer des Gutes ausgeliehen wurde. Im Jahre 1744 wird uns berichtet, daß der Pfarrer von Merzhausen, der fünf Jahre lang Kaplan in Kirchzarten gewesen war, noch 125 Gulden anzusprechen hatte dafür, daß er diese Zeit über in Bickenreute wöchentlich eine hl. Messe gehalten hatte. Jetzt findet schon lange daselbst kein Gottesdienst mehr statt.

2.Die St-Johannes-Kirche
Mehr als die Jakobskapelle verdient unsere Aufmerksamkeit ein anderes Gotteshaus zu Bickenreute, das einst lang zuvor hier bestanden haben muß. Bis jetzt wurde dasselbe noch nie beachtet und noch nie eine einzige Zeile darüber veröffentlicht. Das ist freilich begreiflich; denn Urkunden, die die Kirche direkt nennen, besitzen wir keine. Das ist etwas mißlich, besonders gegenüber Leuten, die nur schriftliche Urkunden gelten lassen wollen. Es gibt aber auch mündliche Urkunden, die oft so viel oder gar mehr beweisen als schriftliche und meist auch viel älter sind als die ältesten uns überlieferten schriftlichen Urkunden. Es sind die Flurnamen, die zum Teil wohl aufgeschrieben, zum Teil aber auch nur mündlich von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben worden sind. Und solche Flurnamen gibt es auf dem Bickenreuter Gut und in dessen Nähe genug, die uns zeigen, daß auf dem Bickenreuter Gut sehr früh schon eine Kirche bestanden haben muß.

Der erste Flurname, den wir nennen, gibt uns gleich auch den Patron dieser Kirche an. Wir finden ihn im "St.-Johannes-Berg“. Dieser ist ein Bergvorsprung südlich des Hofes und in seiner Nähe, gegen Oberried. Er gehört sicher zum alten Besitz des Hofes und ist im Laufe der Zeit nie aus demselben veräußert worden. Mit dem Johanniterorden, der seit 1297 bis zu seinem Untergang die Kirche zu Kirchzarten besaß, hat er nichts zu tun. Wenn die Johanniter ihn je besessen und wenn er von ihnen den Namen: erhalten hätte, müßte er nicht St.-Johannes-Berg, sondern St.-Johannser-Berg heißen. Unter der Bezeichnung St. Johannser werden die Johanniter in Zinsbüchern oft genannt. So auch im Urbar von Bickenreute im Jahr 1557.

Einem zweiten Hinweis auf die Kirche zu Bickenreute haben wir wohl vor uns im Urbar des Klosters Adelhausen vom Jahr 1327. Hier lesen wir von einer Juchert Acker "unter iohanis hus am berge“. Ob dieses Johanishus mit der Kirche zu Bickenreute in Beziehung zu bringen ist, ist freilich nicht ganz sicher; ebensowenig, ob der Hanisenhof, der am südlichen Bergabhang des St-Johannes-Berges steht, dieses Johanishus ist. Es gibt ja auch sonst im Kirchzartener Tal andere "Hanisenhöfe“, die mit keiner Kirche etwas zu tun haben. Aber die Lage direkt am St.-Johannes-Berg ist für das Johanishus und den Hanisenhof bei Bickenreute immerhin auffallend. Wernn unsere Annahme zutrifft, haben wir hier ein Gegenstück zu dem Peterbauernhof bei der Peterskirche im nahen Kappel.

Einen dritten, viel deutlicheren Hinweis auf die alte Bickenreuter Kirche geben uns die Flurnamen "Kirchenwald“ und "Kircheneck“. Der Kirchenwald gehört heute noch wenigstens zum Teil zum Bickenreuter Gut und liegt oben am Weg, der vom Bickenreuter Hof über den Berg nach Weilersbach führt. Das Kircheneck, ganz daneben, ist ebenfalls Wald. Heute erklärt man sich diesen Namen damit, daß man sagt: von hier aus kann man, wenn man von Weilersbach kommt, die Kirche von Kirchzarten sehen. Diese Deutung ist aber nicht richtig. Das Kircheneck ist vielmehr als Kirchenwaldeck zu erklären, wobei das mittlere Wort "Wald“ der Kürze wegen ausgefallen ist. Für diesen Wortausfall läßt sich eine große Menge von andern Beispielen anführen. Und wie im Glottertal das Streckereck auf den Streckerhof, dem es zugehört, und das Wissereck auf den Wisserhof, dem es zugehört, hinweist, so weist das Kircheneck bei Bickenreute‚ auf die Kirche des Hofes hin, zu dem es gehörte. Was wir eben vom Kircheneck gesagt haben, gilt natürlich ebenso vom Kirchenwald.

