Der Baldenweger Hof in der Geschichte
Reicht die St. Martins-Hofkapelle in die fränkisch-alemannische Zeit zurück?
Ähnlich wie fast alle großen Schwarzwälder Bauernhöfe kann auch der Baldenweger Hof im vorderen Dreisamtal auf ein sehr hohes Alter zurückschauen. Er geht, wenn die Erklärung aus seinem Namen ihre Richtigkeit hat, auf einen Alemannen Baldo oder Baldhart, das heißt der Kühne, Trotzige, zurück, der seinen Hof an einem, vielleicht sehr alten Wege erbaut hat. In früheren Zeiten besaß allerdings der Ausdruck Weg in einem solchen Zusammenhange eher die Bedeutung von einem bewohnten Ort, so daß Baldenweg mehr dem Sinne einer Ortschaft des Baldo gleichkäme. Diese Bedeutung liegt auch deswegen näher, weil zu dieser Siedlung immer noch einige Höfe dazugehörten, von denen der sogenannte obere Hof, das spätere Schloß Falkenbühl, der wichtigste war. Wahrscheinlich bildeten in der ältesten Zeit Falkenbühl und Baldenweger Hof eine Einheit, bis sich schließlich das zuerst nur feste Haus als eigenes, wenn auch nur kleines Schloßgut abtrennte. Jahrhunderte lang gehörte es den im Höllental wohnhaften Falkensteinern, die es im Jahre 1423 an den reichen Freiburger Bürger Konrad Tegenly abgaben, der es aber bald wieder weiterverkaufte. Im Jahre 1517 geht das Schloß Falkenbühl und Baldenweger Hof an die Herren von Landeck über und von diesen an die Sickinger in Ebnet, die ihren gesamten Besitz am 9, März 1809 an den damals neugeschaffenen badischen Staat verkauften, während ihre Besitzer es vorzogen nach Österreich auszuwandern.
Was uns an dem Baldenweger Hof am meisten interessiert, ist seine Hofkapelle zum hl, Martin. Fast zu jedem großen und alten Schwarzwälder Bauernhofe gehört eine Kapelle, und man kann auch umgekehrt sagen, jeder Schwarzwaldhof, dessen Hofbestand eine Kapelle aufweist, reicht geschichtlich bis in frühe Besiedlungszeiten zurück. Wenn auch die eigentliche Besiedlung des Schwarzwaldes erst durch Rodungstätigkeit der Klöster etwa vom Jahre 1000 an beginnt, so trafen diese ersten Klostergründer doch schon eine Reihe größerer oder kleiner Bauerngüter an. Die Besiedlung muß also an geeigneten Plätzen doch schon sehr frühzeitig begonnen haben. Die üblichen Hofkapellen dienten nun weniger der eigentlichen Seelsorge, sondern mehr dem Eigengebrauch der Bewohner des Hofes und der umliegenden Gütchen, die bei schlechter Witterung oder bei hohem Schnee im Winter die weitentfernte Pfarrkirche nicht besuchen konnten und ihre Sonntagsandacht hielten. In der Regel sind sie keinem besonderen Heiligen geweiht, und ihre Pflege hängt von dem mehr oder weniger großen Interesse des Hofbesitzers ab, dem das kleine Glöckchen in dieser Kapelle zum wichtigen Betzeitläuten dient, um die "Völker" zum Mittagessen und zum Feierabend zu rufen. Hofkapellen aber mit einem eigenen Kirchenheiligen haben siedlungs- wie kirchengeschichtlich ihre besondere Bedeutung, die desto größer ist, je früher man die Kapelle und je bestimmter man den Kapellenheiligen für eine gewisse Zeitepoche festzustellen vermag.