Eine vierte Flur, die unsere Beachtung verdient, findet sich in der Nähe, wenn auch etwas weiter vom heutigen Bickenreuter Gut entfernt. Es ist die "Kirchenmatte“, die direkt unter dem Helmlehof in Weilersbach liegt, zwischen dem Sträßchen und dem Weilersbächle. Der Helmlehof ist der südliche Nachbarhof des Hanisenhofes, und es ist wohl möglich, daß dieses ganze Gebiet des Hanisen- und Helmlehofes einst zum Bickenreuter Gut gehört hat, nicht mehr um 1500, wohl aber um 1100 oder 1200. Wir wissen ja, daß das Gut nicht immer den gleichen Umfang gehabt hat. Manchmal sind Güter dazu erworben, manchmal aber auch weggegeben worden.

Noch ein fünftes Grundstück bei Bickenreute weist auf die alte Kirche von Bickenreute hin, nicht nur durch seinen Namen, sondern noch viel mehr durch seine Lage. Es hat freilich schon vor 1924 zur Kirchzartener Gemarkung gehört. Es ist die große "Pfarrmatte“ an der Oberrieder Straße und am Graben, der ehemals der Holzflößerei gedient hat. Schon im oben genannten Adelhauser Urbar von 1327 ist auf der gleichen Seite, wo wir das Johanishus gefunden haben, die Rede von einer "Widem“. Diese stößt nach der dortigen Angabe an eine sechs Juchert große Matte, von der es heißt, daß sie am Oberrieder Weg liege. Daraus ergibt sich, daß sich die alte Widem am gleichen Ort fand wie die heutige Pfarrmatte, daß also mit beiden Bezeichnungen ein und dasselbe Grundstück gemeint ist. Widem ist schon im frühen Mittelalter die Bezeichnung für das Ausstattungsgut einer Kirche. Nach einem Reichsgesetz Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) war jeder, der eine Kirche gründete, verpflichtet, ihr wenigstens einen Mansus (30 bis 35 Juchert) an liegenden Gütern zu geben. (Dafür durfte er dann auch den Zehnten, der in seinem Gebiete fiel, für seine Kirche in Anspruch nehmen.) Noch im 12. Jahrhundert hat man nach diesem staatlich-kirchlichen Gesetz gehandelt. Ein paar Beispiele dafür finden sich noch in dem ums Jahr 1200 abgeschlossenen Rotulus Sanpetrinus, einer Zusammenstellung der dem Kloster St. Peter geschenkten oder von ihm erkauften Güter. Erst vom 13. Jahrhundert an gab man für diesen Zweck statt der liegenden Güter mehr und mehr Kapitalien in Form von Zinsbriefen, Grundstücke dagegen weniger und vielfach bald auch gar keine mehr.

Achten wir nun auch auf die Lage der Widem bzw. der Pfarrmatte! In einigen Fällen, wo wir den Umfang des ganzen alten Grundbesitzes des Kirchengründers und den Umfang und die Lage des von ihm seiner Kirche verliehenen Grundbesitzes kennen, sehen wir heute noch deutlich, wie der Grundbesitz der Kirche einst aus dem anderen Gut des Kirchengründers herausgeschnitten worden ist. Auch bei der Kirchzartener Pfarrmatte bzw. Widem können wir das feststellen. Die Pfarrmatte ragt nämlich heute noch ziemlich weit in das Bickenreuter Hofgut hinein, so daß man auf den ersten Blick sieht, daß sie ursprünglich zum Hofgut gehört hat und aus ihm herausgenommen worden ist. Man wird hier fragen: wie kam die Pfarrmatte (Widem) an die Kirche in Kirchzarten? Wir haben darüber keine Urkunde. Wir können uns aber den Grund zu diesem Übergang leicht denken. Die ursprüngliche Zahl der Pfarrangehörigen der Johanneskirche zu Bickenreute war sicher recht klein und wird sich im Lauf der Zeit kaum vermehrt haben, das Einkommen der Kirche aber wird durch den Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft so gering geworden sein, daß die alte Pfarrei infolgedessen (wie viele andere) nicht mehr lebensfähig war. Da wird der Besitzer des Bickenreuter Hofes die Güter der Johanneskirche zum großen Teil wieder an sich gezogen haben, wie den St-Johannes-Berg, den Kirchenwald und den Wald am Kircheneck, das Widumgut an der Oberrieder Straße aber der Kirche zu Kirchzarten überlassen haben, wofür diese dann auch die seelsorgerliche Betreuung der Leute von Bickenreute auf sich nehmen mußte. So mag die alte Bezeichnung Widem mit der Zeit durch die neuere Bezeichnung Pfarrmatte ersetzt worden sein.