Nun gibt uns eine Urkunde vom Jahre 1765 von der Kapelle auf dem Baldenweger Hof - allerdings die einzige Urkunde über diese Kapelle - die Nachricht, sie sei in diesem Jahre dem hl. Martin geweiht worden. Nun ist wohl kaum anzunehmen, daß es sich um einen Neubau der Kapelle mit einer ersten Konsekration handelte, sondern eher um eine Renovierung der alten St.-Martins-Kapelle mit der üblichen Neukonsekration. Das geht auch daraus hervor, daß, wie eine Nachricht vom Beginn des 19. Jahrhunderts besagt, sie bald darauf baufällig und am Zusammenfallen gewesen sei, was doch bei einer neuen Kapelle nach einem kurzen Menschenalter wohl nicht der Fall gewesen wäre. Der vernachlässigte Zustand erklärt sich daraus, daß die Pächter nach dem Jahre 1809 sich kaum mehr um die Kapelle kümmerten und sie nach und nach verfallen ließen, bis sie zum Abbruch reif war. Man hat sie daraufhin abgetragen, heute ist auch der letzte Rest davon verschwunden, und Erinnerungen daran sind bei der Talbevölkerung ebenfalls nicht mehr vorhanden.
St. Martin als Kirchenpatron reicht in die frühesten Zeiten alemannisch-fränkischer Christianisierung zurück, die Verehrung des hl. Martin mit all seinem reichen Brauchtum stammt aus Frankreich, wo er in der Stadt Tours um das Jahr 350 als Bischof und als Heiliger gestorben ist. In den Jahrhunderten nach der Schlacht bei Zülpich (496), in der die Alemannen von den Franken besiegt wurden und der Frankenkönig Chlodwich sich zum Christentum bekehrt hat, begann im Alemannenland eine eifrige fränkische Missionierung, die besonders von schottisch-irischen Mönchen unterstützt wurde. Sie nahmen auf ihrer Reise von ihrem Heimatland durch Gallien die Verehrung fränkischer Heiliger mit und pflanzten sie behutsam bei den Alemannen ein, die bisher dem Christentum ziemlich ablehnend, wenn nicht gar feindlich gegenüberstanden. Eigenartig ist nun, daß die ganz in der Nähe liegende Kirche zu Ebnet - sie ist erst seit dem Jahre 1632 Pfarrkirche - die beiden geradezu typischen fränkischen Heiligen Hilarius (aus Poitiers) und Remigius (aus Reims) als Kirchenpatrone aufweist, womit ebenfalls gesagt werden darf, daß ihre Gründung in die fränkische Missionierungszeit fällt. Eine Legende erzählt, der hl. Fridolin habe aus Poitiers einige Hilarius-Reliquien mitgenommen und an geeigneten Orten auf seinem Wege an den Oberrhein Hilariuskirchen gegründet. Die alte Kirche in Zarten dagegen ist dem hl. Johannes dem Täufer und er hl. Margarete geweiht, offenbar also eine Taufkirche. Sie ist schon im 9. Jahrhundert erwähnt und dürfte wohl eine Eigenkirche der Markgenossenschaft Zarten, die um jenen Zeit ebenfalls mehrfach nachgewiesen ist, gewesen sein. Ob und welche Zusammenhänge zwischen diesen drei Kirchen in ihrer Gründungszeiten vorhanden sind, kann, da jegliches Urkundenmaterial hierüber schweigt, nicht mehr aufgezeigt werden. Es mag jedoch sein, daß die Zartener etwas älter ist als die beiden andern. Erst als das Kloster St. Gallen durch mehrfache Güterschenkungen im Dreisamtal größeren politischen und seelsorgerischen Einfluß gewann, errichtete dieses Kloster eine eigene Kirche, und damit wurde Kirchzarten der politische Mittelpunkt des Tales auf Jahrhunderte hinaus. Man erzählt sich noch, man habe damals die Ruinen eines Römerturmes zum Bau der Kirche benützt, während die Alemannen diese für sie unheimliche Stätten ängstlich mieden und entfernt von ihnen ihre Höfe und Kirchen bauten.
aus: "Schau in´s Land". Blätter für
Geschichte, Sage, Kunst & Naturschönheiten des Breisgaues
vierter Jahrgang 1877, Seite 61
Nur in aller Kürze konnte von dem hohen Alter der St. Martins-Kapelle und des Baldenweger Hofes berichtet werden. Vielleicht brächte eine genaue Sichtung der allerdings nicht im Überfluß vorhandenen Urkunden und Akten noch weitere Klärung. Ob aber der Baldenweger Hof in seiner Frühzeit ein fränkischer oder königlicher Fronhof und wie die kirchliche und politische Stellung zur Zartener Mark war, wann und unter welchen Umständen er an die Falkensteiner überging, sind Fragen, auf die uns die Urkunden immer die Antwort schuldig bleiben werden. Jedenfalls konnte das hohe Alter nicht daran hintern, daß heute der Baldenweger Hof zu einer der modernsten Stätten landwirtschaftlicher Forschungs- und Beratungstätigkeit geworden ist, von der viel Segen und viel wertvolle Anregung in unser südbadisches Landvolk hinausgehen.
Autor: M. Badische Zeitung 11.10.1955
--------------------------------
Nachtragsband
Geschichte der Pfarrei Kirchzarten
Gunther Haselier 1967
In Baldenweg läßt sich mit der gleichen Sicherheit die Kapelle mit
ihrem Martinskult in die fränkische Zeit zurückführen, wo wir die
Eigenkirche eines Adeligen annehmen dürfen, die bei der
Kirchenorganisation im 8 Jahrhundert ebenfalls mit der Zentralkirche
vereinigt wurde. Es ist auffallend, daß Baldenweg als einzige alte
Filiale Kirchzarten inkorporiert ist. Die Patroziniumsfeier im Jahr
1600 ist uns in den Rechnungen begegnet sie findet sich schon im
Pfarrbuch von 1463 unter dem 11. November von einer etwas jüngeren
Hand. Hinter Baldenweg fügt diese noch hinzu: et est fraternitas ibi.
Das Bestehen einer Bruderschaft an der Baldenweger Kapelle verleiht
dieser selbst ein besonderes Gewicht: eine Rosenkranzbruderschaft
findet sich sonst nur noch in Kirchzarten. Ein Martinsbild befindet
sich in der Kapelle (1600). Von regem kirchlichem Leben zeugen die
reichen Opfer am Festtag. Vor allem scheinen die Bewohner des
Wittentals in Baldenweg ihre Kirche gesehen zu haben. Die Betreuung der
Kapelle, die keinen eigenen Fonds besitzt, erfolgte von Kirchzarten
aus. Die Kirchenfabrik finanziert z.B. im Jahr 1600 neue Fenster. Wenn
Kriegsschäden behoben werden, sorgen die dortigen Kirchenpfleger auch
für die Kapelle. So verdingen sie 1681 die dortigen Fenster einem
Glaser. Im gleichen Jahr erhält der Kaplan für seine Tätigkeit in
Baldenweg von ihnen zehn Batzen Präsenzgeld. Baldenweg spielt auch hier
eine Sonderrolle, da in diesem Register keine weitere Kapelle genannt
wird; diese zehn Batzen stehen allein hinter der „Jahresbesoldung“ von
Pfarrer und Kaplan. Noch 1798 wird festgestellt, daß der Kaplan bisher
jährlich einmal für eine Predigt in Baldenweg bezahlt worden sei, was
jetzt durch kaiserlichen Erlaß wegfalle wie die dreizehn anderen
Predigten in fünf weiteren Filialen.
Die Dekrete aus Wien die im Geist des Josefinismus sämtliche
Nebenkirchen schließen wollten, haben auch Baldenweg das Ende gebracht.
Ihr Eigentümer, der Graf von Sickingen, überließ die Kapelle zusammen
mit dem Hof dem Großherzogtum Baden käuflich; sie stand unstreitig auf
dem Eigenthum des Hofguthes zunächst bey dem Haus welche die Präsumtion
von sich gibt, daß solche ehmals zu dem Privat Gottesdienst des Herrn
Graven und dessen Hofbeständer gebraucht worden. Im Jahr 1810, also ein
Jahr nach dem Verkauf der Herrschaft, bestand die Kapelle bloß noch aus
vier Mauren mit einem ruinosen Dach; der Hofbeständer hatte solche
bisher zu Stellung seiner Hanfbrechen und andern dergleichen Dingen
benutzt, auch ist nach erhobener sicherer Erkundigung seit mehr als 30
Jahren kein Gottesdienst mehr darin gehalten worden. Als nun der neue
Besitzer, die großherzoglich badische Oberverwaltung in Freiburg, den
Hof 1810 zur Versteigerung feilbot, erhob das Pfarramt Kirchzarten bei
der Kreisdirektion Einspruch. Das Kreisdirektorium wies unter dem 17.