Vergleichen wir das Gut der oben erwähnten Peterskirche zu Kappel mit dem Gut der Johanneskirche zu Bickenreute, so ist heute noch zu erkennen, daß das Gut der Kappeler Kirche ein zusammenhängendes Stück gewesen ist. Oberhalb nämlich und westlich der Kirche liegt unter dem Gipfel des Kibfelsens das große Waldstück "Petersberg“. Unterhalb desselben und nördlich der Kirche schließt sich an der "Pfaffengrund“, ebenso zum größten Teil Wald und nur unten zum Teil Ackerfeld. Petershof, Petersberg und Pfaffengrund zeigen schon in ihren Namen die Zugehörigkeit zur Kirche an. Während hier das Kirchengut beisammen lag, ist es in Bickenreute in mehrere Stücke zerstreut. Freilich liegen alle Stücke auf der einen Seite des Gutes, der südlichen, und nicht weit voneinander. Der Kappeler Fall mit einem zusammenhängenden Grundbesitz der Kirche wie der Bickenreuter Fall mit zerstreutem Grundbesitz sind auch sonst nachzuweisen.

Überschauen wir nochmals alle vorgebrachten Tatsachen, so kann trotz der fehlenden schriftlichen Urkunden kaum mehr bezweifelt werden, daß die Pfarrmatte an der Oberrieder Straße und das Ackerfeld auf dem St.-Johannes-Berg und der Kirchenwald an der Gemarkungsgrenze von Weilersbach Ausstattungsgut einer alten Bickenreuter Kirche waren. Damit ist das Vorhandensein einer alten Pfarrkirche mit dem Patron St. Johannes auf dem Bickenreuter Gut überaus wahrscheinlich gemacht. Um diese Wahrscheinlichkeit zur vollen Gewißheit zu erheben, müßte nur noch der ehemalige Friedhof derselben nachgewiesen werden (wie dies bei der Kirche in dem nahen Stegen geschehen ist). Vielleicht wissen (oder wußten) auch schon Leute, die bei Grabarbeiten auf dem Bickenreuter Gut tätig waren, von aufgefundenen Gräbern und Totengebeinen. Früher hat man leider derartige Funde in ihrer Bedeutung nicht erkannt und sie der Vergessenheit anheimfallen lassen. So weiß z. B. auch bei der ehemaligen St-Johannes-Kirche in Zaismatt bei Emmendingen niemand mehr etwas von einem Friedhof oder Totengebeinen, die sich dort irgendwo gefunden hätten, ja überhaupt nichts vom ehemaligen Bestehen einer Kirche, obwohl wir hier aus schriftlichen Urkunden ganz sicher wissen, daß in Zaismatt einst eine Pfarrkirche bestanden hat.

Fassen wir die Geschichte der Bickenreuter St.-Johannes-Kirche und -Pfarrei zusammen, so können wir sagen: wohl schon vor dem Jahre 1000, vielleicht schon zwischen 800 und 900, ist der Bickenreuter Hof angelegt und zugleich oder bald nachher auch die Kirche gegründet worden. Zu größerer Bedeutung hat die Kirche es aber nie gebracht. Schon im 12. oder 13. Jahrhundert mag sie in Abgang gekommen sein. Jedenfalls war sie um 1463 ganz aus dem Gedächtnis der Leute verschwunden. Ihre Aufgabe übernahm dann vor 1463 zum Teil die Jakobskapelle im Schloß.

Diese Ausführungen dürften nebenbei auch gezeigt haben, wie wichtig die Flurnamen sind. Sie führen uns auf Dinge, auf die wir sonst nicht gekommen wären. Sie sind Urkunden, oft älter und besser als die geschriebenen. Unsere Vorfahren haben sie aufgebracht und jahrhundertelang benützt. Sie sind ein Stück unserer Heimat. Darum sollten wir sie in Ehren halten und nicht abgehen lassen, auch wenn sie uns altmodisch und manchmal auch unverständlich erscheinen. Besonders für die älteste Geschichte unserer Heimat sind sie eine wichtige Erkenntnisquelle, namentlich wenn schriftliche Urkunden fehlen.
Bernhard Schelb