12. 1810 den Eigentumsanspruch des Pfarramtes ab. Leider erfahren wir
nicht, ob die Verbindlichkeit des Pfarramts den Gottesdienst in der
befragten Kapelle zu versehen...(bzw) das Recht dazu bey der
Versteigerung etwa vorbehalten worden ist, wie es die Oberverwaltung
vorgeschlagen hatte. Die Kapelle wurde jedoch nicht wieder hergestellt
und zerfiel in den folgenden Jahren vollständig. Die Inhaber des Hofes
waren schon 1799 zugezogene „Wiedertäufer“.
---------------------------------------
Zeitschrift der Gesellschaft für
Beförderung der Geschichts-Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem
Breisgau und den angrenzenden Landschaften Sechster Band (1883-1887)
Seite 427-429
Baldenwegerhof
Bei Wittenthal, Bez.= A. Freiburg
(Baldenwege, Baldenweg)
1368 Aug. 14. Freiburg. Ritter Dietrich von Valkenstein verkauft an
Johans Tegenlin, Sohn des verstorbenen Johans Tegenhart, Bürger zu
Freiburg, 6 Pfd. Pfg. Friburger Münze jährlichen Zinses von seinem
„gesesse“ zu Baldenwege und seinen Einkünften zu Kilchzarten um 30 M.S.
– Friburg 1368 an unser frowen abende, als si ze himel empfangen wart.-
Perg. Orig. mit 4 Siegeln. 123.
1405 April 28. Edelknecht Wernher von Valkenstein verkauft an seinen
Vetter „cleyn“ Cuenen von Valkenstein seine Lente, Rechte, Gölten
u.s.w. zu Verstetten, Verendal, Bickensol, Schertzingen, Herdern,
Lutenwiler, Missswendi, Wilerspach, Valckenbuehl, Baldenwegg, Witental,
Rechtenbach, die Gerichte und Güter „zem Reyn“, Rotach, Breitnowe, die
Güter jenseits der Strasse im Bruckbach am Einsiedelen, am Sidelbach
und die Lente zu Malterdingen um 30 Pdf. Pfg., Friburger Münze, 60
Scheffel Rogger, 25 Malter Haber und 2 Fuder Wein jährlichen Zinses
Leibgeding. – uff den nehsten zinstag vor sant Philipps und sant Jacobs
tag der heiligen zwelfbotten, den man nemet den Meytag 1405. – Perg.
Orig. mit 5 Siegeln. 124
1415 März 1. Hans Vogt von Beringen, Wirt und Bürger zu Friburg,
urkundert, dass er 6 Pdf. Pfg. jährlichen Zinses von Baldenweg und
Kilchzarten an die Kinder des verstorbenen Johans Tegenlin und Haman
von Tottenoewe schuldig ist. – uff den nächsten fritag nach sant
Mathis tag
eins heiligen zwoelff hotten 1415. - Perg. Orig. mit 1 Siegel. 125.
1427 März 28. Hans Vogt von Beringen d.ä. wird gegen Hanman von
Tottnowe und dessen Schwager Cuenrat Tegenlin; Bürge für 6 Pfd. Pfg.
jährlichen Zinses von Gütern und Rechten zu Baldenweg und Kilchzarten -
vff dem nächsten nach unser lieben fruwen tage, als ir verkündet wart,
der da komet, in dem Mertzen 1427. - Perg. Orig. mit einem Reste des
Siegels des Ausstellers. 128
1445 Sept. 17. Henny Lendy von dem Hofe zu Wiler im Kilchzarter Thale,
Bürger zu Fribiirg, gibt seinen Hof zu Baldenwege und seinen Anteil am
Zoll zu Valkenstein als Pfand den Junkern Erhart und Heinrich von
Nuwenfels, welche für ihn wegen einer Gülte von 6 Pfd. Pfg. Bürgschaft
geleistet haben - an dem nechsten frytage nach des heiligen cruetztage
ze herbste 1445. - Perg. Orig_ mit dem Siegel des Junkers Hans Ulrich
Meyger von Wiler_ 127.
1482 Aug. 10. Prior und Convent des Wilhelmitenklosters zu Oberriet im
Wald, genannt Marienkron, verkaufen dem Ritter Fridrich Bock von
Stouffenberg 18 Jauchert Acker, zum Baldenweger Hof gehörig, im
Kilchzarten Thal, genant der Adelshauser um 32 Pfd. Pfg Friburger
Münze. - an sambstag vor sant Tiburcien tag 1482. - Perg. Orig. 128
1508 Sept. 28. Hans Strub übernimmt von Ritter Diethrich von Blumneck
dessen Hof zu Baldenweg mit aller Zubehör als Erblehen. - vf sanct
Micheln abennt 1508. - Perg. Orig_ mit dem Siegel von Arbogast
Scchnewli Berenlap von Zeringen, Schultheissen in Friburg. 129.
1517 Mai 26. Margreth, geb. von Lanndeckh, Witwe des Ritters Hanns
Dietrich von Bluemnecklh, verkauft mit Willen ihres Vogtes, des
Richters Paule Herthopt zu Enndingen, und des Vormundes ihrer Kinder,
ihres Schwagers Rudolff von Bluemnekh, das Haus Valckenbühel mit dem
Hofe Baldenweg an Davidt von Lanndeckh, um 1200 fl.vff zinstag noch
sant Urbans des heylgen bapsts tag 1517. - Perg. Orig- mit 2 Siegeln.
130.
1517 Juni 12. Jacob Raperger zu Enndingen Ehemann von Kathrine, geb.
von Bluemneckh, der Tochter des verstorbenen Ritters Hanns Dietrich von
Bluemneckh und der Margrethe von Lanndeckgh, gibt im Namen seiner Frau
die Einwilligung zu dem in der voranghenden Urkunde erwähnten Verkauf.
- vff frytag noch vnssers herren fronlychnams tag 1517. - Perg. 0rig
mit dem Siegel von Ruedolff von von Blumneckh 131.
1531 April 23. Cristoffel von Landeck übergibt seinen Hof zu Baldenweg
an Linden Bautlin als Erblehen. – vff sant Jergen der hailigen Ritters
tag 1531. - Perg. Or. 132
----------------------------------------------
Freiburger Urkundenbuch
I . Band
von Friedrich Hefele
St.Märgen 1267 November 13
Abt und Konvent von St. Märgen verleihen ihre Wiese bei Baldenweg dem Freiburger Bürger Burkhard Meinwart.
Or. Stadtarchiv: XVI Ac (Kloster Allerheiligen-St.Märgen). Siegel an
weiß-blauen (1.) bzw. weiß-braunen (2.) geflochtener Wollschnüren: 1.
rund (40). Kniender Mann, mit beiden Händen den Krummstab fassend, vor
ihm stehend eine Frau (Maria ?), mit der Rechten den Krummstab haltend.
Diese Urkunde ist eine Fälschung. Auffällig ist zunächst die Rauheit
des Pergaments auf der Schriftseite im Gegensatz zu der Glätte auf der
Rückseite. Die Schrift gehört etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts,
vielleicht sogar erst der Zeit von 1350-1370 an, wie der ganze Duktus
und einzelne Buchstaben, z.B. die C J M a b d, beweisen.
Besonders charakteristisch sind die zweistöckigen a.
Es kommt hinzu, daß im Jahre 1267 kein Abt namens Konrad dem Kloster
St.Märgen vorstand, denn schon 1265 und noch 1276 ist Abt Werner bezeugt
(Krieger TW). Dessen nächster Vorgänger und Nachfolger hießen
Konrad. Ein weiterer Abt namens Konrad regierte von etwa 1340 bis 1355
(Bader Freib. DA.2,237), auf den (bis 1370) Abt Werner von Weisweil
folgte. Die Siegelschnüre können nach ihrer ganzen Beschaffenheit aus
der Zeit um 1267 stammen, sie können sogar noch älter sein. Das erste
Siegel ist dem Siegel des Abtes Konrad (II.) an zwei Urkunden vom Jahr
1284 (1284 Mai 8: Stadtarchiv, Kloster A1de1hausen; 1284 Juni 20:
Stadtarchiv. Ausw. Klöster, Tennenbach) täuschend ähnlich. Ein genauer
Vergleich ergibt aber, daß es ein anderer, wohl etwas jüngerer Schnitt
ist. Es wurde aber zweifellos von diesem Abt geführt, denn die
Nachfolger führten andere Siegel; für den Abt Konrad III. kommt es aber
nicht mehr in Frage. Seit wann der Konvent von St.Märgen das an der
Urkunde hängende Siegel führte, wäre noch zu prüfen. Ob und inwieweit
der Inhalt der Urkunde gefälscht ist, läßt sich schwer sagen, da die
übrigen Namen keinen sicheren Anhaltspunkt bieten. Ein Freiburger
Bürger Burkard Meinwart ist zwar für die Zeit um 1267 mehrmals bezeugt,
der Name kommt aber auch später bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
häufig vor (Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch 3, 49). Ein
Ritter Werner von Falkenstein ist einmalig zum Jahr 1271 aufgeführt
(ebd. 1, 324), ein anderer desselben Namens für die Zeit von 1308 bis
1341 mehrmals belegt (ebd. S. 325 f.). Über den Namen Spanhart wird
sich vielleicht später etwas feststellen lassen. Man weiß, daß Abt
Konrad III. und sein Nachfolger Werner von Weisweil bestrebt waren, dem
Kloster die entfremdeten Güter und Rechte zurückzugewinnen (Bader
Freib. DA. 2, 235). Man wollte offenbar die Ansprüche des Klosters auf
die Einkünfte von der Wiese bei Baldenweg nachweisen. Zu diesem Zwecke
wird man wie anderwärts (vgl. n. 215, 229, 248) so auch in St.Märgen
zum Mittel der Urkundenfälschung gegriffen haben, wobei man übersah,
daß der Name des die Urkunde ausstellenden Abtes und ihr Datum nicht
zusammenstimmten. Herr Konservator P. Hübner hat unter dem Mikroskop an
mehreren Stellen Reste einer abgeschliffenen Schrift festgestellt. Man
hat also eine andere Urkunde für die Fälschung benützt. Der (erst in
neuerer Zeit auf der Rückseite der Urkunde überklebte) Schnitt, der auf
eine Kaasieriung schließen läßt, hat mit der Fälschung wohl nichts zu
tun. Die archivalische Provenienz dürfte sich aus der Erwerbung vieler
Besitzungen des Klosters St.Märgen durch die Stadt Freiburg in den
Jahren 1462/63 erklären.
Omnibus presens scriptum inspecturis Cunradus divino nutu abbas suusque
conventus Celle Sancte Marie Constantiensis dyocesis ordinis sancti
Augustini in Nigra Silua subscriptorum notitiam cum salute. Pratum
nostrum situm aput Baldewegg zwenzig mannmatt, prout vulgaliter
dicitur, cum aqua, que ipsum pratum irrigare dinoscitur, quod videlicet
pratum dominus dictus Spanhart et dominus Wernherus de Valkenstein a
nosto monasterio et e nobis iure hereditario possiderunt ac nostro
monasterio et nobis resignarunt, ooncessimus et tenore presentium
concedimus de communi consilio Burcardo civi in Friburg dicto Meinwart
et heredibus suis iure hereditario in posterum possidendum pro censu
scilicet duodecim solidorum usualis monete, quem censum anis singulis
in festo sancti Rmygy nobis nomine monasterii
nostri assingnabunt. Pro iure vero erario vulgaliter erschatz dicto
heres ad poesessionem dicti prati accedens nobis nomine monasterii
nostri duodecim solidos usualis monete assignabunt. Salvo iure
venditionis ac dessessionis. In premissorum robur firmissimum et
evidentiam pleniorem dictis Burcardo et heredibus suis presentes
literas concessimus sigillis nostris munimine roboratas. Datum apud
Cellam Sancte Marie idus novembris anno domini MCCLXVII.
------------------------------------
Aus dem Littenweiler Boten von Hauptlehrer a.D. Paul Priesner
Baldenweg und Falkenbühl
Auf dem Baldenweg und Falkenbühl hat die Gräflich von
Sickingen-Hohenburgische Familie ein gemauertes und wohlgebautes Haus,
worin die Wohnung für den Meierhofbeständer ist, auch nicht weit davon
eine Kapelle steht. Zum Haus gehört eine große_Scheuer, beide sind mit
Stroh gedeckt. Die Herrschaft besitzt dort an Grundstücken:
Matten
die sogenannte große Matte, grenzend einerseits an Martin Banks Matten,
andererseits gegen Abend an den Stadt Freiburger Bann, wobei anzumerken
ist, daß die Eichen an der Straße und dem lebendigen Hag nach bis
Johann Schwörers Häusle zu der herrschaftlichen großen Matte gehören
die Dobelmatte; sie beginnt am Kilchacker und beim Hans Faller von
Stegen, zieht hinauf bis zum Wuhr, welches links an den Gräflich von
Kageneggischen Wald und rechts an die Gräflich von Kageneggischen
Matten stoßt, von diesem rechter Hand hinunter bis zum Ende des
Kilchackers
1 Jauchert 180 Ruthen die Weyer- oder Scheuermatte; sie beginnt an des
Johann Andrissen Matte, elf Schritte von der Hohlgasse entfernt, von
ihr hinüber ziehend an Mathäus Laule und an einen dreieckigen Stein,
der die Grundstücke der Herrschaft, des Mathäus Laule und der
Erbengemeinschaft des Martin Bank schneidet, dann hinunter an Johann
Andris und noch weiter hinunter an die Wittenthaler Straße
4 Jauchert die Kuhmatte; sie gehört zum Falkenbühl, stoßt oben an den
Wittenthaler Weg, unten einerseits an den Rebberg, andererseits an die
Viehgasse
3 Jauchert die Hundsmatte; sie war früher nach einer alten Beschreibung
12 Jauchert groß; heute grenzt sie oben an Mathias Laule, unten an das
Weyermättle, auf der einen Seite an Johann Andris, auf der anderen an
das Haus Falkenbühl
5 Jauchert die Dohlmatte; sie stoßt einerseits an den Eschbach,
andererseits hälftig an den Wyhlerischen Wald und das Feld und hälftig
an das Wuhr, welches für den Baldenweg errichtet wurde; unten spitzt
sie sich aus dem Eschbach neben dem Kilchenacker zu
Äcker
2 Jauchert der Bühlacker; er beginnt an dem Weg, der unter dem Martin
Bankischen und dem herrschaftlichen Mühlacker liegt, zieht hinauf an
den Bankischen Mühleacker bis zum Holzacker und endet an einem Stein,
der die Martin Bankische Erbengemeinschaft und die gnädige Herrschaft
scheidet; unten stoßt er auf den Thalweg
3 Jauchert ein Acker im Zartner Bann; er beginnt unten beim Martin
Vogt, zieht von diesem linker Hand hinauf an die Villinger alte
Landstraße, streicht linker Hand hinüber an Mathias Müller und weiter
hinunter an den genannten Martin Vogt
14 Jauchert der Adelhauser Acker; er grenzt gegen Mittag an die
Wyhlemer Straße, gegen Mitternacht an den Eschbach, gegen Morgen an den
Heinrich von Kageneggischen Acker in Stegen im Wihler Bann, gegen Abend
an den Breitehof
3 Jauchert der Hausacker; er stoßt einerseits an den Eschbach,
andererseits an den Hofgarten, oben an den Thalweg, unten an die
Hofmatte;
und der Krotzinger Acker, grenzend unten an die Bankische Erbgemeinschaft und oben an den herrschaftlichen Krotzinger Wald
5 Jauchert der Kilchacker; er stoßt einerseits an den Mühlacker, andererseits an den Eschbach und unten an den gemeinen Thalweg;
und der Kriesacker, grenzend an den Rebberg, unten an den
Ehrleschachen, einerseits wieder an diesen, andererseits an den
Baldenweg und die obere Halde
2 Jauchert der Haldenacker; er stoßt an den Krotzinger Wald und die
Bankische Erbschaft, einerseits und andererseits wieder an diese
Erbengemeinschaft
1 Jauchert 180 Ruthen der Weyeracker; grenzt oben an die Bankische
Erbschaft, unten an den Thalweg, einerseits an die Gasse, andererseits
an das Weyermättle
3 Jauchert der Holzacker; er stoßt einerseits an die Dohlmatte,
andererseits an den Wyhlerischen Wald und das Feld, oben vom
Kageneggischen Wald bis an den Bannstein und zieht vom Häusle an einen
Güterstein, der den Bann scheidet, und unten auf den Mühleacker;
und der Bachacker; grenzt gegen Morgen an die Bankischen Erben, gegen
Mitternacht und Abend ebendahin und gegen Mittag an den gnädigen
Herrschaftswald, den Bachwald; dieser Acker wird nicht angebaut, weil
er „überscheinig“ ist;
und der Haldenacker unter dem Fohrenwald; er liegt zwischen den
gnädigen Herrschaftsgütern unter dem Herrschaftswald, die Schuhhalde
genannt, und ist nur ein Moos und unbaubar
2 Jauchert 180 Ruthen der Acker unter dem Kochwald; er ist mit jungem Wald angepflanzt und liegt unter dem Kochwäldele;
und der Rebbergacker; er stoßt einerseits an Johann Andris,
andererseits und oben an den Wald Rebberg, die obere Halde genannt,
unten an die Hohlstraße
Waldungen
ein Stück Wald, der Krotzinger genannt; er grenzt unten an den
Eschbach, wo der Wyhler und der Wittenthaler Bannstein stehen, die mit
dem Landeggischen und Reichachischen Wappen und der Jahrzahl 1585
versehen sind; gegen Sonnenaufgang an der Gräflich von Kageneggischen
Wyhler Wald, gegen Niedergang an Martin Banks Erbschaft
ein Stück Wald, der Bachwald genannt; er beginnt unten in Matten, wo
ein Stein steht, welcher Güter der gnädigen Herrschaft, der
Erbengemeinschaft des Martin Bank und des Mathäus Laule scheidet; dann
zieht er gerade hinauf durch die Reutschache an eine Fohre, wo jetzt
ein Stein gesetzt und mit zwei „Beykündern" bezeichnet worden ist
ein Stück Wald, das Sandwäldele genannt; er liegt dem Bachwald
gegenüber, stoßt oben an die Martin Bankische Erben und Mathäus Laule
und streicht links an des Mathäus Laule Reutfeld herunter
ein Stück Wald, die Halde genannt; er beginnt unten an einem Rain beim
Mathäus Laule und zieht dann an einen Eckstein, unter den Ziegel- und
Backsteine gesetzt wurden
ein Stück Wald, der Hochwald genannt; er liegt über dem Haus des
Mathäus Laule an der Halde, erstreckt sich an eine mit einer Loche
versehenen Eiche als Grenzbaum und zieht dann an einen anderen mit zwei
Beykündern bezeichneten Stein
ein Stück Wald, das Illenwäldele genannt; beginnt bei Mathäus Laule, wo
ehemals eine große Eiche stand; zwei Schritte von ihr weiter aufwärts
steht ein Stein mit zwei Beykündern
ein Stück Wald und Reutefeld; unten daran dem Illenwäldele gegenüber
liegt am Sommerberg der Kochwald, der unten am Hag an des Mathäus Laule
Feld beginnt; weiterhin zu einem Stein mit zwei Beykündern, der im
abgegangenen eichenen Stocke (Baumstamm) steht
ein Stück Wald in der Oberhalden, liegt ob des Johann Andrissen Gut an
der Sommerhalde, beginnt auf der Wasserseige und dem Mattenthaler Eck
beim Bannstein und erstreckt sich bis zur alten Hohlgasse
Gärten
ein Gärtel zwischen dem Haus und der Scheuer ein Gras~ und Obstgarten.
Der Falkenbühl besteht in einem alten, sehr baufälligen und fast nicht
mehr bewohnbaren Haus, in dem dermalen ein Taglöhner sitzt, und ist mit
einem Grasfeld und wenigen Obstbäumen umgeben.
Nach einer Abmessung vom 17. Januar 1753 betragen alle Waldungen, Äcker und Matten 28800 Decimalschuhe.
Nach der am 26. November 1780 vorgenommenen Messung ist der
Flächeninhalt der zum Baldenweg und Falkenbühl gehörigen Güter
folgender:
I. Äcker |
44 | Jauchert | 299 | Ruthen |
II. Matten | 76 | " | 6 | " |
III. Gärten | - |
" | 340 | " |
IV. Nadelholzwald | 95 | " | 164 | " |
V. Gestrüpp,Weide und Reutefeld |
30 | " | 114 | " |
Vl. Ödfeld |
3 | " | - |
" |
Summa | 250 | Jauchert | 203 | Ruthen |